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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warten vs. Handeln



Moishe
28.11.2015, 16:00
Hallo liebe Community,

ich bin hier leider nicht so aktiv, aber froh mich hier angemeldet zu haben.

heute habe ich sogar eine Frage, die mich sehr interessiert da ich folgende Situation erlebt habe.

Ein christlich-konservatives Ehepaar hatte eine Diskussion, es ging um Folgendes:

Die Frau moechte gerne umziehen, da es dort bessere Moeglichkeiten fuer die Kinder gibt und der Mann dort eine Arbeit haben koennte, die es ihm erlaubt mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.
Der Mann allerdings moechte das nicht, in dem Glauben, dass die Frau das nur moechte weil sie nicht auf G-tt vertraut. Er ist fest davon ueberzeugt, dass Warten das Beste sei. Er sagt, wenn G-tt will, dann wird er uns dort hin bringen.
Die Frau ist allerdings ueberzeugt, dass man auch manchmal etwas tun muss um etwas Gutes zu bekommen. Ausserdem kam sie immer wieder mit dem Argument, dass er wirklich wenig Zeit haette durch seine Arbeit. Dies wies er zurueck mit der Aussage: Dann ist es eben eine Pruefung G-ttes an die Kinder, dass sie ihren Vater wenig sehen. Ich bin zufrieden mit dem was ich habe.
Er bezichtigte sie des nicht Vertrauens auf G-tt und war enttaeuscht.

Jetzt frage ich mich: Woher weiss ein Christ denn, dass G-tt ihn in eine Situation zum Wachsen gebracht hat oder in eine, in welcher er Handeln soll?
Was wuerdet ihr denn diesem Paar raten? Es steht Aussage gegen Aussage.
Warum scheint es fuer den Mann so...."boese" zu sein, die Situation zu aendern? Warum soll die Frau unrecht haben, ist die Familie doch ein Geschenk G-ttes? Wie kann man diesen konflikt denn christlich loesen?
Sein biblisches Argument war, dass Lot sich ja auch ausgesucht hat, wo er hin moechte und seine Familie letzendlich scheiterte. Darauf entgegnete sie, dass Salomon und David auch viel arbeiten mussten, aber viele ihrer Kinder deshalb zu kurz kamen und vor G-tt scheiterten.

Ich bedanke mich im Vorraus und freue mich ueber Loesungsansaetze (natuerlich wird Beten dazugehoeren)...denn ich sehe hier leider nur, dass es Aussage gegen Aussage ist.

Digido
30.11.2015, 16:41
Hallo Moishe,

solche Fragen kann sich jeder nur individuell selbst beantworten. Wir (meine Lebensgefährtin und ich) standen vor noch nicht so langer Zeit vor einer ähnlichen Situation. Die Mutter meiner LG wollte uns wegen eines Streits, den sie nicht beizulegen wünschte, unbedingt aus dem Haus haben. Wir sollten uns eine andere Wohnung suchen. Dazu hatten wir keinen innerlichen Impuls, und so ließen wir es bleiben. Nachdem keine gütliche Einigung möglich war, wurden wir auf Gerichtsbeschluss auf die Straße gesetzt (obdachlos). Aber anstatt ins Obdachlosenheim zu gehen, stiegen wir in den nächstbesten Zug, der uns an Orte brachte, wo meine LG schon immer mal hinwollte. Nachdem die Lagerfrist für die Möbel dem Ende zuging, und die Wohnungssuche, die wir nebenbei in den besuchten Orten betrieben, nichts brachte, schälte sich schließlich nur eine Möglichkeit heraus. Dort wohnen wir jetzt. Und es hat sich inzwischen herausgestellt, dass er für uns das Ideale ist.
Meine LG tendierte am Anfang auch dazu, nur auf die übliche Weise zu reagieren. Aber in ihrem Inneren hatte sie auch keine Lust Zeit damit zu verbringen, nach passenden Wohnungen zu suchen, da wir auch gar nicht wussten, in welche Stadt wir wollten.
Die Lage war also so, dass wir beide auf die göttliche Führung vertrauten, und so fühlten wir uns auch die ganze Zeit gut, ja heiter, und gespannt, wie das Abenteuer ausgehen würde.
Etwas aber ich hier aufgeschrieben: "Ich bin ein Heiliger" (http://bit.ly/1NizS8L)

Aber vielleicht kann ich doch noch etwas zu dem von Dir genanntem Paar sagen: Gott kann es solange nicht gemeinsam führen, solange sie beide in dieser Frage uneins sind. Eigentlich logisch!
Ja, und wenn man eine richtige Entscheidung trifft, fühlt sich das gut an. Eine Sache, die Ärger und Verdruss bringt, ist nicht von Gott.

LG,
Digido

thalestris
04.12.2015, 19:43
Hey,

ich finde die Einstellung von dem Mann ja iwie komisch. Vielleicht ist es ja ein Zeichen von Gott, dass er in dem neuen Wohnort diesen Job bekommen würde. Vielleicht würde er in dem Job neue Lebenserfahrungen machen die ihn auch im Glauben weiter bringen? Vielleicht möchte Gott ja, dass er mehr Zeit mit seiner Familie verbringt und deshalb ist diese einmalige Chance gerade jetzt da?
Wenn er lieber wartet, was macht ihn dann sicher dass er nicht Gottes Wink mit dem Zaunpfahl ignoriert hat weil er die Chance nicht als Gottes Fügung erkannt hat?
Das erinnert mich an den Witz mit dem Mann der in Seenot ist und jede Hilfe ablehnt weil er auf Gottes Rettung hofft...und übersieht dabei das Gott ihm die Boote geschickt hat...^^

Schlimm finde ich das er seinen Kindern sagt, Gott würde sie prüfen indem sie ihren Vater nur wenig sehn dürfen. Hallo? O.o Je nach dem wie alt die Kinder sind verstehn die das doch gar nicht und davon abgesehn finde ich das bescheuert... Kinder brauchen ihre Eltern. Und vll ärgert er sich später das er wichtige Entwicklungsphasen, Geburtstage, feiern, Momente im Leben seiner Kinder verpasst hat. Weil er meint das Gott seine Kinder prüft. Man kann die Zeit nicht zurück drehen, was man verpasst hat, hat man verpasst... und jetzt hätte er die Chance das zu tun wofür Väter da sind... fällt mir schwer nachzuvollziehen wie er sich verhält. Finde ich schlimm, dass er die "Prüfung" nicht für sich selbst sieht...wenn es überhaupt eine ist...sondern sie auch noch auf seine Kinder abwälzt. Auf so nen Partner hätte ich kein Bock.

Vll hat der einfach nur Angst vor der Veränderung oder keine Lust drauf?

LG Thalestris

ed
11.12.2015, 07:36
Woher weiss ein Christ denn, dass G-tt ihn in eine Situation zum Wachsen gebracht hat oder in eine, in welcher er Handeln soll?

Eigentlich hat ein Christ die Möglichkeit, in jeder Situation zu wachsen, ob er wartet oder handelt.

6 such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade. (Spr. 3)
28 Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; (Röm. 8)


Warum scheint es fuer den Mann so...."boese" zu sein, die Situation zu aendern?

Das problem der konserwativen Christenheit ist, daß sie die Arbeit, um geld zu vedienen, nicht als den Dienst für den Herrn ansieht. Es ist eine weltliche Angelegenheit.
Der Dinst für den Herrn geschieht nur in der Kirche/Gemeinde.
Und wenn man so weit umziehen muß, daß man gezwungen ist, die Gemende zu verlassen (in der man einen Dienst tut, und in der man sich wohl füllt), kann so ein Umzug negativen Beigeschmack haben, fast wie ein Verrat (zumindest an den Dinst).

Als wir nach Deutschland umsiedeln wollten, haben wir drüben so manches zu hören bekommen. Und zwar von Menschen, die etwas später selbst rüberkamen.
Manche aber sind da geblieben. Weil sie halt keine Offenbarung Gottes erhalten haben, umsiedeln zu müssen.

Einige tun sich leicht mit einer Veränderung, andere hingegen schwer.

22 Die Überzeugung, die du selbst hast, sollst du vor Gott haben. Wohl dem, der sich nicht zu verurteilen braucht bei dem, was er für recht hält.
23 Wer aber Zweifel hat, wenn er etwas isst, der ist gerichtet, weil er nicht aus der Überzeugung des Glaubens handelt. Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde. (Röm. 14)

KindGottes
26.12.2015, 20:31
Viele Antworten finden wir in uns selbst.
Klar werden wir in manche Situationen gestoßen, um daran zu wachsen.
Das bedeutet andererseits nicht, dass man solche Situationen immer aushalten muss,
obgleich man sich ihnen auch entziehen kann!

Es ist immer eine Frage, wieweit man in sich selbst gefestigt ist,
um das Schlechte nicht in sich hineinzulassen.

Zunächst mal geht es darum, vor der schlechten Gesellschaft zu fliehen.
Später - wenn man innerlich gefestigt ist - sollte man diese sogar aufsuchen!

Und wenn man sich über eine Entscheidung völlig unklar ist,
dann kann man es auch mal so versuchen:

Man setzt sich allein in ein Zimmer,
auf einen Stuhl, gegenüber eines leeren Stuhles.
Nun stellt man sich auf der Gegenseite Gott vor,
und stellt seine Frage.
Dann wechselt man die Seite und lässt sein höheres Selbst antworten.

Klingt vielleicht blasphemisch,
aber geht wirklich, wenn man sich nicht zu sehr selbst erniedrigt.

Denn wie gesagt, wenn man sich öffnet und durchlässig macht,
dann kann einem Gott wirklich auch direkt Antworten geben.