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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : „Erotischer Gottesdienst“ sorgt für großes Medienecho



GnaKi-Team
06.08.2012, 19:13
Einen "erotischen Gottesdienst" wollte der hessen-nassauische Pfarrer Ralf Schmidt (Foto) in seiner Wiesbadener Gemeinde im Stadtteil Mainz-Kastel abhalten. Unter dem Motto „Im Weinberg der Liebe“ wollte er über "Poppen sprechen“. Sein Vorhaben sorgte für ein gewaltiges Medienecho und eine vollbesetzte Kirche. Doche es gab auch Kritik.

Weiterlesen... (http://www.idea.de/detail/frei-kirchen/detail/erotischer-gottesdienst-sorgt-fuer-grosses-medienecho.html)

Stella
08.08.2012, 16:21
So bringt man die Kirche wieder ins Gespräch- und die Kirche war voll. Der Gottesdienst an sich soll ja harmlos gewesen sein.

Godsservant
22.08.2012, 09:15
Natürlich ist Sexualität eine Gabe Gottes - keine Frage. Aber muß man sich und seine Sexualität in den Mittelpunkt eines Gottesdienstes stellen?

luxdei
22.08.2012, 10:41
Natürlich ist Sexualität eine Gabe Gottes - keine Frage. Aber muß man sich und seine Sexualität in den Mittelpunkt eines Gottesdienstes stellen?

Wenn Sexualität eine Gabe Gottes ist, warum sollte man sie nicht zum Gegenstand eines Gottesdienstes machen?

Provisorium
22.08.2012, 11:02
Die Veranstaltung fand ja quasi bei mir um die Ecke stand und entsprechend konnte man hier dann auch darüber in der Zeitung lesen und im Fernsehen hat man wohl auch darüber berichtet.
Mir kam das alles wie ein gezielter Versuch eines Tabubruchs unter dem Motto "Sex sells" vor, dem der Initiator wohl selbst nicht ganz getraut hat.

Also ich finde man sollte Sexualität nicht in den Mittelpunkt eines Gottesdienstes stellen und vorher noch laut rufen: Kommt alle her, hier gibt´s Predigt mit Vulgärausdrücken direkt aus der Gosse.
Da liegt der Fokus dann sowas von eindeutig nicht mehr bei Gott, dass das meiner Meinung nach mit Gottesdienst rein gar nichts mehr zu tun hat.

Wenn man es für nötig hält, kann man ja im angeschlossenen Gemeinderaum einen Abend zum Thema machen. Aber das brächte halt nicht dieses Medienecho und deshalb denke ich, dass es letztlich eben um genau dieses ging. Und das hat ja auch super funktioniert.

Sollte es also für die Zukunft das Ziel sein möglichst viel Öffentlichkeit zu bekommen, kann man sich meiner Meinung nach schon jetzt darauf gefasst machen, dass sich die jeweiligen Modetrends der Boulevardpresse in den Gotteshäusern breit machen.

Endstation: Ich bin Kind Gottes, holt mich hier raus...

LG
Provisorium

Godsservant
22.08.2012, 14:31
Wenn Sexualität eine Gabe Gottes ist, warum sollte man sie nicht zum Gegenstand eines Gottesdienstes machen?

Luxdei, weil es ein Gottesdienst und kein Lustdienst ist. Die Intention war hier eindeutig egozentrisch, der Pfarrer wollte auf seine gelebte Homosexualität hinweisen und sie von der breiten Masse akzeptiert wissen.
Und wenn es dann dazu führt, daß man das Alter der Gottesdienstbesucher anheben muß, weil die Predigt nicht jugendfrei ist, ist das schonmal völlig am Sinn eines Gottesdienstes vorbei.
Gott weiß, was Sexualität ist, er hat sie für den Menschen und nicht für sich gemacht. In einem Gottesdienst sollte Gott der Mittelpunkt sein - und nicht der Mensch. Unsere Gesellschaft ist sexualisiert genug - man muß das Thema nicht auch noch in einem Gottesdienst breit treten.

Und meine persönliche Sicht der Dinge: Ich will gar nicht wissen, mit wem der Herr Pfarrer wie verkehrt - das ist zu viel Information für meinen Geschmack.

luxdei
22.08.2012, 15:18
Der Pfarrer, seine Intention etc. interessiert mich nicht so sehr. Und klar weiß ich, das dem Christentum eine gewisse "Körperfeindlichkeit" innewohnt.

Aber ist das nicht eine erstaunliche Gegebenheit? Ein Geschenk Gottes, das im Gottesdienst keine Rolle spielt?

Godsservant
22.08.2012, 15:27
Warum ist es körperfeindlich, wenn man sich in einem Gottesdienst auf das "dienen für Gott" und seine Anbetung konzentriert und nicht auf die menschlichen Bedürfnisse, Befindlichkeiten etc.?

Das ist keine erstaunliche Gegebenheit, denn es geht ja nicht um das Geschenk, sondern es geht um Gott im Gottesdienst.

luxdei
22.08.2012, 15:38
Begegnet uns Gott nicht im Anderen?

Godsservant
22.08.2012, 16:47
Doch, doch. Aber alles zu seiner Zeit. Und im Gottesdienst geht es eben in erster Linie um Gott.

Provisorium
22.08.2012, 17:40
Gott begegnet Dir in jedem winzigst kleinen Millardsten Teil einer Nanosekunde und noch darüber hinaus. Er ist da. In einem ewigen Nun.

Die Fliegen, die Du zurzeit vielleicht gar lästig findest – darin begegnet Dir Gott.
In dem Mist den diese Fliegen so gerne haben - genauso.

Lasst uns also reichlich Mist ins Gotteshaus karren, öffnen wir die Pforten, lassen dann die Fliegen ein und dann preisen wir Gott, dass er alles so wunderbar gemacht hat...

Warum macht man das wohl eher nicht? Obwohl das sicher ebenfalls von der Presse herzlichst gerne thematisiert würde!

Vielleicht deshalb, weil der Mensch ein spirituelles Wesen ist und der Geruch und das Gesumme und die grundlegende Lästigkeit von Fliegen, der Bewusstwerdung dieser Spiritualität abträglich sein könnte?

Und sollte es nicht Ziel eines Gottesdienstes sein, sich dieser Spiritualität bewusst zu werden und seinen Geist der Transzendenz Gottes zu öffnen, um genau hier am intimsten und innigsten berührt zu werden?

Ist Gottesdienst heute mehr und mehr nur noch eine Art Lifestyleberatung auf Grundlage der Bibel? Mit ein bisschen Singen und ein bisschen Lirtugie und ganz viel Predigt, in der uns dann gesagt wird, wie es am förderlichsten wäre sein Leben zu gestalten und seinen Partner zu befriedigen?

Es scheint fast so.
Für mich persönlich hat das aber mit Gottesdienst nichts zu tun. Im Gottesdienst nehme ich mich zurück, um demütig zu meinem Innersten zu gelangen und es Gott zu Diensten zu stellen.

Das darf natürlich jeder anders sehen, aber ich bin mir sicher, dass die Kirchenbänke wieder voller würden, würde man den Menschen mehr von dem Innersten ihrer Seele predigen, damit sie dort Abstand nehmen könnten von ihrem sorgenvollen Ich und sich erfüllen lassen von der Liebe Gottes.

LG
Provisorium

luxdei
22.08.2012, 18:17
Sexualität ist die Begegnung zweier (zuweilen auch mehrerer) Menschen. Interaktion zweier Menschen. Wie schaut es da mit der Nächstenliebe aus? Mit dem Respekt vor dem Göttlichen im anderen? Wie schaut es aus mit dem rechten Maß? Wie sieht eine Sexualität aus, bei der das Geschenk Gottes weder misbrauch oder vergöttert, noch gering geschätzt wird?
Sind das keine Fragen für eine Predigt?
Würdet Ihr Sucht, Arbeitslosigkeit, Freundschaft etc nicht in einem Gottesdienst thematisieren?

Gibt es eine Trennung zwischen religiösem und profanem Leben?

Provisorium, mit Mist und Fliegen kenne ich mich recht gut aus. Weshalb ich Mist auf dem Misthaufen sammle und nicht in einer Kirche o.ä., liegt schlicht an der Hygiene.

Provisorium
22.08.2012, 19:11
Du kannst in einer Predigt selbstverständlich alles thematisieren. Aber nicht jedes Thema und vor allem nicht jede Art wie dieses Thema gepredigt wird, bringt Deine Spiritualität der Transzendenz Gottes näher. Und das steht eben für mich persönlich im Rahmen eines Gottesdienstes im Mittelpunkt.

Man darf das, wie gesagt, gerne anders sehen, aber Süchtigen (und da kenne ich mich sehr genau aus) und Arbeitslosen, oder sonstwie von Sorgen geplagten Menschen hilft man meines Erachtens am besten, wenn man sie mit dem Innersten ihrer Seele „bekannt macht“ und, ich wiederhole mich, sie dort Abstand nehmen können von ihrem sorgenvollen Ich und sich erfüllen lassen von der Liebe Gottes.

Meine Erfahrung ist, dass sich jedwede Trennung in diesem Innersten der Seele in wohlgefallen auflöst. Während ansonsten immer eine Trennung zwischen meinem Ich und der Welt besteht. Das Ich ist definiert als eben ich und nicht-das-andere. Sexualität ist Ausdruck dieser Sehnsucht nach Einigkeit und tiefster Verbundenheit, bleibt aber letztlich immer am Ich gebunden, kann letzlich nicht zum Einen durchbrechen.

So, oder so ähnlich würde ich über Sexualität predigen. Und die Presse würde ich davor jedenfalls nicht informieren.
Und den Mist würde ich selbstverständlich auch nicht ins Gotteshaus karren;)

LG
Provisorium

luxdei
22.08.2012, 19:18
So, oder so ähnlich würde ich über Sexualität predigen.

Also doch ;-)

Provisorium
22.08.2012, 19:27
Klar!
Aber da stände am Ende eben nicht das Thema Sexualität im Mittelpunkt, sondern Gott;)