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Gabriel2
16.03.2007, 21:56
WA’JAKHEL – Er versammelte
2. Mose 35,1 - 38,20; 1. Könige 7,40 - 50

DREI STIFTSHÜTTEN

Man spricht immer nur von einer Stiftshütte, in Wahrheit sind es jedoch drei.

Die Erste,
besser gesagt, die eigentliche Stiftshütte, steht im Himmel. Sie ist das Original,
das Gott Mose auf dem Berg Sinai zeigte und ihm befahl, „alles genau nach
diesem Musterbild“ anfertigen zu lassen (vgl. 2. Mose 25,9). So nennt der
Hebrärerschreiber (8,5) Moses Stiftshütte eine „Nachbildung der himmlischen
Stiftshütte“. Inwieweit diese himmlische Stiftshütte identisch ist mit der
„Hütte bzw. Zelt oder Wohnstatt Gottes“ (vgl. Offenbarung 21,3),
die zum Abschluss der Heilsgeschichte zusammen mit dem neuen Jerusalem
vom Himmel auf die Erde hernieder kommt, ist ein anderes Thema.

Moses Kriterium, die Künstler Bezaleel und Oholiab mit dem Bau der
Stiftshütte zu beauftragen, war ihr Erfülltsein mit Gottes Geist sowie ihr Kunstsinn,
denn hier ging es nicht um die Schaffung einer neuen Kunstrichtung, sondern
um das gehorsame Kopieren des himmlischen Vorbildes. Die Größe Bezaleels lag
einerseits im Gehorsam, alles genauso auszuführen, wie Mose es ihnen weitergab,
und andererseits darin, nicht einer sturen eigenen Geometrie zu folgen,
sonder Sinn für Gottes Schönheit zu haben. Wir haben heute Theologen,
die ihre eigene Richtung kreieren, sich dabei aber nicht an die Vorlage
Gottes halten. Sie benutzen ihre Gemeindeglieder als Versuchskaninchen,
probieren dies und das, nur nicht das, was Gott ihnen vormarkiert hat.
Für das vom Vorbild abweichende gilt ebenso: „dicht daneben ist auch vorbei“.
Daher tat auch Jesus nur das, was er den Vater im Himmel tun sah. Gehorsam
ist die oberste Pflicht, um beim Bau des Reiches Gottes brauchbar zu sein.
Wer keinen geistlichen Einblick für die himmlische Stiftshütte hat; wer nicht weiß,
was Gottes Wille ist, kann auf Erden weder die Stiftshütte noch gottgewollt
die Gemeinde Gottes bauen.

Die Zweite
Stiftshütte, die historische, ist eine Nachbildung der himmlischen.
Sie heißt auf hebräisch „Mischkan“ (Wohnung) oder „Ohel moed“ (Zelt der Zusammenkunft).
Wenn die Wolke der Herrlichkeit Gottes die Stiftshütte umhüllte, wusste man,
Gott ist gegenwärtig. „So oft sich die Wolke von der Stiftshütte erhob,
brachen die Israeliten auf, und da wo die Wolke sich niederließ, lagerten die
Israeliten. So lange die Wolke auf dem Zelt ruhte, ruhte auch das Volk“
(4. Mose 9,17-18 ). Auch hier forderte Gott absoluten Gehorsam.
Die Wolke seiner Gegenwart gab Zeit, Richtung und Tempo an.
So war die Stiftshütte Gottes Repräsentant auf Erden, also nicht eine
bloße Nachbildung. Immer da, wo etwas im Gehorsam Gott gegenüber
errichtet wird, ist Gott gegenwärtig. In der Stiftshütte standen allerlei Geräte,
wie z.B. der siebenarmige Leuchter und die Bundeslade mit den
Zehn Geboten. Die Stiftshütte mit der Bundeslade hieß daher Gnadenstuhl,
da im „Zelt der Zusammenkunft“ Gott mit seinem Volk zusammentraf - das ist Gnade.

40 Jahre zog die Bundeslade, getragen von den Leviten, den Israeliten
durch die Wüste voran. Des Nachts wurden sie von der Feuersäule
und am Tag von der Wolke geführt – Gott selbst bestimmte den Zickzackkurs
durch die Wüste. Im Gelobten Land angekommen lagerte die Stiftshütte
bei Gilgal, danach in Silo und später in Gibeon, von wo aus König David
die Bundeslade nach Jerusalem holte. Erst König Salomo baute einen Tempel.
Laut der Mischna hat Salomo die ursprünglichen Geräte der Stiftshütte
in einem unterirdischen Tunnel, der unter der Holzkammer des Tempels begann,
untergestellt, wo später, als die Babylonier Jerusalem belagerten, die Priester
auch die Bundeslade versteckten. Danach hat man sie nie wieder gesehen, denn
sie soll erst im dritten Tempel wieder ihren Platz im Allerheiligsten einnehmen.
Auch wenn Juden und Christen, Archäologen und Bibelwissenschaftler
derzeit vehement nach der Bundeslade suchen, so wird sie, wie
Dr. Asher Kaufmann meint, erst gefunden werden, wenn der dritte Tempel
fertig ist, den die Bundeslade ist kein Museumsstück, sonder Zeichen
der Gegenwart Gottes.

Die Dritte
Stiftshütte ist der Schabbat – oder der Sonntag als siebter Tag -, denn
seltsamerweise beginnt die Beschreibung der Stiftshütte mit dem Gebot,
den Schabbat zu beachten: „…Aber der siebte Tag soll euch heilig sein als
ein Feiertag mit völliger Ruhe zu Ehren des Herrn! Wer an diesem Tage eine
Arbeit verrichtet, soll den Tod erleiden.“ Das heißt, am Schabbat soll auch die
Arbeit in der Stiftshütte ruhen. Nur die Beschneidung und Rettung aus
Lebensgefahr darf am Schabbat vorgenommen werden. Damit errichtete Gott Sein
„ Zelt der Zusammenkunft“ mitten in unserm Leben, denn so, wie er in der
Stiftshütte mit Mose redete, will Er am Schabbat/Sonntag mit uns reden.
Nun werden manche sagen: Gott kann doch jeden Tag zu mir reden. Stimmt!
Er aber redet mit uns, wann Er will – und dazu bevorzugt Er nun mal den
Schabbat. Er bestimmt den Tag dafür! Erst wenn wir innerlich zur Ruhe gekommen
sind, was nur am Schabbat möglich ist, sind wir fähig, Gottes Reden
wahrzunehmen. Damit wurde der Schabbat für uns zur Stiftshütte,
die überall auf unserem Lebensweg mit uns zieht. So wie die Stiftshütte mit
dem Volk Israel durch die Wüste ins Gelobte Land zog, so ist auch der
Ruhetag eine Stiftshütte, die überall – egal wo – bei uns ist, d.h. uns bis
ins eigentliche Gelobte Land begleitet, ja, im wahrsten Sinn hineinführt. Daher
tun wir gut daran, am Schabbat/Sonntag all unser Werk ruhen zu lassen,
denn nur so können wir spürbar Gottes Gegenwart erfahren.
Wir beten am Schabbat: „Deinen heiligen Schabbat hast du uns in Liebe
und Wohlgefallen zum Anteil an deiner Ruhe gegeben.“
So ist der Schabbat wie die Stiftshütte ein transportables Heiligtum,
damit wir überall mit Gott in Ruhe zusammentreffen können.


Ludwig Schneider