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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Josef - Zafnat Paneach



Fisch
05.08.2007, 10:36
HI ihr alle

ich lese momentan grad wieder die Josef Geschichte und mir kam beim lesen immer wieder eine Frage auf.

Da steht Josef vor dem Pharao und er deutet ihm seinem Traum....man muss sich vorstellen Josef war lange Zeit im Kerker des Pharaos gefangen gehalten und nun steht dieser vor dem Pharao und innert Stunden war er über das Land als Vize König eingesetzt.
Nun aber zu meiner Frage - was erkannte der Pharao in Josef? - denn er gab ihm ja auch sogleich einen neuen Namen...

Es steht geschrieben: Pharao nannte den Josef "Zafnat Paneach" das übersetzt heißt - "Einer der die verborgensten Dinge weiß" oder in Ägyptischer Übersetzung - "Gott spricht, er lebt" oder "Schöpfer des Lebens"

So wie ich gelernt habe, war ja ein Pharao Gottgleich doch dieser Pharao scheint innert kurzer Zeit in Josef den EINEN und EINZIGEN wahren Gott erkannt zu haben. Löste das eine Umkehr aus im Leben des Pharaos? Denn in der Ägyptischen Kultur herrschten doch viele Götter.........
Wie veränderte sich des Pharaos Leben durch Josef? Ich meine nun nicht seinen Wohlstand der wohl immer größer wurde durch Josef, weil ja das Reich mit Weisheit gelenkt wurde - sondern inwieweit veränderte sich das persönliche Leben des Pharaos der in Josef mit dem Gott der Juden in Berührung kam?

tanuki
05.08.2007, 13:10
Liebe Fischi,
bei der Geschichte fällt mir aber immer noch ein anderer Aspekt stark auf:
Ich denke, hier ging Josef auch ein Stück weit auf die Kultur der Ägypter zu - nicht auf deren Glauben, er blieb ohne Frage bei SEINEM Gott - aber er lehnte deren Kultur keinesfalls grundsätzlich ab, er heiratete die Tochter des ägyptischen Priesters von On und wirkte zum Wohl des ägyptischen Landes.
Liebe Grüße, Tanuki



Lesetipp außerhalb des Tenach zu Josef: "Josef und seine Brüder" u. "Josef in Ägypten" von Thomas Mann - schöner kann man die Geschichte nicht "erzählen" ...aber Zeit mitbringen - 2 lange Romane! :D

Fisch
05.08.2007, 14:45
Danke liebe Tanuki für den Lesetipp

Das ist mir schon klar, dass Josef seinem Gott treu blieb. Meine Frage war ja auch anders.....was veränderte sich bei Pharo als er sah wie Treu Josef seinem Gott ist und was für Auswirkungen das hat diese Treue? Mir kommt da der eine Satz der geschrieben steht: "Ich sehe mit sehenden Augen dass Gott mit dir ist" Wenn man sowas erkennt in einem Menschen, dann sollte man doch genau hinschauen. Da Pharo Josef so vertraute dass er ihn über alles einsetzte dann muss er doch tief in Josef geschaut haben und auch Vertrauen gehabt haben in Josef und seinem Gott. Das muss doch Spuren hinterlassen, oder?

Wenn ich einem Menschen begegne mit dem Gott unterwegs ist und in ich ihn ihm Gott sehen kann - dann hinterlässt das bei mir auch Spuren.....ich beobachte diesen Menschen und ich möchte erspüre welchen Weg er geht um auch in diese Gottesnähe einzutreten...

Versteht ihr was ich meine?

anonym002
05.08.2007, 21:37
Liebe Fischi

Ja, so ist es, ein König erhöht und setzt ab, aus welchen Gründen auch immer. Er handelt in jedem Fall souverän. Wie auch am Beispiel von Mundschenk und Bäcker.
So liess Pharao auch ausrufen, dass Joseph „Abrech“ ist, (junger) Vater der Weisheit. Leider kommt dies wieder mal in der deutschen Übersetzung nicht zum Ausdruck.

In der jüdischen (Midrash) wie auch in der islamischen (Koran 12. Sure) Überlieferung wird erzählt, dass diese Asenath, die Tochter des Hohepriesters des Sonnengottes zu On (Heliopolis) niemand anders als die Frau Potiphars war. Im Christentum wird diese Frau ja als Verführerin und als böse dargestellt. Aber hier weiss man, WAS diese Frau wirklich in Joseph schon erkannt hatte, und ihr Handeln daraus entspringt.


Joseph wird aus jüdischer Sicht insgeheim ein bisschen beschuldigt, dass das Volk Israel in Ägypten zur Sklaverei verdonnert wurde, weil er seine Familie nach Ägypten holen liess, statt vielleicht wieder zurück zu kehren, da er ja als ein Vater der Weisheit galt, und als einer der die verborgenen Dinge sieht benannt wurde. Auch hat er bis zum Tode Jakobs offiziell seien Brüdern vergeben.

Selbst aus dem Text wegen dem Verkauf Josephs ist nicht ganz klar, ob die Brüder einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wurden und Joseph von den Midianitern in Abwesenheit der Brüder aus dem Brunnen gezogen wurde, und ihn nicht direkt verkauft hatten. Sicher bleibt die böse Absicht. So kann man schon hier lernen, dass ein böser Gedanke schon wie eine vollbrachte Tat war.



Ob der Pharao wirklich den einen wahren Gott erkannt hatte?

Ich denke nicht, dass sich der Pharao irgendwie geändert hatte. Weshalb sollte er? Wahrscheinlich lebten sie weiniger in einer solchen abstrakten Welt wie wir. Da war eben zum Beispiel auch der Pharao göttlich, vieles war mystischer und spiritueller, da hatte einfach mehr Platz als in unserer engen und materiellen Welt, der 2-geteilten Welt von Gut und Böse.


Lehit Alef

tanuki
05.08.2007, 22:30
Joseph wird aus jüdischer Sicht insgeheim ein bisschen beschuldigt, dass das Volk Israel in Ägypten zur Sklaverei verdonnert wurde, weil er seine Familie nach Ägypten holen liess, statt vielleicht wieder zurück zu kehren

Jepp, so isses - im Gegensatz zur christlichen Sicht, wo manchmal eine allegorische Verbindung Josef-Jesus hergestellt wird.


LG, Tanuki

Fisch
21.08.2007, 11:06
Heute habe ich sozusagen das Kapitel Josef für mich erst mal beendet und wende mich nun Anderem zu.

Einen Abschnitt aus dem Kommentar über Josef, möchte ich euch nicht vorenthalten und mich lässt dieser Abschnitt nochmal zum Abschluss nachsinnen über diesen Josef.....


Seine Brüder kamen vor Josef als Jakob gestorben war und bibberten wieder, weil sie Angst hatten Josef könnte ihnen nun ihre Tat nach dem Tode des Vaters vergelten die sie ihm einst antaten. Und sie beugten sich abermals vor Josef und sagten zu ihm "Wir wollen deine Sklaven sein" Josef aber antwortete ihnen "Fürchtet euch nicht! Bin ich denn an Gottes Stelle?"

Nun zu dem Kommentar:


"Bin ich denn an Gottes Stelle?" (Gen 50, 19) fragt er und erweist sich dadurch selbst als der Prototyp eines religiösen Menschen. Er bekennt sich zu seinen menschlichen Grenzen mitten in seinem Einfluss und seiner Macht und bekennt damit gleichzeitig die überragende Macht Gottes. Dies ist wahre Größe, die sich in Leiden und Krisen herausbildet. Dies ist der starke Wille und die tiefe Hingabe, die aus Begabung und Demut erwachsen.

Ich wünschte mir so oft im täglichen Umgang miteinander, dass wir in so einer Haltung miteinander umgehen. Für mich hat Josef einen sehr klaren und festen Charakter und ist doch nicht hochmütig und arrogant, sondern bezeugt immer wieder seiner Umgebung "Ich weiß, dass alles von Gott kommt und dass Gott alle Wege leiten wird. Ich brauche keine Rache zu üben, denn Gott ist mit mir und wird gerecht sein zu allen."
Josef sagt nochmal zu seinen Brüdern und bezeugt sein Gottvertrauen damit - "Habt ihr auch die Absicht gehabt, mir Böses zu tun, so hat doch Gott die Absicht gehabt, es zum Guten zu lenken, um das auszuführen...."

Welch ein starker Mann, welch ein Charakter, welch ein Gottvertrauen, welch eine Sanftmut gegenüber seinen Brüdern ...

Das wünsche ich uns allen

Eure Fischi

Gabriel2
21.08.2007, 21:30
AMEN !!!

Vielen Dank liebe Fischi :P und ganz viele liebe Grüße !!!


Gabriel

Popcorn
22.08.2007, 10:01
Liebe Fischi



Welch ein starker Mann, welch ein Charakter, welch ein Gottvertrauen, welch eine Sanftmut gegenüber seinen Brüdern ...



Du schreibst starker Mann und bringst ihn mit Sanftmut in Verbindung - darin sehe ich die wahre Stärke.

Ja und Gottvertrauen - wie nötig haben wir das immer und immer wieder. Gerade gestern Abend haben Gabriel und ich lange darüber ausgetauscht, wie oft uns doch das wirkliche Vertrauen fehlt. Wir beten und sagen es, trauen aber im Innersten Gott doch oft so wenig zu.

Vielen Danke liebe Fischi für dein Teilhabenlassen an deinen Gedanken.

Deine Popcorn

Fisch
22.08.2007, 10:40
Liebe Popi

was ich die letzten Monate lernen durfte ist, dass gerade starke Männer und Frauen Gottes diese Sanftmut und Barmherzigkeit und die Bereitschaft zur Vergebung in sich tragen sollten.

Ansonsten sind sie kriegerisch, arrogant und stolz und nicht bereit den anderen neben sich leben zu lassen, sondern töten mit Worten, Taten und Blicken. Aus solchen Menschen geht kein neues Leben hervor, sondern Zerstörung und oft benutzen gerade dieses Menschen den Namen Gottes dazu. Doch das ist Missbrauch in meinen Augen.

Ich betrachte mir beim Lesen in der Bibel immer sehr genau die Charaktere der Männer und Frauen und ich versuche davon zu lernen und es auf mein Leben zu implizieren. So wird mir die Bibel zum Lebensbuch für mich persönlich, denn ich lerne aus ihr was gut und was schlecht ist.

Danke liebe Popi, dass du gerade diese Eigenschaft noch mal bei Josef herausgearbeitet hast.

Lieben Gruß
Fischi