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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Flavius Iosephus - Verräter oder Realist?



Blood_Raven
27.11.2010, 16:51
Ich habe soeben Flavius Iosephus' Buch über den Jüdischen Krieg (den jüdischen Aufstand gegen die Römer 66-70) gelesen. In diesem Krieg befehligte er selbst die Aufständischen in Galiläa, wurde aber nach der Eroberung der Stadt Iotapata durch die Römer unter Vespasian gefangengenommen und gut behandelt. Fortan unterstützte er die Römer, indem er sie beriet und die Aufständischen zur Kapitulation aufforderte.
Er selbst rechtfertigte das in seinem Werk zweifach: Einerseits sei der Aufstand gegen das Römische Weltreich aussichtslos, somit würde der Krieg nur sinnlose Opfer fordern. (Da stellt sich für mich allerdings die Frage, wieso sich Iosephus überhaupt dem Aufstand angeschlossen hatte. Als gebildeter Mensch sollte er doch eigentlich von Anfang an die relative Aussichtslosigkeit des Unterfangens erkannt haben, zumal er in seinem Buch selbst gerne betonte, dass der Aufstand hauptsächlich vom Pöbel ausgegangen sei, während die gebildetere Führungsschicht großteils davor gewarnt hätte.) Andererseits beschrieb er ausführlich, wie sich insbesondere in Jerusalem zwei untereinander verfeindete jüdische Parteien unter den Anführern Johannes und Simon gebildet hatten, die sich trotz des gemeinsamen Kampfes gegen die Römer auch gegenseitig bekämpften und das Volk unterdrückten, und zwar wesentlich schlimmer als es die Römer getan hatten. Daher sei ein rascher Sieg der Römer wünschenswert gewesen, um dem jüdischen Volk sinnlose weitere Leiden zu ersparen.
Was denkt Ihr? Sind das die billigen Ausreden eines Opportunisten oder echte Einsicht?

Mirjamis
27.11.2010, 20:12
Was denkt Ihr? Sind das die billigen Ausreden eines Opportunisten oder echte Einsicht?

Das können wir nach so langer Zeit sicher nicht beurteilen.

Auch wenn er zunächst kämpfte und später zur Kapitulation aufrief - da liegt doch ein Zeitraum dazwischen - jeder kann doch seine Ansicht auch ändern.