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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Christliche folter [??!!]



birdwoman
21.05.2009, 20:34
Warscheinlich hab ich zulange gelebt, so dass mich menschliche grausamkeit allgemein, und christliche grausamkeit insbesondere, nicht mehr ueberrascht.
Eigentlich wollte ich dieses folter thema mit dem terroristen thema reinklemmen, dann dachte ich vielleicht waer ein separater thread besser....

Das [mir] unerklaerliche denken und handeln vieler [NICHT aller] christen ist etwas, das mich mein ganzes leben zutiefst erschuettert hat.
Besonders dass so viele christen sich berechtigt fuehlen andere menschen [ausserhalb ihrer kultur und ihres glaubens] zu misshandeln, unterdruecken und sogar zu toeten.

Am 3. Mai gab es hierzulande einen poll von der Pew Forum on Religion and Public Life. Sorry leute, ich hab versucht das Deutschsprachig zu finden, aber ohne erfolg. Nur in einem Deutschen forum fand ich info darueber.

Diesem poll nach stellte es sich heraus, dass 54% weisser christen es okay finden vermutete terroristen zu foltern! Es gibt mehr als eine version dieses polls in English - eine z.b. sagt es seien 61% und eine redet von christen allgemein, nicht spezifisch von weissen christen.
Dabei muss bedacht werden, dass die definition "terrorist" nicht nur massen moerder bezeichnet, sondern auch politische, soziale und religioese dissenters [anderer meinung] einschliesst!!!
Ich habe viele christen gekannt die es voll okay finden andersdenkende/andersartige menschen zu misshandeln, aus dem grunde weil sie in ihren augen nicht volle menschen sind!

Das Pew poll war haesslich genug aber fuer mich nicht ueberraschend.
Worauf ich nicht gefasst war, war ein zweites poll was ich in einer evangelical website entdeckte. Hier hat man etwa 25,000 evangelical-fundie christen befragt was sie ueber folter denken. Und das resultat?
85% finden folter von feinden just fine!!!

Amerikaner foltern gefangene rings um die welt, einschliesslich hierzulande [wovon meiste menschen keine ahnung haben]! Aber sie verurteilen andere laender/voelker wenn sie das gleiche tun.


birdwoman

poetry
21.05.2009, 21:45
Liebe birdowoman,

da ich selber mal im Bereich Statistik tätig war würde es mich interessieren, wieviel Nichtchristen den Folterungen zustimmen würden. Vor allem würde mich noch einmal die Denominationen der einzelnen Abstimmer interessieren.

Waren das reine Webumfragen?

Grüße,

Poe

Mirjamis
21.05.2009, 21:55
Ich versteh es nicht, wie Christen für Folter sein können.
Ich finde, Folter ist in jedem Fall unmenschlich.
In meinen Augen gibt es nichts, was Folter rechtfertigen würde.
Und leider trifft es auch sehr oft Unschuldige.

maexle
22.05.2009, 00:34
also missionierung von manchen christen ist ja auch schon folter *hihi*

poetry
22.05.2009, 10:09
In meinen Augen gibt es nichts, was Folter rechtfertigen würde.


Das sehe ich genauso, Mirjamis. Doch ich wäre nicht Poetry, käma jetzt kein aber: Es gab mal einen Fall einer Kindesentführung, wo das Kind nur gerettet werden konnte, als der gestellte Entführer unter Androhung von Folter das Versteck des Jungen verraten hatte. Ohne diese Methode wäre der Juge gestorben - uschuldig, hilflos, an einem Verbrechen.

Wie sieht man es in so einem Fall?

absalom
22.05.2009, 10:14
Hm schwieriges Thema, zumal ich selbst durch Staatsterror gefoltert wurde.

Poetry, natürlich gibt es Situationen wo man am liebsten jemand in die Mangel nehmen würde, um eventuell anderen Helfen zu können. Es zeigt sich jedoch an diesem Zustand mir etwas ganz anderes, dass wir nämlich nicht mehr in der Lage sind Gott um Hilfe zu bitten.

ABS

Mirjamis
22.05.2009, 11:20
Hallo Poe,

so was ist ein Sonderfall - und es wurde ja nur angedroht.

Ich kann nicht mal sagen, ob ich es in so einem Fall befürworten kann - dann gäbe es für alle anderen Folter-Situationen auch wieder irgend eine Rechtfertigung.

Und die Gefahr bei Folter ist auch immer, dass dann in der Not irgendwas gestanden wird, nur, damit der Betreffende in Ruhe gelassen wird. Das ist ja auch nicht der Sinn der Sache.
Wie kann der Folternde erkennen, ob das Geständnis die Wahrheit ist?

Ich habe vor kurzem einen Mittelalter-Roman gelesen, wo Folter die gängige Praxis war. In dieser Zeit wurde viel Falsches gestanden, nur damit die Qual beendet wurde.

luxdei
22.05.2009, 11:55
Daß es eine Mehrheit der befragten Christen für Folter ist,und daß unter den evangelikalen Christen der Prozentsatz der Folterbefürworter besonders hoch ist, findet seine Ursache wahrscheinlich weniger einen kausalen Zusammenhang von "Religionszugehörigkeit" und "Einstellung zur Folter".

Der Punkt liegt wahrscheinlich woanders. Vielleicht in einem fundamentalistischen Weltbild?
Das würde auch die hohe Zustimmung unter Evangelikalen erklären. Viele Evangelikale (sicherlich nicht alle!!) sind fundamentalistisch. Ergo Schwarz-Weiß-Weltbild, wenig kritische Auseinandersetzung mit eigenen Wertevorstellungen und ein Habitus des Gerechtseins.

Außerdem ist bei solchen Umfragen immer auch die Stichprobenziehung zu hinterfragen. Beispielsweise wo befragt wurde. Auf einem Fundi-Treffen? Oder auf einem Kongress für Menschenrechte von AI? Hätte sicherlich Auswirkungen auf das Befragungsergebnis.

halbnomadin
22.05.2009, 13:37
Hallo,

unabhängig von der Datenbasis: Es gibt leider viele, die so denken :-( - ob nun 60 oder 80% ist nur ein gradueller Unterschied.


ich denke mal, eine wichtige Ursache dieser Einstellung ist Selbstgerechtigkeit in Verbindung mit der Meinung, dass man selbst etwas besseres (Richtigeres, Gottgefälligeres, usw) wäre.

In dem man die eigene Position als die einzig wahre sieht, macht man alle anderen zu Lügnern, Gottesfeinden, Staatsfeinden. Im Extremfall zu etwas "Lebensunwerten" - hatten wir schon mehr als einmal.

Dieser Mechanismus ist ziemlich effektiv, man kann das in vielen heutigen und früheren Fällen sehen.

Es ist kein Wunder, dass überall in Europa regelmäßig auffliegt, dass in katholischen Kinderheimen entsetzliche Zustände herrschten (hier waren es halt "verdorbene" Kinder, die mit Gewalttätigkeiten traktiert wurden)

Es ist auch kein Wunder, dass die Kirche in ihrem Missionswahn stellenweise eine Spur der Verwüstung zurückgelassen hat.

Ich lehne Fundamentalismus prinzipiell ab, denn ein Christ, der die Folter an einem Moslem gutheißt, ist keinen Deut besser als ein Moslem, der Juden mit Raketen beschießt oder ein Jude, der ein palestinensisches Flüchtlingslager bombardiert.

Lior
22.05.2009, 17:08
Puh, mit dem Thema christliche Folter wird ein wirklich heikles Thema angesprochen. Ich nehme einmal an, dass wir alle grundsätzlich Gegner von Folter sind. Und natürlich erschrecken dann die von Birdwoman eingebrachten Zahlen, aber ich frage mich, muss man dabei nicht differenzieren?

Denn zum einen stimme ich Luxdei zu, dass man in vorliegendem Fall vielleicht nicht direkt Religionszugehörigkeit und Folterbereitschaft korrelieren kann. Auch ich sehe die Ursache eher in einem anderen Umstand begründet. Z.B. könnte man fragen, ob die hohen Zahlen an der Zugehörigkeit des Christentums liegen, oder nicht an dem Umstand, dass sie z.B. Fundamentalisten sind. Oder vielleicht weil sie Amerikaner sind und ein elitäres Denken haben? Aber das wären alles Spekulation.

Ich denke einer der Gründe die oft wesentlich sind für derartige Gewalt, und die bei halbnomadin schon anklingen, ist die Dehumanisierung einer Gruppe. Wenn z.B. gefragt werden würde, ob die Teilnehmer dieser Umfrage es gut fänden, wenn jeder von ihnen gefoltert werden dürfte, beim Verdacht er könne (wissentlich oder unwissentlich) Informationen besitzen, die der Ergreifung von Terroristen dienen, dann sähen die Zahlen womöglich anders aus. Aber gerade die Differenzierung zwischen „uns“ und „denen“ dürfte hier eine wichtige Rolle in der Befürwortung von Folter spielen. Sicherlich ist die Geschichte des Christentums reich an Folter, ich denke Beispiele gibt es dazu einige. Die andere Frage ist, was davon sich tatsächlich auf das Christentum, was davon auf zeitgeistliche Aspekte zurückführen lässt.

Aber ich muss gestehen, dass ich bei der Überlegung zu diesem Thread auf ein paar andere unangenehme Überlegungen gestoßen bin. Zuerst natürlich die Frage, wie stehe ich als Betroffener zur Folter? Nun, um eines vorweg zu nehmen, ich bin ein ganz klarer Gegner derselben – ich kann ihr auch nicht den Hauch einer moralischen Berechtigung zubilligen. Und doch habe auch ich mich gefragt, ob ich nicht auch in Situationen kommen kann, in denen ich dies anders sehen würde. Was wäre wenn der von Poe geschilderte Fall meine Kinder oder meine Familie betreffen würde? Wenn sie Gefangene eines Sadisten wären, und langsam vielleicht unter Qualen sterben werden, wenn ich nicht den Schlüssel finde dessen Lage nur ihr Vergewaltiger kennt? Würde ich nicht alles tun, um eben dies zu bekommen? Würde ich mich wirklich mit dem Verweis auf ein moralisches Handeln zurücklehnen und zusehen wie das mir Liebste Opfer meiner moralischen Überzeugung wird? Wäre ich so „aufgeklärten Geistes“? Oder würden nicht meine Emotionen mich überwältigen und würde ich (sofern ich keine andere Lösung sehe) nicht diesen Kerl würgen und schlagen und ihm Schmerzen zufügen, bis ich meine Antworten habe? Und welches Handeln würde man eher erwarten?

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich es nicht weiß. Ich habe den Anspruch an mich selbst ein sehr moralischer Mensch zu sein (und ich hoffe hier auch trotz meiner Gedanken so wahrgenommen zu werden), aber nicht trotzdem sondern gerade deshalb muss ich mich dieser Frage stellen. Damit will ich auf der anderen Seite Folter nicht legitimieren. Aber ich finde man würde es sich zu leicht machen, einfach mit Empörung auf jene Befragten „herabzublicken“ und seine Ablehnung der Folter zu beteuern. Die Frage Warum diese Menschen denken wie sie denken, scheint mir deutlich sinnvoller. Denn erst wenn ich einen Menschen verstehe, kann ich ihn auch mit meiner Rede erreichen.

Abgesehen davon halte ich es auch aus einem anderen Grund für sinnvoll, uns selbst als potentielle Täter bewusst zu werden. Denn es öffnet uns die Augen für uns selbst und lässt unser eigenes Verhalten reflektieren. Und da muss ich durchaus sagen, dass manche gesellschaftliche Konvention in meinen Augen durchaus das Potential hat, durch z.B. Druck oder Verachtung, kurz „psychische Folter“ den Menschen zu dem erwünschten Verhalten zu zwingen. Jede Form der Diskriminierung kann als Gewalt empfunden werden und selbst eine Meinung kann (wenn sie z.B. unsachlich formuliert ist und vor allem wenn sie sich in die Reihe ähnlicher Meinungen eingliedert) zu einer glühenden Nadel werden, wenn sie dem Gegenüber das Gefühl gibt ein Idiot zu sein. Natürlich würden wir eine solche nicht als Folter verstehen, aber wenn Personengruppen wie z.B. homosexuelle Menschen über Jahre hinweg immer und immer wieder derselben Ablehnung begegnen, kann es da wundern, wenn eine solche Gruppe es selbst anders empfinden?

Das Thema Folter aber gerade auch das zugrundeliegenden Thema der Gewalt ist meiner Meinung nach eines der kompliziertesten, ernüchternden und gemiedensten Themen überhaupt. Um so spannender finde ich es, dass gerade dieses das Thema des Themenchats für den Mai ist. Und in diesem Zusammenhang würde ich mich freuen, wenn nächsten Montag viele daran interessiert sind mitzudiskutieren........

halbnomadin
22.05.2009, 19:01
hallo Kasper,


ein interessanter Aspekt - sind wir denn sicher vor solchem Handeln, die wir jetzt enbtsetzt reagieren?

Ich denke, das Standford-Experiment hat gezeigt, dass selbst völlig unschuldige Leute zu Foltermethoden greifen, wenn man ihnen die Macht dazu gibt und keine Kontrolle wirkt: http://www.prisonexp.org/german/indexg.htm

Und das Blue-Eyes-Experiment und das 3rd Wave Experiment zeigen, dass bereits völlig unerhebliche Faktoren innerhalb einer Gruppe als Merkmal dienen können, welches dann zur Diskriminierung dient. Wieviel einfacher ist es dann, Leute "hinabzustufen", die man nicht nur als anders, sondern auch noch als möglicherweise bedrohlich empfindet?
http://psychologie.suite101.de/article.cfm/experiment_mit_blauen_augen
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Third_Wave

2 der 3 hier genannten Experimente haben innerhalb kurzer Zeit ein gewalttätiges Niveau erreicht und wurden daher vorzeitig abgebrochen.
Was passiert, wenn keiner da ist, der regulierend eingreift?

Lior
22.05.2009, 22:47
Und nicht zu vergessen ganz klassisch auch das Milgram-Experiment. Der Psychologe Zimbardo erarbeitete vor ein paar Jahren in einem Aufsatz 10 Punkte, die die Bereitschaft von einer Person eine andere zu foltern drastisch steigert. Diese sind auch auf Wikipedia angeführt.


1.Gib der Person eine Rechtfertigung für ihre Tat. Zum Beispiel eine Ideologie, „nationale Sicherheit“, das Leben eines Kindes.

2.Sorge für eine vertragsartige Abmachung, schriftlich oder mündlich, in der sich die Person zum gewünschten Verhalten verpflichtet.

3.Gib allen Beteiligten sinnvolle Rollen, die mit positiven Werten besetzt sind (z.*B. Lehrer, Schüler, Polizist).

4.Gib Regeln aus, die für sich genommen sinnvoll sind, die aber auch in Situationen befolgt werden sollen, wo sie sinnlos und grausam sind.

5.Verändere die Interpretation der Tat: Sprich nicht davon, dass Opfer gefoltert werden, sondern dass ihnen geholfen wird, das Richtige zu tun.

6.Schaffe Möglichkeiten der Verantwortungsdiffusion: Im Falle eines schlechten Ausgangs soll nicht der Täter bestraft werden (sondern der Vorgesetzte, der Ausführende, etc.).

7.Fange klein an: Mit leichten, unwesentlichen Schmerzen. („Ein kleiner Stromschlag von 15 Volt.“)

8.Erhöhe die Folter graduell und unmerklich. („Es sind doch nur 30 Volt mehr.“)

9.Verändere die Einflussnahme auf den Täter langsam und graduell von „vernünftig und gerecht“ zu „unvernünftig und brutal“.

10.Erhöhe die Kosten der Verweigerung, etwa indem keine üblichen Möglichkeiten des Widerspruchs akzeptiert werden.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Folter)

Das nur zur Ergänzung....

birdwoman
23.05.2009, 21:43
Danke fuer euren feedback, fuer alle antworten, die tiefdenkenden und den humor [Maexle] - einer muss mal bei so tiefernsten subjects etwas erleichterndes reinwerfen, sonst krieche ich in ein loch und komm nicht wieder raus.


@Poetry :
Das Pew Forum poll hat hier viel aufmerksamkeit erregt, das onenewsnow poll dagegen ueberhaupt nicht.
Pew Forum macht viele religioese surveys, nicht nur christliche.
Ich fand aber in ihrer website nicht die antwort auf deine frage, ob ihr[e] poll[s] online sind/waren.
Fuer das onenewsnow kann ich es bejahen. Diese evangelical-fundie organisation ist riesig und bietet viele polls/surveys online an, auf ihrer website.
Onenews` ziel ist es neuigkeiten und nachrichten aus der sicht und weltanschauung von evangelical-fundie christen zu berichten.
Die organisation ist nicht an eine spezielle denomination gebunden, sondern sie targets [zielt?] auf evangelical-fundies allgemein, und von denen gibts tausende variationen und denominations.
Nach euren antworten denke ich jetzt vielleicht ist das Pew Forum resultat nicht so erstaunlich wie ich zuerst dachte. Denn auch die nicht-kirchengaenger waren 40% fuer folter [15% oft & 25% manchmal], und die mainline kirchen christen [mainline bedeutet die nicht-evangelical/fundie kirchen/menschen] waren es 46% [15% oft, 31% manchmal]. Katholiken waren mit 51% pro-folter [19% oft, 32% manchmal] nur uebertroffen von evangelical-fundies mit 62% [18% oft, 44% manchmal].
Es sollen nur weisse befragt worden sein. Und die resultatsprozente sind etwas unterschiedlich in mehreren websites, die ich angesehen hab ueber diesen [letzten] Pew Forum poll. Ist mir etwas konfus.....
Es wurden auch insgesamt [christensorten und nicht-christen] nur etwa 800 leute interviewed, also eine verhaeltnismaessig kleine zahl fuer so wichtige subject matter.

Das onenewsnow poll ist WEITAUS spukiger. Fast 25,000 christen haben daran teilgenommen, 85% waren pro-folter.
Hier war allerdings die fragestellung anders.
Ein beruehmter, leitender Southern Baptist, der oefter mal schlagzeilen macht, hatte sich GEGEN folter ausgesprochen, und nun wollte onenews wissen, ob und wieviele evangelical-fundie christen mit diesem mann uebereinstimmen oder nicht. Es gab zur gleichen zeit [diesen monat ganz besonders] viel aufruhr in christlichen radioprogrammen, in denen dieser gegen folter mann angegriffen wurde. Meiste Southern Baptists sind nicht nur evangelical-fundies, sondern immer mehr werden rabiat reconstructionist/calvinistisch!
Es vergeht hier kaum ein tag, wo ich nicht auf meinem radio [in christlichen programmen und christlichen talkshows] reden ueber gottes rache, vergeltung, wut, strafe, grimm......und hoellenqualen folter hoere! Und davon wie christen [die mit der "richtigen" theologie] ein gottgegebenes recht haben sich an ihren feinden zu raechen.
Ich denke, menschen werden nicht urploetzlich rachsuechtig und folterlustig.
So eine einstellung entwickelt sich ueber zeit und mit bestimmter indoktrination. Und sicher faengt es auch mit "kleinen" gemeinheiten an, ehe es sich allmaehlich zu gewalttaten entwickelt.
Wobei mir einfaellt, ich traue keinem, der tiere misshandelt. Hab zu oft erlebt dass tierquaeler frueher oder spaeter zu menschenquaelern werden!

Und noch was : ich hab das onenewsnow website erforscht und gefunden, dass es ausschliesslich evangelical-fundie mitglieder hat und eine evangelical-fundie anhaengerschaft. Dazu verbindungen mit vielen anderen evangelical-fundie organisationen und kirchen.
Ich kann euch einen haufen davon aufzaehlen, weiss aber nicht ob das was nuetzt. Denn wieviele davon sind in Deutschland bekannt? Es sagt euch vielleicht garnichts.
uer mich ist das anders, ich hab 37 jahre in dieser sorte kirchen verbracht und kenne daher nicht nur viele denominations, sondern auch die mehrzahl der heutigen parachurch organisationen und christlichen [speziell fundie und dominator calvinist] politischen organisationen.
Da habt ihr nichts gutes verpasst!
Um ein beispiel zu nennen : der evangelical-fundie psychologe James Dobson und sein ministry reich. Mr. Dobson spricht wie viele andere bekannte persoenlichkeiten, ganz offen darueber dass feinde gefoltert werden sollten.

Okay, dieser rant ist laenger geworden als geplant, deshalb werde ich noch eine zweite antwort schreiben.......

birdwoman

birdwoman
23.05.2009, 23:41
@ Mirjamis :
Soweit ich es erkennen kann, hast du hast das geschenk der barmherzigkeit.
Damit kannst du heilung und hoffnung bringen......und die welt ist ein besserer platz weil du hierbist - du kannst aufbauen was andere kaputtreissen.


@ luxdei :
Da hast du recht, meinungen von christen haben nicht unbedingt mit religions und kirchenmitgliedschaft zu tun. Waere das der fall, muesste ich als ehemalige evangelical-fundie von folter begeistert sein.
Aber mit dem fundie weltbild als schwerem einfluss auf die denkweise hast du das bullseye getroffen!
Dass die ergebnisse von polls und surveys allgemein davon abhaengen wie fragen formuliert werden und wer gefragt wird, ist auch klar.


@ halbnomadin :
Oh ja, diese idee des auserwaehltseins - zum auserwaehlten volk gottes zu gehoeren [hier den Angloamerikanern mit der "richtigen" theologie], hat unheimlich viel mit dem denken und glauben der menschen zu tun!
Besonders mit der einstellung gegenueber den nichterwaehlten [ich selbst zaehle dazu] und wie sie behandelt werden. Allerdings fuehlen sich auch nichtchristliche Angloamerikaner auserwaehlt, auf basis ihrer nationalitaet und kultur.

Die brutale misshandlung indianischer kinder in den sogenannten boarding oder residential schools in den USA und Canada hat das leben von unzaehligen menschen zerstoert - viele wurden nie weider heil!
Und zehntausende von kindern wurden in anonymen graebern verscharrt! Ihre eltern wissen nicht wo sie begraben sind! Es ist ihnen NICHT erlaubt zu wissen!
Ich kenne viele von den boarding school ueberlebenden, einschliesslich in dem clan in den ich eingeheiratet habe.
Ich kenne auch einige MKs [erwachsene kinder von weissen missionaren], die in schulen fuer missionarskinder grausam gequaelt und vergewaltigt wurden. Jahrelang! Wie bei den boarding schools hat dies niemals eine der schuldigen kirchen zugegeben! Im gegenteil.
Noch HEUTE werden menschen nichtwestlicher kulturen von missionaren ausgebeutet, verachtet, brutal behandelt, als prostituierte verkauft und ermordet. Zum Beispiel das Akhah volk in Thailand.
Und diese woche bekam ich ein email von einer freundin, in dem ein link war zu einer website fuer irische menschen, die in katholischen kinderheimen genauso schlimm wie nichtweisse und MK kinder missbraucht wurden. Das problem ist also noch viel mehr verbreitet als ich dachte!
Dazu moechte ich ausdruecklich sagen, dass nicht nur die katholische kirche daran schuld ist - viele leute, besonders ev-fundies, denken das. Die evangelischen denominationen waren/sind genauso schlimm, kein deut besser!


@ Kasper :
Die dehumanisierung von menschen ist meiner meinung nach IMMER der wichtigste grund fuer unterdrueckung, zwangsassimilation, hass, gewalt, folter, vergewaltigung........und letztendlich voelkermord.
Menschen sehen andere [anders als sie selbst] menschen zuerst als nicht gleichwertig und nicht gleichberechtigt, ehe sie ungerechtigkeit und grausamkeit akzeptieren und praktizieren. Zumindest ist das meine eigene lebenserfahrung. Leider kann ich es nicht so gut wie ichs gern moechte in Deutsch ausdruecken.
Was ich von dir ganz klasse finde ist deine ehrlichkeit!
Du sagst du weisst nicht wie du dich verhalten wuerdest ["Wie stehe ich als betroffener zur folter?"].
Da muss ich mich anschliessen.
Theoretisch bin ich 100% gegen jede folter, aber es ist viel einfacher zu theorisieren als zu leben.
Wie du, weiss ich genau WAS ich tun MOECHTE, und ich hab bisher niemals jemandes gemeinheiten, verfolgung und drohungen vergolten. Noch nicht mal jemand eine "geklebt" oder geflucht.
Ich denke allerdings das liegt weniger daran, dass ich so gut bin, als es an der gnade meines Schoepfers liegt. Und daran dass ich die besten vorbilder in anderen menschen gehabt habe.
Ich weiss wie ich in einer situation reagieren moechte, bin aber nicht voellig sicher ehe ich mich in der situation befinde. Hab mich selbst ueberrascht mehr als einmal als ich anders handelte als ich dachte. Es hatte zwar nichts mit folter zu tun, waren aber bedrohliche/gefaehrliche situationen.
Und psychische folter kenne ich auch viel besser als ich es jemals gewollt haette. Da koennt ich ein buch von schreiben.....
In jedem menschen liegt gutes und boeses. Welches siegt haengt davon ab, ob wir den guten oder den boesen "inneren wolf" fuettern. Und diese entscheidung muessen wir unser leben lang immer wieder selbst machen, es kann uns keiner abnehmen.

birdwoman

Mirjamis
24.05.2009, 11:07
Liebe Birdwoman

:umarmen:

Ich musste heulen, als ich das las, was du geschrieben hast:

"@ Mirjamis :
Soweit ich es erkennen kann, hast du das geschenk der barmherzigkeit.
Damit kannst du heilung und hoffnung bringen......und die welt ist ein besserer platz weil du hierbist - du kannst aufbauen was andere kaputtreissen."