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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer..." (ab Matth. 23,13 ff)



Nachdenklich
13.09.2011, 22:52
Je länger ich mich mit der Bibel befasse, desto mehr habe ich den Eindruck, als wären die schwierigsten und unbelehrbarsten Menschen zu Jesu Zeiten die Schriftkenner und die Priester gewesen. Über keine Menschengruppe hat Jesus ein so scharfes und eindringliches "Wehe" ausgerufen, wie über diese.

Jesus hat das einfache Volk gelehrt und geheilt, Kinder hat er gesegnet, die Besessenen befreite er, auch wenn sie ob ihren Untaten sehr gefürchtet und verabscheut waren von den Menschen (z.B. die Besessenen von Gadara, Matth. 8,28 ff), die heidnische Frau lobte Er als Vorbild der Demut, sich mit den Brosamen unter dem Tisch der Herren zufrieden zu geben, die abtrünnigen Samariter suchte Jesus persönlich auf und offenbarte sich ihnen, nachdem er mit der Frau am Brunnen gesprochen hatte, die Schuld der Ehebrecherin schrieb Jesus in den Sand, mit dem wucherischen Zöllner hat er gegessen und ihn umgestimmt zu guten Taten, Seinen Jüngern verwies Er es strikt, diejenigen zu bestrafen die Ihn nicht aufnehmen wollten, dem Verbrecher, der mit Jesus gekreuzigt wurde verhiess Er das Paradies, für die Soldaten, die Ihn töteten, bat Jesus um Vergebung, Judas verschmähte Er nicht, obwohl Judas Ihn doch um ein paar Silberlinge verriet, die Händler trieb Jesus zwar hinaus aus dem inneren des Tempels, liess sie dann aber in Ruhe und sie werden nirgends mehr erwähnt im Evangelium, - aber den Schriftgelehrten, den Pharisäern und Tempelpriestern hinterliess Jesus ein mehrfaches Wehe und hielt ihnen breitseits die Sünden vor! Auch warnte Jesus (laut Matth. 16,5 -12) die Menschen vor "dem Sauerteig" der Pharisäer. - Waren die so viel schlechter als alle anderen? Was machte sie unwürdig, Jesu Freundschaft zu gewinnen?

Ist es nicht seltsam, dass ausgerechnet die "Bibel"- oder Schriftkenner so schlecht abschneiden in den Evangelien, so dass ihnen ein langes Kapitel aus Weherufen gewidmet ist, und Jesus Seine Freunde sogar warnt vor den Pharisäern?
Welchen Eindruck erweckt dies, wenn ihr darüber nachdenkt / es nachlest?
Was können / Was sollten heutige Schriftgelehrte und Pharisäer für Schlüsse und Lehren ziehen aus diesen - aus meiner Sicht im Grunde niederschmetternden - evangelischen Überlieferungen?

Bin gespannt was andere dazu meinen! - Umso mehr, da ich selber auch ein Bibelkenner bin, zwar kein Schriftgelehrter, aber zumindest hätte ich damals zu den Pharisäern gezählt.

Sunigol
14.09.2011, 00:01
Die Pharisäer stellen das Gesetz über den Menschen. Sie versuchen, ihre Mitmenschen bei Verfehlungen zu erwischen, auf denen sie dann herumreiten können. Das dient zwei Zwecken:

1. den Erwischten in eine Arme-Sünder-Rolle zu drängen
2. selbst als unanfechtbare Oberaufpasser dazustehen.

Nur scheinbar geht es ihnen darum, Gottes Gebote zu verwirklichen. In Wahrheit benutzen sie sie, um selbst Macht über andere zu haben. Damit missbrauchen sie Gott als Machtinstrument für sich selbst, und das ist es, worüber Jesus sich aufregt.

So versteh ich das.
Sunigol

Mirjamis
14.09.2011, 14:25
Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren die Frommen der damaligen Zeit. Sie schienen ihren Glauben besonders ernst zu nehmen.
Ich frag mich manchmal, was Jesus zu den besonders Frommen der heutigen Zeit sagen würde.
Ob da nicht auch manches "Wehe euch..... " zu hören wäre?

Fisch
14.09.2011, 14:39
Da kann ich mich Mirjamis Meinung nur anschließen. Viele Gläubige heutzutage, sind da gar nicht viel anders als die Pharisäer waren - das fängt schon damit an, dass sie ihren Glauben als absolut richtig einstufen und den Glauben andersdenkender verurteilen.

Vielleicht liegt es daran, der Eindruck entsteht, dass Pharisäer nur studiert haben und alles im Detail genauso auslebten wie es ihre Schrift ihnen gebot - aber den Menschen auf der Straße darüber vergessen haben. Gesetzlich haben sie sicherlich gut abgeschnitten, aber menschlich versagt. Daher könnte das "Wehe euch..." herrühren.

Nachdenklich
14.09.2011, 16:35
Ich frag mich manchmal, was Jesus zu den besonders Frommen der heutigen Zeit sagen würde.
Ob da nicht auch manches "Wehe euch..... " zu hören wäre?

Das finde ich eine sehr bemerkenswerte Frage, die nach selbstkritischer Antwort verlangt.
Danke auch an Fisch und Sunigol für eure Beiträge.

Mir ist beim Lesen eurer Beiträge wieder einmal aufgefallen, dass Jesus seinerzeit die Jünger nicht etwa zu den Ungläubigen oder Andersgläubigen sandte um diese für den Glauben zu gewinnen. Jesus sandte seine ersten Jünger "zu den verlorenen Schafen Israels", also zu den bereits Gläubigen, um diese zurückzurufen in die Ordnung der Liebe. "Geht nicht zu den Heiden (Ungläubigen) und betretet keine Stadt der Samariter (Abtrünnigen / Andersgläubigen), sondern geht zu den verlorenen Schafen Israels. ...Seht, Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe..." (Matth. 10,5 + 6 + 16). Und über diese gläubigen, frommen, von sich und ihrem Glauben überzeugten Pharisäern und Schriftgelehrten spricht Jesus zuletzt das Wehe: "Ihr seid wie die Gräber, die aussen weiss angestrichen sind und schön aussehen; innen aber seid ihr voll Schmutz und Verwesung. So erscheint auch ihr von aussen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Liebe." (Jesus Matth. 23,28).



Die Gläubigen gebärden sich (teils) also wie Wölfe unter den Schafen? - Auch ich bin ein Gläubiger!!! Da kommt mir gleich die Frage hoch: Bin auch ich vielleicht ein "verirrtes, verlorenes Schaf", oder gar ein reissender Wolf unter Schafen, und ich merke es bloss nicht, weil ich zu sehr von der Vollendung und Vollkommenheit meines Glaubens überzeugt bin? - Entsetzlich, dieser Gedanke in Erwägung zu ziehen, vor allem im Hinblick darauf, dass heute ich genauso sehr gemeint bin / gemeint sein könnte, wie damals die Pharisäer, wenn Jesus vom Unflat im Inneren spricht.

Da kann ich nur hoffen und beten, dass ich nicht in Unbelehrbarkeit und Uneinsichtigkeit verharre, sonst werde ich als Blinder blind bleiben, als Verstockter verstockt und als geistig Toter nicht zum Leben kommen und schon gar nicht ins Reich der Erbarmung und Liebe, welches das Reich Gottes ist.
Liebe ist lebendig, und das Merkmal von Lebendigkeit ist Bewegung, Wandlung und Erneuerung. Bringt (geistiger) Stillstand und Verharren auf Dauer nicht Tod und Zerfall? Mir scheint dies auch die Geschichte der Menschheit zu bestätigen...

- Genug der düsteren Gedanken: am besten halte ich wohl nach aussen die Ohren steif und achte gleichzeitig auch innerlich auf die Regungen meines Herzens, dann werde ich bestimmt die Winke mit dem Zaunpfahl an mich nicht übersehen, die Gott mir ganz gewiss zukommen lassen wird zu meinem Besten.

Jungtroll
14.09.2011, 18:33
Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren die Frommen der damaligen Zeit. Sie schienen ihren Glauben besonders ernst zu nehmen.
Ich frag mich manchmal, was Jesus zu den besonders Frommen der heutigen Zeit sagen würde.
Ob da nicht auch manches \"Wehe euch..... \" zu hören wäre?

denk ich schon das das wehe euch auch heute gilt es is vieles nur schein stat sein und oft ein weteifern unter christen wer nun besser is nur is man ab da falsch wen man so tut als habe man keine fehler und wisse alles den wer seine menschlichkeit verliert kan kein christ sein

anonym002
14.09.2011, 20:50
Mt 23,2 und sprach: Auf Moses Lehrstuhl haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt. 3 Alles nun, was sie euch sagen, tut und haltet; aber handelt nicht nach ihren Werken! Denn sie sagen es und tun es nicht.


Nein, es war nicht in erster Linie die Lehre der Pharisäer, die da angeblich falsch wäre. Sie durften sich schon auf den Stuhl Moses sich setzen, hätten sie nur auch dessen Demut zu herzen genommen. Sie heuchelten eine Gottesfürchtigkeit vor.


Jesus spricht sich klar dagegen aus, WIE sie etwas tun, und weniger was sie sagen/lehren. Nun ist aber nicht alles, wogegen Jesus spricht, die Lehre der Pharisäer, sondern es gibt da auch noch die Sadduzäer, Essener (welche seltsamerweise nicht im NT erscheinen, aber doch lehrmässig vertreten ist… ) oder einfach Tradition (ihr habt gehört...das gesagt wurde...).


Alef

Nachdenklich
14.09.2011, 22:20
Nein, es war nicht in erster Linie die Lehre der Pharisäer, die da angeblich falsch wäre. Sie durften sich schon auf den Stuhl Moses sich setzen, hätten sie nur auch dessen Demut zu herzen genommen. Sie heuchelten eine Gottesfürchtigkeit vor.

Jungtroll hat - glaub ich - dasselbe beschrieben mit: "Es ist vieles nur Schein, statt Sein..." (Zitat)
Hier aber bringst du Alef aber auch noch das Wort "Demut" ein. Da muss ich gleich nachfragen, was unter "Demut" zu verstehen ist. Ich "nage" schon viele Jahre an diesem Begriff herum, und es stellte sich bisher heraus, dass dies eine Lebenshaltung ? ist, die sich ebenso vielfältig äussert in den verschiedensten Situationen, als wie die Liebe. Ich glaube, Jungtroll hat die Demut ebenfalls angesprochen mit den Worten: "Wer seine Menschlichkeit verliert, kann kein Christ sein."

Ich habe selber schon oft erlebt, wie befreiend es ist, wenn man fehlbar sein darf und als ein mit Schwächen und auch Irrtümern behafteter Mensch unter anderen Menschen angenommen ist... - Das setzt aber meine eigene Bereitschaft voraus, anzunehmen und Menschlichkeit auch bei anderen zuzulassen... Hat das (nicht) auch mit Demut zu tun?

- Ich glaube bemerkt zu haben, dass die Demut bei jedem Menschen sehr verschieden geartet ist. Demut ist - nach meinen Beobachtungen - eher untergründig zu spüren denn offensichtlich erkennbar... - Ja, woran erkennt Mensch grundsätzlich Demut? Woran erkennt man sie beispielsweise bei Moses? - Und wie eignet man sie sich eigentlich an?


Jesus spricht sich klar dagegen aus, WIE sie etwas tun, und weniger was sie sagen/lehren.
Ich habe das Bedürfnis hier zu präzisieren: Jesus spricht sich auch dagegen aus, was sie tun. Das Lehren selber aber verwies Jesus ihnen tatsächlich nicht. Ich schliesse daraus, dass den Schriften, die uns überliefert sind, sehr wohl zu trauen ist nach der Weise: Dem Reinen ist alles rein.


Nun ist aber nicht alles, wogegen Jesus spricht, die Lehre der Pharisäer, sondern es gibt da auch noch die Sadduzäer, Essener (welche seltsamerweise nicht im NT erscheinen, aber doch lehrmässig vertreten ist… ) oder einfach Tradition (ihr habt gehört...das gesagt wurde...).

Danke für den Hinweis. Ich habe diese Tatsache übersehen angesichts der Weherufe Jesu, die pur an die Schriftgelehrten und Pharisäer gerichtet sind / waren.

--- Ich finde diese Diskussion wertvoll und fruchtbar. Danke sehr für alles, was bis hierher eingebracht wurde. :-)

anonym002
15.09.2011, 20:35
Nun, ich zitiere mal das Lexikon:

Demut, die sich seiner Grenzen bewusste Selbstbeschneidung (Bescheidenheit) des Menschen gegenüber den Göttern, bzw. Gott.


Demut ist nicht ein fehlerloses Leben, sondern ein Leben das seiner Fehlerhaftigkeit bewusst ist, und sich mit diesem Selbstverständnis sich Gott hingibt und so den Ewigen erhebt.

Das lässt sich weniger mit Worten machen, sondern eher mit dem Alltag, im Denken, in der Gesinnung, welche den Ewigen als souveränen Gott erkennt, und man das Leben demnach ausrichtet.



Das Wort Demut könnte auch noch etwas anderes Bedeuten:
1.Mose 16,6 Und Abram sagte zu Sarai: Siehe, deine Magd ist in deiner Hand. Mache mit ihr, was gut ist in deinen Augen! Als Sarai sie aber demütigte, da floh sie vor ihr.

Also man kann auch gewaltsam jemanden demütigen, was sicher für den betroffenen sehr schmerzlich Erfahrung ist, wenn es nicht gerechtfertigt ist.

Oder:
Ps 18,36 Und du gabst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stützte mich, und deine Herabneigung (wörtlich Demut) machte mich groß.

Ein interessanter Aspekt, den man vom Hebräischen her sicher noch weiter untersuchen könnte. So wir „demütigen“ andernorts wörtlich auch als "eure Seelen <durch Fasten> erniedrigen."



Alef

Nachdenklich
16.09.2011, 15:09
Nun, ich zitiere mal das Lexikon:

Demut, die sich seiner Grenzen bewusste Selbstbeschneidung (Bescheidenheit) des Menschen gegenüber den Göttern, bzw. Gott.

Ob das Lexikon wohl mit "den Göttern" die Menschen bezeichnet? - Es heisst ja: Ihr seid Götter! Ich glaube nämlich gefunden zu haben, dass dem Menschen ein Stück Demut / Bescheidenheit nicht nur Gott gegenüber wohl ansteht, sondern auch allen Mitmenschen gegenüber...



Demut ist nicht ein fehlerloses Leben, sondern ein Leben das seiner Fehlerhaftigkeit bewusst ist, und sich mit diesem Selbstverständnis sich Gott hingibt und so den Ewigen erhebt.

Das trifft sich mit dem, was ich auch gefunden habe nach der ernüchternden Feststellung, dass alle Anstrengung, all mein Streben und Bemühen mich nicht gottähnlich (oder gottgleich), vollkommen oder vollendet macht. - Finde ich von dir sehr treffend und kurz in Worte gefasst :-).
Was ich aber nicht so ganz verstehe ist der Schluss... - Kann Mensch mit irgendwas den Ewigen (noch) erheben? - Für mich geht das irgendwie nicht! - Oder ist da wohl gemeint, dass der geschaffene Mensch erkennt, wie weit erhaben der oder das Absolute über dem Eigenen ist?


Das lässt sich weniger mit Worten machen, sondern eher mit dem Alltag, im Denken, in der Gesinnung, welche den Ewigen als souveränen Gott erkennt, und man das Leben demnach ausrichtet.

Ja, da ist wohl "Haltung" gefragt, - die Grundhaltung des Menschen, die seinen Ausdruck / sein Handeln bestimmt. Diese Grundhaltung kann ich wohl nur durch Einsicht verändern, wenn ich mir meiner eigenen Grundhaltung mehr und mehr bewusst bin...

Schwierig! - Da fehlt oft der Durchblick bis in die Tiefen, denn der Verstand hat seine Verschleierungstaktiken dem Bewusstsein gegenüber! Selig, wer diese Spielchen durchschaut und dem Verstandessystem auf die Schliche kommt... - denn nur so gelangt Mensch ins Gewahrsein, habe ich schon öfter für mich selber gedacht! *Seufz*



Das Wort Demut könnte auch noch etwas anderes Bedeuten:
1.Mose 16,6 Und Abram sagte zu Sarai: Siehe, deine Magd ist in deiner Hand. Mache mit ihr, was gut ist in deinen Augen! Als Sarai sie aber demütigte, da floh sie vor ihr.

Also man kann auch gewaltsam jemanden demütigen, was sicher für den betroffenen sehr schmerzlich Erfahrung ist, wenn es nicht gerechtfertigt ist.


Dazu fällt mir ein, dass zuweilen auch das Leben selbst einen demütigt, mit den Umständen in die Mensch sich verstrickt, auch mit den Folgen, die einem aus gewissen Bestrebungen erwachsen... - Dagegen ist wohl kaum einer gefeit, bzw. davor bleibt kaum einer bewahrt... - Drum lieber nachsichtig sein, wenn's einem anderen passiert, dann kann ich (eher) auf Nachsicht hoffen, wenn ich selber hineintappe in eines der vielen Fettnäpfchen.


Oder:
Ps 18,36 Und du gabst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stützte mich, und deine Herabneigung (wörtlich Demut) machte mich groß.

Da fällt mir sofort das Wort "Huld" ein, das ich bis dato nie richtig zu deuten / zu begreifen vermochte. Herabneigung, Huld und Demut nebeneinander ergeben eine Empfindung, die mich ein wenig eindringen lässt in des Wortes Seele!



Ein interessanter Aspekt, den man vom Hebräischen her sicher noch weiter untersuchen könnte. So wir „demütigen“ andernorts wörtlich auch als "eure Seelen <durch Fasten> erniedrigen."

Bin dem Begriff "eure Seele durch Fasten erniedrigen" tiefer nachgegangen. Sich Demut aneignen könnte also bedeuten, dass Mensch eine Grundhaltung der Bescheidenheit einnimmt und sein "Wetteifern" (wie Jungtroll schreibt) zurücknimmt. Ein "Fasten" also in all dem, was das Selbst über andere erhebt, was das Selbst von den anderen abhebt. Vielleicht auch Verzicht auf manches (oder alles ?) das, was das Eigene bedeutender oder wichtiger erscheinen lässt als "Fremdes" ? - Ein Abstehen von (übertriebener) Anerkennung und Lob? - Ach, es ist schwierig, wirklich einzudringen in den Begriff... - und Klarheit zu finden...

Aber ich bedanke mich sehr herzlich für diesen Beitrag, Alef. Mir scheint, als hätte das vage Gefühl in mir doch etwas Kontur angenommen. Einige Färbungen der Demut fühlen sich jedenfalls vertrauter an.

anonym002
16.09.2011, 20:36
Nun, die Gefahr ist eben auch, dass man durch das Eindringen in den Begriff „Demut“, dieses ganz und voll verstehen zu wollen, um es beherrschen zu wollen, eben direkt von der „Demut“ entfernt.

So können wir manches erahnen, uns darin üben, täglich neu, ohne es „erfasst“ zu haben, und das sogar bewusst mit dem Verstand.


Alef

mediotutissimusibis
29.09.2011, 19:48
Die Pharisäer und Schriftgelehrten die Jesus mit solchen Aussagen ansprach waren weder besser noch schlechter als alle anderen ("alle haben gesündigt" - Römerbrief). Sie waren aber im Gegensatz zu den vielen Sündern die Jesus zu sich zog selbstgerecht. Sie sagten gewissermassen "Wir sind gute Menschen" wie dies auch heute noch viele tun. Das Beispiel vom Pharisäer und dem Sünder im Tempel finde ich hierzu sehr passend:

Lukas 18,9-14

"Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden."

Diese Leute machten sich dadurch unwürdig Jesu Freundschaft und Rettung zu erlangen indem sie nicht bereit waren einzusehen, dass auch sie Sünder waren und damit Jesus nötig hatten.

Paulus ist wohl eines der wenigen, wenn nicht das einzige Bsp. eines Pharisäers in der Bibel, der sich zu Jesus Christus bekehrt hat.

Persönlich glaube ich dass die Auffassung vieler Menschen heutzutage, sie seien im Grunde gute Menschen, sie am meisten daran hindert den lebendigen Gott kennenzulernen.