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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sah sich Jesus als Reformator?



starangel
08.11.2010, 19:18
Ich denke, Jesus sah sich eher als Reformator des Judentums in Sache Gott und Gottes wahrem Willen, Gottes opferfreien, glaubwürdigen und wirkungsvollen Vergebungskriterien, statt als Gründer einer neuen Religion.

Jesus lehrte ja, dass er NUR zu den verlorenen Schafen Israels gesandt worden sei. Warum wohl? Um sie gewissermassen vom falschen Hirten zum Guten Hirten zurückzuführen.

Nur weil die religiösen Machthaber dies verhindern wollten, entstand halt aus der Gotteslehre Jesus eine neue Religion.

Doch mit dem was aus seinen göttlich inspirierten Lehren bis heute gemacht wurde, wäre Jesus gewiss niemals einverstanden gewesen.

Als was seht ihr Jesus eher, oder besser was glaubt ihr wofür sich Jesus eher hielt? Reformator oder Religionsgründer?

Danke und Gruss

starangel

anonym002
08.11.2010, 19:33
So ein quatsch

Jesus war kein Religionsgründer, auch kein Reformator in dem Sinne (das Thema hatten wir ja auch erst..), also man kann ja schon alles nach Lust und Laune verdrehen.... wie es den Sinnen gelüstet.



Alef

poetry
08.11.2010, 19:34
Sah sich Jesus als Reformator?

Nein.

Blood_Raven
09.11.2010, 17:27
Als was seht ihr Jesus eher, oder besser was glaubt ihr wofür sich Jesus eher hielt? Reformator oder Religionsgründer?
Er wollte jedenfalls keine neue Religion gründen. Passiert ist es natürlich trotzdem.

Ob er ein Reformer war, ist Ansichtssache. Die jüdisch gesinnten Nutzer hier meinen, er sei ein braver Jude gewesen, der sich streng innerhalb des gültigen jüdischen Meinungsspektrums hielt und in nichts davon abwich, ein ganz normaler Prediger halt. Alles, was in den Evangelien dagegen spricht, sei christliche Verfälschung oder Fehlinterpretation.
Doch wenn man die Evangelien ernst nimmt und nicht verkrampft mit dem AT zu harmonisieren versucht, kommt man zu einem anderen Schluss. Aber darüber wurde in den vergangenen Tagen schon in anderen Threads ausgiebig diskutiert.

anonym002
09.11.2010, 17:38
Also in den Evangelien wird Jesus nirgends als „Reformer“ erwähnt, solches „erkannten“ seine Weggenossen und auch das „gegnerische“ Lager nicht, sondern wenn schon als Prophet, Messias, mit dem Ehrentitel „Gottessohn“.

Aber die neuzeitlichen freien „Interpreten“ verstehen es besser als jene Zeit- und Weggenossen.


Alef

Blood_Raven
09.11.2010, 23:24
Der Ausdruck "Reformer" steht freilich nirgends, mangels passendem griechischem Wortäquivalent.

absalom
10.11.2010, 10:44
Er wollte jedenfalls keine neue Religion gründen. Passiert ist es natürlich trotzdem.

Nun, man kann Jesus ja nicht für das Handeln anderer verantwortlich machen. Es passiert, was passieren muß.


Ob er ein Reformer war, ist Ansichtssache. Die jüdisch gesinnten Nutzer hier meinen, er sei ein braver Jude gewesen, der sich streng innerhalb des gültigen jüdischen Meinungsspektrums hielt und in nichts davon abwich, ein ganz normaler Prediger halt. Alles, was in den Evangelien dagegen spricht, sei christliche Verfälschung oder Fehlinterpretation.
Doch wenn man die Evangelien ernst nimmt und nicht verkrampft mit dem AT zu harmonisieren versucht, kommt man zu einem anderen Schluss. Aber darüber wurde in den vergangenen Tagen schon in anderen Threads ausgiebig diskutiert.

Ganz so einfach ist es eben nicht. Natürlich war Jesus in gewisser Weise ein „Sonderling“, der sich aber sehr wohl innerhalb des Judentums bewegte. Christliche Redaktionsarbeit an den Evangelien hin oder her, wenn man das Breitenspektrum des damaligen Judentums kennt, dann kann man zu keinem anderen Rückschluss kommen. Und ohne Zweifel kann man sagen, dieser Rabbi scheute offensichtlich keines Wegs die innerjüdischen Auseinandersetzungen – insbesondere mit den Essenern und Sadduzäern. Das lässt sich sehr deutlich aus den Synoptikern erkennen. Was man jedoch auch erkennen kann ist, dass z.B. Pharisäern Lehrmeinungen unterstellt werden, die sie nie vertraten, wohl aber andere Gruppen innerhalb des Judentums, das ist nun einmal ein belegbarer Fakt und damit wird die Glaubhaftigkeit dieses Schriftgutes äußerst fragwürdig. Aber man kann natürlich den christlichen Autoren zugestehen, dass diese die innerjüdischen Parteiungen nicht gut genug kannten und dadurch so manches durcheinander geraten ist. Irren ist bekanntlich eine menschliche Eigenschaft und die Autoren und Redakteure waren bekanntlich Menschen.
Was Jesus mit einem Reformer gemein haben soll weiß ich allerdings nicht. Ein Reformator tritt – nach meinem geschichtlichen Verständnis – dann doch anders auf. Das Jesus allerdings sich oftmals einem sehr grenzwertigem Lehrverständnis zuwandte ist – nach meinem Verständnis – unübersehbar. Und doch hat er das damalige Judentum auch in diesen Punkten nicht verlassen, auch wenn er in Grenzbereichen kursierte. Doch beispielhaft habe ich ähnliche Zeitgenossen - anderen Ortes schon angeführt, die in ganz ähnlicher Weise glaubten und handelten und sogar dafür starben und doch ihren festen Platz in der jüdischen Religionsgeschichte haben. Joseph Klausner sagte einmal sehr treffend: „Wir haben kein Problem mit den Lehren und Wirken des Rabbi Jesus, wir haben ein Problem mit dem was man aus Jesus im 4. Jahrhundert gemacht hat – einen Gott.“ Und Martin Buber zeigt in einem seiner Werke eine weitere Paradoxie auf: „Ausgerechnet der Mann, der zeitlebens seinem Volk treu verbunden war, sich nur zu ihnen gesandt fühlte und der ein Verfechter jüdischen Lehrgutes war, soll eine neue Religion gegründet haben, die sich ganz extrem dem jüdischen Glaubensverständnis entgegen stellt und mehr noch zum „Fluch“ für sein Volk wurde?“

Das Selbstverständnis Jesu ist bis heute ein schwierig zu deutendes Feld. Doch spätestens seit den Funden von Qumran muß man sagen, auch das ist in den Kategorien jüdischen Glaubens beheimatet, denn universelle Menschensöhne gab es auch vor Jesus schon im Judentum und mehr noch ganz spezielle Söhne Gottes mit messianischen Allüren. Die Halbgötter in weiß (Essener – sie trugen weiße Kleider) übertrafen in vielen Selbstansprüchen diesen Jesusanspruch sogar. Doch offensichtlich bot die Person Jesus genug Interpretationsspielraum, so dass man aus diesem Juden einen Gott machen konnte. Die Vorlagen dazu lieferten zum einen Teile das Judentum selbst und zum anderen der Hellenismus. Das ist das religionshistorische Ergebnis, wenn man sich die ersten 400 Jahre des Werdens des „Religionsmythos Jesus“ stellt.

Und wer weiß, eventuell ist all das ganz gewollt von Gott für all die Menschen, die solche Gottessöhne brauchen und bedürfen. Offensichtlich bedürfen Teile der Menschheit auch eines Mohamed, eines Buddha, eines Krishna und anderer göttlicher Helden. All diese Helden und noch viele mehr sind offensichtlich notwendig, um einer „gottverlassenen“ Menschheit Gottesnähe einzureden. Eventuell ist es auch so, dass die Menschheit solche Leithelden braucht, ums sich ihrer Mündigkeit, Selbstverantwortung und Suche nach Gott nicht stellen zu müssen. In dieser Erkenntnis sagte einst Dietrich Bonhoefer: „Vor und mit Gott leben wir ohne Gott. Gott lässt sich aus der Welt hinausdrängen. Unsere Welt ist Gottlos und Gottlos sind unsere Taten und all das im guten Glauben wir dienen damit Gott.“

Der Wettkampf der Religionen um den wahren und echten Gott ist bis heute nicht abgeschlossen. Dieses Kernfaktum unserer Geschichte zeigt deutlich, dass noch immer keine allgemeinverbindliche Antwort auf die Stellung Gottes in unserem Dasein gefunden werden konnte. Daran können auch all die vermeintlichen Gottessöhne, Halbgötter, Gottgleichen, Helden und Religionsstifter mit all ihren Lehren, Taten und Opferungen nichts ändern. Ein Trost, so will ich meinen und sage Gott/In sei Dank!

Absalom

Blood_Raven
10.11.2010, 11:23
Und Martin Buber zeigt in einem seiner Werke eine weitere Paradoxie auf: „Ausgerechnet der Mann, der zeitlebens seinem Volk treu verbunden war, sich nur zu ihnen gesandt fühlte und der ein Verfechter jüdischen Lehrgutes war,
Da sprechen die Evangelien aber eine andere Sprache. Jesus sagt zwar tatsächlich, dass er zu Israel gesandt sei (Mt. 15,24), öffnet sich dann aber auch den anderen Völkern. Ich verweise z. B. auf die Sache mit dem Hauptmann von Kafarnaum, Mt. 8,10-12: "Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden. Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; die aber, für die das Reich bestimmt war, werden hinausgeworfen in die äußerste Finsternis; dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen."

poetry
10.11.2010, 11:28
Also das steht bei mir nicht, sondern:


Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!
11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen;
12 aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Du glaubst nicht ernsthaft, dass Jesus die Juden als Kinder des Reichs bezeichnet?

Blood_Raven
10.11.2010, 11:32
Doch, das glaube ich. Jesus sagt damit, dass es für Gott keinen Automatismus gibt, wonach die Juden erlöst werden, sondern dass auch Fremde erlöst werden können, Juden aber auch verdammt.

poetry
10.11.2010, 11:40
Von welchem reich spricht Jesus dann hier? Ein "jüdisches Reich" gabs nicht.

Blood_Raven
10.11.2010, 11:43
Das Reich Gottes.

poetry
10.11.2010, 12:10
Ja, ne -also das ist mir nicht schlüssig:
Die Kinder des Reiches Gottes sitzen am Tisch Gottes und werden dann wieder rausgeschmissen und verworfen?

absalom
10.11.2010, 12:19
Da sprechen die Evangelien aber eine andere Sprache. Jesus sagt zwar tatsächlich, dass er zu Israel gesandt sei (Mt. 15,24), öffnet sich dann aber auch den anderen Völkern. Ich verweise z. B. auf die Sache mit dem Hauptmann von Kafarnaum, Mt. 8,10-12: "Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden. Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; die aber, für die das Reich bestimmt war, werden hinausgeworfen in die äußerste Finsternis; dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen."

1. Das Judentum hat nie ein Heilswirken Gottes außerhalb Israels bestritten. Jesaja kündet sehr eindrucksvoll und genau hierauf bezieht sich der Jesus der Evangelien.
2. Bei allem Verlaub für diese Geschichte des Hauptmanns, aber die Haltung des evangelistischen Jesus gegenüber diesem Menschen war keines Wegs positiv gesinnt, gleich wohl Jesus dessen Glauben wohlwollend hervorhebt. Ein genaues Studium dieser Geschichte – insbesondere des griechischen Textes zeigt mehr als deutlich auf, welche Einstellung Jesus zu diesem Römer hatte. Da kann man staunen lernen! Es war nicht Jesus, der sich dem römischen Hauptmann öffnete, es waren Älteste der Synagoge von Kafar – Nachum, die Jesus gerade zu betteln mussten sie wenigstens bis zum Vorhof des Hauses sie zu begleiten. Es waren die Ältesten, die Fürsprache für diesen Mann hielten. Aber so etwas kennt man ja bereits von der Kanaaniterin, wo die Jünger recht barsch Jesus zu Recht weisen mussten, dass Barmherzigkeit Gottes allen Menschen zusteht.
3. Richtig es gibt auch im Judentum keinen Heilsautomatismus. Davon spricht Jesus übrigens sehr oft. Z.B. Feldrede, Gleichnisreden über Reiche, Gewaltherrscher, etc. Hier ist er übrigens den Rabbinen seiner Zeit gleicher Ansicht. Letztlich sagt der evangelistische Jesus nicht umsonst, dass es dem Menschen unmöglich sei in das Königtum Gottes zu gelangen. Ich kenne keine antike rabbinische Textstelle die je etwas anderes behauptet hätte.


Absalom

Blood_Raven
10.11.2010, 12:36
Ja, ne -also das ist mir nicht schlüssig:
Die Kinder des Reiches Gottes sitzen am Tisch Gottes und werden dann wieder rausgeschmissen und verworfen?
Wieso? Sie sitzen ja noch nicht am Tisch. Die Fremden werden eingeladen, wenn sie sich als würdig erweisen, obwohl sie keine Kinder Israels sind. Hingegen haben Kinder Israels keinen Fixplatz. Wenn sie sich nicht als würdig erweisen, dürfen sie nicht kommen.



2. Bei allem Verlaub für diese Geschichte des Hauptmanns, aber die Haltung des evangelistischen Jesus gegenüber diesem Menschen war keines Wegs positiv gesinnt, gleich wohl Jesus dessen Glauben wohlwollend hervorhebt. Ein genaues Studium dieser Geschichte – insbesondere des griechischen Textes zeigt mehr als deutlich auf, welche Einstellung Jesus zu diesem Römer hatte. Da kann man staunen lernen! Es war nicht Jesus, der sich dem römischen Hauptmann öffnete, es waren Älteste der Synagoge von Kafar – Nachum, die Jesus gerade zu betteln mussten sie wenigstens bis zum Vorhof des Hauses sie zu begleiten. Es waren die Ältesten, die Fürsprache für diesen Mann hielten.
Ich nehme an, Du beziehst Dich auf die Darstellung bei Lukas 7,1-10. Dass Jesus irgendwie unwillig gewesen sei, dem Hauptmann zu helfen, steht doch dort gar nicht. Die Ältesten kommen, informieren Jesus über den Wunsch des Hauptmanns, und er geht mit.

absalom
10.11.2010, 16:19
Ich nehme an, Du beziehst Dich auf die Darstellung bei Lukas 7,1-10. Dass Jesus irgendwie unwillig gewesen sei, dem Hauptmann zu helfen, steht doch dort gar nicht. Die Ältesten kommen, informieren Jesus über den Wunsch des Hauptmanns, und er geht mit.

Nicht nur meine ich Lukas 7, 1 – 10. Doch gerne können wir einmal einen exegetischen Exkurs zu besagter Thematik machen und da möchte ich ganz besonders auf die griechischen Matthäustexte aus den Kodexen zurückgreifen. Hier nun der Text aus Matthäus (Rückübersetzung):

8.5. Als er aber wieder nach Kafar – Nachum zurückkehrte 8.5*, kamen Älteste zu ihm.
8.5.a. Eines bekannten Zenturio Diener aber, dem es (sehr) schlecht ging, war im Begriff zu sterben, dieser war dem Zenturio teuer (sehr wichtig = stand ihm nahe). 8.5a*
8.5.b. Hörend aber über Jeshua, sandte er Älteste der jüdischen Gemeinde Kafar (bei dehnen er Hilfe erbat), bittend ihn, dass er kommend hindurchrette (durch die Wehen des Todes) seinen Diener. 8.5b*
8.5.c. Die Ältesten aber, kommend zu Jeshua, bittend ihn inständig, sagend: Würdig ist er, dass, du ihm diese (Hilfe, Bitte) gewährst;
8.5.d. denn er liebt unser Volk, und das Bet ha Midrash hat er uns erbaut (finanziert).
8.5.e. Und so ging Jeshua mit ihnen. Als sie aber schon nicht (mehr) weit entfernt (waren) vom dem Haus (des Dieners), schickte Freunde des Zenturio, sagend (ausrichten) ihm: Herr, nicht bemühe dich, denn nicht genug bin ich, dass unter meinem Dach du eingehst; 8.5e*
8.5. f. deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, zu dir zukommen, aber sprich nur ein Wort (Gottes) und geheilt soll sein mein Knecht.
8.5.g. Denn auch ich bin ein Mensch, unter Amtsgewalt gestellt, habend unter mir Legionäre, und ich sage zu diesem: Geh, und er geht, und zu einem anderen: Komm, und er kommt, und zu meinem Diener: Tue dies und er tut (was ihm geheißen).
8.5.h. Hörend habend dieses, wunderte sich Jeshua über ihn, und sich umwendend habend zu den Nachfolgenden (Ältesten) sagte er: Ich sage euch: Auch nicht in Jisrael fand ich solch einen Glauben.
8.11. Ich sage euch zu dem: Viele von (Sonnen) Anfang (Osten) und (Sonnen) Untergang (Westen) werden sich niederlegen mit Avraham, Jizchak und Jaakov im Königtum der Himmel; aber Söhne des Königtums (die jetzt dort sind) werden hinausgeworfen werden in die Finsternis, dessen Äußerste, dort wird sein das Weinen (dieser) und das knirschen der Zähne. 8.11*


* Anmerkungen zum Text:

8.5* Es beginnt hier ein neuer Textabschnitt, der bei Lukas an den direkten Anschluss der Berg- Feldrede gestellt wird. Tatsache ist, dass zwischen der Bergrede und der Geschichte des Zenturios – Hauptmann, eine ganz beträchtliche Zeit vergangen sein muss. Denn beachtet man Markus und Lukas zu besagter Thematik, dass Jeshua nicht mehr so frei in anderen Städten lehren konnte, setzt es eine zwischenzeitliche Reisezeit voraus. So ist es logisch, dass Matth. davon spricht: als er aber wieder nach Kafar kam…., was voraussetzt, dass er nicht da war. Hier fehlt also der Matthäusüberlieferung ein Stück Text, welchen Markus noch kennt.
8.5a* Wörtlich: „eines gewissen Zenturio“, bedeutet ein bekannter Zenturio, der namentlich nicht genannt werden soll. Der freundschaftliche Kontakt von römischen Soldaten zur jüdischen Bevölkerung war nicht erwünscht.
8.5b* Sehr verderbter Satz, der einige Lesearten und Textauslassungen beinhaltet.
8.5e* Für gläubige Juden war der Verkehr mit Torabrechern schlimm und ihre Häuser zu betreten galt als Selbstentheiligung. Doch das betreten eines Hauses von Heiden war gerade zu unmöglich, da man sich nicht nur selbst entheiligt (verunreinigt), sondern zugleich auch der Gefahr ausgesetzt war Götzendienst ausgesetzt zu werden. In antiken Häusern der Heiden standen immer auch Altäre für die Götter des Olymps. Der Zenturio wusste offensichtlich über diese religiösen Sitten bestens bescheid und vermeidet so den inneren Konflikt für die zu Hilfe gerufenen Gläubigen Jisraeliten. Deshalb spielt sich das gesamte Szenario auch außerhalb des Hauses des Dieners ab.
8.11* Es ist eindeutig, dass hier von Söhnen gesprochen wird, die im Königtum Gottes sind, also sprich Satan und sein Anhang. Jeshua erklärt klar, dass der Gläubige Heide diesen „Himmelssöhnen“ vorgezogen werden wird. Es geht nicht um Jisrael.
Lukas setzt diesen Text in einen gänzlich anderen Zusammenhang Kapitel 13/ 28 – 29 und stellt diese Worte in einen Kontext einer ausführlichen Rede Jeshuas. Möglich ist natürlich, dass Jeshua diese Lehre noch anderen Ortes und in anderen Zusammenhängen vertreten hat.



Bei dieser Geschichte müssen wir uns entscheiden, ob wir der Überlieferungstradition des Matth., des Lukas oder Johannes folgen wollen. Johannes kann hier keine Beachtung finden, da diese Geschichte gänzlich aus dem Kontext gerissen ist und bis auf den Handlungsort keine wesentlichen Gemeinsamkeiten zu den Synoptikern aufzeigt. Markus kennt diese Geschichte gar nicht, was uns nur erlaubt auf Lukas zu schauen. Lukas erzählt jedoch eine Geschichte, die sich ganz wesentlich von Matth. unterscheidet. Bei Matth. tritt der Zenturio direkt an Jeshua heran, bei Lukas vermitteln Älteste und Gesandte den Kontakt. Lukas belegt zugleich warum der Zenturio nicht direkt zu Jeshua kam – 7,7. Welche Version ist nun die wahre? Hier hilft nur eine weitere Textanalyse, welche historische Verlässlichkeiten beachtet und sich zugleich in den Kontext des Lebens Jeshuas einreiht. Lukas bietet einen guten Einblick in das historische Umfeld, in dem Jeshua lebte und wirkte und dieses Bild, welches ihn eindeutig als Rabbiner dieser Synagogengemeinde ausweist, gehört ganz offensichtlich zu dieser Geschichte. Doch Matth. selbst gibt auch einen ganz klaren Hinweis auf die Lukasversion. Es ist die beschriebene Einstellung Jeshuas zu den Heiden, die deutlich ablehnend ist und mehr noch auf die römische Besatzungsmacht abzielt. Hier finden wir in den Lukasworten eine beachtliche Erklärung: Vers 4-5: …..sie bittend ihn inständig: Würdig ist er, dass du ihm diese (Hilfe, Bitte) gewährst; denn er liebt unser Volk, und das Bet ha Midrash baute (finanzierte) er für uns. Warum mussten die Ältesten der Gemeinde Jeshua inständig bitten und erklären das dieser Zenturio würdig ist und zugleich dies damit begründen, er liebt Israel und durch die Finanzierung des Synagogenbaues hat er es auch bewiesen? Weil Jeshua eine klare Meinung zu den Heiden hat und auch zu seiner Mission: Mt. 15,24.26 …. Nicht wurde ich gesendet (von Gott), außer zu den verlorenen Schafen aus dem Haus Jisrael. … Nicht ist es Recht vor Gott, zu nehmen das Brot der Kinder Jisrael und es hinzuwerfen den Hunden zum fraß. Gleich lautend spricht Jeshua diese Anweisung an seine Talmidim aus (Mt. 10,5.6).

Jeshuas Einstellung, war zumindest zu diesem Zeitpunkt, sehr abweisend gegenüber den Heiden und auch begründet in seinem Sendungsauftrag. Das griech. Matthev. umgeht diesen Sachverhalt aus theologischen Gründen und gestaltet redaktionell diese Geschichte neu um, allerdings so inkonsequent, das man anhand der eigenen- und der Quellenlage des Lukas zu einer verlässlicheren Textversion durchdringt, die sich deutlich dem jetzigen Textgehalt entgegen stellt. Zudem ist auch die überlieferte Aussage des Zenturio auf Grund der historischen Kenntnisse über das römische Militär sehr verlässlich, welchem blinder Gehorsam zu Eigen war. Alles in allem liefert uns hier Lukas einen wirklich verlässlichen Text, der definitiv auf einer verlässlichen historischen Begebenheit beruht. Deshalb muss hier diese Quelle Berücksichtigung finden und in diesen Text einfließen.

Es ist eben nicht ganz so einfach mit der Bibel - egal ob Tanach oder N.T. Manchmal muß man sehr genau hinschauen und vergleichen, zumal dann, wenn Übersetzungen von Übersetzungen von Übersetzungen zum Theologie- oder gar Glaubensinhalt werden.

Absalom

anonym002
10.11.2010, 17:11
Der Ausdruck "Reformer" steht freilich nirgends, mangels passendem griechischem Wortäquivalent.

naja, Jesus war ja kein Grieche...


Alef

luxdei
10.11.2010, 17:48
@ Absalom

Vielen Dank für diese interessante Exegese!

Gruß
LD

Christ
18.12.2010, 00:54
Wie kann denn Gott, der auf die Erde kam, ein ´´Reformator´´ gewesen sein? Jesus selbst sagte ja klar wer Er ist. Daher lässt Er uns keinerlei Wahl zu denken, dass Er nur ein weiser Lehrer, Reformer oder Religionsgründer war. Er ist der Schöpfer des Universums, der als Mensch auf diese Erde kam. Wer davon auch nur einen Millimeter abschneidet, bringt sich um das ganze Heil, um den ganzen Segen.
´´ Er kam in Sein Eigentum, aber die Seinen nahmen Ihn nicht auf´´
Ja, schon damals haben viele Menschen nicht erkannt, wer sie da besucht hat. So wie heute- sogar in einem Forum, was sich ´´´gläubig´´ nennt.

Ingo
18.12.2010, 01:14
Wie kann denn Gott, der auf die Erde kam, ein ´´Reformator´´ gewesen sein? Jesus selbst sagte ja klar wer Er ist. Daher lässt Er uns keinerlei Wahl zu denken, dass Er nur ein weiser Lehrer, Reformer oder Religionsgründer war. Er ist der Schöpfer des Universums, der als Mensch auf diese Erde kam.

Wo bitteschön, hat denn Jesus (Jeshua!) denn gesagt, er sei Gott? Jesus hat in einem Selbstzeugnis zum Besten gegeben, wer er wirklich war, bzw. ist, der Messias nämlich. Lies mal die Begebenheit am Jakobsbrunnen: Joh 4,19 - 26

Lieben Gruß
Ingo

Christ
18.12.2010, 01:33
Wo bitteschön, hat denn Jesus (Jeshua!) denn gesagt, er sei Gott? Jesus hat in einem Selbstzeugnis zum Besten gegeben, wer er wirklich war, bzw. ist, der Messias nämlich. Lies mal die Begebenheit am Jakobsbrunnen: Joh 4,19 - 26

Lieben Gruß
Ingo

Ich zitiere: Am Anfang war das Wort (Jesus), und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott . Joh. 1,1.
Jesus sagte: ´´´WEr mich sieht, der sieht den Vater!`` Davor war er richtig erstaunt darüber, dass Philippus ihn noch nicht erkannt hatte.
Als Thomas zu Jesus sagte: ´´Mein Herr und mein Gott!`` da antwortete Jesus ihm nicht: oh! lass dass! ich bin nur ein Mensch! Warum? Weil Er Gott ist, genauso wie Gott Vater und Gott Heiliger Geist. Halleluja, gelobt sei der Name des Herrn.

Seleiah
18.12.2010, 05:19
Als Pilatus Jesus fragte was Wahrheit ist, hat Jesus nicht geantwortet. Warum?

Christ
18.12.2010, 09:15
Als Pilatus Jesus fragte was Wahrheit ist, hat Jesus nicht geantwortet. Warum?

falsch. Lies bitte nach. Pilatus beendete die Diskussion mit dieser Frage, und zeigte somit, dass er Jesus noch nicht erkannt hatte. Denn Jesus sagte: ´´Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich´´. Ja, Jesus kennt nicht nur die Wahrheit, ER ist sie in Person

poetry
18.12.2010, 14:01
Jesus sagt was er nicht ist:

Er aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein!

Blood_Raven
18.12.2010, 14:39
Das war aber kein Dementi seiner göttlichen Natur. Schließlich sah der Mann in Jesus ausschließlich einen Menschen und sprach ihn auch als solchen an.

Seleiah
18.12.2010, 15:54
falsch. Lies bitte nach. Pilatus beendete die Diskussion mit dieser Frage, und zeigte somit, dass er Jesus noch nicht erkannt hatte. Denn Jesus sagte: ´´Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich´´. Ja, Jesus kennt nicht nur die Wahrheit, ER ist sie in Person

Hast du neben jesus gesessen als er diese worte gesagt hat? Die meisten passagen sind ja wissenschaftlich hoechst umstritten, zumal sie in Sprachen vorliegen die Jesus selber nie sprach.. Aber gut, ich schaetze mal, dass das fuer dich irrelevant ist