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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dogmen, Gedanken zu



Gerhardt
12.10.2006, 16:45
Dogmen und Lehrsaetze werden von den meisten Menschen abgelehnt. Und wenn jemand als dogmatisch bezeichnet wird, so ist das nicht positiv gemeint.

Andererseits kenne ich keinen Christen, der sich nicht auf Dogmen und Lehrsaetze beruft. Mit solchen Lehrsaetzen wird dann der eigene Glauben definiert und abgegrenzt. Das Dogmen Menschenwerk sind ist eine Tatsache, die von den Glaeubigen gerne geleugnet wird. Genau so, wie es eine Geschichte der Dogmen gibt. Dogmen sind naemlich nicht statisch.

Ich selber liebe Dogmen, denn sie sind Stuetze und Geruest fuer das eigene Leben. Und je schwächer oder unsicherer der eigene Glauben, desto wichtiger sind Dogmen.

Leider gibt es unter Christen keine Einigkeit, welche Dogmen wesentlivh sind. Das gibt dann Anlass fuer heftigen Streit. Dabei sind es gerne "weiche" Dogmen, ueber die man sich in die Wolle kriegt. Mit "weiche" Dogmen meine ich Ansichten wie "die Bibel ist unfehlbar", "Protestanten sind bessere Christen" oder "Jesus war nie verheiratet". (Die Aufzaehlung liesse sich fortsetzen.) Im Gegensatz dazu sind "harte" Dogmen solche wie "unbefleckte Zeugung", "Trinitaet" oder "Auferstehung Jesu". Wer solche Dogmen ablehnt, ist nach landlaeufiger Meinung kein Christ.

Soweit meine (vorlaeufigen) Gedanken.
Gruss Gerd
Edit: Rechtschreibung

Samu
12.10.2006, 17:58
Lieber Gerd, dass Wort Dogma lässt keinen Spielraum in sich für eine Diskussion, für Denken, für Freiheit und Entscheidung. Deshalb ist das Wort Dogma auch mit dem Wort Diktat und Diktatur sinnbedeutend Verwandt.

Ich denke aber, dass es Glaubensgrundsätze geben sollte, die einen bestimmten Rahmen nicht sprengen sollten. Es sei denn, es lässt sich begründen! Hier hat Israel wahrhaft mehrfach über seinen Schatten springen müssen, denn Gott lehrt sein Volk bis zum heutigen Tag und diese Lehre ist oft genau das Gegenteil von dem, was wir uns gerne als Dogma fest schreiben würden. Doch es gibt in der Tat eine Wegweisung, die einem Menschen so viel Freiraum wie möglich lässt, gerade zu laufen und doch nicht zu fallen. Doch es ist harte Arbeit, es ist hartes Tun, es ist hartes Ringen, es ist, wie Jeschua so richtig sagte - Überwinden!

Ich weiß um deine Kämpfe und ich weiß darum lieber Gerd, wie schlimm solche Leute wie ich sind, die ALLES außer dem EINEN in Frage stellen!

Doch bedenke einmal folgenden Gedanken: Ein Rabbi fragte mal einen anderen Rabbiner, warum alles so schwierig auf dieser Welt sei, da sagte der andere: Nicht schwierig, nur Kontrastreich, weil wir ohne Kontraste nur grau sehen würden, doch dadurch nie die Fülle erkennen könnten, die Fülle des Höchsten! Wer Gott nur auf schwarz und weis reduziert, der Reduziert ihn zum schwarz - weis Maler und ignoriert die Farbenpracht seiner Schöpfung!

Samu

tanuki
13.10.2006, 16:24
Hu hu, lieber Gerd,
weißt du, diesen Satz hier von dir, den finde ich sehr ehrlich und da habe ich großen Respekt:

Ich selber liebe Dogmen, denn sie sind Stuetze und Geruest fuer das eigene Leben. Und je schwächer oder unsicherer der eigene Glauben, desto wichtiger sind Dogmen.
Du hast dir deine ganz eigenen Gedanken zu deinem Glauben gemacht, du hast es dir sicher nicht leicht gemacht und du bist für dich zu diesem Ergebnis gekommen. Ich denke mal, es gibt heutzutage viele Menschen, die einfach dem mainstream und den gängigen Meinungsmachern folgen, verführt von vielem lauten Entertainment, das über die Kanäle flimmert usw. und sich eben keine tieferen Gedanken machen und dann leicht etwas unreflektiert "übernehmen", was gerade "in" ist. Auch wenn wir wohl nicht ganz einer Meinung sind, so möchte ich dir von Herzen Anerkennung aussprechen.
Deine tanuki

Sandkorn
17.10.2006, 09:51
Lieber Gerhardt,

nun habe ich Deinen Eintrag im Forum gefunden. :wink:
Dogmen- nun, darüber haben wir uns ja schon unterhalten und wenn du willst, können wir das auch gern fortsetzen.
Ich schreibe trotzdem noch ein paar der Hauptgedanken hier rein, denn das liest ja nicht nur du :-)
Dogmen sind Lehrsätze oder Aussagen, die Menschen festgelegt haben, da sind wir uns einig, oder?!
Die Frage ist dann, woher haben diese Menschen diese Aussagen geholt und gefestigt.
Ich möchte mal ein kleines Beispiel bringen:
Wenn ein Vater seinem Sohn beibringt, dass Lügen nicht gut ist ( ich wähle bewußt mal ein Beispiel aus menschlichen Dogmen im Alltag), dann kann er das aus verschiedenen Gründen weitergeben an seinen Sohn- weil er das so von seinen Eltern gelernt hat? oder weil er selbst die Erfahrungen gemacht hat, dass Lügen Mißtrauen bringt- oder weil er Gott glaubt, wenn es so in der Bibel steht....
Der Sohn kann diese Aussage übernehmen, sich daran orientieren, auch aus verschiedenen Gründen: weil der Vater, den er achtet, es sagt... oder weil er sich nach dem Vorbild des Vaters ausrichtet... oder aber weil er sich selbst Gedanken darüber gemacht hat, was Folgen und Konsequenzen der Lügen in zwischenmenschlichen Beziehungen sein können.... oder weil er in der Bibel darauf gestoßen ist, dass das nicht nur Folgen für sich und seine Mitmenschen, sondern noch viel mehr auf seine Beziehung zu Gott, seinem Schöpfer hat...
Kannst du mir folgen?

Dogmen, also Lehrsätze, sind gut, doch erst dann, glaube ich, für jeden persönlich, wenn er nicht blind ( nicht abwertend gemeint) Menschen folgt, sondern persönlich durch eigenes Erkennen dahinter steht.
Menschen, die gottesfürchtig leben und sich als Sünder vor Gott erkannt haben, orientieren sich (hoffentlich) nicht nur oder weniger an anderen Menschen, sondern an ihrem eigenen Weg zu Gott.
Die Frage ist, was glaube ich- kommt die Bibel von Menschen oder steht hinter dem, was Menschen dort aufschrieben Gottes Wort an Menschen?
Alles beginnt mit Glauben und Vertrauen- Jesus z. B. wird von Juden nicht als Messias erkannt ( oder möchte mich jemand darin korrigieren, dann bin ich gern lernfähig) doch für Christen beginnt hier die Erlösung....

Dogmen können dir eine Stütze sein, wenn du persönlich dahinter stehst, doch es bleibt deine ganz eigene Entscheidung, was du glaubst und wem du glaubst.

Ich wünsch dir einen schönen Tag, möge dein Herz in Gottes Licht hell sein und möge deine Schwere an Gewicht verlieren.

Alles Liebe Sandkorn

Gerhardt
27.10.2006, 13:10
Wie schon in meinem Eröffnungsbeitrag erwähnt, ist der Begriff Dogma negativ besetzt. Aber nicht nur das, auch der Begriff ist nicht eindeutig. In verschiedenen Zeiten wird der Begriff unterschiedlich verstanden. Trotz dieser Unschärfe will ich bei diesem Begriff bleiben.

Dogmen sind nicht einfach mein Lieblingsthema. Dogmen vermitteln mir Sicherheit in Glaubensfragen. Und mit dem Problem der Glaubenssicherheit beschäftige ich mich schon seit 25 Jahren. Nun kann man einwenden, dass es in Glaubensfragen keine Sicherheit gebe und manchmal meine ich das auch. Aber überzeugt davon bin ich nicht.

In einem Katechismus habe ich folgendes gefunden.
"Glauben ist aber nicht nur ein unbestimmtes Gottvertrauen, Glauben hat auch einen Inhalt. Wer glaubt, gibt sich Rechenschaft über das, was er glaubt. Darum lässt sich christlicher Glaube auch in bestimmten Sätzen, die den Inhalt des christlichen Glaubens wiedergeben, aussagen."

Ich habe ständig mit Leute zu tun, die meinen Glauben nur unvollständig teilen oder sogar vollständig ablehnen. Das fordert zur Besinnung darüber auf, was ich glaube und warum ich glaube.

Glauben gründet sich auf Vertrauen. Ich halte es für wichtig sich darüber klarzuwerden, worauf das Vertrauen gründet. "Wer sich auf etwas verlässt das nicht trägt, der ist verlassen." Ich sehe mich nicht in der Lage ohne Dogmen, also frei von Stützen, Leitplanken oder Laternenpfählen den Grund meines Glaubens zu beschreiben.

Deshalb möchte ich eine persönliche Frage stellen. (Persönlich deshalb, weil Glauben eine Privatsache ist.) Wie gelingt ein Glauben frei von Dogmen? Kann man seinen Glaubensgrund frei von Dogmen beschreiben?

Gruss Gerd

Lorchen
27.10.2006, 16:38
Im Gegensatz dazu sind "harte" Dogmen solche wie "unbefleckte Zeugung", "Trinitaet" oder "Auferstehung Jesu".[quote]

Grübel,ich würd das jetzt nicht als Dogmen ansehen,sondern als Tatsachen?
Verbessert mich bitte,wenn ich hier falsch liege :oops:
Und duckwech :35
Lorchen

poetry
27.10.2006, 16:43
Ich hab mal wikipedia bemüht:

Unter Dogma (griech. δόγμα, dógma, „Meinung, Lehrsatz“; Plural Dogmen oder seltener nach dem Griechischen Dogmata) versteht man eine festlegende Definition, um einem Glauben, eine Übereinstimmung mit der Wirklichkeit voraussetzend, einen unumstößlichen Wahrheitsgehalt zuzuschreiben.

Dogmen findet man häufig in autoritaristischen, absolutistischen und totalitären Gesellschaftsformen in denen dann eine Religion, Weltanschauung oder eine Wertvorstellung als allein wahr, allgemeingültig, verbindlich und oft sogar als für alle Zeit gültig erklärt wird.
Dogmen oder Paradigmen, die diese Anschauungen bilden, werden unter Berufung auf göttliche Offenbarung, besondere Erkenntnisse, als wahr erachtete Theorien oder naturrechtliche Legitimation formuliert sodas eine Kritik am Dogma selbst automatisch auch eine Missachtung der Autorität ergibt und so eine Selbstimmunisierung gegen jede Kritik entsteht. Die systematische Lehre der Dogmen wird Dogmatik genannt.

tanuki
27.10.2006, 19:01
Hi, lieber Gerd,


Deshalb möchte ich eine persönliche Frage stellen. (Persönlich deshalb, weil Glauben eine Privatsache ist.) Wie gelingt ein Glauben frei von Dogmen? Kann man seinen Glaubensgrund frei von Dogmen beschreiben?

Wenn ich es nun beschreiben sollte - persönlich - würde ich mal wieder auf meinen geliebten Kohelet zurückgreifen. Mich spricht gerade diese Schrift wegen ihrer "Weite", der Suche von Antworten auf universelle Fragen, die sich wohl alle Menschen aller Kulturen früher oder später stellen und gestellt haben und wegen ihrer tiefen Weisheit und Lebensphilosophie an...ich empfinde diese Schrift als zeitlos und sehr undogmatisch ...bei gleichzeitigem Glauben an Gott. Also für mich wäre das so etwa die Haltung, wie ich mir "undogmatischen" Glauben vorstelle... bitte sieh dies als rein persönliche Meinung...denn die wolltest du ja auch hören.
Shalom, deine tanuki


(Info auf Nachfrage - Kohelet = Versammler bzw. Buch Prediger)

Sandkorn
28.10.2006, 10:25
Hallo gerd,

ich habe gerade erst wieder in deinen Thread geschaut.
Freut mich, dass da so eine gute Runde daraus geworden ist.

Zu deiner Frage:
Kann man einen Glaubensgrund frei von Dogmen beschreiben?

ich glaube, man kann, doch nur mit dem Glauben der aus Gott selbst kommt.
Der Glaube ist kein "nehmen wir mal an" oder "vielleicht" oder " es klingt hoffentlich wahr, dass"- Glaube, so wie Jesus ihn beschreibt, kommt von Gott.
Glaube wird zum Wissen, Sichersein, weil ich die Person, der ich vertraue, mehr und mehr kennen lernen kann.
Es geht gar nicht um einzelne Lehrsätze, lieber Gerd, sondern ich glaube, es geht um Suche nach dem allein lebendigen Gott und Seiner Wahrheit.
Traust du Gott denn zu, dass er dir ganz persönlich beim Bibellesen Dinge und Zusammenhänge völlig neu und frei von menschlich " gelehrtem oder gelerntem" erklären kann?
Das ist der Anfang von Glauben- trau ihm zu, dich zu führen, deine Dogmen zu durchleuchten und dir Antworten zu geben.


Hast du schon mal im Thread "Woher kommt euer Glaube" gelesen?
Vielleicht entdeckst du darin, so wie ich, dass andere auch unterwegs sind und dass Glaube kein "klammern an Fakten" ist

Ich wünsch dir alles Gute
Sandkorn

James
28.10.2006, 10:55
also für mich ist wort dogma nich negativ besetzt., ich kann gerhardts meinung sehr gut verstehen, und teile sie auch

James

tomex
28.10.2006, 12:58
Dogmen, welche aus Menschenhand geschaffen wurden haben ihren Zweck in eigennützigem. Dogmen, welche zum Täglichen praktiziert werden, grenzen aus und grenzen ein..

Ich beziehe mich auf ein Zitat aus dem Talmud:

5,25. Wer nicht lernen will, ist des Lebens unwert; wer nicht zulernt, nimmt an Wissen ab.

Denn nur die nötige Freiheit lässt uns an Wissen teilnehmen, wie soll diese aber ausschauen aus Dogmatisierter Sicht?

Shabbat Shalom

Tomex