PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Keine Konfirmation für Menschen mit Behinderungen



poetry
07.12.2011, 17:43
Das lief eben durch die Medien. Ein absolutes Armutszeugnis.

KLICK (http://blog.br-online.de/quer/ausgegrenzt-keine-konfirmation-mit-behinderten-07122011.html)

Fisch
07.12.2011, 17:58
Das lief eben durch die Medien. Ein absolutes Armutszeugnis.

KLICK (http://blog.br-online.de/quer/ausgegrenzt-keine-konfirmation-mit-behinderten-07122011.html)
Schlimm....ich kanns eigentlich gar nicht glauben, dass es das noch gibt.

KindGottes
08.12.2011, 06:28
Schlimm!

Nur eine Kritik auch an der Presse:
"Ausgegrenzt: Keine Konfirmation mit Behinderten"
Das trifft es doch überhaupt nicht, eine irreführende Zeile.
Die Kinder wurden ja konfirmiert, zumindest steht nichts gegenteiliges drin.
Nur waren die (kranken) Eltern der gesunden Kinder dagegen.
Besser lautete die Überschrift:
"Eltern gegen Konfirmation behinderter Kinder"

Sunigol
08.12.2011, 08:17
br-online.de: ... angeblich, weil der zuständige Pfarrer sie nicht rechtzeitig und umfassend informiert hätte
Ich frage mich, was es da "umfassend" zu informieren gibt. Es sind behinderte Jugendliche dabei, das wird (je nach Art der Behinderung) einen Einfluss auf die Form der Vorbereitung haben, bietet aber allen (den Konfirmanden, dem Pfarrer und der ganzen Gemeinde) die Gelegenheit, wichtige und wertvolle Erfahrungen zu machen. Fertig.

poetry
08.12.2011, 08:38
Sunigol, so isses - oder besser: So sollte es sein.

bonnie
08.12.2011, 09:04
Ich frage mich, was es da "umfassend" zu informieren gibt

ich frage mich, was geht da in den Köpfen und Herzen vor sich? ...

Seleiah
08.12.2011, 13:33
Da muss man sich echt fremdschaemen

Mirjamis
08.12.2011, 20:54
Ich will mich auch mal dazu äußern, weil ich den Ort Bruckberg sehr gut kenne. Ich hab Freunde dort und bin auch öfter schon dort gewesen.

Man muss zuerst mal sagen, dass der Anteil der behinderten Bewohner in diesem Ort sehr hoch ist und dass ich bisher immer den Eindruck hatte, dass dort die Behinderten in der Bevölkerung sehr gut akzeptiert und integriert sind, dass es ein harmonisches Miteinander ist. Mir ist nichts von derartigen Problemen in der Vergangenheit bekannt.

Bisher war es, soviel ich weiß, nie ein Problem, dass Behinderte mit den Nichtbehnderten zusammen konfirmierten.

Ich hab grad auch die Sendung über das Vorkommnis mit der Konfirmation im Fernsehen gesehen.
Mein Eindruck: Die Behinderten werden getrennt von den Nichtbehinderten auf die Konfirmation vorbereitet und die Eltern der Nichtbehinderten stoßen sich wohl dran, dass sie die Behinderten gar nicht kennen und dass der Anteil der Behinderten wohl diesmal sehr hoch ist (8 Behinderte). Deshalb wollten wohl die 5 Eltern der Nichtbehinderten die Konfirmation in einer Nachbargemeinde feiern, was aber wohl auch Probleme gibt, weil sie dann dort 2 Gruppen bilden müssten.

Also - es ist keine Rede davon, dass die Behinderten nicht konfirmiert werden sollen, wie man aus der Überschrift irrtümlich entnehmen könnte, sondern es geht darum, dass 5 Eltern da wohl ausscheren wollen.

Sunigol
09.12.2011, 00:16
So, der Beitrag ist gelaufen, und hier gibts ein paar aufschlussreiche Leserkommentare:

http://blog.br-online.de/quer/ausgegrenzt-keine-konfirmation-mit-behinderten-07122011.html/comment-page-1#comment-20769

Wenn man zwischen den Zeilen liest, ergibt sich folgendes:

Einige der behinderten Jugendlichen sind keine Bruckberger, sondern kommen von außerhalb und gehen nicht in ihren Heimatgemeinden zur Konfirmation. Die Gründe dafür werden nicht genannt. Das dürfte die Erklärung sein für das Argument, es habe kein Kennenlernen gegeben.

Es wird gesagt, das Pfarrer-Ehepaar habe die Gemeinde nicht von sich aus darüber informiert, dass es weitere behinderte Konfirmanden gibt. Das ist durchgesickert, weil sich jemand verplappert hat. Die betreffenden Eltern fühlen sich übergangen, weil der Pfarrer entschieden hat, die Jugendlichen in seiner Gemeinde zu konfirmieren und weil sie "keine Wahl" hatten.

Unklar bleibt bisher, in welchem Zeitraum sich das alles abgespielt hat und ob die zwischen den Zeilen stehende Andeutung, der Pfarrer hätte nicht ausreichend informiert und der Gemeinde die neuen Konfirmanden quasi unterjubeln wollen, haltbar ist.

Ich frage mich nur, welche Wahl sie denn hätten haben wollen. Entscheiden denn bei Evangelens die Eltern, wer zur Konfirmation darf?

KindGottes
09.12.2011, 07:28
Einige der behinderten Jugendlichen sind keine Bruckberger, sondern kommen von außerhalb und gehen nicht in ihren Heimatgemeinden zur Konfirmation. Die Gründe dafür werden nicht genannt. Das dürfte die Erklärung sein für das Argument, es habe kein Kennenlernen gegeben.
Sunigol, Bruckberg liegt bei mir um die Ecke.
Da radle ich oft daran vorbei.
Dort ist ein großes Diakoniezentrum.
Die Behinderten kommen zwar aus dem Umland das ist richtig.
Aber sie sind dort hauptsächlich im Internat untergebracht.
Generell sind sie natürlich schon sehr für sich.
Es sind mehrfachbehinderte Menschen.
Ich denke die Eltern der gesunden Kinder haben u.A. die Angst,
ihre Kinder könnten dann gemeinsam mit geistig behinderten Kinder in einem Zeitungsfoto erscheinen
und somit stigmatisiert werden.

Generell herrscht schon eine große Distanz zu den behinderten Menschen dort.
Allerdings ist die Diakonie hier im Umkreis ja auch ein riesiger Arbeitgeber.
Insofern fungieren die Arbeitskräfte hier als eine Verknüpfung.

Es ist in der Tat ein sehr schwieriges Thema.
Wenn es "nur" Körperbehinderte wären, so wäre dieses Verhalten der Eltern absolut verwerflich.
Da es sich hier aber auch um geistige Behinderungen handelt, und die Eltern diese Behinderungen auch nicht klar einschätzen können, dann wünschen sie sich einen getrennten Konfirmationsunterricht, und das ist doch wiederum verständlich.
Es werden in den Schulen je nach Lernbereitschaft und -fähigkeit ja auch Unterteilungen gemacht.

Wobei einer letztlich gemeinsamen Konfirmation sollte doch nichts im Wege stehen.

poetry
09.12.2011, 07:40
und das ist doch wiederum verständlich.

Warum ist das verständlich? Hat Jesus gesagt "Lasst die Kinder zu mir kommen, außer die Doofen"?

Warum macht man sich keine Gedanken für einen gemeinsamen Konfiunterricht? Das kann sogar richtig gut gelingen und beide Seiten bereichern.


Es werden in den Schulen je nach Lernbereitschaft und -fähigkeit ja auch Unterteilungen gemacht.

Wir lesen in der UN Konvention für Menschen mit Behinderung:

Die Achtung vor der Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderungen und die Akzeptanz dieser Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt und der Menschheit.

Mir stellt sich auch die Frage, warum es die Gesunden stigamtisiert hätte, wenn sie mit Behinderten fotografiert werden.

Beste Grüße,
poe

Mirjamis
09.12.2011, 10:35
Poe,
den getrennten Unterricht versteh ich, weil die Jugendlichen oft sehr starke, auch geistige Behinderungen haben, auch im Lernen oft sehr eingeschränkt sind und man kann so besser auf sie eingehen.

Warum nun diese 5 Eltern sich so quer stellen, man müsste mit ihnen selber reden. Ich versteh es auch nicht, denn anscheinend gab es diesbezüglich in den vergangenen Jahren keine Probleme.

Oben hieß es, die Behinderten wären in Bruckberg stark abgesondert. Ich hab den Eindruck, das Gegenteil ist der Fall, man sieht sie ständig auf der Straße (zumindest die, die gehen können oder in Rollstühlen sind), auch die Gottesdienste sind gemeinsam mit ihnen.

poetry
09.12.2011, 11:20
Hallo Mirjamis,

muss denn der gesamte Unterricht getrennt sein? Warum besucht man seine behinderten Mitkonfirmanden nicht gelegentlich und läßt sich gemeinsam das Abendmahl erklären?

Das kriegen auch behinderte Menschen auf die Reihe.

poe

luxdei
09.12.2011, 17:32
Poe,
den getrennten Unterricht versteh ich, weil die Jugendlichen oft sehr starke, auch geistige Behinderungen haben, auch im Lernen oft sehr eingeschränkt sind und man kann so besser auf sie eingehen.

Liebe Mirjamis,
es ist keineswegs notwendig auszugrenzen, um gute Lernergebnisse zu erzielen. Gegebenenfalls brauchen geistig behinderte Jugendliche im Unterricht eine zusätzliche Betreuung. Durch gemeinsames Lernen lernen alle mehr, denn Lernen umfaßt im besten Falle die gesamte Persönlichkeit.

Mirjamis
09.12.2011, 18:52
Ich denke, wir können nur schwer urteilen, wie es sich wirklich verhält,
warum wer was wie macht.
Interessant wäre, wenn wir den Pfarrer oder die Eltern dazu hören könnten.

Ich wollte nur mitteilen, wie ich die Situation in den Bruckberger Heimen und in Bruckberg kenne und ich habe bisher von Ausgrenzung nichts mitbekommen.

Mehr kann ich dazu nicht sagen.

KindGottes
09.12.2011, 21:53
Poe vom Prinzip gebe ich Dir in allem, was Du sagtest Recht.
Dennoch in der Praxis wird das einfach anders sein.
Konformationskinder sind im Alter der Pubertät.
Da kann man in der Regel nicht so viel entgegenkommen erwarten.
Und mit der UN Konvention hast Du ebenfalls recht.
Dennoch ist das keine Grundlage für eine gemeinsame Unterrichtung von Menschen mit einer völlig unterschiedlichen Auffassungsgabe.

Sicherlich: ich hatte eine Zeitlang an einer Erwachsenengruppe teilgenommen, an denen auch eine Frau teilnahm, die Down-Syndrom hatte.
Wir sahen das alle als eine Bereicherung an.
Sie sprach immer mit dem Herzen.

Nur ist das einfach bei Jugendlichen wo man sich oft (seien wir mal ehrlich) gegenseitig übertrumpft mit sarkastischen Bemerkungen, nicht immer so angesagt.

Das muss natürlich nicht immer so sein, aber in diesem Fall scheint es schon so gewesen zu sein.

poetry
09.12.2011, 22:58
Kind Gottes, sagen wir mal so: Ich spreche aus Erfahrung, dass es anders gehen kann. :-)

Sunigol
09.12.2011, 23:49
Da es sich hier aber auch um geistige Behinderungen handelt, und die Eltern diese Behinderungen auch nicht klar einschätzen können, dann wünschen sie sich einen getrennten Konfirmationsunterricht, und das ist doch wiederum verständlich.
Das finde ich nicht, dass das "verständlich" ist.

Ich habe vor rund 25 Jahren meinen Zivildienst in einem Wohnheim für geistig und Mehrfachbehinderte gemacht. Ich war vorher ein 19jähriger Abiturient, der nichts über Behinderte wusste, und nach sehr kurzer Zeit fand ich die "besonderen" Verhaltensweisen der Behinderten völlig normal. Wenn man sie so nimmt, wie sie sind, und nicht ständig mit den "Normalen" vergleicht, dann geht das erstaunlich gut.

Und auch wenn ich weder während dieser Zeit noch danach je den Wunsch hatte, meine Berufspläne über den Haufen zu werfen und Sozialpädagogik zu studieren, möchte ich die Erfahrungen doch auf keinen Fall missen. Es hat mich geprägt.

Und ich sehe nicht, dass Konfirmanden nicht ähnliche Erfahrungen machen können.

catholic
12.12.2011, 22:50
für mich stellt sich die frage, ob die nicht behinderten kinder überhaupt gültig konfimiert wurden... für mich wirkt das ganze so als würden die eltern die kinder zur konfirmation zwingen, udn das ist aus meinersicht etwas was die konfirmation null und nichtig machen würde...


ich stelle mir auch die frage ob diese eltern jemals die bibel gelesen haben, es scheitn nicht derfall zu sein, da sie es offensichtlich nicht geschafft haben, zubegreifen, das de"r an den sie eigentlich glauben?" auch behinderte nicht ausgrenzte...

steht jedenfalls fest, das es eine glanzleistung von ignoranz und intolleranz gibt, an dem sich vermutlich die kinder noch nen beispiel nehmen....

KindGottes
12.12.2011, 23:27
Ich habe vor rund 25 Jahren meinen Zivildienst in einem Wohnheim für geistig und Mehrfachbehinderte gemacht. Ich war vorher ein 19jähriger Abiturient, der nichts über Behinderte wusste, und nach sehr kurzer Zeit fand ich die "besonderen" Verhaltensweisen der Behinderten völlig normal. Wenn man sie so nimmt, wie sie sind, und nicht ständig mit den "Normalen" vergleicht, dann geht das erstaunlich gut.

Und auch wenn ich weder während dieser Zeit noch danach je den Wunsch hatte, meine Berufspläne über den Haufen zu werfen und Sozialpädagogik zu studieren, möchte ich die Erfahrungen doch auf keinen Fall missen. Es hat mich geprägt.
Ich habe vor 23 Jahren Zivildienst gemacht.
In einer Schule mit Heimunterbringung mit mehrfachbehinderten Kindern.
Zuvor war ich Elektriker/Elektroniker und hatte die Fachhochschulreife.
Der Zivildienst hat mir eine völlig neue Ausrichtung in meinem Leben gegeben.
Da gab es schwerbehinderte Kinder mit erstaunlichen Fähigkeiten.
Für mich wurde damals klar, dass ich später mit behinderten Arbeiten möchte.
Und heute bin ich Ergotherapeut und tue das auch.

Ich selbst habe auch kein Problem damit, meine Kinder mit behinderten Kindern spielen zu lassen.
Aber die meisten Eltern, haben diese Ressentiments nun mal.
Normal ist das, was überwiegt.
Sei es nun "richtig" oder "falsch" besagt das nicht.

A.Rainbird
20.12.2011, 23:39
Ich frage mich nur, welche Wahl sie denn hätten haben wollen. Entscheiden denn bei Evangelens die Eltern, wer zur Konfirmation darf?

Nein, auf keinen Fall. Der Pfarrer entscheidet, wen er konfirmiert und wen nicht. Ich denke, man kann sich da auf sein Urteil verlassen.

Und wo steht geschrieben, dass man jemanden ausgrenzen darf, der gern seinen Glauben bezeugen will?