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anonym002
09.08.2009, 14:57
Die Göttin - Franz Hohler

Am Anfang, bevor die Welt erschaffen war, streifte Gott durchs Nichts, um irgendwo etwas zu finden. Er hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und war todmüde, als er plötzlich vor einer grossen Baracke stand. Er klopfte an, und eine Göttin öffnete und bat ihn, hereinzukommen.


Sie sei, sagte sie, gerade mit der Schöpfung beschäftigt, aber er solle sich ruhig ein bisschen hinsetzen und ihr bei der Arbeit zuschauen.

Zurzeit war sie daran, in einem Aquarium verschiedene Wasserpflanzen einzusetzen. Gott war in höchstem Masse erstaunt über das, was er sah, er wäre nie auf die Idee gekommen, so etwas wie Wasser zu erschaffen. Gerade dies aber, sagte die Göttin lächelnd, sei sozusagen die Grundlage des Lebens überhaupt.


Nach einer Weile fragte Gott, ob er vielleicht ein bisschen helfen könnte, und die Göttin sagte, sie wäre sehr froh darüber, wenn er das Wasser und ihre bisherigen Schöpfungen auf einen der Planeten bringen könnte, die sie etwas weiter hinten eingerichtet habe. Sie würde gerne auf dem unbedeutendsten anfangen, probeweise.


Also begann Gott damit, die Schöpfungen der Göttin eine nach der andern aus ihrer Baracke auf die Erde zu bringen, und es ist nicht verwunderlich, dass später die Menschen auf diesem Planeten nur den Gott kannten, der das alles gebracht hatte, und ihn für den eigentlichen Schöpfer hielten.

Von der Göttin aber, die sich das ausgedacht hatte, wussten sie nichts, und deshalb ist es höchste Zeit, dass sie einmal erwähnt wurde.



http://www.pfarreihuenenberg.ch/18plus/pdf/TA3Hohler-Schoepfung.pdf

anonym002
09.08.2009, 15:11
Die Konferenz

Gott versammelte sich an einem grossen Tisch und eröffnete die Sitzung.
"Meine Herren" sagte er, "ich werde vom amerikanischen Präsidenten dringend um Beistand im Krieg gebeten. Zudem soll ich sein Land segnen. Hat jemand etwas dagegen?"

Er verschwand unter der Tischplatte und tauchte auf der linken Seite mit einem Palästinensertuch wieder auf.
"Tja", sagte er hüstelnd, "ich werde vom irakischen Präsidenten dringend um Beistand gebeten. Zudem soll ich sein Land segnen und den Krieg heilig sprechen. Ich habe mir gerade überlegt, ob ich das möglicherweise tun könnte."

Er verschwand unter der Tischplatte und erschien auf der rechten Seite wieder, mit einem Käppchen auf dem Kopf.
"Moment", sagte er, "ich werde vom israelischen Präsidenten dringend um Beistand gebeten. Zudem soll ich sein Land segnen. Also was nun?"

In dem Moment kam der Erzengel Gabriel mit der Nachricht, der Fernsehapparat mit dem CNN-Sender sei jetzt installiert, und Gott brach die Konferenz ab, setzte sich vor den Bildschirm und schaute zu, bis der Krieg zu Ende war.

&kaffeepause

anonym004
09.08.2009, 18:07
&breitgrins

absalom
10.08.2009, 17:03
Genial!!!

&giraffe

Absalom

godelind
10.08.2009, 17:38
&wunderkerze&cool1&super

gode

Diedrei
11.08.2009, 09:53
Wir müssen einmal Protest anmelden. Wir, die Dreieinigkeit, waren auch dabei. Wir haben das Aquarium gehalten und den Kochlöffel hat Bruder Paul geschnitzt. Also immer schön bei der Wahrheit bleiben. &giraffe

diedrei

Dativ
19.08.2009, 19:47
Aus archöologischer Sicht ist das Thema bestimmt interessant, ebenso aus dem theologischen Blickwinkel. Allerdings befinden wir uns hier in einem christlichen, und nicht heidnischen Forum, und darum frage ich mich, wass dieses mit der Bibel oder dem Christentum im weitesten Sinne zu tun hat?

absalom
20.08.2009, 15:17
Richtig, christlich.

Das heißt? Gott ist den christlichen Vorstellungen unterworfen?

Absalom

luxdei
20.08.2009, 16:37
Aus archöologischer Sicht ist das Thema bestimmt interessant, ebenso aus dem theologischen Blickwinkel. Allerdings befinden wir uns hier in einem christlichen, und nicht heidnischen Forum, und darum frage ich mich, wass dieses mit der Bibel oder dem Christentum im weitesten Sinne zu tun hat?

Ist das Christentum nicht selbst heidnisch?

&haseli

Dativ
21.08.2009, 00:57
Ist das Christentum nicht selbst heidnisch?

&haseli

Bestimmt hat das Christentum "heidnische Elemente" in sich (Liturgie, Dogmen) aufgenommen, aber als HEIDNISCH würde ich das Christentum nicht bezeichnen.

Seleiah
21.08.2009, 07:04
Bestimmt hat das Christentum "heidnische Elemente" in sich (Liturgie, Dogmen) aufgenommen, aber als HEIDNISCH würde ich das Christentum nicht bezeichnen.

Was solls sonst sein? Soviel Hellenistisches Heidentum wie da drin steckt, ist das gar nicht mehr so christlich. Und komischerweise haben ne menge geschichten der bibel unglaubliche aehnlichkeit mit germanischen sagen..

poetry
21.08.2009, 10:14
... oder germanische Sagen haben Ähnlichkeit mit biblischen Geschichten

absalom
21.08.2009, 13:24
....oder aber man findet in allen Religionen und Kulturen Ähnlichkeiten zu der eigenen Religion oder Kultur?

Wie dem auch sei, ob Christentum, Islam oder Judentum, keine dieser Religionen hat sich aus dem Nichts selbst erfunden und schöpft sein Dasein und „Wissen“ nicht aus dem luftleeren Raum, sondern ist immer auch Erbe anderer Kulturen und Religionen. So finden wir im alten Israel ebenso wesentliche Elemente aus dem alten Ägypten, Kanaan und Babylon, im Christentum den Hellenismus in all seiner Bandbreite und im Islam neben jüdischen und christlichen Einflüssen eben auch Altarabische.

Ich sehe darin eigentlich eine sehr natürliche Entwicklung und all das hat nur wenig mit Gott oder Göttin, sondern vielmehr mit Menschen zutun. Oder ist gar Gott Religionsgründer und gehört Gott etwa einer Religion an? Wäre es so, dann sollte Gott sich doch endlich einmal für eine Religion entscheiden und die anderen Religionen als Irrtümer abschaffen. Bisher tat Gott/In das nicht und es scheint dieses Wesen auch nicht wirklich ernsthaft zu interessieren – diese nur all zu menschlichen Religionen.

Zum Christentum kann man nur sagen, Jesus war zeitlebens Jude, lebte und glaubte als Jude und hat nie eine neue Religion gegründet. Es ist schon etwas paradox, dass ein Mensch zum maßgeblichen Inhalt einer Religion wird, der jedoch selbst einer anderen Religion angehörte. Aber auch das gab’s schon mehrfach.

Absalom

luxdei
21.08.2009, 14:03
Bestimmt hat das Christentum "heidnische Elemente" in sich (Liturgie, Dogmen) aufgenommen, aber als HEIDNISCH würde ich das Christentum nicht bezeichnen.

Dativ, das Christentum ist voller heidnischer Elemente.
Alle Religionen haben offensichtlich einen gemeinsamen Kern. Und das ist doch auch nicht verwunderlich. Schließlich sind die "Ur-"Erfahrungen der in die Schöpfung geworfenen Menschheit die gleichen gewesen. Was die Religionen eine unterschiedliche Entwicklung nehmen ließ, scheinen mir dann eher kulturelle Einflüsse gewesen zu sein. Wobei es im Laufe der Geschichte offenkundig wieder wechselseitige Beeinflussungen gab.

Statt also abzugrenzen und auszuschließen, sollten wir prüfen und das gute und sinnvolle übernehmen.

Gruß
LD

Athame
21.08.2009, 16:28
Toller Text, danke dafür!

Lior
21.08.2009, 17:30
Also grundsätzlich kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen, würde aber vermittelnd doch die Frage stellen wollen, ob Dativ da nicht ein wenig falsch verstanden wurde. Dass heidnische Elemente übernommen wurde, hat er ja nicht angezweifelt, er sagte lediglich, dass das Christentum (in seiner Gesamtheit) kaum heidnisch genannt werden kann. Und dies ist ja an und für sich auch zutreffend, wenn man heidnisch heute umgangssprachlich als "naturreligiös" versteht - und ein solches Verständnis scheint mir bei Dativ vorzuliegen, wenn er das Reden von einer Göttin in ein "heidnisches" Forum verordnen würde.....

Nur mal so als Gedanke hierzu.

anonym002
21.08.2009, 22:40
Die Göttin oder die Konferenz

Ich denke, Gott ist einfach etwas anders, als man/frau denkt und es auch gerne haben will.

Denn, was wissen wir über ihn wirklich? Wissen, das nachvollziehbar ist, sich nachweisen lässt. Wie gut kann aus Überlieferungen „nachgewiesen“ werden, wie Gott nun wirklich ist? Geben Überlieferungen nicht immer nur eine Seite, Sichtweise wider? Sicher kann man solche relative Erkenntnisse zur absoluten Lehre erheben. Aber wir wissen ja, dass daraus bis heute nur Glaubenskriege entstanden sind. Selbst schon bei jüngeren Begebenheiten kann man meist nur sagen; man erachtet es als erwiesen, was doch eine gewisse Unsicherheit zulässt.


So sind „Naturreligionen“ nur aus der Sicht der Kirche „heidnisch“, aber jüdisch betrachtet ist auch das Christentum „heidnisch“, da es von Leuten aus den Nationen vertreten wird. Den Begriff „Heide“ gibt es im AT nicht, dort wird von den Nationen gesprochen, also nicht diffamierend.


Lehit

Alef

Fisch
22.08.2009, 08:42
Den Begriff „Heide“ gibt es im AT nicht, dort wird von den Nationen gesprochen, also nicht diffamierend.

Damit sollten sich einige auseinandersetzen, wenn sie meinen ihren Glauben mit allen Mitteln verteidigen zu müssen. Ich empfinde das Wort "Heide" auch als Beleidigung.

Gruß
Fisch