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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Betrachtung zu Matthäus 7,1-5



Kiki
21.07.2007, 23:26
Matthäus 7,1-5:
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch gemessen werden. Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr. Oder wie wirst du deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, der Balken ist in deinem Auge. Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.

Meine Gedanken zu dem Text:

Ich denke es geht hier sicher nicht darum, die staatlichen Gerichte abzuschaffen, sondern eher um "das Richten" im alltäglichen Leben.
Wie schnell sind wir oft dabei unsere Mitmenschen zu verurteilen, zu richten, wenn diese Fehler machen oder vielleicht eine andere Meinung vertreten.

Es geht auch um das Maß, um die Maßstäbe. Wie richten wir. Wir sehen den Splitter in den Augen des Nächsten und den Balken in unseren nicht. Oft ist es doch so, dass wir auch den kleinsten Fehler des Anderen bemerken und dabei unsere eigenen nicht sehen oder von ihnen ablenken wollen.
Wir müssen also zuerst uns selbst prüfen und unseren Balken entfernen, bevor wir daran gehen den Splitter aus den Augen unsrer Nächsten zu entfernen.

Joh. 7,24: " Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht."

Wie oft beurteilen oder richten wir einen Menschen, ohne dessen Situation zu kennen. Dabei sehen wir doch häufig nur das Vordergründige, oder das, was wir sehen wollen, aber nicht hinter die Fassade, oder gar in das Herz unseres Nächsten. Was wissen wir denn wirklich von dem Menschen, den wir manchmal so vorschnell beurteilen und verurteilen? Es gibt ein schönes indianisches Sprichwort, das heißt:

"Urteile nie über einen Menschen, ehe du nicht einen Mond in seinen Mokassins gelaufen bist."

Auch dieser Spruch führt uns ganz deutlich vor Augen, dass wir nicht über jemanden urteilen können, bevor wir nicht die ganze Situation dieses Menschen kennen, also auch die gesamten Lebensumstände. Bevor wir nicht genau in dessen Lage waren.

Wir selbst wollen ja auch nicht falsch beurteilt, in eine bestimmte Kategorie geschoben oder gerichtet werden. Und genauso wie auch wir erwarten, dass uns verziehen wird, wenn wir falsch gegangen sind, so sollten auch wir vergeben und verzeihen wenn uns Unrecht getan wurde.
Und wenn Andere durch eigene Fehler oder Versagen Misserfolge haben oder am "Boden liegen" sollten wir nicht richten, sondern vielmehr aufrichten.
Denn wir alle haben doch unserer kleineren oder größeren Fehler. Niemand ist so perfekt, dass er/sie es sich leisten kann über andere den Stab zu brechen.

Mögen wir uns in unseren Worten und Taten immer von der Nächstenliebe leiten lassen, das wünsche ich uns allen!

Kiki

:4

Giorgio
22.07.2007, 09:12
Hallo liebe Kiki,
danke für Deinen Text.
Bislang habe ich es immer so gehalten,---richte nicht über jemanden, solange Du noch nicht in der gleichen Situation warst....
Aber ich denke, es reicht nicht aus!!??
Werde wohl doch einen längeren Zeitraum seine Schuhe tragen, -- in ihnen laufen müssen --, bevor es mir überhaupt zusteht ein Urteil zu erlauben.
Danke für die Anregung, herzlichst Giorgio

tanuki
23.07.2007, 13:26
Ihr Lieben,
einfache Gegenfrage: möchte ich, dass die Welt aus Klons von mir besteht (siehe Matrix :mrgreen: )? NEIN - infolgedessen werde ich immer Menschen treffen, die anders sind als ich, anders "ticken", - wenn ich lerne, die Buntheit und Vielgestaltigkeit als grandiosen Ausdruck von Gottes Willen zu begreifen und mich daran zu erfreuen, dann fällt es gleich viel leichter das Richten zumindest ein Stückweit abzulegen und Verschiedenheit als Bereicherung zu empfinden! Allerdings muss ich auch zulassen können, dass mit manchen Menschen die Chemie eben nicht stimmt, aber das ist auch nicht "richten" in dem o. g. Sinn.
Aber sogar eine richtige Auseinandersetzung mit einem Gegenüber, das gar so anders tickt als ich, kann letztlich für mich selbst zu einem Gewinn werden und neue Sichtweisen bringen.
Es gibt keinen Zufall und in jeder Begegnung liegt eine Chance zum eigenen Wachstum/Reifung - in harmonischen Begegnungen, wie auch in konfliktreichen.
Liebe Grüße,
Tanuki