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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tod von Robert Enke - ein Vermächtnis?



abejundio
15.11.2009, 14:02
Wenn die Gesellschaft - wir - zu begreifen beginnt, dass Depressionen eine sehr ernst zu nehmende, oft genug tödlich endende Krankheit sind, wenn sie - wir - bereit wird, den Schwachen anzunehmen und ihm einen Halt zu geben, anstatt ihn wegzustoßen und auszugrenzen, wenn sie - wir - fähig wird, den wirklichen Menschen hinter seiner Fassade zu sehen und ihm die Angst nimmt, diesen auch zeigen zu dürfen, dann war der an sich sinnlose Tod eines so jungen Menschen nicht ganz umsonst.
Dann geschieht vielleicht das, was Gott uns verheißen hat: Dass Er aus Schuld und Leid letztlich doch Segen wachsen lassen kann und wird.
Dann wäre es auch das Vermächtnis von Robert Enke.

Shalom.

abejundio

Fisch
15.11.2009, 14:55
Wenn die Gesellschaft - wir - zu begreifen beginnt, dass Depressionen eine sehr ernst zu nehmende, oft genug tödlich endende Krankheit sind, wenn sie - wir - bereit wird, den Schwachen anzunehmen und ihm einen Halt zu geben, anstatt ihn wegzustoßen und auszugrenzen, wenn sie - wir - fähig wird, den wirklichen Menschen hinter seiner Fassade zu sehen und ihm die Angst nimmt, diesen auch zeigen zu dürfen, dann war der an sich sinnlose Tod eines so jungen Menschen nicht ganz umsonst.
Dann geschieht vielleicht das, was Gott uns verheißen hat: Dass Er aus Schuld und Leid letztlich doch Segen wachsen lassen kann und wird.
Dann wäre es auch das Vermächtnis von Robert Enke.

Shalom.

abejundio

Schön wäre es - aber mal ehrlich, glaubst du wirklich, dass es soweit kommt in der heutigen Gesellschaft? Was denkst du wieviel Tage noch über Enke gesprochen wird und wieviel Tage noch über die Depressionen als Krankheit geredet wird?

Mirjamis
16.11.2009, 11:31
Es ist doch beeindruckend, wie viele Menschen zur Trauerfeier von Robert Enke gekommen sind. Aber was hat Robert Enke jetzt noch davon?
Hinterher, aus der Erschütterung über so einen Tod, sind die Menschen plötzlich da, sind sie aufgerüttelt, vielleicht auch nur für kurze Zeit.

Wenn jemand sich das Leben nimmt, sind wir immer erschüttert.
Aber ich frage mich in solchen Situationen immer, was hätte vorher geschehen müssen, um den Selbstmord zu verhindern?
Wer hätte ihm helfen können und womit?
Wo waren die Freunde? Mit wem hat er über sein Problem reden können? Wer war offen für seine Not?
Was hätte er gebraucht?
Wo hätte er sich Hilfe holen können?
Hat er vielleicht auch bei Menschen Hilfe gesucht (auf seine Weise) und sie nicht bekommen?
Hat er Signale ausgesandt, die nicht gehört und wahrgenommen wurden?

Da merk ich immer wieder, wie wenig wir wahrnehmen vom anderen. Wie die, die Hilfe brauchen, oft gar nicht wissen, an wen sie sich wenden können.
Wie wenig offene Ohren, offene Herzen da sind.
Das mein ich jetzt nicht nur in Bezug auf Robert Enke, sondern ich denke an die, mit denen wir zusammen sind, die wir kennen. Wie viele Menschen sind verzweifelt und wissen keinen Ausweg.

Wie können wir da helfen? Was nehmen wir wahr von ihrer Not???????

Regenbogen
18.11.2009, 10:31
Ich habe mit vielen Menschen zu tun, die durch tiefe Krisen gehen,
auch mit Menschen, die aufgrund einer Verzweiflungstat eines einzelnen Menschen z.T. ihr ganzes Leben lang unter den Folgen dieses Traumas, in das sie durch einen Suizid hineingezogen wurden, leiden
- Lokomotivführer
- Helfer von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften
- zufällig vorübergehende Passanten
- und natürlich die Angehörigen und Freunde
...
Bei allem Verständnis für die Verzweiflung jedes Einzelnen,
aber im Augenblick des Entschlusses zum Suizid z.B. durch das sich vor einen Zug schmeißen, ist dieser Mensch sehr gefangen in sich selbst und beachtet nicht mehr, was er für Schrecken und Leiden durch seine Tat, mit der er sich von Leiden befreien will, verursacht und auslöst - seine Verzweiflung richtet sich nicht nur gegen sein eigenes Leben, sondern auch gegen das Leben anderer Menschen.

Seleiah
18.11.2009, 18:00
aber im Augenblick des Entschlusses zum Suizid z.B. durch das sich vor einen Zug schmeißen, ist dieser Mensch sehr gefangen in sich selbst und beachtet nicht mehr, was er für Schrecken und Leiden durch seine Tat, mit der er sich von Leiden befreien will, verursacht und auslöst - seine Verzweiflung richtet sich nicht nur gegen sein eigenes Leben, sondern auch gegen das Leben anderer Menschen.

Und so ein blabla bringt was? Null, wer sich umbringt der ist dessen definitiv bewusst, aber wer sich umbringt dem ist das auch wiederum scheissegal

Fisch
18.11.2009, 18:44
Und so ein blabla bringt was?

&ungeduldig

Sele, man sollte Leuten wie Regenbogen mit Respekt begegnen, denn sie ist für Menschen da denen es schlecht geht und die Hilfe brauchen.

mako
24.11.2009, 00:12
Bei allem Mitgefühl für die Angehörigen, für die Vorortgewesenen, für Menschen, die an Depressionen leiden. Ich glaube, die Diskussionen werden verstummen und deshalb wird auch weiterhin kaum einer Notiz davon nehmen, dass jedes Jahr tausende von Menschen Suizid begehen. Und darunter sind eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen. Es ist für mich nur einmal mehr bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass der Freitod eines depressiven Fußballmillionärs für mehr Aufsehen sorgt, als der Freitod von Kindern und Jugendlichen. Aber dafür kann Robert nichts, insoweit RIP Robert Enke.

Regenbogen
24.11.2009, 11:40
Liebe/r mako,

ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass ich selbst für die Not meiner Mitmenschen, in meiner nächsten Umgebung sensibel werde ... und auch wahrnehme, wo der 'Hunger', die Sehnsucht der Menschen ist ...
ich bin genau aus diesem Grund, weil ich die Augen auch vor der Not und den Nöten nicht verschließen möchte, vor mehr als 30 Jahren Seelsorgerin geworden .... nicht dass ich damit alle Not lindern könnte, aber ein wenig von der Liebe, die Gott mir in mein Leben hinein geschenkt hat, weiterzugeben, damit es wärmer wird, ist mir bis heute an jedem Tag wichtig ... und wenn jeder ein wenig von sich und seiner Liebe, seinem Glauben schenkt, dann kann aus einem einzeln Du ein Wir werden ... Wenn das Brot, das wir teilen als Liebe blüht ... dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut ...

http://www.youtube.com/watch?v=pH6E274SW7c

Herzliche Grüße
Regenbogen

Origenes
25.11.2009, 23:54
Ein Vermächtnis?
Vielleicht...
Aber auf jeden Fall ein Aufruf für alle, die sich in den Fängen der Depression befinden, sich helfen zu lassen, bevor es überhaupt zum Suizid kommen muss...
Ich spreche als jemand, der sich zwar nicht als depressiv bezeichnet, der aber bedingt durch manche Lebenskrise (privat und beruflich) weiß, was es heißt, am Boden zu sein und trotzdem weiter getreten zu werden.
Ich bin GOTT dem HERRN von Herzen dankbar, dass er mir Eltern gegeben hat, mit denen ich inzwischen über alles reden kann. Am wichtigsten ist jedoch der Mensch, der dafür mit Sorge getragen hat. Wer einen meiner ersten Beiträge (oder mich/uns damals aus dem Chat) kennt, weiß, um wen es geht :-)

In meinen Augen ist es nicht zwingend erforderlich, sofort zu Therapeuten zu gehen oder sein Herz einem Seelsorger aus zuschütten (wenngleich ich beides hinter mir habe). Entscheidend ist, dass man sich überhaupt äußert, sich öffnet und (vielleicht nur sehr leise) "Hilfe!" sagt.

Wie es sich bei Robert Enke zugetragen hat, weiß ich nicht.
Ich würde ihn auch nicht verurteilen. Als ich von seinem Tod hörte, war ich erschüttert und er tat mir Leid...
Alle Gründe, die ihn zu seinem Freitod bewogen haben, wissen nur er und GOTT allein - seine Frau weiß bestimmt deutlich mehr, als wir...(wenn auch jeder, der es wollte, durch den in meinen Augen unehrenhaften Medienhype so gut wie alles mitbekommen konnte...derlei Medientamtam mag ich nicht, da es mehr um Quoten und Kommerz zu gehen scheint, als um Gefühle und Anteilnahme).

Aus diversen Erzählungen und Büchern vermeine ich zu wissen, dass es Geist und Seele dessen, der sich selber gerichtet hat, zunächst eher schlecht ergeht...Der Freitod ist keine Befreiung, sondern das Lösen einer Rückfahrkarte in ein anderes Leben oder zumindest in eine andere Daseinsform...aber weit vom erwarteten/erhofften ZIEL entfernt.

Daher sollte nicht nur für alle lebenden Beteiligten (Ehefrau und Familie von Robert Enke und dem Fahrer des Zuges...), sondern vor allem für Geist und Seele von Robert Enke gebetet werden.

Zum Schluss möchte ich all jene ansprechen, die labile oder potentiell depressive Menschen kennen und mit ihnen zu tun haben:
Habt den Mut, und sprecht jene an...doch mit Feingefühl. Keiner will hören "Du bist krank, geh mal sofort zum Arzt". Da ist manchmal Sanftheit gefragt.

Und noch etwas zum Schluss: Geht offen durch das Leben. Denn so sieht man auch unbekannte Menschen, die hilfsbedürftig sind...auf die Weise konnte ich einen mir unbekannten Passanten von den Bahngeleisen holen, kurz bevor er sich vom nahenden Zug überfahren lassen wollte...


GOTT zum Gruß!