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Fisch
22.06.2008, 08:46
Nichts ist umsonst

Einmal kam ein Mann zu Rabbi Israel Baal Schem Tow (dem „Bescht“, der 1698 bis 1760 lebte und den Chassidismus begründete) und schüttete ihm sein Herz aus:

„Rebbe“, rief er, „ich weiß nicht, was mit mir geschieht. Vor einer Weile beschloss ich, ganz dem Allm-chtigen zu dienen, und sofort wurde mein spirituelles Leben gestärkt. Wenn ich betete, fiel meine Seele in Ekstase; wenn ich die Torah studierte, öffneten sich mir die Tore der Weisheit; wenn ich eine Mizwa befolgte, war ich von herrlicher Freude erfüllt. Aber bald danach verlor ich alles. Meine Gebete sind trocken. Wenn ich studieren will, starre ich stundenlang auf die Seite, ohne ein Wort zu verstehen. Mein Tun ist mechanisch geworden, ohne Sinn. Rebbe, was ist geschehen?“

„Ich will dir eine Geschichte erzählen“, sagte der Bescht. „Einmal betrat ein Mann ein Delikatessengeschäft. Er sah, dass die Leute die Speisen mitnahmen, ohne zu zahlen, und zwar mit dem Einverständnis des Eigentümers. Also wollte auch er diese Großzügigkeit ausnutzen. Er probierte jede einzelne Speise und gönnte sich dann eine große Portion der besten.

„Das kostet 50 Kopeken“, sagte der Ladenbesitzer.

„Wie das?“ fragte der überraschte Kunde. „Warum verlangst du plötzlich eine Bezahlung? Bis jetzt durfte ich doch umsonst essen!“

„Nur weil es in meinem Interesse ist, dass die Leute meine Produkte probieren“, erwiderte der Besitzer. „So erfahren sie, wie gut die Speisen schmecken. Aber nachdem du sie gekostet und ihren Geschmack kennen gelernt hast, musst du bezahlen.“

„Im Leben gibt es nichts Wertvolles umsonst“, erklärte der Bescht, „schon gar nicht in spiritueller Hinsicht. Du darfst die innige Freude des Dienens nur erfahren, wenn du sie mit Ausdauer und Mühe bezahlst. Trotzdem bietet der Allm-chtige allen, die ihn mit reinem Herzen suchen, ein kostenloses „Pobieren“ an. Wenn wir seine himmlischen Produkte aber gekostet haben, müssen wir uns an die Arbeit machen.“

Quelle: Geschichten des Baal Schem Tov

Fisch
22.06.2008, 09:12
„Im Leben gibt es nichts Wertvolles umsonst“, erklärte der Bescht, „schon gar nicht in spiritueller Hinsicht. Du darfst die innige Freude des Dienens nur erfahren, wenn du sie mit Ausdauer und Mühe bezahlst. Trotzdem bietet der Allm-chtige allen, die ihn mit reinem Herzen suchen, ein kostenloses „Pobieren“ an. Wenn wir seine himmlischen Produkte aber gekostet haben, müssen wir uns an die Arbeit machen.“

Wieder eine Kernaussage über die es sich lohnt tiefer nachzudenken.

Wie wahr es doch ist, dass es im Leben nichts Wertvolles umsonst gibt. Nicht nur in spiritueller Hinsicht ist das zu sehen, sondern ganz allgemein in unser aller Leben.

Wenn wir in Partnerschaft leben und an dieser nicht täglich arbeiten dann verliert die Partnerschaft auf Dauer das Kostbare. Man verliert sich mit der Zeit und man erkennt das Gute daran kaum noch. Alles wird selbstverständlich und durch diese selbstverständlichkeit verliert sich auch die Dankbarkeit. Die Partnerschaft leidet und das was am Anfang so wertvoll war, reduziert sich auf ein Minimum.

Im spirituellem weiter zu kommen ist harte Arbeit, ich kann davon ein Lied singen. Es ist ein studieren um hinter Dinge schauen zu können. Leider fällt nicht einfach was vom Himmel und man hat es augenblicklich. Das denken zwar viele aber so läuft es nun mal nicht. Glaubt mir, ich habe fast alle Arten probiert weil ich im Grunde in dieser Hinsicht ein bisschen faul bin - jedoch hat kein flehen und beten geholfen, dass sich mir Erkenntnis offenbart. Wäre schön gewesen, aber Gott hat es anders für mich vorgesehen. Bei mir ist es ein harter, zäher, steiniger und mit fallstricken durchzogener Weg den ich zu beschreiten habe. Es müssen viele Berge erklommen werden um neue Täler zu sehen. Ein Weg, der nie enden wird. Jedoch wenn ich meinen Teil der Arbeit dazu tue, dann komme ich auch in die Freuden des Genusses der spirituellen Köstlichkeiten. Es ist dann, wie wenn ich nach getaner Arbeit an einen reich gedeckten Tisch platz nehmen darf. Das schöne daran ist, dass an diesem Tisch noch viele Arbeiter sitzen die sich alle gegenseitig ihre Geschichten der harten Arbeit erzählen. Jede Geschichte der Arbeit klingt anders und doch haben sie alle das gleiche Ziel - wir möchten unserem Gott nahe sein.

Es lohnt sich zu "probieren" doch nach dem probieren kommt das Erarbeiten und Ausleben.


Euch allen einen schönen gesegneten Tag.

Eure Fischi

anonym002
22.06.2008, 12:16
Liebe Fischi

Ja, ich mag diese Geschichten von Baal Schem Tov.

Mit kleinen Anekdoten wird da immer sehr konkret auf Missverständnisse vom Wesentlichen hingewiesen. Sie sind wirklich lebenswert (ja, lebenswert, kein Schreibfehler für lesenswert)

Lehit

Alef

PS: Weisst du was Baal Schem Tov bedeutet und wer einen solchen Namen tragen darf? ( &augenroll nee, ich verrate es nicht)

Fisch
22.06.2008, 12:30
PS: Weisst du was Baal Schem Tov bedeutet und wer einen solchen Namen tragen darf? ( nee, ich verrate es nicht)

Wer Fischi kennt, der weiß, dass sie sofort danach auf die Suche geht *grins*

Kann es sein, dass der Name Baal Schem Tov gleich "Herr des (göttlichen) Namens" bedeutet?

Aber auflösen ob das Richtig ist, das wirst du doch sicher, gelle? &lesen


Fischi

anonym002
22.06.2008, 13:32
Ho, Fischi, du wirst sicher noch mehr rauskriegen. Es gibt ja nicht einfach das richtig oder flasch.


Von göttlich steht zwar nichts, aber von tov, gut. Ein Baal ist ein Herr, und Schem, HaSchem weist ja auf den Ewigen hin.


Und was bedeutet er und wer darf solchen Namen tragen?


Lehit

Alef

Fisch
22.06.2008, 13:48
Dann setze ich einfach mal zusammen was du hier so übersetzt hast *lach*

Ein guter und treuer Herr dem Ewigen.

So würde ich das jetzt ausdrücken.

Nu aber spann mich nicht länger auf die Folter...gggg

*obs richtig ist oder nicht, zeigt euch jetzt das licht* ggg

anonym002
22.06.2008, 15:59
wer ist denn Licht als allein unser Gott?

&blinzel1


Nur nicht so hastig, fisch, das ist ja nur der kleinste Teil der Fragen, auf die du bis jetzt eingegangen sind... da ist noch etwas offen ...


Lehit

Alef

Fisch
22.06.2008, 17:28
da ist noch etwas offen ...

Was ist denn noch offen? *weiß grad nicht was du meinst*

&plärr &plaudern &plärr

anonym002
22.06.2008, 17:34
&trinken &trinken &trinken für fisch




PS: Weisst du was Baal Schem Tov bedeutet und wer einen solchen Namen tragen darf? ( nee, ich verrate es nicht)


Zum ersten Teil liegen Antworten bereit. Aber WER darf solchen Namen Tragen? Und was sagt er aus, wenn man das auf HaSchem bezieht. Einfach so hiess dein Erzähler ja nicht Baal schem tov.



Lehit

Alef

Fisch
22.06.2008, 18:01
Zum ersten Teil liegen Antworten bereit. Aber WER darf solchen Namen Tragen? Und was sagt er aus, wenn man das auf HaSchem bezieht. Einfach so hiess dein Erzähler ja nicht Baal schem tov.


Ein guter und treuer Herr dem Ewigen.


Hmmmmmmmm..................

Ich weiß ja nicht mal wer ihm diesen Namen gab.
Aber ich würde mal sagen, dass er ein weiser Mann war und berufen den Menschen Geschichten zu erzählen, die für die Menschen Lösungen aufzeichnen. Tat Jesus ja auch immer wieder in den Gleichnissen.

Ob er dadurch schon ein gesalbter ist, kann ich nicht beurteilen. Aber eine wichtige Aufgabe hatte er sicher inne.

Aber vielleicht kannst du ja mal was drüber erzählen wie man zu solchen Namen kommt im Jüdischem. Ich finde das übrigens sehr interssant, dass der Ewige vielen Gottesmännern andere Namen gab.


&schleck
Fischi

anonym002
22.06.2008, 18:22
BAAL-SCHEM-TOB (kurz auch Baalschem oder Bescht genannt; eigentlich: Israel ben Elieser), Stifter des Chassidismus, * um 1700 in Okop bei Kamenez-Podolsk in der Ukraine (an der podolisch-walachischen Grenze), † 1760 in Miedzyboz (Podolien). - Sein Leben ist fast nur als Legende überliefert. Als Waisenknabe wuchs B. auf Gemeindekosten auf. Mit 12 Jahren wurde er Gehilfe eines Kleinkinderlehrers, später eines Synagogendieners. In seiner Freizeit eignete sich B. insgeheim talmudische und kabbalistische Kenntnisse an. Nach dem Tod seiner ersten Frau, die kurz nach der Hochzeit starb, verließ er Okop und zog durch mehrere Städte Galiziens. Er war öfter Lehrergehilfe, eröffnete aber selbst als Lehrer in Tluste ein »Cheder« (hebräische Elementarschule). Etwa 20 Jahre alt, heiratete B., wurde aber mit seiner Frau von seinem Schwager aus dem Haus gewiesen. Nun arbeitete er an einer Lehmgrube zwischen Kuty und Kossow, wurde später Schächter und schließlich Pächter einer Schankwirtschaft, die seine Frau verwaltete, während er in einer Hütte im Wald ein Einsiedlerleben führte und nur am Sabbat sein Haus aufsuchte. So lernte B. im Umgang mit der Natur die Heilwirkung der verschiedenen Kräuter kennen und behandelte mit ihrer Hilfe die Bauern seines Dorfes. Dann zog er nach Tluste und war dort auch offiziell als »Baal-Schem« tätig, der mit Hilfe des Gottesnamens Wunder wirkte. Die Träger dieses Titels waren Arzte »nicht nur des Leibes, sondern auch der Seele, und beteten zu Gott, daß er ihnen die in ihnen verborgenen Kräfte mitteile und sie durch sie wirken lasse«. So wirkte B. als »Baal-Schem« nicht nur durch Kräuterkuren, sondern auch durch religiösen Zuspruch. Er ließ sich in Miedzyboz nieder und blieb dort bis zu seinem Tod. Sein Ruhm verbreitete sich, und viele pilgerten zu ihm. B. war von zahlreichen Schülern umgeben, für deren Unterhalt er größtenteils sorgte und die ihn auf seinen Fahrten begleiteten.

http://www.bbkl.de/b/baal_schem_tob.shtml


Baal Schem ist einer, der um den Gottesnamen und deren Bedeutung weiss. Dies nicht auf eine oberflächliche oder äussere Sichtweise, sondern durch und durch „spirituelle“, ja, sagen wir mal kabbalistische Weise in jedem Buchstaben, der Zahlen und der Summe des Gottesnamen Erkenntnis besitzt und so die Zusammenhänge der ganzen Schöpfung, dieser gegensätzlichen Welt weiss. Und weil er das weiss, lehrt er den Weg aus der Vielheit zurück zur 1 dem Alef. Dieses Wissen um die wirkliche Bedeutung von HaSchem, verleiht Wissen, wie das auch in seiner Naturmedizin, und besonders auch in seiner unterstützenden Lebenshilfen und ebenso in seine Gebete und Visionen (siehe das Gebet von Baal Schem Tov auf Chabad) offensichtlich wird.


Aus dem Waisenknaben Israel ben Elieser wurde eine Weltbewegung durch das Wissen, Praktizieren und Vermitteln des Eigentlichen, des Wesentlichen, dem Göttlichen. Durch das Wissen der Torah und deren Bedeutung, durch die Erkenntnis dieser 2 Schöpfungsgeschichten. Man kann kaum erahnen, welches Wissen da im Judentum vorhanden sein muss.



Lehit

Alef

Fisch
22.06.2008, 18:42
sondern durch und durch „spirituelle“, ja, sagen wir mal kabbalistische Weise in jedem Buchstaben, der Zahlen und der Summe des Gottesnamen Erkenntnis besitzt und so die Zusammenhänge der ganzen Schöpfung, dieser gegensätzlichen Welt weiss.

Es verfolgt mich regelrecht uff.... *lach*
Alef du weißt was ich meine, gelle?



während er in einer Hütte im Wald ein Einsiedlerleben führte und nur am Sabbat sein Haus aufsuchte.

Immer diese abgesonderten, denen scheint sich der Ewige in besondere Weise zu nähern.


Danke Alef, das war jetzt für mich doch sehr interssant. Ich liebe einfach seine Geschichten die so durchzogen sind von Weisheit.

Ich werde sicher noch einiges von ihm hier einstellen.

Grüßle in die &schweiz
von &fisch

Vanessa
09.05.2009, 19:29
Baal Schem Tow ist ein Meister des Moments - das spontane, ungezähmte Leben zählt für ihn mehr als religiöse Rituale.

Die Geschichte von einem geistig behinderten Jungen und seiner (lauten) Pfeife.


Es waren gerade Feiertage und die Anhänger des Chassidismus trafen sich zum Gebet und einer Sitzung mit dem Meister Baal Schem Tow.
Ein Mann war mit seinem geistig behinderten Kind gekommen. Er war ein wenig besorgt darüber, dass der Junge etwas anstellen könnte, deshalb behielt er ihn ständig im Auge.

Als die Gebete gesprochen wurden, fragte der Sohn seinen Vater: „Ich habe eine Pfeife dabei, darf ich darauf spielen?“ Der Vater antwortete: „Ganz bestimmt nicht, wo ist die Pfeife?“, denn er fürchtete sich.
Der Junge würde vielleicht nicht auf sein Nein hören.
Der Sohn zeigte ihm die Pfeife und der Vater hielt seine Hand auf der Tasche des Jungen.
Dann wurde getanzt und der Vater vergaß die Pfeife und tanzte mit.

Als jeder zu Gott betete und dabei tanzte, da konnte der Junge nicht länger widerstehen. Er nahm seine Pfeife aus der Tasche und blies darauf. Alle waren total schockiert!
Aber Baal Shem kam, umarmte den Jungen und sagte: „Unsere Gebete wurden erhört. Ohne die Pfeife wäre alles umsonst gewesen. Das war das einzig Spontane hier.
Alles andere war nur ein Ritual."

Fisch
10.05.2009, 06:26
Danke für die tolle Geschichte Vanessa. Ich mag seine Geschichten einfach sehr, sie sind was besonderes für mich.
Ich denke wir sind umgeben von religiösen Ritualen und glaube, dass wir schon so weit drin sind, dass es uns selber gar nicht mehr auffällt. Was mir in dieser Geschichte besonders gefällt ist, dass jeder dachte er tanze spontan und voller Freude vor Gott - jedoch weit gefehlt und ich kann mir die Gesichter lebhaft vorstellen, als der Baal Schem Tow verlauten lies, dass die Pfeife das einzig Spontane war. Solche Wachrüttler sind oft notwendig.

&freu

Vanessa
10.05.2009, 09:05
Gerne,
ich mag seine Geschichten auch sehr :)

anonym002
10.05.2009, 17:32
&wunderkerze

א

Vanessa
05.07.2009, 18:03
Meister Baal Schem Tow und die Brille


"Es wird über den großen chassidischen Meister Baal Shem Tow gesagt, dass er normalerweise keine Brille benutzte, doch wann immer er mit einem Philosophen oder einem Wissenschaftler sprach, setzte er sich sofort die Brille auf. Das war ungewöhnlich und seine Schüler fragten sich, was wohl dahinter stecke.

„Was ist los?“ fragten sie. „Du benutzt doch sonst keine Brille?“

Der Meister lachte. Was er antwortete, ist bedeutsam.
„Mit euch kann ich in meinem normalen Zustand bleiben, ich muss mich nicht von ihm entfernen. Meine Augen können nicht mehr unterscheiden. Ihr und der Baum und der Fels, ihr seid alle eins. Wenn ich mit einem Schüler spreche, dann brauche ich nichts auszugrenzen. Ich spreche zur gleichen Zeit zum Schüler, zum Baum, zum Felsen, zu den Sternen und dem Himmel. Alles ist eins. Denn ich spreche aus Liebe. Ich überschütte euch mit meiner Liebe und werde von eurer überschüttet."


Eine Brille, um Grenzen wiederzufinden

Er fährt fort: "Doch wenn ein Philosoph kommt, dann muss ich von meiner normalen Art zu seinem Denken hinabsteigen. Ich muss mir eine Brille aufsetzen, damit ich blind werde, damit ich die große Vision verliere. Meine Augen werden durch die Brille eng gemacht, denn ein logischer Mensch besteht auf Unterscheidungen. Die Dinge sollen seiner Meinung nach eingeordnet und definiert werden. Liebe kennt keine Definition und keine Abgrenzung.“"

manlovi
06.07.2009, 07:36
&buch
Ich lese und lerne mit Vergnügen mit!

jzmaoqyxm
24.07.2009, 09:33
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Vanessa
13.09.2010, 22:02
Der Hirte

Einst offenbarte der Himmel dem Baal Schem Tow, dass ein einfacher Hirte namens Mosche dem Herrn, gepriesen sei Er, besser diene als der Baal Schem Tow. Diesen Hirten wollte der Baal Schem Tow unbedingt kennen lernen. Also ließ er seine Pferde einspannen und fuhr mit einigen seiner Schüler zu diesem armen Schafhirten.

Die Gruppe hielt in einem Feld am Fuß eines Berges an und sah auf den Abhang einen Hirten, der in sein Horn blies, um die Herde zu versammeln. Nachdem die Schafe sich um ihn geschart hatten, führte er sie zu einem Bach, um sie zu tränken. Während sie tranken, blickte er hinauf zum Himmel und rief: „Herr der Welt, du bist so groß! Du hast Himmel und Erde und alles andere erschaffen! Ich bin ein einfacher Mann, unwissend und ungebildet, und ich weiß nicht, wie ich dir dienen oder dich preisen kann. Ich war ein Waisenkind und wuchs unter Heiden auf; darum habe ich nie die Torah studiert. Aber ich kann in mein Horn stoßen wie in einen Schofar und rufen: Der Herr ist G´tt!" Nachdem er mit aller Kraft sein Horn geblasen hatte, brach er kraftlos zusammen und lag regungslos da, bis seine Kraft zurückkehrte.

Dann stand er auf und sagte: „Herr der Welt, ich bin nur ein einfacher Hirte. Ich kenne die Torah nicht und weiß nicht, wie man betet. Was kann ich für dich tun? Ich kann nur Schäferlieder singen!" Daraufhin begann er laut und leidenschaftlich zu singen, bis er wieder erschöpft zu Boden stürzte.

Als er sich erholt hatte, erhob er sich erneut und rief: „Herr der Welt! Was taugt es, dass ich mein Horn geblasen und für dich gesungen habe? Du bist so groß! Was kann ich noch tun, um dir zu dienen?" Er hielt einen Moment inne und sagte dann: „Es gibt noch etwas, was ich kann, und das werde ich zu deinem Ruhm und deiner Ehre tun!" Er machte einen Kopfstand und strampelte heftig mit den Beinen in der Luft. Dann machte er eine Reihe von Purzelbäumen, bis er wieder kraftlos zusammenbrach. Der Baal Schem Tow und seine Schüler schauten ihm aus der Ferne verwundert zu.

Der Schäfer lag stumm da, bis seine Energie zurückkehrte. Erneut begann er zu sprechen: „Herr der Welt, ich habe getan, was ich kann; aber ich weiß, dass es nicht genug ist! Was kann ich noch tun, um dir zu dienen?" Er dachte kurz nach, und fuhr dann fort: „Gestern gab der Edelmann, dem die Herde gehört, ein Fest für seine Diener, und gab jedem von uns eine Silbermünze. Ich werde sie dir schenken, o G´tt, weil du alles geschaffen hast und alle Geschöpfe ernährst, auch mich, Mosche, den kleinen Hirten!" Dann warf er die Münze in die Luft.

In diesem Augenblick sah der Baal Schem Tow, wie eine Hand vom Himmel kam und die Münze ergriff. Er sagte zu seinen Schülern: „Dieser Hirte hat mich gelehrt, wie man das größte Gebot erfüllt: Du sollst den Herrn, deinen G´tt, mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Macht lieben."

Vanessa
18.09.2010, 15:37
G-ttliche Vorsehung


Obwohl der Baal Schem Tow lange nach den Gräueltaten der spanischen Inquisition lebte, gab es zu seiner Zeit noch Marranos, die mit dem Tode bestraft wurden, wenn sie die Mizwot befolgten. Ein Jude und Marrano, der seine Treue zur Tora viele Jahre lang verbergen konnte, wurde schließlich entdeckt und vor Gericht gestellt. Weder sein Regierungsamt noch seine Verbindungen, noch die Gunst des Königs konnten ihn aus den tödlichen Klauen der Kirche befreien. Das Urteil lautete: öffentliche Verbrennung.

Viele Menschen, darunter der König, strömten zum Hinrichtungsplatz. Die Menge versammelte sich um die Plattform, auf der das grausame Urteil vollstreckt werden sollte. Plötzlich erstickte ein lautes Donnern die Stimme, die das Urteil verlas, und die Erde begann zu beben. Ein Chaos brach aus, und die Menschen rannten um ihr Leben. Auch der Verurteilte floh, und im allgemeinen Durcheinander gelang es ihm, seine Verfolger abzuschütteln und die spanische Grenze zu erreichen. Von da an wohnte er in einem anderen Land und praktizierte die Tora und die Mizwot öffentlich und furchtlos. Aber er musste oft an das große Wunder denken, das sein Leben gerettet hatte.

„Was ist g–ttliche Vorsehung?“, fragte er viele Gelehrte. „War es schon bei der Schöpfung geplant, dass die Erde in diesem Moment beben sollte, damit ich fliehen konnte? Oder war das Beben ein Naturereignis, und bestand das Wunder darin, dass ich gerade in diesem Augenblick hingerichtet werden sollte?“

Da er mit den Antworten unzufrieden war, wollte er die Meinung des Baal Schem Tow erfahren und reiste nach Mesibusch. Er kam am Haus des Zadik an, als dieser zu den Morgengebeten aufbrach.

„Komm, wir gehen gemeinsam in die Synagoge“, sagte der Baal Schem Tow. Unterwegs trafen sie einen Bauern, der einen Heuwagen zum Markt fuhr. Kurze Zeit später begegneten sie einem Mann, der über Zahnschmerzen klagte. Als der Mann an ihnen vorbeiging, lief er zu dem Heuwagen, streckte begierig die Hand ins Heu und zog einen Halm heraus. Diesen steckte er rasch in den Mund und piekte damit den kranken Zahn. Fast sofort ging es ihm besser.

Der Baal Schem Tow wandte sich an seinen Begleiter: „Siehst du, das ist g–ttliche Vorsehung! Es gibt ein bestimmtes Kraut, das gegen Zahnweh hilft. Als der Mann die Hand in den Heuhaufen streckte, griff er ,zufällig’ nach diesem Kraut. Es war kein Zufall, dass der Bauer heute auf den Markt fuhr. Aber der Allm-chtige hat das Kraut auch nicht heute ins Heu gesteckt. Nein, er hat schon bei der Schöpfung vorausgesehen, was geschehen würde, und darum plante er alles so, wie es gekommen ist. Auch in deinem Fall hat er das Erdbeben schon bei der Schöpfung geplant, damit es genau an diesem Ort und zu dieser Stunde dein Leben retten würde.

Vanessa
18.09.2010, 15:40
Der fromme Rabbi Jisrael Baal Schem Tow, der Gründer des Chassidismus, den man auch Bescht nennt, saß in seinem Zimmer. Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken, und sein Sekretär meldete einen Besucher. Es handelte sich um einen Juden im mittleren Alter, der wohlhabend aussah. „Ich habe vom Ruhm des frommen Rabbi gehört und wollte sein heiliges Gesicht sehen und seinen Segen empfangen, obwohl ich, G-tt sei Dank, sonst nichts brauche“, sagte der Mann.

Der Bescht musterte sein Gesicht. Dann sagte er: „Es steht geschrieben, G-tt lenke die Schritte des Menschen. Das bedeutet, dass kein Jude irgendwohin geht, ohne von der g-ttlichen Vorsehung geführt zu werden. Obwohl du es nicht weißt, bis du nicht aus freiem Willen hier.“ Der Mann war verdutzt, wartete aber, bis der Baal Schem Tow fortfuhr und eine Geschichte erzählte:

„Zwei Jungen waren die besten Freunde. Seit sie Kinder waren, besuchten sie gemeinsam die Jeschiwa. Die Jahre flogen vorbei, und bald waren beide verheiratete Geschäftsleute. Jeder lebte in einer anderen Stadt. Anfangs ging es beiden gut, und sie wurden wohlhabend. Dann machte einer von ihnen schlechte Geschäfte und verlor sein Vermögen. Er erinnerte sich an seinen glücklicheren Freund und beschloss, ihn um Hilfe zu bitten. Sein Freund begrüßte ihn herzlich. Sie plauderten über alte Zeiten; dann fragte der Gastgeber seinen Gast nach dem Grund seines Besuches. Der schüttete ihm sein Herz aus und sagte, er sei gekommen, weil er ihn um Hilfe bitten wolle. Sein Freund versicherte ihm, er brauche sich keine Sorgen zu machen. Er rief seinen Buchhalter und wies ihn an, eine Bilanz zu erstellen. Zum Erstaunen beider Männer ließ er dann sein halbes Vermögen auf den Freund übertragen. „Wir haben immer alles geteilt, was wir hatten“, erklärte er. „Genau das werde ich jetzt wieder tun.“

Der Arme kehrte reich nach Hause zurück. Er gründete ein Geschäft und hatte sein Vermögen bald verdoppelt. Aber was geschah mit seinem Freund? Den verließ das Glück, und bald war er sehr arm. Jetzt musste er den Mann, um Hilfe bitten, dem er geholfen hatte. Er ging zu ihm aber man ließ ihn warten, und schließlich teilte ein Diener ihm mit, sein Herr erinnere sich nicht an ihn und habe ohnehin keine Zeit.

Der Arme traute seinen Ohren nicht. „Im Vertrauen gesagt“, fügte der Diener hinzu, „seit mein Herr seinen Reichtum wieder erlangt hat, ist er hart geworden. Er kann niemanden mehr leiden.“ Dem Armen blieb nichts anderes übrig, als wieder nach Hause zu gehen. Er konnte die Demütigung und Enttäuschung nicht überwinden und starb bald. Und am selben Tag hatte der Reiche in der anderen Stadt einen Unfall und starb ebenfalls. Beide Seelen stiegen zum Himmel empor und erschienen vor dem Gericht. Für die Seele des Armen, der so großzügig zu seinem Freund gewesen war, wurden die Tore zum Paradies geöffnet. Aber die andere Seele wurde verurteilt zu büßen, bis sie wieder rein war.

Die erste Seele sagte traurig: „Wie kann ich das Paradies genießen, wenn mein Freund nicht bei mir ist und wegen mir bestraft wird? Sie erhielt die Erlaubnis, das Urteil zu ändern, und sofort entschied sie, dass sie beide ihr Leben noch einmal leben sollten, damit die andere Seele ihre Fehler wieder gutmachen konnte. Die selbstlose Seele akzeptierte erneut ein Leben in Armut, um der anderen zu helfen.

Einige Zeit später wurden zwei Jungen in verschiedenen Städten geboren, der eine reich, der andere arm. Als der Arme erwachsen war, ging er von Tür zu Tür und bettelte. Eines Tages kam er in die Stadt, in welcher der Reiche lebte, und klopfte an seine Tür. Der Reiche öffnete, und als er den Bettler sah, rief er: „Du bist wohl fremd hier, sonst wüsstest du, dass ich Bettlern nie etwas gebe, nicht einmal einheimischen!“ Der Bettler hatte seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Er brach zusammen und starb.

Was hältst du von diesem reichen Mann?“, schloss der Baal Schem Tow und sah den Besucher durchdringend an. Dieser erbleichte und fürchtete sich. Seine Augen füllten sich mit Tränen, aber er brachte kein Wort heraus, denn er erinnerte sich an den Bettler, der vor einigen Tagen an seine Tür geklopft hatte. Das blasse, abgezehrte Gesicht des Bettlers, das ihn damals nicht beeindruckt hatte, quälte ihn jetzt, und er weinte bitterlich. „Gibt es noch Hoffnung für mich?“, fragte er flehentlich. „Kann ich meine Seele retten?“

Der Bescht erwiderte: „Ja, du kannst etwas tun. Suche die Angehörigen des armen Mannes und bitte sie um Verzeihung. Gib ihnen alles, was sie bis zum Ende ihres Lebens brauchen, und verteile den Rest deines Vermögens an die Armen. Dann bete aus ganzem Herzen zu G-tt; denn er ist allen nahe, die ihn aufrichtig rufen.“

Vanessa
18.09.2010, 15:41
Nichts zu reparieren?

Rabbi Israel Baal Schem Tow unterrichtete seine Schüler, als sie von einem Klopfen an den Fensterladen gestört wurden. Ein armer Bauer, der einen Wagen voller Werkzeuge zog, schaute durchs Fenster. “Habt ihr etwas zu reparieren?” rief er. “Wacklige Tische, zerbrochene Stühle? Einen lockeren Ziegel am Herd?”

“Nein, nein!” riefen die Schüler ungeduldig, denn sie wollten den Unterricht möglichst schnell fortsetzen. “Alles ist einwandfrei. Es gibt nichts zu reparieren.”

“Wirklich nichts?” rief der Bauer. “Das ist unmöglich. Schaut genau nach — ihr findet bestimmt etwas, was repariert werden muss!”

Daraufhin sagte Rabbi Israel zu seinen Schülern: “Wie oft habe ich euch gesagt, dass es in G–ttes Welt keinen Zufall gibt? Jedes Ereignis und jede Erfahrung hat einen Sinn, und alles, was wir sehen und hören, ist eine Lektion für unseren Dienst am Allm-chtigen. Denkt an die Worte, die wir soeben von dem einfachen Bauern gehört haben. Sind sie nicht von tiefgreifender Bedeutung für jeden von uns? Ist alles hier vollkommen? Manchmal mag es so aussehen; aber wenn wir unser Herz aufrichtig erforschen und unser Leben prüfen, ist es dann nicht gewiss, dass wir etwas finden, was der Reparatur bedarf?

luxdei
18.09.2010, 18:29
Im spirituellem weiter zu kommen ist harte Arbeit, ich kann davon ein Lied singen. Es ist ein studieren um hinter Dinge schauen zu können. Leider fällt nicht einfach was vom Himmel und man hat es augenblicklich. Das denken zwar viele aber so läuft es nun mal nicht. Glaubt mir, ich habe fast alle Arten probiert weil ich im Grunde in dieser Hinsicht ein bisschen faul bin - jedoch hat kein flehen und beten geholfen, dass sich mir Erkenntnis offenbart.

Wie wahr, Fisch, wie wahr!!