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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Talmud, Shabbat 31 a



starangel
14.12.2007, 18:57
Die Goldene Regel aller Religionen gibt es ja in vielen bekannten und auch weniger bekannten Religionen. Mir wurde bezüglich Judentum folgende rabbinische Weisheit zur Kenntnis gegeben. Ist dies dem jüdischen Teil der Forumteilnehmer bekannt und sind die Worte richtig "interpretiert" ? Oder könnte mir ansonsten jemand einere genauere Uebersetzung zukommen lassen? (vielen Dank im voraus?

Ein gewisser Heide kam zu Shammai und sagte zu ihm: "Bekehre mich, unter der Bedingung, dass du mich die gesamte Thora lehrst, während ich auf einem Bein stehe." Daraufhin wehrte er ihn ab mit der Rute, die er in der Hand hielt und sagte: "Was dir selbst verhasst ist, tue deinem Nächsten nicht an: das ist die ganze Thora; der Rest ist nur Kommentar. Gehe und lerne."
(Talmud, Shabbat 31 a)

anonym003
14.12.2007, 21:32
....“dass ein Nichtjude zu Schammai trat und zu ihm sprach: Mache mich zum Proselyten unter
der Bedingung, dass du mich die ganze Tora lehrst, während ich auf e i n e m Fusse stehe. Da
stiess er ihn fort mit der Elle, die er in der Hand hatte.
Darauf kam er zu Hillel und dieser machte ihn zum Proselyten und sprach zu ihm: Was dir nicht
lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht. Das ist die ganze Tora und alles andere ist nur
Erläuterung; geh und lerne sie.“ (Bab Talmud Lazarus Goldschmidt Bd. I)

Nun dieses Zitat war wohl nicht ganz korrekt zitiert. Dieser Proselyt kam erst zu Schammai, der wohl eher ein reizbarer Mensch war im Gegensatz zum sanftmütigen Hillel, welcher dann sagte, was du nicht für dich magst, das tue auch deinem Nächsten nicht. So lehren die Rabbanen auch im Talmud: „Stets sei der Mensch sanft wie Hillel und nicht reizbar wie Schammai.“ Nun die beiden waren auch in vielem sehr verschiedener Meinung. Trotzdem hatten beide dasselbe Ziel nämlich die richtige Auslegung der Torah.

So kommt inhaltlich auch in der Mischna zum Ausdruck, dass jeder Meinungsstreit, der für die „Ehre Gottes“ geführt wird am Ende Bestand hat, also keineswegs nutzlos ist, solange dieser Streit im Sinne der ehrlichen Wahrheitssuche geführt wird. Und so werden die Meinungsverschiedenheiten von Hillel und Schammai als ein Streit um des Himmels willen argestellt.

Gruss Helo

anonym002
14.12.2007, 21:59
Jo Helo, schön hast du das geschrieben und es ist so ... &schmatz


... und es ging in dieser Geschichte auch um eine Wette, um Hillel in Zorn zu bringen. So liess sich Hillel, der sicher die Absicht dieser Frage durchschaute, nicht davon ablenken, trotzdem auf das eigentliche Hinzuweisen.

Naja, und im Zitat aus dem Tamud geht es um einen Proseyten, um einen (griech.) „Hinzugekommenen“. Sowenig wie man einen Christen „machen“ kann, kann man auch keinen Juden machen. Die Frage des Nicht-Juden ist somit ironisch gemeint.

Was mir dabei letzthin auch bewusst wurde: Hillel löste die Nächstenliebe nicht von der Torah los, sondern betonte daraus zu lernen. &lesen
Und auch Jeshua, der ja nach Hillel gelebt hatte, nimmt diese Aussage so mit und betonte ebenso, dass darin die Propheten und die Torah sind.

Hillel war ja ein grosser Gelehrter, und Jeshua wusste sicher um seine Lehren.


Lehit

Alef

Frank
29.12.2007, 20:54
Hillel war ja ein grosser Gelehrter, und Jeshua wusste sicher um seine Lehren.

Lehit

Alef

Oder umgedreht:
Der Lebenslauf von Hillel ist konstruiert:
Vierzig Jahre verbrachte er in der "Studie" / Vierzig Jahre in der "Lehre" (als Lehrer) und vierzig als geistlicher Leiter. = 120 Jahre = 12 = Stämme Israel
100 Jahre vor der Zerstörung soll er - nach der Tradtion - mit seiner Lehre begonnen haben. Es kann aber auch sein mit seinem Leben. Und ob er wirklich gleich am Anfang seiner Rabbizeit die Sachen lehrte, die ihm "zugeschrieben" werden - ?

Es könnte eben auch sein, dass Hillel von Jesu lernte und nicht umgedreht.

LG

anonym002
29.12.2007, 22:09
Ja, so kann alles gedreht werden, wie es einem passt.

Frank
30.12.2007, 16:29
Das wird schon so sein.
Aber ganz im Ernst = es ist schon erstaunlich, dass sich das Judentum nach der Zerstörung des Tempels, und während der Auseinandersetzung mit dem Christentum, dass immer stärker und letzendlich auch Staatsreligion wird, einen Rabbi (er)schafft, der in seinem Denken vieles der Hauptgestalt der kongurierenden Religion vorweg zu nehmen scheint. Und ihn dazu noch zeitlich voran stellt. Ein Schalk - wer da nicht Arges denkt.&confus
LG

anonym002
30.12.2007, 19:44
könnte, könnte .... das ganze Christentum könnte ja auch erlogen sein ....

aber eigentlich schade um das Thema hier, und vor allem, wie das wirklich im Talmud steht.

Frank
30.12.2007, 21:04
Ja Alef - ich lass dir deine heiligen Kühe = möchte meine ja auch behalten &reiten
LG

Jakow
15.03.2008, 22:40
BS"D


welcher dann sagte, was du nicht für dich magst, das tue auch deinem Nächsten nicht.Wobei Hillel dabei auch genau erkannte, wie der dem dreisten Fragesteller aufzeigen kann, wo das Problem liegt. Denn geholfen ist dem damit ja genauso wenig, aber er kann durch die Antwort erkennen, dass er gerade ein Fehler macht und Hillel das auch als solches bemerkt hat.


Trotzdem hatten beide dasselbe Ziel nämlich die richtige Auslegung der Torah. Sie waren sogar gute Freunde, was man bei den Auseinandersetzungen der beiden Schulen manchmal übersieht.

Kol tuw.

Jakow
15.03.2008, 22:45
BS"D


Das wird schon so sein.
es ist schon erstaunlich, dass sich das Judentum nach der Zerstörung des Tempels, und während der Auseinandersetzung mit dem Christentum, dass immer stärker und letzendlich auch Staatsreligion wird, einen Rabbi (er)schafft, der in seinem Denken vieles der Hauptgestalt der kongurierenden Religion vorweg zu nehmen scheint.Mh, die Aussagen von Hillel die du hier Jesus zuschreiben willst, tauchen ja in der ganzen jüdischen Lehre und im Tanach auf und sind somit nachweislich älter als die Aussagen von Jesus. Ansonsten verwechselst du hier Hillen den Alten mit dem Jungen, dennoch ein netter Versuch hier noch zu retten, was nicht zu retten ist...

TomekMH
01.09.2008, 21:56
Dies noch kürzer formuliert: liebt einander

Isaak
02.09.2008, 00:10
Nicht nur kürzer gesagt und vortrefflicher formuliert, sondern lasst es und einander antun, die Liebe zum Nächsten, selbst hier im Forum.

Shalom
Isaak

Isaak
02.09.2008, 00:21
Aber hier ging es um eine Frage zum Talmud und nicht um eine allgemeine Interpretierung oder Suche nach einer christlichen Kurzform zu Talmud, Shabbat 31 a.

Lehit
Isaak