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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vom Glauben zur Meditation - ein Lebensweg ?



nescio
28.10.2012, 07:10
Der Glaube setzt bekanntlich eine Trennung von Schöpfer und Schöpfung voraus
und vermag daher neben einem nützlichen, durchaus vernunftbasierten Welterklärungsmodell
auch gewisse Trost spendende, letzten Endes auf göttlicher Gnade beruhende ethische Aspekte anzubieten,

... wirklich sehnsuchtsstillend ist diese frühe Form von Religion allerdings noch nicht, oder ?

Kann Meditation vielleicht helfen ?

anonym002
28.10.2012, 08:57
Hallo nescio

Weshalb sollte der „Glaube“ eine Trennung von Schöpfer und Schöpfung voraussetzen? Weshalb Schöpfung oder meintest du einfach das Geschöpf?

Nun, ich glaube, aber ich setze keine Trennung voraus.

luxdei
28.10.2012, 10:42
@ Alef

Ich habe keine Ahnung, ob nescio einer authentischen Tradition folgt oder nicht (im Christentum gibt es ja Versuche die mystische Seite der Religion wieder zu integrieren). Insofern kann ich nur bedingt schließen, was er meint.

Glaube setzt jedoch ein Subjekt (welches glaubt) und ein Objekt (an das geglaubt wird) voraus. Zu glauben setzt mehr oder weniger ausgearbeitete, mehr oder weniger bewußte Konzepte voraus. Konzepte - so nützlich und notwendig sie in der Welt von Raum und Zeit sind - bilden nie die Wirklichkeit ab. Sie verstellen, verzerren letztlich den Blick auf das, was ist. Klassische Meditation, wie im Zen oder Yoga zielt darauf ab, solche Konzepte zur Ruhe zu bringen, um klar zu erleben.
Ich denke, dass er das meint.


@ nescio
Ich bezweifle den Sinn solcher Posts. Wenn jemand diese Sehnsucht, die Du andeutetst, hat, wird er sich auf die Suche machen. Wenn seine Sehnsucht anders gelagert ist, wird er den "Faden" nicht aufnehmen. Was immer wir suchen, was immer unsere Sehnsucht ist, wir werden es zwangsläufig finden. Das weiß schon die Bibel. Lassen wir uns und allen anderen die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen. Fremde Wege führen nicht weiter.

nescio
28.10.2012, 11:01
@luxdei, du hast schon Recht mit Subjekt und Objekt

Haben Meditierende in fernöstlichen Traditionen bereits vor Jahrhunderten eine Erfahrung gemacht,
die hierzulande, aus welchen Gründen auch immer, noch weitgehend unbekannt geblieben ist ?

Besteht der tiefere Sinn des Glaubens einfach darin, die zugrunde liegende Konstruktion
eines 'Schöpfers, getrennt von seiner Schöpfung' als solches zu erkennen und somit (gefühlsmäßig)
zu de - konstruieren ? Dabei dürfte es wohl, wie üblich in einer Meditation, um das behutsame Loslassen
all unserer mentalen und verbalen Konstrukte gehen, ... übrigens nicht nur in Glaubensdingen

Kehrt dann endlich Ruhe ein ?

KindGottes
28.10.2012, 13:07
Solange Gott-Schöpfer, Schöpfung-Geschöpf im Glauben als zweierlei erachtet werden,
geht der Gläubige eben von jener von Nescio genannten Trennung aus.

Es gibt jedoch auch Glaubensformen,
in denen diese Trennung nicht besteht.

Hinzu gehört in Indien die Advaita-Vedanta,
Ansätze davon findet man in der Derwish-Bewegung im Islam oder im Chassidismus im Judentum.

Außerdem gibt es im Christentum auch zahlreiche Mystiker,
die eben in jene Richtung glauben:

Meister Eckhard, Johannes vom Kreuz, Theresia von Avila zum Beispiel

luxdei
28.10.2012, 18:29
Haben Meditierende in fernöstlichen Traditionen bereits vor Jahrhunderten eine Erfahrung gemacht,
die hierzulande, aus welchen Gründen auch immer, noch weitgehend unbekannt geblieben ist ?
Auch in Christentum und Islam gibt es solche Wege. Teresa von Avila, Omar Chajjam ...
Samadhi, Selbstwesensschau geschieht, wenn die Bewegungen in den bewußten und unbewußten Bereichen des Gemüts zur Ruhe gebracht werden. Tun, tun, irgendwann ist es getan. Das ist kein Vorrecht des Ostens.

nescio
02.11.2012, 06:41
In Christentum und Sufi - Tradition sind meditative Übungen gewiß bekannt.

Einen breiteren Zugang zu dieser Form von Leere (mit zwei 'e')
findet man allerdings eher in der Kultur des fernen Ostens

Christen und Muslime sind derzeit noch mit anderen Dingen beschäftigt,
... schade eigentlich

Provisorium
02.11.2012, 08:43
Ich weiß jetzt nicht genau ob ich da völlig richtig liege, aber ich denke das z.B. hier in Deutschland freikirchliche Gemeinden zurzeit die Menschen am stärksten erreichen, während z.B. die katholische Kirche, die zahlreiche meditative Gebetsformen kennt (z.B. das kontemplative Gebet, Ruhegebet, Jesusgebet), eher mit Austritten konfrontiert ist, oder vielleicht diese Gebetspraxis auch nicht besonders vermitteln mag.

Meine Erfahrung ist zudem, dass man in Freikirchen den meditativen Gebetsformen gegenüber eher kritisch eingestellt ist, weil man Meditation doch eher mit Buddhismus assoziiert und das klingt nicht Wenigen dann eher verdächtig und deshalb beschäftigt man sich auch dort nicht damit.

Die Sehnsucht, das Bedürfnis der Menschen nach Ruhe und Frieden ist aber allezeit sehr groß und deshalb könnte ich mir vorstellen, dass es doch immer wieder zu zumindest kleinen Renaissancen dieser uralten christlichen Gebetsformen kommen könnte.

Im Grunde liegt ja alles bereit und wartet nur darauf vom Gläubigen aufgenommen zu werden.

LG
Provisorium

nescio
11.11.2012, 07:23
unser fehlendes Vertrauen in Meditation könnte einfache Ursachen haben,
denn die hierzulande üblichen, in meditativen Sitzungen meist verwendeten Begriffe
"Geist, Bewußtsein, Achtsamkeit, Konzentration" sind allesamt, psychologisch gesehen,
mit mentaler Aktivität belegt, ... also von 'loslassen' eigentlich keine Spur

Provisorium
11.11.2012, 20:43
@nescio
Ich kenne die hierzulande üblichen meditativen Sitzungen leider gar nicht und kann mir deshalb auch kein Urteil darüber erlauben, aber insgesamt leben wir glaube ich schon in einer Zeit, in der das Credo der Selbstverwirklichung und ein selbstverwirklichter Lifestyle im Mittelpunkt menschlichen Strebens steht.

Ich will das gar nicht grundsätzlich verurteilen, aber ich persönlich verbinde mit Meditation, loslassen (zulassen) doch eher auch das Lassen des eigenen Seins und Lifestyles, was dann auch über die meditative Praxis hinaus im gewöhnlichen Alltag von Bedeutung sein kann und sich auf diese Weise, das vielleicht noch fehlende Vertrauen aufbauen könnte.

Manchmal lebt man vielleicht zu ergebnisorientiert und will möglichst schnell etwas für seine „Investition“ zurück bekommen. Selbst Beziehungen werden heutzutage ja gerne mal als Investition (von Kraft, Zeit, Interesse...) betrachtet und über allem steht der Druck, dass sich die Investition lohnen muss.

Vielleicht ist deshalb der erste Schritt bei fehlendem Vertrauen in die meditative Praxis, das Loslassen von solch einem Leistungsdenken, in dem festen Glauben daran, dass ich einfach sein darf und deshalb auch davon loslassen kann...

LG
Provisorium