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geliebtes Korn
07.04.2008, 17:57
Einladung am Abend


Es wird Abend.
Ein Tag geht wieder zu Ende.
Und während ich hier sitze, versuche ich, alle Eindrücke und Geschehnisse des Tages, alle Gedanken zu sortieren.
Und plötzlich versuche ich mir vor zu stellen, wie es wohl am Abend war, wenn du Adam und Eva, die ersten Menschen, besucht hast.
Ich sehe hinauf in den Sternenhimmel und vermisse dich.
Wie es wohl war, wenn du deine Menschen besucht hast? Ich meine zu der Zeit, als es noch in Ordnung war.
Ob du mit Adam über den Tag gesprochen hast? Oder mit Eva über die Fürsorge der Tiere im Garten?
Oder haben sie beide zu deinen Füßen gesessen und dir gelauscht, wenn du mit ihnen über dich sprachst?
Liebe ist ein großes Wort... sich vertraut sein, Vertrauen zu einander zu haben, glauben, wissen, dass das, was du deinen Menschen sagst, wahr ist- ob Eva verstanden hat?
Gehorsam ein Wort, das schwer zu leben scheint... aus Liebe zu vertrauen, zu tun, was du sagst, ohne Zweifel oder eigene Pläne- ob Adam dein Gebot, das einzige damals, begriff?

Gnade ein Wort, dass ich nicht verstehe, so gebe ich zu, auch wenn ich mich so sehr bemühe.
Ob es Gnade ist, dass du die Sonne jeden Tag neu aufgehen lässt? Ja.
Ob es Gnade ist, dass du versprochen hast, deinen Zorn nie wieder wie in der Sintflut über uns Menschen zu zeigen, obwohl keine Sekunde vergeht, in der für dich schreckliche Dinge von Menschen passieren? Ja.
Ob es Gnade ist, dass du immer noch rufst- kehr doch um zu mir? Ja.
Beschämt sitze ich da und mir wird klar- du bist hier, denn du bist frei von Raum und Zeit.
Du bist, der du bist- und ich biete dir einen Platz an, hier bei mir.
Wie die ersten Menschen damals, verstehe ich nicht, was du sagst. Sehe nicht, was du zeigst.
Liebe, Gehorsam, Zorn, Gerechtigkeit- ich versuche zu verstehen, aber werde ich das je?
Es gibt so viele Diskussionen, wie oder wer du bist; was du von Menschen möchtest oder was in der Zukunft noch passieren wird.
Vater, manchmal macht mir das Angst. Das Vergangene kann ich nicht ändern, wie ich auch den Moment in deiner Gegenwart nicht festhalten kann und wenn ich versuche das Morgen zu planen, sind meine Gedanken überfordert...
So sitze ich hier am Abend und was mir bleibt, ist am Ende nur eines.
„Bleibe bei mir, Herr, denn es will Abend werden. Jetzt und für alle Zeit, lehre mich Vertrauen, weil ich nicht verstehe. Lehre mich lieben, weil mein Herz viel zu kalt ist. Lehre mich, hier zu sitzen Abend für Abend und deine Wunder zu erkennen.“
Und ich stehe auf, seltsam berührt von diesem Gespräch nach einigen Minuten.
Wie herrlich muß es damals für Adam und Eva gewesen sein, solche Gespräche mit dir zu führen.
Und in meinen Gedanken steigt ganz leise deine Stimme auf: „Ich lade dich ein, komm her, immer wieder zu mir.! Vertraue mir."

geliebtes Korn
08.04.2008, 11:12
am Morgen danach im Garten...

Ein roter Streifen zieht sich am Horizont entlang.
Ich bin aufgewacht, denn der neue Tag hat begonnen.
Beim Frühstückmachen gehen mir schon wieder tausend Gedanken durch den Kopf.
Was wohl heute alles sein wird?
Haben die Kinder alles für die Schule?
Heute scheint die Sonne hell... sollte ich die Fenster putzen?
Und dann sind alle aus dem Haus.

Ruhe und doch Unruhe in mir.
Ich setze mich zu dir, Vater, mit einer Tasse Kaffee und atme die kühle Morgenluft.
Ich habe Sehnsucht nach dir.
Du schufst das, was mich umgibt einfach durch deine Worte, deinen Willen.
Ehrfurcht kommt in mir auf. Oder ist es beinahe Angst? Wovor?
Du hast nichts einfach so entstehen lassen, sondern alles einmalig gemacht.
Werde ich das je begreifen?
Ich bin ungeduldig, ich weiß.
Was du geschaffen hast, wie du bist... das übersteigt mein Verstehen.
Du bist Schöpfer, du bist Herr, überall, immer, ewig...?
Die Vögel singen im Garten und ich höre ihnen zu.
Wie ein Vogel möchte ich sein- singend für dich jeden Morgen.
Sie säen nicht, machen sich keine Sorgen, denken nicht nach, ob jemand wie ich ihre Melodie hört- vielleicht weil sie wissen, dass du sie zum Singen gemacht hast?
Wann ging uns Menschen diese Leichtigkeit verloren?
Als die ersten Menschen sich vor dir verstecken wollten?
Dabei hätte ich meinen können, sie hätten dich so gut gekannt...
Mit meinen Blicken streife ich durch den Garten- ziellose Suche.

„Mensch wo bist du?“ hast du damals zum ersten Mal gerufen.
Warst du traurig, denn du wusstest längst, was geschehen war an jenem Tag, nicht wahr?
„Sehr gut“ geschaffen für deine Gemeinschaft- aber dann kam die Neugier, das Misstrauen, das Zweifeln von Adam, Eva und mir.
Weinend möchte ich rufen: „Hier , hier bin ich!“ weil ich beginne zu verstehen, dass ich die Gemeinschaft mit dir zerstört habe.
Adam und Eva haben sich versteckt- ich nehme allen Mut zusammen, alle Hoffnungen, um mich nicht vor dir zu verstecken, denn alles in meinem Innersten ruft nach dir.
„Hier bin ich! Ich bin nicht mehr so, wie du mich gemacht hast, denn ich habe dir nicht vertraut, bin nicht mehr ohne eigenen Willen, eigene Gedanken, nicht mehr ohne Ängste...“

Ob Eva sich auch wünschte, es wäre nie passiert?
Nie den Unterschied zwischen Gut und Böse zu erkennen, sondern bedingungslos, vertraut in deinem Willen...

Und doch ist heute Morgen die Sonne mit ihrem roten Schleier aufgegangen.
Und doch wechseln sich Tag und Nacht, Regen und Sonne...
Du hast uns Menschen nicht vergessen.
Es ist gut, dass du die Zeit in deiner Hand hast, denn so kann ich hoffen, dass meine Sehnsucht nach Gemeinschaft mit dir nicht ewig eine Sehnsucht bleibt.

Als ich aufstehe, zieht ein Lächeln über mein Gesicht: „Hier bin ich, mein Gott, ich brauche mich nicht zu verstecken, denn du kennst mich. “

&kaffeepause