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Schattenschwinge
13.03.2007, 20:48
Dass unbeschriebene Blätter interessanter sind als welche, auf denen bereits geschrieben worden ist, kann vielleicht noch jeder nachvollziehen. Wenn dem nicht so sei,eine kurze Erklärung: Ein unbeschriebens Blatt ist unbefangen,schwerelos, es ist offen für alles Neue, es enthält bereits alle existierenden Gedanken, wartend darauf, dass sie niedergeschrieben werden. Auf einem beschriebenen Blatt sind bereits Gedankengänge verzeichnet, meist nur aus einer Sicht geschildert da Menschen dazu neigen, ein geschehen nur aus einem Blickwinkel zu sehen. Ich versteh nicht wie man seinen Gedanken Loyalität schwören soll, wenn sich Gedankenbilder doch ständig erneuern, ausgetauscht werden, verfallen… Wenn wir stets an einer Meinung festhalten, können wir uns nicht weiterbilden, wir bleiben in unserem Denkvermögen stehen, sind nicht offen für Neues, anders als das unbeschriebene Papier. Es gibt Gedanken, die werden oft gedacht, es gibt Gedanken, an die denken viele Menschen gleichzeitig und es gibt Gedanken, an die niemand denkt, wo es doch so wichtig wäre auch sie zu gedenken.
Ein unbeschriebenes Blatt reizt, schreit geradezu danach,beschrieben zu werden, ausgefüllt mit Gedanken, damit man sie festhält, für andere festhält, damit diese sie später lesen können und ihr eigenes Weltanschaungsbild durch sie verbessern können.
Das Blatt hier, das vorher noch unbeschrieben geschlummert hat, darauf wartete dass ich es mit Worten fülle, ist nun auch zur Hälfte beschrieben. Das macht dieses Blatt nicht weniger reizvoll, denn es will zuende geschrieben werden, und bis es das nicht ist, wird es mir keine Ruhe lassen wenn ich es halb fertig beschrieben herumliegen sehe. Ich werde geradezu gezwungen, weiterzudenken, weiterzuschreiben, dass Blatt auszufüllen und meine ganze Last von der Seele zu schreiben. Dieses Blatt wie auch jedes andere muss erdulden, wozu sein Herrchen oder Frauchen es macht. Es kann als Kriegserklärung missbraucht werden, vielleicht aber auch als Liebesbrief, ja vielleicht auch als Dankeschönsagung. Das Schicksal eines Blattes liegt in meinen Händen wie in den Händen der gesamten törichten Menschheit, die es als selbstverständlich sehen, unbeschriebene Blätter zu beschreiben. Wie soll man es genießen jemanden zu haben, auf den man seinen Hass, seine Wut und all seine Gefühle auf dessen Rücken abladen kann? Wie soll man es zu schätzen lernen wenn man sich nicht bewusst ist, dass ein leeres Blattpapier alle Gedanken beinhalten kann die nur irgend möglich?
Und nun sage mir, dieses Blatt, was für mich seinen Anreiz gerade verloren hat, weil ich alles geschrieben hab was ich wollte, dieses Blatt: Wozu nützt es? Erneuert oder zerstört es das Weltbild eines anderen? Öffnet es jemandem eine neue Sichtweise? Oder wird dies von mir geschriebene als Unsinn abgetan? Es ist mir egal, wie du darüber entscheidest, aber dieses Blatt hat seinen Zweck erfüllt, Ich konnte alles schreiben was mich bewegte, und ja vielleicht hilft es dem einen oder anderen auch, sein Denkinidvidum zu erweitern. Erst dann hat dieses einst unbeschriebene Blatt seinen Zweck erfüllt.


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