PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum Scientology in Deutschland nicht verboten wird



Jungtroll
16.11.2008, 19:10
Scientology weichen? Das kam für die Berliner Verkehrsbetriebe nicht infrage. Als die deutschen Jünger der amerikanischen Psychogruppe voriges Jahr ihre neue Hauptstadt-Dependance im Stadtteil Charlottenburg eröffneten, beschloss der zuständige Stadtrat die Verlegung einer Bushaltestelle. Denn das Wartehäuschen liegt direkt gegenüber dem Eingang der Sektenzentrale, einem Prachtbau aus Glas und Beton. Die Lokalpolitiker fürchteten, dass die Scientologen die Wartenden mit ihren pseudoreligiösen Botschaften missionieren könnten. Doch die Verkehrsbetriebe stellten sich bockig: Sie halten ihre Kunden für mündig genug, der Indoktrination zu trotzen, und weigerten sich, das Bushäuschen abzubauen. Der Stadtrat begnügte sich mit einem großen Plakat, das nun an der Haltestelle prangt und die Bürger mit Telefonnummern versorgt, an die sie sich bei Belästigungen wenden können.

Nicht nur die Berliner Kommunalpolitik ringt um den richtigen Umgang mit den Anhängern des verstorbenen Science-Fiction-Autors Ron Hubbard. Auch die Innenminister der Republik tun sich schwer. Vor einem Jahr beauftragten sie den Verfassungsschutz, die Aussichten eines Verbots der Organisation zu überprüfen. "Von dieser Sekte geht ein hohes Risiko aus", begründete Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) den Vorstoß. Der Beschluss sei ein "großer Erfolg" im Kampf gegen diese "kriminelle Vereinigung", jubelte der Kollege aus Hamburg. Wenn sich die 16 Innenminister am Mittwoch in Potsdam treffen, werden die Kommentare zurückhaltender ausfallen. Denn der 46 Seiten umfassende Geheimdienst-Bericht ist fertig - und bietet wenig Anhaltspunkte für ein erfolgreiches Verbot. Das Lagebild sei lückenhaft, das Prozessrisiko erheblich, und ein Scheitern könne zum Ansehensverlust des Staates führen, heißt es in dem vertraulichen Dossier.

"Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Verbotsverfahren nicht zielführend ist", bestätigte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm der "Welt am Sonntag". Der derzeit amtierende Vorsitzende der Innenministerkonferenz sah ein Verbot - immerhin das schärfste Schwert des Rechtsstaates - stets skeptisch.

"Ganz generell diskutieren wir in Deutschland zu schnell über diese Vereinsverbote. Wenn wir meinen, dass eine Ansicht nicht ganz korrekt ist, wollen wir sie gleich verbieten", sagte Schönbohm. "Aber wir leben in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, in der die Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist." Stattdessen wünscht er sich mehr Selbstbewusstsein und Vertrauen in die Demokratie: "Wer ernsthaft glaubt, wir würden von 5000 Scientologen gefährdet, ist in meinen Augen hasenfüßig." Den Berliner Verkehrsbetrieben kann man das jedenfalls nicht vorwerfen.

quelle (http://www.welt.de/wams_print/article2732204/Warum-Scientology-in-Deutschland-nicht-verboten-wird.html)

luxdei
17.11.2008, 10:34
Es stimmt schon, die Mündigkeit der Bürger wäre ein guter Schutz. Aber wer will schon mündige Bürger?

halbnomadin
17.11.2008, 12:51
mal davon abgesehen, dass ich die Kompetenz von Herrn Schöhnbohm prinzipiell in Frage stelle (nach seiner Sichtweiße muss ich ein Nazi sein, weil ich ein Krippenkind - es ist schon so, dass wir Deutschen gerne abschaffen, was uns nicht in den Kram passt.

Allerdings hoffe ich, dass die Aufklärung über Scientology einen allzugroßen Zulauf verhindert.

Jim-Knopf
18.11.2008, 20:47
Ist schon nicht so ganz einfach mit dem Verbieten von Parteien oder irgendwelchen Organisationen. Im Prinzip handelt es sich hierbei ja um den gleichen Vorgang wie bei dem Verbotsantrag bezüglich der NPD.

Ich für meinen Teil kann sehr gut auf Scientologen wie auf hohl- und glatzköpfige Schlägertypen verzichten. Jedoch sind auch Meinungs-, Rede,- und Versammlungsfreiheit in der Tat ein sehr hohes Gut. Wer setzt hier die Maßstäbe? Ich kann verstehen, wenn Verfassungsgerichte sich mit der Beschneidung von Grundrechten schwer tun, auch wenn man aus dem Bauch heraus klar Position beziehen würde.

Mir ist nicht ganz wohl dabei, wenn ich erkennen müsste, dass man immer politische und gerichtliche Institutionen braucht, um hier und dort Verbote auszusprechen. Stattdessen wäre mir eine aufgeklärte Gesellschaft lieber, die solchen Strömungen selbstbewusst entgegentritt. Wenn ich eine solche Partei nicht wähle, kommt sie auch nicht hoch - basta. Und wenn sich die Menschen nicht von solchen Sektenschwärmern umgarnen lassen, führt sich eine solche Idiologie irgendwann selbst ad absurdum.

Mirjamis
18.11.2008, 23:18
Ich stimm dir zu, Jim-Knopf,

traurig ist, dass es genug Menschen gibt, die sich von
Politisch-Extremen und Sekten umgarnen lassen.

Es sind halt leider viele leicht verführbar und das ist das Tragische.

Was kann man dagegen tun?
Da hilft nur noch mehr Aufklärung. Oder?

Fisch
19.11.2008, 07:18
Warum Scientology in Deutschland nicht verboten wird

Ist Scientology in anderen Ländern denn verboten?

Seleiah
19.11.2008, 09:08
Wenn man bedenkt dass der Gruender von Scientology ein Sci-fi Autor war.. &kochen

Jim-Knopf
20.11.2008, 21:25
Ist Scientology in anderen Ländern denn verboten?

Ja Fisch, das würde mich allerdings auch mal interessieren. In totalitären Staaten mit Sicherheit. Aber da würden die sich wahrscheinlich auch nicht ausbreiten wollen. Aber wie das in Ländern der sogenannten "Freien Welt" aussieht, wüsste ich auch mal gern.

Vielleicht kann uns ja hier jemand an seinem Wissen teilhaben lassen.

Kerzenlicht
15.12.2008, 23:03
Es stimmt schon, die Mündigkeit der Bürger wäre ein guter Schutz. Aber wer will schon mündige Bürger?

Ich!

KindGottes
15.03.2009, 10:30
Scientology ist in Deutschland zum Glück nicht verboten.
Alles was verboten wird, wird damit in den Untergrund gedrückt und damit der Kontrolle noch mehr entzogen.
Auch wäre es verkehrt, alle Mitglieder von Scientology pauschal zu verurteilen.
Sie suchen doch ständig neue Mitglieder und schaffen das auch.
Müssten diese neuen Mitglieder dann automatisch einer Untergrundorganisation angehören, so wäre das weniger erfreulich.
Außerdem sind diese neuen Mitglieder ja meist keine Staatsfeinde, sondern lediglich Menschen, die sich dort die Lösung persönlicher Probleme erhoffen.
Das, was die Demokratie auszuhebeln versucht, sollte mit demokratischen Mitteln bekämpft werden.
Wer versucht, ein System zu unterhöhlen, der sollte stets beobachtet werden.
Aber nicht über die Stränge schlagen!

Mich hat noch nie einer von denen Angesprochen.
Aber ich wette, wenn die mir sagen, ich hätte eine Sitzung bitter nötig, würde ich antworten, ja aber wenn sie so notwendig ist, dann bitte kostenlos, denn ich bin so was von Pleite...

...die würden mich gleich in Ruhe lassen.