PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : JHWH



Batya-Tikvah
10.06.2007, 19:06
JHWH oder YHWH (hebräisch ‏יהוה‎ , ausgeschrieben meist Jahwe oder Jehovah) ist der Eigenname Gottes im Tanach, der Bibel des Judentums. Dieser Name bezeichnet für gläubige Juden und Christen den einzigen Gott der ganzen Welt, ihren Schöpfer, Retter, Richter und Erlöser. JHWH ist für sie der gnädige Befreier und gerechte Bundespartner des erwählten Volkes Israel, wie ihn das erste der Zehn Gebote vorstellt (Ex 20,2 EU):

Ich bin JHWH, dein Gott, der Ich dich aus der Knechtschaft in Ägypten herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben Mir haben.

Für Christen ist JHWH als Gott Israels zugleich der Vater Jesu Christi, der alle Völker durch das Sterben und Auferstehen seines Sohnes in seinen ewigen Bund einbeziehen will (Phi 2,9 EU).

Das Tetragramm

Der Eigenname Gottes wird im Tanach stets als Tetragramm (Vierfachzeichen) aus den hebräischen Konsonanten Jod (י‎), He (ה‎), Waw (ו‎), He (ה‎) dargestellt. Diese ergeben von rechts nach links gelesen das Wort יהוה‎ „JHWH“. Es erscheint dort nach der jüdischen Bibelenzyklopädie 6.823-mal, in der Biblia Hebraica Stuttgartensia 6.828-mal. Es ist der häufigste biblische Eigenname.

Archäologische Dokumente

Im Tanach ist JHWH der exklusive Name für Israels Gott. Er findet sich aber auch in der altorientalischen Umwelt als Gottesname, verkürzte Formen auch als theophorer („gott-tragender“) Bestandteil von Personennamen.

Eine ägyptische Ortsnamensliste im Amontempel von Soleb aus der Zeit von Amenhotep III. (1402-1363 v. Chr.) nennt „das Land der Schasu-JHW“. Auch in der Zeit Ramses III. (1198-1166) taucht dieser Ausdruck auf. Er bezeichnete sowohl ein Gebirge im südlichen Ostjordanland als auch den Gott der dort lebenden Beduinen. Auf Tontafeln (Ostraka) von Ugarit taucht ein Gott JW als „Sohn des El“ auf.

Die Mescha-Stele (um 840 v. Chr.) gilt als ältester außerbiblischer Beleg für das Tetragramm: Und ich nahm die Gefäße des JHWH und trug sie vor Kemos. Auch ein kürzlich gefundenes Tablett mit den phönizischen Zeichen YOD, HE, W, HE gibt einen Gottesnamen wieder.

Die frühesten Belege des Namens aus Palästina stammen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr.: Ein Priestersiegel trägt die Inschrift Dem Miqnejaw, dem Knecht JHWHs gehörig. Auf einer Grabinschrift bei Lachisch steht Gesegnet sei Urijahu von JHWH. Beide Personennamen enthalten eine Kurzform des Gottesnamens.

Fragmente aus der frühen israelitischen Königszeit in Kuntillat Ajrud auf der Sinaihalbinsel notieren JHWH neben dem Gott Ba'al in phönizischer Schrift und verweisen eventuell auf einen damals noch üblichen Synkretismus. Auch mit dem – im Tanach streng als Götzendienst bekämpften – Kult der Fruchtbarkeitsgöttin Aschera wurde JHWH kombiniert.

In Grußformeln der Lachischbriefe aus dem 6. Jahrhundert heißt es z.B.: Möge JHWH meinen Herrn bald gute Nachricht hören/in Gesundheit leben lassen. Auch die biblische Schwurformel so wahr JHWH lebt findet sich hier. Die Verwendung als Gruß bestätigen Tontafeln aus Arad, z.B. Möge JHWH deinen Frieden suchen.

Neben der Langform finden sich seit dem Babylonischen Exil (586-520 v. Chr.) vermehrt kürzere Formen wie JHW oder JHH auf Aramäisch. In der jüdischen Militärkolonie von Elephantine in Ägypten existierte bis 410 v. Chr. ein JHWH-Tempel. In dessen Umfeld wurden beide Kurzformen parallel in Briefen, Schwüren und Kulttexten genannt, z.B.: Ich segne dich durch JHH und CHNM. Diese synkretistische Formel kombinierte den jüdischen Gott mit dem ägyptischen Lokalgott.

Schreibweise

Papyrusrollen, z.B. aus Qumran, und griechischen Codices bis zum dritten nachchristlichen Jahrhundert wurde das Tetragramm im Unterschied zum sonstigen Text stets in althebräischer Schrift wiedergegeben. Dies gilt als Zeichen der besonderen Ehrfurcht vor dem Namen Gottes.

Das rabbinische Judentum setzte diese Tradition fort, indem es erst den Konsonantentext des Tanach (100-135 n. Chr.), dann seine Vokalisierung (bis 1000) verbindlich festlegte. Dabei vokalisierten die Masoreten das Tetragramm mit den Vokalen von Adonaj („mein Herr“), wobei sie auch den A-Laut der Anfangssilbe vermieden und durch den unbetonten E-Laut ersetzten. Dort, wo Adonaj im Konsonantentext neben JHWH stand, vokalisierten sie den Gottesnamen mit den Vokalen von Elohim („Götter“, „Gott“). Samaritanische Handschriften setzten nur das Vokalzeichen für A über die zweite Silbe von JHWH und wiesen so darauf hin, dass hier das Wort Schema (aramäisch „der Name“) zu lesen sei.

Dem Kenner der hebräischen Schrift sagten die Vokalzeichen zum Tetragramm, dass an dieser Stelle etwas anderes zu lesen sei (qere) als geschrieben steht (ketib) und der Leser demnach die Worte Adonai, Elohim oder Schema auszusprechen habe. Dies sollte das Aussprechen des Gottesnamens verhindern und bekräftigte so zugleich seine Einzigartigkeit. Doch diese Absicht der masoretischen Punktuation wurde im Mittelalter – auch im Judentum selber – weithin vergessen.

Die Biblia Hebraica Stuttgartensia folgt dem Masoretentext und vokalisiert den Namen daher verschieden:

JHWH: Jehwáh Jehwíh Jehowáh Jehowíh

Die dritte Lesart kombiniert die Konsonanten JHWH mit den Vokalen, die eigentlich die Aussprache von Adonaj verlangen. Das führte zu dem verbreiteten Missverständnis, Israels Gott heiße „JeHoWaH“, latinisiert „Jehova“. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war diese Lesart allgemein üblich; die Zeugen Jehovas verwenden sie bis heute.

Aussprache

Für das Judentum ist Gottes Name unaussprechlich. Bei Bibellesungen in der Synagoge wird das Tetragramm wohl schon seit dem 1. Jahrhundert immer durch die Anrede Adonaj („Herr“) oder Adonaj Elohim („Herr Gott“) ersetzt. Dabei ist Adonaj eigentlich ein Dual bzw. Plural mit dem Suffix der 1. Person Singular, heißt also wörtlich „meine [beiden] Herren“. Dies wird als Bekundung der Majestät Gottes (vgl. deutsche Anrede „Eure Majestät“) gedeutet.

Da auch das Ersatzwort Adonaj nur im Gebet genannt wird, lesen Juden den Gottesnamen beim alltäglichen Vorlesen eines Bibel- oder Gebetstextes als HaShem (der Name). Die Floskel „Gott sei Dank“ heißt z.B. auf Hebräisch Baruch haschem („gesegnet [sei] der Name").

Mit dem Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels (539 v. Chr.) begann diese jüdische Tabuisierung: Obwohl Gottes Name im Tanach offenbart ist, um angerufen zu werden und dazu z.B. in Privatbriefen weiterhin gebraucht wurde, wurde er kultisch nun als unaussprechlich und darum im öffentlichen Vortrag nicht verwendbar betrachtet und verschieden umschrieben. Diese Heiligung des Gottesnamens (hebr. kiddusch ha Schem) durch seine Vermeidung war zur Zeit Jesu im vom Hellenismus und Pharisäismus geprägten palästinischen Judentum üblich, um das zweite Dekaloggebot (nach anderer Zählung das dritte) nicht unabsichtlich zu verletzen (Ex 20,7 EU):

Missbrauche nicht den Namen JHWHs, deines Gottes.

Nur der Hohepriester durfte den Gottesnamen am Jom Kippur (Versöhnungstag) aussprechen, wobei der laute Gesang der Leviten dies akustisch überdeckte. Mit der Tempelzerstörung im Jahr 70 endete auch diese Praxis. Spätestens seit 100 wurde der Gottesname im Judentum nicht mehr genannt. Daher ging das Wissen um seine ursprüngliche Aussprache verloren.

Erst im frühen 19. Jahrhundert versuchte die christlich geprägte historisch-kritische Bibelforschung die Aussprache des Tetragramms zu rekonstruieren und es dazu auf eine gemeinsame Urform zurückzuführen. Die seitdem aufgestellten Thesen sind jedoch ebenso vielfältig wie die überlieferten Schreibweisen des Wortes. Der lutherische Theologe Romanus Teller (1703-1750) stellte schon 1749 fest:

Sanchuniathon schreibet Jevo, Diodorus aus Sicilien, Macrobius, Clemens Alexandrinus, der heilige Hieronymus und Origenes, Jao; die Samaritaner, Epiphanius, Theodoretus, Jahe, oder Jave; Ludwig Cappel lieset Javoh; Drusius, Jahve; Hottinger, Jehva; Mercerus, Jehovah; Castellio, Jovah; und le Clerc, Jawoh, oder Javoh.

Die Lesart JaHo-WaH bzw. JeHu-WaH wurde nach 1900 öfter vertreten und berief sich auf die in Personennamen enthaltenen Kurzformen. Der Alttestamentler Sigmund Mowinckel (1884-1965) etwa meinte (Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, Jg. 54, 1936, S. 269):

Hinweise [lassen] erkennen, ja sogar beweisen, daß Jahwéh nicht die richtige Aussprache des Tetragrammatons war … der Name selbst lautete wahrscheinlich JAHÔH.

Auch die revidierte französische Bibelübersetzung nach Louis Segond kommentierte:

Die Aussprache Yahvé, die in einigen neueren Übersetzungen verwendet wird, stützt sich auf ein paar alte Zeugen, aber sie sind nicht schlüssig. Zieht man Eigennamen … in Betracht, wie zum Beispiel den hebräischen Namen des Propheten Elia (Eliyahou), dann könnte die Aussprache genausogut Jaho oder Jahou sein.

Andere hielten an der Dreisilbigkeit des Namens fest, wie er im Tanach auftrete. Max Reisel z.B. schrieb 1957 (The Mysterious Name of YHWH, S. 74):

Die Vokalisation des Tetragrammatons [ist] ursprünglich JeHuàH oder JaHuàH gewesen.

Ungeachtet dieser älteren Lehrmeinungen hält die Mehrheit der Hebraisten und Altorientalisten heute „Jahwe“ für die ursprüngliche Lesart. Argumente dafür finden sie

* in der masoretischen Vermeidung des Langvokals auf der ersten Silbe,
* in der Eigenart des Hebräischen, offene Schlusssilben eines Verbs mit langem Vokal zu unterlegen,
* in griechischen Übertragungen des Gottesnamens aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., z.B. iabe oder iaoue. Das griechische Beta oder Omega ersetzte das hebräische Wav, weil es ähnlich ausgesprochen wurde;
* in neu gefundenen vor- und nachexilischen Inschriften aus Israels Umwelt, die den Namen des jüdischen Gottes mit „Jawe“, „Jabe“ und „Jauwe“ überliefern.

Etymologie

Die sprachliche Entstehung des Tetragramms ist bis heute ungeklärt. Es gilt als die eigentliche Form des Gottesnamens, da sie im Tanach nie mit anderen Namen kombiniert ist. Dazu kennt dieser mehrere kürzere Nebenformen. Ihr Verhältnis zur Langform JHWH ist umstritten.

Als selbständige Form tritt JH vor allem in der liturgischen Formel halelu jah („Preiset Jah!“ = Gott) auf. Diese ist oft auch an Personennamen angehängt: z.B. Jesaja, Hiskija. Die weiteren Kurzformen JHW und JW treten im Tanach – anders als in außerbiblischen Belegen – jedoch nie selbständig, sondern stets als theophorer Teil von Personennamen auf.

Von den drei Kurzformen wird JHW als älteste vermutet, da sie in vorexilischer Zeit überwiegt. Sie erscheint als vorangestelltes (z.B. Jeho-natan) und angehängtes (z.B. Eli-jahu) Namenselement. Als Anhängsel wird JHW nach judäischer Schreibung zu JH verkürzt; als Vorsilbe (jeho) entwickelt es sich zu JW (jo), z.B. von Jehoschua zu Josua. Vor allem im Nordreich findet sich aber auch im Auslaut die Schreibung JW, z.B. in Miknejaw. Die Vokalisierung ist umstritten; meist nimmt man jaw an.

Viele Hebraisten und Alttestamentler versuchten, die Langform aus diesen Kurzformen abzuleiten. Der Altorientalist Godfrey Rolles Driver (Zeitschrift für Alttestamentliche Wissenschaft 1928) etwa fand in dem ekstatischen Ausruf „Jah!“ den Ursprung, ausgedrückt in Ex 15,2 EU:

JHWH ist meine Stärke und mein Lobgesang und mein Heil. Das ist mein Gott, JAH, ich will ihn preisen …!

Mowinckel nahm dagegen Jahu als Urform an und übersetzte sie als Kultruf mit „Oh Er!“ In altertümlichen poetischen Sprüchen wie Dtn 32,6 EU fand er dafür Anhalt:

Ist ER nicht dein Vater und dein Herr? Ist es nicht ER allein, der dich gemacht und bereitet hat?

Dagegen wies Antonius Gunneweg (Biblische Theologie des Alten Testaments S. 77) auf die frühen außerbiblischen Belege des Tetragramms hin. Dass JHWH offenbar auch anderen Stämmen in Palästinas Umgebung bekannt war und dort verehrt wurde, spreche gegen die Entstehung des Namens im frühisraelitischen Kult und für seine vorisraelitische Herkunft.

Auch die Gesetze der hebräischen Sprache erklären die Kurzformen eher aus der Langform als umgekehrt: In Verben gehen geschlossene Silben oft in offene über, während sie an Namensendungen wegfallen können (Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament Sp. 544).

Die Langform wird meist von der Verbwurzel HWH abgeleitet. Im Altarabischen heißt dieses Verb „fallen“; Exegeten des 19. Jahrhunderts deuteten den Namen daher kausativ mit „der Fällende“ und bezogen ihn auf eine Gewittergottheit (Ex 19,16 EU). Bernardus Dirks Eerdmans (1868-1948) deutete die zweisilbige Kurzform Ja-Hu! als lautmalerischen Ausruf, der Blitz und Donner nachahmen solle. Julius Wellhausen (1844-1918) brachte die Kurzform JHW mit dem arabischen Verb HWH für „wehen“ in Verbindung, andere mit Arabisch HWA für „lieben“ oder dem ugaritischen Verb HWH für „sprechen“ oder „befehlen“.

HWH lässt sich aber auch als aramäische Version des hebräischen Verbs HJH für „leben, existieren, dasein, wirksam werden“ auffassen. Dies wird durch die verwandte Sprache des Amoritischen gestützt, die ein Verb HWJ mit derselben Bedeutung und Substantivierung kennt.

Demnach könnte JHWH als Hifil von HWH mit „der ins Leben, ins Dasein ruft“ übersetzt werden (so William Foxwell Albright). Als Imperfekt von HJH würde JHWH bedeuten: „Er ist“ oder „Er erweist sich als wirksam“. Als Kausativ von HWH würde es bedeuten: „Er veranlasst zu werden“. Diese imperfekte Verbform der 3. Person ist mit vielen hebräischen und arabischen Personennamen vergleichbar, die mit „J“ beginnen und eine Aussage über den Namensträger machen: z.B. hebräisch Jôsêph = arabisch Jazîd = „er (der) hinzufügt“; hebräisch Jihjeh = arabisch Jahjâ = „er (der) lebt“.

Für Gunneweg setzt jede Deutung, die den Namen als Aussage über Gottes Dasein und Wesen auffasst, einen hohen Grad an theologischer Reflexion voraus, der für die sprachliche Herkunft noch nicht anzunehmen sei. Er hält eine Schöpfungsaussage („der ins Dasein ruft“, „der veranlasst zu werden“) für unwahrscheinlich, da der Gottesname im Tanach ursprünglich nicht mit der Weltschöpfung, sondern mit dem Geschichtshandeln im Exodus Israels und der Toraoffenbarung am Sinai verbunden ist. Auch Rainer Albertz sieht die einmalige Deutung des Gottesnamens im Tanach als Hinweis darauf, dass in Israel dessen Ursprungsbedeutung nicht mehr bekannt war, und betont (Religionsgeschichte Israels S. 82):

Gottesnamen sind häufig sehr viel älter als die aktuellen Religionen, und die Gottesvorstellungen wandeln sich unter der Hülse des gleichen Namens.

Herkunft

Wo die Israeliten diesen Gottesnamen kennenlernten, ist ungewiss. Einige alte Bibelstellen legen eine Übernahme von nomadischen Nachbarstämmen nahe. Denn nach Ex 3,1 EU begegnete Mose JHWH „im Lande Midian“ am „Berg Gottes“, hier „Horeb“ genannt. So hieß in der deuteronomischen Geschichtsschreibung der Berg Sinai, an dem nach Ex 19-24 die große Offenbarung der Tora stattfand (s.u.). Die Lage dieses Berges ist unbekannt. Er wurde erst in christlicher Zeit im Süden der heute nach ihm benannten Sinai-Halbinsel lokalisiert und heißt auf Arabisch Dschebel Mosa (Moseberg). Am benachbarten Dschebel Serbal wurden Inschriften der Nabatäer von etwa 100 v. Chr. gefunden, die ein altes Wallfahrtsheiligtum belegen, zu dem Nomaden von weit her zogen.

Die Midianiter, ein Volk kriegerischer Wüstennomaden, bewohnten dagegen ein Gebiet östlich des Golf von Akaba. Dorthin weisen auch andere archaische Bibelstellen, die den Sinai neben dem „Seir“, einem Gebirgszug östlich des Wadi El-araba zwischen Totem Meer und Golf von Akaba im damaligen Edom nennen (Dtn 33,2 EU):

JHWH ist vom Sinai gekommen und ist ihnen aufgeleuchtet vom Seir her.

Das „Aufleuchten“ spielt auf die „Wolken- und Feuersäule“ an, die den Israeliten nach ihrer nächtlichen Flucht aus Ägypten den Weg zum Schilfmeer wies (Ex 13,21f EU). Dieses Motiv stammt aus der Sinaierzählung und erinnert an deren Naturphänomene: Donner, Blitz, dichte Wolken wie bei einem Gewitter, zudem Rauch, Feuer „wie von einem Schmelzofen“, Erdbeben wie bei einem Vulkanausbruch (Ex 19,16ff EU). Darauf bezieht sich auch der Siegespsalm der Deborah nach siegreicher Schlacht, in dem es heißt (Ri 5,4f EU):

JHWH, als Du von Seir her auszogst und von den Gefilden Edoms einher gingst, da erzitterte die Erde, Himmel und Wolken troffen von Wasser. Die Berge, der Sinai wankten vor JHWH, dem Gott Israels.

Dieses Zitat taucht in Ps 68,8f EU fast wortgleich wieder auf. Dort heißt Gott geradezu „der vom Sinai“. Obwohl hier literarische Motive eines göttlichen Machterweises im Spiel sind, kann echte Erinnerung dahinter stehen: Dann wäre JHWH ursprünglich der Name einer Berggottheit in vulkanischem Gebiet gewesen. Tätige Vulkane gab es damals nur südöstlich des Golfs von Akaba, nicht auf der Sinaihalbinsel. Auch dort kann schon ein Wallfahrtsort gelegen haben. Denn nach Ex 3,1 EU war Mose der Schwiegersohn von Jitro, des „Priesters von Midian“. Dieser brachte nach Ex 18,1-12 EU an jenem unbekannten Berg Opfer dar, nachdem er von Israels wunderbarer Rettung gehört hatte; mit dem gemeinsamen Mahl erkannten Israels Führer sein Opfer und damit seinen Gott als den ihren an.

Nach Num 31 EU waren die Midianiter später jedoch Feinde Israels und wurden im Namen JHWHs getötet. Nach Ri 4,11 EU hieß Moses Schwiegervater Hobab und gehörte zu den befreundeten Kenitern. Als ihr Stammvater galt Kain, dessen Nachkommen ebenfalls im Osten wohnten und durch ein JHWH-Zeichen vor Ausrottung geschützt wurden (Gen 4,15f EU; vgl. aber Num 24,22 EU): Daher nimmt man an, dass auch sie diesen Gott verehrten.

JHWH im Tanach

Die Namensoffenbarung

Die Ableitung des Tetragramms vom Verb HWH bzw. HJH entspricht der Eigenaussage des Tanach in Ex 3,1ff EU. Dort wird zunächst seine auffällig seltene Verwendung in den Erzvätergeschichten (Gen 12-50) erklärt. Gott war den Stammvätern Israels nicht namentlich bekannt, sondern wurde nach diesen benannt: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs (v. 6). Erst als Mose zum Anführer Israels bei seinem Auszug aus Ägypten berufen worden ist, erhält er auf seine Nachfrage Gottes Eigennamen (v. 14): אֶהְיֶה אֲשֶׁר אֶהְיֶה

Dieser Vers ist die einzige Bibelstelle, die Gottes Namen ausdeutet. Sie geht auf die eng verwandten Wurzeln הוה (HWH – hawah – „sein, werden“) und היה (HJH – hajah – „geschehen, veranlassen, da sein“) zurück und - so nehmen Exegeten an - spielt bewusst mit deren Vieldeutigkeit. Da Präsens und Futur in hebräischen Verben oft identisch sind, ergeben sich mehrere Übersetzungsmöglichkeiten. Im Präsens würde der Vers lauten: Ich bin, der Ich bin. Dies ist die häufigste Übersetzung. Im Futur hieße er: Ich werde sein, der Ich sein werde, was meist im Sinne von Ich werde für euch da sein oder Ich werde Mich für euch hilfreich erweisen übersetzt wird. Diese Bedeutung legt die vorherige Zusage an Mose nahe (v. 12): Ich werde mit Dir sein. Dem geht in v. 7ff die Verheißung voraus:

Ich habe das Elend Meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Schreien über ihre Unterdrücker gehört; Ich habe ihr Leiden erkannt. Und Ich bin herabgefahren, um sie zu erretten aus der Ägypter Hand…

Demnach will der Name gerade nicht auf Gottes Wesen, sondern auf sein befreiendes Wirken in der Geschichte des erwählten Volkes hinweisen, in der sich seine Identität allererst erweist und bewährt.

Für den Alttestamentler Walther Zimmerli enthält die Tautologie eine deutliche Zurückweisung: Das redende Subjekt behält sich seine Selbstoffenbarung vor und setzt allen Versuchen, Gottes Wesen aus seinem Namen zu erschließen, eine Grenze. Diese Unbegreiflichkeit zeigt auch der weitere Kontext: Mose erfährt Gott im brennenden Dornbusch als Feuer, das brennt, aber nicht verbrennt (Ex 3,2) und erhält den Befehl, dem Volk Israel zu erklären (Ex 3,14b):

Der 'Ich bin' [oder: 'Ich werde sein'] hat mich zu euch gesandt.

Demgemäß wird der Gottesname in prophetischen Gottesreden besonders bei Ezechiel nie zum Objekt, sondern tritt immer als Subjekt auf: So spricht JHWH: Ich …

Sowenig das Wesen dieses Gottes zum Gegenstand anschaulicher Betrachtung gemacht werden kann, so untrennbar ist sein Name von der Rettungszusage an Mose und Israel. Dies bestätigt eine weitere ausdeutende Tautologie an Mose (Ex 33,19 EU):

Ich will vor deinem Angesicht all Meine Güte vorübergehen lassen und dir kundtun den Namen JHWHs: Wem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig, und wessen Ich Mich erbarme, dessen erbarme Ich Mich.

Als Selbstaussage ist der Gottesname auch sonst eng mit seiner Gnade, Barmherzigkeit und Treue (Ex 34,6 EU), aber auch seiner Eifersucht (Ex 34,14 EU) verbunden, die andere Gottesverhältnisse in Israel ausschließen will.

Der Tanach nimmt fast nie auf die Namenserklärung von Ex 3,14 Bezug; eventuell spielt Hos 1,9 EU negierend auf Ex 3,12 an: nicht-für-euch-da. Für den Alttestamentler Gerhard von Rad grenzte sich die biblische Theologie damit von der altorientalischen Umwelt ab: Dort enthüllt der Name immer das ganze „Wesen“ seines Trägers, so dass dieser darin greifbar ist. Für den Kult war diese Enthüllung unentbehrlich, um ein „Gedenken“ an die Gottheit zu stiften: Der Name zwingt die Gestalt zu bleiben und verbürgt, dass der Mensch sie immer wieder findet (Gerardus van der Leeuw, Phänomenologie der Religion 1933). Erst wer ihren Namen wusste, der war in der Lage, die Gottheit für die eigene Not zu interessieren und herbeizurufen. Damit war jedoch unvermeidbar Missbrauch für eigene Interessen verbunden.

Dagegen lässt sich JHWH nach biblischer Auffassung nicht wie in der Magie mit einer Zauberformel herbeizitieren (siehe Rumpelstilzchen), sondern bleibt unverfügbar und souverän der Person gegenüber, die ihn anruft. So erhält Jakob nach der Zusage, er werde „Israel“ heißen, auf die Frage nach dem Namen des Unbekannten die bezeichnende Antwort (Gen 32,30 EU):

Warum fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn an diesem Ort.

Die Septuaginta übersetzt Ex 3,14 später: εγω ειμι ο ων. („Ich bin der Seiende.“) Das verschob den Sinnakzent vom dynamischen Handeln, in dem Gott sich als Retter und Helfer zeigt (wer ist Gott-für-uns?), zur statischen Theorie des Essenz- oder Substanzbegriffs (was ist Gott-an-sich?). Damit wurde die Zusage des unverfügbaren Beistands in Gottes freiem Willen als immerwährende Gegenwart zuständlich gedeutet. Dies zeigt den Einfluss des Hellenismus auf die jüdische Theologie im 4. vorchristlichen Jahrhundert.

Die rabbinische Tradition dagegen folgte der Eigendeutung des Namens in Ex 3,14 und leitete ihn von den drei Zeitformen des Verbs HJH ab: hajah (היה) „Er war“, howêh (הוה) „Er ist“ und jehijê (יהיה) „Er wird sein“. Damit betonte sie ihren Glauben an Gottes zeitübergreifende Gegenwart in der Geschichte des jüdischen Volkes.

Befreier der Hebräer

Mit dem Auszug aus Ägypten beginnt für die Bibel JHWHs eigentliche Geschichte mit dem Volk Israel. In der Befreiung der hebräischen Sklaven aus der Fronarbeit in Ägypten zeigt dieser Gott seine Identität und beansprucht von da an dieses Volk zu seinem „Eigentum“ (Hos 13,4 EU):

Ich bin JHWH, dein Gott, von Ägyptenland her, und du sollst keinen anderen Gott kennen als Mich und keinen Retter außer Mir allein.

Nicht ein Naturereignis und Weltentstehungsmythos, sondern die Erfahrung einer innergeschichtlichen Wende für Menschen, die in den Kulten antiker Großreiche keinerlei Rechte und Bedeutung hatten, war demnach der Ursprung der JHWH-Religion.

Das Exodusthema blieb im Judentum prägend und bestimmte weite Teile der biblischen Geschichtsschreibung, Gesetzgebung und Prophetie mit. Es bildete den normativen Kern der gesamtisraelitischen Glaubensbekenntnisse (z.B. Dtn 6,20ff EU; Dtn 26,5-10 EU), auf die unterschiedlichste Zeugen späterer Jahrhunderte immer wieder zurückkamen (z.B. Jos 24 EU; Ri 10,11 EU; Ps 136 EU; Hos 11,1 EU; Jes 51,9 EU; Ez 23,3 EU u.v.a.). Dagegen fehlt es in anderen Büchern des Tanach, vor allem in spezifisch Jerusalemer Traditionen und späten Ketubim (Schriften).

Die Exodustradition (Ex 1-15) war anfangs selbstständig. Als ihre Keimzelle und ältestes Credo des Tanach gilt das Mirjamlied (Ex 15,21 EU):

Lasst uns JHWH preisen, denn Er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat Er ins Meer gestürzt.

Der rettende Durchzug durch das Schilfmeer vor dem Heer des Pharao (Ex 14 EU) wurde demnach als Begegnung mit dem bis dahin unbekannten JHWH, nicht als glücklicher Zufall gedeutet. Das Lob dieses Gottes wurde Ausgangspunkt der dann immer mehr ausgemalten „Zeichen und Wunder“, mit denen die Bibel JHWHs Überlegenheit und Demütigung seines Gegenspielers, des in Ägypten als Gott angebeteten Pharao, verkündet.

Historisch gesehen war nur ein kleiner Teil der späteren Israeliten in Ägypten. Ein Frondienst von Gruppen fremder Herkunft beim Bau von Vorratsstädten ist für etwa 1200 v. Chr. unter Ramses II. belegt. Sie wurden als HPR bezeichnet; derselbe Wortstamm oder Name („Chabiru“) ist auch in akkadischen und sumerischen Dokumenten jener Zeit nachweisbar. Er bezeichnete keine ethnische, sondern eine soziale Gruppe von Tagelöhnern, Sklavenarbeitern, Söldnern oder Räubern. Demnach war JHWH kein Stammes- oder Volksgott, sondern einer, mit dem diese landlosen, von Großreichen abhängigen und immer wieder versklavten Gruppen unerwartete Befreiungs- und Rettungserlebnisse verbanden. Dies ermöglichte anderen Nomadenstämmen, diesen Gottesnamen bei ihrer Begegnung im Kulturland Kanaan mit ihren eigenen unabhängig überlieferten religiösen Überlieferungen zu identifizieren (Antonius Gunneweg, Rainer Albertz).

Die Exodustradition wurde vermutlich vom Stamm Josefs nach Palästina gebracht. Dort wuchs sie mit anderen Stammesüberlieferungen allmählich zum gemeinsamen Glauben Israels zusammen. Der „Auszug aus Ägypten“ verband sich mit strukturell analogen Motiven der „Verheißung“ aus den nomadischen Erzvätererzählungen, der „Führung in der Wüste“, der „Gesetzesoffenbarung“ am Sinai und der „Landnahme“. Daraus entstand – nach heutiger überwiegender Meinung wohl erst nach der Rückkehr aus dem Exil (539 v. Chr.) – die theologische Gesamtkonzeption der Ursprungsgeschichte Israels im Pentateuch.

JHWHs Übernahme durch Stämme, die nicht in Ägypten waren, könnte sich im Buch Josua (Jos 24 EU) spiegeln. Dieses Kapitel vom sogenannten „Landtag in Sichem“, dem zentralen Kultzentrum im späteren Nordreich Israel, blickt auf die Vorgeschichte der Israeliten zurück und gipfelt in der Forderung:

So fürchtet nun JHWH und dient Ihm treu und rechtschaffen und lasst fahren alle Götter, denen eure Väter gedient haben jenseits des Euphrats und in Ägypten, und dient JHWH.

Die „Erwählung“ Israels zum „Volk JHWHs“ im Exodus tendierte also auf eine kontinuierliche Selbstverpflichtung aller Israeliten und verantwortliche Bindung an diesen Gott, der sie zu einem Volk vereinte. Die Kategorie der befreienden Rettung blieb maßgebend zur Deutung späterer Geschichtserfahrung, so dass das Judentum seine historischen Krisen und Katastrophen in der Erinnerung an seine Ursprünge bewältigen konnte. JHWH blieb sein Geschichtslenker und Hoffnungspotential: auch für andere Sklaven und Völker und gerade auch dort, wo Haftpunkte seines Glaubens, der Tempel, die soziale Ordnung und der Landbesitz, verloren gingen.

Geber von Bund und Recht

Das „Bundesbuch“ (Ex 19-24) verbindet die Theophanie JHWHs auf dem Gottesberg Sinai (Ex 19 EU), Proklamation der Gebote (Ex 20-23) und Bundesschluss mit dem Gottesvolk Israel (Ex 24 EU) in einem größeren Überlieferungsblock. Dieser wurde wohl älteren Gesetzeskorpora und Landnahmetraditionen vorgeschaltet und als Station der Wüstenzeit in den Verlauf der Heilsgeschichte eingefügt (Gerhard von Rad). Hier liegt neben der Exodustradition das zweite Zentrum biblischer JHWH-Theologie im Pentateuch vor.

Die Theophanie ist begleitet von erschreckenden Naturphänomenen (s.o.), die JHWHs Heiligkeit betonen: In seinem „Feuer“ (Ex 19,18; vgl. Ex 24,17 EU) würde der Mensch vergehen, so dass Gott ihn vor sich schützt und Abstand gebietet (v. 12; vgl. Ex 3,5 EU). Nur Mose als Mittler seines Willens darf sich ihm nähern. Posaunenklang (v. 13 u. 19) ertönt und die Priester werden davor gewarnt, Mose zu folgen (v. 24). Erst nach Gebotsoffenbarung und Bundesschluss dürfen 70 Vertreter Israels „Gott schauen“ und in seinem Beisein das Bundesmahl halten (Ex 24,9ff EU). Diese Motive lassen erkennen, dass die Theophanie-Erzählung in der Zeit des ersten Tempels ausgestaltet und als Fest regelmäßig kultisch wiederholt wurde.

Die Gebote werden dem ganzen Volk mitgeteilt und mit der gnädigen Zusage eröffnet (Ex 20,2f EU): Ich bin JHWH, dein Gott, der dich aus dem Sklavenhaus Ägypten befreit hat... Die zurückliegende Befreiung, als besondere Erwählung Israels verstanden, begründet den exklusiven Rechtsanspruch dieses Gottes auf sein Volk: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Die vermutete vorisraelitische Vulkan- oder Gewittergottheit ist hier ganz mit dem JHWH des Exodus identisch: Er kann darum auch an anderen Orten und auch Nichtjuden erscheinen und mit seinem Volk mitziehen, etwa mit der Bundeslade der vorstaatlichen Richterzeit.

Während das hebräische Wort für „Bund“, Berit, in Israels Umwelt meist eine gegenseitige Rechtsverpflichtung für Interessenausgleich und Friedenssicherung meinte, ist der Begriff in Bezug auf das Gottesverhältnis Israels besonders in den Verheißungen an die Erzväter und im 5. Buch Mose asymmetrisch: „JHWH, der Gott Abrahams“ bzw. „Israels“ erscheint als zuvorkommender souveräner Bundesstifter, der sein Recht offenbart und gebieterisch dessen Einhaltung einfordert. „Israel, das Volk JHWHs“ ist sein Bundespartner, dem kein eigenmächtiges Fordern von Rechten gegenüber Gott und Aufstellen von Geboten, die er nicht gegeben hat, zusteht. Aber die den Geboten vorausgehenden Verheißungen - u.a. Land, Nachkommenschaft, Segen, Frieden mit den Nachbarn - kann das Volk sehr wohl einklagen.

Die Voranstellung der Zehn Gebote macht alle folgenden Gebote zur Weisung JHWHs und stellt ihre Einhaltung unter seine Gnadenzusage, aber auch unter seine Vergeltung an denen, die sein Recht brechen und ihn leugnen (Ex 34,14 EU). Das Volk hat die Wahl zwischen Tod oder Leben, Segen oder Fluch (Ex 23,20-33 EU; Lev 26 EU), wie besonders die spätere große Moserede des Deuteronomium ausführt (Dtn 28 EU; Dtn 30 EU). Innerhalb wie außerhalb des Bundesbuchs stehen kasuistisch formulierte Rechtssätze, die mit dem Recht der Hethiter und dem babylonischen Codex Hammurapi verwandt sind, neben apodiktischen Gebotsreihen, die besonders kultische Vergehen und den Schutz der Schwachen betreffen. Letztere werden öfter mit der Erinnerung an Israels Sklaverei vor seiner Befreiung begründet (Ex 22,20 EU u.a.).

Schöpfer

Erst in relativ spät entstandenen Texten des Tanach wird JHWH als der Schöpfer des Himmels und der Erde bezeichnet: vor allem in Gen 1-11, einigen Psalmen (Ps 8; 19; 74; 77; 89; 104; 139), bei Deuterojesaja (Jes 40-55), in den Sprüchen Salomos und im Buch Ijob.

Die Schöpfungsaussage stammt aus der ausgeprägten Mythologie, die die hebräischen Halbnomaden beim Besiedeln des Kulturlandes Kanaan vorfanden. Ein frühes Zeugnis dieser Begegnung bietet Gen 14,18-22 EU: Abraham trifft nach seinem Sieg über die Ostkönige Melchisedek, den „König von Salem“ (Jerusalem). Dieser wird „Priester des Höchsten Gottes“ genannt und gibt Abraham den Segen dieses „Erschaffers von Himmel und Erde“. Nach außerbiblischen Funden aus Ugarit stand der El Eljon an der Spitze eines polytheistischen Götter-Pantheons. Indem Abraham Melchisedek den zehnten Teil seiner Beute abgab, erkannte er diesen Gott an und identifizierte ihn mit JHWH, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde gemacht hat (v. 22).

Während JHWH im 1. Gebot des Dekalogs eindeutig als Befreier und Bundespartner Israels definiert ist, sind Aussagen über den Schöpfer in der Bibel vielfältig und nicht an ein bestimmtes Weltbild gebunden. Verschiedene Vorstellungen stehen hinter den beiden Schöpfungserzählungen der Genesis. Der ältere Bericht Gen 2,4-25 EU beschreibt Gott aus der Perspektive des sesshaften Landbauern als Gärtner, der trockenes Land befeuchtet und den Garten Eden bepflanzt, und als Töpfer, der dann die Tiere und den Menschen aus feuchtem Lehm formt. Ihm wird Lebenshauch eingeblasen, der Garten zum „Bebauen und Bewahren" des Lebens anvertraut, er erhält eine Partnerin und die Aufgabe, den Tieren Namen zu geben, so dass er sie beherrscht und als Partner Gottes das Leben schützt.

Der vorangestellte exilische Schöpfungsbericht (Gen 1,1 EU - Gen 2,2 EU) ist kosmologisch orientiert. Der Urzustand gleicht einem wässerigen Urchaos (tohu wawohu), über dieser Urflut (tehom) schwebt Gottes Geist (ruach). Diese Motive sind mit Schöpfungsmythen der Umwelt, hier besonders dem des phönizischen Sanchuniathon verwandt. Das Chaos tritt Gott hier aber nicht als eigene Macht gegenüber, sondern wird ganz von seinem einzigartigen Handeln beherrscht. Er schafft (bara: exklusiv für Gott verwendetes Verb) die Welt durch sein wirkungsmächtiges Wort ohne Drama, Kampf und Mühe: Er sprach, und es geschah; er befahl, und es stand da (Ps 33,9 EU).

Dieses Wort formt und strukturiert die Grundelemente des Weltenbaus: Zuerst entsteht Licht, das die Finsternis erhellt und Tag von Nacht unterscheidet. Dann werden Himmelsfeste und Urchaos, Meer und Festland unterschieden, es folgen die Pflanzen, die Fixsterne, Sonne und Mond. Diese höchsten Gottheiten Babyloniens sind hier bloß dem irdischen Leben nachgeordnete namenlose „Leuchtkörper“, die zwar Tag und Nacht „regieren“, aber nur als Zeit- und Wegmarken für den Menschen. Dann wird der so geordnete Kosmos mit Pflanzen, Wassertieren, Vögeln, Landtieren und zuletzt dem Menschen bevölkert. Dies alles geschieht in einer Arbeitswoche, nach der Gott sein Werk betrachtet, es für gut befindet und am siebten Tag ruht.

Das begründet den Schabbat als Ruhetag für Israel. Dieser verbindet die Schöpfung mit der besonderen Erwählung Israels als Bundesvolk, das den Sklavenbefreier als wahren Schöpfer der Welt bekannt machen und mit dem Tages- und Wochenrhythmus von Arbeit und Ruhe ehren soll. Das weist auf Autorschaft von Priestern hin, die JHWH den Göttermythen Babylons gegenüberstellten. Diese sollten die ewige Herrschaft der Gottkönige mit metapyhischen Mächten begründen und sichern. Demgegenüber zielen beide biblischen Schöpfungsberichte auf den Menschen und sein lebenserhaltendes partnerschaftliches Gottesverhältnis.

Bei Deuterojesaja wird die Schöpfung zum Erweis der universalen Einzigkeit JHWHs. Radikaler als in Gen 1 heißt es dort (Jes 45,7 EU):

Ich bin JHWH und sonst keiner mehr, der ich das Licht mache und die Finsternis, der ich Frieden gebe und Unheil schaffe. Ich bin JHWH, der dies alles tut.

Damit wird das Unheil nicht sanktioniert, dessen endgültige Überwindung gerade dieser Prophet ankündet. Aber auch im Unheil habe Israel sich nur an seinen Gott zu halten. So wird der babylonische Mythos vom Sieg Marduks über den Chaosdrachen, aus dessen Bruchstücken die Welt entstand, auf JHWH bezogen und eng mit Israels Befreiung aus Ägypten verknüpft (Jes 51,9f EU; vgl. Ps 74,13f EU; Ps 89,10-13 EU):

Wach auf, wie vorzeiten beim Anbeginn der Welt! Warst Du es nicht, der Rahab zerhauen und den Drachen durchbohrt hat? Warst Du es nicht, der das Meer austrocknete, die Wasser der großen Tiefe, der den Grund des Meeres zum Weg machte, damit die Erlösten hindurchgingen?

Urflut und Schilfmeer sind hier gleichgesetzt, Gottes die Welt sinnvoll ordnendes Schöpferhandeln und sein befreiendes Eingreifen in den Geschichtslauf gehen also unmittelbar ineinander über.

Von den Psalmen, die den Schöpfer loben, zeigt Ps 104 EU eine auffällige Nähe zum Sonnenpsalm Echnatons, der den monotheistischen Kult Atons in Ägypten einführte. Doch auch hier wird nicht das Licht der Sonne selbst, sondern JHWH als sein Urheber gepriesen, der den Gestirnen den Weg weist (v. 19).

Die Spruchweisheit deutet das Wort, mit dem Gott die Welt schuf, als Weisheit (Spr 3,19 EU), die dann als personales Wesen vor Gott „spielt“ (Spr 8,22ff EU). Dies tat in Ägypten auch die Göttin Ma'at, die die weise Weltordnung verkörpert. Hier aber ist die Weisheit keine eigene Gottheit, sondern nur Gottes erstes Werk, das seine weiteren begleitet, ohne ein eigenes Wort zu sagen. Es stellt heraus, was Ps 1,2 EU verkündet:

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit JHWHs.

Ijob, der dies angesichts der Erfahrung ungerechten und sinnlosen Leidens herausfordernd in Frage stellt (siehe dazu: Theodizee), wird wiederum auf JHWHs wunderbare Schöpfungswerke hingewiesen, vor denen sein Fragen ins staunendes Schweigen, Umkehr und Lob übergeht (Hi 38,4ff EU). Zugleich wird mit dem Goel („Ich weiß, dass mein Erlöser lebt") eine kommende, jenseitige Erlösung angedeutet.

JHWH im Neuen Testament

Das Urchristentum entstand in einer Zeit, als das Judentum den Gottesnamen schon weitgehend tabuisiert und durch Adonaj („[mein] Herr“) ersetzt hatte, wie Schriften aus Qumran belegen. Die Schriften des NT wurden zudem alle im umgangssprachlichen Griechisch abgefasst; nur einige Zitate Jesu sind auf Aramäisch überliefert. Dass darin keine Belege für das Tetragramm zu finden sind, kann daher nicht verwundern.

Gott wird im NT durchgängig Kyrios („Herr“) genannt. Dies entsprach der Septuaginta, die damit den Hoheitstitel „Adonaj“ für Gott transkribierte; auch wo griechische Handschriften des Alten Testaments aus dem 1. Jahrhunderts das Tetragramm unübersetzt stehen ließen, wurde es dann wohl analog zum hebräischen Adonaj mit Kyrios ausgesprochen. Um diesen unverwechselbaren einzigen Herrn jenen gegenüberzustellen, die sich ebenfalls als „Herr und Gott“ anreden ließen - z.B. Augustus, Nero, Domitian - , ergänzte die Septuaginta den Kyriostitel oft mit dem Zusatz Pantokrator - „Allherrscher“. Auch diesen Sprachgebrauch übernahm das NT (z.B. in Lk 10,21 EU).[1]

Jesus von Nazaret hat als rabbinisch geschulter, aramäisch sprechender Galiläer den Gottesnamen wahrscheinlich nicht ausgesprochen: Die Tradition der Heiligung des Namens durch seine Vermeidung war zu seiner Zeit schon üblich (vgl. Mt 5,33-37 EU). Andererseits hat er seine Jünger gelehrt, Gott als „Vater“ anzurufen (Mt 6,8 EU). Wie in vielen anderen hebräischen Vornamen auch, ist in „Jehoschua“, westaramäisch „Jeschua“ oder nur „Jeschu“, eine Kurzform des Gottesnamens enthalten. Der ins Griechische übertragene Vorname Jesus lautet daher als Satz: JHWH rettet oder JHWH ist Rettung.

Aufgrund der Erfahrung seiner Auferstehung übertrugen die Urchristen den Kyriostitel auf Jesus. Denn sie glaubten, dass mit seiner Überwindung des Todes die Auferstehung der Toten begonnen habe, die das Judentum am Ende der Zeit vom Kommen Gottes als Endrichter erwartete. Damit erhielt die Deutung des Namens JHWH einen neuen Bezug (Röm 4,24 EU):

[Gott ist] der, der unseren Kyrios Jesus auferweckt hat von den Toten.

Dazu heißt es im ältesten Christushymnus des NT (Phi 2,9ff EU):

Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle Knie derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus Herr (griechisch: Kyrios) sei, zur Ehre Gottes, des Vaters.

So wird Jesus mit JHWH identifiziert und zugleich eine Unterscheidung zwischen Vater und Sohn, welche nach christlicher Überlieferung beide dem Wesen nach Gott sind, verkündet.

Dieses Verhältnis zwischen Jesus und dem Gott Israels ist Thema der bis zum 1. Konzil von Nicäa (325) entfalteten altkirchlichen Trinitätslehre: Sie lehrt ausgehend von Gottes Selbstoffenbarung in Christus drei zu unterscheidende Seinsweisen (Personen) in dem einen Gott, nämlich Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Judentum und Islam lehnen die Bezeichnung und Anbetung Jesu als „Gott“ oder „Herr“ ab. Sie ist unvereinbar mit ihrem Verständnis des einzigem wahren Schöpfergottes.

Obwohl das Tetragramm in den griechischen NT-Handschriften nicht vorkommt, haben verschiedene Bibelübersetzer Stellen hervorgehoben, an denen ihrer Auffassung nach der Vater JHWH gemeint ist. Martin Luther kennzeichnete in seiner Lutherbibel von 1545 den Vater mit HERR (150 mal), den Sohn dagegen mit HErr.[2] Die Übersetzer der Elberfelder Übersetzung (unrevidiert) bemerkten in in der Fußnote zu Mt 1,20 EU: 'Herr', ohne Artikel, bezeichnet hier und an vielen Stellen den Namen 'Jehova'.

Übersetzungen im Judentum

In der im dritten vorchristlichen Jahrhundert entstandenen Septuaginta findet sich das Tetragramm in den Handschriften bis 135 n. Chr. ausschließlich in Form althebräischer oder aramäischer Buchstaben mitten im griechischen Text. In einem Fall ist die Wiedergabe mit den griechischen Buchstaben ΙΑΩ (IAO) nachweisbar [3]. Erst ab ca. 150 u. Z. sind auch Handschriften mit der griechischen Ersatzbezeichnung Κύριος (Kyrios, Herr) für den Gottesnamen nachweisbar.[4] Sie verdrängt zunehmend die Verwendung der hebräischen Schreibweise, die im 9. Jahrhundert n. Chr. (Ambrosiana O 39 sup.) erlischt.

Da im 4. Jahrhundert viele Abschreiber offenbar kein Hebräisch mehr verstanden oder weil die griechischen Buchstaben dem hebräisch geschriebenen Tetragramm am nächsten kamen, wurde vereinzelt der Gottesname mit den griechischen Buchstaben Π Ι Π Ι ("PIPI") geschrieben.

Mischna und Talmud

Im Judentum wird Gottes Namensoffenbarung in engem Zusammenhang mit seinem „Herabkommen“, „Retten“ (Ex 3,8) oder „Erbarmen“ als unvorhersehbare und unbegreifliche Zuwendung zum Menschen verstanden. Jüdische Ausleger betonen daher besonders den Aspekt von Gottes Gnade, die als besonders heilig angesehen wird.

Weder Tora noch Mischna verbieten den Gebrauch des Gottesnamens. Aber ein Jude, der den Namen öffentlich in negativem Kontext aussprach, lief im alten Israel Gefahr, als Gotteslästerer die Todesstrafe zu erleiden (Lev 24,16 EU). Die Heiligkeit des Namens sollte vor solchem Missbrauch geschützt werden: Daher vermieden bereits die Chassidim – eine jüdische Richtung der „Frommen“, die etwa seit den Makkabäerkriegen im 2. vorchristlichen Jahrhundert entstand – die Aussprache des Gottesnamens. Auch Jesus von Nazaret vermied ihn und verbot den Eid, der vor Gericht oft mit dem Anrufen Gottes als Zeuge verbunden war (Mt 5,33-37 EU). Doch erst mit der Kanonisierung der hebräisch-aramäischen Schriften (um 135) wurde der Gottesname auch schriftlich allgemein vermieden.

Kabbala

In der im 2. Jahrhundert einsetzenden Tradition der Kabbala hat auch die Deutung des Tetragramms mithilfe der spekulativen Zahlensymbolik ihren festen Platz. Im Sithre Othioth („Geheimnisse der Zeichen“) aus dem Sohar (verfasst um 1300) findet sich eine längere Abhandlung zu den Buchstaben des Gottesnamens im Zusammenhang der Schöpfungsgeschichte.

Das Jüdische Museum Berlin bot zur Kabbala im August 2004 eine Sonderausstellung mit dem Titel „10+5=Gott. Die Macht der Zeichen“. Der Titel bezog sich darauf, dass der Konsonant „Jod“ gemäß seiner Stellung im hebräischen Alphabet den Zahlenwert 10, „He“ den Wert 5 hat. Beide stehen für die hebräische Kurzform des Tetragramms (JH, „Jahu“ oder „Jah“). Der Ausstellungskatalog bemerkte dazu:

„… den Namen Gottes zu schreiben, ist im Judentum ein Tabu. Dargestellt wird die 15 daher mit den Buchstaben (Waw) und (Teth) = 6+9.“

Die Ausstellung selbst verwendete nur die arabischen Zahlenwerte 10+5 für „Gott“, nicht aber die hebräischen Zeichen Jod und He. Sie verstieß damit nicht gegen das jüdische Tabu der Veröffentlichung des Gottesnamens, da im Judentum nur Hebräisch die heilige Sprache auch für die Gottesnamen ist.

Elemente der jüdischen Kabbala wurden auch von andern Mystikern übernommen und mit spekulativen Erklärungen zum Namen „Jesus“ (Jeschuah) verbunden. Diese Werke wurden von den jüdischen Kabbalisten jedoch meist abgelehnt. Ein Beispiel für solche Namensspekulation bietet der theosophische Okkultist „Papus“, der in seinem Werk Die Kabbala ausführlich die Bedeutung der Buchstaben des heiligen Tetragramms beschreibt.

Moses Mendelssohn (18. Jahrhundert)

Moses Mendelssohn, der die Hebräische Bibel im 18. Jahrhundert als erster jüdischer Theologe ins Deutsche übertrug, übersetzte Ex 3,13-15:

13 Mosche sprach zu Gott: „Wenn ich nun zu den Kindern Jisraels komme und ihnen sage: 'Der Gott eurer Väter sendet mich', und sie sagen: 'Wie ist Sein Name?' Was soll ich ihnen antworten?“ 14 Gott sprach zu Mosche: „Ich bin das Wesen, welches ewig ist.“ Er sprach weiter: „So sollst Du zu den Kindern Jisraels sprechen: 'Das ewige Wesen, das sich nennt: 'Ich bin ewig' hat mich zu euch gesandt.'“ 15 Gott sprach weiter zu Mosche: „So sollst Du zu den Kindern Jisraels sprechen: 'Das ewige Wesen, der Gott eurer Voreltern, der Gott Awrahams, Jizchaks und Jaakows sendet mich zu euch. Dies ist immer mein Name, und dies soll immer mein Denkwort sein in zukünftigen Zeiten'.

Diese Übersetzung berücksichtigte die Eigenart des Hebräischen, wonach „Ehje“ sowohl „Ich war“, „ich bin“ und „ich werde sein“ bedeuten kann. Andererseits deutete Mendelssohn die dem Subjekt „Ich“ (Gott) vorbehaltene Selbstoffenbarung in der Zeit, die sich der Ausdeutung seines „Wesens“ in gewisser Weise entzieht, analog zur griechischen Metaphysik als Eigenschaft der immerwährenden Präsenz Gottes.

In seiner Psalmenübersetzung gab Mendelssohn den Gottesnamen an einigen Stellen durch das Wort "Jehovah" wieder; mehrere jüdische Übersetzer folgten ihm und verwendeten zumindest an einzelnen Stellen der Heiligen Schrift diese gängige Ausspracheform des Tetragramms: so die Rabbiner, die in St. Petersburg Mendelsohns Übersetzung revidierten, im Buch Exodus; Julius Fürst; Lazarus Goldschmidt. Simon Bernfeld nahm zudem „Jahweh“ in die Anmerkungen auf.

Martin Buber und Franz Rosenzweig (20. Jahrhundert)

Martin Buber und Franz Rosenzweig lehnten diese Wiedergabe im 20. Jahrhundert jedoch ab und begründeten dies so:

Die Einsicht in den pronominalen Charakter oder Gehalt der ursprünglichen Namensform gab die Richtung an. Darum steht in unserer Verdeutschung Ich und Mein, wo Gott redet, Du und Dein, wo er angeredet wird, Er und Sein, wo von ihm geredet wird. … An einzelnen Stellen der Schrift – außerhalb des Pentateuch -, wo der Name in seiner vollen Erschlossenheit sich manifestiert, weil eben die Gegenwärtigkeit Gottes verkündigt werden soll, musste 'Er ist da' gewagt werden.

Nichtjuden sollten im Umgang mit Menschen jüdischen Glaubens den Gottesnamen – also die Vokalisierung des Tetragramms – möglichst nicht aussprechen oder aufschreiben, sondern analog zur jüdischen Praxis umschreiben: Dabei wird die Bezeichnung „der Herr“ von Juden und Christen gleichermaßen akzeptiert, während „Adonaj“, „HaShem“ (der Name) eher innerjüdische Begriffe sind. Manche strenggläubigen Juden sprechen oder schreiben auch das Wort „Gott“ nicht gern aus und vermeiden es mit Schreibweisen wie G´tt.

Übersetzungen im Christentum

Jehovah

siche auch Hauptartikel: Jehovah

Die Schreibweise Jehovah oder Jehova erschien erstmals im 13. Jahrhundert. Sie geht auf den Dominikanermönch Raymund Martini zurück, der sie 1278 in seinem Werk Pugio Fidei adversus Mauros et Judaeos einführte. Sie findet sich in vielen alten deutschen Bibelübersetzungen wie der unrevidierten Elberfelder Bibel, den frühen Auflagen der katholischen Van-Eß-Übersetzung und auch an einzelnen Stellen in der englischen King-James-Bibel. Franz Eugen Schlachter übersetzte das Tetragramm in seiner Miniaturbibel von 1905 teilweise ebenfalls mit „Jehova", und zwar an den Stellen, wo der Gottesname ausdrücklich im Gegensatz zu heidnischen Götzen steht. Diese Verwendung übertrug sich im deutschsprachigen Raum in Hunderte von Kircheninschriften, Kirchenlieder, Münzen und literarische Werke bis ins 20. Jahrhundert hinein. Die Neue-Welt-Übersetzung der Bibel gibt das Tetragramm durchgängig mit „Jehova“ wieder.

Moderne Bibelübersetzungen

Die katholische Einheitsübersetzung gebraucht derzeit noch an 133 Stellen Jahwe, schreibt an den meisten Stellen aber Herr. In ihrer von den katholischen Bischofskonferenzen geplanten Revision wird das Tetragramm einheitlich durch "HERR" wiedergeben werden. Dies folgt den Normen des Vatikan für die Übersetzung der Heiligen Schrift in die Volkssprachen (Liturgiam authenticam) von 2001: Danach sollen Bibelübersetzer keinen Wortschatz oder Stil verwenden, den Katholiken mit dem Sprachgebrauch anderer Religionen verwechseln könnten. Mit Rücksicht auf die kirchliche Tradition soll das Tetragramm nur noch durch ein Wort wiedergegeben werden, das dem lateinischen dominus („Herr“) entspricht.

Die meisten evangelischen Bibelübersetzungen schreiben im Anschluss an jüdische Tradition ebenfalls Herr. Manche unterscheiden HErr oder HERR, um darauf hinzuweisen, dass an dieser Stelle JHWH oder Adonaj im Urtext stehen könnte; für Adonaj JHWH steht dann entsprechend Herr GOTT oder "Herr HErr". In den meisten anderen Sprachen wird dies ähnlich gehandhabt.

Die Bibel in gerechter Sprache (2006) legt keine Übersetzung fest und bietet Lesern stattdessen jedesmal verschiedene Lesemöglichkeiten an: Adonaj, der Ewige, die Ewige, Schechina, GOTT, Ich-bin-da, der Name, der Lebendige, die Lebendige, ErSie etc.

Quelle: Wikipedia
Textzusammenstellung: Batya-Tikvah

Fisch
10.06.2007, 23:39
HILFE Batya-Tikvah dieser ellenlange Text erschlägt mich ....boaaahahhh

Sorry ich schaffe es einfach nicht alles zu lesen - das nimmt einfach zuviel Zeit in Anspruch.

Ich habe doch eine ganz große Bitte an alle User - ich weiß, ihr meint es gut wenn ihr hier Texte rein kopiert - aber bitte denkt auch dran dass das die Moderatoren auch lesen sollten und das ist soviel was geprüft und gelesen werden muss dass es einen halben Tag einnimmt.

Ich bitte wirklich bevor ihr so einen langen Text postet euch mal kurz zu überlegen ob es wirklich komplett gepostet werden muss.

ich sagte das auch schon an anderer Stelle liebe Batya-Tikvah
das hat jetzt echt nichts mit dir zu tun - sondern es sollen sich die angesprochen fühlen die solche langen Texte immer wieder setzen.

Eure Fischi

Batya-Tikvah
11.06.2007, 00:14
Hey sorry...
Kommt nicht wieder vor.

anonym002
11.06.2007, 22:54
Bemerkungen zu: JHWH im NT

Gott wird im NT keineswegs nur mit Kyrios genannt, sondern als Theos, und meistens dann im Zusammenhang mit Theos. Theos selber bezieht sich nicht mal unbedingt auf eine Gottheit, denn es bezeichnet einfach einen Gebietenden. Dass Theos nur für Gott gebraucht wird, das kam durch die späterer Theologie. So wir selbst in der Bibel der Mensch von Jeshua selber als Theos (resp. Elohim) bezeichnet!

Kyrios bezeichnet einen Machthaber, oder auch einfach als Ehrerbietung für die Anrede.

So ist auch das deutsche Wort „Gott“ keine Name, sondern eine Bezeichnung eher wie Elohim, Eloha.


Die Begriffe wurden früher, zur Zeit der Abfassung des NT’s, nicht so streng verwendet, wie es uns die heutige Theologie sagen will, damit ihre Interpretation der Lehre der Trinität aufgeht.


In der Septuaginta wird neben Kyrios auch Theos gebraucht. Dabei sollte man nicht vergessen, dass dies eine Schrift für die Griechen war, und zum Teil echte Lücken aufweisst. Aber als Basis gilt immer noch der hebräische Urtext, und von diesem Text aus, von der Aussage über den Ewigen sollte man sich dem NT zuwenden!


So ist nach der Tenach der Messiach, der Hirte Davids sicher nicht Gott selber, sondern aus dem Samen Abrahams bis Salomos, ohne „Kunstgriffe“. In keiner Weise wird irgendwo eine solche Aussage gemacht. Leider gibt es da in deutschen Bibel Interpretationen aus der Sicht der Theologie, welche aber nicht den ursprünglichen Text wiedergeben.

Es gibt weitere Namen, welche das Kürzel „Jah“ enthalten. Diese besagen nicht, dass der Namensträger selber Gott ist, sie vermitteln selber eine Botschaft.

Massgeben ist auch das Verhalten Jeshuas. Seine Lehre basierte auf der der Torah, ansonsten käme er als Messiach nicht in Frage, da er sich sonst ausserhalb der Weisungen Gottes stellt. Wenn ihm unterstellt wurde, dass er sich Gott gleich macht, so relativierte er solche Aussagen.

So zitiert Jeshua das Schmah Israel, und der Schriftgelehrte bekräftigte bestätig diese Art des Gottesverständnis.
Mk 12,29 Jesus antwortete ihm: Das erste ist: »Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr (Schmah Israel, JHWH, Eloheinu, JHWH echad); 30 und du sollst den Herrn, deinen Gott, .... . 32 Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Recht, Lehrer, du hast nach der Wahrheit geredet; denn er ist einer, und es ist kein anderer außer ihm; ....

Jeshua bestätigte diese Aussage des Schriftgelehrten und in keiner Weise stellte er sich diesem einen Theos gleich. Auch zu Satan in der Wüste sagte er, dass man dem Ewigen alleine Dienen sollte und ihn anbeten sollte. Wäre da Jesus Gott, so hätte er Satan anders geantwortet, und auch Satan würde von Gott kaum verlangen, dass ER ihn anbetet.


Somit darf nun nicht einfach alles gleichgesetzt werden, sondern man sollte bedenken, wer im einzelnen angesprochen wird. Somoit stimmt die Schlussfolgerung aus Phi 2,9 NICHT, dass Jeshua mit JHWH identifiziert werden kann, sondern diese Interpretation kam erst im Laufe der Jahrhunderte.

Es wäre einem Juden nie in den Sinn gekommen, in einem Menschen und auch nicht im Messiach den Ewigen, JHWH, zu sehen. Dafür wird dem Messiach ( wie auch andern wie Abraham) gutgeschrieben, dass er in und vor den Anfängen der Schöpfung gebildet wurde, was ja auch Paulus übernimmt. Aber eben, gebildet, und nicht ohne Anfang, und somit nicht gleich dem Ewigen. Sicher wurde nun Jeshua Gewalt gegeben, das ist klar, der Ewige gibt Macht wem er sie geben will (und sich selber muss er ja die Macht nicht übertragen).

Im Konzil 325 wurden messianische Juden ausgeschlossen, und unter Druck des Kaisers wurden solche Lehren wie Trinität beschlossen, damit es Frieden im Reich und eine Gleichmachung der Religionen gibt. Mehr noch, man versuchte schon damals, wie auch heute leider immer noch, möglichst alles Jüdische vom Christlichen auszuklammern. Dieser Beschluss wurde sogar mit „Blut“ unterschrieben und Unitarier, Arianer und andere, die Jesus nicht als Gott bestätigten, er Verfolgung frei gegeben. Also alles andere als vom heiligen Geist geführtes Konzil.

So gab und gibt es bis in die heutige Zeit christliche Gruppierungen, welche sich von diesen Beschlüssen distanzieren und Jesus nicht als Teil der Gottheit bekennen, sondern wie es geschrieben steht, als Sohn Gottes.


Es gibt nun so viele Hinweise, dass eine solche Lehre der Botschaft und den Aussagen Jesus abwegig ist, Jesus mit dem Ewigen, mit JHWH gleichzusetzen oder zu identifizieren. So darf man nicht einen Vers rausnehmen, und ihn einfach wider den Kontext und besonders auch nicht über die Aussagen Jeshuas legen.


Gruss Alef

Batya-Tikvah
11.06.2007, 23:19
Hm, nur als Anmerkung:
Ich hab das in meinem Bibelstudium genauso gelernt und mit dem,
was in dem Text steht, meine 2. TeilPrüfung vor einem halben Jahr
bestanden und daher hab ich den Text naqch bestem Wissen und
Gewissen zusammengestellt.

anonym002
11.06.2007, 23:42
Liebe Batya

Das ist kein Vorwurf gegen dich, ich weiss, dass es die allgemeine Lehre ist, welche so im Christentum gelehrt wird, eine Lehre aus der Sicht der Lehre, die eine Seite, gefiltert von der Kirche. So gibt es selbst im NT unterschwellige Aussagen über das Judentum und ihren Glauben, welche nicht der Wahrheit entsprechen. Aber dies wird wohlweislich verschwiegen.

Aber es gibt mehr, als nur eben nur diese Sichtweise der Dinge. Habe nur versucht, ein bisschen dies zu erweitern. Ich möchte dich ermutigen, nicht nur zu lernen, was du gelehrt wirst, sondern loszulassen und selber zu forschen.


Gruss Alef

JC-Freak
11.06.2007, 23:43
Und wieder mal ist die Bibel falsch und die Christen sind Schuld.

anonym002
11.06.2007, 23:49
@ freak

Ist das alles was du dazu sagen kannst, statt richtig zu argumentieren und zu widerlegen?


Gruss Alef

JC-Freak
12.06.2007, 02:27
Ja, denn mir ist die Lust auf dieses gespräch lange vergangen.

Batya-Tikvah
12.06.2007, 09:24
Leute ganz im Ernst mal...
Stresst euch deswegen nicht!

Außerdem:

@Alef
Ich habe es nicht nur so gelernt, ein befreundeter Jude, von dem ich schon viel gelernt habe, hate meinen Artikel durchgelesen und abgesegnet, bevor ich ihn online stellte, da er genau so auch auf meiner Homepage steht.

@Freak
Nicht aufregen, das bringt nichts - außer dir Stress und Mr. S einen Moment der Freude, den du ihm nicht einfach so gönnen solltest.

Liebe Grüße,
Batya.

Batya-Tikvah
12.06.2007, 09:26
Anmerkung:
Der Artikel sollte eine Zusammenfassung sein der wichtigesten fakten und erhebt eh keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Hätte ich meinen kompletten Ursprungsartikel reingestellt,
hätte dieser laut Word knapp 4 A4-Seiten gehabt...

Josias
12.06.2007, 11:56
@Afelf


Es gibt nun so viele Hinweise, dass eine solche Lehre der Botschaft und den Aussagen Jesus abwegig ist, Jesus mit dem Ewigen, mit JHWH gleichzusetzen oder zu identifizieren. So darf man nicht einen Vers rausnehmen, und ihn einfach wider den Kontext und besonders auch nicht über die Aussagen Jeshuas legen.

Dem kann ich nur zustimmen lieber Alef. Ich finde die ganze umgangsform mit dem Tetragramm daneben, ist ja nicht das erste mal hier im Forum. Über eine Gleichstellung möchte ich mich erst gar nicht zu äussern. Es stellt sich bald eher die frage, wie verhaltensgestört muß man werden um solche aussagen zukünftig zu überlesen. Wenn dann gleich so regiert wird wie es JC-Freak hier mit ihren Christenspruch grade macht.



Und wieder mal ist die Bibel falsch und die Christen sind Schuld.

ps. Wer sind denn die anderen welche nicht die Christen sind JC-Freak?

rudi
12.06.2007, 15:02
Liebe Batya,

ich danke für diesen Text und habe ihn mit Interesse gelesen. Der Artikel ist eine interessante Ausarbeitung und entspricht der gängigen kirchlichen Theologie.
Besonders der Absatz über die Kaballa war für mich interessant, da ich darüber bisher nichts wußte.

Lass Dich durch die Bitternis, die aus den folgenden Beiträgen spricht, nicht entmutigen. Du hast keinen Fehler gemacht.

Lieber Josias,
ich kann gut verstehen, daß Dir vieles im Christentum unverständlich vorkommt und Du (selbstverständlich) hier und da andere Erkenntnis und anderes Wissen hast.
Aber glaube mir, weder JC- Freak noch ich sind verhaltensgestört.
Siehe bitte, daß es im Christentum, wie im Judentum neben dem biblischen Kanon noch andere Schriften und Festlegungen gibt, die Christen ebenfalls wichtig sind. Es ist ein Fehler, diese Schriften, Dogmen oder Festlegungen dem Worte Gottes gleichzusetzen oder ihm überzuordnen. Da gebe ich Dir Recht. Aber wir sind nicht verhaltensgestört, wenn wir das, was unseren Vätern wichtig war, stehen lassen und nicht gleich verteufeln.
Ich hätte dazu noch viel zu sagen, muß aber erst in die Stille gehen.

Vielleicht eröffne ich mit diesem Thema zu einem anderen Zeitpunkt mal einen eigenen Thread. Es geht um die Frage, wie Ihr (Samu und Du) an das Christentum herangeht, es definiert und beurteilt. Ich habe inzwischen den Eindruck, daß da nicht genug differenziert wird.
Christentum ist nicht absolut gleich römisch- katholische Kirche und katholische Theologie.

Und auch diese ist einem Wandel unterworfen.

Liebe JC,

wenn Du sagst, daß die Bibel recht hat und über jedem anderen Dogma steht, so gebe ich Dir vollkommenst Recht und stehe an Deiner Seite. Allerdings nur für das, was tatsächlich in der Bibel steht.

Batya hat das Dilemma mit der Dreieinigkeit zwar nur beiläufig, aber sehr gut beschrieben:


So wird Jesus mit JHWH identifiziert und zugleich eine Unterscheidung zwischen Vater und Sohn, welche nach christlicher Überlieferung beide dem Wesen nach Gott sind, verkündet.
(Zu Philipper 2)

Die Lehre von der Dreieinigkeit war zu jeder Zeit innerhalb der Kirchen und auch zwischen den Kirchen heiß umstritten. Es ist menschliche Lehre, ein Gedankenkonstrukt, das ich deswegen nicht annehmen kann, weil ich es nicht begreife. Es ist neben der historischen Abgrenzung gegenüber Andersgläubigen ein Widerspruch in sich selbst.

Samu, Alef und Josias wenden sich gegen dir klassische römische Definition der Person Jesu Christi. Über andere Sichtweisen und Dogmen wurde bisher garnicht gesprochen.

Wir müssen genau aufpassen, was wir verteidigen. Ob es uns um das Wort Gottes geht, oder um eine bestimmte (menschliche) Auslegung desselben.

Machen wir doch mal die Nagelprobe.

Ich verspreche Dir hiermit feierlich, Mitglied der katholischen Kirche zu werden, wenn Du mir hier eindeutige Bibelstellen nennen kannst die belegen, daß das katholische Dogma der Dreieinigkeit biblische Aussage ist.

Ich bin mir sehr sicher, daß ich in Zukunft ebenfalls keine Kirchensteuer werden bezahlen müssen.

Shalom und Bruderliebe allen hier

Rudi

Josias
12.06.2007, 15:53
@Rudi

Um weitere Missverständnisse aus dem Weg zu räumen gehe ich gleich an meinen Teil ran, und versuche nochmals zu erläutern.

Ich wollte damit sagen, wie verhaltensgestört muß..ich z.B. werden, um andere in meiner eigenen Meinung zu verschonen, um ihnen den nötigen Respekt zu zollen welchen sie in ihrer Opferhaltung erwarten.

Verhaltensgestört im Sinne ein schweigen vor dem sprechen vorzuziehen, aber welchen Sinn hätte dann noch ein Forum?

"Aber ich mag diese "wir Christen sind dann mal wieder Schuldkomplex nicht" weil es den Wind aus den Segeln einer konstruktiven Diskussion nimmt..

Also noch mal, weder JC-Freak oder Du seit in meinen Augen verhaltensgestört. Sondern ich werde es allmählich hier, weil ich nicht weiss wie ich einer JC-Freak als Beispiel entgegnen soll, ohne das es gleich wieder als Angriff gilt und gegen das Christentum bewertet wird.

Im Gegenteil, ich bin sogar für Meinungsfreiheit..Und wenn jemand 100x am Tag Jesus anbeten möchte, bin ich der letzte welcher dagegen etwas hat, ich mag es nur nicht, wenn es aus diesem Grunde anderen nicht gewehrt bleibt eine andere Meinung öffentlich dazulegen. Das dies für einen Missionarischen Glauben eine schwere Geburt wäre gebe ich sogar zu.

Es umarmt dich freundlich Josias

rudi
12.06.2007, 16:07
*lach*

Ok, ok!

Alle Missverständnisse beseitigt. Ich hoffe, ich habe in Zukunft mehr Zeit um intensiver zu antworten, und auch Fragen zu stellen.

Ich persönlich bin an einem Austausch mit Dir und Samu äußerst interessiert und Du hast vollkommne Recht, ein einseitiger Austausch ist kein Geben und Nehmen, sondern ein einsames und vergebliches Rufen in den Wald.

Ich werde mal mit alten Versäumnissen anfangen.
Wenn man doch mehr Zeit hätte! *seufz*

Samu war so nett, mir einige "Nachfragen" zu beantworten, und hat uns sehr viel von seinem eigenen Glauben und Empfinden berichtet. Da habe ich mit Sicherheit noch Pflichten, mich zu äußern. Diese seine Antworten habe ich oft gelesen, aber habe nie Stellung bezogen.

Insoweit trifft mich Dein (leichter und brüderlich lieber) Vorwurf.

*Ganz herzlich zurückumarm*

Rudi

Samu
12.06.2007, 16:41
Ich kann zu all dem nur sagen:
Ich verspreche Dir hiermit feierlich, Mitglied der katholischen Kirche zu werden, wenn Du mir hier eindeutige Bibelstellen nennen kannst die belegen, daß das katholische Dogma der Dreieinigkeit biblische Aussage ist.

und schließe mich damit der Aussage von Rudi an.

Es wäre lediglich noch anzumerken, dass man sich vorher einigen sollte, welches der vielen Trinitätsdogmen wir nehmen. Es gab ja eine ganz beträchtliche Anzahl von diesen mit ganz unterschiedlichen Gewichtungen (übrigens auch bei den evangelischen Kirchen und mehr noch bei den Freikirchen).

Samu

JC-Freak
12.06.2007, 17:27
wenn Du mir hier eindeutige Bibelstellen nennen kannst die belegen, daß das katholische Dogma der Dreieinigkeit biblische Aussage ist.


Joh 20,28:
Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Joh 10,30:
Ich und der Vater sind eins.

Philipper 2,5-7:
Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.

Joh 1,1-2:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
(...)
Joh 1,14a:
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns

Batya-Tikvah
12.06.2007, 20:46
Also Leute, könnt ihr nicht woanders streiten?
Denn ich habe hier einen Text aus unterschiedlichen Quellen zusammengestellt und das rein mit em Ziel der Information, nicht mit dem Hintergrund, dass ihr morgen losrennen und euer Gottesbild ändern sollt!

rudi
13.06.2007, 15:30
Liebe Batya,

wir streiten nicht. Um Glaubensdinge kann man nicht streiten. Aber über manches sollte man sich austauschen, um die Erkentnis und die Erfahrung des anderen kennenzulernen und zu verstehen.

Liebe JC-Freak

(furchtbare unpersönliche Anrede. Aber so ist es eben bei den Nicks im Internet. Mit Popcorn zum Beispiel habe ich bisher auch nur selten geredet. Normalerweise esse ich diese Dinger ab und zu.)

Aber nun zum Thema:

Joh 20,28:
Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Diese Worte alleine und für sich genommen könnten wirklich den EIndruck entstehen lassen, Thomas habe Jesus für Gott gehalten. Aber sehen wir den Text im Zusammenhang.

Johannes 20 nach Luther:

28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
29 Spricht Jesus zu ihm: Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubest du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
30 Auch viel andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch.
31 Diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.


Wenn nun der Verfasser des Briefes in unmittelbarem Anschluß an die Kurzgeschichten über Jesu Wirken nach seiner Auferstehung, (der letzte Bericht war der über Thomas) sagt, daß er alle diese Berichte nur geschrieben hat, damit ich glaube, daß Jesus der Sohn Gottes ist, so will ich nicht den Ausspruch des Thomas zum Anlass nehmen anderes zu glauben und Jesus für Gott halten.

Johannes 10 im Zusammenhang:
29 Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer denn alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen.
30 Ich und der Vater sind eins.
31 Da huben die Juden abermal Steine auf, daß sie ihn steinigten.
32 Jesus antwortete ihnen: Viel gute Werke habe ich euch erzeiget von meinem Vater; um welches Werk unter denselbigen steiniget ihr mich?
.....
36 sprecht ihr denn zu dem, den der Vater geheiliget und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott, darum daß ich sage, ich bin Gottes Sohn?
37 Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubet mir nicht.
38 Tue ich sie aber, glaubet doch den Werken, wollt ihr mir nicht glauben, auf daß ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in mir ist und ich in ihm.


Ich kann auch hier im Zusammenhang keine eindeutige Aussage für mich herauslesen, daß Jesus Gott ist. Lediglich der Hinweis, daß sie "eins" sind, wohl im Sinne von eines Sinnes oder eines Geistes. Ansonsten wird das Handeln Gottes nach seinem Heilsplan durch Jesus Christus deutlich. Jesus ist der Gesalbte, der Gesandte und der Bevollmächtigte Gottes, des Vaters. Gott ist der, der Vollmacht gibt und nach dessen ewigem Ratschluß alles geschieht.

Das Bekenntnis im Philipperbrief endet erst bei Vers 11 mit dem Credo und Schlußwort:
8 erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
9 Darum hat ihn auch Gott erhöhet und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist,
10 daß in dem Namen JEsu sich beugen sollen alle derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
11 und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters.

Zu Johannes 1:

Das Einführungswort des Johannes endet nicht bei 14a, sondern erst mit Vers 14b:

...und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit

Nach diesen Bibelworten ist Jesus für mich der eingeborene (erstgeborene, vor allen anderen Söhnen stehende) Sohn Gottes, nicht Gott selbst.

Liebe JC-Freak,
glaube mir, ich kann Dein Anliegen gut verstehen. Dein Herz brennt für unseren Herrn Jesus Christus und es ist für Dich unvorstellbar, auch nur das kleinste Wort zuzulassen oder unwidersprochen hinzunehmen, das ihm nicht die Ehre gäbe, die ihm gebührt oder das die Bedeutung seines Lebens und Sterbens irgendwie herabmindern könnte.

Aber sieh, ehre ich einen Meister oder Lehrer nicht am meisten dadurch, daß ich seinen Worten lausche und seine Lehren befolge? Sein ganzes Leben war eine Wegweisung hin zu Gott, dem Vater und Allmächtigen und Ewigen. Jesus ist der Weg zum Vater, nicht das Ziel. Jesus ist die fleischgewordene Gnade Gottes. Jesus wollte uns von sich selbst weg hin zum Vater führen. Seine Nachfolger sind die, die den Willen seines Vaters im Himmel tuen. Nicht die, die "Herr- Herr" zu ihm (Jesus) sagen.
Matthäus 7 :
20 Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
21 Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel
22 Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissaget, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, haben wir nicht in deinem Namen viel Taten getan?
23 Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter!


Erlaube mir, etwas von meinem erleben zu erzählen. Nicht um mit Dir zu streiten, oder Dich von irgendetwas zu überzeugen, sondern damit Du verstehst, daß jemand, für den Jesus nicht Gott ist, ihm ebenfalls die ihm gebührende Ehre, Liebe und Dankbarkeit entgegen bringt.

Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und mir wurde daher schon früh das Beten gelehrt, so wie damals üblich, zum "lieben Heiland". Später, dem kindlichen Sprachschatz entwachsen, habe ich dann zu Jesus gebetet. Ich war so belehrt worden.
Irgendwann hatte ich dann in einer Nachbargemeinde Predigtdienst.
Thema: das Gebet.
Bei der Vorbereitung habe ich mich dann auf Matthäus 6, Verse 8 bis 13 konzentriert. Auf die Anweisungen meines Herrn Jesus, wie ich denn beten solle.
Ich war tief betroffen. Wenn ich diese Bibelstelle auch gut kannte und das Vater unser oft gebetet hatte, erstmalig ist mir das ungeheure Gnadengeschenk bewußt geworden, daß wir uns erlöst durch den Glauben an Jesus Christus vertrauensvoll wie Kinder Gott dem Allmächtigen im Gebet nahen dürfen und gewiss sein dürfen, daß er, unser Vater im Himmel "weiß, was wir bedürfen, ehe denn wir ihn bitten" (Matthäus 6 Vers 8 ). Weiter wurde mir bewußt, welchen großen Teil die Anbetung des Höchsten in unseren Gebeten ausmachen sollte. Ich kam mir so vor, als wäre ich in der Zeit vorher eigentlich nur ungehorsam gewesen. In allem was Jesus lehrte und tat verherrlichte er Gott im Himmel. Und ich bin geistlich bei ihm (Jesus) stehengeblieben statt seine Worte zu verinnerlichen und zu befolgen und mich auf das Wesentliche, auf Gott, den Schöpfer, Planer, Lenker, auf den Ewigen und Allmächtigen auszurichten. So, wie Jesus dies tat und uns befohlen hat. Gott gebührt alle Ehre. Ihm alleine.

Ich persönlich sehe für mich dies nicht als Herabwürdigung der Person Jesu Christi, sondern als einen Gehorsamsakt, als ein Geschenk.

Aber dies ist nur mein persönliches Erleben. Gott führt einen jeden nach seinem Plan. Und ich werde mich hüten, mein Erleben für andere zum Gebot zu machen.

So, Liebe Batya,

Du siehst, wir haben nicht gestritten. Aber wir haben uns vielleicht etwas besser kennengelernt.

Gottes Segen und Liebe

Rudi

die_weiße
13.06.2007, 22:26
Hi Rudi, das ist wirklich eine ganz tolle Erklärung, hinter der ich auch stehen kann. Sie entspricht in etwa auch meinem Glaubens- und Bibelverständnis.
Vielen Dank für diese gute Ausarbeitung zum Thema.

die weiße

märki
13.06.2007, 22:49
Danke Rudi

das hast Du schön geschrieben.

Ich hätte es nicht so gut formulieren können.

märki