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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : alter Hass und Ablehnung gegen die Juden



Mirjamis
06.03.2010, 15:25
Mich beschäftigt in letzter Zeit immer wieder die Frage, warum in den letzten 2 Jahrtausenden so viel Hass gegen die Juden war, so viel Ablehnung, so viel Verfolgung.

Das begann wohl schon sehr bald in den ersten Jahrhunderten nach Jesus.

Kann jemand von euch mir darauf eine Antwort geben? Vor allem über den Beginn und die Ursache.

Denn auch die Christen sonderten sich sehr bald von den Juden ab.
Warum nur?

Strickstrumpf
06.03.2010, 16:07
Ich schätze mal, daß da Luther aufgrund einiger seiner Aussagen nicht ganz unschuldig ist, was das Verhältnis der Christen zu den Juden betrifft. Waren es doch Juden damals in Jerusalem, die von Pontius Pilatus forderten, daß Jesus ans Kreuz und der Mörder frei kommt.

poetry
06.03.2010, 16:19
Das Grundübel entstand schon viel eher und zeiht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.


Waren es doch Juden damals in Jerusalem, die von Pontius Pilatus forderten, daß Jesus ans Kreuz und der Mörder frei kommt.

Da wäre ich mir nicht so sicher, liebe Strickstrumpf.

anonym002
06.03.2010, 16:51
Hallo Mirjamis

Judenhass ist älter als 2000 Jahre.

Hier etwas Lektüre, kleiner Abriss der Geschichte, auch wenn es "nur" von wiki ist ;-)

http://de.wikipedia.org/wiki/Judenhass

http://de.wikipedia.org/wiki/Antijudaismus_im_Mittelalter



Antwort? Gottlosigkeit und Wahnsinn des Menschen......



Alef

Jakow
08.03.2010, 09:42
Ich schätze mal, daß da Luther aufgrund einiger seiner Aussagen nicht ganz unschuldig ist...Luther war hier ganz Kind seiner Zeit und sein späterer Antisemitismus war hier nichts was herausragede, sondern seine anfängliche offenere Haltung den Juden gegenüber. Darum ist es historisch falsch, Luther hier eine besondere Position zu geben. Er war hier nur ein Mitspieler von vielen. Zu vielen.


was das Verhältnis der Christen zu den Juden betrifft. Waren es doch Juden damals in Jerusalem, die von Pontius Pilatus forderten, daß Jesus ans Kreuz und der Mörder frei kommt.Genau dieser Unsinn ist es, welcher die Frage beantwortet. Um dieses zu erkennen, kann man sich dabei ganz an das Wort von Jesus selber halter, welcher nirgends die Juden als solche anklagte, sondern uns alle.

In diesem Sinne waren es eben auch nicht die Juden, welche hier als Akteur dargestellt werden, sondern "das Volk" und dieses war zur Zeit Jesus in Jerusalem eben nicht nur Juden.

Von den ganzen inhaltlichen Fehlern genau bei der Darstellung dieses Vorgangs im NT einmal abgesehen.

Aber wer behauptet, dass die Juden Jesus ans Kreuz brachten, kann sich dabei nicht auf das NT oder Jesus beziehen, sondern muss sich dabei auf die ganzen (alten) Antijudaisten und Antisemiten beziehen.

Jakow
08.03.2010, 09:48
Antwort? Gottlosigkeit und Wahnsinn des Menschen......
Oder die alte Frage von G'tt an Adam, an die Menschen: "Wo bist du?", welche mit durch die Juden repräsentiert wird und durch Aufkommen des Christentums und Islams noch verstärkt wurde, wo die Juden als Zeugen aufgerufen wurden. Nur wollten hiervon die Juden eben nichts wissen...

In diesem Sinne kann ich es auch verstehen, wenn früher die Menschen in ihrem eigenen Leid ausrasteten, wenn ein Juden an ihrem G'tt vorbei lief und einfach salop: "Hallo Kollege" sagt.

Mirjamis
08.03.2010, 10:36
Hallo Mirjamis

Judenhass ist älter als 2000 Jahre.

Hier etwas Lektüre, kleiner Abriss der Geschichte, auch wenn es "nur" von wiki ist ;-)

http://de.wikipedia.org/wiki/Judenhass

http://de.wikipedia.org/wiki/Antijudaismus_im_Mittelalter



Antwort? Gottlosigkeit und Wahnsinn des Menschen......



Alef

Na, da hätte ich eigentlich auch drauf kommen können, bei Wiki nachzuschauen. Lach.

Wenn ich das bei Wiki lese: Ich bin immer wieder entsetzt, wozu Menschen fähig sind.

"Judenhass ist älter als 2000 Jahre"???
Kannst du dazu noch was sagen?

luxdei
08.03.2010, 10:44
Denn auch die Christen sonderten sich sehr bald von den Juden ab.
Warum nur?

Das ist sicherlich ein vielschichtiger Prozeß gewesen. Ein Punkt scheint mir die Abgrenzung vom Judentum zu sein, um als eigenständige Religion bzw eigenständiger Kult existieren zu können. Hinweise auf erste Abspaltungen finden sich schon in den frühsten Schriften. Paulus war offenkundig bemüht, das, was er als Jeshuas Botschaft ansah, exportfähig zu machen. Er löste sich vom jüdischen Gesetz und knüpfte an der griechischen Götter- und Mythenwelt an. Auch schien es ihm klar zu sein, daß das bzw sein Christentum nicht in inhaltlicher Nähe zum Judentum überleben könnte. Galt die jüdische Provinz doch als aufständig.
Neben dieser Abgrenzung vom Judentum gesellte sich eine Anbiederung an die römische Ordnung. Eine Aufhebung der Speisevorschriften, die Aufforderung die staatliche Obrigkeit zu akzeptieren und als Sklaven besonders gute Sklaven zu sein.
Mit der Ausbreitung der paulinischen Botschaft in der heidnischen Umwelt werden antijüdische Ressentiments recht problemlos übernommen worden sein. Schließlich fielen sie auf den durch Abgrenzung und Ablehnung bereiteten Boden.
Spätestens als das Christentum (paulinischer Prägung) Staatskult wurde, und somit für die Einheit des Imperiums zu sorgen hatte, wird Antijudaismus Pflicht gewesen sein.
Auf der anderen Seite dürfen wir nicht übersehen, daß ein im Judentum gegründetes Christentum a la Petrus spätestens mit den jüdisch-römischen Kriegen und deren Folgen am Ende gewesen sein dürfte. Somit fiel eine Alternative weg.

Soweit einige Punkte dazu. Absalom wird sicherlich fachgerechter antworten können.

Gruß
LD

absalom
08.03.2010, 18:13
Mich beschäftigt in letzter Zeit immer wieder die Frage, warum in den letzten 2 Jahrtausenden so viel Hass gegen die Juden war, so viel Ablehnung, so viel Verfolgung.

Das begann wohl schon sehr bald in den ersten Jahrhunderten nach Jesus.

Kann jemand von euch mir darauf eine Antwort geben? Vor allem über den Beginn und die Ursache.

Denn auch die Christen sonderten sich sehr bald von den Juden ab.
Warum nur?


Die Gründe sind so vielschichtig und historisch überaus komplex. Es bedarf wahrlich mehr als einer Seite, um dieser Historie nahe zu kommen, welche bis in unsere Zeit wirkt.

Sicher spielen der Exklusivgedanke Israels und dessen Selbstanspruch gegenüber Gott eine triftige Rolle, gerade im Bezug zu den beiden Tochterreligionen, welche eine Konkurrenz und einen solchen Selbstanspruch neben sich nur schwerlich ertragen können.
Ebenso spielt die geographische Lage Israels eine ebenso große Rolle – insbesondere in der Früh- und Spätantike. Israel stand schon immer in seiner Frühzeit im Spannungsfeld der Großmächte. Ein überaus wichtiger Faktor.
Und sicher darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Israel in seiner Geschichte auch überaus „gute“ Zeiten hatte und diese nicht selten dazu nutzte ihre umliegenden Nachbarn mit Krieg und Terror zu überziehen, was sich zumeist furchtbar rächte. Und ja, es gab nicht wenige politische – und auch religiöse Fehlentscheidungen, die oft aufs Schlimmste schicksalhaft auf Israel wirkten – und das bis in unsere heutige Zeit.

Ein Volk, mit einer so langen und überaus fassettenreichen Geschichte, welches letztlich alle Katastrophen überlebte ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man sich die Menschheitsgeschichte anschaut. Tausende von Völkern überstanden es nicht. Von Wunder würde ich nicht sprechen wollen, eventuell von Vorhersehung. Doch das liegt im Ermessen des Betrachters. Letztlich kann man aus der historischen Rückschau sagen, vieles hätte sich Israel ersparen können, manches war unvermeidbar und manches war bewusst gewollt. Im Endeffekt lebt Israel aus dieser Geschichte, mit all seinen Irrungen und Wirrungen und es gilt ganz besonders hier der Satz: Totgesagte leben zumeist länger! Es liegt in Gottes „Hand“.

Absalom

anonym002
08.03.2010, 19:05
Mirjamis

Denke mal an Ägypten, oder die Geschichte von Ester

Und ich denke, auch im Link ist das erwähnt


Alef

Mirjamis
09.03.2010, 10:07
Danke euch allen für eure Antworten.

Isaak
09.03.2010, 16:29
Liebe Gnadenkinder User,

Mirjamis hat sich selbst und Mitlesende eine Frage gestellt und zwar die der Ablehnung von uns Juden, bzw. dem jüdischen Glauben, um nicht als Erstes die Worte Judenhass niederzuschreiben.

Am Anfang möchte meine Wenigkeit nicht antworten, sondern eher fragen und zwar fragen ob Antworten je nach Religionszugehörigkeit, bzw. Glauben und Unglauben grundsätzlich verschieden ausfallen?

Sollte wirklich Jisrael Schuld sein und zwar dass sich Juden gegen einen Nazarener gewendet haben sollten? Sollte wirklich ein Nazarener Schuld, also der Anlas gewesen sein und zwar dass sich später Christen gegen uns Juden und unseren Glauben wenden dürften und noch dürfen?

Egal ob Ägypter sich sicher sein durften oder auch nicht und zwar andere Völker erobern und zu versklaven dürfen, damit war noch nicht beschlossen, dass die Sklaven als Untermenschen behandelt werden dürfen. Es gab Sklavenhalter und Sklavenhalter, Solche und Solche.

Egal ob frühe Christen sich sicher hätten sein dürfen, dass Jisrael einen Nazarener, welchen sie als ihren Erlöser und teilweise auch als ihren G“tt erkennen wollten, richtig einschätzen und zwar wer Jesus und was Israel und wir Juden seien. Damit war noch nicht beschlossen, dass wir, die Juden, als glaubensverfehlte Verlorene behandelt werden durften. Es gab und gibt Christen und Christen, Solche und Solche.

Egal ob Nationalsozialisten sich sicher sein durften, dass Juden reicher, erfolgreicher und betrügerischer waren und wir, die Juden, das Über der Nationen waren, welches das Deutsche, an dessen die Welt genäsen sollte behinderten und man uns Juden nur auslöschen müsse, damit war noch nicht beschlossen, dass dies so aufghen durfte. Es gab Nationalsozialisten und Nationalsozialisten, Solche und Solche.

Es gab und gibt aber auch Menschen, welche für Israel, für uns Juden sind und selbst denke ich, dass erst das "Für" und das "Dagegen" zusammen ein runderes Bild abgeben könnten.

Viele Christen, welche für Israel und uns Juden sind, sind es nicht selten wegen Jesus und dem christlichen Glauben, aber nicht wegen uns und nicht wegen Israel. Uns wünschen sie oft, bzw. helfen nach, dass wir doch Jesus erkennen mögen wie sie slbst, bzw. sind sich Felsenfest sicher, dass wir ihn erkennen oder untergehen müssen.

Ich Jud, frage mich, was das für ein Für uns sein könnte?

Mitmenschen, welche gegen Israel und uns Juden sind haben die verschiedensten Gründe.

Palästinenser haben ihre eigenen und die an vielen Stellen nicht unberechtigt.

Verschiedene außerpalästinensische islamische Richtungen haben ihre eigenen Glaubensgründe, um gegen Israel und uns Juden zu sein.

Christen, welche eine Mitschuld an der Ermordung des Nazareners glauben, haben ihre eigenen Gründe uns als Nachfahren vom Jesusmörder verstehen zu müssen.

Glaubende, welche überzeugt sind, dass ihr Glauben der Einzige und Wahre ist, können Israel und uns Juden nicht zustimmen.

Und selbst haben wir Juden ein Jisrael und einen Glauben, welcher zum Teil nachlesbar abhandelt, dass wir ein vom Ewigen erwähltes Volk seien. Wenn gleich die Orthodoxie und der liberale jüdische Glauben da teils stark abweichende Meinungen vertreten und Glaubenswege nachgehen.

In den meisten nichtjüdischen Verstehensweisen ist aber die „göttliche Erwählung Israels“ im Verstehen tief verankert und wirft schlicht und ergreifend die Frage auf, was dann mit den anderen Völkern und dem Ewigen sei.

Eine Antwort wäre, zu behaupten, dass das christliche Volk nun Israel sei.

Eine andere Antwort wäre, zu behaupten, dass der Islam den letzten göttlichen Propheten hattte.

Was macht und wie versteht man dann aber Israel und uns Juden?

Das einfachste ist wohl, dass wir Juden reagierend unsere Nasen erhöben und zumeist unüberlegt provozierend sagen würden, “So ist es nun einmal! Wir sind es und nicht ihr!“
Und auf nichtjüdischer Seite kam man auf die Idee uns in die Gaskammern zu stopfen und dass nur, damit es ideologisch nur ein Volk geben würde an welchem die Welt genäse.

Wir und damit meine ich uns Israel und alle Nationen und Völker können so gemeinsam nicht und miteinander weiter machen.

Wenn der Teil von uns Juden, von uns Israel glaubt und versteht ein erwähltes Volk zu sein, dann sollte, nein dann müsste dieser israelische Teil, also wir, dies allen anderen Völkern deutlich zeigen und zwar im Miteinander leben, im Frieden stiften, im Not lindern, im Leben fördern und im bescheiden sein. Denn erwählt zu sein würde nicht bedeuten besser zu sein, sondern mehr zu tun und in Liebe zu dienen. Solange wir aber uns verteidigen müssen, ist das nicht leicht und solange wir unseren Glauben höher halten als unsere Pflicht zu erfüllen, handeln wir uns mit Recht Kritik und Ablehnung ein.

Meine Aufforderung an mich Selbst und Alle ist abstand zu nehmen vom Glauben und zwar zu Glauben dass ausgerechnet wir zum rechteren Glauben gehörten und dass wir gemeinsam und zusammen uns bemühen sollten UNSER gemeinsames Leben, unsere gemeinsame Erde miteinander besser und friedlicher mit zu gestalten.

Da dürfte kein Raum für pauschale Ablehnung und Selbsterhöhung sein.

Egal wer der Nazarener war und sein soll.

Shalom

Isaak

absalom
09.03.2010, 22:07
Lieber Isaak, danke für deinen Text!


...dass wir gemeinsam und zusammen uns bemühen sollten UNSER gemeinsames Leben, unsere gemeinsame Erde miteinander besser und friedlicher mit zu gestalten.

Das sehe ich als Kernfaktum allem Daseins!

Religiöse, Völkische, Kulturelle, etc Ansichten und Meinungen hätten in diesem Spektrum eben nur eine sehr untergeordnete Rolle. Ein wünschenswerter "Zustand" der leider nur all zu oft an religiösen, völkischen, kulturellen, etc Wahnvorstellungen scheitert.

Absalom

Fisch
10.03.2010, 05:58
Wir und damit meine ich uns Israel und alle Nationen und Völker können so gemeinsam nicht und miteinander weiter machen.

Da sehe ich genauso wie du Isaak. Aber ich sehe auch, dass langsam das Bewusstsein dafür kommt, dass wir zusammen andere Wege beschreiten sollten.
Die Zeit wird zeigen, wie das ausschauen könnte wie wir gemeinsam Wege gehen - welche Auswirkungen es haben wird und wie wir das in den Anfängen meistern.

Ich hoffe, dass ich bei den Anfängen noch dabei sein darf und erleben darf, wie der "jetzt" Zustand aufbricht. Es wird auch eine Zeit der Schmerzen sein, denn Veränderung geht fast immer nur mit Schmerz einher.

Danke für deinen Beitrag Isaak.

Fisch
10.03.2010, 06:06
Religiöse, Völkische, Kulturelle, etc Ansichten und Meinungen hätten in diesem Spektrum eben nur eine sehr untergeordnete Rolle. Ein wünschenswerter "Zustand" der leider nur all zu oft an religiösen, völkischen, kulturellen, etc Wahnvorstellungen scheitert.



Zumindest werden sie sich sehr schwer tun das alte gelehrte oder traditionelle loszulassen. Aber ich habe die Hoffnung, dass nach dieser langen Zeit wo jeder bemerkt, dass diese Wege der Vergangenheit nicht gut sind für ein miteinander, dass das ein Ausschlag dafür sein kann, dass man umdenkt. Aber der Mensch muss sich die Zeit nehmen um zu Besinnung zu kommen und zu reflektieren - nur tun das die wenigsten in unserer heutigen schnelllebigen Zeit.

Geben wir die Hoffnung nicht auf und leben es mit unserem Leben ein kleines Stück in unserem Umfeld vor.

absalom
10.03.2010, 07:49
Geben wir die Hoffnung nicht auf und leben es mit unserem Leben ein kleines Stück in unserem Umfeld vor.

Ich habe diese Hoffnung!

Absalom

Isaak
10.03.2010, 17:09
So wichtig sicher die Fragen und Antworten zum Hass und Ablehnung zu Israel und uns Juden sind, so sind die Lösungswege zum Zusammenleben ebenso wichtig.

Selbst hat meine Wenigkeit nun das hiesige Thema „alter Hass und Ablehnung gegen die Juden“ zum Thema „neue Zustimmung und Liebe zu UNS allen gemeinsam“ umgebogen und bin aber auch nicht abgeneigt vielleicht zum Thema noch mehr hier lesen zu können, oder auch nicht.

lehit

Isaak