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Gabriel2
22.04.2007, 23:30
„TASRIA – Sie empfängt“
3. Mose 12,1 – 13,59; 2. Könige 4,42 – 5-19

WO DIE WEICHEN GESTELLT WERDEN

Die Bibel ist äußerst nüchtern. Wo heidnische Mythologien von konkurrierenden Göttern und Göttinnen,
von Störchen und Adlern reden, die die Kinder zur Welt bringen, sagt die Bibel nur
„Mit Schmerzen sollst du gebären“ (1. Mose 3,16). Genauso nüchtern stellt sie fest, dass die Frau nach
der Geburt sieben bzw. vierzehn Tage lang unrein ist. Wer diesen Wochenabschnitt liest, könnte ins
Schleudern kommen, denn Gott verlangt von der Wöchnerin ein Sündopfer ( 3. Mose 12,8 ), obwohl sie
doch nur seinen Befehl ausführte: Seid fruchtbar und mehrt euch!“ ( 1. Mose 1,28 ).

Schon früh hat man sich darüber Gedanken gemacht, warum eine Frau nach ihrer Mutterschaft und
monatlichen Menstruationszeit von Gott als unrein angesehen wird. Sieben Tage nach Beendigung der
Blutungen darf der Mann mit ihr keinen sexuellen Verkehr haben. Rabbiner haben diese biblische
Forderung im Religionsgesetz „Nidda“ definiert. Daraus geht hervor, dass der Bund der Ehe vor Gott so
heilig ist, dass er durch keine Profanisierung entheiligt werden darf, denn eine Profanisierung degradiert
die Ehe zur rationalen Gütergemeinschaft oder sexuellen Zweckbindung. Moderne Sexualforscher sehen
in der jüdischen Nidda-Regelung und ihrer zeitbedingten sexuellen Abstinenz eine hohe Stufe sittlicher
Vollkommenheit (Forel). Doch sie ist mehr als nur Sitte.

Die monatliche (im ganzen 12 Tage) sexuelle Abstinenz bewahrt die Ehe vor lähmender Routine.

Dadurch, dass die Frau sich nach Ablauf der vorgeschriebenen Enthaltung einem rituellem Tauchbad
unterziehen muss, geht sie wieder rein, d.h. geheiligt, bewusst und frisch ins sexuelle Eheleben.
Man erneuert damit alle Monate die Ehe. Wo diese Regel ignoriert wird, sucht man sich andere sexuelle
Auffrischer. Ein Blick in die Auslagen der Sex-Shops beweist die krampfhafte Suche nach immer neuen
Mitteln, gegenseitig wieder attraktiv zu werden, wodurch die Hilfsmittel immer perverser werden.
So betont das „Unreinsein“ nicht den Zustand der Frau, sondern die Ehe, die entheiligt wird, wenn man
die „gottgewollten Pausen“ nicht einhält.

Gott will, dass die Ehepaare sich jeden Monat neu heiligen und damit neu entdecken. Dazu gehört auch
das sexuelle Miteinander. Das hat auch positive Auswirkungen auf die Kinder. Heideggers Meinung, dass
Kinder nur so „in die Welt geworfen“ sind, ist falsch. So, wie die Eltern sich verhalten, wird auch die
Frucht ihrer Leiber sein, rein oder unrein, gesegnet oder ungesegnet. Gerade in unserer Zeit, in der die
Moralvorstellungen immer chaotischer werden, sind die biblischen Maßstäbe und Vorschriften das
Nonplusultra!

Eigenartig, dass zum Wochenabschnitt „Tasria – Sie empfängt“ auch das Problem des Aussatzes gehört.
Es scheint, dass genau wie die Frucht des Leibes, die erst neun Monate nach der Zeugung ans Licht
kommt, auch der Aussatz schon viel früher seinen verborgenen Ursprung hat. Zwar hat der traditionelle
Aussatz heute keine praktische Bedeutung mehr, doch er hat mit verschiedenen Seuchen und vielleicht
auch mit AIDS aktuelle Nachfolger bekommen. Daher sollte man das Wesen des Aussatzes erforschen,
ob er nur eine Krankheit wie alle anderen oder eine Plage ist, die man als eine von Gott gesandte Strafe
ansehen sollte.

Der Aussatz war bei Mirjam die Folge böser Nachrede gegen ihren Bruder; bei König Usia die Folge des
Hochmuts und bei Gehasi der Habgier wegen. Der Aussatz hat also immer eine Vorgeschichte, die uns an
5. Mose 28 erinnert: „ Achte darauf, dass du aufs Sorgfältigste meine Weisungen beobachtest, sonst
werden alle Seuchen Ägyptens bei die einkehren“. Gott ließ den Aussatz mit dem Ziel zu, die Menschen
dadurch zu bessern, denn er bot ihnen gleichzeitig Heilung an, die, wie beim Syrer Naeman, exklusiv im
Volke Gottes zu finden war – und noch sein sollte.

Wer die von AIDS befallenen Menschen verurteilt, weil sie ihrer Meinung nach ein perverses Leben
geführt haben, darf nicht vergessen, dass – wie oben bereits erwähnt – böse Nachrede, Hochmut und
Habgier ebenso Aussatz auslösen.

Der Aussatz war zur biblischen Zeit, selbst bei damals so hoch entwickelten Völkern wie Ägypten,
Griechenland und Rom, eine unheilbare Krankheit. Daher war es ein überzeugendes Zeichen, wenn der
Aussatz durch Gebet geheiligter Gottesmänner geheilt wurde, wie es durch Mose (4. Mose 12) und Elisa
(2. Könige 5) geschah. Heute haben wir zwar wieder eine unheilbare Seuche (AIDS), aber keine bzw.
kaum Gottesmänner, durch deren Gebet Unheilbare, wie z.B. AIDS-Kranke, geheilt werden.

Ehe man mit dem Finger auf AIDS-Kranke zeigt, sollte man auf die fehlende Vollmacht einer
kränkelnden Kirche hinweisen. Die Heilung von AIDS wäre eine überzeugende Beweisführung der
Echtheit unseres Glaubens (Markus 16), heißt es doch in 2. Mose 4: „Mose aber entgegnete:
Ach sie werden mir nicht glauben!“… Da erwiderte der Herr: „Stecke deine Hand in deinen Busen!“…
Er steckte seine Hand in den Busen, und als er sie wieder herauszog, war seine Hand vom Aussatz weiß
wie Schnee. Dann sagte er: „Stecke deine Hand noch einmal in deinen Busen!“ Als er es getan hatte und
die Hand dann wieder aus seinem Busen hervorzog, da war sie wieder wie sein übriges Fleisch geworden.

„Wenn sie dir also nicht glauben und sich von dem ersten Zeichen nicht überzeugen lassen,
so werden sie doch auf das zweite Zeichen hin glauben!“

Leider haben viele Theologen die Sünde weg theologisiert und die Wunder entmythologisiert.
Nun wundert man sich, wenn das Volk vom Aussatz befallen ist und dem entsprechend Aussatzbefallene
vom Glauben abfallen – wo sind die Propheten?

Im Klartext: Sünde gibt es überall – auch im Volk Gottes! Doch wenn die Sünde weglegalisiert ist, bittet
niemand mehr um Vergebung der Sünde, d.h. die Erlangung der Vergebung und der damit verbundenen
Heilung von Seuchen ist damit hinfällig geworden. Das ist, als ob Todkranke sagen: Ich bin nicht krank!
Dann kann und wird ihnen auch nicht geholfen.


Ludwig Schneider