Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Glauben - wie geht das?
Sapientia
06.11.2010, 22:39
Hallo an alle!
Christinnen und Christen sprechen gerne von einer lebendigen Beziehung zwischen ihnen selbst und Gott. Dieses Vertrauen wird als Glaube bezeichnet (zumindest wurde es mir mal so erklärt).
Damit es zu diesem Vertrauen kommen kann, muss doch davor eine Erfahrung stehen, sonst ist das doch alles blinder Glaube. Mit welchen Mitteln lässt sich eine derartige Erfahrung machen, die das Fundament für dieses Vertrauen bilden kann - ähnlich dem Fels auf dem der kluge Mann sein Haus baut (Lk 6,47-49).
Eine zweite Frage, die eng mit der ersten zusammenhängt: Wie seid ihr zu einem solchen Glauben gekommen?
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Blood_Raven
06.11.2010, 22:59
Den meisten Menschen, die glauben, wird der Glauben doch einfach anerzogen. Ihre Eltern bringen ihnen bei, dass es Gott gibt und sie zu ihm beten sollen, und die Kinder akzeptieren das dann einfach so. Manche bleiben gläubig, bei vielen lässt der Glauben im rebellischen Teenageralter oder auch später nach.
Natürlich gibt es auch Menschen, die erst später oder später wieder zu Gott finden. Ich vermute einmal, dass das bei den meisten mit Lebenskrisen zusammenhängen wird. Der Mensch neigt nun einmal dazu, dann spirituellen Rückhalt zu suchen - nicht immer in der Religion, oft auch in der Esoterik oder manchmal auch in einer radikalen weltlichen Ideologie, die oft auch einen quasi-religiösen Charakter haben.
Bei mir war es jedenfalls so, dass ich römisch-katholisch erzogen wurde. Ich war in meiner Kindheit eher strenggläubig. Ich dachte sogar daran, eine Priesterlaufbahn einzuschlagen, allerdings konnte ich mir kein Leben ohne Liebe und Sex vorstellen, sodass ich es dann doch bleiben ließ. In den letzten Jahren geriet ich dann in eine Glaubenskrise. Ich bin zwar immer noch katholisch, aber der Messbesuch ist für mich reine Pflichterfüllung. Irgendwelchen Halt im Leben oder gar spirituelle Erfüllung gibt mir mein Glaube schon seit Jahren nicht mehr. Überhaupt befinde ich mich derzeit in der Hinsicht irgendwie in einem totalen Chaos. Und jetzt? Grundsätzlich bin ich immer noch irgendwie Katholik und betrachte insbesondere die Evangelien immer noch als Grundlage meines Glaubens. Der römisch-katholischen Kirche stehe ich mittlerweile sehr skeptisch gegenüber und stütze mich lieber auf die Bibel, insbesondere die Evangelien, direkt als Glaubensgrundlage denn auf die kirchlichen Lehre. Ich glaube grundsätzlich immer noch an den einen Gott (wenngleich ich immer wieder agnostische Phasen durchmache), und zum Polytheisten werde ich nimmermehr (zumal meiner Meinung nach die Existenz mehrerer Götter ein Widerspruch in sich ist), aber ... naja. Es gibt so vieles, was ich nicht so recht verstehe. Außerdem denke ich sehr viel über den Tod nach, und da gibt es auch sehr viel, was ich nicht verstehe.
Zum Vergleich: Mein jüngerer Bruder wurde auch römisch-katholisch erzogen. Er wandte sich aber schon im Teenageralter ab, weniger aus Überzeugung sondern eher aus Bequemlichkeit, weil ihm der Messbesuch und sonstige kirchliche Vorschriften einfach zu lästig waren. Heute ist er wohl Agnostiker.
Eine "lebendige Beziehung" habe ich zu Gott nicht. Ich akzeptiere ihn, spüre aber nicht seine Nähe und habe nicht das Gefühl, dass er sich um mich kümmert. Er ist einfach da und macht gewisse Vorschriften, aber das war's dann auch schon.
Es gibt auch andere Erfahrungen. Erfahrungen die eine Sehnsucht wachsen lassen nach Liebe und Begegnung zu diesem Gott. Ich glaueb persönlich dass es nur mit einer persönlichen Entscheidung geht. Christsein ist ein Zustand nicht etwas was anerzogen werden kann! Ohne eine persönliche Entscheidung geht es irgendwie nicht. Gott ist dann zwar da aber anders. Christsein bedeutet für mich: Beziehung haben, aber lebendig, wie in einer (liebenden)Freundschaft wo die Anliegen erahnt werden und Liebe die hauptsächliche Grundlage sein sollte...
Ich wünsche auch allen dazu, die fürsorgliche und liebende Nähe unseres Vaters der auch Mutter ist.
lg martin
Blood_Raven
06.11.2010, 23:23
Ich denke nicht, dass Glaube etwas mit einer persönlichen Entscheidung zu tun hat. Glauben ist eine Sache der persönlichen Überzeugung und unterliegt als solcher nicht der Willensfreiheit. Man kann sich entscheiden, ob man lieber eine Pizza oder einen Salat essen möchte oder welchen Film man sich ansehen möchte etc. Aber man kann sich nicht entscheiden, ob man an Gott glauben möchte oder nicht. Entweder man tut es oder nicht. Schon deshalb ist jede Form von Zwangsmissionierung (neben allem anderen, was sie sonst noch verwerflich macht) Unfug: Man kann sich nicht entscheiden, an Gott glauben zu wollen, wenn man es nicht tut. Man kann sich umgekehrt zwar entscheiden, Gott ignorieren zu wollen, aber dadurch verschwindet nicht der Glaube an sich. Entweder man glaubt oder nicht, willentlich lässt sich das nicht beeinflussen.
Alle Religionen haben zwei Wege hervorgebracht. Einen dogmatischen Weg und einen, der auf eine direkte Gotteserfahrung abzielt - der Weg der Mystik, der Weg nach innen. Leider wurde letzterer im Christentum unterdrückt und verfolgt. Aber in den Schriften von Evagrius Ponticus, Johannes Tauler u.a. sind Empfehlungen und Anleitungen erhalten geblieben.
Auch in Anlehnung an Tauler wäre einer Christin vielleicht folgendes zu empfehlen: Setze dich hin oder knie nieder - wie immer du magst - und bete. Erzähl Gott alles, was dir ins Bewußtsein kommt. Sei es auch noch so lapidar oder unpassend. Gib dich deinem Gebet hin. Bete und bete ... und dann wirst du merken, daß du ganz von selber innerlich still wirst. Dann laß die Worte fallen, und bleibe wach in dieser Stille. Wenn Gedanken kommen, fange wieder an zu beten. Das wäre ein erster Schritt.
Mein Weg zu einem erfahrungsbasierten Glauben? Nun, obwohl in einem atheistischen Elternhaus aufgewachsen, hatte ich schon als kleines Kind religiöse Neigungen, die mal stärker, mal schwächer durchkamen. In meiner Kindheit gab es eigentlich nur das Christentum als Religion. Dieses wurde mir aber bald zu eng, zu unergiebig. Es konnte mir keine Heimat geben. Relativ früh bin ich mit Schriften zum Zen-Buddhismus und dem spirituellen Yoga in Kontakt gekommen. Auch wenn ich als gerade mal Teenager nicht alles verstand - ich war 13 oder 14, haben sie mich nachhaltig beeinflußt.
Heute gehöre ich keiner Religion an. Meine Heimat habe ich im Kriya-Yoga gefunden, der sowohl meine spirituellen Neigungen als auch meine Rationalität befriedigt.
Gruß
LD
Blood_Raven
07.11.2010, 00:21
Das ist interessant. Wodurch wurden Deine religiösen Neigungen als kleines Kind ausgelöst, wenn Du durch Deine Eltern keine Religionen kennengelernt hast? Wie äußerten sie sich?
@ BR
Einen Auslöser kann ich Dir nicht nennen. Meine Mutter erzählte mir, daß ich schon immer als Kleinkind in die Kirche wollte. Und konnte es sich auch nicht erklären. Ich wußte immer, daß Religion irgendwie "richtig" ist. Hatte immer einen Draht dazu. Schwer zu beschreiben.
Aus meiner Sicht der Dinge würde ich sagen, daß meine religiösen Neigungen Auswirkungen früherer Leben sind, da aus meinem jetzigen Leben nichts auslösendes bekannt ist und nichts ohne Ursache geschieht. Aber auch diese Erklärung läßt sich offenkundig schwer belegen ;-)
Sapientia
07.11.2010, 00:49
Hallo an alle!
Vielen Dank zunächst mal für eure Antworten!
Bei mir war es jedenfalls so, dass ich römisch-katholisch erzogen wurde. Ich war in meiner Kindheit eher strenggläubig. Ich dachte sogar daran, eine Priesterlaufbahn einzuschlagen, allerdings konnte ich mir kein Leben ohne Liebe und Sex vorstellen, sodass ich es dann doch bleiben ließ. In den letzten Jahren geriet ich dann in eine Glaubenskrise. Ich bin zwar immer noch katholisch, aber der Messbesuch ist für mich reine Pflichterfüllung. Irgendwelchen Halt im Leben oder gar spirituelle Erfüllung gibt mir mein Glaube schon seit Jahren nicht mehr. Überhaupt befinde ich mich derzeit in der Hinsicht irgendwie in einem totalen Chaos. Und jetzt? Grundsätzlich bin ich immer noch irgendwie Katholik und betrachte insbesondere die Evangelien immer noch als Grundlage meines Glaubens. Der römisch-katholischen Kirche stehe ich mittlerweile sehr skeptisch gegenüber und stütze mich lieber auf die Bibel, insbesondere die Evangelien, direkt als Glaubensgrundlage denn auf die kirchlichen Lehre. Ich glaube grundsätzlich immer noch an den einen Gott (wenngleich ich immer wieder agnostische Phasen durchmache), und zum Polytheisten werde ich nimmermehr (zumal meiner Meinung nach die Existenz mehrerer Götter ein Widerspruch in sich ist), aber ... naja. Es gibt so vieles, was ich nicht so recht verstehe. Außerdem denke ich sehr viel über den Tod nach, und da gibt es auch sehr viel, was ich nicht verstehe.
Zum Vergleich: Mein jüngerer Bruder wurde auch römisch-katholisch erzogen. Er wandte sich aber schon im Teenageralter ab, weniger aus Überzeugung sondern eher aus Bequemlichkeit, weil ihm der Messbesuch und sonstige kirchliche Vorschriften einfach zu lästig waren. Heute ist er wohl Agnostiker.
Eine "lebendige Beziehung" habe ich zu Gott nicht. Ich akzeptiere ihn, spüre aber nicht seine Nähe und habe nicht das Gefühl, dass er sich um mich kümmert. Er ist einfach da und macht gewisse Vorschriften, aber das war's dann auch schon.
Danke für deine offene Schilderung, Blood_Raven!
Ich finde es angenehm, dass solche Aussagen hier toleriert werden - ich vermute, dass ihnen anderen christlichen Foren ein solcher Beitrag sogleich von einigen Usern scharf kritisiert werden würde.
Alle Religionen haben zwei Wege hervorgebracht. Einen dogmatischen Weg und einen, der auf eine direkte Gotteserfahrung abzielt - der Weg der Mystik, der Weg nach innen. Leider wurde letzterer im Christentum unterdrückt und verfolgt. Aber in den Schriften von Evagrius Ponticus, Johannes Tauler u.a. sind Empfehlungen und Anleitungen erhalten geblieben.
Ich denke, dass in Religionen anfangs immer (oder zumeist) eine spirituelle Einsicht einer Persone (oder einer Gruppe von Personen) gestanden hat. Religionen erleiden meist dann das Schicksal kodifiziert zu werden: aus einer bereichernden Erfahrung werden Vorschriften gebastelt wie man zu leben hat, wie man sich selbst und die Welt zu sehen hat. Das mag einigermaßen verständlich sein um Menschen zu kontrollieren, Königreiche stabil zu halten. Aber für viele kann solche Regelungen das Leben einengen.
Schlimm werden solche Kodifizierungen, wenn Menschen dadurch das Leben anderer beeinträchtigen (etwa im Fundamentalismus). Menschen werden aufgrund von Begriffen über die sich irgendwelche Leute den Kopf zerbrechen, verfolgt und gefoltert. Den "Weg der Mystik" wie es luxdei benennt, lässt sich aber nicht nach Kochrezept auf andere Menschen überstülpen. Der dogmatische Weg kann auch mit Gewalt weitergegeben werden.
Auch in Anlehnung an Tauler wäre einer Christin vielleicht folgendes zu empfehlen: Setze dich hin oder knie nieder - wie immer du magst - und bete. Erzähl Gott alles, was dir ins Bewußtsein kommt. Sei es auch noch so lapidar oder unpassend. Gib dich deinem Gebet hin. Bete und bete ... und dann wirst du merken, daß du ganz von selber innerlich still wirst. Dann laß die Worte fallen, und bleibe wach in dieser Stille. Wenn Gedanken kommen, fange wieder an zu beten. Das wäre ein erster Schritt.
Danke für die Empfehlung. Werde ich mal versuchen.
Ich selbst übe mich in Zen-Meditation, dieses "wach bleiben in der Stille" ist mir dadurch schon vertraut.
Liebe Grüße,
Sapientia
Ich selbst übe mich in Zen-Meditation, dieses "wach bleiben in der Stille" ist mir dadurch schon vertraut.
Dieses "Beten ohne Unterlass" ist eigentlich nur eine Art, in die Stille zu gehen. Ähnlich wie beim ZaZen das Zählen des Atems o.ä.
Seit wann meditierst Du?
Gruß
LD
Blood_Raven
07.11.2010, 01:15
Ich denke, dass in Religionen anfangs immer (oder zumeist) eine spirituelle Einsicht einer Persone (oder einer Gruppe von Personen) gestanden hat. Religionen erleiden meist dann das Schicksal kodifiziert zu werden: aus einer bereichernden Erfahrung werden Vorschriften gebastelt wie man zu leben hat, wie man sich selbst und die Welt zu sehen hat. Das mag einigermaßen verständlich sein um Menschen zu kontrollieren, Königreiche stabil zu halten. Aber für viele kann solche Regelungen das Leben einengen.
Dass Religionen meist bald nach ihrer Entstehung in Regeln gepresst werden, stimmt natürlich, aber ich glaube, man muss gar nicht so weit gehen, das mit Kontrollwünschen oder gar weltlichen Bestrebungen zu erklären. Religionen haben es nun einmal an sich, dass sie von ihren Anhängern für "richtig" gehalten werden. Viele Religionen (die ostasiatischen sind da teilweise eine Ausnahme) erheben auch den Anspruch, die einzig richtige zu sein. Da ist es wohl irgendwie natürlich, dass die Glaubensinhalte in Regeln und Formeln gepresst werden, um sie leichter vermitteln und praktizieren zu können. Denn was ohnehin "richtig" ist, nach dem sollten natürlich möglichst viele Menschen leben und danach glauben. Außerdem sind Religionen meist auch interpretationsbedürftig. Die oft eher nebulösen Aussagen des Stifters müssen präzisiert werden, um sie für den "Alltagsgebrauch" tauglich zu machen. Auch das führt letztlich zu Kodifizierungen.
Sapientia
07.11.2010, 11:39
Dass Religionen meist bald nach ihrer Entstehung in Regeln gepresst werden, stimmt natürlich, aber ich glaube, man muss gar nicht so weit gehen, das mit Kontrollwünschen oder gar weltlichen Bestrebungen zu erklären. Religionen haben es nun einmal an sich, dass sie von ihren Anhängern für "richtig" gehalten werden. Viele Religionen (die ostasiatischen sind da teilweise eine Ausnahme) erheben auch den Anspruch, die einzig richtige zu sein. Da ist es wohl irgendwie natürlich, dass die Glaubensinhalte in Regeln und Formeln gepresst werden, um sie leichter vermitteln und praktizieren zu können. Denn was ohnehin "richtig" ist, nach dem sollten natürlich möglichst viele Menschen leben und danach glauben. Außerdem sind Religionen meist auch interpretationsbedürftig. Die oft eher nebulösen Aussagen des Stifters müssen präzisiert werden, um sie für den "Alltagsgebrauch" tauglich zu machen. Auch das führt letztlich zu Kodifizierungen.
Das ist auch eine gute Erklärung dafür, Blood_Raven.
Liebe Grüße,
Sapientia
Sapientia
07.11.2010, 11:41
Dieses "Beten ohne Unterlass" ist eigentlich nur eine Art, in die Stille zu gehen. Ähnlich wie beim ZaZen das Zählen des Atems o.ä.
Seit wann meditierst Du?
Gruß
LD
Etwa seit einem Jahr. :)
Liebe Grüße,
Sapientia
Mirjamis
07.11.2010, 15:11
Hallo an alle!
Christinnen und Christen sprechen gerne von einer lebendigen Beziehung zwischen ihnen selbst und Gott. Dieses Vertrauen wird als Glaube bezeichnet (zumindest wurde es mir mal so erklärt).
Damit es zu diesem Vertrauen kommen kann, muss doch davor eine Erfahrung stehen, sonst ist das doch alles blinder Glaube. Mit welchen Mitteln lässt sich eine derartige Erfahrung machen, die das Fundament für dieses Vertrauen bilden kann - ähnlich dem Fels auf dem der kluge Mann sein Haus baut (Lk 6,47-49).
Eine zweite Frage, die eng mit der ersten zusammenhängt: Wie seid ihr zu einem solchen Glauben gekommen?
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Ich denke, wie Menschen zum Glauben kommen, ist sicher sehr unterschiedlich und wie sie dann ihren Glauben praktizieren, ebenso.
Ich kann nur von mir berichten.
Ich wurde christlich (evangelisch) erzogen, erfuhr also schon als Kind viel von Gott, Jesus usw.
Blood Raven schrieb, dass es beim Glauben um keine Entscheidung geht. Bei mir ging es um eine Entscheidung. Im Alter von 18 Jahren stand vor mir die Frage, will ich mein Leben Gott in die Hände legen, mein Leben künftig von ihm leiten und bestimmen lassen? Und ich entschied mich für den Glauben, für einen Weg mit Gott. Dabei bin ich geblieben.
Ich für mich würde schon sagen, dass es eine lebendige Beziehung zu Gott war und ist. Ich hatte auch immer wieder Erlebnisse, die mir bestätigten, dass Gott Wirklichkeit ist, dass er in mein ganz persönliches kleines Leben eingreift.
Du schreibst "Damit es zu diesem Vertrauen kommen kann, muss doch davor eine Erfahrung stehen." Ich würde es umdrehen: Wenn ich Gott vertraue, wenn ich bewusst an ihn glauben will, kann ich ihn auch erleben. Also: Erst Vertrauen, dann Erfahrung. Und die Erfahrungen bestätigen und stärken dann wieder mein Vertrauen.
Wenn auch in den letzten Jahren manche Details an meinem Glauben ins Wanken gerieten, wenn es viele Fragen an biblische Texte gab, wenn ich meine Glaubensinhalte überprüfte, wenn sich auch manche Sichtweisen veränderten - die Beziehung zu Gott blieb.
Ich kann mit Gott über alles reden, er ist mir nahe, obwohl mein Kopf sich auch fragt, wie so ein großer Gott sich um so kleine Menschen kümmern kann, aber ich vertraue ihm, ich glaube an ihn - immer noch.
Der Glaube an Jesus, das ist ein anderes Kapitel. Die Dreieinigkeit war mir schon immer nicht geheuer. Jesus galt für mich immer als Sohn Gottes, als Messias. Fragen zu Jesus sind erst in den letzten Jahren aufgebrochen - ob er wirklich für unsere Sünden gestorben ist, ob er mehr ist als der Messias, mehr als einer mit besonderen Aufgaben usw.
Auch einige Bibeltexte verstehe ich heute anders als früher.
Für mich ist Jesus nicht mit Gott gleichzusetzen. Nicht, wie manche denken Jesus=Gott, sondern Gott ist Gott und Jesus ist von Gott ausgesandt, beauftragt, was auch immer.
Es sind noch viele Fragen zu Jesus offen, aber ich kann es so stehen lassen im Moment. Kann warten, bis ich auf meine Fragen noch Antworten finde - oder auch nicht.
Blood_Raven
07.11.2010, 15:27
Blood Raven schrieb, dass es beim Glauben um keine Entscheidung geht. Bei mir ging es um eine Entscheidung. Im Alter von 18 Jahren stand vor mir die Frage, will ich mein Leben Gott in die Hände legen, mein Leben künftig von ihm leiten und bestimmen lassen? Und ich entschied mich für den Glauben, für einen Weg mit Gott. Dabei bin ich geblieben.
Deine Entscheidung hat aber vorausgesetzt, dass bei Dir grundsätzlich Glauben vorhanden war. Ich kann mich natürlich irren, aber ich verstehe Dich so, dass es bei Deiner Entscheidung darum ging, ob Du Deinen Glauben bewusst leben willst oder ob Du ihn so weit wie möglich ignorieren willst. Diese Entscheidung kann man natürlich treffen, aber das ist etwas anderes als zu entscheiden, ob man glauben will oder nicht. Wenn ein Atheist entscheidet, dass er gerne Christ wäre, dann wird er dadurch auch nicht automatisch an Gott zu glauben beginnen. Er kann sich taufen lassen und die Messe besuchen, aber wenn er nicht in seinem Innersten an Gott zu glauben beginnt, hat er trotzdem keinen Glauben.
Hallo an alle!
Christinnen und Christen sprechen gerne von einer lebendigen Beziehung zwischen ihnen selbst und Gott. Dieses Vertrauen wird als Glaube bezeichnet (zumindest wurde es mir mal so erklärt).
Damit es zu diesem Vertrauen kommen kann, muss doch davor eine Erfahrung stehen, sonst ist das doch alles blinder Glaube. Mit welchen Mitteln lässt sich eine derartige Erfahrung machen, die das Fundament für dieses Vertrauen bilden kann - ähnlich dem Fels auf dem der kluge Mann sein Haus baut (Lk 6,47-49).
Eine zweite Frage, die eng mit der ersten zusammenhängt: Wie seid ihr zu einem solchen Glauben gekommen?
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Dürfen sich hier auch Nichtchristen zu Wort melden?
Absalom
Ministeresther
08.11.2010, 11:23
Ich denke nicht, dass Glaube etwas mit einer persönlichen Entscheidung zu tun hat. Glauben ist eine Sache der persönlichen Überzeugung und unterliegt als solcher nicht der Willensfreiheit. Man kann sich entscheiden, ob man lieber eine Pizza oder einen Salat essen möchte oder welchen Film man sich ansehen möchte etc. Aber man kann sich nicht entscheiden, ob man an Gott glauben möchte oder nicht. Entweder man tut es oder nicht. Schon deshalb ist jede Form von Zwangsmissionierung (neben allem anderen, was sie sonst noch verwerflich macht) Unfug: Man kann sich nicht entscheiden, an Gott glauben zu wollen, wenn man es nicht tut. Man kann sich umgekehrt zwar entscheiden, Gott ignorieren zu wollen, aber dadurch verschwindet nicht der Glaube an sich. Entweder man glaubt oder nicht, willentlich lässt sich das nicht beeinflussen.
der glaube selber ist eine gottesgabe, man erhalt sie wen man die bewuste entscheidung macht um got zu vertrauen und nicht sichselber oder gotzen...
und Jesus zu dem herren deines lebens machst, Gott volgen begint immer mit einer entscheidung...
Sapientia
08.11.2010, 14:35
Dürfen sich hier auch Nichtchristen zu Wort melden?
Absalom
Bitte, gerne.
der glaube selber ist eine gottesgabe, man erhalt sie wen man die bewuste entscheidung macht um got zu vertrauen und nicht sichselber oder gotzen...
und Jesus zu dem herren deines lebens machst, Gott volgen begint immer mit einer entscheidung...
Für Dich vertraut sich ein Mensch zuerst Gott an bevor er eine Beziehung mit IHM führen kann. Aber wie kann man sich jemandem anvertrauen, an dem man seine Zweifel hat?
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Etwa seit einem Jahr. :)
Liebe Grüße,
Sapientia
Ein Jahr ist schon eine schöne Zeit.
Gruß
LD
Ministeresther
08.11.2010, 19:58
Bitte, gerne.
Für Dich vertraut sich ein Mensch zuerst Gott an bevor er eine Beziehung mit IHM führen kann. Aber wie kann man sich jemandem anvertrauen, an dem man seine Zweifel hat?
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
in der Bibel steht wer sucht wird finden...und das ist wo die entscheidung gemacht werden muss.... um zu suchen.wen man Gott wirklich finden will, auch wen man noch an Ihm zweifelt, dan muss man entscheiden um Ihm zu vertrauen, und dan wird man Ihn "fulen, und so zur sicherheit gelangen. wen sogar schlechte menschen ihren kindern gute gaben geben, wifiel mehr unser Gott. wen wir erst mal zu der sicherheit gelangt sind das er ist, und das Er beloont wen Ihn ehrlich suchen, mussen wir wieder beschliesen um Gott zu glauben, und nicht unserer umgebung oder unseren umstanden, und hiernach zu handelen, und je mehr wir das tun, umso intimer wird unsere beziung mit Gott werden.
Sapientia
08.11.2010, 22:20
Danke für deine Antwort, Esther. Tja, das was du sagst ist nicht so einfach zu tun... Heißt das man soll passiv warten, dass sich Gott meldet? Wie merke ich es, wenn ER sich meldet?
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Liebe Sapienta,
ich persönlich glaube, dass es genauso einfach wie schwer ist Gottes Stimme zu hören oder seine Begleitung zu erspüren. Das Geheimnis lag bei mir im loslassen und im beschenken lassen.
Ich habe gelernt zur Ruhe zu kommen in dem ich mir regelmäßig Ruhezeit für die Ausrichtung auf Gott nahm. Die erste Erfahrung war sein Zuspruch einer nie endenden Liebe zu mir. Immer währende Gespräche mit ihm und das anvertrauen meines Lebens mit vielen Bitten brachten mich zur Ruhe. Es kommen Gedanken in diesen Gesprächen. Damit setzte ich mich auseinander indem ich mit einer guten Freundin darüber sprach und auch wieder in Auseinandersetzung mit meinem Gott trat. Dabei kommen immer wieder Impulse und Reflexionen. Was von Gott ist und was nicht entschied ich in Erfahrung dessen was in meinem Leben passiert und was in den Auseinandersetzungen mit Gott für Antworten kam. Der Kontakt, das Gespräch mit Gott darüber war dabei genauso entscheidend wie die Impulse die mein Leben begleiteten. Manchmal habe ich für mich erst später erkannt was meiner Meinung nach im Einfluss Gottes geschah. Die Beziehung die sich dadurch entwickelte möchte ich heute ähnlich einer Liebesbeziehung beschreiben. Ein langsames annähern bis zum kennenlernen und einer Vertrautheit und einen Alltag mit Gott. Heute steht in mir eine Sehnsucht nach dieser Liebe der ich immer wieder nachgehe.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig von meiner Welt zeigen und du kannst etwas von der Liebe erahnen die uns begleitet und uns ohne Gegenleistung geschenkt werden möchte.
LG Martin
Sapientia
13.11.2010, 17:30
Liebe Sapienta,
ich persönlich glaube, dass es genauso einfach wie schwer ist Gottes Stimme zu hören oder seine Begleitung zu erspüren. Das Geheimnis lag bei mir im loslassen und im beschenken lassen.
Ich habe gelernt zur Ruhe zu kommen in dem ich mir regelmäßig Ruhezeit für die Ausrichtung auf Gott nahm. Die erste Erfahrung war sein Zuspruch einer nie endenden Liebe zu mir. Immer währende Gespräche mit ihm und das anvertrauen meines Lebens mit vielen Bitten brachten mich zur Ruhe. Es kommen Gedanken in diesen Gesprächen. Damit setzte ich mich auseinander indem ich mit einer guten Freundin darüber sprach und auch wieder in Auseinandersetzung mit meinem Gott trat. Dabei kommen immer wieder Impulse und Reflexionen. Was von Gott ist und was nicht entschied ich in Erfahrung dessen was in meinem Leben passiert und was in den Auseinandersetzungen mit Gott für Antworten kam. Der Kontakt, das Gespräch mit Gott darüber war dabei genauso entscheidend wie die Impulse die mein Leben begleiteten. Manchmal habe ich für mich erst später erkannt was meiner Meinung nach im Einfluss Gottes geschah. Die Beziehung die sich dadurch entwickelte möchte ich heute ähnlich einer Liebesbeziehung beschreiben. Ein langsames annähern bis zum kennenlernen und einer Vertrautheit und einen Alltag mit Gott. Heute steht in mir eine Sehnsucht nach dieser Liebe der ich immer wieder nachgehe.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig von meiner Welt zeigen und du kannst etwas von der Liebe erahnen die uns begleitet und uns ohne Gegenleistung geschenkt werden möchte.
LG Martin
Danke für das Teilen Deiner Erfahrung hier, Martin! :-)
Ich versuche in letzter Zeit den Tag abends mit einer Kontemplation zu schließen: Sacred Space (http://sacredspace.ie/de/). Das ist eine Webseite von irischen Jesuiten. Durch Impulse und Schriftlesung aus dem Tagesevangelium bekommt hier Hilfe beim Gebet.
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Liebe Sapienta;
möchtest du mitteilen wie es dir bei deinen "ruhigen" Minuten geht? Glaubst du dabei an einen Kontakt?
Mir fällt noch ein, dass bei mir noch etwas vorausging, bzw. mich begleitete.
Es war ein Jesuitenpater. Der hat sehr viel von der liebe Gottes erzählt und das von Seite die so was von menschlich war und von eínem Gott der eine große Sehnsucht und Liebe zu seinem Menschenkind hatte die für uns unfassbar ist.
LG martin
Sapientia
14.11.2010, 13:12
Lieber Martin!
In diesen "stillen Minuten" spüre ich meine Existenz und bin in diesem Augenblick vollkommen anwesend.
Auch in Meditationen fühle ich mich eng mit allem um mich herum verbunden. Ob das nun Gott ist oder bloß eine Konsequenz von Gehirnaktivität kann ich nicht sagen.
Da gibt es etwa Untersuchungen, bei denen Probanden einen Helm aufsetzten, der Magnetfelder aufbaut. Mit diesen Magnetfeldern werden bestimmte Gehirnbereiche beeinflusst und die Aktivität gezielt geändert. Bei vielen entstanden bei bestimmten Bereichen Gefühle beobachtet zu werden, mit allem verbunden zu sein, eine Präsenz zu spüren o.ä.
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Durch die Magnetfeldertests kann man auch "Geister" erzeugen, gestalten die man aus dem Augenwinkel sieht
Man kann viele dieser Erfahrungen künstlich herstellen. Das heißt aber nicht, daß es "bloß eine Konsequenz von Gehirnaktivität" ist. Daß Phänomene (z.B. Gefühl der Verbundenheit und typische Gehirnaktivitäten) gleichzeitig auftreten, läßt wissenschaftlich gesehen keine Kausalschlüsse zu. Daß sich meditative Erfahrungen auch im Gehirn ihren Ausdruck finden, erscheint mir aber schlüssig.
Meditative Erfahrungen sind bislang im wissenschaftlichen Sinne noch recht unerforscht. Ein Buch, das ich gerade lese:
Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst.
Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen.
Gruß
LD
Lieber Martin!
In diesen "stillen Minuten" spüre ich meine Existenz und bin in diesem Augenblick vollkommen anwesend.
Auch in Meditationen fühle ich mich eng mit allem um mich herum verbunden. Ob das nun Gott ist oder bloß eine Konsequenz von Gehirnaktivität kann ich nicht sagen.
Da gibt es etwa Untersuchungen, bei denen Probanden einen Helm aufsetzten, der Magnetfelder aufbaut. Mit diesen Magnetfeldern werden bestimmte Gehirnbereiche beeinflusst und die Aktivität gezielt geändert. Bei vielen entstanden bei bestimmten Bereichen Gefühle beobachtet zu werden, mit allem verbunden zu sein, eine Präsenz zu spüren o.ä.
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Liebe Sapienta,
das ist doch schon mal was, ruhig werden, auf sich achten. Die eigene Präsenz zu spüren sich wahrnehmen.
Der Mensch ist empfindlich und reagiert auf äußere Einflüsse. Wir gehören ja dieser Natur an. Versuche, die du beschrieben hast belegen das. Die Wissenschaft erforscht das Thema erst ganz neu wie andere Themen auch.
Für mich gibt es einen Unterschied ob ich wissenschaftlich glaube oder aus welcher Überzeugung auch immer glaube. Glaube kommt ja aus dem //"geliebt sein"//"für lieb halten".
Die Frage, welche ich mir dabei stelle, was erwarte ich eigentlich? Wie soll sich nach meinen Vorstellungen/Glauben Gott (auch in mir) bemerkbar machen? Vielleicht hilft es dir ja so ein Anliegen Gott vorzutragen. Ich denke er
hat ein sehr großes Herz und will es dir gar nicht schwer machen. Ich glaube, dass er ganz für dich da sein will und dir vielleicht schon einen kleinen Impuls als Antwort darauf gibt....
LG Martin
Ministeresther
15.11.2010, 11:03
Danke für deine Antwort, Esther. Tja, das was du sagst ist nicht so einfach zu tun... Heißt das man soll passiv warten, dass sich Gott meldet?
nicht passiv, sondern im vertrauen das er sich melden wird...fang einfach an zu tuhen was Er von dir wil,(sprich mit ihm, lebe volgens seinen geboten, sei im taglichen leben bedacht auf ihn, denke an seine liebe und versuch sie an andere weiterzugeben)...kurzum lebe als ob du sicher warst das es ihn gibt, in deinen gebeten sage ihm das du ihm vertraust, doch das er dier helfen sol den lezten zweifel zu nemen, dah du seinen geboten volgst und nichts liber wilst als ihn zu kennen und durch ihn geleitet zu werden...
als ich zum glauben kahm merkte ich schon schnel das das wissen, und das fulen zusammenhangen mit dem tuen seines wortes, und bei mir war es sicherlich eine entscheidung um ihm zu folgen die zum wissen furte...
Wie merke ich es, wenn ER sich meldet?
ja, wie merkt man das....man fuhlt einen frieden und doch eine energie...schwer zu beschreiben...auf jeden fal ein spirituelles erlebnis....ich merkte auch das ich steds ofter "anders"dachte als fruer....manselber fult sich wie ein neuer mensch wen man Jesus erst mahl begegnet ist, doch es ist wohl auch fur jeden wider anders...
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
@ Martin
Beim Lesen Deines Beitrages stellte sich mir die Frage, wie Deine Beziehung zum Göttlichen ausssieht. Woraus sie resultiert.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Aber hast Du eigentlich Erfahrungen mit dieser Stille, die Sapientia beschreibt? Dein Post liest sich irgendwie anders?!
Gruß
LD
@ Martin
Beim Lesen Deines Beitrages stellte sich mir die Frage, wie Deine Beziehung zum Göttlichen ausssieht. Woraus sie resultiert.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Aber hast Du eigentlich Erfahrungen mit dieser Stille, die Sapientia beschreibt? Dein Post liest sich irgendwie anders?!
Gruß
LD
Liebe(r) luxdei,
Vorab schon einmal meine Gedanken zu deinen Fragen.
Du fragst wie "meine Beziehung zum Göttlichen" aussieht. Ich denke es könnte dir einen Einblick geben wenn ich kurz darlege wie ich meine Beziehung zu meinem Gott pflege: Freundschaftlich, vertraut und mit vielen alltäglichen Gesprächen/Auseinandersetzungen, Anliegen und Bitten mir täglich Impulse (auch für sein Anliegen) zu geben, meinen Tag zu begleiten, mich zu segnen und dass er mich verändern darf. Ich "rede" mit ihm wie mit einem guten Freund und versuche auch zu "hören".
Woraus sie resultiert: Aus ganz vielen persönlichen Erfahrungen als Basis zu meinem Gott sowie sehr persönlichen anvertrauten Angelegenheiten.
Ob ich Erfahrung habe mit dieser Stille: Da ich nicht genauso Empfinden kann wie Sapienta, darf ich mir hier nicht anmaßen "ja" zu sagen. Das ist auch nicht meine Absicht. Ich kenne Stille von einer 2 jährigen wöchentlich regelmäßigen Anbetungzeit incl. freiwiligen Bibelteilen.
Empfindungen mit Stille ist vielleicht auch schwer zu beschreiben. Jeder stellt sich dann doch diese Stille ein wenig anders vor und erlebt sie auch anders. Transzendent oder isolierend oder beengend, je nachdem. Ich finde es interessant und bereichernd hier im Forum darüber zu lesen. Letztlich können wir alle nur von einer Hand leben die sich öffnet.
Um dir eventuell genauer Antworten zu können möchte ich dich bitten mir zu beschreiben wie sich nach deiner Auffassung mein Post liest? Hoffentlich wirkt sich da nichts irgendwie negativ aus.
Ich hoffe es hilft dir ein wenig deine "Unklarheiten" für deine Gedanken hierzu zu beseitigen.
Wenn du möchtest, mich würde interessieren wie es dir geht im Umgang mit Stille und welche Erfahrungen du bezüglich deiner Erfahrung mit dem "göttlichen" machtest.
LG martin
Lieber Martin,
tut mir leid, habe mich wohl nicht sehr geschickt ausgedrückt. Du hast recht, ich hätte zur Frage auch schreiben sollen, wie ich Deinen Post auffasse. Also neuer Versuch.
Sapientia schrieb:
In diesen "stillen Minuten" spüre ich meine Existenz und bin in diesem Augenblick vollkommen anwesend.
Auch in Meditationen fühle ich mich eng mit allem um mich herum verbunden.
Darauf schreibst Du:
das ist doch schon mal was, ruhig werden, auf sich achten. Der Mensch ist empfindlich und reagiert auf äußere Einflüsse.
So wie ich Euch beide verstehe, schreibt Ihr über etwas grundsätzlich anderes. Durch Deinen letzten Beitrag, in dem Du schreibst, daß jeder die Stille anders erlebe (transzendent oder isolierend oder beengend, je nachdem), bestätigst Du meinen Eindruck. Und beantwortest nebenbei auch meine Frage ;-)
So wie ich Sapientia verstehe - unds ich hoffe ich lese nicht zu sehr durch meine eigene Brille, meint er/sie mit Stille, ein inneres Stillwerden, in dem Gedanken und Emotionen verebben, und sich eine Art klares Gewahrsein einstellt, ein ruhiges bewußtes Sein, wie immer man es bezeichnen will.
Gruß
LD
[QUOTE=Martin;90478Wenn du möchtest, mich würde interessieren wie es dir geht im Umgang mit Stille und welche Erfahrungen du bezüglich deiner Erfahrung mit dem "göttlichen" machtest[/QUOTE]
Ich werde Dir antworten. Dauert aber etwas zwecks Suche nach passenden Formulierungen ;-)
Gruß
LD
Liebe(r) luxdei,
meine gedankliche Ausrichtung bei dem Austausch mit Sapienta war ihre Frage
//"Danke für deine Antwort, Esther. Tja, das was du sagst ist nicht so einfach zu tun... Heißt das man soll passiv warten, dass sich Gott meldet? Wie merke ich es, wenn ER sich meldet?"//.
Von dieser Aussage waren meine Gedanken über die persönlichen Erfahrungen gelenkt.
Interessant sind die Aussagen am Anfang des Threads wo es um die "Nachbildung des Zustands durch äußere Einflüsse" geht. Dort gibt es für mich wirklich eine Differenzierung um die Zielsetzung der Diskussion bei solch einem neuen Aspekt. Will damit Sagen, dass es dann neue Betrachtungsweisen für ein "wertfreie" Annahme solcher Erfahrungen gibt. Was bezweckt der/die-jenige damit diesen Zusammenhang anzubringen. Geht es um Verallgemeinerung oder nur um die Erklärung unter welche selbst generierten Einflüsse ähnliche Zustände entstehen. Bringen wir wiederum Gott mit ins Spiel lässt sich dann eine neue Variante benennen. Eventuell die, dass der Zustand unabhängig von Gott erzeugt werden kann, nur warum?
Ich glaube, wenn ich Gott einlade mit mir eine Zeit aktiv zu verbringen, egal in welchem Zustand ich mich befinde, wird meine Wahrnehmung, je nach Zustand zwar abhängig sein aber der Glaube, dass Gott die Einladung angenommen hat und mit mir aktiv zusammen ist, nicht gestört.
lg Martin
Wenn du möchtest, mich würde interessieren wie es dir geht im Umgang mit Stille und welche Erfahrungen du bezüglich deiner Erfahrung mit dem "göttlichen" machtest.
Etwas schwer Dir zu antworten. Ich fange mal bei mir persönlich an, und komme dann zum unpersönlichen.
„Stille“ ist das, was ich z.B. in meinen Meditationen erfahre. Durch die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf den Stirnbereich und die Beobachtung des Atems wird die Aufmerksamkeit verinnerlicht. Das Gewahrsein der Umwelt, dann auch des Körpers nimmt ab. Die Gedanken und Emotionen verebben. Und es stellt sich ein Zustand ein, der „hinter“ deinen Gedanken liegt. Schwer zu beschreiben. Aber es ist ein Zustand, in dem ein Da-Sein erfahren wird. Man erlebt, dass man weder dieser Körper, noch dies Gemüt (diese denkende, fühlende Instanz) ist. Man beginnt zu begreifen, zu erleben, dass unser wahres Wesen reines bewusstes Sein ist. Und dieser Zustand ist Stille. In dieser Stille gibt es dann beispielsweise Erfahrungen der Allgegenwart wie Sapientia schrieb, von ruhigem Frieden (der den Verstand übersteigt, um Jesu Worte zu nehmen), ein Gefühl tiefer Verbundenheit mit allem (nicht-objektgebundene Liebe) etc. Allgegenwart, Liebe im beschriebenen Sinne, ruhiger Frieden sind Attribute, die meines wissens nach auch im Christentum mit dem Göttlichen assoziiert sind. Besonders im Johannesevangelium heißt es, wenn ich mich recht entsinne, daß Gott Liebe ist; und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.
Die Aussage, dass das ja schon etwas sei, passt insofern nicht, weil sie impliziert, dass noch etwas fehlt oder fehlen könnte. Wer diesen Zusatnd erfahren hat, würde sich dieser Aussage wohl nicht anschließen wollen.
Gruß
LD
Etwas schwer Dir zu antworten. Ich fange mal bei mir persönlich an, und komme dann zum unpersönlichen.
„Stille“ ist das, was ich z.B. in meinen Meditationen erfahre. Durch die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf den Stirnbereich und die Beobachtung des Atems wird die Aufmerksamkeit verinnerlicht. Das Gewahrsein der Umwelt, dann auch des Körpers nimmt ab. Die Gedanken und Emotionen verebben. Und es stellt sich ein Zustand ein, der „hinter“ deinen Gedanken liegt. Schwer zu beschreiben. Aber es ist ein Zustand, in dem ein Da-Sein erfahren wird. Man erlebt, dass man weder dieser Körper, noch dies Gemüt (diese denkende, fühlende Instanz) ist. Man beginnt zu begreifen, zu erleben, dass unser wahres Wesen reines bewusstes Sein ist. Und dieser Zustand ist Stille. In dieser Stille gibt es dann beispielsweise Erfahrungen der Allgegenwart wie Sapientia schrieb, von ruhigem Frieden (der den Verstand übersteigt, um Jesu Worte zu nehmen), ein Gefühl tiefer Verbundenheit mit allem (nicht-objektgebundene Liebe) etc. Allgegenwart, Liebe im beschriebenen Sinne, ruhiger Frieden sind Attribute, die meines wissens nach auch im Christentum mit dem Göttlichen assoziiert sind. Besonders im Johannesevangelium heißt es, wenn ich mich recht entsinne, daß Gott Liebe ist; und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.
Die Aussage, dass das ja schon etwas sei, passt insofern nicht, weil sie impliziert, dass noch etwas fehlt oder fehlen könnte. Wer diesen Zusatnd erfahren hat, würde sich dieser Aussage wohl nicht anschließen wollen.
Gruß
LD
Liebe(r) Luxdei,
erst einmal meinen recht herzlichen Dank für deine Antwort. Ich habe dadurch einen tieferen Einblick in die Welt der Stille erhalten. Es ist eine Bereicherung für mich. Ich muß mich bei dieser Sichtweise korrigieren. Mein Attribut des Kontakts mit dem Göttlichen hat zu sehr die Vorstellung dominiert es sei ein Defizit vorhanden. Danke schön.
Es gibt bestimmt für unseren Gott unendlich viele Wege uns zu begegnen. Liebe ist meines Wissens nach ein Hauptattribut dieser Göttlichkeit des NT. Paulus schreibt in seinem Galaterbrief davon. Das "späte" Johannesevangelium legt unter anderem auch Wert auf dieses Attribut. Mit diesem Augenmerk betrachtet ist es ein sehr wertvoller persönlicher Zustand.
Unabhängig davon stellt dieser Zustand des "bewussten Sein" eine von vielen wertvollen Möglichkeiten für mich dar sich dieser Liebe zu öffnen. Die Veränderung geschehen lassen um sich dieser Liebe zu öffnen ist für mich eine ständige Herausforderung. Dies kann in Ruhe, Hektik, Unachtsamkeit, Bewusstsein, Unbewusstsein eben einfach überall geschehen. Meine Gedanken gehen dahin, dass es diesem Gott absolut bewusst war und ist in dem was er tat und tut. Er kannte und kennt sein Menschlein durch und durch. Das andauernde Angebote seiner Liebe zu seinem geliebten Geschöpf stellt für mich eine Herausforderung dar. Eine Herausforderung in der Annahme dieser. Diese Liebe gilt es für mich zu entdecken, in der Hoffnung und dem Glauben das Gott meine Sehnsucht von vollkommener Annahme und Liebe stillt. Seine offenen Arme sehe ich als Zeichen in dem Jesus der ans Kreuz geschlagen wurde und zwar für alle Zeiten.
Herzlich Martin
Ich denke nicht, dass Glaube etwas mit einer persönlichen Entscheidung zu tun hat. Glauben ist eine Sache der persönlichen Überzeugung und unterliegt als solcher nicht der Willensfreiheit. Man kann sich entscheiden, ob man lieber eine Pizza oder einen Salat essen möchte oder welchen Film man sich ansehen möchte etc. Aber man kann sich nicht entscheiden, ob man an Gott glauben möchte oder nicht. Entweder man tut es oder nicht. Schon deshalb ist jede Form von Zwangsmissionierung (neben allem anderen, was sie sonst noch verwerflich macht) Unfug: Man kann sich nicht entscheiden, an Gott glauben zu wollen, wenn man es nicht tut. Man kann sich umgekehrt zwar entscheiden, Gott ignorieren zu wollen, aber dadurch verschwindet nicht der Glaube an sich. Entweder man glaubt oder nicht, willentlich lässt sich das nicht beeinflussen.
´´Denen aber die Ihn (Jesus) aufnahmen, gab Er macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an Seinen Namen glauben´´
Entscheidung? Ja klar!!! Ohne Entscheidung bleibst Du verloren in Ewigkeit. Mit Entscheidung dagegen wirst Du ein Kind Gottes. Das ist so einfach, dass es ein Kind verstehen kann. Daher: Mission ist das wichtigste, was Menschen für andere Menschen tun können! Aber natürlich nicht mit Zwang.
Blood_Raven
18.12.2010, 01:39
Glauben ist mit Gefühlen vergleichbar. Da kann man auch nicht entscheiden, einen Menschen zu lieben oder zu hassen, man tut es einfach. Ebenso glaubt man oder nicht.
Entscheiden kann man sich lediglich für Handlungen und Unterlassungen, ob man also z. B. Gottes Geboten gemäß leben oder sie ignorieren will. Ein gottgefälliger Lebenswandel hat aber nicht per se mit Glauben zu tun.
Glauben ist mit Gefühlen vergleichbar. Da kann man auch nicht entscheiden, einen Menschen zu lieben oder zu hassen, man tut es einfach. Ebenso glaubt man oder nicht.
Entscheiden kann man sich lediglich für Handlungen und Unterlassungen, ob man also z. B. Gottes Geboten gemäß leben oder sie ignorieren will. Ein gottgefälliger Lebenswandel hat aber nicht per se mit Glauben zu tun.
Nein!! Liebe ist eine knallharte Entscheidung, oft genau gegen unsere Gefühle. Oder meinst Du, Jesus hatte tolle Liebesgefühle für uns als Er ans Kreuz ging um für uns zu sterben? Nein sicher nicht aber er tat es aus Liebe, Er entschied sich dafür. Und Glauben ohne Entscheidung gibt es überhaupt nicht. Nur, wer Jesus per Entscheidung aufnimmt, wird ein Kind Gottes. Nur, wer dann jeden Tag sich entscheidet, Gottes Weg zu gehen, bleibt ein Kind Gottes.
Wer nur liebt, wenn er es fühlt, der wird bittere Enttäuschungen im Leben erfahren.
Blood_Raven
18.12.2010, 02:20
Jesus entschied sich dafür, den Tod auf sich zu nehmen, weil er die Menschen liebte. Die Liebe war schon vorhanden. Er entschied sich nicht, uns zu lieben, weil er so scharf auf den Kreuzestod war.
Natürlich kann man sich gegen seine Gefühle entscheiden, aber dadurch ersetzt man nicht die Gefühle durch andere Gefühle. Natürlich kann, wer z. B. die A liebt, sich trotzdem entscheiden, mit der B zusammenzusein, aber dadurch liebt er sie noch nicht, zumindest für eine Weile wird seine Liebe für A fortbestehen.
Jesus entschied sich dafür, den Tod auf sich zu nehmen, weil er die Menschen liebte. Die Liebe war schon vorhanden. Er entschied sich nicht, uns zu lieben, weil er so scharf auf den Kreuzestod war.
Natürlich kann man sich gegen seine Gefühle entscheiden, aber dadurch ersetzt man nicht die Gefühle durch andere Gefühle. Natürlich kann, wer z. B. die A liebt, sich trotzdem entscheiden, mit der B zusammenzusein, aber dadurch liebt er sie noch nicht, zumindest für eine Weile wird seine Liebe für A fortbestehen.
Ja, Jesus liebte die Menschen. Aber man muss der Liebe Raum lassen. Das musste Jesus auch. Wenn sie einfach da wäre (egal ob bei Jesus oder bei uns Menschen) dann wäre uns das ganze Leid in der Welt erspart geblieben. Denn dann würde jeder Mensch Gott und andere Menschen lieben. Und es gäbe keine Kriege, Streit, usw...
Anderes Beispiel: Vergebung: seinen Feinden zu vergeben, wie Jesus es lebte und von uns fordert- da sind sicher nicht immer tolle Gefühle da. Aber das erfordert eine Entscheidung- und die Hilfe und die Kraft Gottes.
Diese feindsache ist immer heikel, denn ich glaube nicht dass jemand dem Moerder vergibt, der vor seinen augen kind und frau umgebracht hat
Diese feindsache ist immer heikel, denn ich glaube nicht dass jemand dem Moerder vergibt, der vor seinen augen kind und frau umgebracht hat
Finde ich auch schwer. Aber da gibt es viele Beispiele dafür. Eines davon: Die holländische Christin Corie ten Boom kam für ihren Glauben in ein deutsches KZ. Dort wurde sie unter der Leitung eines sehr brutalen Aufsehers gequält, mißhandelt. Ihre Schwester verstarb sogar an den Folgen der Mißhandlungen.
Später kam sie durch ein Wunder Gottes frei und predigte später in der ganzen Welt. Eines Abends predigte sie über das Thema Vergebung auf einer Konferenz. Nach ihrer Predigt kam ein Mann auf sie zu. Es war dieser KZ- Aufseher, der ihre geliebte Schwester auf dem Gewissen hatte. Er streckte ihr die Hand entgegen. Sie musste sich in Sekunden entscheiden, ob sie das leben will, was sie predigte. Und gegen alle Gefühle streckte sie dem Mann die Hand zur Versöhnung entgegen. Da kam die Liebe Gottes in ihr Herz, und sie umarmten sich sogar.
Jesus hat uns alle Sünden vergeben. Daher sollen wir anderen vergeben. Nur aus diesem Grund. Aber es ist im Einzelfall sicher nicht immer so leicht. Bzw. kann nur geschehen, wenn Gott uns Seine Kraft und Liebe schenkt.
Blood_Raven
18.12.2010, 11:22
Ja, Jesus liebte die Menschen. Aber man muss der Liebe Raum lassen. Das musste Jesus auch. Wenn sie einfach da wäre (egal ob bei Jesus oder bei uns Menschen) dann wäre uns das ganze Leid in der Welt erspart geblieben. Denn dann würde jeder Mensch Gott und andere Menschen lieben. Und es gäbe keine Kriege, Streit, usw...
Dass Liebe einfach da wäre, habe ich ja nicht behauptet, nur dass sie ohne bewussten Willensakt kommt und geht.
Anderes Beispiel: Vergebung: seinen Feinden zu vergeben, wie Jesus es lebte und von uns fordert- da sind sicher nicht immer tolle Gefühle da. Aber das erfordert eine Entscheidung- und die Hilfe und die Kraft Gottes.
Bei der Vergebung entscheidet man sich aber nicht dafür, einen Menschen zu lieben, sondern bloß, sich nicht von den negativen Gefühlen ihm gegenüber beherrschen zu lassen.
Dass Liebe einfach da wäre, habe ich ja nicht behauptet, nur dass sie ohne bewussten Willensakt kommt und geht.
OH, das wäre ja fatal, wenn die Liebe einfach kommt und geht. Bei vielen Beziehungen zwischen Mann und Frau hat man heute allerdings wirklich diesen schlimmen Eindruck. Heute die, morgen jene.... Na ja, meine Liebe ist halt gegangen....??? Nein, Liebe ist ein Willensakt. Sonst würden Ehen niemals funktionieren. Ich brings mal etwas genauer auf den Punkt: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Oder Ehemann. Das erfordert Verantwortung, die von täglich neuen Entscheidungen getragen wird. Und das nennt die Bibel dann Liebe. Würde die Liebe einfach ´´kommen und gehen´´dann gäbe es nichts verlässliches in dieser Welt. Aber Gottes Liebe ist immer da, aber wir müssen sie annehmen und darin wandeln.
Bei der Vergebung entscheidet man sich aber nicht dafür, einen Menschen zu lieben, sondern bloß, sich nicht von den negativen Gefühlen ihm gegenüber beherrschen zu lassen.
Jemandem die Hand zu reichen, der etwas Schlimmes getan hat, ist Vergebung. Vergebung ist aber sicher ein Teil der Liebe. Ohne Liebe könnte man einen solchen Schritt niemals tun. Vgl. 1. Korinther 13.
godelind
18.12.2010, 11:51
Dass Liebe einfach da wäre, habe ich ja nicht behauptet, nur dass sie ohne bewussten Willensakt kommt und geht.
Bei der Vergebung entscheidet man sich aber nicht dafür, einen Menschen zu lieben, sondern bloß, sich nicht von den negativen Gefühlen ihm gegenüber beherrschen zu lassen.
Man entscheidet sich aber wenn man liebt, dafür dem anderen zu vergeben.
Ohne Liebe wäre Vergebung nicht möglich.
Ich mache jeden Tag meinen Mist,das muss nicht immer was weltbewegendes sein,doch ich hoffe das Gott mir wieder vergibt,wenn ich bereit das 1000.mal den gleichen müll gemacht habe.
Wie oft Eltern ihren Kindern vergeben,oder Ehepartner ihrem Partner,das alles hat mit Liebe zu tun,für mich ist das eine ohne das andere nicht möglich.
Wie oft haben meine beste Freundin und ich uns in den letzten 2 Jahren seit wir uns kennen schon gezofft,aber weil wir uns liebhaben,fiel das vergeben uns beiden nie schwer,gell süsse?&mausi
Vielleicht mag Liebe nicht immer unbedingt gehen,aber sie ändert sich im Laufe der Zeit,denn es gibt viele Arten von Liebe,und doch glaube ich das wenn etwas schlimmes passiert sie durchaus ihren Hut nehmen kann und für immer verschwinden,nicht immer reicht in allen Lebenslagen der Willensakt der Liebe aus
LG gode
Blood_Raven
18.12.2010, 12:02
Mit Liebe fällt Vergebung wahrscheinlich leichter - es sei denn, der Schmerz darüber, dass man von einem Menschen, den man liebt, verletzt wurde, ist gerade wegen der Liebe größer als wenn die Verletzung durch einen x-beliebigen Menschen erfolgt wäre.
Aber ich denke nicht, dass Liebe eine Voraussetzung für Vergebung ist. Denn wie sollte man sonst einem Menschen vergeben können, bei dem das erste, was man von ihm erfahren hat, die Verletzung ist? Liebe wird sich da schwer entwickeln können.
Christ, ich glaube deiner Geschichte nicht, denn deine Protagonistin hat wahrscheinlich gar nicht vergeben sondern ist lediglich damit klar gekommen was da passiert ist, und hat es akzeptiert. Das verwechseln viele mit vergeben.
Finde ich auch schwer. Aber da gibt es viele Beispiele dafür. Eines davon: Die holländische Christin Corie ten Boom kam für ihren Glauben in ein deutsches KZ. Dort wurde sie unter der Leitung eines sehr brutalen Aufsehers gequält, mißhandelt. Ihre Schwester verstarb sogar an den Folgen der Mißhandlungen.
Später kam sie durch ein Wunder Gottes frei und predigte später in der ganzen Welt. Eines Abends predigte sie über das Thema Vergebung auf einer Konferenz. Nach ihrer Predigt kam ein Mann auf sie zu. Es war dieser KZ- Aufseher, der ihre geliebte Schwester auf dem Gewissen hatte. Er streckte ihr die Hand entgegen. Sie musste sich in Sekunden entscheiden, ob sie das leben will, was sie predigte. Und gegen alle Gefühle streckte sie dem Mann die Hand zur Versöhnung entgegen. Da kam die Liebe Gottes in ihr Herz, und sie umarmten sich sogar.
Jesus hat uns alle Sünden vergeben. Daher sollen wir anderen vergeben. Nur aus diesem Grund. Aber es ist im Einzelfall sicher nicht immer so leicht. Bzw. kann nur geschehen, wenn Gott uns Seine Kraft und Liebe schenkt.
Ich kenne solche Geschichten zur Genüge - aber ich zweifle sie an. Ich kann dir auch sagen wieso ich es anzweifle. Wer noch ein Mindestmaß an Gefühlen im Leib hat, der kann nicht so einfach über so eine Tat hinweggehen. Ein Mensch dem man etwas geliebtes z.B. durch Mord entrissen hat, der wird nicht einfach so mir nichts dir nichts verzeihen können. Dass er es vorheucheln kann, das glaube ich eher - denn gerade solche Menschen wie Corrie haben eine Vorbildfunktion und müssen das was sie anderen predigen auch vorleben, wenn es sie selber einmal trifft. Das heißt noch lange nicht, dass sie innerlich wirklich vergeben hat - aber sie tut es nach außen hin um das aufrecht zu erhalten was sie predigt. Das ist ein bedeutender Unterschied zwischen Sein und Schein. Mir sind "Sein" Menschen tausendmal lieber als "Schein" Menschen - denn solche Menschen setzten sich mit Leid auseinander und versuchen Leid zu verarbeiten, während die "Schein" Menschen nur stupide das tun, was man von ihnen verlangt.
Mirjamis
19.12.2010, 11:29
Ich denke, wir können und sollten vergeben, weil wir wissen, dass wir vergeben sollen, praktisch als Gehorsam Gott gegenüber. Vielleicht ist es ein Vergeben mit dem Kopf, aber aus dem Glauben heraus.
Dass die Gefühle da nicht immer mitspielen, das ist die andere Seite.
Bei Corrie ten Boom zweifle ich nicht an, dass sie wirklich vergeben wollte, dass sie es ernst meinte.
Doch ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht leicht ist. Ich kenne auch einen Menschen, der mir vor Jahren sehr Unrecht getan hat. Ich habe ihm irgendwann vergeben, (obwohl von seiner Seite keine Einsicht kam) eben, weil ich in der Bibel lese, dass ich vergeben soll, weil auch Gott mir immer wieder vergibt.
Aber meine Gefühle ziehen da auch nicht ganz mit, weil es immer noch eine Verletzung ist, das ist wie bei Narben, die oft nach Jahren noch weh tun können.
Ich beruf mich dann immer darauf, dass ich bewusst vergeben hab, auch wenn ich es immer noch anders fühle.
Ich denke, wir brauchen unsere Gefühle auch nicht vergewaltigen, Gott weiß, wie wir es wirklich meinen und wie wir denken und auch fühlen.
Blood_Raven
19.12.2010, 12:01
Vergeben bedeutet ja nicht vergessen. Erlittenes Unrecht zu vergessen ist zumindest bei wirklich gravierenden Sachen unmöglich. Vergeben bedeutet für mich bloß, sich nicht mehr mit Rachegedanken zu tragen und den anderen die eigene Wut nicht mehr spüren zu lassen, den gegenseitigen Kontakt nicht mehr damit zu belasten.
Dass man jemandem, der ein Familienmitglied getötet hat, vergeben kann, halte ich aber für unmöglich. Daher schließe ich mich Fisch an, dass diese Frau eine Heuchlerin ist.
Mirjamis
19.12.2010, 12:09
Ich denke, es kommt auch sehr darauf an, ob der oder die andere Reue zeigt, Einsicht, Bedauern über das Vorgefallene.
Da ist dann Vergeben viel leichter.
Bei Uneinsichtigkeit ist es besonders schwer. So empfinde ich es jedenfalls.
Und was die Situation bei Corrie ten Boom betrifft, dieser ehemalige KZ-Wärter hat ja sein Leben total verändert, ist Christ geworden, hat sicher auch bereut.
Blood_Raven
19.12.2010, 12:18
Ob der andere wirklich bereut und einsichtig ist, ist auch sehr schwer festzustellen. Worte kosten schließlich nichts, und ob er sich in derselben oder einer ähnlichen Situation künftig wirklich anders verhalten würde, lässt sich meist nicht überprüfen.
Dass dieser KZ-Aufseher bereut hat, glaube ich schon. Aber bei dieser Begegnung ging es ihm wohl in erster Linie darum, sein Gewissen zu erleichtern, Erlösung zu finden. "Wenn mir die Schwester der Toten verzeiht, wird Gott es auch tun." Letztlich ging es ihm also in erster Linie um sich selbst und weniger darum, Einsicht zu zeigen oder dergleichen.
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