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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mehrere Liebesbeziehungen gleichzeitig?



GnaKi-Team
03.05.2013, 14:51
Frauen und Männer können mehrere Liebesbeziehungen gleichzeitig führen und dabei ethisch verantwortlich handeln sowie auf der Basis christlicher Werte leben. Diese Meinung vertrat die Geschäftsführerin des Verbandes „Evangelische Frauen in Deutschland“, die Theologin Eske Wollrad (Foto), auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg. Sie war Teilnehmerin einer Diskussion unter dem Titel „Was ist gerecht in Sachen Geschlecht? Frauen, Männer, Gender oder ganz neue Wege“.

Weiterlesen... (http://www.idea.de/detail/frei-kirchen/detail/theologin-bejaht-mehrere-liebesbeziehungen-gleichzeitig.html)

Jamy
04.05.2013, 11:42
Als ich mich einloggen wollte, las ich eben diesen thread - und dachte an einen schlechten Scherz oder an Mormonen, die sich hier angemeldet hatten....

Dieser sog. ev. Kirchentag ist mir eh schon ein Dorn im Auge, seit ich hörte, dass man messianische (also christusgläubige!) Juden den Zutritt in Form eines eigenen Standes verwehrt hatte.

Und nun das - das ist nicht euer Ernst, oder??? http://www.smiliemania.de/smilie132/00009053.gif Ich hatte diese Diskussion nicht verfolgt (scheint, ich muss echt mal wieder aufmerksamer werden) - und konnte es kaum glauben...

anonym002
04.05.2013, 12:36
Aber das wusste ich nicht, dass da Messianer ausgeschlossen werden:

http://www.israelogie.de/2013/evangelischer-kirchentag-toleranz-ist-was-du-draus-machst/

Aber es ist halt schon so, eigentlich ist es ein Spagat auf Eisschollen, so zwischen Judentum und Christentum, weder Fisch noch „Löwe“ (Vogel, so die Redensart), was sich wohl kaum wirklich finden wird.

bonnie
04.05.2013, 14:30
Ich betrachte solche Artikel und Aussagen von außen und sage mal ganz primitiv- "es wirkt sehr sehr seltsam"

es ist zum Einen seltsam, dass Kirchen (hier sich auf Kirchentagen versammelnd) sich gegenseitig immer mehr und deutlicher zunehmend in selbst "christlichen Grundwerten" uneins sind...

es ist seltsam, dass es für mich immer mehr wie ein "insider- Treff" wirkt, der diskutiert und philosophiert statt "Glauben zu leben" (das mag ich nun aber nicht hier konkreter erklären)

es ist seltsam, dass man messianische Gruppen ausschließt- ganz ehrlich das verstehe ich nun gar nicht- das beißt sich die Katze selbst in den Schwanz :-) so rein von außen betrachtet...

aber all das wundert mich nicht mehr wirklich und zeigt mir, dass Gespräche und Miteinander in diesem Sinn sinnlos sein werden.

einen "Spagat" zwischen Juden und Christen- wofür?

Gibt es denn wirklich noch Gemeinsames? Ist denn die vielgelobte "Basis" überhaupt (noch, wenn je) da?

meine spontanen, unvollständigen Gedanken dazu als einfach nur Mensch


nachdenklich bonnie

Jamy
04.05.2013, 15:00
Ich war ehrlich gesagt auch geschockt. Aber so langsam wundert mich in der Landeskirche nichts mehr.... Hab lang genug in dem Verein gearbeitet - das zum einen - und zudem hier erlebt, dass ein homosexuelles "Ehepaar" vor dem Altar von eben der Kirche hier "getraut" worden ist.... Oo

Mir hats gelangt.

Jamy

poetry
04.05.2013, 17:31
Ich war ehrlich gesagt auch geschockt. Aber so langsam wundert mich in der Landeskirche nichts mehr.... Hab lang genug in dem Verein gearbeitet - das zum einen - und zudem hier erlebt, dass ein homosexuelles "Ehepaar" vor dem Altar von eben der Kirche hier "getraut" worden ist.... Oo

Mir hats gelangt.

Jamy

Du verlangst an anderer Stelle en Nichtverurteilen von Freikichen und hier schmeißt Du massenhaft Steine gegen die Landeskirche?

Wie sehr mich solche Doppelmoral doch nervt.

poe

PS: Es gibt übrigens keine messianischen Juden.

Cato
04.05.2013, 18:23
Ich war ehrlich gesagt auch geschockt. Aber so langsam wundert mich in der Landeskirche nichts mehr.... Hab lang genug in dem Verein gearbeitet - das zum einen - und zudem hier erlebt, dass ein homosexuelles "Ehepaar" vor dem Altar von eben der Kirche hier "getraut" worden ist.... Oo

Mir hats gelangt.

Jamy

Hallo guten Tag an alle hier,

ich bin neu angemeldet hier und nicht schockiert ;-). Ich kann Frau Wollrads Gedanken gut nachvollziehen.
Zum besseren Verständnis zitiere ich sie:

*Wollrad erläuterte auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea ihre Position. Sie sei dagegen, Beziehungen nur über das klassische Zweiermodell zu definieren: Es sei nicht die einzig mögliche Form des Zusammenlebens. Christliche Werte wie Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, gegenseitiger Respekt oder Achtsamkeit könnten in „allen möglichen Beziehungen“ gelebt werden. Dafür wolle sie sensibilisieren: „Es ist gut, diese anderen Lebensformen zu haben.“ Es sei an der Zeit, den Raum dafür zu öffnen.*

Ich finde, dass sie das nicht besser hätte erklären können und ich stimme ihr zu. Christliche Werte müssen nicht an feste oder vorgegebene Beziehungsmodelle gebunden sein. Wenn vorgegebene Modelle Werte bedeutungslos machten, dann würde es doch mehr um die Er- und Einhaltung bestimmter Modelle gehen als um das Leben von wertvollen Werten.
Ich erachte das *was* man lebt bedeutungsvoller als das *wie*. Es erscheint mir wichtig, dass Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, gegenseitiger Respekt oder Achtsamkeit gelebt werden. Die Konstellationsformen sind dabei zweitrangig und sollten den Menschen selbst überlassen bleiben.

bonnie
04.05.2013, 18:29
PS: Es gibt übrigens keine messianischen Juden.

naja zumindest gibt es viele, die sich so bezeichnen, nicht wahr? aber nicht fürs eigentliche Thema relevant ;-)


@cato

&willkommen im Forum

Provisorium
04.05.2013, 18:37
Dieser sog. ev. Kirchentag ist mir eh schon ein Dorn im Auge, seit ich hörte, dass man messianische (also christusgläubige!) Juden den Zutritt in Form eines eigenen Standes verwehrt hatte.Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch, dass man sich bei der Entscheidung messianische Juden auszuschließen, auf einen Beschluss, der einst gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden getroffen wurde, beruft. Dabei geht es darum, dass die evangelische Kirche die Missionierung von Juden aus christlicher Sicht für unnötig empfindet http://agwelt.de/2013-05/messianische-juden-zum-kirchentag-ausgeschlossen/.

Der Ausschluss erfolgte also sozusagen aus Toleranzgründen den Juden gegenüber und aus der Überzeugung, dass Juden weiterhin in einem Bund mit Gott stehen und also keiner christlichen Mission bedürfen. Es ist also nicht so, dass man messianische Juden nicht dabei haben wollte.


es ist zum Einen seltsam, dass Kirchen (hier sich auf Kirchentagen versammelnd) sich gegenseitig immer mehr und deutlicher zunehmend in selbst "christlichen Grundwerten" uneins sind...Ich glaube das war doch eigentlich schon immer so. Spätestens seit der Reformation war man sich unter Christen doch nun nicht wirklich nicht mehr so richtig einig, oder? Das mit der paulinischen Aufforderung zur Gleichgesinntheit hat sogar eigentlich noch nie in der Geschichte des Christentums funktioniert. Ein sehr sehr bunter Haufen sind wir...;-)


es ist seltsam, dass es für mich immer mehr wie ein "insider- Treff" wirkt, der diskutiert und philosophiert statt "Glauben zu leben" (das mag ich nun aber nicht hier konkreter erklären)Also diskutiert wird da sicher ganz ausführlich und mit wachsender Begeisterung, aber Philosophie, also ein tatsächliches philosophisches Modell, kann ich in diesen Diskussionen beim besten Willen nun wirklich nicht entdecken. Das wäre ja mal schön, wenn es denn so wäre! Aber eigentlich ist gerade die evangelische Kirche in weiten Teilen doch eher eine Art Soziologen und Sozialpädagogen Treff, für Menschen, die es in der wissenschaftlichen Soziologie nicht so wirklich weit gebracht haben und die deshalb nun mit ganz viel "blabla" und dafür umso weniger Substanz, die Kirche für ihre Wichtigtuereien entdeckt haben.


es ist seltsam, dass man messianische Gruppen ausschließt- ganz ehrlich das verstehe ich nun gar nicht- das beißt sich die Katze selbst in den Schwanz :-) so rein von außen betrachtet...Wie gesagt, dass geschah im Einklang mit dem Zentralrat der Juden und weil man eine Mission der Juden für nicht richtig empfindet und nicht etwa deshalb, weil man etwas gegen messianische Juden hätte.


aber all das wundert mich nicht mehr wirklich und zeigt mir, dass Gespräche und Miteinander in diesem Sinn sinnlos sein werden.Warum denn das? Miteinander Gespräche führen ist doch die Basis menschlicher Annäherung und gegenseitigen Verständnisses. Wieso sollte das nun sinnlos geworden sein?


einen "Spagat" zwischen Juden und Christen- wofür?Diesen Spagat vollziehen ja eigentlich vor allem die messianischen Juden, oder? Vielleicht sollten man deshalb einem messianischen Juden einmal diese Frage stellen?


Gibt es denn wirklich noch Gemeinsames? Ist denn die vielgelobte "Basis" überhaupt (noch, wenn je) da?Überall da, wo Menschen im Glauben zusammenkommen und die Bereitschaft in sich tragen eine gemeinsame Basis zu entdecken, wird sie auch gefunden werden können, da bin ich mir ganz sicher.


Und nun das - das ist nicht euer Ernst, oder??? http://www.smiliemania.de/smilie132/00009053.gif Ich hatte diese Diskussion nicht verfolgt (scheint, ich muss echt mal wieder aufmerksamer werden) - und konnte es kaum glauben...Also wenn die Geschäftsführerin des Verbandes "Evangelische Frauen in Deutschland" der Meinung ist, dass man durchaus auch mehrere Liebesbeziehungen zugleich führen kann, dann erschüttert das mein Weltbild und mein Bild von der ev. Kirche nicht im Geringsten. Die gute Frau kann es diesbezüglich gerne halten wie sie möchte.

Erschreckend finde ich aber schon eher, dass der Glauben sich nun zunehmend den jeweiligen Lebensumständen und Lebensentwürfen der Menschen anpassen soll. Oder anders gesagt, es gibt einen Trend, den Glauben irgendwie passend zum jeweiligen Lebensentwurf zu machen, in dessen Mitte aber eigentlich gar nicht der Glauben steht. Also erst kommt der Lebensentwurf und dann schaut man irgendwann einmal, wie da noch irgendwie der Glauben reinpassen könnte.

Ich persönlich denke aber, dass der Glauben aus dem Herzen des Menschen erwächst und deshalb nicht für irgendwelche Lebensentwürfe passend gemacht werden kann, sondern erst kommt der Glauben und daraus entwickelt sich dann auch der Lebensentwurf. Der Blick ist dabei aber immer zuerst auf Gott gerichtet (auch in Fragen der Sexualität), wohingegen der Blick dieser Geschäftsführerin sich zuerst den Lebensformen zuwendet. In dem Artikel sagt sie ja


„Es ist gut, diese anderen Lebensformen zu haben.“ Es sei an der Zeit, den Raum dafür zu öffnen."Bei ihr kommt also erst der individuelle Lebensentwurf und dann soll sich der Glauben irgendwie dafür öffnen, anstatt das erst der Glauben kommt und der öffnet dann das Leben...Das finde ich persönlich irgendwie befremdlich.

LG
Provisorium

Cato
04.05.2013, 18:52
naja zumindest gibt es viele, die sich so bezeichnen, nicht wahr? aber nicht fürs eigentliche Thema relevant ;-)


@cato

&willkommen im Forum

Oh Dankeschööön für die freundliche Begrüßung :-)

Provisorium
04.05.2013, 19:03
Hallo guten Tag an alle hier,

ich bin neu angemeldet hier und nicht schockiert ;-).Herzlich Willkommen bei den Gnadenkindern, Cato! Schön das Du da bist und nicht schockiert ;-)!!!


Christliche Werte müssen nicht an feste oder vorgegebene Beziehungsmodelle gebunden sein. Wenn vorgegebene Modelle Werte bedeutungslos machten, dann würde es doch mehr um die Er- und Einhaltung bestimmter Modelle gehen als um das Leben von wertvollen Werten.Das muss letztlich jeder Gläubige für sich selbst verantworten können, aber findest Du nicht, dass der Wert menschlicher Liebesbeziehungen auch im Wesentlichen von der Treue bestimmt wird? Also mal ganz davon abgesehen das die Bibel an vielen Stellen die Beziehung zwischen zwei Liebenden auf ganz besondere Weise definiert und polyamouröse Beziehungen da halt irgendwie so gar nicht mit vereinbar sind, wird die Treue, die ja nun einmal auch ein christlicher Wert ist, mal eben so zur Seite gefegt. Also ich könnte das jedenfalls niemals mit meinem Glauben in Einklang bringen.


Ich erachte das *was* man lebt bedeutungsvoller als das *wie*. Es erscheint mir wichtig, dass Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, gegenseitiger Respekt oder Achtsamkeit gelebt werden. Die Konstellationsformen sind dabei zweitrangig und sollten den Menschen selbst überlassen bleiben.Wie gesagt, dass muss jeder für sich selbst verantworten, aber das "Was" halte ich persönlich nicht für bedeutungsvoller als das "Wie". Beides gehört meiner Meinung nach zusammen und wenn das "Wie" zu Verletzungen (z.B. der Treue, oder der Gefühle eines Gegenübers) führt, dann wird es meiner Meinung nach auch nicht durch das "Was" geheiligt. Es gibt sicher viele Menschen die es bzgl des "Was" sehr gut gemeint haben, aber das "Wie" dann trotzdem zu großen Problemen führte. Das erlebe ich z.B. täglich auf der Arbeit so (ich bin Altenpfleger und da ist es wirklich sehr wichtig wie man etwas macht und nicht allein nur was man macht).

LG
Provisorium

bonnie
04.05.2013, 19:05
hallo Provisorium,


Also diskutiert wird da sicher ganz ausführlich und mit wachsender Begeisterung, aber Philosophie, also ein tatsächliches philosophisches Modell, kann ich in diesen Diskussionen beim besten Willen nun wirklich nicht entdecken. Das wäre ja mal schön, wenn es denn so wäre! Aber eigentlich ist gerade die evangelische Kirche in weiten Teilen doch eher eine Art Soziologen und Sozialpädagogen Treff, für Menschen, die es in der wissenschaftlichen Soziologie nicht so wirklich weit gebracht haben und die deshalb nun mit ganz viel "blabla" und dafür umso weniger Substanz, die Kirche für ihre Wichtigtuereien entdeckt haben.

verstehe ich nicht so ganz, was du damit erklären möchtest. Was "Philosophie" ist, ist aber allemal subjektiv zunächst. Ich entdecke für mich selbst schon (um es mit deinen Worten zu formulieren) sehr viel Philosophie in "blabla" so mancher Menschen in Kirchen oder Gemeinschaften :-)


Wie gesagt, dass geschah im Einklang mit dem Zentralrat der Juden und weil man eine Mission der Juden für nicht richtig empfindet und nicht etwa deshalb, weil man etwas gegen messianische Juden hätte.

sry aber dass Juden keine Missionierung "brauchen"- das höre ich sehr selten von christlicher Seite. Ich habe das im Artikel oben auch gelesen, aber in der Praxis vor allem in Gesprächen meist völlig anders erlebt. Mir ging es auch eher um meine Verwunderung darüber, dass messianische Juden (was auch immer genau diese Menschen so bezeichnen lässt) ja eigentlich, wenn ich es nicht falsch verstanden habe, so etwas wie Christen mit jüdischer Herkunft sind, oder? Für mich eben seltsam, von einem christlichen Kirchentag dann einen Infostand aus den eigenen Reihen nicht dulden zu wollen.



Überall da, wo Menschen im Glauben zusammenkommen und die Bereitschaft in sich tragen eine gemeinsame Basis zu entdecken, wird sie auch gefunden werden können, da bin ich mir ganz sicher.

wäre schön, wirklich, doch habe ich in den letzten Monaten genau das nicht gefunden, zumindest nicht in der Breite des "Glaubens". Es tönt hart, und ich tue mich schwer, das für mich selbst zu verstehen, aber die "Glaubenswege" und die persönlichen Überzeugungen sind wohl doch so sehr gravierend verschieden, dass ich wenig Gemeinsamkeiten und faire Basis finden konnte, leider. So muss ich gestehen, ich bin mir nicht mehr sicher darüber.

lg bonnie

Cato
04.05.2013, 19:08
Erschreckend finde ich aber schon eher, dass der Glauben sich nun zunehmend den jeweiligen Lebensumständen und Lebensentwürfen der Menschen anpassen soll. Oder anders gesagt, es gibt einen Trend, den Glauben irgendwie passend zum jeweiligen Lebensentwurf zu machen, in dessen Mitte aber eigentlich gar nicht der Glauben steht. Also erst kommt der Lebensentwurf und dann schaut man irgendwann einmal, wie da noch irgendwie der Glauben reinpassen könnte.

Sehe ich nicht so. Sie und auch ich meinen, dass man in / mit ganz unterschiedlichen zwischenmenschlichen Konstellationen wichtige Werte leben kann. Diese aufgezählten Werte kann man christlich nennen, aber eigentlich passen sie in fast jede Konfession und Religionsrichtung, sie sorgen für einen sorgsamen Umgang miteinander.

Entwirfst du dein Leben?

Ich gehe meinen Weg so Schritt für Schritt. Und immer wieder überdenke ich ihn auch. Ich kann eine Lebensgestaltung weder entwerfen noch planen. Vielleicht ist da deshalb auch genug Platz für Frau Wollrads Gedanken.

Provisorium
04.05.2013, 19:22
verstehe ich nicht so ganz, was du damit erklären möchtest.Ich will damit sagen, dass ich die evangelische Kirche eher als eine Art Sozialverband erlebe und weniger als einen Ort, an dem es um Gott und Spiritualität geht.


Was "Philosophie" ist, ist aber allemal subjektiv zunächst.Das sehe ich anders. Philosophie ist meiner Meinung nach nicht beliebig und philosophische Systeme sind "Welterklärungsversuche" die ausgehend von einem Grundgedanken in der Regel schon objektiv schlüssig sein sollten und es auch durchaus sind. Man muss dann aber eben auch die großen philosophischen Ströme der Geistesgeschichte betrachten und das ist was anderes, als die "persönliche Haus und Hof Philosophie", die wir ja alle irgendwo haben.


sry aber dass Juden keine Missionierung "brauchen"- das höre ich sehr selten von christlicher Seite. Ich habe das im Artikel oben auch gelesen, aber in der Praxis vor allem in Gesprächen meist völlig anders erlebt. Mir ging es auch eher um meine Verwunderung darüber, dass messianische Juden (was auch immer genau diese Menschen so bezeichnen lässt) ja eigentlich, wenn ich es nicht falsch verstanden habe, so etwas wie Christen mit jüdischer Herkunft sind, oder? Für mich eben seltsam, von einem christlichen Kirchentag dann einen Infostand aus den eigenen Reihen nicht dulden zu wollen.Das liegt wohl an diesem gemeinsamen Beschluss mit dem Zentralrat der Juden. Offensichtlich folgt da die evangelische Kirche eben der Überzeugung, dass Juden nicht missioniert werden sollen und genau wie die Christen auch in einem Bund mit Gott stehen. Ich wusste das zuvor allerdings auch nicht, finde das aber wirklich gut. Zumindest weicht das den Absolutheitsanspruch der christlichen Kirche doch ganz wesentlich auf. Allerdings finde ich es aber gleichzeitig trotzdem schade, dass sich nun vielleicht messianische Juden ausgeschlossen fühlen könnten.

LG
Provisorium

anonym002
04.05.2013, 19:31
Das sehe ich anders. Philosophie ist meiner Meinung nach nicht beliebig und philosophische Systeme sind "Welterklärungsversuche" die ausgehend von einem Grundgedanken in der Regel schon objektiv schlüssig sein sollten und es auch durchaus sind. Man muss dann aber eben auch die großen philosophischen Ströme der Geistesgeschichte betrachten und das ist was anderes, als die "persönliche Haus und Hof Philosophie", die wir ja alle irgendwo haben.


nur war mal jede Philosophie eine Haus und Hof Philosophie und den Zeitgeistern unterworfen. Also alles andere als eine objektive Betrachtung, sondern eine sehr subjektive aus der eigenen Ideologie heraus...

Aber das Thema hatten wir ja schon mal….

Provisorium
04.05.2013, 19:34
Entwirfst du dein Leben?Es entwirft sich im Glauben und mit dem Blick auf Gott gerichtet.


Ich gehe meinen Weg so Schritt für Schritt. Und immer wieder überdenke ich ihn auch. Ich kann eine Lebensgestaltung weder entwerfen noch planen.Ich gehe auch Schritt für Schritt und ich denke auch über meine Schritte nach und sowohl das Gehen, als auch das Denken erwächst aus meinem Glauben und bestimmt und beeinflusst auf diese Weise auch meine Planungen und meine Lebensgestaltung. Ich versuche aber nicht meinen Glauben für das, worauf ich Lust habe, passend zu machen. Gleichzeitig zwei Liebesbeziehungen zu führen ist deshalb mit meinem persönlichen Glauben nicht vereinbar. Ich verurteile aber auch niemanden, der das für sich aus seinem Glauben heraus so leben kann und will.

LG
Provisorium

Cato
04.05.2013, 20:00
Herzlich Willkommen bei den Gnadenkindern, Cato! Schön das Du da bist und nicht schockiert ;-)!!!

Danke!


Das muss letztlich jeder Gläubige für sich selbst verantworten können, aber findest Du nicht, dass der Wert menschlicher Liebesbeziehungen auch im Wesentlichen von der Treue bestimmt wird? Also mal ganz davon abgesehen das die Bibel an vielen Stellen die Beziehung zwischen zwei Liebenden auf ganz besondere Weise definiert und polyamouröse Beziehungen da halt irgendwie so gar nicht mit vereinbar sind, wird die Treue, die ja nun einmal auch ein christlicher Wert ist, mal eben so zur Seite gefegt. Also ich könnte das jedenfalls niemals mit meinem Glauben in Einklang bringen.


Ich selbst bevorzuge die monogame Konstellationsform, aber ich möchte anderen andere Vorlieben nicht absprechen. Sie werden für sich lebbare Formen der Treue finden, die sie verantworten können mit sich, voreinander und ihrem Glauben.

luxdei
04.05.2013, 21:16
Drei Gedanken dazu:
- Christen waren sich noch nie einig und haben sich von Anfang an die Rechtgläubigkeit abgesprochen.
- Polygamie hat alttestamentarische Vorbilder. Zum Beispiel ließ David, als er vor Saul floh seinen Harem zurück.
- Der Mensch als solcher ist polygam veranlagt. Lediglich unsere Gesellschaftsstrukturen sind auf Monogamie ausgelegt.

poetry
04.05.2013, 21:17
Warum redet man eigentlich von "Ausschluss"?

Die EKD bezahlt den ganzen Kram und dann kann sie doch auch bestimmen, wer daran teilnimmt, oder?

Und wenn ein Verein, der sich die Mission des Judentums auf die Glaubensfähnchen gestickt hat nicht konform mit diesem Veranstalter geht, dann bekomt er auch keinen Stand - ganz einfache Kiste. Ein Suzukihändler bekommt auf einer Harleymesse auch keinen Stand.


Schräg ist auch der Gedanke, dass man die Meinung einer einzelnen Frau auf eine ganze Organsation projeziert.
poe

luxdei
04.05.2013, 21:17
@ Cato

Willkommen bei den Gnadenkindern.

poetry
04.05.2013, 21:23
Cato - Welcome :)

Provisorium
04.05.2013, 21:26
Danke!Bitteschön!


Sie werden für sich lebbare Formen der Treue finden, die sie verantworten können mit sich, voreinander und ihrem Glauben.Wenn dem so ist, dann wunderbar. Aber irgendwie kann ich mir das so praktisch überhaupt nicht vorstellen, wie das vonstattengehen soll. Gebiert so eine Konstellation für gewöhnlich nicht eher über kurz oder lang Eifersucht und Misstrauen? Aber vielleicht bin ich diesbezüglich nur einfach zu beschränkt. Ich erlebe persönlich Liebesbeziehungen aber so, dass mein Herz dann keinen Platz für noch eine zweite Liebesbeziehung hätte. Wie gesagt, vielleicht einfach zu beschränkt.

LG
Provisorium

Provisorium
04.05.2013, 21:30
Und wenn ein Verein, der sich die Mission des Judentums auf die Glaubensfähnchen gestickt hat nicht konform mit diesem Veranstalter geht, dann bekomt er auch keinen Stand - ganz einfache Kiste.Das interessiert mich. Ist das so, dass sogenannte messianische Juden unter Juden missionieren? Ich kenne mich da gar nicht aus.

LG
Provisorium

Provisorium
04.05.2013, 21:42
nur war mal jede Philosophie eine Haus und Hof Philosophie und den Zeitgeistern unterworfen. Also alles andere als eine objektive Betrachtung, sondern eine sehr subjektive aus der eigenen Ideologie heraus...Philosophie folgt einer Grundfrage und sucht nach Antworten. Auf diese Weise verstanden dient sie der Erkenntnissuche und dem Erkenntnisgewinn. Das sie dabei dem Zeitgeist unterworfen ist sehe ich persönlich nicht als Mangel, sondern als Selbstverständlichkeit. Auch die Frage ob der Mensch denn überhaupt zu einer objektiven Betrachtungsweise kommen kann, ist Gegenstand philosophischer Betrachtung. Dabei geht es aber nicht willkürlich zu und deshalb hat sie eine große Bedeutung für das menschliche Miteinander. Ob man nun aber der Philosophie Wissenschaftlichkeit zugestehen will, muss letztlich jeder für sich selbst beantworten http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Philosophie/philosophie/files/wspohn53.pdf. Du wohl eher nicht, ich auf jeden Fall schon. Kein Problem!

LG
Provisorium

Padma
04.05.2013, 21:51
Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll, mehere Liebesbeziehungen gleichzeitig auszuleben, ohne einen Partner zu verletzen. Was ist denn das für eine Liebe, wenn alles unverbindlich wird?
"Nein, mein Schatz, dieses Jahr feiere ich Weihnachten mit meiner anderen Familie, nächstes Jahr bist du dann wieder dran (oder vielleicht doch lieber meine Drittfamilie?). Such die doch einen anderen unter deinen eigenen Liebsten aus für dieses Fest...."
Und das soll sich dann noch "Liebe" nennen?

Provisorium
04.05.2013, 22:42
"Nein, mein Schatz, dieses Jahr feiere ich Weihnachten mit meiner anderen Familie, nächstes Jahr bist du dann wieder dran (oder vielleicht doch lieber meine Drittfamilie?). Such die doch einen anderen unter deinen eigenen Liebsten aus für dieses Fest...."Richtig spannend, aber auch leicht unübersichtlich, wird es dann aber wohl, wenn jeder der Liebes- und Sexualpartner jeweils ebenfalls noch weitere Liebes- und Sexualpartner hat. Der Begriff "Polyamourös" ist ja sicher nicht auf eine stabile Dreierbeziehung beschränkt.

Ich werde dabei jedenfalls nicht den Eindruck los, dass es hier weniger um Liebe, als vielmehr um Lust geht und diese Lust dann kirchlich abgesegnet werden soll. Deshalb habe ich dabei auch irgendwie das Gefühl, dass der Glauben dabei nur eine sehr sekundäre Rolle spielt.

Um Werte wie Achtsamkeit, Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, und gegenseitiger Respekt zu Ehren zu bringen, ist das doch irgendwie ein seltsames Beispiel aus der Lebenspraxis, finde ich. All diese Werte implizieren doch auch eine gewisse Verbindlichkeit und ich habe aber den Eindruck, dass gerade diese Verbindlichkeit bei Seite geschoben wird. Denn inwiefern ist es denn z.B. ein Zeichen von Verlässlichkeit, wenn man sich zur gleichen Zeit mehreren Partnern hingibt? Also ich persönlich verstehe das jedenfalls nicht.

Aber vielleicht ging es dieser Geschäftsführerin ja auch vielmehr um einen kontroversen Beitrag und um das Anliegen die Kirche auch für solche Kontroversen zu öffnen? Sie meinte ja, dass die Kirche zu sehr im Geist der Verzagtheit lebe und meine, alles bewahren zu müssen. Genau das Gegenteil sei ihrer Meinung nach aber der richtige Weg.

Also mir kommt das so vor, als herrsche große Orientierungslosigkeit. Die ev. Kirche hat ja auch mit zunehmenden Kirchenaustritten zu kämpfen und vielleicht ist man deshalb ratlos und weiß nicht so richtig wie man damit umgehen soll und deshalb gibt es Stimmen, wie die dieser Geschäftsführerin, die dann dafür plädieren unverzagt alles zu verwerfen (oder zumindest auf den Prüfstand zu stellen und dem Zeitgeist anzupassen?)? Denn das wäre doch dann das Gegenteil von Verzagtheit und Bewahrung, oder?

LG
Provisorium

Provisorium
05.05.2013, 01:38
- Der Mensch als solcher ist polygam veranlagt. Lediglich unsere Gesellschaftsstrukturen sind auf Monogamie ausgelegt.Das denke ich auch. Aber in der Auseinandersetzung mit diesem Thema hier habe ich nun gelesen, dass es spirituelle Monogamie gibt: http://www.sein.de/gesellschaft/zusammenleben/2012/spirituelle-monogamie.html

LG
Provisorium

anonym002
05.05.2013, 11:59
Aha, Philosophie sucht nach Antworten, bildet eben sich selber die Antworten, auf dass die Ideologie aufgeht, und beisst sich somit selber in den Schwanz… also ist sie sehr schwammig, sicher nicht absolut, den Zeitgeistern unterworfen, sprich Haus und Hof....

Da sie sich ja selber zugeben muss, dass sie selber auch keiner objektive Betrachtung fähig ist, sollte man solche Ideologien ebenso Schall und Rauch sein lassen.


Nein, ich habe da kein Problem.........

anonym002
05.05.2013, 12:30
@Bonnie

http://www.idea.de/detail/thema-des-tages/artikel/kirchentag-jesusglaeubige-juden-unerwuenscht.html
http://schreibfreiheit.eu/tag/messianische-juden/
http://www.epd.de/zentralredaktion/epd-zentralredaktion/evangeliumsdienst-kritisiert-ausschluss-messianischer-juden-vo

(Zitat:)
Generalsekretärin: Teilnahme grundsätzlich nicht möglich
Kirchentagsgeneralsekretärin Ellen Ueberschär (Fulda) erläuterte auf Anfrage von idea, dass am Kirchentag nur Organisationen teilnehmen dürften, die dialogorientiert seien und andere nicht verletzten. Zudem besage ein Beschluss des Kirchentagspräsidiums aus dem Jahr 1999, dass die Teilnahme von jüdisch-messianische Organisationen grundsätzlich nicht möglich sei. In Übereinstimmung mit dem Rat der EKD und dem Zentralrat der Juden in Deutschland lehne man eine auf Bekehrung zielende „Judenmission“ aus theologischen und historischen Gründen ab. Beim Kirchentag 1999 in Stuttgart wurde der Evangeliumsdienst für Israel, der messianische Gruppen unterstützt, ausgeschlossen mit der Begründung, dass diese Gruppen den christlich-jüdischen Dialog störten.

(Zitat ende)

Wenn man das so liest, ist das nicht mit Absprache des Zentralrates der Juden in Deutschland, sondern in Übereinstimmung dessen. Dass Juden gegen Judenmissionierung sind, ist eigentlich klar, und bedarf keiner weiteren Erklärung und das muss man auch nicht absprechen. In Israel sogar verboten....


Aus dem Bericht wird eher ersichtlich, dass diese messianischen Juden aus Sicht der EKD den Dialog, das Verhältnis des Kirchentages zur jüdischen Gemeinde belasten würden. Also es geht da im Kirchentag ganz sicher nicht um "Judenmission", da Juden wohl kaum einen Kirchentag besuchen werden. Das ist eher vorgeschobenes Argument.

luxdei
05.05.2013, 13:42
Das denke ich auch. Aber in der Auseinandersetzung mit diesem Thema hier habe ich nun gelesen, dass es spirituelle Monogamie gibt: http://www.sein.de/gesellschaft/zusammenleben/2012/spirituelle-monogamie.html

LG
Provisorium

Allein schon die Begründung polygamer Konzepte mit "Genstreuung" halte ich für Unsinn.

poetry
05.05.2013, 17:00
Kleiner Einwand, Alef: Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bremen hielt auf dem Kirchentag eine Bibelarbeit

Cato
05.05.2013, 18:28
Es entwirft sich im Glauben und mit dem Blick auf Gott gerichtet.

Was kennzeichnet diesen Glauben? Bestimmmte, besondere Werte?


Ich gehe auch Schritt für Schritt und ich denke auch über meine Schritte nach und sowohl das Gehen, als auch das Denken erwächst aus meinem Glauben und bestimmt und beeinflusst auf diese Weise auch meine Planungen und meine Lebensgestaltung. Ich versuche aber nicht meinen Glauben für das, worauf ich Lust habe, passend zu machen. Gleichzeitig zwei Liebesbeziehungen zu führen ist deshalb mit meinem persönlichen Glauben nicht vereinbar. Ich verurteile aber auch niemanden, der das für sich aus seinem Glauben heraus so leben kann und will.

Gehst du somit davon aus, dass Menschen mit anderen Lebensvorstellungen nach Lustprinzipien leben?

Cato
05.05.2013, 18:30
Cato - Welcome :)

Many thanks :-)

Deine Signatur gefällt mir :-) - ja, Pippi Langstrumpf ist pfiffig ;-)

anonym002
05.05.2013, 19:36
Hallo poetry

Und was war das Thema des jüdischen Beitrages?
Habe mal das Programm durchgeschaut. Es sind vor allem Veranstaltungen, die das Judentum präsentieren wollen. Hin mit der Welt zu Gott, oder, ob das Judentum aus dem Christentum entstanden sein soll …..

Mit meinem Satz: „…da Juden wohl kaum einen Kirchentag besuchen werden“ meinte ich Juden als Besucher. Weiter könnten diese Besucher genau so gut von den Christen „missioniert“ werden…..

anonym002
05.05.2013, 19:40
Mehrere Liebesbeziehung…

Wahrscheinlich eher eine Frage der offen Kommunikation der beteiligten und deren Abmachungen.

Cato
05.05.2013, 21:22
Mehrere Liebesbeziehung…

Wahrscheinlich eher eine Frage der offen Kommunikation der beteiligten und deren Abmachungen.

Sehe ich auch so. Kommunikation und Vereinbarungen /Abmachungen sind in allen Beziehungen von großer Bedeutung.

Sunigol
05.05.2013, 21:24
Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll, mehere Liebesbeziehungen gleichzeitig auszuleben, ohne einen Partner zu verletzen. Was ist denn das für eine Liebe, wenn alles unverbindlich wird?
"Nein, mein Schatz, dieses Jahr feiere ich Weihnachten mit meiner anderen Familie, nächstes Jahr bist du dann wieder dran (oder vielleicht doch lieber meine Drittfamilie?). Such die doch einen anderen unter deinen eigenen Liebsten aus für dieses Fest...."
Und das soll sich dann noch "Liebe" nennen?


Richtig spannend, aber auch leicht unübersichtlich, wird es dann aber wohl, wenn jeder der Liebes- und Sexualpartner jeweils ebenfalls noch weitere Liebes- und Sexualpartner hat. Der Begriff "Polyamourös" ist ja sicher nicht auf eine stabile Dreierbeziehung beschränkt.

Ich werde dabei jedenfalls nicht den Eindruck los, dass es hier weniger um Liebe, als vielmehr um Lust geht und diese Lust dann kirchlich abgesegnet werden soll. Deshalb habe ich dabei auch irgendwie das Gefühl, dass der Glauben dabei nur eine sehr sekundäre Rolle spielt.
Padma und Provisorium, ich glaube, jetzt geht die Phantasie mit euch durch. Es geht weder um Leute, die zwischen mehreren Familien hängen, noch allein um Sex. Ich bringe nochmal den Artikel von idea.de in Erinnerung:

Sie sei dagegen, Beziehungen nur über das klassische Zweiermodell zu definieren: Es sei nicht die einzig mögliche Form des Zusammenlebens. Christliche Werte wie Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, gegenseitiger Respekt oder Achtsamkeit könnten in „allen möglichen Beziehungen“ gelebt werden. Dafür wolle sie sensibilisieren:
Ich verstehe das so, dass es sich hier um eine von allen Beteiligten gewollte Beziehung handelt, dass das Verhältnis liebe- und verantwortungsvoll ist (wiederum bei allen) und dass es eine ständige Lebensgemeinschaft ist, also nicht wochenweise im Wechsel oder irgendwas Derartiges. Wenn das so ist, dann kann ich der obigen Aussage zustimmen.


Um Werte wie Achtsamkeit, Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, und gegenseitiger Respekt zu Ehren zu bringen, ist das doch irgendwie ein seltsames Beispiel aus der Lebenspraxis, finde ich.
Es ist ein seltenes Beispiel. Seltsamkeit entsteht erst im Auge des Betrachters. Und gerade Kirchentage sind dafür bekannt, dass auch mal seltenere Themen zur Sprache kommen.


All diese Werte implizieren doch auch eine gewisse Verbindlichkeit und ich habe aber den Eindruck, dass gerade diese Verbindlichkeit bei Seite geschoben wird. Denn inwiefern ist es denn z.B. ein Zeichen von Verlässlichkeit, wenn man sich zur gleichen Zeit mehreren Partnern hingibt?
Ich denke schon, dass eine Dreier- oder auch Viererbeziehung genauso verlässlich sein kann wie eine Zweierbeziehung. Es kommt immer auf die Personen an: Ob sie harmonieren, ob sich alle wohl fühlen, ob jeder seine Bedürfnisse stillen kann ... Das sind meiner Meinung nach wichtige Voraussetzungen für eine stabile Beziehung. Wie viele Personen es sind, ist weniger entscheidend.


Also ich persönlich verstehe das jedenfalls nicht.
Ich persönlich will das auch nicht haben, weder möchte ich eine Zweitfrau noch soll meine Frau polygam leben. Aber darf ich das, was ich für mich will, einfach für alle verallgemeinern?

Und mal ganz praktisch gefragt: Was soll denn eurer Meinung nach jemand machen, der mit zwei Partnern zusammenlebt? Soll er oder sie sich, um eurem christlichen Beziehungsbild zu entsprechen, von einem Partner trennen?

Cato
05.05.2013, 22:41
@ Cato

Willkommen bei den Gnadenkindern.

Dankeschön auch für dein Willkommen. Und auch für deine 3 zum Nachdenken anregenden Gedanken zum Thema.

Cato
05.05.2013, 22:54
Allein schon die Begründung polygamer Konzepte mit "Genstreuung" halte ich für Unsinn.

Wobei dies ja schon dabei herauskommen könnte, Genstreuung. Ich finde die Aufwertung durch Spiritualität merkwürdig. Spirtuelle Monogamie ist die einzig richtige, alles andere ist zwanghaft. Erst wenn man diese höhere und bessere Lebenshaltung erreicht hat, kann man richtig lieben und leben?

Zur Liebe zwischen zwei Erwachsenen, also zur partnerschaftlichen Liebe gehört eine ganzheitliche Verbundenheit, u.a. auch Anziehung und das auch ganzheitlich auf allen Ebenen. Emotinal, geistig, seelisch und körperlich.

Provisorium
05.05.2013, 23:18
Was kennzeichnet diesen Glauben? Bestimmmte, besondere Werte?Selbstverständlich ist jeder Glauben auch von ganz bestimmten Werten gekennzeichnet und diese Werte sind es dann sicher auch, die ganz wesentlich Orientierung und Sicherheit vermitteln. Und tatsächlich sind sie für mich persönlich auch insofern etwas besonderes, dass ich sie weniger als etwas Übergestülptes und mich Einschränkendes erlebe, sondern sie stattdessen vielmehr als beständig vertrauter werdenden "Bestandteil" meines Wesens erfahre.

Aber ich identifiziere meinen Glauben nicht alleine nur mit diesen ganz bestimmten Werten, sondern erlebe ihn auch jeden Tag auf's Neue, als sinnstiftende und kraftgebende Quelle meines Lebens, an der ich mich zu jeder Zeit stärken darf, damit ich an den teils doch sehr kräftezerrenden Auseinandersetzungen des Alltags, nicht verzweifeln muss.

Aus dem Glauben erwachsen aber auch die Gebete, die meinen Tag strukturieren, mich bewusst zurücktreten lassen, um innehaltend der Gegenwart Gottes gewahr werden zu können. Wenn ich traurig bin, dann finde ich Trost in meinem Glauben und wenn das Chaos in mir wütet, schenkt er mir Ruhe und Gelassenheit. Er bestimmt die Perspektive aus der heraus ich für gewöhnlich auf unsere Welt schaue, aber gleichzeitig ermutigt und ermahnt er mich auch dazu, andere Perspektiven einzunehmen, damit ich einerseits meinen Nächsten empathisch begegnen kann und andererseits nicht allein nur meinen Blick auf diese Welt als richtig erachte. Auf diese Weise richtet der Glauben dann mein Dasein aus, dringt dabei immer tiefer in mein Wesen ein und die Werte, die sich dort dann finden lassen, sind dann die Sicherheit vermittelnden und Orientierung schaffenden Werte, die ich weiter oben erwähnte.


Gehst du somit davon aus, dass Menschen mit anderen Lebensvorstellungen nach Lustprinzipien leben?Also in diesem speziellen Fall und wenn es um das Thema polyamouröse Beziehungen geht, spielt meiner Meinung nach ganz sicher auch das Thema Lust eine wesentliche Rolle. Insgesamt sind wir Menschen (also natürlich auch ich) ja doch recht stark von Lust und Unlustgefühlen/gedanken beeinflusst. Allerdings muss das jetzt ja nicht unbedingt mit Sexualität in Verbindung stehen. So gibt es eigentlich tagtäglich Situationen, in denen ich Lust, oder Unlust empfinde und damit konfrontiert bin. Lust kenne ich vor allem im Zusammenhang mit Süßigkeiten und Unlust macht sich nicht selten beim Anblick meiner Küche breit. Ich glaube also schon, dass wir Menschen ganz allgemein einem Lustprinzip folgen, aber in Glaubensfragen spielt dieses Prinzip in meinem Leben jetzt keine so große Rolle.

LG
Provisorium

Cato
05.05.2013, 23:52
Selbstverständlich ist jeder Glauben auch von ganz bestimmten Werten gekennzeichnet und diese Werte sind es dann sicher auch, die ganz wesentlich Orientierung und Sicherheit vermitteln. Und tatsächlich sind sie für mich persönlich auch insofern etwas besonderes, dass ich sie weniger als etwas Übergestülptes und mich Einschränkendes erlebe, sondern sie stattdessen vielmehr als beständig vertrauter werdenden "Bestandteil" meines Wesens erfahre.

Dankeschön für deine Antwort!
So wie du es beschreibst werden es viele andere Menschen auch empfinden und sehen, auch polyamor lebende Personen können dazu in der Lage sein, denn sie empfinden ihre Werte und Lebensart gewiss auch nicht übergestülpt, sondern aus sich herauskommend.


Aber ich identifiziere meinen Glauben nicht alleine nur mit diesen ganz bestimmten Werten, sondern erlebe ihn auch jeden Tag auf's Neue, als sinnstiftende und kraftgebende Quelle meines Lebens, an der ich mich zu jeder Zeit stärken darf, damit ich an den teils doch sehr kräftezerrenden Auseinandersetzungen des Alltags, nicht verzweifeln muss.

Polyamorie hinderte einen hierbei?


Aus dem Glauben erwachsen aber auch die Gebete, die meinen Tag strukturieren, mich bewusst zurücktreten lassen, um innehaltend der Gegenwart Gottes gewahr werden zu können. Wenn ich traurig bin, dann finde ich Trost in meinem Glauben und wenn das Chaos in mir wütet, schenkt er mir Ruhe und Gelassenheit. Er bestimmt die Perspektive aus der heraus ich für gewöhnlich auf unsere Welt schaue, aber gleichzeitig ermutigt und ermahnt er mich auch dazu, andere Perspektiven einzunehmen, damit ich einerseits meinen Nächsten empathisch begegnen kann und andererseits nicht allein nur meinen Blick auf diese Welt als richtig erachte. Auf diese Weise richtet der Glauben dann mein Dasein aus, dringt dabei immer tiefer in mein Wesen ein und die Werte, die sich dort dann finden lassen, sind dann die Sicherheit vermittelnden und Orientierung schaffenden Werte, die ich weiter oben erwähnte.

Was du hier schreibst ist mit und ohne Glauben möglich. Ohne Glauben finde ich Trost in anderen möglichen Umgangsweisen (Selbstgespräche, Gespräche mit anderen, ausdenken möglicher Lösungen für mögl. Probleme, sich sortieren, bewusst zurücknehmen und beruhigen,...)
Inwiefern bevorzugte Beziehungsformen dabei allerdings eine negative oder positive Rolle spielen sollen, verstehe ich nicht so ganz.


Also in diesem speziellen Fall und wenn es um das Thema polyamouröse Beziehungen geht, spielt meiner Meinung nach ganz sicher auch das Thema Lust eine wesentliche Rolle.

Das erscheint mir zu sehr auf Lust reduziert. Es ging um Liebesbeziehungen und nicht um irgendwelche Affären.


Insgesamt sind wir Menschen (also natürlich auch ich) ja doch recht stark von Lust und Unlustgefühlen/gedanken beeinflusst. Allerdings muss das jetzt ja nicht unbedingt mit Sexualität in Verbindung stehen. So gibt es eigentlich tagtäglich Situationen, in denen ich Lust, oder Unlust empfinde und damit konfrontiert bin. Lust kenne ich vor allem im Zusammenhang mit Süßigkeiten und Unlust macht sich nicht selten beim Anblick meiner Küche breit.

Hier beschreibst du eine andere Form von Lust und Unlust, die unabhängig jeder Beziehungform wohl jedem bekannt sein dürfte.

LG,
Cato

Provisorium
06.05.2013, 19:28
Ich verstehe das so, dass es sich hier um eine von allen Beteiligten gewollte Beziehung handelt, dass das Verhältnis liebe- und verantwortungsvoll ist (wiederum bei allen) und dass es eine ständige Lebensgemeinschaft ist, also nicht wochenweise im Wechsel oder irgendwas Derartiges. Wenn das so ist, dann kann ich der obigen Aussage zustimmen.Und ich verstehe es so, wie es im Artikel steht:


Wollrad wünscht sich nach eigenen Worten eine Kirche, die sich leidenschaftlich für Gerechtigkeit einsetze, auch für Schwule, Lesben, Inter- oder Transsexuelle. Aber auch polyamouröse Beziehungen – also Liebesbeziehungen zu mindestens zwei Menschen zur gleichen Zeit – müsse man in den Blick nehmen. Wollrad beklagte, dass die Kirche zu sehr im Geist der Verzagtheit lebe und meine, alles bewahren zu müssen. Genau das Gegenteil sei der richtige Weg.Frau Wollrad sehnt sich also nach einer Kirche die ihre Verzagtheit ablegt und nicht länger der Vorstellung anhängt alles bewahren zu müssen. Betrachte ich nun diese Aussage im Zusammenhang mit der Gerechtigkeitsfrage in Sachen Geschlecht und unter Berücksichtigung des Hinweises auf die unterschiedlichsten Formen von Sexualität, komme ich persönlich zu dem Ergebnis, dass Frau Wollrad die Bewahrung der biblisch übermittelten und traditionell als christlich betrachteten Formen partnerschaftlicher Verbundenheit, Ehe und Sexualität, wohl immer dann als ungerecht empfindet, wenn nicht gleichzeitig auch die anderen, von ihr genannten Formen zwischenmenschlicher Beziehung und Sexualität, gleichberechtigt mit dem traditionellen Verständnis, den Segen der Kirche erhalten.

Und da frage ich mich dann natürlich, wem oder was Frau Wollrad da nun konkret den Vorwurf machen möchte er/sie/es sei ungerecht? Wir sind uns doch sicher alle einig, dass es am Ende nicht die Kirche sein kann, die über zwischenmenschliche Beziehungen ihren Segen ausbreitet, sondern dass das menschliche Miteinander immer den Segen Gottes bedarf. Sollte es also tatsächlich so eine Dreierbeziehung geben und sollte es tatsächlich so sein, dass diese drei Menschen von der Frage getrieben werden, ob ihre Verbindung auch vor Gott wohlgefallen findet, dann braucht es dazu letzten Endes doch gar nicht unbedingt die Kirche. Deshalb schrieb ich ja auch in einem anderen Post, dass das jeder für sich selbst verantworten muss. Und wenn er das kann - bitteschön!

Aber es ist doch so, dass der Institution Kirche gar nichts anderes übrig bleibt, als sich an der biblischen Überlieferung zu orientieren. Luther hatte mit viel Pathos "sola scriptura" gerufen und seitdem ist die Bibel und die Bibel allein, Fundament dieser Kirche. Ist es also die Bibel, die ungerecht ist, weil sie ziemlich konkrete Vorstellungen davon vermittelt, wie die Menschen zusammenleben und -kommen sollen? Und in der Bibel wird man nur schwerlich finden können, dass solche Dreierbeziehungen gottgefällig seien. Ist dann am Ende also vielleicht sogar Gott ungerecht, weil er diesbezüglich nichts in die Bibel schreiben ließ und man dort nur findet, dass ein solches Verhalten ehebrecherich wäre?

Also ich denke, falls es wirklich einmal zu einer solchen Konstellation kommen sollte und drei Menschen leben in einer Liebesbeziehung zusammen und stellen sich die Frage nach Gott, dann sollten sie das auch vor Gott bringen, ihre Fragen stellen und den Blick auf ihn gerichtet ihre Beziehung leben. Aber den Segen einer Kirche zu erwarten, die sowohl in ihrer Tradition, als auch in ihrem Selbstverständnis, an die biblische Überlieferung gebunden ist, ist meiner Meinung nach schon etwas anmaßend. Diese Kirche müsste dann ihr Fundament völlig neu überdenken und sich Fragen, wo und ob sie denn überhaupt noch Grenzen ziehen dürfe, was Liebesbeziehungen betrifft. Irgendwann käme dann vielleicht sogar die Frage auf, ob nicht vielleicht auch pädophile Beziehungen, unter ganz bestimmten Voraussetzungen, den kirchlichen Segen erhalten sollten. Ist noch gar nicht lange her, da ist (ich glaube in England oder Kanada war es) eine 11jährige Schülerin mit ihrem Lehrer durchgebrannt.


Ich denke schon, dass eine Dreier- oder auch Viererbeziehung genauso verlässlich sein kann wie eine Zweierbeziehung. Es kommt immer auf die Personen an: Ob sie harmonieren, ob sich alle wohl fühlen, ob jeder seine Bedürfnisse stillen kann ... Das sind meiner Meinung nach wichtige Voraussetzungen für eine stabile Beziehung. Wie viele Personen es sind, ist weniger entscheidend.Wenn ich das richtig verstehe, dann ist also immer dann in Liebesfragen alles in Ordnung, wenn alle daran Beteiligten sich wohlfühlen, miteinander harmonieren und ihre Bedürfnisse stillen können. Aha? Und wann kommt dann bitteschön eigentlich Gott ins Spiel? Ist er denn überhaupt noch Mittelpunkt einer solchen Beziehung? Ist es überhaupt gewünscht, dass er Mittelpunkt ist? Oder soll er doch bitte nur etwas Zusätzliches sein, was mir und meinem Menschsein bequem zu Diensten ist? Ein nettes Accessoir sozusagen? Sorry, aber wenn die Menschen ihre Emotionen und ihr Befinden so sehr in den Mittelpunkt stellen, was will man dann eigentlich noch von Gott? Was spielt er denn für eine Rolle im Leben?

Bitte nicht falsch verstehen, aber Gott ist in meiner Vorstellung kein Talisman, der mir im Leben Glück und Segen bringen soll und fertig. Gott ist Ausgang, Mittelpunkt und wird einmal Ende meines menschlichen Daseins sein. Da lebe ich mein Leben und meinen Alltag in Auseinandersetzung mit ihm und bin dann auch gerne dazu bereit mir zeigen zu lassen, wo mein Platz ist. Das ist meiner Erfahrung nach aber nicht immer so ganz bequem, aber meine Befindlichkeit spielt dabei auch nicht unbedingt die Hauptrolle. Aber in dem Beispiel von Dir geht es meiner Meinung nach irgendwie nur um die Befindlichkeiten der Menschen.


Es ist ein seltenes Beispiel. Seltsamkeit entsteht erst im Auge des Betrachters. Und gerade Kirchentage sind dafür bekannt, dass auch mal seltenere Themen zur Sprache kommen.Das ist doch gut, dass solche Fragen thematisiert werden. Das Beispiel finde ich aber trotzdem seltsam.

Natürlich gelten universelle Werte zunächst einmal ganz grundsätzlich. Achtsamkeit, Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, und gegenseitiger Respekt sind in jedweder zwischenmenschlichen Beziehung notwendig. Aber bitte erkläre mir doch einmal ganz praktisch, wie im Zusammenhang mit polyamourösen Beziehungen, längerfristig diese Werte gelebt werden sollen. Schon die Beziehung zweier Menschen kommt da doch immer häufiger an ihre Grenzen, wenn ich mir z.B. mal die Scheidungsraten anschaue. Ich bin davon überzeugt, dass man schon sehr sehr stark theoretisieren und idealisieren muss, um sich eine solche Dreierkonstellation überhaupt vorstellen zu können. In der Regel dürften solche Beziehungen aber eher den Charakter eines Abenteuers haben, in dem man sich mal ausprobieren und ausleben möchte. Oder anders: Kennst Du solche Beziehungen, die dann auch längerfristig funktionieren und in denen die genannten Werte auch tatsächlich gelebt werden? Ich glaube nämlich, dass wir uns hier über etwas unterhalten, was es so gut wie nie geben wird.


Und mal ganz praktisch gefragt: Was soll denn eurer Meinung nach jemand machen, der mit zwei Partnern zusammenlebt? Soll er oder sie sich, um eurem christlichen Beziehungsbild zu entsprechen, von einem Partner trennen?Was soll denn das jetzt bitte? Hast Du meine Beiträge überhaupt gelesen? Offensichtlich wohl nicht! Ich habe mehrfach gesagt, dass das jeder für sich selbst vor Gott verantworten muss. Meine persönliche Vorstellung ist meine persönliche Vorstellung und fertig. Da muss sich niemand nach mir richten. Ich bin kein Typ der anderen sagt, was richtig ist, oder was falsch.

Aber gut, dann zitiere ich mich eben selbst nochmal:


Also wenn die Geschäftsführerin des Verbandes "Evangelische Frauen in Deutschland" der Meinung ist, dass man durchaus auch mehrere Liebesbeziehungen zugleich führen kann, dann erschüttert das mein Weltbild und mein Bild von der ev. Kirche nicht im Geringsten. Die gute Frau kann es diesbezüglich gerne halten wie sie möchte.


Das muss letztlich jeder Gläubige für sich selbst verantworten können, aber findest Du nicht, dass der Wert menschlicher Liebesbeziehungen auch im Wesentlichen von der Treue bestimmt wird?


Wie gesagt, dass muss jeder für sich selbst verantworten, aber das "Was" halte ich persönlich nicht für bedeutungsvoller als das "Wie".


Wenn dem so ist, dann wunderbar (meine Reaktion auf die Aussage von Cato:Sie (polyamouröse Liebespartner) werden für sich lebbare Formen der Treue finden, die sie verantworten können mit sich, voreinander und ihrem Glauben.

LG
Provisorium

Provisorium
06.05.2013, 22:52
Dankeschön für deine Antwort!Bitteschön!


So wie du es beschreibst werden es viele andere Menschen auch empfinden und sehen, auch polyamor lebende Personen können dazu in der Lage sein, denn sie empfinden ihre Werte und Lebensart gewiss auch nicht übergestülpt, sondern aus sich herauskommend.Und das ist für mich der springende Punkt bzgl. jedweden Wertes. Jesus hat das z.B. in der Bergpredigt ganz wunderbar verdeutlicht, indem er nicht nur die Handlung, das Tun als solches in den Mittelpunkt stellte, sondern vielmehr die dahinterliegende Gesinnung. Deshalb kommt es für ihn nicht erst dann zu einem Verstoß gegen ein Gebot, wenn es z.B. beim Thema Ehebruch tatsächlich zu einem Seitensprung kommt, sondern schon in dem Augenblick, wenn man einen anderen Menschen voller begehren anschaut: Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2.Mose 20,14): »Du sollst nicht ehebrechen.« Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. (Matthäus 5, 27+28)

Die Herzenshaltung des Menschen ist von ganz herausragender Bedeutung und da kann dann eine Kirche segnen, oder nicht, Gott schaut trotzdem das Herz des Menschen an. Was also die Kirche auch immer für Moralvorstellungen vorgeben mag, am Ende muss sich jeder Mensch vor Gott verantworten und deshalb halte ich es eben gerade nicht für notwendig, dass die Kirche zu polyamourösen Beziehungen ihren Segen geben muss, solange sie solche Menschen nicht aus der Gemeinschaft ausschließt. Und soweit mir bekannt ist, darf doch eigentlich jeder Mensch den Gottesdienst besuchen und niemand wird an der Kirchenpforte nach seinen Vorlieben, oder seinen Liebesbeziehungen befragt.

Deshalb frage ich mich wie die Kirche sich denn verhalten soll? Was soll sie bzgl. dieses Themas machen? Was erwartet man denn da? Das auch drei Menschen einander heiraten können? Wie gesagt, ich verstehe das nicht.


Polyamorie hinderte einen hierbei?Das kann ich nicht wissen. Ich kenne solche Beziehungen nicht.


Was du hier schreibst ist mit und ohne Glauben möglich. Ohne Glauben finde ich Trost in anderen möglichen Umgangsweisen (Selbstgespräche, Gespräche mit anderen, ausdenken möglicher Lösungen für mögl. Probleme, sich sortieren, bewusst zurücknehmen und beruhigen,...)Ich habe ja auch nirgendwo behauptet, dass das nur im Glauben möglich sei. Ich habe lediglich auf Deine Frage an mich geantwortet, was einen Glauben kennzeichnet, der gleichzeitig das Leben entwirft. Und deshalb habe ich davon gechrieben, wie ich meinen Glauben erlebe und was er mir persönlich bedeutet.


Inwiefern bevorzugte Beziehungsformen dabei allerdings eine negative oder positive Rolle spielen sollen, verstehe ich nicht so ganz.Weil der Glauben immer auch ganz wesentlich Einfluss auf unsere Beziehungen haben wird. Die mit Abstand meisten (christlich) gläubigen Menschen werden sich wohl an dem von der Bibel vermittelten Beziehungsverständnis orientieren und es dementsprechend positiv finden, wenn man in einer Zweierbeziehung einander treu ist und im Falle der Untreue würden sie das dann wohl als negativ erleben und Gewissensbisse bekommen.


Das erscheint mir zu sehr auf Lust reduziert. Es ging um Liebesbeziehungen und nicht um irgendwelche Affären.Dann beschreibe doch bitte einmal eine solche Dreierbeziehung. Weil ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Wenn ich verliebt bin, dann dreht sich meine ganze Welt um diese eine Frau und andere interessieren mich in Sachen Beziehung dann überhaupt nicht. Ich will dann mit meiner Liebe zusammensein und mit ihr eine Beziehung gestalten. Gleichwohl kann ich dann auch für andere Frauen etwas empfinden, aber das wird trotz aller Verbundenheit und Liebe dann letztlich einfach Freundschaft sein und ist deshalb etwas anderes, als die Liebe zu meinem Partner.

Es gibt eine ganze Palette von Frauen in meinem Leben von denen ich behaupten würde, dass ich sie liebe, aber diese Liebe ist auf der Ebene der Freundschaft angesiedelt. Die Liebe zu meinen Eltern, oder zu meiner Schwester ist dann wieder etwas anderes. Aber die Liebe zu meiner Partnerin ist nicht zuletzt deshalb noch einmal ganz anders, weil es dabei auch um Lust geht und eine ganz andere Nähe möglich ist, als zu den anderen Frauen und Männern die ich liebe. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass polyamouröse Liebesbeziehungen ganz wesentlich von der Lust, vom Sex geprägt sind.

Tante Wiki definiert jedenfalls Liebesbeziehung als ein (in aller Regel) sexuelles Verhältnis: http://de.wikipedia.org/wiki/Liebesbeziehung

Und Polyamory definiert sie als Liebesbeziehung zu mehr als einem Menschen zur gleichen Zeit, wobei allerdings nicht immer Sex im Spiel sein muss: http://de.wikipedia.org/wiki/Polyamory

Aber was ist denn dann in einer polyamourösen Beziehung ohne Sex der Unterschied zu Freundschaft? Ich habe z.B. 20 Jahre meines Lebens in zahlreichen WG's gelebt und dementsprechend nah und intensiv zu Frauen eine Beziehung gehabt, die zwar nicht meine Partnerin waren, die ich aber trotzdem freundschaftlich liebte. Habe ich dann etwa auch schon eine polyamouröse Beziehung gehabt und es nur nicht gemerkt?

LG
Provisorium

Cato
06.05.2013, 23:49
Die Herzenshaltung des Menschen ist von ganz herausragender Bedeutung und da kann dann eine Kirche segnen, oder nicht, Gott schaut trotzdem das Herz des Menschen an. Was also die Kirche auch immer für Moralvorstellungen vorgeben mag, am Ende muss sich jeder Mensch vor Gott verantworten und deshalb halte ich es eben gerade nicht für notwendig, dass die Kirche zu polyamourösen Beziehungen ihren Segen geben muss, solange sie solche Menschen nicht aus der Gemeinschaft ausschließt. Und soweit mir bekannt ist, darf doch eigentlich jeder Mensch den Gottesdienst besuchen und niemand wird an der Kirchenpforte nach seinen Vorlieben, oder seinen Liebesbeziehungen befragt.

Deshalb frage ich mich wie die Kirche sich denn verhalten soll? Was soll sie bzgl. dieses Themas machen? Was erwartet man denn da? Das auch drei Menschen einander heiraten können? Wie gesagt, ich verstehe das nicht.

Deine Antwort hat mich erheitert ;-), ja ich musste schmunzeln und gar lachen. Das ist u.a. der Sinn vom Diskutieren, dass man Diskussionsinhalte näher beleuchtet und hinterfragt. Es ist in der Tat ein ungewöhnlicher Gedanke, dass drei Menschen einander heiraten... Frau Wollrad wollte mit ihren Gedanken vermutlich nichts konkretes beschließen. Sie stand für mehr Toleranz ein, um Ausgrenzung zu vermeiden.
Sie wollte aufzeigen, dass außergewöhnliche Lebensweisen mit christlichen Werten und auch umgekehrt christliche Werte mit außergewöhnlichen Lebensweisen vereinbar sein sollten.



Ich habe ja auch nirgendwo behauptet, dass das nur im Glauben möglich sei. Ich habe lediglich auf Deine Frage an mich geantwortet, was einen Glauben kennzeichnet, der gleichzeitig das Leben entwirft. Und deshalb habe ich davon gechrieben, wie ich meinen Glauben erlebe und was er mir persönlich bedeutet.

Ja, schon klar, hast du. Ich hatte den Eindruck, du wolltest das polyamor lebenden Menschen ob ihrer Lebensart absprechen und das fand ich komisch. Für deine Beschreibungen muss man ja nicht unbedingt monogam leben und denken, ist Monogamie keine notwendige Voraussetzung, vermute ich.



Weil der Glauben immer auch ganz wesentlich Einfluss auf unsere Beziehungen haben wird. Die mit Abstand meisten (christlich) gläubigen Menschen werden sich wohl an dem von der Bibel vermittelten Beziehungsverständnis orientieren und es dementsprechend positiv finden, wenn man in einer Zweierbeziehung einander treu ist und im Falle der Untreue würden sie das dann wohl als negativ erleben und Gewissensbisse bekommen.

In der Bibel allgemein gibt es unterschiedliche Beziehungsverständnisse. Du meintest hier explizit das Neue Testament oder?


Dann beschreibe doch bitte einmal eine solche Dreierbeziehung. Weil ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Wenn ich verliebt bin, dann dreht sich meine ganze Welt um diese eine Frau und andere interessieren mich in Sachen Beziehung dann überhaupt nicht. Ich will dann mit meiner Liebe zusammensein und mit ihr eine Beziehung gestalten. Gleichwohl kann ich dann auch für andere Frauen etwas empfinden, aber das wird trotz aller Verbundenheit und Liebe dann letztlich einfach Freundschaft sein und ist deshalb etwas anderes, als die Liebe zu meinem Partner.

Hm, ich hab' keine Erfahrung damit. Es gibt Internetseiten wo einiges darüber geschrieben steht. So hier http://www.polyamorie.de/definition-silvios-poly-buch-online-50.html und schon nach grobem Überfliegen möcht ich dir zustimmen, es geht um mehrere liebevolle erotische Beziehungen, die mehr darstellen als Freundschaften.

Die angestrebten Beziehungen sind langfristig, vertrauensvoll und schließen normalerweise Sexualität mit ein. Polyamorie ist mehr als Freundschaft, es wird hier von einem Austausch sexueller Energie mit mehr als einer Person ausgegangen.

Mir bleibt dennoch wichtig: Nur weil ich etwas nicht nachvollziehen kann, möchte ich es anderen nicht absprechen.



Es gibt eine ganze Palette von Frauen in meinem Leben von denen ich behaupten würde, dass ich sie liebe, aber diese Liebe ist auf der Ebene der Freundschaft angesiedelt. Die Liebe zu meinen Eltern, oder zu meiner Schwester ist dann wieder etwas anderes. Aber die Liebe zu meiner Partnerin ist nicht zuletzt deshalb noch einmal ganz anders, weil es dabei auch um Lust geht und eine ganz andere Nähe möglich ist, als zu den anderen Frauen und Männern die ich liebe. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass polyamouröse Liebesbeziehungen ganz wesentlich von der Lust, vom Sex geprägt sind.

Ok, ich stimme dir zu, es muss einen Unterschied zur Freundschaft geben und der liegt in der sexuellen Nähe, die in polyamoren Beziehungen wie in klassischen Zweierbeziehungen gelebt wird.



Tante Wiki definiert jedenfalls Liebesbeziehung als ein (in aller Regel) sexuelles Verhältnis: http://de.wikipedia.org/wiki/Liebesbeziehung

Ja, so ganzheitlich eben und da gehört körperliche Nähe dazu.



nd Polyamory definiert sie als Liebesbeziehung zu mehr als einem Menschen zur gleichen Zeit, wobei allerdings nicht immer Sex im Spiel sein muss: http://de.wikipedia.org/wiki/Polyamory
Wobei im Link oben was von Austausch sexueller Energie steht



Aber was ist denn dann in einer polyamourösen Beziehung ohne Sex der Unterschied zu Freundschaft? Platonische Liebe ;-)



Ich habe z.B. 20 Jahre meines Lebens in zahlreichen WG's gelebt und dementsprechend nah und intensiv zu Frauen eine Beziehung gehabt, die zwar nicht meine Partnerin waren, die ich aber trotzdem freundschaftlich liebte. Habe ich dann etwa auch schon eine polyamouröse Beziehung gehabt und es nur nicht gemerkt?


*lach* - herrlich, dieses Thema hier lässt dich mehr über dich erfahren :-). Dann bist du ja ein gutes Beispiel dafür, dass polyamoröse Beziehungen das Glaubensleben nicht beeinträchtigen müssen.

Sunigol
07.05.2013, 00:47
Irgendwann käme dann vielleicht sogar die Frage auf, ob nicht vielleicht auch pädophile Beziehungen, unter ganz bestimmten Voraussetzungen, den kirchlichen Segen erhalten sollten.
Provisorium, ich möchte dich dringend bitten, im Thema zu bleiben und Spekulationen, was irgendwer irgendwann vielleicht mal sagen könnte, zu unterlassen! Niemand außer dir hat diesen Gedanken bisher aufgebracht, also lass bitte dieses Man-weiß-ja-wohin-das-führt-Argument.


Ist noch gar nicht lange her, da ist (ich glaube in England oder Kanada war es) eine 11jährige Schülerin mit ihrem Lehrer durchgebrannt.
Tatsächlich? Na, wenn das kein Grund zum Dreinschlagen ist. Fällt dir auch ein, was diese Geschichte mit der hier laufenden Diskussion zu tun hat? Vielleicht am Ende gar nichts? Egal, Hauptsache, man kann mit der Pädophilenkeule draufhauen, nicht wahr?


Wenn ich das richtig verstehe, dann ist also immer dann in Liebesfragen alles in Ordnung, wenn alle daran Beteiligten sich wohlfühlen, miteinander harmonieren und ihre Bedürfnisse stillen können. Aha? Und wann kommt dann bitteschön eigentlich Gott ins Spiel? Ist er denn überhaupt noch Mittelpunkt einer solchen Beziehung? Ist es überhaupt gewünscht, dass er Mittelpunkt ist? Oder soll er doch bitte nur etwas Zusätzliches sein, was mir und meinem Menschsein bequem zu Diensten ist? Ein nettes Accessoir sozusagen?
Du verdrehst meine Aussagen. In meiner Antwort ging es um die Verlässlichkeit einer Beziehung und um Voraussetzungen dafür. Nichts weiter. Nirgendwo habe ich etwas über Gottes Rolle gesagt.


Was soll denn das jetzt bitte? Hast Du meine Beiträge überhaupt gelesen?
Ich glaube, ich habe ungefähr an dieser Stelle aufgehört. Weil es mir reichte. Weißt du was, es ist schon spät, und ich hab keine Lust, dir Satz für Satz auseinanderzupflücken, was ich alles nicht geschrieben habe und was ich deshalb auch nicht unterstellt bekommen will. Lies es einfach noch mal in Ruhe. Gute Nacht.

Provisorium
07.05.2013, 01:32
Deine Antwort hat mich erheitert ;-), ja ich musste schmunzeln und gar lachen. Das ist u.a. der Sinn vom Diskutieren, dass man Diskussionsinhalte näher beleuchtet und hinterfragt.Das freut mich außerordentlich! Es ist schön mit Dir zu diskutieren, weil ich spüre, dass Du mir offen und vorurteilsfrei begegnest. Da musste ich manchmal leider schon andere Erfahrungen machen, so als gläubiger Mensch...


Frau Wollrad wollte mit ihren Gedanken vermutlich nichts konkretes beschließen. Sie stand für mehr Toleranz ein, um Ausgrenzung zu vermeiden.Das kann ich auch sehr gut verstehen und halte es auch für sehr wichtig, dass sich die Menschen z.B. ob ihrer Sexualität, nicht von der Kirche ausgegrenzt fühlen. Aber ich denke man muss auch verstehen, dass die Kirche hier eine nicht ganz einfache Gratwanderung hinbekommen soll, weil sie einerseits natürlich ihrer Tradition verbunden ist und ihr Selbstverständnis auf den Aussagen der Bibel fußt (zumindest die ev. Kirche), andererseits aber Antworten auf zeitgeistige Fragen finden muss, ohne dabei in Beliebigkeit zu verfallen. Und am Ende kann sie es sowieso nicht allen Recht machen.


Sie wollte aufzeigen, dass außergewöhnliche Lebensweisen mit christlichen Werten und auch umgekehrt christliche Werte mit außergewöhnlichen Lebensweisen vereinbar sein sollten.Für mich persönlich ist der Glauben nicht allein eine Frage der Moral. Ich glaube nicht, dass Gott uns zuvorderst zu besonders moralischen Wesen machen möchte, sondern das er in einer lebendigen Beziehung zu uns stehen mag. Um ein moralisches Wesen zu sein, brauche ich eigentlich keinen Gott und viele Atheisten sind sicher ganz hochanständige Menschen, von denen sich auch so mancher Christ sicher noch die ein oder andere Scheibe abschneiden könnte.

Es gibt da aber im Christentum so eine allgemeine Vorstellung, dass der Weg zu Gott über die Moral führen würde. Ich persönlich glaube aber, dass kein Mensch aufgrund seiner ausgezeichneten Moral vor Gott bestehen könnte.
Wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn treibt es uns alle in die Welt hinaus und wir müssen schauen, wie wir uns darin zurecht finden. Vielleicht verzocken wir am Ende tatsächlich unser ganzes Erbe und wachen irgendwann einmal unter Schweinen im Dreck auf, aber wenn wir unseren Blick auf den Vater lenken und in aufrichtiger Reue um Einlass in sein Haus bitten, dann dürfen wir auch auf seine Barmherzigkeit hoffen.

Es ist eben eine Frage der Herzenshaltung und auch eine Frage danach, ob man sich selbst und die Momente seines Lebens, in eine Beziehung zu Gott eingebunden sehen/wissen möchte. Werte und Moralität werden dann in einer solchen Beziehung sicher auch eine Rolle spielen, aber sie stehen meiner Meinung nach nicht am Anfang. Es beginnt vielmehr mit einem "Ja, ich will". Kein Wunder also, dass die Bibel die Gemeinde manchmal auch als Braut Christi bezeichnet...


Ich hatte den Eindruck, du wolltest das polyamor lebenden Menschen ob ihrer Lebensart absprechen und das fand ich komisch. Für deine Beschreibungen muss man ja nicht unbedingt monogam leben und denken, ist Monogamie keine notwendige Voraussetzung, vermute ich.Also ich will ganz grundsätzlich niemals irgendjemandem etwas absprechen. Ich weiß das mir das nicht zusteht und das ich mich um den Balken im eigenen Auge zu kümmern habe. Gleichwohl teile ich aber gerne meine Meinung und meine (Glaubens)Überzeugungen mit, wenn sie denn von Interesse sein sollten. Und die einzige Voraussetzung die ich kenne steht in Markus 12: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstande und aus deiner ganzen Kraft."


In der Bibel allgemein gibt es unterschiedliche Beziehungsverständnisse. Du meintest hier explizit das Neue Testament oder?Ganz explizit nicht, aber vor allem. In der Genesis wird ja der Mensch als Mann und Frau geschaffen und also sozusagen eine Zweierbeziehung als sehr gut betrachtet. Jesus nimmt dann in Markus 10 auch darauf Bezug, als er dazu aufgefordert wird, etwas zum Thema Scheidung zu sagen:


Von Anfang der Schöpfung an aber hat er sie als Mann und Frau geschaffen."Darum wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein"; daher sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.Das darin zum Ausdruck kommende Beziehungsverständnis finde ich deshalb so interessant, weil es schlussendlich zu einem Einheitsgedanken führt und dadurch sehr schön das Besondere an der Beziehung zwischen Liebenden zum Ausdruck bringt. Aber luxdei hat in diesem Thread ja schon aufgezeigt, dass Monogamie im AT nicht die einzige Form menschlicher Beziehung ist.


Mir bleibt dennoch wichtig: Nur weil ich etwas nicht nachvollziehen kann, möchte ich es anderen nicht absprechen.Und das sehe ich ganz genauso.


Dann bist du ja ein gutes Beispiel dafür, dass polyamoröse Beziehungen das Glaubensleben nicht beeinträchtigen müssen.Das war mir zwar bis dato gar nicht bewusst, aber wenn ich mal so drüber nachdenke, dann kam es zu meinen WG-Zeiten an so manchen Videoabenden tatsächlich auch zu Gruppenkuscheln...;-)

LG
Provisorium

Provisorium
07.05.2013, 11:39
Provisorium, ich möchte dich dringend bitten, im Thema zu bleiben und Spekulationen, was irgendwer irgendwann vielleicht mal sagen könnte, zu unterlassen! Niemand außer dir hat diesen Gedanken bisher aufgebracht, also lass bitte dieses Man-weiß-ja-wohin-das-führt-Argument.Ich bitte um Entschuldigung, Sunigol, aber ich habe weder ein "man-weiß-ja-wohin-das-führt-Argument" geäußert, noch mich zu wilden und ungerechtfertigten Spekulationen hinreißen lassen. Das hast Du wohl irgendwie in den falschen Hals bekommen.

In diesem Thread geht es im weitesten Sinne doch wohl um das Thema, wie die Kirche zu partnerschaftlichen Liebesbeziehungen Stellung beziehen soll, wenn diese Beziehungen nicht dem traditionellen Rollenverständnis, bestehend aus Mann und Frau, entsprechen. Deshalb hat Frau Wollrad in dem verlinkten Artikel ja auch verschiedene Formen von Sexualität und Geschlechtlichkeit genannt, die bisher von der Kirche nicht im gleichen Maße akzeptiert werden, wie das klassische Ehemodell. Dies findet sie ungerecht und sie wünscht sich einen weniger verzagten Umgang mit diesen Themen und ist außerdem der Meinung, dass die Kirche nicht alles bewahren müsse.

Angesichts dieser Aussagen von Frau Wollrad, muss es dann ja wohl erlaubt sein, einmal darüber nachzudenken, was konkret in der Kirche ungerecht läuft, wie man unverzagter mit dieser Thematik umgehen könnte und was am Ende dann eben nicht mehr unbedingt bewahrt werden muss. Denn durch Frau Wollrads Aussagen wird ein Prozess in Gang gesetzt, der auf fundamentale Grundüberzeugungen der Kirche abzielt und da halte ich es für absolut gerechtfertigt, wenn man sich die Frage stellt, was das wohl am Ende dieses Prozesses noch für eine Kirche sein wird und welche Stellung sie zu solchen Liebesbeziehungen dann einnehmen könnte.

Nichts anderes wollte ich mit meinem Beitrag zum Ausdruck bringen und ich kann nicht sehen, dass ich etwas anderes getan hätte. Dein Vorwurf, ich würde hier unangemessen spekulieren und ungerechtfertigte Argumente zum Besten geben, kann ich deshalb beim besten Willen nicht nachvollziehen.


Tatsächlich? Na, wenn das kein Grund zum Dreinschlagen ist. Fällt dir auch ein, was diese Geschichte mit der hier laufenden Diskussion zu tun hat? Vielleicht am Ende gar nichts? Egal, Hauptsache, man kann mit der Pädophilenkeule draufhauen, nicht wahr?Also jetzt wird es wirklich völlig absurd! Ich habe weder "dreingeschlagen", noch mit der Pädophilenkeule (so etwas kenne und besitze ich gar nicht) auf irgendetwas draufgehauen, sondern ich habe mir lediglich die Frage gestellt, wo die Kirche in Sachen Liebesbeziehung denn in Zukunft ihre Grenzen ziehen soll, wenn ihre derzeitige Stellung zu diesem Thema als ungerecht empfunden wird. Meine Aussage lautete:


Diese Kirche müsste dann ihr Fundament völlig neu überdenken und sich Fragen, wo und ob sie denn überhaupt noch Grenzen ziehen dürfe, was Liebesbeziehungen betrifft. Irgendwann käme dann vielleicht sogar die Frage auf, ob nicht vielleicht auch pädophile Beziehungen, unter ganz bestimmten Voraussetzungen, den kirchlichen Segen erhalten sollten. Ist noch gar nicht lange her, da ist (ich glaube in England oder Kanada war es) eine 11jährige Schülerin mit ihrem Lehrer durchgebrannt.Ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du diese Aussage mal ohne Polemik und sachlich betrachten könntest! In dieser Aussage ist nämlich weder eine positive, noch eine negative Wertung bzgl. pädophiler Beziehungen enthalten. Es ist nun einmal tatsächlich so, dass es nicht nur die von Frau Wollrad genannten heterosexuell, schwul, lesbisch, trans- und intersexuell veranlagten Menschen gibt, sondern eben auch pädophile! Und wenn die Kirche sich unverzagt mit dieser Thematik auseinandersetzen soll, dann bitteschön auch richtig und wirklich niemanden ausschließend! Und deshalb hat mein Beispiel auch selbstverständlich etwas mit der hier laufenden Diskussion zu tun!

Allerdings muss ich mich korrigieren und berichtigen: Das Mädchen war keine 11, sondern 15 Jahre alt und ist deshalb wohl auch nicht mehr als Kind zu bezeichnen: http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article109435784/15-Jaehrige-brennt-mit-ihrem-Mathe-Lehrer-durch.html

Aber trotzdem stimmt es, dass die Kirche in dieser Diskussion dazu aufgefordert wird, ihre Stellung bzgl. jedweder Form von Liebesbeziehung zu hinterfragen und ich bleibe dabei, dass man dann über kurz oder lang auch jedwede Form von Beziehung miteinbeziehen muss. Gerade die ev. Kirche ist an sich ja eigentlich sehr tolerant und es werden auch regelmäßig homosexuelle Ehen getraut. Es gibt in der ev. Kirche auch ganz offiziell homosexuelle Pfarrer (womit ich keinerlei Problem habe, nicht das ich jetzt gleich wieder angegriffen werde). Wenn nun, wie geschehen, noch weitere mögliche Liebes- und Sexualbeziehungen in den Blick genommen werden sollen, wie es Frau Wollrad ausdrückte, dann kann man ja wohl irgendwann auch nicht mehr die Augen vor pädophil veranlagten Menschen verschließen!

Und nur weil ich mit offenen Augen durch mein Leben gehe und versuche in größeren Zusammenhängen zu denken, bin ich doch noch lange nicht jemand, der ungerechtfertigter Weise auf irgendetwas oder irgendjemanden draufschlägt. Vielmehr hast Du jetzt ja wohl mit Deiner meiner Meinung nach unangemessenen Kritik an meinem Beitrag völlig überzogen und aus heiterem Himmel, die verbalpolemische Keule geschwungen! Deshalb tue mir doch bitte in Zukunft den Gefallen und versuche mal meine Beiträge sachlich zu bewerten und auch die Zusammenhänge im Auge zu behalten. Denn nur weil ich den Begriff "pädophil" nannte machst Du hier ein Fass auf, dass weder dem Thema, noch den Anforderungen an eine aufrichtige Auseinandersetzung unter erwachsenen Menschen gerecht wird.


Du verdrehst meine Aussagen. In meiner Antwort ging es um die Verlässlichkeit einer Beziehung und um Voraussetzungen dafür. Nichts weiter. Nirgendwo habe ich etwas über Gottes Rolle gesagt.Ich verdrehe gar nichts, ich führe höchstens die Diskussion weiter und bringe weitere Gedanken in sie ein. Wenn wir uns hier über Beziehungen unterhalten wollen, die nicht dem traditionellen Rollenverständnis der Kirche entsprechen, dann kann, nein dann muss man ja wohl auch den Blick auf Gott lenken dürfen! Ob eine Dreier- oder Viererbeziehung verlässlich sein kann oder nicht spielt da doch nur eine Nebenrolle. Denn auch wenn sie verlässlich sein sollte, ist sie doch noch lange nicht im Sinne der Kirche akzeptabel und das Thema hier ist nun einmal die Stellung der Kirche zu solchen Liebesbeziehungen.

Ist ja richtig, dass Du nichts über die Rolle Gottes gesagt hast, aber warum sollte ich dann die Frage nach der Rolle Gottes nicht stellen dürfen? Und inwiefern sollte ich durch das Aufwerfen dieser Frage eine Aussage von Dir verdreht haben? Deine Aussage war, dass auch eine Dreier- oder Viererbeziehung durchaus verlässlich sein kann und da habe ich Dir weder widersprochen, noch irgendetwas verdreht. Ich habe mich dann lediglich gefragt, ob allein die Tatsache, dass eine Beziehung verlässlich ist, den kirchlichen Segen erhalten kann. Und da ich der Meinung bin, dass die Kirche diesbezüglich nicht zuvorderst nach der Verlässlichkeit fragen sollte, sondern nach Gott, habe ich eben diesen Gedanken geäußert. Was ist da denn jetzt Dein Problem?


Ich glaube, ich habe ungefähr an dieser Stelle aufgehört. Weil es mir reichte. Weißt du was, es ist schon spät, und ich hab keine Lust, dir Satz für Satz auseinanderzupflücken, was ich alles nicht geschrieben habe und was ich deshalb auch nicht unterstellt bekommen will. Lies es einfach noch mal in Ruhe. Gute Nacht.Sag mal kann es sein das Du da in meine Beiträge irgendetwas hineininterpretierst was da gar nicht drinsteht? Mir kommt das nämlich allmählich irgendwie so vor. Warum solltest Du mir denn Satz für Satz auseinanderpflücken was Du alles nicht geschrieben hast? Das verlange und erwarte ich doch gar nicht und deshalb fordere ich es auch nirgends ein.

Wenn Du mich fragst, ob jemand seinen Partner verlassen soll, um meinem christlichen Beziehungsbild zu entsprechen, wird mir augenblicklich klar, dass Du meine Beiträge ganz offensichtlich entweder nicht verstanden, oder eben nicht gelesen hast. Denn weder habe ich hier an irgendeiner Stelle "mein christliches Beziehungsbild" (sowas hab' ich gar nicht) definiert, noch die Liebesbeziehungen anderer Menschen be- oder verurteilt. Ich habe lediglich versucht die Thematik zu verstehen und dabei sowohl die Perspektive der Kirche, als auch die Situation der Polyamoren zu berücksichtigen. Dabei kann ich mich zugegeben sehr viel besser in die Rolle der Kirche versetzen und die Welt der Polyamoren ist mir eher fremd, aber immer wieder, in mehreren Beiträgen von mir, habe ich trotzdem betont, dass ich die Menschen in polyamourösen Beziehungen nicht verurteile und deshalb würde ich diesen Menschen selbstverständlich auch niemals vorschreiben wollen, was sie zu machen haben.

Sorry Sunigol, aber ich kann insgesamt wirklich nicht verstehen, was in Dir diesen starken Widerspruch gegen meinen Post hervorgerufen hat. Wenn ich Dir da mit irgendeiner oder vielleicht sogar mehrerer Aussagen zu Nahe getreten sein sollte und es einfach nicht gerafft habe, dann bitte ich Dich um Verzeihung! Meine Intention ging in eine ganz andere Richtung und mein Beitrag war nicht persönlich gegen Dich gerichtet. Eigentlich wollte ich nur sachlich etwas zum Thema sagen und auf Deine Fragen antworten! Komisch, wie sich in Foren manchmal die Dinge entwickeln...

&weißnicht

LG
Provisorium

Padma
07.05.2013, 15:02
Wollrad beklagte, dass die Kirche zu sehr im Geist der Verzagtheit lebe und meine, alles bewahren zu müssen. Genau das Gegenteil sei der richtige Weg.

Ich denke, das ist eine falsche Prämisse.
Wenn man bedenkt, was die Institution der Ehe eigentlich ausmacht, so findet man als Wurzel der Herkunft die Worterklärung:


Das Wort „Ehe" geht auf das althochdeutsche Wort „ewa" (Gesetz) zurück. Damit wird bereits auf einen wichtigen Aspekt der Ehe hingewiesen: Es handelt sich um eine Art Vertrag oder Versprechen, das die Beziehung zwischen Menschen auf einer allgemein anerkannten Grundlage regelt.
http://www2.hu-berlin.de/sexology/ATLAS_DE/html/formen_und_bedeutung_der_ehe.html

Dh "Ehe" ist das althochdeutsche Wort und damit praktisch der Inbegriff für "Gesetz" - ein gesetzgleicher "Vertrag", der das Zusammenleben 2er Menschen eindeutig regelt mit Rechten und Pflichten.

"Gesetze" waren schon immer nötig, dort wo Menschen miteinander auskommen müssen, gerade um der menschliche Schwäche willen, weil es sonst "drunter und drüber" geht.
Und ich schätze uns Menschen heutzutage für nicht so "reif und mündig" ein, als dass wir auf Gesetze verzichten könnten, auch nicht im zwischenmenschlichen Bereich, wo so leicht Verletzungen passieren können, Eifersucht und Machtkämpfe stattfinden, und zu allem Überfluss auch noch Kinder mit "im Spiel" sind und wohl oder übel in alles mit hinein gezogen werden.

Abstrakt lässt sich über alles wunderbar philosophieren, aber in der Praxis sind wir dann doch nicht so cool und abgebrüht, dass wir beispielsweise ganz souverän damit umgehen können, wenn wir in einer "Mehrfachbeziehung" immer wieder übergangen werden, andere uns vorgezogen werden.
In einer Zeit, wo schon das "2er-Modell" so oft scheitert, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es zu dritt (oder noch mehr) harmonischer und erfüllter wäre.

luxdei
07.05.2013, 17:42
@ Padma

Ehe bedeutet(e) nie zwangsläufig eine Beziehung zwischen nur zwei Menschen. Der Grund für die verbreitete Monogamie in Europa lag im Wirtschaftlichen. Wenn ein Mann zwei Frauen haben wollte, mußte er sie auch ernähren können!!

Provisorium
08.05.2013, 00:18
In einer Zeit, wo schon das "2er-Modell" so oft scheitert, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es zu dritt (oder noch mehr) harmonischer und erfüllter wäre.Ich denke das wird am Ende immer an jedem einzelnen Menschen innerhalb einer Beziehung selbst liegen, ob die Verbindung als harmonisch und erfüllt erlebt wird, oder eben nicht. Mit jedem zusätzlichen Beziehungspartner müssen zwar einerseits weitere Bedürfnisse berücksichtigt werden, andererseits ist aber auch eine/einer mehr da, der z.B. Lösungsstrategien beisteuern könnte, falls es zu Problem kommen sollte.

Ich habe dazu eine Seite gefunden, die die Vor- und Nachteile von Polyamorie zusammenzufassen versucht : http://www.polyamorie.de/poly-pro-und-contra-silvios-poly-buch-online-60.html

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass es bei den Vorteilen heißt, dass Polyamorie ein Katalysator für die eigene spirituelle Entwicklung werden kann. Leider habe ich aber zu diesem Thema bisher noch keine weiteren, konkreten Informationen finden können, wie man sich das vorstellen soll. Außer das es ganz zum Schluss heißt, ein Vorteil der Polyamorie sei, dass Entwicklung, Meditation usw. nicht von gestauten erotischen Impulsen verhindert werden.

Tatsächlich ist es so, dass ich bei Recherchen im Internet immer wieder festgestellt habe, dass Polyamorie, aber auch Polygamie, gar nicht so selten, immer wieder im Zusammenhang mit Religion und Spiritualität genannt wird. Unter den Christen sind wohl die Mormonen gegenüber der Polygamie sehr positiv eingestellt und auch im Islam ist Polygamie ja ein Thema und durchaus üblich. Im Judentum ist die Vielehe wohl erst seit dem 11. Jahrhundert, von Gerschom Ben Juda, verboten worden (http://www.spiegel.de/panorama/polygamie-urteil-vom-islam-lernen-heisst-heiraten-lernen-a-294227.html). Aber auch Schamanentum, Tantra und "Naturreligionen" wie Wicca, werden immer wieder genannt.

Insofern wird der ev. Kirche (und auch der katholischen) letztlich gar nichts anderes übrig bleiben, als auch solche Formen partnerschaftlicher Beziehung in den Blick zu nehmen, wie Frau Wollrad in dem Artikel meinte. Was dann aber am Ende die offizielle Stellung zu diesem Thema sein wird, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Aber neugierig bin ich jetzt schon geworden.

LG
Provisorium

Padma
08.05.2013, 09:38
Na ja, jeder wie er meint; für mich wäre das nichts.
Es gibt ja genug Menschen, die wechseln ja schon innerhalb der heutigen 2er Modelle die Partner fast genauso schnell wie die Klamotten. Sobald der Reiz des Neuen verfliegt und die rosarote Brille die ersten Katzer bekommt, sucht man sich halt ein "neues, besseres Modell " - Wegwerfgesellschaft eben.

Ich bin seit 25 Jahren verheiratet (mit ein und demselben Mann). Wir sind auch zusammen durch schwere Zeiten gegangen und haben uns aneinander "gerieben", sind aber auch gerade daran gewachsen, dass wir uns daran gehalten haben, dass wir im Guten wie im Schechten zusammenhalten wollen und uns den Schwierigkeiten stellen und nicht bequem ausweichen. Da wir auch beruflich sehr eng zusammenarbeiten, war das nicht immer leicht.

Ich kann mir nicht vorstellen, wie so eine Art der Beziehung zu mehreren Partnern gleichzeitig gelebt werden könnte. Da ist immer genug Raum, auftretenden Beziehungsproblemen auszuweichen, sich schmollend zu einem anderen Partner verziehen, bis die Problematik in Vergessenheit gerät. Und sich für den Partner auch im Unangenehmen verantwortlich zu fühlen, braucht man ja auch nicht unbedingt; soll doch einer von den anderen sich drum kümmern - warum soll das immer an mir hängen bleiben?

Aber wie gesagt, wer das gerne möchte....es gibt ja auch heute schon genug "sehr frei" geführte Beziehungen, wo sich beide Partner von vorn herein gegenseitig alle Freiheiten zugestehen und jede Verbindlichkeit ablehnen. Nur eben nicht als rechtsverbindliche Institution. Und wenn jetzt ausgerechnet von kirchlicher Seite aus propagiert wird, daraus die offizielle Form modernen Zusammenlebens zu machen, dann bin ich froh, dass ich die Wahl habe, auch unmodern zu sein.

Jamy
08.05.2013, 12:37
Ich hab den Rest nur noch überflogen - was soll das alles??? Gott gab und ein eindeutiges und klares statement zu diesem Thema, was brauchts da noch Interpretationen und laissez faire von Menschen, die meinen, das Wort unseres Herrn wäre nicht "so wirtgetreu" zu nehmen???

Gott hat die EHE gesegnet. Punkt. Und er hat ein klares statement zu sog. "Hurerei" abgegeben. Ebenso Punkt.

Was brauchen wir mehr als Anhaltspunkt?

In diesem Sinne...

Jamy

Sunigol
08.05.2013, 15:20
Patsch, da haben wirs mal wieder. Alles nur überflüssiges Gerede. Wir können uns in Zukunft viel Denkarbeit sparen, wir müssen einfach nur jede aufkommende Frage zuerst Jamy vorlegen, und wenn eine biblische Antwort existiert, wird sie uns das wissen lassen. Ich bin dafür, dass Jamy zur Supermoderatorin ernannt wird.

Provisorium, ich wollte dir eigentlich noch antworten, aber nach diesem abschließenden Bescheid hab ich keine große Lust mehr. Schwamm drüber?

Sunigol

(Allergikerwarnung: Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.)

Provisorium
08.05.2013, 18:39
Es gibt ja genug Menschen, die wechseln ja schon innerhalb der heutigen 2er Modelle die Partner fast genauso schnell wie die Klamotten. Sobald der Reiz des Neuen verfliegt und die rosarote Brille die ersten Katzer bekommt, sucht man sich halt ein "neues, besseres Modell " - Wegwerfgesellschaft eben.Also eine Wegwerfmentalität in Sachen Partnerschaft wird die ev. Kirche ja nun unmöglich befürworten können, wenn sie es mit den christlichen Werten wirklich ernst meint und das ganz egal, wie das jeweilige Beziehungsmodell denn nun aussehen mag.

Ähnlich verhält es sich wohl auch mit dem ausufernden Leistungsstreben in den allermeisten Lebensbereichen, das die Menschen von Termin zu Termin hetzen lässt und für bewusstes Leben und erleben kaum noch Raum lässt. Ich denke, dass auch Beziehungen und Partnerschaften zunehmend von Leistungsgedanken bestimmt und auf diese Weise mit Erwartungen überfrachtet werden, denen dann am Ende kaum noch ein Mensch gerecht werden kann.

Vielleicht spielt deshalb die Form der Beziehung und die Anzahl und das Geschlecht der miteinander verbundenen Menschen immer dann nur eine untergeordnete Rolle, wenn es gelingt, Wegwerfmentalität und Leistungsstreben, zu Gunsten der in dem Artikel genannten Werte, aufzugeben und bewusst und aufrichtig zueinander "Ja" zu sagen?
Allerdings halte ich das nach wie vor im klassischen 2er-Modell für deutlich einfacher lebbar.


Ich kann mir nicht vorstellen, wie so eine Art der Beziehung zu mehreren Partnern gleichzeitig gelebt werden könnte. Da ist immer genug Raum, auftretenden Beziehungsproblemen auszuweichen, sich schmollend zu einem anderen Partner verziehen, bis die Problematik in Vergessenheit gerät. Und sich für den Partner auch im Unangenehmen verantwortlich zu fühlen, braucht man ja auch nicht unbedingt; soll doch einer von den anderen sich drum kümmern - warum soll das immer an mir hängen bleiben?So wie ich die Menschen kennengelernt habe, also mein persönliches Bild vom Menschen, das selbstverständlich keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Verbindlichkeit stellt, lässt mich ebenfalls sehr stark daran zweifeln, dass polyamouröse Beziehungen tatsächlich zuvorderst von den genannten Werten getragen werden würden. Es ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, aber in aller Regel dürften solche Beziehungen zunächst doch wohl eher dem Reiz des Abenteuers folgen und weniger im Zeichen von Achtsamkeit und Verlässlichkeit errichtet sein. Deshalb wundert es mich auch nicht weiter, dass auf einer prominenten Webseite für Polyamorie, dem Thema Eifersucht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wird: http://polyamorie.de/


Aber wie gesagt, wer das gerne möchte....es gibt ja auch heute schon genug "sehr frei" geführte Beziehungen, wo sich beide Partner von vorn herein gegenseitig alle Freiheiten zugestehen und jede Verbindlichkeit ablehnen. Nur eben nicht als rechtsverbindliche Institution. Und wenn jetzt ausgerechnet von kirchlicher Seite aus propagiert wird, daraus die offizielle Form modernen Zusammenlebens zu machen, dann bin ich froh, dass ich die Wahl habe, auch unmodern zu sein.Na ja, zunächst soll Polyamorie ja erst einmal in den Blick genommen werden, was auch immer das heißen soll. Aber ob die Kirche und der Glauben von solchen Diskussionen wirklich profitieren kann, bezweifel ich ehrlich gesagt.

LG
Provisorium