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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Goethe - Prometheus



Atheist
14.08.2007, 14:22
Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus noch ein,
Kehrt ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blütenträume reiften?

Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nich zu achten,
Wie ich!

Johann Wolfgang von Goethe, 1773





Gehen wir mit Gott oder geht Gott mit uns?
Ein eher unauffälliger Interpretationsaspekt, doch ich sehe den Menschen hier als göttliche Schöpfung im Sinne seiner eigenen Göttlichkeit dargestellt.

1 Mos 1,26ff

Was meint ihr dazu?

tanuki
14.08.2007, 20:49
Lieber Atheist,
Danke für den Goethe.


Gehen wir mit Gott oder geht Gott mit uns?
Ein eher unauffälliger Interpretationsaspekt, doch ich sehe den Menschen hier als göttliche Schöpfung im Sinne seiner eigenen Göttlichkeit dargestellt.

Dazu gibts viel zu sagen und darüber wurde schon viel gedacht. Ich sehe es eigentlich wie von dir angesprochen/interpretiert: wir gehen dann mit Gott und er mit uns wenn wir uns unseres göttlichen Kerns in uns bewußt werden und diesen mit Gott außer uns beginnen zu harmonisieren...ab da kommt dann das wahre Leben "in Gott".

Liebe Grüße,

Tanuki