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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Biographien von Sektenaussteigern



ObelixseinFrau
26.04.2009, 14:51
Meine Frage: Habt ihr so etwas schon gelesen? Welche Bücher? Was denkt ihr über das Gelesene?
Ich hatte gerde von Debborah Laake das Buch "Geheime Riten" gelesen. Sie war Mormonin, und erzählt in ihrem buch darüber, wie mies Frauen in dieser Sekte gesehen werden.
Einige Zeit vorher hatte ich von Gerd Wunderlich "Die Paradiesverkäufer" gelesen, wo er über seine Erfahrungen mit den Zeugen Jehovas, und besonders mit ihrer "Kirchengerichtspraktik", erzählte.
Also, was kennt ihr?

manlovi
27.04.2009, 12:22
&buchIch denke, Du solltest vielleicht mal was anderes lesen!
&kängu ... ganz lieb winke-winke!!!

Lior
27.04.2009, 15:59
Nun denn, dann schauen wir mal wo das hinführt. :-) Aussteigerberichte habe ich schon eine große Vielzahl gelesen – sowohl in Form von gedruckten Medien als auch in Form digitaler (Selbst)darstellungen. Die Beurteilung dieser Schriftzeugnisse finde ich ehrlich gesagt jedoch etwas schwieriger. Sicherlich kann man viele interessante Ansatzpunkte aus ihnen gewinnen, z.B. durch Vergleiche zwischen verschiedenen Aussteigerberichten ist es möglich ähnliche oder identische Aspekte bzw. Tendenzen einer Gemeinschaft herauszuarbeiten, auf welche man seine Nachforschungen konzentriert. Ggf. kann auch ein Aussteigerbericht für sich genommen einen solchen Hinweis liefern. Auf der anderen Seite muss man sich natürlich klar machen, dass Aussteiger schon mehr oder weniger per Definition keine neutralen Berichterstatter sind, sondern fast ausschließlich aus einer ablehnenden Position heraus schreiben – denn ansonsten wären sie kaum „ausgestiegen“. Da zudem eine solche Arbeit eine gewisse Motivation nötig macht und dementsprechend meist auf eine gewisse Energie bzw. emotionale Beteiligung hinweist, muss man natürlich sehr vorsichtig sein mit dem Wahrheitsgehalt der entsprechenden Erzählung. Tatsächlich gibt es auch immer wieder falsche Anschuldigungen, die sich bei einer genaueren Untersuchung derselben nicht halten lassen.

Wie alle Informationsquellen können auch solche Berichte meiner Meinung nach eine sinnvolle Funktion haben, solange man sie nicht zur Grundlage der eigenen Beurteilung ansonsten unbekannter Zusammenhänge macht.

P.S.: Da dieses Schreiben mit zeitlicher Verzögerung von einer mir vertrauten Person hochgeladen werden, sind möglicherweise gerade neuere Beiträge nicht berücksichtigt.

ObelixseinFrau
27.04.2009, 23:56
&buchIch denke, Du solltest vielleicht mal was anderes lesen!
&kängu ... ganz lieb winke-winke!!!

Lese ich auch. ich lese ja nicht NUR solche Bücher, aber auch diese! Weil sie mich interessieren. Momentan lese ich zum Beispiel den Roman "Venusneid" von Rita Mae Brown, wo eine vermeindlich dem Sterben nahe Frau Abschiedsbriefe an Angehörige und Freunde schreibt, um ihnen über sie die Wahrheit zu sagen. dann stellt sich alles als irrtum heraus, und sie und die anderen müßen mit diesen Briefen leben, und sich einiger unangenehmer Wahrheiten stellen.
Davor las ich auch das Buch "Töchter der Erde", wo über das Leben der Indianerfrauen von der Wiege bis zur Bahre berichtet wurde.
Wie du siehst, ist mein Leserepertoire ziemlich breit gefächert.

ObelixseinFrau
28.04.2009, 00:09
Auf der anderen Seite muss man sich natürlich klar machen, dass Aussteiger schon mehr oder weniger per Definition keine neutralen Berichterstatter sind, sondern fast ausschließlich aus einer ablehnenden Position heraus schreiben – denn ansonsten wären sie kaum „ausgestiegen“. Da zudem eine solche Arbeit eine gewisse Motivation nötig macht und dementsprechend meist auf eine gewisse Energie bzw. emotionale Beteiligung hinweist, muss man natürlich sehr vorsichtig sein mit dem Wahrheitsgehalt der entsprechenden Erzählung. Tatsächlich gibt es auch immer wieder falsche Anschuldigungen, die sich bei einer genaueren Untersuchung derselben nicht halten lassen.


Ich denke, du hast nicht ganz unrecht, aber auch nicht recht, zumindest sehe ich das so.
Aussteiger berichten, siehe z.B. die Bücher von Raimond Franz, der früher in der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas war, meist darüber, wie SIE ES ERLEBTEN (subjektive Wahrnehmung), während die, die IN der Sekte sind, es ANDERS erleben (selektive Wahrnehmung).

Ein Beispiel:

Nehmen wir einmal an, du wärst ein ehemaliger Sektenangehöriger, und wärst von deinen Eltern dauernd geprügelt worden, weil du nicht still sein konntest. Nun schreibst du darüber in einem Buch oder Artikel, und führst dabei an, dass deine ehemalige Sekte die Prügelstrafe erlaubte.
Deine Eltern und Sektenmitglieder deiner ehemaligen Gemeinde/Versammlung werden gebeten, dazu Stellung zu nehmen.
Was werden sie tun?
Werden sie sagen: "Ja, Kaspar wurde von seinen Eltern geschlagen, womit sie den Auftrag der Bibel ausführten, seine Kinder zu züchtigen", oder werden sie nicht eher leugnen, vor allem, da Gewalt gegen Kinder strafbar ist, und die Wahrheit nicht nur Schande über die Eltern, sondern auch über die Sekte, und somit über Gott selbst bringen würde?

Was meinst du, warum Täter aus Kirchen oder Sekten, sowie deren Angehörige und Vorgesetzte,den sexuellen Missbrauch leugnen, und den Opfern oder anderen Schuld geben, nur nicht dem Täter? Der selbe Mechanismus!

Lior
28.04.2009, 15:41
Liebe ObelixseinFrau,

ich wollte damit nie andeuten, dass man den Schreibern der Artikel grundsätzlich nicht trauen dürfe. Es gibt hier schließlich noch ein Mittel zwischen „für bare Münze nehmen“ und „völliger Ablehnung“. ;-) Insofern stimme ich dir zu, dass oft auch das subjektive Erleben vermittelt wird und dahinter nicht nur eventuell verzerrende Verarbeitungsstrategien stehen, sondern oft auch wirkliche Schicksale, mit denen konfrontiert die Gemeinschaft jedes Wissen leugnet. Und sicherlich sollte jedem Vorwurf z.B. von Missbrauch nachgegangen werden – egal ob er sich letztlich als Tatsache oder als Fiktion herausstellt. Aber man muss dies vorsichtig tun, denn falsche Beschuldigungen untergraben nicht nur die Glaubwürdigkeit echter Opfer, sondern machen den vermeintliche Täter selbst zu einem solchen. Auf mehr wollte ich nicht hinweisen.

Gruß Kasper

ObelixseinFrau
29.04.2009, 00:00
Ich habe meine eigene Biographie für meine Kinder geschrieben. Sie sollen es nach meinem Tod erhalten, damit sie einige Dinge verstehen können. Da sie zu Lebzeiten keinen Kontakt zu mir wollten, werden sie es so erfahren, wenn sie es denn wollen. Und wenn nicht, werden einige Dinge immer ein Geheimnis bleiben.
In meiner Biographie habe ich versucht, so ehrlich, aber auch so taktvoll wie möglich zu sein, eine Gratwanderung, die nicht immer leicht für mich war, und viele alte Wunden aufgerissen hatte.
Ich denke, dass es manchen ebenso so ging, die ihre Biographie aufschrieben, denn es bedeutet auch, sich der eigenen Schuld, der eigenen Verantwortung, den eigene Fehlern zu stellen.
Nicht jeder kann es, jedoch in den meisten Sektenbiographien, die ich gelesen hatte, schien es zu klappen.

manlovi
30.04.2009, 12:37
Ich habe es ja schon mal an "emma-smith" gesagt: Ich finde es gut und wichtig, dass Du Dich hier in diesem Forum - ich sag es mal vorsichtig: "zur Diskussion" stellst. Und ich bewundere (nein, falsches Wort ...) ich achte Deine Offenheit sehr. In meinen Augen ist das eine echte Chance - für alle, nicht nur für Dich. Deshalb würde es mich freuen, wenn Du bei dem weniger beleidigenden Stil der "Obelixseinfrau" bleibst und man mit Dir ins Gespräch kommen kann.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich von solchen Biographien weiß, sie aber nicht lese, weil es mich eventuell zu sehr belasten würde. Sicher ist es gut, wenn man die informativen Details dazu verwenden kann, Aufklärung zu betreiben. Dunkle Ereignisse müssen ans Licht, das ist Fakt schon allein aus Gründen der Vorbeugung und auch "um das Leid ertragbarer" zu machen.
- So ist mein Glaube!

Der eine trage des anderen Last.

Und so empfinde ich Dich hier auch. Du trägst viel, erträgst viel, und Dein Wunsch etwas von dieser Last abzugeben, ist für mich durchaus verständlich. Jedoch, wenn du immer wieder darauf hoffst, dass irgend ein Mensch (Mann oder Fau oder Deine eigenen Kinder) Dir Deine Last wirklich abnimmt, dann hoffst Du vergeblich. (Das erzürnt dich nicht, wenn ich so etwas sage, oder?) Denn wir Menschen sind einfach nicht in der Lage, dieses Opfer zu bringen. Wir sind nicht in der Lage, aus eigener Kraft die Schuld des Anderen zu vergeben, sondern wir machen uns immer wieder schuldig.

Dein eigener (leiblicher) Vater hat sich an Dir schuldig gemacht, wenn ich recht erinnere und wenn die Geschichte stimmte, (Du hast mal gesagt, dass sie wahr wäre). Doch, wie sieht sie aus, die Biographie Deines Vaters? Wer hat sich an ihm vergangen. Welche Lasten hat er mit sich herumgetragen und an Dich auf so schmerzvolle Art abgegeben?

Ich frage Dich, willst Du dieses Prinzip der Weitervererbung des Schmerzes - auf welcher ebene auch immer (körperlich zu Lebzeiten oder mental nach dem Tod) - weitervererben? Willst Du sterben und unversöhnt sein oder bleiben mit Deinen Kindern? Oder gibt es einen Weg der Versöhnung? Gibt es einen Weg der Hoffnung? Einen Weg, die qualvollen Schmerzen und Lasten abzugeben?

Ich weiß, Du bist weit davon entfernt Dich auch nur ansatzweise auf Jesus einzulassen. Nicht schlimm. Auch Deine derben Reaktionen mir gegenüber - ich will nicht sagen, dass sie mich nicht treffen, das wäre gelogen. Du hast mich schon verletzt (wenn Du gleichzeitig "Obelixseinfrau" und "emma-smith" bist). Aber ich muss sagen, der Glaube an Jesus Christus hat mir geholfen, da durchzugehen, nicht "verletzt zu bleiben".

Verstehst Du? Ich kann hier nur erkennen, dass es Leid auf der Welt gibt und dass die Aussage "Gott hat dieses Leid gewollt, sonst hätte er die Schlange nicht erschaffen und den Teufel nicht!" eine Lüge ist. Gott will nicht, dass wir leiden. Doch wenn wir der Lüge mehr glauben als Gott, dann leiden wir.

Zum Thema Homosexualiät: Ich bin hetero, na und?!

Shalom

manlovi

ObelixseinFrau
01.05.2009, 19:47
Auf all die Antworten und "Anklagen" bezüglich des "Dauerthemas" Homosexualität, möchte ich das Folgende sagen:


Wenn nicht ich, wer dann? Wer würde hier sonst seine Stimme erheben, um Ungerechtigkeiten gegen eine sexuelle Minderheit anzuprangern?
Meine Kritik war gewöhnlich fundiert, und gelegentliche emotionale "Ausrutscher" geschahen, weil ich persönlich vom Thema betroffen bin.
Es ist eines "meiner" Themen! Eines der Themen, die mein ganzes Leben bestimmten.
Ich mag keine Fundis, egal ob christlich oder nicht!


Ich will nicht, das andere meine Last (oder einen Teil davon) tragen, aber das sie versuchen meine Beweggründe zu verstehen. Mein Schmerz ist genau das:
MEIN SCHMERZ!
Nicht der anderer Menschen!
Was meine Kinder angeht, so waren SIE es, die keinen Kontakt zu mir wollten, und nicht ich. Meine Tür blieb IMMER offen für sie, jedoch wollen sie nicht durch gehen, weil der preis dafür für sie zu hoch wäre.

PS: Ja, Emma und ich sind ein und dieselbe Person! Und ja, alles was ich über das mit meinemvater berichtete, stimmt Wort für Wort! Und auch vieles andere, was ich unter den verschiedensten Nicks schrieb, während manches nur fürden entsprechenden Nick und die dazugehörige Legende kreiert wurde.

manlovi
01.05.2009, 21:23
Gut, ich danke Dir für Deine Offenheit und Dein Vertrauen.
Wenn Du in großen Lettern schreibst, es sei Dein Schmerz, dann signalisierst Du damit eine Grenze. Das akzeptiere ich.
Vielleicht möchtest Du zu einem anderen Zeitpunkt reden, oder gar nicht, das ist allein Deine Entscheidung. Auf jeden Fall finde ich es nach wie vor ganz stark, dass Du so ehrlich bist.

An alle anderen, Christen oder nicht Christen, ich weiß nicht, wie ihr die Bibel lest ... ich weiß es nicht ...

Lior
02.05.2009, 02:18
Liebe ObelixseinFrau,

ich finde es sehr angenehm diesen Beitrag von dir kommentieren zu dürfen, denn er klingt weitaus versöhnlicher an, als viele andere der Vergangenheit. (und ich kann Manlovi auch hier nur zustimmen) Ich verstehe auch, dass du deinen Schmerz für dich in Anspruch nimmst und auf Angebote der Hilfe insofern verzichten möchtest. Ich denke auch, dass ein solches Angebot unnütz wäre, denn einen solchen Schmerz kann man nicht einfach vergessen, noch dazu scheinst du ihn irgendwo auch als Inspiration zu nutzen. Also gilt es wohl tatsächlich diese Grenze zu akzeptieren. Und natürlich finde ich es auch bedauerlich, dass deine Kinder sich scheinbar so von dir entfremdet haben – bitte verstehe das nicht als Mitleid. Dennoch möchte ich zu deinen vier Kernaussagen kurz ein paar Worte sagen.

Was deine eigentlich rethorische Frage betrifft, wer ansonsten hier gegen die Diskriminierung von Homosexuellen seine Stimme erheben würde. Also ich habe durchaus den Eindruck gewonnen, dass neben den Menschen die hier eine eher ablehnende Haltung haben auch viele sind, die sich durchaus um die Rechte der Homosexuellen bemühen würden (und es vielleicht sogar tun). Vielleicht siehst du es anders, aber der Unterschied könnte auch nur in der ich sage mal Konsequenz der Umsetzung liegen. Ich für meinen Teil zähle mich jedenfalls zu den Befürwortern, wenngleich ich eine kritische und reflektierende Position einzunehmen versuche, da ein anderes Verhalten (und damit auch eine Bejahung) nur zu leicht in Frage gestellt werden kann.

Deinen zweiten Punkt empfinde ich irgendwo auch ein wenig in die Richtung einer Entschuldigung gehen, und ich finde das sehr angenehm.

Das Lebensthema. Also ich kann es gut verstehen, auch ich habe durchaus meine Themen, in denen ich mich stundelang engagieren kann. Und ich finde es auch in Ordnung, wenn man sich dafür begeistert, gerade deshalb sollte man ja auch das Wohl des Interesses im Auge haben.

Und damit komme ich zu dem vierten Punkt. Du schreibst, dass du keine Fundis magst. Fundamentalist meint aber ja umgangssprachlich auch die Menschen, die anderen eben ihre Ansichten aufdrücken wollen. Oder wie Wikipedia es anführt „Im weitesten Sinne wird als fundamentalistisch eine religiöse oder weltanschauliche Bewegung bezeichnet, [...] welche notfalls mit radikalen und teilweise intoleranten Mitteln durchgesetzt werden soll.“ Und hier muss ich dich fragen, bist du noch nie auf die Idee gekommen, dass deine – ich möchte mal sagen – einfordernde Art, d.h. deine Gesprächsführung, also deine Art Menschen zu diesem Thema zu nötigen von anderen eben als solch ein Verhalten empfunden wird? Als radikale Nötigung, die intolerant gegenüber der Unlust einzelner ist? Ist dir noch nie der Sinn gekommen, dass du mit diesem Verhalten dich in den Augen anderer als einer der Fundis präsentierst, die du selbst ablehnst?
Das zum Nachsinnen.
Kasper

ObelixseinFrau
02.05.2009, 23:21
Wow, Kasper, so einen langen Beitrag hatte ich schon lange nicht mehr.meist waren sie kürzer, so nach dem Motto: "Verpiss dich".
Da er so lange ist, werde ich vieles einfach so stehen lassen, obwohl ich dazu eine eigene Meinung haben, und mich nur auf eine deiner aussagen stürzen. Du hast geschrieben:


Du schreibst, dass du keine Fundis magst. Fundamentalist meint aber ja umgangssprachlich auch die Menschen, die anderen eben ihre Ansichten aufdrücken wollen. Oder wie Wikipedia es anführt „Im weitesten Sinne wird als fundamentalistisch eine religiöse oder weltanschauliche Bewegung bezeichnet, [...] welche notfalls mit radikalen und teilweise intoleranten Mitteln durchgesetzt werden soll.“ Und hier muss ich dich fragen, bist du noch nie auf die Idee gekommen, dass deine – ich möchte mal sagen – einfordernde Art, d.h. deine Gesprächsführung, also deine Art Menschen zu diesem Thema zu nötigen von anderen eben als solch ein Verhalten empfunden wird? Als radikale Nötigung, die intolerant gegenüber der Unlust einzelner ist? Ist dir noch nie der Sinn gekommen, dass du mit diesem Verhalten dich in den Augen anderer als einer der Fundis präsentierst, die du selbst ablehnst?

Tatsächlich bezog ich mich ausschließlich auf religiöse Fundis, denn Menschen meiner "Art" hatten und haben vor allem durch sie zu leiden. Hierzu ein kleiner Fernsehtipp: Wenn du den sender TIMM reinkriegst, schau dir mal am 9.Mai gegen 18:15 die erste und die zweite Dokumentation an. In der zweiten geht es um"Heilungsversuchen" christlicher Fundis an Schwulen und Lesben, und wie sie handeln, wenn sie nicht wollen,oder die "Therapie" erfolglos ist.
Das dazu.
Was die einen als "radikale Nötigung" erleben mögen, sehen andere als Möglichkeit, auf etwas aufmerksam zu machen. Es geht nicht um die RECHTE der (heterosexuellen) Mehrheit,sondern die der nicht heterosexuellen Minderheit.
Ein Beispiel aus der jüngeren Zeitgeschichte:

In Kalifornien wurde nicht nur ein neuer amerikanischer Präsident gewählt, sondern auch über Proposition 8 abgestimmt, die die vom amerikanischen Supreme Court des Staates Kalifornien erlaubte "Homo-Ehe" wieder zunichte machen wollten.Die Abstimmung ergab ein Verhältnis von 51 zu 48% für die Abschaffung der Homo-Ehe. Da dieses von fundamentalistischen Kirchen (allen voran die Katholiken und die Mormonen) forciert wurde, und ihre Mitglieder zu Spenden aufgerufen wurden, und auch selbst viel spendeten, was sie laut Steuerbefreiungsgesetz nicht durften, wird jetzt versucht, per Gericht dieses rückgängig zu machen.
Zeitgleich fanden auf den Straßen viele Proteste vor mormonischen Tempeln und Gemeindehäuser statt, wobei Mormonen sich jetzt als Opfer verkaufen. Dabei sind gerade sie es, die versuchen, uns die Bürgerrechte zu stehlen, und wir wehren uns nur.
Wer ist hier der Fundi?
Die Mormonen, die eine regressive Politik gegen Homosexuelle führen, auch über bestehende Gesetze hinweg, oder oder die Menschen der LGBT- Gemeinschaft, die immer wieder darauf aufmerksam machen, das sie "Bürger 2.Klasse" sind?
Denk einmal darüber nach, bevor du Äpfel mit Birnen vergleichst!

Lior
04.05.2009, 06:23
Grüß dich ObelixseinFrau,
ich hoffe du bist nicht allzu sehr enttäuscht, wenn ich mir tatsächlich die Mühe mache dir ausführlich zu antworten. Aber für eine solch unfreundliche Aufforderung zu verschwinden sehe ich keinen Grund, ganz im Gegenteil – auf deine Art kannst du durchaus eine Bereicherung hier darstellen. ;-)
Was deine Empfehlung betrifft – den Sender TIMM bekomme ich leider nicht (er ist mir auch völlig unbekannt). Aber ich weiß durchaus um die Probleme mit denen Homosexuelle Menschen zu kämpfen haben. Gerade jene in bestimmten religiösen Gemeinschaften, die „Zwangstherapiert“ werden sollen. Ich denke es ist völlig klar, dass ein solches Verhalten gegen den Willen eines Menschen eine mehr als fragwürdige Sache ist, und ich gestehe ich bekomme da einen bitteren Beigeschmack, wenn ich mich an bestimmte medizinische Maßnahmen des Dritten Reiches erinnert fühle.

Auf der anderen Seite bin ich jedoch auch ein Mensch, der die religiöse Wirklichkeit eines Menschen ebenso hoch ansetzt. Und was ich daher auch problematisch finde, ist wenn Homosexuelle Menschen auf der anderen Seite schon dazu „gezwungen“ werden ihre Homosexualität anzunehmen, wenn sie das wiederum vielleicht gar nicht wollen. Das ein homosexueller Mensch nicht „geheilt“ werden kann, weil er nicht krank ist, da sind wir uns einig. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es einem Menschen wichtiger ist uns befremdlich anmutende Gebote Gottes zu befolgen, als sich seiner Sexualität hinzugeben – und auch dass muss man meiner Meinung nach als freie Meinung akzeptieren.

Was die amerikanische Politik betrifft, da muss ich dir zustimmen, dass viele Entwicklungen mich auch frösteln lassen und ebenfalls starke Bedenken auslösen. Es lag in meinem Vergleich auch nicht in meiner Absicht, mich auf die unterschiedlichen Inhalte der Fundamentalismen zu beziehen – das wäre wirklich Äpfel mit Birnen vergleichen. Worauf ich mich beziehen wollte war die Form, in welcher eine Kommunikation vorangetrieben wird. Insofern denke ich also druchaus einen Vergleich wagen zu dürfen, denn die Inhalte sind dabei ohne Bedeútung. Ich denke hier ist es wichtig bestimmte (teilweise gern ignorierte) Missstände ganz klar und deutlich anzusprechen, wenn dies aber in einer „als aggressiv-offensiv empfundenen“ Art erfolgt, die noch dazu nicht akzeptiert, wenn einzelne sich nicht mit diesem Thema auseinandersetzen wollen, dann schadet es mehr als es nützt, denn die Menschen werden nur entnervt sich abwenden.

Und ich gebe zu, auch ich reagiere allergisch wenn man versucht mir etwas aufzuzwingen. Egal ob es sich um eine Therapie geht oder um ein „(Anklage)Gespräch“ im Forum. Deshalb wollte ich dir nur meine Wahrnehmung schildern, ob du dich ihr anschließt oder nicht, dass bleibt ja letztlich dir überlassen. ;-)

Lieben Gruß
Kasper

Blizzard
05.05.2009, 12:53
Und sie werden viele verführen - Kurt Quadflieg


http://www.scribd.com/doc/5238553/GU-Und-sie-werden-viele-verfuhren-Kurt-Quadflieg

&kopflos

poetry
05.05.2009, 14:56
Danke für die Lektüre, Blizzard.

Dies sollte sich jeder zu Gemüte führen.

Poe

Epona
11.05.2009, 13:48
Ich habe in meinem Leben nur zwei bücher von Sektenaussteigern gelesen, und in beiden Büchern fand ich eine Beschreibung von Enge, Bevormundung und auch ein Stück weit etwas, dass ich elitäres Denken nennen würde.
ich habe mich entschieden, solche Bücher nicht mehr zu kaufen, da alle Erfahrungen sich irgendwie zu ähneln scheinen.
Da lobe ich mir lieber einen Schmöker von Dan Brown oder Stephen King.

Pope-Nope
29.05.2009, 11:27
biographien von Sektenaussteigern sind sehr interessant, denn sie liefern tiefe Einblicke in Denkweise und Strukturen einer Sekte.

Fisch
29.05.2009, 19:13
biographien von Sektenaussteigern sind sehr interessant, denn sie liefern tiefe Einblicke in Denkweise und Strukturen einer Sekte.

Das muss ja noch lange keine Sekt sein. Es ist einfach zu Teil eine falsche Handlung an Menschen und eine falsche Einstellung wie Gott sich Gemeinde wünscht.

Was macht denn bei dir eine Gemeinschaft zur Sekte?


Fisch

Pope-Nope
30.05.2009, 01:20
Was macht denn bei dir eine Gemeinschaft zur Sekte?

Fisch

Gute Frage!
Vorm ursprünglichem Wort her ist eine Sekte entweder eine Absplitterung einer Kirche, oder die Bezeichnung für jemand,der einem Führer nachfolgt.
Manche sagen, eine Sekte ist eine Kirche, die sich von der Bibel entfernt hat. Aber dann wären wohl 80% der Kirchen in der BRD eine Sekte.
Ich deffiniere eine Sekte als eine Gruppe religiöser Menschen, die sich:


Nach außen abschottet
Ein Elitebewußtsein hat
Sonderlehren vertritt, die im Christentum sonst nicht vorkommen (z.B. Bluttransfusionsverbot bei Zeugen Jehova)
Versucht, die eigenen Mitglieder zu kontrollieren, und als politische "Waffe" zu bebrauchen (wie die Mormonen bei Proposition 8 in Kalifornien)
Eine Führer hat, der als "HÖCHSTE AUTORITÄT" nach Gott gilt


Und das sind nur die Dinge, die mir spontan einfielen.