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Gerold23
07.11.2007, 20:04
Der Lumpensammler

Ich habe etwas Seltsames gesehen. Ich bin über eine seltsame Geschichte gestolpert, über etwas, auf das mein Leben, meine Gewitztheit, meine selbstgefällige Art, meine verschlagene Zunge nicht vorbereitet war.
Still, Kind. Still jetzt, und ich werde es Dir erzählen.

An einem Freitagmorgen, noch vor der Dämmerung, bemerkte ich einen gutaussehenden, starken, jungen Mann, der durch die Straßen unserer Stadt ging. Er zog einen alten Karren voller bunter neuer Kleider und rief mit klarer heller Stimme: “Lumpen!” Ah, beim Klang dieser süßen Musik schmeckte die Luft faulig, und das erste Morgenlicht schimmerte trüb.

“Lumpen! Neue Lumpen für Eure alten! Ich nehme Eure zerschlissenen Lumpen! Lumpen!”
“Wie seltsam” dachte ich, denn der Mann war einen Meter neunzig groß, seine Arme waren wie Äste, hart und muskulös und seine Augen leuchteten wach und klug. “ Konnte er keine bessere Arbeit finden, dass er als Lumpensammler durch die Innenstadt ziehen muss”

Ich folgte ihm. Meine Neugier trieb mich an. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Bald sah der Lumpensammler eine Frau auf ihrer Hintertreppe sitzen. Sie schluchzte in ihr Taschentuch, seufzte und vergoss tausend Tränen. Ihre Knie und Ellenbogen bildeten ein trauriges X. Ihre Schultern zitterten. Ich sah, dass ihr das Herz brach.

Der Lumpensammler hielt seinen Karren an. Leise stieg er über Blechdosen, zerbrochenes Spielzeug und Windeln auf die Frau zu. “Gib mir Deinen Lumpen”, sagte er sanft, “und ich werde Dir ein neues Tuch geben.”
Behutsam zupfte er Ihr das Taschentuch von den Augen weg. Sie blickte fragend auf, und er legte Ihr ein leinenes Tuch auf die Hand, so rein und neu, dass es leuchtete. Sie blinzelte, traute Ihren Augen nicht und sah von der Gabe zu dem Geber auf.
Dann, als er wieder seinen Karren zu ziehen begann, machte der Lumpensammler etwas Merkwürdiges: Er legte sich Ihr verschmiertes Taschentuch vor sein Gesicht. Und dann begann er zu weinen und mit bebenden Schultern ebenso bekümmert zu schluchzen, wie sie es getan hatte. - Sie jedoch blieb ohne eine Träne zurück.

“Das ist ein Wunder”, flüsterte ich bei mir selbst, und ich folgte dem schluchzenden Lumpensammler wie ein Kind, das sich von einem Geheimnis nicht mehr losreißen kann. “Lumpen! Lumpen! Neue Lumpen für Eure alten!”

Nach kurzer Zeit, als der Himmel grau zwischen den Dächern hindurchzuschimmern begann und ich die zerschlissenen Vorhänge vor den schwarzen Fenstern erkennen konnte, begegnete der Lumpensammler einem Mädchen mit leeren Augen, dessen Kopf in einen Verband gehüllt war. Der Verband war blutdurchtränkt. Blut rann über ihre Wange.
Der Lumpensammler betrachtete das Kind voller Mitleid und holte eine hübsche gelbe Mütze von seinem Karren.

“Gib mir Deinen Lumpen” sagte er und streichelte Ihre blutverschmierte Wange, “und ich werde Dir meinen geben.”
Das Kind konnte ihn nur anstarren, während er den Verband löste, abnahm und sich um seinen Kopf band. Die Mütze setzte er Ihr auf den Kopf. - Ich sperrte den Mund auf, als ich es sah: Mit dem Verband war auch Ihre Wunde verschwunden! Dafür quoll nun von seiner Stirn dunkles schweres Blut - sein eigenes!

“Lumpen! Lumpen! Ich sammle alte Lumpen! rief der schluchzende, blutende, starke, so klug aussehende Lumpensammler.
Inzwischen stach die Sonne vom Himmel, blendete meine Augen. Der Lumpensammler schien es immer eiliger zu haben.
“Gehst Du zur Arbeit? fragte er einen Mann, der an einem Telefonmast lehnte. Der Mann schüttelte den Kopf. “Hast Du denn keine Arbeit? hakte der Lumpensammler nach. “Bist Du verrückt - wer will schon so einen wie mich haben?!” gab der andere höhnisch mit bitter dreinblickender Miene zurück. Er stieß sich von dem Mast ab, so dass man seinen rechten Jackenärmel sah - er war plattgedrückt, und die Manschette steckte in der Tasche. Er hatte nur noch einen Arm.
“So”, sagte der Lumpensammler. “Gib mir Deine Jacke, und ich gebe Dir meine.” - Mit welcher Bestimmtheit er das sagte!
Der Einarmige zog seine Jacke aus. Das gleiche tat der Lumpensammler - und ich erschauerte bei dem Anblick: Der Arm des Lumpensammlers blieb in seinem Jackenärmel, und als der andere die Jacke anzog, hatte er zwei gute Arme, kräftig wie Äste; der Lumpensammler dagegen hatte nur noch einen.
“Geh suche Dir Arbeit”, sagte er.

Danach fand er einen Betrunkenen, der bewußtlos unter einer dünnen Decke lag, einen alten Mann, gekrümmt, runzelig und krank. Er nahm die Decke und legte sie sich um die Schultern, doch für den Betrunkenen ließ er neue Kleider zurück.
Nun mußte ich rennen, um mit dem Lumpensammler Schritt halten zu können. Obwohl er hemmungslos weinte, seine Stirn in Strömen blutete und er seinen Karren mit einem Arm ziehen mußte, vor Trunkenheit stolpernd, immer wieder fallend, erschöpft, alt und krank, lief er ungemein schnell.
Er hastete durch die Gassen der Stadt, eine Meile und dann noch eine, bis er die Grenzen erreichte, immer weiter eilte er - Ich mußte darüber weinen, wies sehr dieser Mann sich verändert hatte. Seine Not schmerzte mich. Und doch mußte ich herausbekommen, so er so eilig hinwollte. - Vielleicht um zu erfahren, was ihn so sehr antrieb.

Der kleine alte Lumpensammler - er kam zu einer Müllhalde. Er erreichte die Abfallgruben. - Am Liebsten wäre ich zu ich zu ihm geeilt, um ihm dabei zu helfen, was auch immer er tat. Aber ich blieb zurück und versteckte mich.
Er stieg auf einen Hügel. Unter qualvollen Mühen räumte er eine kleine Fläche auf der Kuppe frei. Dann seufzte er und breitete Jacke und Taschentuch aus. Er legte sich darauf nieder, bedeckte seinen Körper mit der dünnen Decke.

Dann starb er.

Oh, wie ich weinte, als ich sein Sterben mit ansah! Ich konnte mich nur noch in eines der Schrottautos fallen lassen, ich jammerte und klagte wie einer, der keine Hoffnung mehr hat - denn die tiefe Liebe, die ich bei dem Lumpensammler erlebt hatte, hatte meine Liebe zu ihm entzündet. Jedes andere Gesicht war mir angesichts des Wunders dieses Mannes verblasst, und er war mir kostbar geworden.

Doch nun war er tot.

Ich schluchzte, bis ich in einen tiefen Schlaf fiel. Ich wusste nicht - woher hätte ich es wissen sollen? - , dass ich die ganze Nacht und auch den Samstag und die nächste Nacht durchschlief.
Doch dann, am Sonntagmorgen, wurde ich von laut schallenden Klängen geweckt. - Licht - reines, hartes, forderndes Licht - prallte mir auf mein trauriges Gesicht, und ich blinzelte und blickte auf.

Nun sah ich das letzte Wunder, das alles andere nebensächlich erscheinen ließ. Dort stand der Lumpensammler und faltete sorgfältig die Decke zusammen. Er hatte eine Narbe auf der Stirn - er lebte! Und er war gesund! Von Not oder Alter war ihm nichts anzumerken, und all die Lumpen, die er gesammelt hatte, leuchteten schneeweiß und rein.

Da senkte ich meinen Kopf, und erschauernd über all das, was ich gesehen hatte, ging ich auf den Lumpensammler zu. - Voller Scham nannte ich ihm meinen Namen, denn neben ihm war ich nichts als eine erbärmliche Gestalt. Dann warf ich an Ort und Stelle alle meine Kleider ab und sagte voller Sehnsucht zu ihm: “ Bekleide mich.” Und er bekleidete mich!
Mein Herr er legte mir neue Kleider an und ich bin ein Wunder neben ihm. Der Lumpensammler, der Lumpensammler, der Christus!

(Walter Wangerin jr.)

windrose
09.11.2007, 12:32
Sauberes Blut
Autor anonym | Gleichnis
Der Tag ist vorüber, du fährst gerade nach Hause. Du schaltest dein Radio ein. Du hörst einen kurzen Bericht über ein
kleines Dorf in Indien, wo einige Dorfbewohner plötzlich und auf merkwürdige Weise an einer Grippe gestorben sind,
die noch völlig unbekannt ist. Es ist nicht die gewöhnliche Grippe, drei oder vier Menschen sind daran gestorben und
es ist irgendwie interessant. Man entsendet einige Ärzte dorthin, um diese Sache näher zu untersuchen.
Du denkst dir bei der Sache nicht viel, aber am Sonntag, als du gerade vom Gottesdienst nach Hause kommst, hörst
du einen weiteren Bericht im Radio. Alles was sie sagen ist, daß es nicht drei, sondern 30 000 Dorfbewohner sind,
dort auf dem Bergrücken dieser einen besonderen Gegend in Indien; und an diesem Abend kommst es sogar im
Fernsehen. CNN bringt einen kurzen Bericht; da tagen hohe Leute vom Gesundheitszentrum in Atlanta, weil man von
solche Krankheitssymptomen nie vorher gehört hat.
Am Montag morgen, als du aufstehst, ist es die Hauptnachricht. Es ist nämlich nicht mehr nur in Indien; es ist
Pakistan, Afghanistan, Iran, und bevor du es überhaupt realisierst, hörst du diese Sache überall und sie haben es zu
"der mysteriösen Grippe" gemacht. Der Präsident hat einen Kommentar abgegeben, daß er und jeder andere betet
und hofft, daß alles gut wird da drüben. Aber jeder fragt sich, "Wie werden wir diese Sache in den Griff bekommen?"
Das ist der Moment, in dem der Präsident von Frankreich eine Ankündigung macht, die Europa schockiert. Er schließt
die Grenzen. Keine Flüge mehr von Indien, Pakistan oder irgendeinem anderen Land, wo dieses Ding gesichtet
wurde. An diesem Abend guckst du noch ein bisschen CNN bevor du ins Bett gehst.
Dein Kiefer klappt weit auseinander, als eine weinende Frau von einem französischen Nachrichtenprogramm ins
Englische übersetzt wird: "Da ist ein Mann in einem Krankenhaus in Paris, der an der mysteriösen Grippe stirbt." Es
hat Europa erreicht.
Panik greift um sich. Alles, was sie bisher darüber sagen können ist, daß man es bekommt und erstmal für eine
Woche hat, ohne es zu wissen. Dann leidet man vier Tage unter unglaublichen Symptomen und stirbt schließlich.
Grossbritannien schließt seine Grenzen, aber es ist bereits zu spät.
South Hampton, Liverpool, North Hampton und es ist Dienstag morgen, als der Präsident der Vereinigten Staaten
folgendes bekannt gibt: "Wegen eines nationalen Sicherheitsrisikos sind alle Flüge nach und von Europa und Asien
gestrichen worden. Wenn Ihre Angehörigen in Übersee sind, so tut es mir leid. Sie können nicht zurückkommen, bis
wir ein Mittel gegen dieses Ding gefunden haben. Innerhalb von vier Tagen ist unsere Nation in eine unglaubliche
Angst verfallen. Einige Menschen verkaufen schon kleine Gesichtsmasken. Andere reden darüber, was passiert, wenn
es in unser Land hineinkommt und die Prediger sagen, "Das ist die Strafe Gottes".
Es ist Mittwoch abend und du bist gerade in einem Gebetstreffen deiner Gemeinde, als jemand vom Parkplatz
hereingerannt kommt und sagt, "Macht das Radio an, macht das Radio an." Während die Gemeinde einem kleinen
Transistorradio zuhört, an das ein Mikrophon gehalten wird, kann man ein Bekanntmachung hören, "Zwei Frauen
liegen in einem Krankenhaus in Long Island im Sterben - wegen der mysteriösen Grippe." Es scheint, als würde
dieses Ding binnen Stunden über das ganze Land hinwegfegen. Menschen arbeiten rund um die Uhr daran, ein
Gegenmittel zu finden. Nichts funktioniert. Kalifornien, Oregon, Arizona, Florida, Massachusetts. Es scheint, als würde
es einfach von den Grenzen her über einen wegrollen.
Dann, plötzlich und unerwartet kommt die Nachricht. Der Code ist entschlüsselt. Ein Heilmittel kann gefunden werden.
Ein Impfstoff kann hergestellt werden. Und zwar indem man das Blut einer Person nimmt, die noch nicht infiziert ist;
und so wird tatsächlich, überall im Mittleren Westen, durch alle Kanäle und Fernsehsender, jeder darum gebeten eine
ganz einfache Sache zu tun: "Gehen Sie zu dem Krankenhaus in ihrem Ort und lassen sie ihre Blutart bestimmen.
Das ist alles, worum wir sie bitten. Wenn sie auch die Sirenen in ihrer Nachbarschaft hören, kommen sie bitte schnell,
leise und sicher in die Krankenhäuser." Tatsächlich, als du und deine Familie an diesem Mittwoch abend dorthin
gehen, ist dort eine lange Schlage Menschen, und da sind Krankenschwestern und Ärzte, die herauskommen und
einen in den Finger piken, um Blut zu entnehmen und es zu beschriften. Deine Frau und deine Kinder sind da draußen
und sie bestimmen eure Blutart und sagen, "Warten sie hier auf dem Parkplatz und wenn wir ihre Namen aufrufen,
sind sie entlassen und können nach Hause gehen." Du stehst geängstigt da, mit deinen Nachbarn um dich herum,
fragst dich, was um alles in der Welt hier vor sich geht und ob dies das Ende der Welt sei. Plötzlich kommt ein junger
Mann rennend aus dem Krankenhaus gelaufen und ruft laut. Er ruft einen Namen und winkt mit einer
Schreibunterlage. Was? Er ruft es noch einmal! Und euer Sohn zerrt an deiner Jacke und sagt, "Papa, das bin ich."
Bevor du es richtig mitbekommst, haben sie deinen Jungen schon mitgenommen. "Wartet mal. He, bleibt mal stehen!"
Aber sie sagen, "Das ist schon okay. Sein Blut ist sauber.

Sein Blut ist rein. Wir wollen sicher gehen, daß er die Krankheit wirklich nicht hat. Wir denken, daß er das richtige Blut
hat." Fünf spannungsgeladene Minuten später kommen die Ärzte und Krankenschwestern heraus, weinen und
umarmen sich gegenseitig. Einige lachen sogar. Es ist das erste Mal das man jemanden lachen sieht innerhalb der
letzten Tage und ein alter Doktor kommt zu dir und sagt, "Danke, mein Herr. Das Blut ihres Sohnes ist perfekt. Es ist
sauber, es ist rein und wir können einen Impfstoff herstellen."
Als diese Nachricht überall auf dem Parkplatz voller Menschen um sich greift, schreien Menschen, beten, lachen oder
weinen. Aber dann nimmt der grauhaarige Doktor dich und deine Frau beiseite und sagt, "Können wir sie einen
Moment sprechen? Wir waren uns nicht dessen bewußt, daß der Spender minderjährig sein würde und wir bitten
sie...wir bitten sie diese Einverständniserklärung zu unterschreiben." Du fängst an zu unterschreiben und dann siehst
du das das Feld mit der Menge an Blut, die entnommen werden soll noch frei ist. "W-w-w-wieviel Blut werden sie denn
entnehmen?" In diesem Moment entweicht das Lächeln aus dem Gesicht des alten Mannes und er sagt, "Wir hätten
niemals gedacht, daß es ein kleines Kind sein würde. Wir waren nicht vorbereitet. Wir brauchen alles!" "Aber-aber..."
"Sie verstehen nicht. Wir reden hier über die gesamte Welt. Bitte unterschreiben sie. Wir-wir brauchen alles - wir
brauchen alles!" "Aber können sie ihm denn keine Transfusion geben?" "Wenn wir sauberes Blut hätten, würden wir
es machen. Können sie jetzt bitte unterschreiben? Bitte unterschreiben sie." In betäubter Stille tust du es. Dann sagen
sie, "Wollen sie einen Moment mit ihm haben, bevor wir anfangen?" Kannst du da jetzt einfach so reingehen? Kannst
du zu deinem Sohn gehen, in diesen Raum, wo er auf dem Tisch sitzt und sagt, "Papa? Mama? Was passiert hier?"
Kannst du seine Hände nehmen und sagen, "Sohn, deine Mami und ich lieben dich, und wir würden niemals etwas
zulassen, was nicht wirklich sein muß. Verstehst du das?" Und wenn der alte Doktor wieder hereinkommt und sagt,
"Es tut mir leid, wir müssen - wir müssen jetzt anfangen. Da sterben Menschen auf der ganzen Welt." Kannst du ihn
zurücklassen? Kannst du hinausgehen, während er sagt, "Papa? Mama? Papa? Warum - warum habt ihr mich
verlassen?"
Und nächste Woche dann, wenn sie eine Feier zu Ehren deines Sohnes geben und einige Leute währenddessen
schlafen, und andere kommen erst gar nicht, weil sie zum See baden gehen und einige Leute kommen mit einem
überheblichen Lächeln auf den Lippen und geben nur vor, sich dafür zu interessieren. Würdest du nicht aufspringen
wollen und schreien "MEIN SOHN IST GESTORBEN! IST EUCH DAS DENN TOTAL EGAL?"
Ist das, was Gott sagt?
"MEIN SOHN IST GESTORBEN. WEISST DU NICHT, WIE SEHR MICH DAS SCHMERZT?"
"Vater, es mit deinen Augen zu sehen, zerbricht unsere Herzen. Vielleicht fangen wir jetzt an, diese große Liebe zu
verstehen, die Du für uns hast. Amen."
Wenn du hierdurch gesegnet wurdest, gib es bitte weiter!
"Wem viel gegeben wurde, von dem wird auch viel gefordert werden."

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