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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Introvertiertes Christsein



anonym018
25.04.2016, 22:40
Hallo Ihr Lieben,

seit längerem beschäftigt mich die Frage, inwieweit man als introvertierter Mensch Christ sein kann, da von Christen ja in der Regel gefordert wird, man solle die Gemeinschaft nicht verlassen und darin quasi aufleben. Ich gebe es zu: Ich mag keine Nähe, keine Küsse, keine Umarmungen, kein Zugehen auf Menschen. Bin ich einen Tag mit Menschen zusammen, brauche ich eine ganze Woche, um mich wieder davon zu erholen. Menschen strengen mich an und rauben mir Kraft, gar keine Frage, bis auf die drei, vier Menschen, die mir vertraut sind.

Meine Frage nun: Kann man als introvertierte Persönlichkeit überhaupt Christ sein? Weicht das nicht ab vom typischen Ideal des Christen, der der Gemeinschaft und dem Nächsten alles opfert?



LG,
P.

Digido
26.04.2016, 07:51
Hallo Ihr Lieben,

seit längerem beschäftigt mich die Frage, inwieweit man als introvertierter Mensch Christ sein kann, da von Christen ja in der Regel gefordert wird, man solle die Gemeinschaft nicht verlassen und darin quasi aufleben. Ich gebe es zu: Ich mag keine Nähe, keine Küsse, keine Umarmungen, kein Zugehen auf Menschen. Bin ich einen Tag mit Menschen zusammen, brauche ich eine ganze Woche, um mich wieder davon zu erholen. Menschen strengen mich an und rauben mir Kraft, gar keine Frage, bis auf die drei, vier Menschen, die mir vertraut sind.

Meine Frage nun: Kann man als introvertierte Persönlichkeit überhaupt Christ sein? Weicht das nicht ab vom typischen Ideal des Christen, der der Gemeinschaft und dem Nächsten alles opfert?



LG,
P.

Hallo Plueschmors,

falls Du meine Antwort überhaupt hören willst (schließlich widerspreche ich Dir ja an einem anderen Punkt vehement), so möchte ich sagen, niemand kann wirklich Christ sein, der nicht die Einsamkeit und die Stille liebt. Denn nur in der Einsamkeit und in der Stille kann ich frei vom Lärm der Welt werden, meine Gedanken ordnen, mich auf das Wesentliche besinnen, Erfahrungen und Erkenntnisse verarbeiten. Das alles ist notwendig für ein christliches Leben.
Deshalb zogen am Anfang des Christentums, wo man noch etwas mehr davon verstand als heute, viele in die Wüste, gründeten Klöster.
Selbst Paulus zog sich zurück. Ja sogar Jesus hatte es nötig in die Wüste zu gehen. Nur der moderne Christ meint das alles nicht mehr nötig zu haben, dem genügt es mal husch in der Bibel einen kurzen Vers zu lesen, schnell ein Gebet zu plappern und schon ist der Tag mit Gott gelaufen. Mehr habe nicht übrig für ihn. Aber für diese Heuchelei erwarte ich aber auch, dass ich bei meinem Tod in einer ewigen Herrlichkeit bin... (Kommentar erübrigt sich)

LG,
Digido

anonym018
26.04.2016, 09:19
Hallo Digido,

danke für Deinen wunderbaren Beitrag, dem ich sehr gut zustimmen kann. Nicht nur, weil ich introvertiert bin, sind Stille und Alleinsein von allerhöchster Bedeutung für das geistliche Leben, wie man an Jesus selbst sieht , der sich oft in die Wüste oder sonst an einsame Orte zurückzog. Oder ich denke auch an Elia, der letztlich Gott in der Stille erfuhr, anstatt im großen Getöse.

Liebe Grüße,
Plueschmors.

Digido
26.04.2016, 13:16
Hallo Digido,

danke für Deinen wunderbaren Beitrag, dem ich sehr gut zustimmen kann. Nicht nur, weil ich introvertiert bin, sind Stille und Alleinsein von allerhöchster Bedeutung für das geistliche Leben, wie man an Jesus selbst sieht , der sich oft in die Wüste oder sonst an einsame Orte zurückzog. Oder ich denke auch an Elia, der letztlich Gott in der Stille erfuhr, anstatt im großen Getöse.

Liebe Grüße,
Plueschmors.

Hallo, liebe Plueschmors,

ich freue mich, dass Dich dieser Beitrag vielleicht etwas versöhnlicher mir gegenüber gestimmt hat. Ich kann Dich ja verstehen. Es klingt ja auch an, dass Du ein sensibles Gemütchen bist, das sich leicht von Menschen, und vielleicht auch von Ideen angegriffen fühlt. Und da Dir das Leben bisher nicht so viel Erfüllung brachte, wie Du erwartet hattest, schreckt Dich natürlich ganz besonders die Idee immer wieder auf die Erde kommen zu müssen... (Entschuldige bitte, dass ich mit diesem Thema auch wieder hier anfange, aber es ist ein guter Anknüpfungspunkt gegeben.)
Aber bedenke doch einmal, was "auf die Erde kommen" heißt? Es heißt mit anderen Menschen zusammensein müssen, und mit anderen Wesen (Tieren, Pflanzen etc.) Wenn Du also nach dem Tod nicht allein sein willst, dann ist es doch wieder wie auf der Erde, es sei denn, der Mensch ist dort nicht mehr handlungsfähig (dann tun sich ja die Menschen auch nichts an). Genau das ist nach dem Tod der Fall. Der Mensch ist nicht mehr handlangsfähig, er ist mit anderen Worten schwerstbehindert, weil ihm der physische Leib fehlt.
Der Mensch kommt also nach dem Tod nicht in eine Vollkommenheit, sondern in eine größere Unvollkommenheit als die, die er auf der Erde hat. Deshalb muss ja der Mensch einen neuen Leib (Auferstehungsleib) bekommen. Und bis dahin muss aber auf die Erde kommen, um handelnd und denkend das Gute im Glauben einüben zu können: "übe dich selbst aber in der Gottseligkeit. Denn die leibliche Übung ist wenig nütz; aber die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütz und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. " (1. Tim. 4,7-8)

Was meinst Du denn, weshalb uns das N.T. so viel Anweisungen gibt? Wenn es nur darauf ankäme zu vergeben, könnte Gott in einem Augenblick diesen ganzen Zirkus beenden, und zwar nicht nur für die sogenannten "Frommen", sondern für alle Menschen. Aber das ist ein Ding der Unmöglichkeit.

LG,
Digido

Lior
26.04.2016, 14:16
Meine Frage nun: Kann man als introvertierte Persönlichkeit überhaupt Christ sein? Weicht das nicht ab vom typischen Ideal des Christen, der der Gemeinschaft und dem Nächsten alles opfert?


Hallo Plueschmors,

dem Beitrag von Digido und seinem Gedanken zur Bedeutsamkeit der Stille kann auch ich nur zustimmen, diesbezüglich will ich also nichts weiter sagen. Aber vielleicht noch einen weiteren Gedanken von mir, der in eine andere Richtung abzielt, und weniger die Frage beantwortet, ob man als Christ auch Stille leben darf, sondern ob man als Christ auch extrovertiert sein muss.
Wenn ich dich richtig verstehe, dann empfindest du den Umgang mit Menschen psychisch belastend. Du hast also hier ein eingeschränktes Vermögen. Aber ist man als Christ gefordert über sein Vermögen hinaus tätig zu werden? Die christliche Lehre sagt doch, dass Jesus gerade auch für die Versehrten, die Gebrochenen und die Verlorenen gekommen ist. Wenn dem so ist, dann heißt dies, dass er auch und gerade auch für jene gekommen ist, die durch die verschiedensten Gründe in in ihrem Vermögen eingeschränkt sind – sei es weil sie eine schwere Krankheit ans Bett fesselt, sei es weil sie nach menschlichem Recht schuldig geworden im Gefängnis sitzen und dort keine Gemeinschaft haben. Ich denke du würdest vermutlich nicht absprechen, dass diese Menschen dennoch gute Christen sein können. Es stellt sich also die Frage, unterscheidet sich deine Situation so sehr von der Situation jener Menschen? Ist dein eingeschränktes Vermögen anders zu bewerten, weil es eher charakterlicher bzw. psychischer denn physischer Natur ist? Mir zumindest erscheint es unwesentlich, wie siehst du es? Viel wichtiger scheint mir die Frage wenn ich schon Menschen begegne, wie ich ihnen begegne. Da denke ich ist dein andernorts erfolgtes Bekenntnis zur Polemik eher das Problem als das Schweigen.^^

Viele Grüße
Lior

daVinnci
26.04.2016, 15:52
Jeder ist so wie er ist. Aber niemand ist verpflichtet auch so zu bleiben wie er ist! Man nennt es Wachstum!

Und schon taucht sie wieder auf die Frage: Was ist der Sinn des Lebens?

anonym018
26.04.2016, 16:19
Moin,


Jeder ist so wie er ist. Aber niemand ist verpflichtet auch so zu bleiben wie er ist! Man nennt es Wachstum!

soweit ich weiß, können Veranlagungen nicht geändert werden, dazu gehört auch die Introversion.


Und schon taucht sie wieder auf die Frage: Was ist der Sinn des Lebens?

Blödsinn, keiner fragt danach. Jeder weiß, was der Sinn des Lebens ist, nämlich dem Leben einen Sinn zu geben.

LG,
P.

daVinnci
26.04.2016, 16:43
Moin,



soweit ich weiß, können Veranlagungen nicht geändert werden, dazu gehört auch die Introversion.



Blödsinn, keiner fragt danach. Jeder weiß, was der Sinn des Lebens ist, nämlich dem Leben einen Sinn zu geben.

LG,
P.

Ja, soweit Du weist! Aber auch fehlendes Wissen lässt sich, soviel ich weis, kompensieren!

PS: Welchen Sinn hast Du Deinem Leben gegeben?

anonym018
26.04.2016, 17:30
Moin,


Welchen Sinn hast Du Deinem Leben gegeben?

der Sinn meines Lebens ist es, meine Funktion im Getriebe der Schöpfung einzunehmen und auszuführen, so wie es der Sinn jedes Lebewesens ist. So wie die Kuh mit ihren Hufen das Weideland befestigt und mit ihren Exkrementen düngt und fruchtbar macht, so ist es Sinn und Zweck des Plueschmors, mit Worten und Polemik zu jonglieren, um künftigen Generationen die schöne Kunst der gelehrten Fehde beizubringen. Das ist meine besondere Gabe und Aufgabe. Was anderes kann und soll ich nicht.

LG,
P.

anonym018
26.04.2016, 17:53
Hallo Digido,


Ich freue mich, dass Dich dieser Beitrag vielleicht etwas versöhnlicher mir gegenüber gestimmt hat.

ich hege grundsätzlich keinen Groll gegen jemanden, bestenfalls gegen unmögliche Meinungen. Sind wir in anderen Threads Feinde, können wir hier die besten Freunde sein, gar kein Problem. Ich sehe ja nur Worte und Buchstaben und kann den Menschen dahinter gar nicht beurteilen.

Den Rest tu ich bedenken.

Danke!

LG,
P.

anonym018
26.04.2016, 18:01
Hi Lior,


Es stellt sich also die Frage, unterscheidet sich deine Situation so sehr von der Situation jener Menschen? Ist dein eingeschränktes Vermögen anders zu bewerten, weil es eher charakterlicher bzw. psychischer denn physischer Natur ist? Mir zumindest erscheint es unwesentlich, wie siehst du es?

ich empfinde Introversion gar nicht als "eingeschränktes Vermögen", es ist halt, wie es ist und die Gemeinde muß damit klarkommen, daß ich nicht knutschend jeden Kirchenbesucher umarme und während der Gottesdienstes nicht im ekstatischen Rausch des religiösen Enthusiasmus jauchze. Ich sitze gerne in der letzten Reihe, wenn ich zum Gottesdienst gehe (höchstens alle vier Wochen - zum Abendmahl). Ich meide Gespräche und auch jegliches Mitwirken außerhalb des Gottesdienstes. Mir scheint, das widerspricht dem, was in der Bibel von Gemeinschaft gesagt wird, darum ist Deine Frage auch meine Frage: Muß man als Christ zwingend extrovertiert sein?

Ich fühle mich jedenfalls immer nicht gut, wenn Christen mich einnehmen wollen.

LG,
P.

thalestris
26.04.2016, 18:08
Hi Lior,



darum ist Deine Frage auch meine Frage: Muß man als Christ zwingend extrovertiert sein?



Ich denke nicht Plueschmors. Menschen sind nunmal sehr verschieden. Die einen sind super offen und die anderen sind eher still und in sich gekehrt. Ich glaube das jeder Mensch/Christ mit seinen eigenen Talenten und Gaben die Welt bereichern kann. Und es ist gut das es solche und solche gibt. Es gäbe bestimmt Chaos wenn alle gleich wären und jeder Charakter hat doch seinen Wert.

net.krel
26.04.2016, 19:11
Ich sitze gerne in der letzten Reihe
Hat auch den Vorteil als erster gleich wieder drausen zu sein :-)

daVinnci
26.04.2016, 19:45
Hallo Digido,



ich hege grundsätzlich keinen Groll gegen jemanden, bestenfalls gegen unmögliche Meinungen. Sind wir in anderen Threads Feinde, können wir hier die besten Freunde sein, gar kein Problem. Ich sehe ja nur Worte und Buchstaben und kann den Menschen dahinter gar nicht beurteilen.

Den Rest tu ich bedenken.

Danke!

LG,
P.

Wann ist denn eine Meinung Deiner Meinung nach unmöglich?

anonym018
27.04.2016, 09:07
Moin,


Wann ist denn eine Meinung Deiner Meinung nach unmöglich?

z.B. wenn ein Nazi den Parteitag der Linken besucht, alles umwirft, was die Linken lehren und selber behauptet, als einziger links zu sein und die eigentlichen Linken würden alle irren, hätten die wahre Lehre verfälscht etc.

LG,
P.

daVinnci
27.04.2016, 14:58
Moin,



z.B. wenn ein Nazi den Parteitag der Linken besucht, alles umwirft, was die Linken lehren und selber behauptet, als einziger links zu sein und die eigentlichen Linken würden alle irren, hätten die wahre Lehre verfälscht etc.

LG,
P.

Aha! Na, dann gibt es ja hier keine unmöglichen Meinungen! :-)

Pavle
05.05.2016, 19:03
Moin,



z.B. wenn ein Nazi den Parteitag der Linken besucht, alles umwirft, was die Linken lehren und selber behauptet, als einziger links zu sein und die eigentlichen Linken würden alle irren, hätten die wahre Lehre verfälscht etc.

LG,
P.


Na, ja Hitler war ja Nationalsozialist

(Nicht ernst gemeint)

Sarandanon
06.05.2016, 00:13
Ja, soweit Du weist!

Es heißt übrigens "weißt", werter User Vinnci.

daVinnci
06.05.2016, 09:38
Es heißt übrigens "weißt", werter User Vinnci.


Danke!

Sarandanon
06.05.2016, 11:15
Gern geschehen http://img.userboard.org/uploads/so/soda/sodalis/smilies/smiley6828.gif