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Fisch
09.09.2006, 11:21
Aber


Das traurige Aber ist wie ein dunkler Schatten über dem Leben. Wir haben viel gewollt, aber wenig gehofft. Wir haben fröhlich geschafft, aber sind bitter enttäuscht. Wir haben selig geträumt, aber sind erschrocken aufgewacht. Wir haben das Glück gesucht, aber das Leid gefunden. Wir haben riesige Pläne gemacht, aber manche Pleiten erlebt. Wir sind weit gefahren, aber in die Enge geraten.

Wir haben hoch gebaut, aber sind tief gefallen. Wir nahmen wichtige Ziele ins Auge, aber blieben mit nichtigen Dingen zurück. Wir haben den Wohlstand geschafft, aber das Unwohlsein hat uns geschafft. Wir haben die Köpfe voll, aber die Herzen sind leer. Wir nahmen viele Sachen in die Hand, aber der Hunger nach Leben blieb ungestillt. Wir wollten den Frieden, aber der Streit hörte nicht auf. Wir schrien unsere Sehnsucht nach Liebe heraus, aber die Einsamkeit holte uns wieder ein. Wir hatten den Lebenswillen, aber machten die Sterbenserfahrung. - Das wehmütige, traurige Aber ist wie ein dunkler Schatten über uns.
Das trotzige Aber ist der vergebliche Versuch, dem Schatten zu entkommen. Eigentlich müsste ich anders leben, aber ich will es nicht. Im Grunde müsste ich mich umdrehen, aber ich renne einfach weiter. Letztlich bräuchte ich einen Bezugspunkt über mich hinaus, aber ich bleibe bei mir stehen. Eigentlich müsste ich meinen Konkurs eingestehen, aber ich wirtschafte immer weiter. Tief innen weiss ich, dass ich Gott brauche, aber ich suche die Lebenserfüllung bei Menschen. Das trotzige Aber ist die verzweifelte und vergebliche Flucht vor dem eigenen Schatten.
Das tröstliche Aber ist die sichere Flucht nach vorn, ganz nach vorn. Ich habe viel verloren, aber ich bin von Gottes Liebe gefunden. Angst und Enge bedrücken mich, aber Jesu Liebe führt mich in die Weite der Hoffnung. Krankheit macht mir das Leben schwer, aber sein Heil macht mir Mut. Einsamkeit überall, aber sie treibt mich nur mehr zu Jesus. Trübe Aussichten für die Zukunft, aber ich sehe das helle Licht der Verheissung Gottes. Tausendmal Schwäche in mir, abertausendmal Kraft in Jesus. Tief verstrickt in Sorgen und Sünden, aber wunderbar befreit von Gottes Hand. Schmerzlich gefangen in Netzen von Schuld und Schicksal, herrlich aufgefangen im Netz seiner Barmherzigkeit. Sterbend schon im Leben, aber auferstehend im Glauben. Durch die Enge des Todes ganz sicher, aber zu einem neuen Leben ganz gewiss. Das tröstliche Aber ist die mutige Flucht nach vorn, nach ganz vorn zu Gott, zum Leben, zur Vollendung.

«Ich aber, Herr, vertraue dir. Du bist mein Gott, daran halte ich fest! Was die Zeit auch bringen mag, es liegt in deiner Hand.»
(Psalm 31, 15.16)



Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag