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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wenn Fanatismus wie eine religiöse Kraft ist ...



Eliza
07.01.2009, 09:48
... eine Leidenschaft, die irgndwie raus muss.
Würde es dann reichen, wenn ein Fanatiker (beliebiger Religion) diese Liebe, die er Gott ausdrücken will in die richtige Richtung lenken würde, sie formen würde, dass er fanatisch wird für die Liebe zu anderen?

Also sind diese "fanatischen Kräfte" an sich schlecht oder sind sie nur fehlgeleitete, neutrale oder gute Energie, die "erzogen" werden sollte? Was meint ihr?

luxdei
07.01.2009, 12:28
Kommt darauf an,was Du unter Fanatismus verstehst. Ist Fanatismus eine Kraft, deren Wesen ausschließlich darin besteht, auf Gott ausgerichtet zu sein? Aber ansonsten jeden nach seiner Art respektiert? Oder beinhaltet Fanatismus für Dich auch die Verteufelung alles anderen?

Jungtroll
07.01.2009, 12:35
so wie ich fanatismus versteh ist es für mich auch nicht wirklich positiv weil man dann von etwas zu sehr besessen is und anderes nicht toleriert also von anderen den gleichen fanatismus fordert fürs gleiche und das kann nicht gut gehen fanatisch für die liebe wie würde das aussehen das man alle und jeden knuddelt und abküsst vor so jemandem würde ich die flucht ergreifen weil mir die entscheidung abgenommen wird ob ich überhaupt knuddeln möchte und so is das dann wiedersprüchlich fanatisch für die liebe aber er übergeht meinen willen also kan er mich nich lieben

luxdei
07.01.2009, 12:44
@ Jungtroll

Liebe zeigt sich ja nicht zwangsläufig darin, daß man jemanden knuddelt und abschleckt *gg*
Liebe, wie ich sie verstehe, bedeutet ja in erster Linie erst mal Mitgefühl. Weder Buddha, noch Krishna, noch Jesus, noch Moses verhielten sich anders ;-)

Jungtroll
07.01.2009, 12:51
aber fanatisches mitgefühl ist doch nervig das ertragen doch auch nicht alle wen man dann alle 10min gefragt wird wie man sich fühlt und ob man sicher is das es einem gut geht das wird man dann so oft gefragt bis man zweifelt und denkt es gehe einem schlecht nur das der fanatiker einen dann trösten kan fanatisch ist für mich etwas das man übertreibt und das kann eigentlich nur probleme geben weil man sich nur noch auf das eine konzentriert und alles andere ausblendet und eben auch vom anderen den gleichen fanatismus fordert und ihm aufdrängen will und auch das wär dann keine liebe mehr wenn man sein gegenüber so ändern will das er gleich ist wie man selber sondern das ist wieder egoismus da man denkt man selber mache alles richtig und man will alle zwingen gleich zu denken und das is für mich keine liebe denn liebe nimmt den anderen so wie er is es also fanatisch für liebe geht für mich einfach nicht weil man da entweder den anderen ändern will oder man nur rumschleimt und das is ja dann nichts ehrliches mehr

Kerzenlicht
07.01.2009, 21:27
... eine Leidenschaft, die irgndwie raus muss.
Würde es dann reichen, wenn ein Fanatiker (beliebiger Religion) diese Liebe, die er Gott ausdrücken will in die richtige Richtung lenken würde, sie formen würde, dass er fanatisch wird für die Liebe zu anderen?

Also sind diese "fanatischen Kräfte" an sich schlecht oder sind sie nur fehlgeleitete, neutrale oder gute Energie, die "erzogen" werden sollte? Was meint ihr?

Fanatismus ist nie gut. Er ist eigentlich schon eine Geisteskrankheit. Also eine Krankheit des Geistes. Es ist, als ob sich der Geist des Menschen verkrampft. Es gibt einen schnellen Weg in den Fanatismus. Man liest nur noch die Bibel, in jeder freien Minute. Man vergisst darüber seine Arbeit, die Schule oder das Studium. Man treibt keinen Ausgleichsport und bewegt sich auch nicht mehr viel. Man fastet überdurchschnittlich viel und hungert sich dadurch aus. Man schläft nicht mehr viel und schwächt seinen Körper so stark, das die Seele sich nicht mehr gegen irgendwelche falschen Lehren wehren kann. Das Gehirn schaltet aus und der Geist des Fanatismus dröhnt ungehemmt durch den Leib des Fanatikers.

Wenn man dann noch in solche Fanatiker-Kreise reinkommt, wo einer vorbrüllt und die anderen nachschreien, dann ist ganz aus.

Das war keine psychologische Abhandlung. Aber genau so geschieht es in solchen Kreisen. Sei es in mittelalterlichen Klöstern, in sogenannten Jugendsekten oder in Erweckungsbewegungen. Die Methode ist immer dieselbe, erst wird der Gläubige gebrochen, dann wird die Saat des Fanatismus gesät. In den alten Klöstern wurde es bis zur Besessenheit, bis zur Raserei getrieben.

Eliza
07.01.2009, 21:58
ja, stimmt, Kerzenlicht. Da geb ich dir vollkommen Recht.

Eliza
07.01.2009, 22:00
Kommt darauf an,was Du unter Fanatismus verstehst. Ist Fanatismus eine Kraft, deren Wesen ausschließlich darin besteht, auf Gott ausgerichtet zu sein? Aber ansonsten jeden nach seiner Art respektiert? Oder beinhaltet Fanatismus für Dich auch die Verteufelung alles anderen?


Hallo luxdei,

das ist ja die Frage, ob der Fanatismus eine neutrale Karft ist, die auch fürs Gute genutzt werden / gelenkt werden kann oder ob er eben böse ist an sich.

Grüssle,

+Eliza+

luxdei
08.01.2009, 10:20
Hm ...
Fanatismus hat als Wort einen fahlen Beigeschmack. Im Prinzip bedeutet es doch so etwas wie "großer Eifer für etwas". Auch unser Wort Fan leitet sich davon davon ab. Ich kann nichts schlechtes daran sehen, Gott mit großem Eifer zu verehren. Diesen Eifer jedoch gegen andere zu richten, ist sicherlich eine Fehlleitung des Glaubens.
Vielleicht macht Angst den Unterschied. Die (im negativen Sinne) fanatischen Menschen, die ich kennen lernte, waren alle ängstliche Menschen. Alle hatten sie Angst vor Gottes Strafe. Manche bekennen sich eigentlich nur deshalb zu einer Religion, um nach ihrem Tode nicht in der Hölle zu landen. Auch waren sie sehr ängstlich, ihre Glaubensgrundsätze in Frage zu stellen. Als würde Gott sie dafür strafen. Und es scheint mir, als verteufelten sie deshalb alle Anders-Gläubigen, weil diese eben das tun, was sie sich selbst nicht trauen.
Es gibt eine Studie über islamischen Fundamentalismus in Deutschland aus dem Jahre 1997. "Verlockender Fundamentalismus" heißt das Buch. Ein Ergebnis der Studie war, daß Fundamentalismus deshalb so verlockend ist, weil er Orientierung und Halt gibt. Das würde die Angstthese untermauern.
Jedenfalls habe ich bei Menschen, die im positiven Sinne fanatisch sind, die Angst nicht gesehen. Und auch keine Verdammung anderer.
Wenn mein vorläufiger Gedankengang halbwegs stimmt, wäre es in weiten Teilen eine Frage der Sozialisation. Der Begriff "Erziehung" würde wohl zu kurz greifen.

Gruß
LD

Eliza
08.01.2009, 10:30
Ich glaub das ist ein super Ansatz, könntest echt recht haben.
Ja, Angst behindert ja auch den ganz normalen Glauben. Als ich gläubig wurde, hatte ich viel Angst vor Gott. Erst nach ein paar Jahren konnte ich mich da entspannen. Und ja, da hab ich auch sehr viele komische Sachen gemacht oder gedacht machen zu müssen. Also deine These kann ich am persönlichen Beispiel untermauern ... Es wird ja auch in der Bibel Angst und Liebe entgegengesetzt. Wer Angst hat, ist nicht in der Liebe oder so. Bibelstelle weiß ich grad nicht.

Jana_G
08.01.2009, 18:41
Ich denke, Fanatismus ist etwas Egoistisches: Die eigenen Vorstellungen und Träume werden auf das Objekt des Fanatismus projiziert und dem rennt man dann gnadenlos hinterher, ohne noch zugeben zu müssen, dass es nur um einen selbst geht.

Ansonsten sind Fanatiker hochexplosive Leute. Man muss wirklich verstehen, wie man sie anpacken und nutzen kann. Kann man das aber, werden sie zu einem ergiebigen Werkzeug. Nun kommt es drauf an - wie bei jedem Werkzeug - ob man es für Gutes oder Schlechtes einsetzt.

Im Endeffekt liegt das Gute oder Böse wieder nur in der Hand dessen, der sich etwas denkt.

Kerzenlicht
08.01.2009, 18:47
Ansonsten sind Fanatiker hochexplosive Leute. Man muss wirklich verstehen, wie man sie anpacken und nutzen kann. Kann man das aber, werden sie zu einem ergiebigen Werkzeug. Nun kommt es drauf an - wie bei jedem Werkzeug - ob man es für Gutes oder Schlechtes einsetzt.


Wie wäre es denn für Selbstmordattentäter ...

Isaak
08.01.2009, 19:32
Als Fanatismus, von französisch fanatique oder lateinisch fanaticus, bezeichnet man im engeren Sinn das Besessensein von einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung ein fanatischer Anhänger einer Ideologie oder einer Gruppierung. Im weiteren Sinn entspricht Fanatismus eine besonders hohe emotionalen teilhabenden Beschäftigung mit bestimmten Tätigkeiten, Interessengebieten oder an Objekten.

Fanatismus entspricht also immer einer Übertreibung und da spielt Inhalt und Anlass keine Rolle.

Begeisterung hingegen ist weder positiv noch negativ. Wenn diese aber wirbt und zwar Nichtbegeisterte zur selben Begeisterung zu bewegen dann wirkt dies fanatisch. Denn Begeisterungen entsprechen Eigenempfindungen, welche man nicht anschüren sollte, sondern wenn schon eher nur wecken darf.

Shalom
Isaak

Lelia
10.01.2009, 19:06
Vielleicht macht Angst den Unterschied. Die (im negativen Sinne) fanatischen Menschen, die ich kennen lernte, waren alle ängstliche Menschen. Alle hatten sie Angst vor Gottes Strafe. Manche bekennen sich eigentlich nur deshalb zu einer Religion, um nach ihrem Tode nicht in der Hölle zu landen. Auch waren sie sehr ängstlich, ihre Glaubensgrundsätze in Frage zu stellen. Als würde Gott sie dafür strafen. Und es scheint mir, als verteufelten sie deshalb alle Anders-Gläubigen, weil diese eben das tun, was sie sich selbst nicht trauen.




@ luxdei Ich finde, da hast du vollkommen Recht. Die Angst ist ein wesentlicher Bestand des Glaubens, denke ich, und das finde ich sehr schlimm. Einen Glauben ohne Angst gibt es eigentlich gar nicht, von Anbeginn an wurde mit Hölle, Fegefeuer, Verderben, Strafen, Vernichtung gedroht, wo Gott war/ist, ist auch Satan zur Stelle, der die Menschen verführt und für immer von Gott entfernt. Gruselig dieser Gedanke. Und je primitiver die Menschen aus früheren Zeiten und je unaufgeklärter sie waren, desto mehr ließen sie sich von dieser Angst leiten. Ganz Schlaue haben diese Strategie schon zu allen Zeiten für sich ausgenutzt (kann man ganz gut im Pfaffenspiegel nachlesen). Die meisten fanatischen, angeblich ganz fest im tiefen Glauben stehenden Menschen sind ängstlich, davon bin ich überzeugt. Auch wenn sie sich noch so aufplustern und Säbelrasseln ihren Glauben verteidigen. Im Grunde ihres Herzens sind sie vor Angst zerfressen.

&pferdeäpfel

Jana_G
10.01.2009, 22:14
Die meisten fanatischen, angeblich ganz fest im tiefen Glauben stehenden Menschen sind ängstlich, davon bin ich überzeugt.
Rigide Systeme werden meistens von ängstlichen Menschen bevorzugt. Psychisch kräftigere Menschen können mit Unsicherheiten und Variablen leben.

Eliza
11.01.2009, 23:13
Isaak, ja, da hast du wohl Recht. Das Wort habe ich jetzt so verwendet, wie es an mich herangetragen wird. Ich bin schon des öfteren alsl Fanatiker bezeichnet worden, nur weil mir die Religion wichtig ist und ich mein Leben auch entsprechend danach ausrichte. Keine Angst, ich schmeiße keine Bomben :-) aber heutzutage wird man schon u.U. als Fanatiker bezeichnet, wenn man nur als Beispiel sagt, dass man nicht mit seinem Freund zusammenziehen wird bevor man verheiratet ist oder dass man mehrmals in der Woche eine kirchliche Aktivität hat. Ich wurde auch schon als Fanatikerin bezeichnet, nur weil ich der Meinung bin, dass Gott die Regeln macht, die dann in mein Leben sprechen dürfen und diei Religion für mich nicht nur ein Mittel ist, das ich benutze, um glücklich zu sein, z.B. Gott als lieber Opa, gut an ihn zu glauben, weil es hat schön ist wenn es einem mal schlecht geht, aber dass ich mir reinreden lasse in mein Leben - lieber nicht. (Oh, ich muss aufpassen mit der Themenverfehlugn ... da könnte ich jetzt noch Stundenlang weitermachen und eine Predigt halten ... ).
Also als Fanatiker wird man ggf. schon ziemlich leicht bezeichnet. So ...
bezeichnet man im engeren Sinn das Besessensein von einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung ein fanatischer Anhänger einer Ideologie oder einer Gruppierung. Im weiteren Sinn entspricht Fanatismus eine besonders hohe emotionalen teilhabenden Beschäftigung mit bestimmten Tätigkeiten, Interessengebieten oder an Objekten.
sagst du, beschreibt man Fanatismus.
Wenn nun jemand "besessen ist" von der Liebe Gottes z.B., so wie das z.B. Mutter Theresa war, die ihr ganzes Leben für die Armen gelebt und gegeben hat, kann man das dann als Fanatismus bezeichnen?
Und wieso würdest du eine besonders hohe emotionale Beschäftigung mit bestimmten Interessengebieten (z.B. Religion oder Gott) automatisch als negativ bewerten? Das muss es doch nicht sein. Auch im Judentum würde ich fast mal sagen, dass sich die religiösen Juden doch auch besonders hoch und sicher auch emotional mit dem Interessengebiet Religion beschäftigen, sind sie Fanatiker? Sind sie es in einem negativen Sinne, deiner Meinung nach?

Nach deiner Beschreibung und Definition des Wortes kann ich zu dieser


Fanatismus entspricht also immer einer Übertreibung und da spielt Inhalt und Anlass keine Rolle.

Schlussfolgerung nicht unbedingt kommen. Wer definiert, was übertrieben ist? Wofür man Zeit, Energie, Geld, Gefühl, Hingabe investieren "darf" ohne zu übertreiben? Wieso "dürfen" Menschen für ihren eigenen Egoismus so viel investieren, ohne Fanatiker zu sein, bei allen anderen Themen gilt man als Fanatiker und Übertreiber? Wer legt da das Maß fest und mit welchem Recht?


Begeisterung hingegen ist weder positiv noch negativ. Wenn diese aber wirbt und zwar Nichtbegeisterte zur selben Begeisterung zu bewegen dann wirkt dies fanatisch. Denn Begeisterungen entsprechen Eigenempfindungen, welche man nicht anschüren sollte, sondern wenn schon eher nur wecken darf.
Ok also Fanatismus ist für dich negtiv besetzt. Wahrscheinnlich hast du trotz allem Recht, es wird einfach nur negativ benutzt, daher kann man es schlecht positiv verwenden. Begeisterung ist für dich neutral, gut.
anschüren - wecken, find ich gut. Da gebe ich dir Recht. Aber wirklich begeisterte kann man auch echt schlecht bremsen, die sind einfach so "drin", positiv oder negativ.

LG +Eliza+

Eliza
11.01.2009, 23:16
Rigide Systeme werden meistens von ängstlichen Menschen bevorzugt. Psychisch kräftigere Menschen können mit Unsicherheiten und Variablen leben.

ich glaub da hast du Recht.