PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Freunde für immer / Maiby



maiby
20.08.2009, 14:39
Ja, es hat keiner gemeckert und einige Leser haben sich ja gefunden, so
mache ich einfach mal weiter und geb Euch nach und nach Teil 2 meiner Geschichte zum Lesen.

Freunde für immer
Maiby, Schwerin 2006

Der Winter war lang in diesem Jahr. Aber nun erwarteten wir den Frühling. Ich hatte mich voll in meine Ar-beit gestürzt. Oft leitete ich morgens und abends eine Veranstaltung Malerei. In meiner Werkstatt gab es viel zu tun. Mein Mann Peter war mit seinem Job beschäftigt. Unsere Tochter Jana gab in der Schule ihr Bestes. Das war bestimmt nicht immer einfach in Amerika. Wir und auch ihre Gasteltern, Carrie und Barry Ford, wa-ren stolz auf sie. Jeden Tag erfuhr ich, was in der Familie los war. Mein Computer war meistens an, wenn ich zu Hause war.

1 – Ostern mit Aprilwetter

„Ich koche jetzt Kaffee!“, sagte ich zu Peter, als ich am Morgen ganz ohne Wecker erwachte. Es war ein Feiertag, Karfreitag. Langsam krabbelte ich aus meinem Bett. „Das mache ich!“ rief mein Mann mir hinterher. Er mag es nicht, wenn ich schlaftrunken Kaffee koche und möglicherweise die Menge des Kaffees nicht richtig einschätze. „Auch gut“ dachte ich und verschwand im Bad.
Unsere Stube war ein wenig zu Ostern dekoriert. Auf einen Birkenstrauß hatte ich verzichtet, denn die Ostereier hingen an meinem großen Christusdorn. Wie war das eigentlich mit den volkstümlichen Traditionen? An welchem Tag werden die Ostersachen versteckt? Es war auch egal, denn diese Aufgabe hatte ich nicht in diesem Jahr, denn wir hatten kein Kind zu versorgen.

Warum werden überhaupt so viele Eier gegessen? An der Kasse in der Kaufhalle hatte ich in der letzten Woche einen Mann beobachtet. Er wollte sechs Packungen Eier bezahlen und so begann er sich sofort zu rechtfertigen: „Wir sind zu Ostern elf Personen, da braucht man schon mal 60 Eier!“ Die Kassiererin tat inte-ressiert. Doch ihr „Ja, ja“, schien mir eher eine andere Bedeutung zu haben. Diese schwierige Rechenauf-gabe konnte ich nicht lösen, aber ich wusste, dass wir nicht so viele Eier essen. Erst recht nicht an diesem Tag, denn ich hatte keine Lust, welche zu kochen.

Meine Tasse, mit der richtigen Mischung aus Kaffee und Milch, stand für mich bereit. Es war Zeit, in Ruhe zu frühstücken. Besonders schön an diesem Tag war, dass der Briefkasten leer war. Kein lautes Knistern mit der Zeitung und Peter bombardierte mich nicht mit Angeboten der bunten Prospekte. Frische Brötchen wa-ren in der Plastiktüte, weil mein Mann daran gedacht hatte, sie am Abend davor dort einzupacken, damit sie an diesem Morgen noch frisch waren. Während wir gemütlich kauten, freute Peter sich schon auf die nächs-te Mahlzeit. Er fragte mich: „Wann gibt es Mittag?“. Ich antwortete entschlossen: „Dreizehn Uhr“. Mein Vor-schlag wurde anstandslos akzeptiert. Allerdings griff Peter noch ein weiteres Mal in die Brötchentüte.

Vor uns lag ein schöner Tag, völlig ohne Termine. Ich schaltete meinen Computer an, schaute in meinen E-Mail Postkasten. Aber es waren keine Nachrichten angekommen. So blieb ich gleich an meinem Schreib-tisch sitzen und ließ einen Zettel nach dem anderen durch meine Finger gleiten. Der Papierkorb wurde im-mer voller und langsam war das Holz meiner Arbeitsplatte wieder zu sehen. Ein Erlebnis welches ich lange nicht mehr hatte. Zum Abschluss meiner Sortier- und Aufräumaktion folgte eine Feuchtreinigung. Mein Ar-beitsbereich am Computer strahlte vor Sauberkeit.

Dann allerdings war es Zeit, den Job in der Küche zu erledigen. Eigentlich mag ich ganz gerne kochen, es ist eine der interessantesten Aufgaben im Haushalt. Warum viele Leute damit allerdings so viel Zeit verbrin-gen, kann ich nicht verstehen. Um ein ordentliches Mittag zu kochen, brauche ich selten länger als eine hal-be Stunde.

Um halb eins schloss ich die Küchentür von innen. Die Sinfonie in der Küche konnte beginnen. Als alles ruhig war startete ich das erste Instrument, die Geschirrspülmaschine. Sie macht von allen Geräten das lauteste der Geräusche. Nicht wesentlich leiser ist allerdings der Wäschetrockner. Beide zusammen bilden ein harmonisches Duo, sozusagen das Orchester meines Musikstücks. Gleichzeitig steigerten sich auch die Temperaturen in meinem Raum. Aus diesen Gründen fällt es mir nicht schwer, in dieser Mietwohnung auf den Luxus einer Fußbodenheizung zu verzichten. Nun schaltete ich meine Kochplatten an. Das Wasser im Kochtopf begann leise zu sprudeln, die Töne wirken gleichmäßig und beruhigend. Man muss aber genau acht geben, um es zu hören. Das Solo spielte die Margarine in der Pfanne, sie brutzelte im mittelschnellen Takt. Leider ging es im Gesamtwerk etwas unter. Die grünen Nudeln landeten im kochenden Wasser. Es war Zeit, die Abzugshaube arbeiten zu lassen. Der Geräuschpegel steigert sich zum ohrenbetäubenden Lärm.

Meine geschälten Kartoffeln wurden geraspelt und ein bekannter Kartoffelpufferbrei angerührt. Auf meine „Pflinsen“, wie meine Mutter die Kartoffelpuffer immer nennt, kommt der Fisch. An diesem Osterfest gab es Filet des Viktoriabarsches. Wenn ich nicht in diesem Moment das Fenster geöffnet hätte, wäre ich wohl erstickt. Auf den Herdplatten zischte es laut. Ich öffnete die Tür, holte einmal tief Luft und erinnerte Peter rechtzeitig einen Rotwein zu öffnen; damit dieses edle Getränk vor dem Essen atmen konnte. Der letzte Arbeitsgang war die Herstellung der klassische „Sauce Hollandaise“, die ich mit ein paar Kräutern und Käse verfeinert. Ich deckte den Tisch. Das Poltern mit den Tellern war der Schlussakt. Freundlich drehte ich mich in meiner Küche, bedankte mich bei allen Mitwirkenden und schalte alle Geräte ab. Ich schloss das Fenster und rief meinen Mann zum Essen. Als wenn nie irgendetwas gewesen war, saßen wir pünktlich beim Festmahl.

Nach unserer Mittagsruhe schien die Sonne und sie lockte uns nach draußen. Wir setzten uns auf unsere Fahrräder, fuhren die Straße entlang. Die dunklen Wolken bedeckten den Himmel und schon nach den ers-ten dreihundert Metern bekam ich den ersten Tropfen ins Gesicht. „Wird es mehr regnen?“ überlegte ich, denn meine Regenjacke war auf dem Gepäckträger eingeklemmt. Eigentlich sah es nicht so aus. Entschlos-sen radelten wir weiter, bis an unserer Kongresshalle, die dicken Hagelkörner auf den Boden knallten. Das Dach des Tanzlokals Achteck rettete uns. Während Peter mir die Eisbrocken aus meinem Haar sammelte, dachte ich an Jana. Sie lag zur selben Zeit mit ihrer Familie und ihrem Freund Jake braun gebrannt am At-lantikstrand. Mit dem Campinganhänger verbrachten sie das Osterfest in Myrtel Beach. Nur wir durften uns mit diesem typischen Aprilwetter herumplagen. Doch es wurde wieder heller, so dass wir unsere Tour fort-setzen konnten. Wir radelten weiter und besuchten unsere Familie. Am Abend schaute Peter Fußball und ich versackte an meinem Computer. Ich übersetzte meine Geschichte in die englische Sprache, bis ich daneben ins Bett fiel.

Am Sonnabend klingelte mein Wecker wieder früh. Ein Arbeitstag für mich. Während unsere Stadt noch zu schlafen schien, saß ich bereits im Auto. Die Bäume und Büsche des Flieders zeigten kleine grüne Spitzen. Ich achtete in diesem Jahr besonders darauf. Wenn die verschiedenen Farben Blüten in dunkelviolett, vio-lett-rot und weiß die Natur schmücken, sollte unser Kind wieder zu Hause sein. Am Herrentag, wenn die Fliederblüten die Fahrräder und Autos schmücken, wollten wir eine gemeinsame Tour machen.
In der Werkstatt suchte ich meine Bastelmaterialien und Werkzeuge zusammen und stapelte die Klappboxen im Auto. Schon nach fünf Minuten kam meine Mutter, um mir zu helfen. Sie wollte mich an diesem Tag nach Gägelow begleiten. Alles war fertig. Einsteigen und ab ging es nach Wismar. Es ist eine schöne Fahrstrecke. Ich kenne den ersten Teil dieses Weges, weil ich ihn als Teenager oft mit dem Fahrrad gefahren bin. In den Wäldern gab es noch Stellen, wo die Ein-Euro-Jobber nicht aufgeräumt hatten, wo die weißen Buschwindrö-schen sich nach der langen Kälte in großen Flächen unter Baumwurzeln und Gestrüpp zeigten. Gerne wäre ich in dieser Gegend herumgestrolcht, auf der Suche nach irgendwelchen interessanten Baumpilzen, Wur-zeln oder irgendetwas Brauchbarem. Doch ich hatte Pflichten und selbst das missfiel mir nicht.

Nach vierzig Minuten erreichten wir den Parkplatz am Einkaufszentrum. Wir besorgten uns zwei Einkaufs-körbe, in die wir alle meine Boxen einluden und in das Center schoben. Wenn man die Managerin nicht gleich draußen am Eingang trifft, dann läuft sie einen spätestens in den nächsten fünf Minuten über den Weg. Diese quirlige und couragierte Frau ist der gute Geist dieses Hauses. Mit ihrer freundlichen Art und ihrem strahlenden Lächeln gelingt es ihr immer wieder, alle Käufer und Verkäufer anzustecken.
Meine Tische und Bänke standen zusammenklappt in der Ecke. Wir bauten alles nach meinen Vorstellungen auf. Auf einem separaten Tisch dekorierte ich meine gebastelten Gestecke, Osterhasen und Eier, einige Figuren aus Ton und meine Bilder. Alles leuchtete bunt. Eine Menge Leute und besonders viele Familien waren an diesem Sonnabend unterwegs. Doch meine Hoffnung war nicht groß, meine Sachen zu verkaufen. Das Angebot in den vielen Geschäften ist riesig. Während einige meinem Stand nicht einmal einen Blick schenkten, schauten andere wenigstens interessiert.

Pünktlich um elf Uhr ertönte die Stimme aus den Lautsprechern. Die Centermanagerin des MEZ Gägelow war sich nicht zu schade alle Besucher selbst zu begrüßen. Während sie alle Aktionen im Center durchsag-te, hatten die ersten Kinder mich bereits entdeckt. Die erste Frage war immer, was es kostet mitzumachen. Es ist eine Freude, dann erklären zu können, dass es nichts kostet, weil alle Materialien und auch mein Ho-norar vom Center bezahlt werden. Die drei Mädchen waren begeistert und setzten sich zu mir. Interessiert betrachteten sie meine Musterstücke. Ich bot ihnen an, Mäuse aus Moos zu fertigen oder Sandbilder mit den Motiven eines Marienkäfers, einer Schnecke oder eines Kükens zu gestalten. Alle entschieden sich einheit-lich für ein Ostermotiv. Bei dieser Technik braucht man keine lange Einweisung. Das erste Team begann selbständig zu arbeiten. Meine helfenden Hände wurden nicht gebraucht.

Das war gut so, denn so soll eine Bastelaktion sein. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, nach ungefähr zehn Minuten war das erste Kind fertig. Das Mädchen zeigte mir stolz ihre Osterkarte und sagte: „Die ist für Oma“. Ich freute mich mit ihr und steckte ihr kleines Kunstwerk in einen Briefumschlag, damit es heil bei Oma zu Hause ankommt. In diesem Moment zog ein weiteres Mädchen ihre Mutti ganz dicht an meinem Tisch vorbei. Die Kinderaugen erkannten sofort, dass dieses Basteln Spaß macht. Bei den Erwachsenen ist es anders. Die junge Frau scannte meine Sachen förmlich ab. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Brauche ich das oder nicht. Da! Ein Fun-keln in den Augen: die Mutti hatte sich in eine Moosmaus verliebt. Gerne versuche ich die Gedanken der Besucher zu erraten. Vielleicht dachte sie: „Diese Mause fehlt noch zu Hause. Sicher passt sie auf den Fern-seher oder neben die Schale beim Spiegel.“ Ich glaube ihre Dekorationsideen waren grenzenlos. Der richti-ge Zeitpunkt, um die Leute anzusprechen: „Möchten sie auch mit basteln?“ Es kam keine Antwort, nur ein Schmunzeln. Nachdenkliches Schweigen. Aber ich hatte noch einen Trumpf: „Heute ist es kostenlos, das Center lädt Sie ein!“ Nun kamen sie näher. Es war immer noch Ruhe. Es war nicht zu übersehen, dass die Tochter ein Sandbild basteln wollte und die Mutter eine Moosmaus brauchte. Langsam erklärte ich die Technik der Sandbilder. Anschließend griff ich mit der Hand in das nasse Moos und zeigte, was gemacht werden muss. Manchmal krabbelte eine kleine Spinne oder Ameise heraus. Die beiden Parteien äußerten sich. „Niemals mache ich so eine Moosmaus“, stellte das Mädchen fest. „Aber wir brauchen keine Osterkar-ten, wir rufen alle an“, erklärte die Mutti. Ein wahrer Familienstreit war entfacht.

„Hallo Tante“ begrüßte mich ein kleiner Junge, der schon oft mit seinem Vater bei mir gebastelt hatte. Die Karte mit dem Marienkäfer wollten sie anfangen, und das taten sie auch. Am anderen Ende des Tisches saß ein Mädchen im Teenageralter, sie wollte eine Moosmaus herstellen.

Meine beiden Kampfhähne waren sich noch nicht einig. Die Kleine war schon verzweifelt. Obwohl ich es wusste, fragte ich:„Was möchtest Du denn basteln?“ Mit leiser Stimme piepste sie: „Eine Osterkarte“. Ich schaute zur Mutter. Ihre roten Fingernägel glänzten an den langen dünnen Fingern und sie sah nicht so aus, als wenn sie eine linke und eine rechte Hand hätte. Ich schlug ihr trotzdem vor, selbst so eine Maus zu bas-teln. Erschrocken und entsetzt schaute sie zu den Materialien. Sie gab auf und kleinlaut äußerte sie: „Nein, nein! Mein Kind, bastele du mal eine Karte.“ Das Mädchen hüpfte vor Vergnügen. Zuerst wollte sie das Os-terei auf der Karte gestalten. Die Mutter ergänzte: „Mache es so, wie Du möchtest. Welche Farbe gefällt Dir denn?“ Die Kinderhände griffen zur Schale mit dem lilafarbenen Sand. Die kreischende Stimme war schon wieder zu hören, die Mutter begann zu erziehen! „Aber das Ei vom Küken ist immer weiß. Du musst weißen Sand nehmen.“ Traurig schaute die Kleine zu mir. Langsam beugte ich mich zu ihr und fragte sie, ob lila ihre Lieblingsfarbe sei. Das war es. „Warum soll dieses Osterei nicht lila sein?“ fragte ich und schaute die Mutter an. Endlich war sie sprachlos und auch dieses Kind konnte die Bastelaktion genießen.

Auch Erwachsene basteln gerne. Wenn die Eltern oder Großeltern in der Nähe sind oder sogar neben ihren Kindern sitzen, muss ich oft aufpassen, dass die Kleinen noch etwas selber machen dürfen. Mutti, Vati oder Oma übernehmen in ihrem Eifer gerne die Leitung. Oft lassen sie sich überrede, einfach selbst eine Karte zu gestalten. Meine Sitzplätze sind oft heiß begehrt und eine dicke Traube Leute steht um mich herum. „Die Klebe ist alle. Ich brauche einen Kopf. Darf ich noch eine zweite Karte machen…Meine Aufgaben reißen nicht ab. Oft bleibt nicht einmal Zeit, um zur Mittagszeit etwas zu essen. Doch heute hatte ich meine Mutter mit, die dann loslief, um mir Kaffee und Bratwurst zu kaufen.

Am Nachmittag gab ich kurz vor siebzehn Uhr die letzte Sandkarte heraus. Einer muss der Letzte sein. Doch da fing ein kleines Mädchen an zu weinen, weil es so gerne ausprobiert hätte, wie so eine Sandkarte ge-macht wird. Während meine Mutter die Tische aufräumte und meine Sachen einpackte, werde ich schwach und ließ auch diesen kleinen Fratz noch basteln. „Wenn sie darf, will ich auch noch eine Karte machen!“

Schon waren es wieder zwei. Dann war aber wirklich Schluss! So langsam versagte meine Stimme, mein Rücken schmerzte, denn zum Sitzen war ich nicht gekommen. Die Centermanagerin verabschiedete sich von mir, denn auch sie hatte zu dieser Zeit Feierabend. Ich hoffte, dass sie mit der Aktion und mit meiner Arbeit zufrieden war. Den Umschlag mit meinem Verdienst steckte ich in meine Tasche.
Die letzten Materialien landeten im Einkaufskorb und wir schoben los. Am Ende des Centers beim Bäcker kaufte ich noch ein frisches Brot. Draußen genoss ich die frische Luft. Eine Kiste nach der anderen wurde im Auto gestapelt. Endlich durfte ich sitzen. Schön, dass meine Mutter bei mir war und wir während der Fahrt erzählen konnten. Ich freute mich auf zu Hause, auf ein heißes Bad und auf ein schönes Abendbrot.

Jungtroll
20.08.2009, 17:22
da hast nun sicher wunde finger ich freu mich schon aufs lesen muss ich mal in einer ruhigen minute machen danke fürs erzählen

maiby
31.08.2009, 08:48
2 – Vorfreude, schönste Freude

Das Semester war lang, aber in dieser Woche endeten die Kurse in den Schulen. Selbst wenn ich es gewollt hätte, findet man in den Sommermonaten nicht genügend Teilnehmer. Auch in meiner Werkstatt war es in den Veranstaltungen nicht voll, aber dort hatte ich immer etwas zu tun. Im Sommer sind die Leute in ihrer Freizeit lieber im Garten oder an der See.
Wir hatten keinen Urlaub geplant und wahrscheinlich wären wir gar nicht auf die Idee gekommen, wenn mich nicht eine Malerin meines Kurses eingeladen hätte. Seit langer Zeit sprach Dörte davon, dass ich unbedingt ihre Schwester in Südfrankreich kennen lernen sollte. In diesem Frühjahr ergab sich alles wie von selbst. Die beiden Schwestern hatten Sehnsucht nacheinander. Wir fanden einen gemeinsamen Termin. Peter gelang es über das Internet, ein günstiges Flugticket zu kaufen. Die Tage bis zum Urlaub vergingen schnell.

Abends saß ich am Rechner und erledigte noch meine letzten Aufgaben. Nur schnell dieses Angebot schrei-ben, den Antrag formulieren und die Druckvorlage erstellen….
So ist es immer, am Schluss kommt eins zum anderen und die Zeit rast. Ruck, zuck stand der kleine Zeiger meiner Uhr auf der Zehn. Während das Gepäck meines Lieblingsmannes bereits abfahrbereit auf dem Flur stand, überlegte ich, welche Reistasche ich nehmen sollte. Es war kein Wunder, dass Peter alles fertig hatte, denn bereits seit einer Woche sah unsere Stube wie eine Kleiderkammer aus. Alle Oberhemden schmückten auf Bügeln unseren Schrank in der Stube. Der komplette Inhalt seines Kleiderschrankes war im Zimmer ausgebreitet. Alle Sachen waren frisch gewaschen und gebügelt, als er die heilige Entscheidung fällte, was eingepackt werden soll. So schwer fällt mir das Packen nicht. Meine drei „guten Sachen“ unterscheiden sich eindeutig von meiner Arbeitskleidung. In Windeseile waren sie in die Tasche umquartiert. Nach einer Viertel-stunde ging mein Reißverschluss immer noch leicht zu. Es war sogar Platz für die Malsachen und für meine Neuanschaffung: einen kurzärmeligen und kurzbeinigen Taucheranzug, auf den ich sehr stolz war.

Ein Foto von dem Schnäppchen entdeckte Peter auf der Titelseite der Werbezeitung von Lidl. Er machte mich darauf aufmerksam. Wir beschlossen, für jeden in unserer Familie so einen Anzug zu kaufen. Als ich unserem Freund von meinem Vorhaben erzählte, erklärte er sich bereit, mir bei der Schlacht zu helfen. Der Laden öffnete um acht Uhr. Jörg ist es gewohnt, jeden Tag so früh aufzustehen und so stand er bereits um sieben Uhr vor der verschlossenen Tür. Als ich eine halbe Stunde später kam, schmunzelten wir beide. Wa-rum waren wir ganz alleine? Ohne Leute macht so eine Schlacht ja keinen Spaß! Aber das änderte sich schnell und wir wurden nicht enttäuscht. Nach und nach trudelten die Kunden ein und wir konnten das Ge-fühl genießen, die Ersten in der Schlange zu sein. Pünktlich öffnete sich die Eingangstür. Wir steuerten ziel-strebig zum Mittelgang und erreichten als erste die Sonderangebote. Wie geplant, schnappten wir uns drei Anzüge in den richtigen Größen. Geschafft! Zeit zum Aufatmen! Wir traten etwas zur Seite, während nun wild die Pappkartons aufgerissen wurden. In einer riesigen Menschentraube, wurden die Tauchersachen in allen Größen hin und her gezogen. Der Geräuschpegel wurde immer höher, so dass wir nun den Gang zur Kasse antraten.

Auch dieser Taucheranzug fand noch Platz in meinem Gepäck. Dann trug ich meine Tasche in den Flur. Peters Tag war zu Ende. Meiner noch nicht. Ich setzte mich nun gemütlich in die Stube auf den Sessel, legte meine Füße auf unseren wunderschönen pinkfarbigen Gymnastikball. Im Fernsehen lief ein relativ interes-santer Film. Ich genoss, wie sich in mir nun langsam die Urlaubsvorfreude und das Reisefieber steigerten. Hatte ich an alles gedacht? Was musste ich morgen früh noch erledigen? Was würde uns im Urlaub erwar-ten? Mit all diesen Fragen landete ich um drei Uhr im Bett.
Am Morgen funktionierte ich wie ferngesteuert, aber alles klappte. Mein Urlaub begann, als ich neben Peter im Auto saß. Wir fuhren aus unserer Stadt heraus. Das zarte Grün der Buchenwälder leuchtete im Sonnen-licht. Die Blätter hatten noch lange nicht ihre richtige Größe erreicht. Unser Auto fuhr über die Dörfer in Rich-tung Hagenow, vorbei an den schönen Mecklenburger Feldern. Inzwischen konnte man jede Kornsorte gut erkennen, die ersten Rapspflanzen begannen an den Rändern gelbe Blüten zu zeigen.

Die schwarze Erde des Waldweges zum Gläserhorst war vom Regen durchgeweicht. Peter steuerte unser Auto vorsichtig durch die dicken Pfützen. Mitten in diesem Wald, wo man niemanden mehr vermutet, steht das Haus meiner Malfreundin. Dort wohnt sie mit ihrem Mann Klaus und mit der Familie ihrer Tochter. Die Haushündin Lili saß draußen auf der Treppe und kam uns zur Begrüßung entgegen. Dieses kuschelige Tier-chen hat zwar eine stattliche Größe, aber von der Aufgabe eine Wachhündin zu sein hält Lilly nicht viel. Sie freute sich riesig über jeden Besucher. Ohne dass wir die Klingel betätigten, kam Dörte mit ihrem kleinen roten Plastik-Köfferchen zum Ziehen heraus. Die Tochter folgte ihr, um alle Reisenden zu verabschieden. Ein bisschen Reiselust spiegelte sich in ihren Augen, denn ihr Alltag ist gezeichnet von der Arbeitssuche und der Kinderbetreuung. Sie rollte mit den Augen, als Vater Klaus noch ein weiteres Mal Instruktionen erteilte, was bei der Versorgung von Haus, Hof und Tieren zu beachten ist. „Nun komm schon!“ drängelte Dörte und er stieg ins Auto.

Wir fuhren quer durch das Grenzgebiet, welches Klaus wie seine eigene Westentasche kennt. Er unterhielt uns mit Erlebnissen und Geschichten aus alten Zeiten. Die Fahrzeit nach Frankfurt Hahn war lang.
Wir stoppten an einer Autobahnraststätte. Mein erster Weg führte zu den Toiletten. Doch ich stand vor einem riesigen Edelstahlkomplex mit dicken Schranken und vielen Schildern. Dörte folgte mir und sie schaute ge-nauso unwissend wie ich. Was für eine Freude. Ein junger Mann kam helfend zu uns. Unter seiner Anleitung gelang es uns, eine Eintrittskarte zu den Toiletten zu erwerben. Die Sauberkeit war wirklich eine Freude. Während ich mir nach dem erlösenden Geschäft in aller Ruhe die Hose hochzog, begann sich meine Klobril-le im Kreis zu drehen. Auf diesem Wege wurde sie gesäubert und desinfiziert. Mit dem Wertbon über fünfzig Cent kamen wir sogar alleine wieder raus. Wir bestellten uns dafür einen Kaffee und warteten auf unsere Männer. Sie hatten nicht so viel Spaß wie wir.

Am späten Nachmittag kamen wir an der Mosel an. Wir fanden ein Zimmer in einer kleinen Pension, in Bern-kastel-Kues. Am Abend saßen wir bei einem Glas Wein zusammen und konnten in allen Himmelsrichtungen die Weinberge sehen. Der Flughafen war nur wenige Kilometer von uns entfernt und so hatten wir am Mor-gen nur ein kurzes Stück zu fahren. Die eine Stunde Flugzeit lohnte gar nicht zum Schlafen. Es ertönte die Ansage für die Landung. Die Häuser wurden immer größer und die vielen blauen Pools fielen mir besonders auf.

Dörtes Schwager Erwin holte uns vom Flughafen ab. Er ist ein lustiger rüstiger Rentner aus der Schweiz. In dessen linkem Mundwinkel sich oft eine Zigarre befindet. Seinen Kopf schmückte eine gelbe Baskenmütze. Er trägt am liebsten ein blauweiß gestreiftes T-Shirt mit einer grauen Outdoor Weste mit tausenden Taschen, in denen er allerhand verstecken kann.

Wir hatten zu tun, all’ unsere Sachen in das kleine Auto zu quetschen. Wir saßen auf der Rückbank mit drei Personen wie die Heringe in der Dose. Nach einer Stunde Fahrt mitten durch die wunderschöne Landschaft mit vielen Weinbergen, erreichten wir das kleine Dorf Causses et Veyran. Wir hielten in einer schmalen Straße mit großen Miethäusern. Erwin öffnete das Tor zur Garage und fuhr hinein. Der Raum war eine Mi-schung aus Abstellkammer, Bausstofflager und Antiquariat. Hier begrüßte uns seine Frau Antje. Die beiden Schwestern lagen sich gleich in den Armen. Wir stiegen die Treppen hinauf zur Wohnung. Alles sah riesig aus, weil die Zimmer sehr hohe Decken hatten, wie Säle. Alle Wände waren einheitlich weiß gestrichen und die riesigen Türen glänzten hellblau vom Lack. An den Wänden hingen farbenfrohe Bilder. Erwin und Antje zeigten uns unsere Zimmer. Peter und ich waren erstaunt, denn so einen Luxus hatten wir nicht erwartet. Auf einer großen Liege lag nur eine Bettdecke. Die vielen verschiedenen Muster der Bettwäsche machten dieses Lager einzigartig. In der Ecke stand ein Schaukelpferd. Es hatte schon viele Jahre auf dem Buckel. Eine große Flügeltür war weit geöffnet und man konnte vom schmalen Balkon über die Straße schauen. In den Balkonkästen waren keine deutschen Stiefmütterchen oder Studentenblumen. Immergrüne Sukkulenten zierten hier das Haus, es sah richtig nett aus, weil es nicht zu viele Blüten waren. Eine schwarz-braune Katze schnurrte um meine Beine, und ich war mir sicher, dass es ein schöner Urlaub werden würde.

maiby
13.09.2009, 13:44
So jetzt ist wieder etwas mehr Zeit, da gehts weiter, was Neues zum Lesen

3 – Leben in der Salatschüssel

Wir wurden zum Essen gerufen. Auf dem Tisch standen Gläser für Weißwein. Erwin schenkte ein. Mitten auf dem Tisch war eine große, bunte Blumenschale aufgestellt. Doch es war keine Dekoration, es war unser Mittag. Peter wackelte mit der Nase wie ein Kaninchen und grinste. Mir war klar, was er damit sagen wollte, als er die niedlichen, kleinen, blauen Blümchen in der Salatschale sah. Später lernten wir, dass es Boretsch war. Jeder bekam eine Portion auf seinen Teller. Wenn Peter nicht wenigstens dieses halbe gekochte Ei bekommen hätte, wäre er wohl hungrig zum Mittagsschlaf angetreten. Zu Hause gibt es zum Salat meistens eine Fleischportion und Kartoffeln, aber hier reichte ein Stück Meterbrot zum Sattwerden. Grünes stand nicht nur auf der Speisekarte, es war, als wenn man in der Salatschüssel wohnt. Während wir durch die idyllische Gegend spazierten, roch es überall nach Thymian. Der Frühling leuchtete in allen Farben. Der Flieder blüh-te. Die Gingsterbüsche strahlten mit gelben Blüten.

Aber schon am Abend stellte sich heraus, dass Erwin ein leidenschaftlicher Koch war. Er verwöhnte uns täglich mit fünfgängigen Menüs. Wir haben dort Sachen gegessen, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kenne. Unsere beiden Gastgeber liebten es, das Essen zu zelebrieren. Wir saßen oft über mehrere Stunden am Tisch. Zu jedem Gang wurde ein anderes Getränk gereicht. Selbst beim Einschenken gab es strenge Regeln in der Reihenfolge der Bedienung. Peter war der einzige, der Erwin etwas zur Hand gehen durfte. Uns Frauen war es meistens streng untersagt. Im besten Fall durften wir beim Abdecken oder beim Einräu-men der Spülmaschine helfen.

Am Morgen wachte ich auf, mir war kalt. Der größte Teil unserer gemeinsamen Bettdecke war nicht bei mir. Hier gab es kein dickes Federbett, keine Kuscheldecke und keine dicken Wollsocken, wie zu Hause. In Süd-frankreich war es nicht so warm wie erwartet. Aber vielleicht lag es auch daran, dass die Balkontür sperran-gelweit auf stand. Die Schwalben flogen dicht an der Tür vorbei. Im Hintergrund hörte ich Gesangsübungen. Es war leise und hörte sich an, als wenn sich ein Chor einsingt. Später erfuhr ich, dass Antje und Erwin mit diesem Ritual jeden neuen Morgen begrüßen. Nach den Tönen der Klangstäbe singen sie sich frei für den Tag. Was krabbelte denn da auf dem Fußboden? Ameisen! Eine richtige kleine, schwarze Straße führte an der Wand entlang. Ich stand auf um mir die Sache genauer anzusehen. Der Strich endete genau an meinem Rucksack. Nein, das war wirklich nicht nett! Warum denn immer bei mir? Ich untersuchte den Fall. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Mein Reiseproviant. In einer Papiertüte war noch ein schönes Ochsenauge. Der zuckersüßen Klecks Marmelade war es, was die Ameisen mochten. Dabei hätte ich diesen leckeren Keks noch gut essen können, aber nun nicht mehr! Vorsichtig schüttelte ich die Ameisen aus der Tüte und es dauerte nicht lange, bis auch die anderen ihnen nach draußen folgten.

Das Haus war groß. Wir Frauen verschwanden im Dachgeschoß. Mit viel Liebe, Zeit und Geld hatten sie diesen Raum ausgebaut. Es war Antjes Reich. In ihrem Leben hatte sie in vielen verschiedensten Jobs ge-arbeitet. Nun, an ihrem Lebensabend, nutzte sie verständlicherweise den größten Teil des Tages, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Sie genoss es, wenige Aufgaben zu haben. Das Kochen erledigte ihr Mann, zum Saubermachen hatten sie eine Putzfrau und mal beim Abwaschen oder beim Ausräumen der Spülmaschine zu helfen, bereitete ihr Freude. Sie beschäftigte sich mit dem Gießen der Balkonpflanzen, züchtete Kräuter in ihrem Garten. Sie lag in der Sonne und las. In ihrem Gesicht war immer ein Lächeln. Oft zog sie sich fünf bis sieben Mal am Tag um. Teilweise war es begründet, weil die Temperaturen sehr schwankten. Es war nicht so, dass sie sich besonders herausputzte. Ihre Sachen waren einfach, oft selbst genäht und jedes Klei-dungsstück hatte eine lange Geschichte. Zu jedem Outfit erschien sie mit neuer Frisur. Ihre langen, leicht gewellten, grauen Haare hatte sie manchmal hochgesteckt oder sie hatte leuchtende, farbige Tücher einge-bunden. Dörte hingegen sah zu jeder Zeit perfekt aus. In ihrem kleinen Köfferchen war natürlich die beste Urlaubsgarderobe eingepackt. Es waren schicke Sachen, sicher aus einer Boutique, denn sie gönnt sich gerne das ein oder andere teure Stück. Darüber allerdings machte sich „Klausimausi“, wie Dörte ihren Mann liebevoll nannte, keine Gedanken. Wenn er vor dem Fernseher die Börsenberichte anschaute, erfreute er die Menschheit mit klugen Ratschlägen zur sinnvollen Geldanlage. Es gab so viel Schönes in diesen Tagen und ich war sehr dankbar, dass wir diese Reise machen konnten.

Erwin war der beste Reiseführer. Er zeigte uns alles, was in dieser Gegend interessant war. Wir besuchten ein paar kleine Städte, krabbelten auf die Burg, schauten von Brücken, besichtigten einen Botanische Gar-ten und einen Weinkeller.
Besonders interessiert war ich an der Badestelle. Erwin lieferte Peter und mich in der Nähe ab, so dass wir noch einen kleinen Spaziergang zum Fluss machen konnten. Das Wasser schlängelte sich zwischen den Weinbergen hindurch. Es war eine tolle Gegend und wir waren ganz alleine. Jeder von uns suchte sich ei-nen Ast, um die Sachen aufzuhängen. Dann zogen wir unsere kleinen Taucheranzüge an. Peter war schnel-ler als ich. Er griff seine Maske und seinen Schnorchel und ging zum Wasser. Schon als der Fuß im Wasser war, begann er zu stöhnen. Aber er zeigte Mut und machte sich nass. Gerade als ich am Wasser war, kam er wieder heraus. An der warmen Luft ließ der Schmerz der Kälte nach. Nun versuchte ich es. „Huh!“ Es war wirklich kalt. Kam dieses klare Wasser vom Gletscher? Ich atmete tief durch und sprang hinein. Das kalte Wasser drang in den Taucheranzug. Es erwärmte sich nur langsam durch meine Körpertemperatur. Doch ich gewöhnte mich daran. Durch die vielen interessanten Steinplatten die das Flussbett begrenzten, war ich abgelenkt. Teilweise konnte ich den Grund nicht erkennen, weil es so tief war. Die Strömung war stark. Die kleinen Fische waren am Boden wie angenagelt. Ich schwamm dem Fluss entgegen und schaute in jede Bucht, ließ mir von den kleinen Wasserfällen den Rücken massieren oder mich vom Wasser treiben. Wie ein Fisch vergnügte ich mich im Wasser. Peter versuchte es noch ein weiteres Mal, doch er konnte es nicht aushalten in diesem kalten Wasser, da half auch kein Anzug.

Die Werke der Hausherrin waren einzigartig. Es waren Bilder und Collagen mit viel Farbe, deren Deutung viel Phantasie erforderte. In diesem Haus war eine langer Abschnitt von Antjes Leben ausgestellt. Die Jah-reszahlen der Bilder verrieten mir den Zeitpunkt der Herstellung. Antje war ihrem Stil immer treu geblieben. Sie hatte den Pinsel nur dann in die Hand genommen, wenn sie Lust dazu hatte. Vielleicht war es das, was Dörte mir zeigen wollte? Sie hatte schon immer an mein Talent geglaubt und gesagt, dass mehr in mir schlummere. Oft trösteten mich ihre Worte, wenn ich müde war von den sinnlosen Arbeiten. Sie ermutigte mich weiterzumachen. Ihre Meinung war, dass ich mir irgendwann einmal ein Stück von der großen Kunst abschneiden kann. Diese Hoffnung habe ich auch. Aber ich weiß, dass ich bis dahin meinen Anteil am Fami-lieneinkommen verdienen muss. So werde ich auch weiterhin Osterhasen und Weihnachtsmänner basteln und Kurse leiten. Aber den Weg zur Kunst werde ich nicht aus den Augen zu verlieren. In Frankreich hatte ich Zeit, meine Gefühle zu Papier zu bringen. Mit meinen Aquarellfarben entstanden schöne einzigartige Katzenbilder in Kombination mit Blumen.

Wir verbrachten wunderschöne und unvergessliche Tage in Frankreich. Auf der Heimreise unterbrachen wir unsere Fahrt und kehrten in ein Motel ein. Wir lieferten Dörte und Klaus wieder im Hagenow ab und erreich-ten glücklich Schwerin.

maiby
15.09.2009, 23:19
4 – Hurra, das Kind ist wieder da

Jana beendete ihr Schuljahr in Lancaster. Barry hatte ihr sogar ein Ballkleid genäht, denn sie hatte viele Abschlussfeiern. In allen Unterrichtsfächern erreichte sie beste Ergebnisse. Ihr Abschlusszeugnis bewies uns, dass es richtig war, sie auf diese Reise zu schicken. Sie hat dort viel gelernt, was sie für ihr weiteres Leben brauchen wird.
Im Mai landete sie und ihr Freund Jake auf dem Flughafen in Hamburg. Leider schaffte es die Fluggesell-schaft nicht, dass sie zusammen fliegen konnten. So mussten sie beide die vielen Stunden alleine überste-hen. Zuerst konnten wir unser Kind in die Arme nehmen, eine Stunde später begrüßten wir den Amerikaner.

Zu Hause warteten viele unserer Freunde und die Familie, um Jana „Hallo“ zu sagen. Jake war erstaunt und genoss es, hier so herzlich aufgenommen zu werden. Wir starteten eine kleine Grillparty. Jake liebte unsere Bratwurst, sein Rekord lag bei sieben Stück pro Abend. Wenn ich Mittag kochte, traf mein Angebot nur ein-geschränkt seinen Geschmack. Die Koteletts, Klopse und einfach alles an Fleisch verschwanden schnell in diesem Jungen. Peter hatte oft Angst, dass er nicht genug bekommt und er sicherte sich gleich zu Beginn die doppelte Portion Fleisch auf seinem Teller. Für verschiedenes Gemüse, Salate oder jegliche Art von Obst erntete ich nur ein Kopfschütteln. Den Umgang mit Messer und Gabel zu beobachten, war ein lustiges Erlebnis. Die Menge an Ketchup eher beängstigend. Wie oft bei kleinen Kindern, war auch bei unserem A-merikaner der Teller nie leer gegessen und sah aus wie nach einem Bombenangriff. Auch der Kellner in der Gaststätte schmunzelte. Mit einem Lächeln fegte er den Platz um ihn herum sauber, denn dort ging einiges zu Boden.

Wir wollten unserem Gast alles zeigen, was wir liebten, was uns gefällt, woran unsere Erinnerungen hängen. Aber es ist schwer für einen Fremden, alles das zu verstehen und Vieles bleibt fremd. Sein Interesse hielt sich in Grenzen. Oft war er den ganzen Tag nur müde und wollte am liebsten schlafen. Er war ein Teenager, wie er im „Buche steht“, der Weg zum Erwachsensein ist noch lang und hart für ihn. Aber es machte ihm Spaß, unsere Sprache zu lernen und er machte gute Fortschritte. Er erlebte mit uns die Fußballaktionen dieser großartigen Weltmeisterschaft. Wir sahen Spiele an den großen Bildschirmen im Zentrum unserer Stadt und auch in den Kneipen. Auf jedes Tor wurde angestoßen und das Bier, welches er hier trinken durfte schmeckte ihm gut. Dieses Partyleben kannte er nicht aus seinem Teil Amerikas. Jana stellte hier schnell fest, dass Jake nicht für die ganz große Liebe reicht. So blieb es bei einer Freundschaft zwischen den bei-den, worüber Jake allerdings sehr traurig war.

Zu dieser Zeit begann Barry meine erste Ausstellung zu organisieren. Viel konnte ich zu diesem Thema nicht erfahren. Auf zehn meiner Fragen erhielt ich oft nur eine Antwort. Aber es lag einfach daran, dass Barry keine Lust hat, am Computer zu tippen. Ich vertraute ihm und hoffte, dass er alles im Griff hatte.

Wenig später stellte Carrie mir die Frage, ob ich nicht kommen könne. Der Rat der Künste South Carolina wollte die Künstlerin kennen lernen. Ich las ihre E-Mail immer und immer wieder, es lag mir wie ein Kloß im Hals. Seit diese Bilder mit dem Paket unterwegs waren, überlegte ich, wie sie wohl sein würde, die erste Ausstellung in den USA. Natürlich war dieser Wunsch da, dort dabei zu sein. Was hatte ich hier schon alles versucht, wie lange kämpfte ich hier um das nackte Überleben. Nun wollte dieses große Land nicht nur meine Bilder sehen, sondern auch mich. Allein diese Einladung war für mich schon eine große Bestätigung. Es war eine große Anerkennung.

Doch ich sah in unseren Geldbeutel. Die Familienkasse war leer. Peter sagte: „Wenn, dann musst du alleine fliegen!“ Viele Gedanken rasten durch meinen Kopf. Würde ich das alles alleine meistern. Konnte ich genug Englisch? Wie gut, dass ich an diesem Englischkurs im Seniorenbüro teilgenommen hatte. Konnte ich ein-fach alleine diese Zeit genießen? Meine beiden schien diese Situation nicht zu schocken. Ich traute ihnen zu, alleine klar zu kommen. Eine Frage nach der anderen beantwortete sich selbst und es wuchs der Reiz, es zu versuchen. Sehnsüchtig beobachtete ich die Preise der Flüge. Doch es war erschreckend. Ich sollte fast doppelt so viel Geld auf den Tisch legen, wie auf unserer ersten Reise.

Als mein Auto in der Werkstatt stand um die TÜV Untersuchung durchzuführen, kam der Schock. Die Spezi-alisten sagten „Es ist ein Haufen Schrott“. Mein schönes Auto. Es lief wie eine Biene. Ich konnte es kaum glauben. Doch ich bekam keinen Schein, und an eine Reparatur war nicht mehr zu denken. Ich trug es mit Fassung, ein neues Auto musste her. Traurig schrieb ich meiner Freundin von meinem Schicksal. Ich er-gänzte den Satz: „Nur ein Wunder kann helfen!“. Genau das ließ zum Glück nicht lange auf sich warten. Einige Tage später teilte mir Carrie mit, dass der Bund der Künstler Amerikas mir den halben Fahrpreis er-statten will. Gleichzeitig überraschten mich meine Eltern mit einer finanziellen Spritze für mein neues Auto. So blühten wieder Hoffnungen in mir. Sie wurden jeden Tag ein wenig bunter.

„Du brauchst einen Kombi“ sagten sie alle. „Damit du das ganze Zeug mitschleppen kannst“. Mir war es ganz egal, ob groß, ob klein. Wenn es ein kleines Auto wird, wird die Rückbank umgeklappt, wenn es groß wird, werde ich das Parken üben müssen. Es interessierte mich nicht, welche Automarke es wird. Wichtig war, dass wir dieses Auto bald brauchten, denn mein TÜV war abgelaufen. Inzwischen fuhr ich schon fast drei Wochen, ohne dass es erlaubt war. Mit schlechtem Gewissen parkte ich nicht mehr auf öffentlichen Parkplätzen, sondern versteckte meinen Citroen nur noch auf Hinterhöfen. Wir hofften, das richtige Auto über die Werkstatt zu bekommen. Es war nichts zu finden. So zog Peter mit mir los. Wir haben uns alle Ge-brauchtwarenautos in unserer Stadt angesehen. Ein leuchtend metallic türkisfarbiger Toyota strahlte mich sofort an. Einige Tage später rollten diese vier neuen Räder auf unseren Hof.

Am selben Abend schnüffelte Peter im Internet herum. Ganz zufällig öffnete er die Seite mit den Flugpreisen. Da gab es auf einmal einen Termin für einen günstigen Flug. Sofort ließen wir das Telefon in Amerika klin-geln. Unsere Freunde hatten nichts gegen diesen Termin. Peter hatte den Finger auf dem Wort „ Buchen“ und dann drückte er drauf. So schnell kann es gehen. Ich atmete tief durch, es war passiert, es gab kein Zurück mehr!

Jungtroll
17.09.2009, 18:11
oh klasse es geht weiter wollte letztens schon nachfragen aber hat sich nun erübrigt danke fürs erzählen

maiby
21.09.2009, 20:27
Na, klar; ich hab noch ein paar!

5 – Spaß am Inselsee

In einer Woche war mein Flugtermin. Mir blieben gerade noch ganze zwei Tage zum Packen. Die Sachen zu Hause waren schnell in der Tasche. Aber in der Werkstatt stand ich vor schweren Entscheidungen. Für die-se Ausstellung wollte ich auch noch ein paar Bilder, von denen, die zu schwer waren, um sie mit der Post zu schicken mitnehmen. Ich legte alles auf einen Stapel und tauschte es tausend Mal. Auch mit den Malmateri-alien war es gar nicht so einfach. Man weiß ja nie, was man da alles schafft und was man zum Arbeiten braucht. So wurde es doch ein beachtlicher Haufen, den ich auf zwei Gepäckstücke verteilen musste. Doch vorher kam noch die Fahrt zum Inselsee.

Am Freitag früh klappte ich die Rückbänke meines Autos zurück, um die neue riesige Ladefläche zu testen. All meine Stapelkisten mit Nahrungsmittel und Malsachen fanden ihren Platz. Allerdings war auch dieses große Auto irgendwann voll. Gegen Mittag startete ich in Richtung Güstrow. Eine Woche Erholung und Male-rei standen auf meinem Programm.

Ich liebe diesen Platz mitten in der Natur. Über einen langen schmalen Holzsteg erreicht man dieses Boots-haus. Zu beiden Seiten sieht man im flachen Wasser die wunderschönen grünen Seerosenblättern. Wenn die Sonne scheint, öffnen sich auch die rosa Knospen und strahlen in einem sauberen Weiß. Das Haus ist aus Holz, welches mit einer kräftigen orangebraunen Farbe gestrichen ist. Ein dickes Schilfdach macht es in seiner Größe einmalig. Von einer großen Terrasse kann man weit über den See schauen.

Der Schilfgürtel ist nicht weit entfernt. Die dort brütenden Blesshühner zeigen sich mit ihrem schwarzen Ge-fieder ab und an. An ihrem weißen Fleck auf der Stirn sind sie gut zu erkennen, bevor sie wieder für einen längeren Tauchgang verschwinden. Aus der Ferne hört man die dumpfen Balzrufe der Rohrdommel.

Unermüdlich fliegen die Schwalbeneltern, um ihre Jungen in den Nestern unter dem Haus zu füttern. Es ist ein Gezwitscher. Dieses Lied ist manchmal laut und manchmal leise. Majestätisch ziehen die Schwäne täg-lich ihre Runden. Wenn „Hansi“, so wurde der Schwanenvater irgendwann einmal getauft, mit seiner Familie vor dem Bootshaus eintrifft, hat auch schon jemand eine Toaststulle in der Hand. Auch die Enten und die Möwen sind dann sofort zur Fütterung da, als wenn sie immer in Lauerstellung liegen.

Die Organisation dieser Woche ist jedes Jahr spannend. Das Objekt ist groß, es gibt sieben Zimmer mit fünfzehn Betten. Dementsprechend hoch ist auch der Preis. Seit sieben Jahren zittere ich jedes Jahr, ob auch genug Interessenten mitfahren, damit ich nicht alleine auf den Kosten sitzen bleibe. Wie jedes Jahr sagten auch ganz kurzfristig einige ab. Der eine ist krank, der andere muss arbeiten, aber es waren doch viele Freunde da. Einige aus der Familie und die treusten Maler nutzten die Chance, hier einige Tage zu-sammen zu sein. Wir verbrachten unsere Zeit mit Malen, Baden, Spazieren gehen. Wir unterhielten uns viel. Bei dieser Aktion kamen viele Leute zusammen. Am Wochenende saßen schon mal fünfundzwanzig Perso-nen am Tisch. Das Essenkochen für alle war mein Job, ich war der Chef. Diesen Job lasse ich mir nicht neh-men.

Manchmal genießt man die Nähe, dann wieder kann sich jeder zurückziehen. In diesem großen Gelände geht es gut. Es bildeten sich verschiedene Gesprächsrunden. Die Raucher verzogen sich ans Festland, Für einige begann der Mittagsschlaf und die Fans schauten Fußball auf unserer Leinwand. Die Angler versuch-ten ihr Glück mit teuren Angelruten. Aber die Fische ließen sich davon nicht beeindrucken. Es war Totenstille auf dem See. Große Fangerfolge wurden an diesem Wochenende nicht erzielt.

Am Montag waren alle Angler abgereist. Meine Kiste mit dem Angelzubehör lächelte mich an und der Jagd-trieb kam wieder durch. Ich suchte mir einen passenden Holzknüppel. Mit Sehne, Flott, Blei und einem Ha-ken war meine eigene Angel in wenigen Minuten fertig. Die Vorfreude stieg, als ich in der Küche den lecke-ren Hefeteig anrührte. Er wurde in der Hand solange geknetet, bis er weich und geschmeidig war. Endlich hing meine Angel im Wasser. Die Fische mochten meinen Teig. Viele waren zu klein, und ich ließ sie wieder schwimmen. Doch dann verschwand mein Flott richtig. Schnell zog ich an. Es war eine Brachse. Ich sah sie, aber nicht lange! Es achte „knack“ und mein Holzknüppel brach in zwei Teile. Leider hatte ich den unteren Teil. Mit dem vorderen Stück schwamm der Fisch weiter zur Seemitte. Das Flott tauchte auf und wieder un-ter. Das konnte ich nicht durchgehen lassen. Ich riss mir die Kleider vom Leib. Für den Badeanzug war keine Zeit mehr. Ich sprang ins Wasser und musste ordentlich Gas geben, um meiner Angel zu folgen. Ich erreich-te sie und hielt die Sehne in der Hand. Vorsichtig zog ich den Fisch an die Wasseroberfläche und sah, wie mein winziger Angelhaken in seinem Maul steckte. Aber ich hatte Bedenken, dass sich das schnell ändern könnte. Ich schrie um Hilfe. Allerdings waren meine Zuschauer mehr damit beschäftigt, Fotos zu schießen. Aber es fand sich doch jemand, der mir einen Eimer reichte. Wir konnten den Fisch aus dem Wasser ziehen. Es war ein großes Tier. Am nächsten Tag landete es in der Pfanne.

Am Donnerstag erledigten wir die Endreinigung alle problemlos gemeinsam. Einer nach dem anderen schüt-telte meine Hand und wünschte mir für meine Reise viel Glück. Peter war der Letzte, der sein Auto beladen hatte und startete, um nach Hause zu fahren. Ich kontrollierte alle Zimmer, legte alle Decken ordentlich zu-sammen und wartete auf die Übergabe. Pünktlich zum Termin wurden alle Löffel und Gabeln in die richtige Schublade gezählt. Jeder Topf hat einen Platz im Schrank. Die Abrechnung erledigten wir unkompliziert wie in jedem Jahr.

Die Sonne hatte den größten Teil ihrer Kraft bereits verschenkt. Einmal wollte ich noch ins Wasser vor mei-nem Urlaub, ein letztes Mal in den See. Bob, ein großes schwarzbraunes Tier, eine Mischung aus Schäfer-hund und Dobermann, tanzte aufgeregt und wild hin und her. Sein Herrchen Charly, der Besitzer dieses Bootshauses, wedelte mit einem dicken fetten Holzknüppel. Jeder kennt dieses Spiel „Stöckchen holen“. Im Wasser war es viel spannender. Der Knüppel flog in hohem Bogen ein ganzes Ende auf den See hinaus. Der Hund überlegte nicht lange. Sofort sprang er vom Steg, um dieses Spiel mitzuspielen. Es platschte noch ein weiteres Mal, denn auch das Herrchen landete nach einem Kopfsprung im Wasser. Beide schwammen um die Wette. Doch der Hund hatte schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Es fiel Charly nicht schwer, schneller zu sein. So war er schneller am Stock und warf ihn noch ein ganzes Stück weiter. Mir tat Bob so leid. Es schien, als wenn dieses Ziel mitten auf dem See war. Der Hund war sauer. Während er in die neue Richtung schwamm, gab er merkwürdige Geräusche von sich. So eine Mischung aus Bellen und Knurren. Endlich hielt er den Knüppel stolz in seiner Schnauze. Er schwamm ohne stop zu seiner Treppe und krab-belte auf den Steg. Wie ein Biber begann er mit lautem Krachen dieses Holz in unzählige kleine Stücke zu raspeln.

Jetzt war es auch für mich Zeit, die Heimfahrt anzutreten. In der Werkstatt lud ich mein Auto aus. Ich verab-schiedete mich von meinen Eltern und irgendwann abends, gegen zehn Uhr war ich zu Hause. Peter ver-sorgte mich mit den nötigen Reiseinformationen. Ich bekam eine Einweisung für meinen Laptop, erfuhr die Nummern für die Nutzung der Kreditkarte, lernte die Telefonnummern im Ausland …Alle verschwanden im Bett, und ich saß in der Stube und überlegte, ob ich an alles gedacht hatte. Ein Stündchen bin ich wohl doch eingeschlafen als morgens der Wecker klingelte.

Jungtroll
22.09.2009, 16:17
ich mag fisch aber selber angeln könnte ich nicht die zappeln und dann töten is nichts für mich aber denk ich mir das da alle lieber fotos machten wie dir zu helfen wen du da ohne kleider am rumplanschen bist aber wär wohl auch ein platz wo ich mich wohlfühle diese ruhe in der natur der see sowas gefält mir freu mich auf die fortsetzung jetzt scho

maiby
22.09.2009, 16:25
6 – Maiby alleine nach Amerika

Peter stoppte mit dem Auto vor dem Flughafen Hamburg. Jana und ich stiegen mit den Taschen aus. Er suchte in Ruhe einen Parkplatz. Jana besorgte uns einen Schiebewagen für das Gepäck und wir fanden die richtige Stelle zum Anstellen. Mir ging ganz schön die Muffe, muss ich gestehen. So viele Leute waren es gar nicht vor mir. Eigentlich schade. Inzwischen kam auch Peter dazu. Jana half mir, die Schilder für die Taschen auszufüllen. Dann zogen die beiden sich langsam zurück und ich war ganz alleine auf mich gestellt. Genau so, wie es geplant war. Mir wurden viele Sicherheitsfragen gestellt. Alle Antworten und Angaben waren richtig. So hatten die Beamten kein weiteres Interesse an mir und mein Gepäck wurde problemlos ange-nommen. Sie reichten mir zwei Zettel und erwarteten meine Angaben. Bereitwillig begann Jana sie auszufül-len. Ach, das hätte ich auch geschafft. Sie verschrieb sich. „Ups“: wie die Kinder dann gerne sagen! Schnell rannte sie hin und holte einen neuen Zettel. Es war nichts Neues, die Angestellten grinsten nur. Zweiter Ver-such. Es klappte auch beim zweiten Mal nicht. Inzwischen fand Peter es nicht mehr lustig. Er holte den Zet-tel, weil Jana es zu peinlich war. Wir setzten uns in den Restaurantbereich und tranken Kaffee. Peter schrieb in jede Zeile das Richtige und mein Zettel war fertig. Die Zeit rannte, Jana begann zu drängeln. Sie wollte nach Hause, um rechtzeitig zum Unterricht in die Schule zu kommen. So verabschiedeten wir uns. Ich ging meinen Weg alleine. Vorsichtig tastete ich mich heran und passierte den Zollbereich. Als ich sicher war auf dem richtigen Platz zu sitzen, konnte ich wieder jede Menge beobachten. Einige Leute saßen einfach nur da, andere rannten wie angestochen umher. Die verschiedensten Gattungen der „Lesenden“ waren hier vertre-ten. Manche lasen die Zeitung und waren trotzdem noch interessiert mitzubekommen, was hier passiert. andere waren völlig versunken in ein Buch.

Das Flugzeug war keins von der ganz großen Sorte. An jeder Seite des Mittelganges befanden sich drei Plätze nebeneinander. Ohne weitere Hinweise vom Personal fand ich meinen Platz direkt am Gang. Es ge-fiel mir wirklich gut. Meine beiden Plätze zum Fenster hin waren noch frei: das gefiel mir noch viel besser. Gegenüber vom Gang saß ein Ehepaar, so eins von der ganz unruhigen Sorte. Der Mann sah aus wie Ja-mes Bond 007. Er war Sean Connery sehr ähnlich, vielleicht war er sogar noch etwas größer. Seine Son-nenbrille trug er cool auf halb acht. Neben ihm saß eine kleine, schlanke, blonde Frau. Sie hatte versucht, sich mit viel Mühe auf jung zu trimmen, was ihr aber leider nicht gelungen war. So ungefähr zehn Jahre mehr gab ich ihr wenigstens. Sie hatten jede Menge Handgepäck mit. Bond suchte krampfhaft nach einem Platz in den Fächern über unseren Köpfen. Mein Rucksack lag genau über mir, damit ich dort auch gut an-komme. Ich atmete tief durch, als er mein Gepäck achtlos zur Seite schob, um seine Tasche unterzubringen. Das war sein erster Fehler. Die Stewardess kam mit ihrer Liste durch den Gang und die letzten Passagiere stiegen ein. Sie stellte fest, dass jemand falsch saß. Natürlich dieses Ehepaar und wo sollten sie hin? Zu mir! „Na toll!“ dachte ich. Zu früh gefreut. Scheinheilig versuchten sie mich zu überzeugen, auf den Fenster-platz zu rücken. Aber auf diesen Trick fiel ich nicht rein. Ich war mit meiner großen Beinfreiheit sehr zufrie-den. Ich war angeschnallt und bereit für den Start. Meinen Pullover hatte ich mir über den Kopf gezogen, um nicht mehr gestört zu werden. An Schlafen war zwar nicht zu denken, aber die Augen zu schließen war schon ganz angenehm. Meine Müdigkeit wurde immer größer. Trotzdem wagte es Bond mich anzusprechen “ Excuse me“. Er wollte an sein Handgepäck. Ich stand auf und reichte ihm freundlich seine Tasche herun-ter. Ich schnaufte und zählte jetzt. Fehler Nummer zwei!
Nächster Versuch zu schlafen, doch bei diesem Gewimmel war kaum daran zu denken. Das Personal dieser Airline war sehr gemischt. Es gab nicht nur perfekte, schöne, junge Frauen. Hier war alles gemischt, vom Alter und auch vom Aussehen. Eine der Frauen hatte auch ein paar Kilo mehr, und sie war so groß, dass sie gerade stehen konnte. Sie hatte einen gewaltigen Auftritt. Mein Wasser im kleinen Becher auf meinem Tisch zitterte. Die Umrisse, die ich durch meinen Pullover erkannte, kamen denen eines Sauriers sehr nahe. Grin-send musste ich an diese Situation im Film JURASSIC PARK denken. Die Stewardessen rannten einige Male hin und her, so dass ich auf meinen ersten Schlaf noch bis nach dem Essen warten musste. Auf dem weiteren Flug stellte sich mein Vorurteil über meine Nachbarn als falsch heraus. Sie waren nett, und wir unterhielten uns viel. Er war ein Deutscher, der jetzt in South Carolina lebte.

Die Zeit verging schnell. Die Anschnallzeichen über mir leuchteten auf und es ging tiefer. Während die Fans in Deutschland das Spiel unserer Mannschaft bei dem Achtelfinale der Weltmeisterschaft verfolgten, hörte ich nach der Landung nur den Spielstand. Unsere Mannschaft hatte das 1:1 geschossen. Mit dem Ausstei-gen verschwand nun auch der letzte deutsche Kontakt. Ich war in Amerika. Die Luft war heiß wie in der Sau-na, es benebelte mich. Mit der Zeit und der Umstellung der Uhren hatte ich es noch nicht so richtig drauf. Sonst hätte ich vielleicht gewusst, dass mein Anschlussflugzeug in diesem Moment abflog. Es war also wirk-lich nicht zu schaffen. Einige rasten wie die Geisteskranken los. Ich beeilte mich, aber mehr war nicht drin bei mir. Alle strömten in einem Affentempo heraus, als ob das Gepäck zur Gepäckausgabe fliegen würde. Ich ließ mich noch nicht aus der Ruhe bringen und folgte den anderen. Am Laufband fand ich auch meine beiden Taschen. So einen Wagen für das Gepäck konnte ich mir nicht holen, denn ich hatte nur Dollars in Scheinen. So trug ich die schweren Taschen. Ich fragte nach dem Weg, und sie schickten mich von einem Schalter zum anderen. Immer war es der falsche Ort. Ich testete alle Rolltreppen und alle Fahrstühle. Mir lief der Schweiß den Buckel herunter. Endlich fand ich den richtigen Schalter. Eine junge Frau nahm mir das Gepäck ab. Sie tippte in ihrem Computer und sagte: „Morgen früh können Sie fliegen“ Hatte ich das richtig gehört? Mein dummes Gesicht muss wohl genug gesagt haben. Sie fragte mich, ob ich versuchen möchte, heute noch mit dem Flugzeug mitzukommen. Der „check in“ würde in einer Stunde beginnen. Allerdings trug mein Ticket die Kennzeichen „stand by“. Es war zwar nicht sicher, ob ich noch einen Platz bekomme, aber es hörte sich schon irgendwie besser an. Sofort machte ich mich auf die Suche nach dem richtigen Weg. Wie ich es gelernt hatte, fragte ich noch ein weiteres Mal zur Sicherheit. Sie bestätigten mir, dass ich am richtigen Platz sei und warten müsse.

Nun musste ich anrufen. Die vielen Telefone hatte ich bereits gefunden. Aber schon auf den ersten Blick war zu erkennen, dass hier Geldstücke gefragt waren. Im Pizzarestaurant wollte ich meinen Dollarschein in vier Quader tauschen. Entweder sie verstanden mich nicht oder sie wollten ihre Kasse nicht öffnen. Den zweiten Versuch startete ich im Cafe. So einen frischen Kaffee konnte ich gerade gut gebrauchen. Auf diese Art und Weise fiel mein Tauschversuch nicht auf. Nach dem Bezahlen achtete ich natürlich darauf, dass ich das entsprechende Wechselgeld erhielt. Es klappte. Bei den Telefonen sprach ich ein Ehepaar an. Die Frau sprang mir sofort freundlich zur Hilfe. Sie erklärte mir, wie viel Geldstücke ich brauche. Kurz darauf zog sie eine Telefonkarte aus ihrer Handtasche, nahm meinen Zettel und tippte meine Zahlen ein. Den tutenden Hörer gab sie mir dann in die Hand. Bei den Fords meldete sich nur der Anrufbeantworter. So konnte ich wenigstens Bescheid sagen, dass ich dort auf einen Platz im Flugzeug wartete. Da ich diese Münzen in der Tasche hatte, versuchte ich es auch bei uns zu Hause. Auch dort war keiner.

Auf der Anzeigetafel hatte sich der Zeitpunkt inzwischen schon geändert. Ich vergewisserte mich immer wieder, dass ich am richtigen Platz war. Immer wieder hörte ich „Ja, aber später“. Woran es lag hatte ich nicht begriffen. Ändern konnte ich es nicht. Neben mir saß eine Frau, die in das gleiche Flugzeug wollte. Ich beobachtete sie ständig. So bemerkte ich sofort, dass die Nummer für das Gates unseres Abfluges geändert hatte. Irgendwie müssen diese Wartenden ja auch beschäftigt werden! Ob sie es extra so machen? Inzwi-schen stand die Abflugzeit auf 18 Uhr, es war immer noch ewig Zeit. Ich tauschte noch einmal Geld, und rief noch mal bei Barry an. Aber der war schon auf dem Weg zum Flughafen.
Nach dem Einsteigen ging dieses kleine Flugzeug in die Luft. Es gab eine Runde Getränke, dann klappte ich mein kleines Tischchen herunter und pinselte an meinem Elefantenbild. Gerade als ich den letzten Strichen zog, wurden die Häuser etwas größer und wir landeten.

Vor meinen Reisetaschen sah ich Andrew, er kam mir gleich als erster entgegen. Seine Zahnspange funkel-te, als er mich rief. Sofort nahm er mir meinen Rucksack ab und umarmte mich. Am Ende der Treppe warten auch Chase und Barry, deren Begrüßung ebenso herzlich war. Besonders begeistert war ich, als ich meine Gepäckstücke entgegennehmen konnte. Die beiden Männer schleppten meine schweren Taschen und ich lief hinterher. Da saß ich wieder in diesem Truck und es war, als wäre ich erst gestern dort ausgestiegen. Barry drückte auf das Gaspedal und wir verließen die Tiefgarage. Gleich auf dieser ersten Straße begeister-ten mich die vielen Farben der Bäume und Büsche. South Carolina blühte. Alles war nicht nur voller Blätter sondern es strahlte in bunten Farben. Was waren es alles für Pflanzen, dieses pink, gelb, rot, rosa und weiß? Ich wusste, dass ich viel Zeit hatte, um all das genau herauszubekommen. All diese riesigen Rasen-flächen zu beiden Straßenseiten waren kurz gemäht und dieses Grün war satt und dunkel. Ich sah aus dem Fenster. Einiges erkannte ich noch vom letzten Besuch. All die Fragen, die im Auto gestellt wurden, verstand ich problemlos und so halbwegs konnte ich antworten. Barry fuhr schnell und eh ich mich versah, waren wir in Lancaster.

Carrie hatte wieder einen langen harten Arbeitstag hinter sich. Sie wartete zu Hause. Sie kam mir lächelnd entgegen. Sie strahlte über das ganze Gesicht, und ich muss wohl ungefähr genauso ausgesehen haben. Es ist einfach toll, sie nach so vielen E-Mails endlich wieder zu sehen. Wir lagen uns in den Armen. Das ist so ein Gefühl, bei dem man am liebsten die Zeit anhalten möchte, wo man vor Freude auf der Stelle zu heu-len beginnen könnte. Sie schaute mich mit großen Augen erwartungsvoll an.

maiby
24.09.2009, 00:55
7 – Bin da, wer noch?

Ich fragte nach all den Tieren, nach Danny, Tiger, Jimmy…weiter kam ich nicht beim Aufzählen. Da griff sie meine Hand und zog mich nach draußen. Zuerst hinter das Haus. Hier standen neue Käfige und die Hunde begrüßten mich mit lautem Bellen. Sie waren ein ordentliches Stück gewachsen. Jimi hatte ein langes wei-ßes Fell, er war zum Kuscheln. Das Fell von Skooter war schwarz, weiß und kurz. Das Schoßhündchen Susi sah genau so aus wie vorher. Alle drei sprangen an ihren Türen so hoch und bettelten, um nach draußen zu dürfen. Doch sie blieben hinter ihrem Draht. Carrie erklärte mir, dass sie zurzeit viele Flöhe haben. Sie wur-den bereits eingepudert und sollten jetzt nicht ins Haus.
Danny hatte uns gefunden. Janas Liebling schnurrte um meine Beine. Er war inzwischen ein fast ausge-wachsener schwarz-brauner Kater. Sein langes Fell stand zottelig zu allen Seiten. Gerade so, als wenn ein Teeanger an ihm neues Haar-Gel getestet hatte. Sicher hatte er versucht, mit der Zunge die lästigen Flöhe zu vertreiben. Es waren beim letzten Besuch drei kleine Kätzchen. Ich fragte nach den anderen. Es waren nur noch zwei, musste ich leider erfahren. Die Natur forderte ihren Preis, der Adler hatte sich ein Kätzchen geholt.
Sofort startete Carrie mit einem kräftigen Schrei “ Kidi kidi kidi“. Das letzte „i“ war noch nicht ganz ausge-klungen, da sprang mein Kurzhaartiger vor meine Füße. Auch er war hoch erfreut, auf den Arm genommen zu werden und seine Streicheleinheiten zu genießen.
Wie ging es meinem Lieblingshund Derley? Carrie warnte mich, er war krank. Barfuss rannten wir über die Wendeschleife auf die andere Seite des Geländes. Langsam tasteten wir uns vorwärts, denn der Weg war voll mit spitzen Steinen. Wir ertrugen es gerne und genossen es, die Natur richtig zu spüren. Langsam und bedächtig kam mein Freund zur Käfigtür, zaghaft wedelte er mit dem Schwanz und sah mich mit rot umran-deten Augen an. Ich streichelte ihn, sein Körper war schlank, regelrecht abgemagert. Ein trauriger Anblick.
Langsam wurde es draußen dunkel, das Wasser plätscherte über das große Holzrad. Die ersten Glühwür-mer schwebten mit hellem Licht. Wir gingen ins Haus, denn Barry hatte für uns liebevoll Sandwichs zuberei-tet. Ach ja, da war es wieder, das weiche Weizenbrot mit einer Scheibe Käse und Wurst. Vielmehr freute ich mich über den Weinkanister mit dem leckeren Wein. Wir zapften uns jeder ein Glas und verschwanden im FKK-Bereich. Das Wasser im Pool war heiß. Das bei dieser Wärme. Barry liebte es so und er hatte diese Temperatur eingestellt. Carrie zündete all ihre Kerzen an und löschte das Licht. Die CD Musik übertönte sogar den Lärm der Blubberblasen. Wir schwammen und erzählten so lange bis Carrie bemerkte, dass sich ihre Hände langsam auflösten. So endete dieser erste Abend und jeder verschwand in seinem Zimmer. Ich durfte wieder in Janas Zimmer einziehen. Die letzten Sachen meiner Tochter lagen noch auf dem Schrank. Ihr gepacktes Paket stand für mich zum Heimtransport bereit. Mir war noch nicht nach Schlafen zu Mute. Es war wieder so viel, was an neuen Eindrücken auf mich einströmte. Ich steckte die vielen Schnüre meines geborgten Laptops zusammen, und mein Microsoft Word startete. So begann ich gleich ein paar meiner Gedanken festzuhalten, bis mich irgendwann doch die Müdigkeit ins Bett zog.
Als ich morgens kurz nach sieben Uhr aufwachte, hielt mich nichts mehr im Haus. Ich öffnete die Tür und eine dicke warme Luftwolke schwappte mir entgegen. Diese Temperaturen waren sehr ungewohnt. Carrie kam wenig später. Sie zeigte auf die Treppe und wir setzten uns. Sie erklärte mir, dass sie hier jeden neuen Tag begrüßt. Hörst du, fragte sie: „BähBähBäh“. Perfekt ahmte sie das Geräusch vom Teich nach. Es sollten Frösche sein. Zu sehen waren sie nicht. Es waren wirklich merkwürdige Töne. Kein Quaken, wie ich es von zu Hause kannte. Amerikanische Frösche sprechen eine andere Sprache!
Die Sonne blinzelte durch die herrlich grünen Baumkronen dieses Waldes durch. Die Baumstämme leuchte-ten in einem warmen Orange. Der Nachbarhahn krähte. Während einige der Vögelchen lieblich zwitscherten, kreischten andere wild. Die Gänse rannten gelegentlich etwas verrückt um den Teich und sie schrien dabei laut. Alles hier war natürlich grün. Es standen keine Töpfe und Kübel mit leuchtenden Blumen herum, die täglich gegossen werden müssen. Auch ohne Rabatten strahlten verschiedene Lilien. Bei den Teichen wuchs eine große Canna, mit einer einzigen wunderschönen, prachtvollen, knallroten Blüte.
Der Kaffee schmeckte draußen am Tisch besonders gut. Die beiden Katzen saßen auf meinem Schoß und schnurrten so laut sie konnten. Sie erwarteten die volle Aufmerksamkeit. Tiger knallte beim Schmusen voll gegen meine Tasse. Das heiße braune Wasser spritze über mein Schlafanzugoberteil. Ich sprang erschro-cken hoch, während Carrie sich vor Lachen nur schwer wieder beruhigen konnte. Meine dreckige Kleidung trug ich mit Fassung.
Wir holten beide unsere Laptops. Ich startete mein neues Übersetzungsprogramm, welches Peter mir be-sorgt hatte. Carrie wollte es bei sich installieren. Aber irgendwie funktionierte es nicht. Barry kam auch nach draußen. Er beobachtete uns PC-Frauen skeptisch. Er konnte es nicht verstehen. Wir wussten auch, dass es ihm nicht gefiel. Aber es störte uns nicht. Wir waren froh, dass er nichts sagte. Sein Kommentar hätte auch nicht geändert und er gönnte uns diesen Spaß. Heimlich verschwand er in der Küche und servierte uns zum Frühstück Toast mit Spiegelei und einen Fladen aus Klopsfleisch.

Jungtroll
24.09.2009, 12:20
7 – Bin da, wer noch?


ich immer pasiert das oft das adler katzen fressen

maiby
25.09.2009, 16:31
keine Ahnung!

8 – Auf zur Arbeit

Diese Reise sollte ja nicht nur Urlaub sein, ich hatte auch eine Aufgabe. Barry hatte für Sonnabend um elf Uhr eine Termin gemacht. Ich war gespannt wie ein Flitzbogen. All meine Bilder standen noch in den Papp-kartons in der Bibliotheksecke. Genauso, wie ich sie mit der Post auf die Reise geschickt hatte. An der Rückseite der Bilderrahmen waren kleine Ösen eingeschraubt und mit Draht verbunden, damit sie besser aufgehängt werden konnten. Die Pastell- und Aquarellbilder benötigten noch einen Bilderahmen mit Glas, sie lagen noch in den Prospekthüllen. Zum Glück hatte ich meine neusten Werke mitgebracht. Schnell holte ich sie aus meinem Zimmer und stellte sie dazu. Stolz betrachtete ich das Sortiment meiner Lieblingsbilder. Wie sie wohl an der Wand aussehen werden?

Die erste Arbeit, so überlegte ich, wird wohl der Aufbau meiner Ausstellung sein. Carrie bestätigte meine Einstellung, sie empfahl mir Arbeitskleidung. Sogar kurze Hosen, sagte sie, denn es war wirklich sehr warm. Ich war froh, dass ich mich nicht so herauszuputzen brauchte. Unruhig grübelte ich, was mich dort erwartete würde. Carrie wollte mich nicht begleiteten. Sie hatte zu mir gesagt, dass sie sich dort nur langweilen würde. Damit ich verstehe, machte sie das „Däumchen-Dreh-Zeichen“. Verstanden hatte ich es schon, allerdings schaute ich mächtig traurig.

Riesig war die Freude, als sie später mit im Truck saß. Trotzdem
„schlotterten“ meine Knie, und ich flehte: „Könnt ihr da nicht alleine hinfahren? Ich gehe lieber schwimmen!“ Die Antwort kam wie aus der Pistole! „No!“ Da waren sie sich alle einig. Sie amüsierten sich köstlich über meine Angst; versuchten aber mich zu beruhigen. Sie sprachen mir viel Mut zu.
Das Auto stoppte unter einem großen Magnolienbaum. Die großen weiß-rosa Blüten leuchteten auf dem glänzenden dunklen Grün der Blätter. Vielleicht irre ich mich auch, aber ich meine bei uns blühen diese Bäume nur im Frühling und da haben sie überhaupt fast keine Blätter. Vielleicht stand deshalb ein großes Schild mit dem Namen „Spring House“ auf der Rasenfläche. „Spring“ heißt in Deutsch „Frühling“, passte ja. Aber Jana sagte mir später, dass man das nicht so genau übersetzten kann. Das Haus war aus Holz, mit weißer Farbe gestrichen. Es sah aus wie die Villa „Kunterbunt“ von Pippi Langstrumpf. Auf alle Fälle wäre ich da auch lieber hineingegangen, als in dieses Kunstzentrum.
Barry trug eine meiner Kisten mit Bildern. Zielstrebig steuerte die ganze Familie die Eingangstür an, während ich mit der zweiten Kiste langsam hinterher bummelte. Jede Chance hätte ich genutzt, um zu fliehen. Aber da hörte ich schon, wie sie mich antrieben. Sie riefen mich von der Tür und hielten sie solange auf bis ich durchkam.

Ein älterer Mann und eine junge Frau begrüßten uns herzlich. Da war es wieder dieses Lächeln mit den Worten: „Nice to meet you! “ Ich schmunzelte, es wieder zu hören. Sie stellte sich beide vor. Der Mann ver-schwand schnell wieder, seinen Namen habe ich nicht behalten. An Christina kann ich mich erinnern, sie war schätzungsweise ein wenig jünger als ich. Ganz kameradschaftlich sprach sie uns gleich mit den Vor-namen an. Neugierig zog sie ein Bild nach dem anderen aus meiner Kiste und war begeistert. Weil es hier nicht um mich, sondern nur um meine Bilder ging, wurde ich deutlich ruhiger. Wie selbstverständlich antwor-tete ich auf alle Fragen. Carrie freute sich und ab und an half mir mit den richtigen Vokabeln aus, wenn ich sie fragend anschaute.

In der Etage waren drei große helle Räume und ein langer breiter Flur. An den Wänden hingen noch die Kunstwerke der letzten Ausstellung. Die Künstlerin hatte sehr dunkle Arbeiten hergestellt. Irgendwie sahen sie alle relativ gleich aus. Immer waren bunte Farbkleckse und Striche auf dem Bild. Auf einigen konnte man traurige Menschen sehen; manchmal allerdings auch gar nichts.
Gemeinsam holten wir alle Arbeiten aus dem Karton. Meine Blumen lagen flach auf dem Fußboden. Die Keilrahmen mit den Seerosenmotiven standen hochkant an der Wand entlang. Sofort kam Farbe in die Zim-mer. Jeder Besucher freute sich; keiner ging ohne ein Lächeln vorbei; ich erhielt schon an diesem Tag viele Komplimente.

Wir drei Frauen schrieben die Ausstellungsliste. Wir hatten bei der Auswahl der Titel viel Spaß. Die richtigen Namen zu finden war gar nicht so einfach. Noch schwieriger war die Entscheidung über die Höhe der Prei-se. Aber mit vereinten Kräften schafften wir alles.

Meine neuen Elefanten Porträts, die im Flugzeug entstanden waren, gefielen allen am Besten. Für sie und einige andere ausgewählte Pastelle und Aquarelle fehlten noch Bilderrahmen. Barry beriet sich, wo man diese am günstigsten bekommt. Dann vereinbarte er mit Christina, dass wir in der nächsten Woche weitere Bilder bringen.

Nach der Arbeit durften wir eine Etage höher Christinas Atelier besichtigen. Hier standen die verschiedens-ten Bilder herum. So richtig hatte ich nicht verstanden, welche Arbeiten von Ihr waren und welche von ande-ren Künstlern. Die Malereien einiger Menschen sahen ganz schön schief aus. Aber man weiß ja nie, ob der Künstler das so will oder ob es seine Schwachstelle ist.
Hinter einer kleinen Kammertür war ein kleiner Schatz. Neu im Sortiment waren Arbeiten aus Afrika geliefert worden. Aus ganz dünnen Leder in verschiedenen Farben waren kreisrunde Teppiche und Kissen gearbei-tet. Sie legten diese bunten Kreise auf die Erde, mit dem passenden Kissen, im gleichen Muster. Carrie hat-te sich gleich darin verliebt. Aufgeregt knipste sie die Sachen mit ihrem Handy, damit auch ihre Schwester an ihrem Glück teilhaben konnte. Es bestand großes Interesse. So trug Barry gleich drei komplette Sets, Teppiche und Kissen zur Entscheidung in das Auto. Sie wurden später verteilt.

Ich fand sie auch toll, aber ich hätte zu Hause wirklich keine Verwendung dafür. Die Schwester und auch Carries Mutter waren voll begeistert. Das Schönste Set ist nun im Wohnzimmer der Fords. Drei dieser bun-ten Kissen liegen zum Sitzen auf der Erde und ein Teppich liegt unter dem Schaukelstuhl.
Barry saß müde auf seinem Lieblingsplatz, und die Augen fielen ihm zu. Nach dem Essen sollst du ruhen oder tausend Schritte tun! Mir war mehr nach Bewegung. Die Hunde bellten in ihren Käfigen und ich plante, sie dort heraus zu holen. Chase hatte Lust mich zu begleiten. Er hatte eine Weile vor dem Fernseher geses-sen und einen Kinderfilm gesehen, inzwischen schaltete er mit der Fernbedienung durch alle Kanäle.

Sobald jemand zu sehen war, sprangen die Hunde in ihrem Käfig am Zaun hoch und bellten laut. Diese bei-den konnten es nicht erwarten, herauszukommen. Ich hielt die Leine in der Hand. Es war ein Stück grüne Plastik-Wäscheleine, die an jedem Ende einen Karabinerhaken hatte. Zwei dieser wilden Tiere sollten an einer Strippe spazieren gehen? Das schien mir zu schwierig. Ich suchte und fand noch ein anderes Band. Das Bellen hörte auf, denn ich öffnete die Käfigtür. Skooter drückte ich Chase in die Hand. Ich befreite Jim-my. Es war nicht einfach, die beiden voneinander fern zu halten. Doch wir erreichten ohne Knoten die Stra-ße. Der Waldweg auf der anderen Seite war richtig zugewachsen. Wenn ich es nicht gewusst hätte, dass man hier in den Wald hinein gehen kann, hätte ich es nicht versucht.

Wir kämpften uns mutig durch die Sträucher und die umgefallenen Bäume. Der Kleine war begeistert, ein richtiger kleiner Dschungel. Sein Mund stand nicht still, er fand immer etwas zu erzählen. Alles konnte ich nicht verstehen. Die Kindersprache in Englisch zu verstehen war wirklich schwer. Auch wenn ich die Ohren spitzte, konnte ich bei dem Nuscheln nicht alle Vokabeln heraushören. Nur wenn es mir wichtig war, fragte ich noch mal nach. Wir spazierten durch den Wald und suchten nach Moos. Es gab nicht sehr viel davon. Es war sehr trocken. Mühsam füllte sich mein Eimer. Oben drauf lagen ein Paar Pilze, Ziegenlippen und Maro-nen. Mehr waren nicht zu finden, denn es fehlte der Regen. Einige Sorten kannte ich nicht, sie sahen anders aus als bei uns zu Hause. Aus Sicherheitsgründen ließ ich sie lieber im Wald. Es war auch im Schatten rich-tig heiß. Der Schweiß lief mir unter dem T-Shirt den Rücken herunter. Auch dem kleinen Jungen, der ein paar unnötige Kilos mit sich herumschleppte, liefen die Wasserperlen von der Stirn. Ich fragte ihn nach den Bademöglichkeiten. Aber so richtig wusste er wohl nicht was ich meinte. Er versuchte mich zu überzeugen, im Pool zu schwimmen. Nicht einmal der Gedanke an dieses warme Wasser erfrischte mich.

Plötzlich verfolgte Chase mich mit einem langen Ast. Er wedelte wild damit hin und her. Ich sah sofort, dass es eine ideale neue Angelroute war. Ich bemühte mich etwas Ähnliches zu finden. Mit unseren Fundstücken kehrten wir zum Haus zurück. Ich holte meine Angelbox aus dem Koffer und es dauerte nicht lange, bis zwei Angeln bereit waren.

maiby
28.09.2009, 23:37
9 – Kontrollgang am Teich

Chase schleppte ein großes gefülltes Glas heran. Ich schaute ihn fragend an. Er zog einen langen dicken Regenwurm heraus, um ihn mir zu zeigen. Super, dachte ich. Wir beschlossen gleich zum Teich zu gehen und unser Glück zu versuchen. Wir verließen das Grundstück auf der anderen Seite und der romantische Teich lag sofort vor uns. Das Grün der Bäume spiegelte sich im Wasser. Die Büsche der Brombeeren waren voller Früchte. Sie waren nicht gerade groß, aber dafür schön süß. Eine wahre Freude davon zu naschen.
Die Hunde waren das Gehen an der Leine wirklich nicht gewöhnt. Einer von ihnen sprang höher als der an-dere, als ob sie zum Flug ansetzen wollen Mit Schwung rasten sie drauf los, bis sie den Ruck am Halsband spürten.

Wir kamen am Steg an. Es war Zeit, diese unruhigen Geister zu beruhigen. Eine Erfrischung tat ihnen gut. Ich kniete mich herunter und setzte die Vierbeiner in das Wasser. Völlig entsetzt, aber nicht ängstlich, schwammen sie im Kreis, soweit es die Leine erlaubte. Weil sie so brav waren, half ich ihnen wieder auf den Steg. Sie sahen lustig aus mit nassem Fell und daran hatten sie dann auch zu tun. Sie legten sich brav auf die Seite und leckten sich. Die beiden Regenwürmer dekorierten unsere Angelhaken. Sie baumelten reglos im Wasser. Mehr passierte allerdings nicht.

Neugierig schaute ich nach den Pflanzen am Ufer. So richtige, kräftige Pfefferminze gab es hier nicht, den man für den Tee hätte pflücken können. Um meine Füße zu baden, zog ich meine Schuhe aus. Mit einem großen Schritt stieg ich über den Streifen mit Gräsern und trat in das Wasser. Vielleicht sollte ich es lieber als Moor beschreiben. Denn mein Bein sank und sank immer tiefer; tief hinein in diesen wunderschönen rot-orange Boden. Ich steckte fest und sogar meine kurze Hose war nicht kurz genug. Sie hatte gut eine Hand-breit Wasser abbekommen. Da stand ich nun; ich armer Tor. Es half nichts, um mich aus diesem Spagat zu befreien, brauchte ich mein zweites Bein. Das war nun auch egal, ich konnte mich wieder an Land retten. Auf dem Steg zog ich meine nasse, matschige Hose aus und spülte sie im tiefen Wasser. Ich legte sie zum Trocknen in die Sonne. Chase erzählte, dass sie auf der anderen Seite baden gehen, dort wo das Wasser flacher ist. „Aha“ dachte ich, wenn die Kinder das überleben, kann ich ja wohl auch schwimmen gehen. Ich versuchte den kleinen Nichtschwimmer zu überreden. Aber er hatte Angst.

Das Vergnügen ließ ich mir nicht nehmen. Schnell zog ich mich aus und stieg „Nackedei“ die Holzleiter hin-unter. Erst jetzt fiel mir die erschreckende Wassertemperatur so richtig auf. Es war heiß, wie in der Bade-wanne. Es war so heiß, dass ich mich echt überwinden musste zu schwimmen. Aber dann war es richtig toll. Diesen schönen Teich hatte ich ganz für mich alleine. Auf den Kontakt mit dem Boden verzichtete ich aller-dings dankend. Nachdem meine Hose und ich etwas getrocknet waren, an unserer Angel aber auch über-haupt nichts passierte, traten wir den Heimweg an.

„Überraschung für dich“ sagten Carrie und Barry, wir fahren jetzt. Ich war gespannt, was die beiden sich überlegt haben. „Jana hat gesagt, du freust dich darüber!“ setzten sie noch als Spannungssteigerung oben drauf. Ich strengte mich wirklich an, doch ich hatte keine Ahnung. Wir rollten auf die Autobahn. Langsam kamen sie mit der Sprache raus. Unser Ziel war das Baseballstadion in Charlotte, North Carolina. Dort sollte eine Band spielen und zum Abschluss ein Feuerwerk starten. Das hörte sich alles recht interessant an, auch Chase freute sich riesig.

Im Auto kam die Frage, was wir heute Abend essen wollen. Mir war es relativ egal. Auf alle Fälle hätte ich das ganze Schwein alleine gegessen, denn ich hatte richtig Hunger. Die Restaurants, die sie aufzählten, kannte ich fast alle. Nur das Buffet vom Chinarestaurant, dass hatte ich auf der letzten Reise nicht gesehen und probiert. Bei dem Gedanken an die leckere braune Ente, lief mir das Wasser im Mund zusammen.

Ein wenig musste ich mich allerdings noch gedulden. Barry parkte vor dem Einkaufszentrum und wir gingen in einen der riesigen Läden. Es gab nicht nur ein paar Bilderrahmen, es waren Millionen. In allen Größen, Farben und Formen. Es erschlägt einen regelrecht, vor allem der Preis. Wir brauchten eine ganze Menge, da wurde mir ganz übel. Meine Formate erkannte ich allerdings nicht so richtig. Ich war ganz froh, das Barry festlegte, dass wir heute nur schauen nicht kaufen.

In der Fotoabteilung blieben Barry und Carrie hängen. Sie suchten eine Kamera. Ein Verkäufer erklärte ih-nen die Technik. Ich schnappte Chase, bevor er begann seine Eltern zu nerven. Wir schlenderten durch den Laden und so entdeckte er die Abteilung mit den Computerspielen. Der Kleine war kaum zu bremsen. Er war froh, dass die Eltern eine Weile überlegten, bis sie ihren Fotoapparat kauften.

Kurze Zeit später betraten wir das Chinarestaurant. Wer kennt sie nicht diese wunderschöne Gestaltung! Sie ist überall gleich. „Kennst du eine – kennst du alle.“ Es gibt geschwungenes Holz, bemaltes Glas und kun-terbunte Lampen…und es roch so lecker. Die Kellnerin brachte uns zu unserem Tisch. Sie hatte sich gerade umgedreht, als Carrie wieder aufsprang. Die Schlacht auf das Buffet war eröffnet. Mit der Kelle schaufelten wir lauter kleine Probierhaufen auf den Teller. Doch auch damit war er irgendwann voll. Leider schmeckte alles lecker. Es führte dazu, dass zu viel gegessen wurde.

Jungtroll
29.09.2009, 15:05
super gibt ja wieder eine menge zu lesen danke

maiby
08.10.2009, 15:51
10 – Der Himmel brennt

Mit vollem Magen rollten wir zum Auto. Bewegungslos schauten wir aus dem Fenster, bis wir das giganti-sche Symbol des Stadions in Charlotte sahen. Ein Basketball und ein Schläger bildeten den Abschluss einer hohen Säule. Das Gelände begann mit einem großen Parkplatzkomplex. Mehrere Lotsen in ihren leuchten-den Warnwesten wiesen uns den Weg. Unser Fahrer stoppte erst, als er den Eingang sah. Er parkte den Truck in eine kleine Lücke auf der Rasenfläche. Das sieht man dort nicht so verbissen. In Deutschland wäre ich sicher, dass ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer kleben würde. Ich war froh, dass ich wenigstens noch ein paar Meter laufen konnte. Barry hatte Eintrittskarten über das Internet gebucht und die Bestätigung ausgedruckt. Die Einlasser lasen den Strichkode und wir durften hinein.

Es war ordentlich was los. Wir waren wirklich nicht die Einzigen. Es wimmelte wie im Bienenstock. Unendlich viele Menschen rannten hin und her. Es waren viele kleine Stände aufgebaut. Es gab Basecaps, Flaggen, Schmuck und vieles mehr. Geradeaus konnte man das ganze Stadion überblicken. Nun konnten wir die Band sehen, deren laute Bässe wir schon von weitem gehört hatten. Ihre Musik konnte man sich gut anhö-ren, was auch viele taten. Die Ränge des Stadions waren gut besetzt. Aber wir hatten ja Sitzplätze. Die A-merikaner orientierten sich kurz und steuerten dann nach links. Überall war viel zu beobachten, und uns trieb nichts. Langsam und ohne Interesse schlenderten wir an einigen Burger-Restaurants vorbei. Aus jeder Klap-pe roch es anders, aber: Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl bitter. Als wir unseren Block mit unse-ren Platznummern gefunden hatten, schauten wir Erwachsenen uns an. Einstimmig abgelehnt. Keiner von uns hatte Lust sich dort brav in die Reihe zu setzten. So genossen wir es hier an der frischen Luft, auf dem Balkon entlang zu spazieren. Am Ende des Weges hatten wir einen genialen Überblick über alles und, wir beobachteten das Treiben.

Chases Begeisterung hielt sich in Grenzen. Er hat ein wahres Talent, seine Ge-sichtausdrücke völlig entgleisen zu lassen. Mit seiner leidenden Miene erreichte er oft, was er wollte. Er ent-deckte, dass die viele Kinder auf den Rasenanlagen spielten. Sie hatten alle leuchtende orangefarbene Fris-beescheiben, die es irgendwo als Werbegeschenk gab. Seine Augen funkelten, als wir uns in diese Richtung bewegten. Unter den Sitzbänken türmte sich ein ganzer Stapel dieser Frisbeescheiben unbewacht. Carrie schlich sich von hinten heran und nahm sich einen davon für ihren Sohn.
Zwischen den vielen Decken war auch noch ein freies Plätzchen für uns.

Barry erfüllte sofort seine Vateraufgaben und opferte sich als Spielgefährte, bis er von einem der anderen Kinder abgewählt wurde. Wir beiden Frauen ließen uns genüsslich ins Gras fallen. Ich weiß nicht, wer von uns zuerst die Schuhe auszog. Wir lagen auf dem Rücken und streckten alle Viere von uns. Am blauen Himmel begann der erste Stern zu leuchten. Der gleiche, der auch über Deutschland strahlt; der gleiche, unter dem meine Beiden zu Hause zu dieser Zeit schliefen.

Diese Veranstaltung hatte ein Radiosender anlässlich des 200. Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung der USA organisiert. So war es auch für mich ein kleiner Unabhängigkeitstag. Ich hatte es wirklich geschafft, ganz alleine dort zu sein. Das war schon toll.

Die Jungs der Gruppe „Third Day“ sorgten für Gänsehaut am ganzen Körper. Die Massen klatschten und sprangen und wankten nach der Melodie. Allerdings war hier keiner angetrunken, es gab keinen Alkohol. Die Schirmherrschaft hatte die Kirche.

Es wurde langsam dunkler, und ein dicker Knaller kündigte den Beginn des Feuerwerks an. Die ersten Ra-keten starteten. Es ist zu schön: Du hörst dieses leise Zischen, während ein kleiner, winziger leuchtender Punkt, langsam am Himmel hinauf steigt; wie die Aufnahme einer Sternschnuppe, die zurückgespult wird. Die Spannung steigt. Welche Farbe wird es sein, welche Form und welche Größe. Die Rakete leuchtet auf und jedes Mal hast du dieses „Ahhh“ auf der Zunge. Wenn du es nicht heraus lässt, tut es dein Nachbar. Ich genieße diesen Moment.

Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich an meine Erlebnisse beim Raketenstart denke. In der Silvester-nacht ließ ich schon oft voller Stolz die Zündschnur brennen. Die eigene, teure Rakete schoss aus der lee-ren Sektflasche heraus. Auch mit dem Zischen klappte es noch ganz gut. Dann allerdings war der Spaß schon fast vorbei, denn mit den Lichtern klappte es oft nicht. Es reichte gerade Mal für ein „Ohhh“.

Das Basketballstadion war hell erleuchtet, der Himmel stand in Flammen. Eine Rakete folgte der nächsten; Jede war heller als die davor; Jede war größer als die zuvor. Das kann man nicht beschreiben, ich konnte es nur genießen. Es war so, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
Morgens tapste ich als erster durch die Stube. Ich setzte in der Küche zwei Tassen Kaffee auf. Ich schnapp-te meinen Laptop und verschwand nach draußen. Es dauerte nicht lange, da fanden sich dort alle ein, um ihren Kaffee zu schlürfen.

Es war Sonntag. Es wurden die Glocken geläutet. Wir machten uns fertig, damit wir gemeinsam zur Kirche gehen konnten. Ich freute mich schon darauf, und so verschwand ich in meinem Zimmer. Carrie hatte doch etwas länger mit ihren Haaren zu tun. Da rannte die Zeit schneller als geplant. Wir stiegen ins Auto, und sie raste wie im Film. Die Reifen quietschten in der Kurve. Ich als Beifahrer hielt mich ängstlich fest und schaute skeptisch zu Carrie herüber. Sie lachte schelmisch und kaute wild auf ihrem Kaugummi.

An der Kirche verschwand Andrew gleich in einen anderen Eingang. Die Kindergruppe in der Chase erwartet wurde, war eine Treppe höher. Die Mutter öffnete die Tür und schob ihn freundlich herein. Wir beide gingen den langen Gang entlang. Ein Ehepaar mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm stand auf dem Flur, Carrie begrüßte sie und nahm ihnen das Kind ab. Als die Zimmertür sich schloss, begann dieses kleine Wesen ordentlich Krach zu machen. Alle Versuche sie zu trösten, waren vergebens, es nützte nichts. Die dicke Träne kullerte an ihrer Wange herunter. Als eine weitere Stimme ins Zimmer kam, wurde wieder ein Lächeln in ihr Gesicht gezaubert. Carrie begann an der Schrankwand bunte Plakate zu befestigen. Farben lernen stand auf dem Programm. Mit großen Buchstaben waren die Namen der Farben aufgeschrieben und auf jedem war eine passende Gurke drauf.

Im Anschluss gingen wir zum Gottesdienst in den großen Saal der Kirche. Es war erstaunlich. Inzwischen kannte ich schon eine ganze Reihe von Leuten. Auch Jake begrüßte mich freundlich. Wir nahmen wieder an der gleichen Stelle Platz, wie vor einem halben Jahr. Chase und Andrew warteten auf uns. Das Programm begann mit dem Chor. Nach den Texten auf dem Bildschirm sangen wir kräftig mit.

Hinter einer großen Scheibe konnte man eine große Taufwanne sehen. Dort wurden an diesem Tag mehre-re neue Mitglieder in diese Baptistengemeinde aufgenommen. Es waren einige Kinder, aber auch ein paar Erwachsene. Ich fragte Carrie, ob es so auch bei Jana war. Sie bestätigte es mir leise. Zufrieden stand ich neben Carrie. So dicht, dass ich sie ab und zu berührte.
Als alle nach unten schauten, um zu beten, fühlte ich mich alleine. Ich schaute zu meiner Freundin und ver-spürte den Wunsch meine Hand auf ihre zu legen. Ich tat es nicht, denn es war ihre Zeit. Es war, als wenn ich ihre Gedanken lesen konnte; ihre Sorgen um ihre Familie und ihre Wünsche. Wenige Minuten später schenkte sie mir wieder ein Lächeln.

Der nächste Pastor stand sprachlos hinter dem Rednerpult. Langsam suchte er nach Worten, doch es ge-lang ihm kaum zu sprechen. Er holte sein Taschentuch aus der Hosentasche, um seine Tränen zu trocknen. Freude und Leid liegen nah beieinander auch in dieser Kirche. Sie lebt durch die Menschen; mit den Men-schen und für die Menschen. Um einen von ihnen ging es, es war der junge Pfarrer Jim. Hilfreich tauchte ein weiter Mann am Mikrofon auf. Er begann den Abschied zu erklären. Seit fast dreizehn Jahren war in dieser Kirche der Pastor Jim mit ganzer Freude des Herzens tätig. Nun folgte er dem Willen Gottes, um an einem anderen Ort zu helfen.

Die Stimmung im Raum war beeindruckend. Ich hatte diesen netten jungen Mann erlebt, ich hörte seine Predigt, ich verstand ihn gut. Auch ich hatte ihm die Hand geschüttelt. Wie erst mussten sich all diese Bap-tisten und auch Carrie fühlen? Sicher verband sie mit ihm unendlich viele Erinnerungen, sicher hatte er viele ihrer schönen und schlechten Erlebnisse des Lebens mit ihnen geteilt. Diese Traurigkeit verteilte sich in die-sem großen Raum und jeder der Menschen saugte einen Teil davon auf, bis sie verschwand. Gemeinsam beteten sie für ihn und wünschten ihm viel Glück für seinen neuen Weg.
Auch ich klatschte laut, als Jim mit Schwung auf die Bühne sprang. Als er das Mikrofon in der Hand hielt, war es ruhig: Ich hätte eine Stecknadel auf den Boden fallen gehört. Er bedankte sich für das Privileg, in dieser Kirche als Pfarrer arbeiten zu dürfen und für die freundliche und selbstlose Art der Leute. Auch er kämpfte mit den Tränen und er bat: „ Bitte hören Sie nicht auf für uns zu beten.“

Jungtroll
10.10.2009, 19:20
oh es geht weiter danke freu mich aufs lesen mach das nachher in ruhe

maiby
02.11.2009, 10:09
Hallo, Liebe Grüße an alle!

11 – Pissaminkenalarm

Da war sie wieder, die Gelegenheit etwas Fastfood zu genießen. Es ist auch wirklich kein Wunder, wenn das Herz einer Mutter schwach wird. Zwei hungrige Kinder flehten Carrie im Auto an, bei Kentucky Fried Chi-cken, welches auf dem Heimweg lag, etwas zu kaufen. Die großen bunten Werbeschilder ließen uns das Wasser im Mund zusammen laufen. Den Rest tat dann der Duft des Chicken Eimers. Wie die wilden Kanni-balen fielen wir zu Hause gemeinsam über diese Flügel und Beine her.

Am Nachmittag begannen wir die Suche nach den Bilderrahmen. Der erste Weg führte uns zu Wal-Mart. Ich freute mich, denn hier stimmte der Spruch: Die Preise sind unten. Es war immer noch eine schwierige Ent-scheidung. Barry hatte alles, was wir brauchen auf den Zettel geschrieben. Ein Rahmen nach dem anderen landete im Einkaufskorb. Allerdings tauschten wir sie immer wieder um, weil wir in den Regalen ständig neue Angebote entdeckten. Irgendwann schoben wir schnell zur Kasse, ohne nach links und rechts zu schauen. Inzwischen stand mir der Schweiß auf der Stirn. Viel zu schnell hatte die Verkäuferin alles eingetippt. Ich las den Preis 210 § auf dem Display. Ich überlegte: Es hätte ewig gedauert, die vielen kleinen Dollars in Scheine aus meinen zwei Geldtaschen heraus zu suchen. Dazu kam die

Tatsache, dass ich dann nicht mehr viel Bargeld behalten hätte. Das hätte zur Folge, dass ich Geld aus dem Automaten holen müsste. So ent-schloss ich mich, mit Peters Kreditkarte zu bezahlen. Der Kunde vor mir hatte es ohne Probleme geschafft. Allerdings war es für ihn die Muttersprache. Ich versuchte es auch und reichte der Frau meine Karte. Barry schaute mich mit großen Augen an. Er merkte nicht einmal, dass ich unsicher war. Doch es kamen keine Fragen, die ich nicht verstand. Carrie lachte verständnisvoll. Ich bin gespannt, wie sie es schaffen werden, bei ihrem Besuch in Deutschland.

Draußen auf dem Tisch rahmte ich meine Pastell- und Aquarellbilder ein. Aus farbigem Papier schnitt ich Passepartouts. Alles musste super ordentlich aussehen. Es war eine ganz schön anstrengende Aufgabe, der Spaß dabei hielt sich in Grenzen. Zum Glück hatte ich es nicht eilig und so konnte ich mir diese Arbeit auf mehrere Tage aufteilen. Zur Belohnung gönnte ich mir die Zeit, um einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Mit viel Freude malte ich ein paar Landschaftsbilder nach einem Foto.
Ich wunderte mich, denn Carrie verschwand mit einer großen Plastikbox auf dem Motorrad. Kurze Zeit spä-ter knatterte die Maschine wieder auf dem Areal.

In der Kirche war ein Abschiedsessen organisiert. Wir fuhren alle hin. Vor vielen Leuten hielt der Pastor noch eine kleine Rede. Im Raum war ein großes Büfett aufgebaut. Jede Seele hatte ein kleines bisschen dazu beigetragen, damit sie hier gemeinsam speisen konnten.
Auf dem Tisch standen viele verschiedenen Schalen, Boxen und Teller. Der größte Anteil dieses Essens waren die berühmten Sandwichs. Zwischen dem weichen Weizenbrot waren die verschieden farbigen Auf-striche. Die roten erinnerten mich an unseren Seelachssalat mit Mayonnaise. Ich probierte einige davon. Es schmeckte gut, aber einen speziellen Geschmack hatte es nicht.

Das Sortiment an Keksen und Chips war ebenfalls beachtlich. Eine einzige kleine Schale stand dort mit ge-sundem Salat. Es war auch völlig ausreichend. Auch viel später konnte ich mir noch Nachschlag holen.
Als ich am Montagmorgen aufstand, war Carrie zur Arbeit. Barry war draußen am Arbeiten. Er schleppte Holz hin und her, sägte und schien irgendwelche Schuppen zu bauen. Nur Chase war im Haus, er saß al-leine vor dem Fernseher. Da war Kinderanimation gefragt. Diese Aufgabe passte prima in meinen Tages-plan. Der Teich rief mich, ich hörte es ganz laut. Ich freute mich auf das Wasser und vielleicht waren am Morgen auch Fische da.

Ich suchte in der Küche nach Mehl. An allen Gläsern, die weißes Pulver enthielten, schnupperte ich. Da fehlte doch die Vokabel, um die Schrift zu lesen. Dann rührte ich mir einen schönen Keksteig zum Angeln an. Das Backpulver hatte ich extra für diese Zwecke aus Deutschland mitgebracht. Chase freute sich über meinen Vorschlag. Er schaltete sofort den Fernseher aus und folgte mir. Doch auch an diesem Tag interes-sierten sich diese amerikanischen Fische nicht für uns. So entschied ich mich für Plan B; ich zog meinen Badeanzug an und sprang ins Wasser. Um diese Tageszeit war es wirklich sehr angenehm. Mit meinem Morgenbad verscheuchte ich auch noch die letzten Fische. Wir gaben auf.

Ich trug alle Sachen und ging voran. Chase stolzierte wie ein Storch durch das hohe Gras der Wiese. Aufge-regt schaute er auf den Weg, damit er jedem Halm auszuweichen konnte und ihn nichts in den Fuß piekte. Meine nackten Füße in den Latschen sahen schon ordentlich zerkratzt aus. Pech, niemand sah es und mich störte es auch nicht.

Damit unser Spaziergang nicht ganz nutzlos endete, begannen wir Brombeeren in meinen Zinkeimer zu sammeln. Na ja, zugegeben, mein Anteil an dieser Arbeit war etwas größer. Die Ernte von Chase landete fast ausschließlich in seinem Mund. An einer großen Hecke wurden die leckeren Früchte immer größer und es schaffte richtig gut. Plötzlich schrie der Kleine auf der anderen Seite der Büsche. Ich verstand ihn, an seinen Beinen krabbelten Ameisen. „Pissaminken“, wie mein Vater immer sagte. Oft war ich als Kind mit meinem Vater im Wald. Es gab viele Ameisen. Immer holte er sein Stofftaschentuch heraus und legte es sorgfältig ausgebreitet auf die Spitze dieses Ameisenhügels. Millionen dieser kleinen Tierchen rannten beun-ruhigt darüber und „pissten“ drauf. Vorsichtig schüttelte er die Armeisen wieder herunter und einer nach dem anderen von uns inhalierte diesen seltsamen Geruch. Mit dem festen Glauben daran, dass wir dann nicht krank werden.

Aber an diese Erlebnisse konnte ich nicht lange denken. Das Schreikonzert wurde immer lauter. Lebensbe-drohlich war diese Situation wirklich nicht. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, aber Chase sah mich nicht. Fleißig pflückte ich weiter und versuchte mich mit ihm zu unterhalten. Ich gab ihm ein paar kluge Ratschläge. Doch er steigerte sich nur. Ich fragte ihn scherzhaft: „Kannst du noch laufen?“ Er brüllte „Nein!“ und er hüpfte von einem Bein auf das andere. Langsam war seine Geduld am Ende. Er begann zu weinen.

Das zerriss doch mein Herz. Ich ging zu ihm, um zu helfen. Die Ameisen hatten seine Latschen. Er stand barfuss fünf Meter daneben und hatte so viel Angst. Inzwischen krabbelte es auch an meinen Beinen, ich stampfte einmal kräftig auf und schon waren sie wieder verschwunden. Ich brachte den Jungen mit engli-schen Anweisungen dazu, dass er seine Schuhe ausklopfte, er zog sie wieder an und wir erreichten das Haus.

In der Küche schüttete ich meine Ernte in eine Schüssel. Chase war immer an meiner Seite. Wir kochten eine leckere Fruchtsoße. Um es als ein Dessert anzubieten, fehlte ein Pudding oder so etwas in dieser Art. Reis war wirklich das einzige dieser Art, was ich finden konnte. So versuchte ich es mit Milchreis. Aber leider wurde er nicht so schön dick und klebrig wie zu Hause. Die Gläser gestalteten wir einem Zuckerrand mit Zitronensaft. Dann füllten wir unsere Produkte ein. Es sah richtig schick aus. Es schmeckte allen am Abend.

Jungtroll
12.03.2010, 01:00
ich wär bereit für den nächsten teil der geschichte

maiby
09.04.2010, 01:04
Ach ein treuer Leser! Das muss belohnt werden!

12 – Stopp

Vom Spaziergang brachte ich noch eine wenig Islandmoos mit. Sehr groß war meine Ausbeute immer noch nicht. So viel Moos wie in unseren Wäldern, war hier nicht zu finden. Doch ich wollte meine Mäuse-Produktion starten. Diese kleinen Tiere konnte ich mir gut vorstellen als Dekoration in der Ausstellung. Ich dachte, es wäre witzig über meinen Katzenbildern. Holzkugeln, Nähgarn und Wackelaugen suchte ich in meinem Gepäck, weil ich es in weiser Vorrausicht eingepackt hatte. Es klappte prima, allerdings waren die amerikanischen Moosmäuse eine Nummer kleiner.

Irgendwann gegen Mittag erwachte auch der Teenager Andrew. Gelangweilt saß er neben mir und schaute mir auf die Finger. Eigene Ideen für eine Beschäftigung hatte er nicht. Es war eine irre Hitze draußen. Die Luft war schwül und drückend. Im Haus arbeitete die Klimaanlage, aber es widerstrebte mir im dunklen Räumen zu sitzen. Bei Lampenlicht zu malen geht schon gar nicht. Über dem Gartentisch drehte sich ein riesiger Ventilator völlig lautlos. Es war ein ganz leichter Wind, doch für große Erfrischung sorgte er nicht.

Chase planschte im kleinsten der Fischteiche. Das dreckige Wasser reichte ihm bis zu den Knien. Sein T-Shirt und seine kurze Hose waren schon nass. Mich störte es nicht, doch ich fragte ihn, ob er nicht lieber im Teich baden möchte. Er war begeistert von meiner Idee. Auch Andrew war dankbar über diese Abwechs-lung. Er verschwand sofort in seinem Zimmer, um seine Badehose anzuziehen.

Die beiden Jungs zeigten mir ihre Badestelle. „Toll“, dachte ich, denn sie sah auch von dichtem nicht besser aus. Der Boden war genauso weich und orange, wie auf der Seite am Steg. Meine Mundwinkel zeigten nach unten, dass will was heißen! Es kostete mich richtige Überwindung den ersten Schritt zu machen. Das Was-ser hatte nun in der Mittagssonne exakt Badewannentemperatur. Um so ein gesundes Moorbad zu genie-ßen, bezahlen andere viel Geld, ich hatte es gratis. Langsam wartete ich durch den Schlamm. Erst im tiefen Wasser war es angenehm.

Chase blieb im sehr flachen Wasser und spielte dort. Seine Arme und Beine steckten im Schlamm und er hatte seinen ganzen Körper war eingerieben. Er sah wie ein kleines Elefantenbaby aus.

Andrew und ich riefen ihn und versuchten ihn ins Tiefe zu locken. Gerne hätten wir ihm das Schwimmen gezeigt, doch er hatte Angst und traute sich nicht. Sicher war er ärgerlich über sich selbst. Vor lauter Wut begann er mit Schlamm zu schmeißen. Zuerst bat ich ihn freundlich, nicht auf uns zu zielen. Aber es nütze nichts. „Flaschhhh“. Da landete die erste Portion mitten auf meiner Nase. Ich atmete tief und spülte den Dreck von meinem Gesicht. Doch der Kleine hatte bereits die nächste Handvoll Schlamm in der Hand.

Ich schrie „stopp!“ und bat ihn, aufzuhören. Auch Andrew brüllte so laut er konnte. Doch er reagierte nicht auf unser Flehen. Ich tauchte unter, um dem Dreckregen zu entkommen. Unter Wasser schwamm ich auf Chase zu. Ich tauchte kurz vor ihm auf, sprang zu ihm und packte ihn. Schnell wie der Blitz zog ich ihn in das tiefe Wasser. Er schrie immer wieder: „Stopp“. Wie war es erst wenige Minuten zuvor. Meine Worte wurden auch nicht erhört. Ich schüttelte meinen Kopf „No stopp“. Wer nicht hören will muss fühlen! Das war meine Rache. Weil der Schreihals nicht aufhörte zu schreien, ließ ich ihn einfach schwimmen. Wie ein kleiner Hund paddelte er an Land.

Er schimpfte laut. Schnell rannte er nach Hause, um sich beim Vater zu beschweren. Als wir dort ankamen schaute Barry uns fragend an. Andrew erzählte unserer kleine Geschichte. Der Vater schickte den Sohn zur Strafe auf sein Zimmer. Er sollte über sein Verhalten nachdenken.

Später kam er zu mir. Er hatte ein Geschenk für mich. Einen kleinen Brief mit einem Perlenmuster, einem Foto der Familie und mit großen Buchstaben hatte er „SORRY“ darauf geschrieben. Es war kein Problem, ihm zu verzeihen. Denn er hatte auch etwas gelernt, so schwer war es gar nicht zu schwimmen. Noch am selben Tag war er das erste Mal alleine im Pool. Das hatte er sich zuvor noch nie getraut.

Wir holten die alten Steinfrösche, die an den Fischbecken standen. Gemeinsam malten wir sie mit schönen bunten Farben an.
Carrie kam von der Arbeit und blieb bei uns draußen. Sie freute sich über ihre lustigen bunten Frösche. Sie stellte sie gleich auf der Treppe auf.
Ich hatte Chase versprochen, dass wir abends noch mal nach den Fischen sehen. Er hatte neue Würmer gesucht. Carrie nahm ihr Weinglas und begleitete uns. Am Haus unter den Bäumen war es fast dunkel, aber am Teich schien die Sonne. Während wir erzählten, sank sie langsam tiefer und tiefer. Wir schauten zu, wie sie langsam am Horizont hinter dem Wald verschwand. Zum Thema „Fischen“ brauche ich nichts zu schrei-ben. Während ich wieder alleine schwimmen ging, hielt Carrie meine Angel.

Es war frech und fast nicht zu glauben. An ihrer Angel zappelte ein Fisch. Mit großem Geschrei segelte er über dem Wasser hin und her. Ich schwamm hin, um ihn zu befreien. Er hatte allerdings sehr großen Hun-ger, der Haken saß tief im Maul. Gerne hätte ich ihn wieder schwimmen lassen, das hatte aber keinen Sinn. Dem kleinen Chase fielen fast die Augen heraus: Mit einem gezielten Griff brach ich dem Fisch das Genick, damit er nicht leiden muss. Dieses Schauspiel wiederholte sich gleich noch zwei Mal in meiner Badezeit. So hatten wir wirklich drei Fische zum Braten. Sie sahen etwas anders aus als unsere Barsche, aber so etwas Ähnliches war es.

Andrew hatte einen Ferienjob gefunden. Am Abend sollte er ein paar Stunden in einem Fastfood Restaurant arbeiten. Bis zur Stadt sind es doch ein paar Kilometer und so spielte Barry Taxifahrer. Auf der Heimfahrt haben die beiden sich in die Haare bekommen. So sah es jedenfalls aus, als Andrew hereinkam und wütend mit den Türen knallte. Diese beiden starken Typen stritten sich immer wieder, wer Schuld ist, kann nicht immer geklärt werden.

Doch an diesem Tag war es schlimmer. Barry blieb draußen und wollte eine Entscheidung. Carrie sollte wählen zwischen ihm und Andrew. Mutter und Sohn lagen sich in den Armen, sie sagten nichts. Dann packte Andrew eilig ein paar Sachen zusammen, um bei einem Freund zu übernachten. Carrie ging zu Barry nach draußen um zu redeten. Ich verschwand besser in meinem Zimmer.

Fisch
09.04.2010, 07:36
Ach ein treuer Leser! Das muss belohnt werden!
Es sind mit Sicherheit wesentlich mehr als ein Leser. Schön, wieder von dir zu lesen.

Jungtroll
12.04.2010, 23:02
bin sicher nich der einzig treue leser aber wohl der einzige der sich getraut nach der fortsetzung zu fragen danke für das neue kapitel und freu mich aufs nächste

maiby
28.04.2010, 21:15
13 – Independence Day

Der 4. Juli war, wie jedes Jahr in den USA, ein Feiertag. Carrie brauchte nicht zur Arbeit. Trotzdem war sie früh auf dem Beinen und saß vor dem Haus. Wenn ich sie hörte, zog es auch mich aus dem Zimmer.
Es war der „Independence Day“ der Unabhängigkeitstag. Diese Unabhängigkeit testete ab diesen Tag auch Andrew. Sein Freund stand mit einem Truck vor der Tür. Gemeinsam schleppten sie das Bett, den Schrank und alle Sachen von Andrew aus dem kleinen Zimmer auf die Ladefläche des Autos.

Carrie nickte und sagte: „Es ist Zeit für ihn zu gehen!“ Sie war müde ständig zwischen Mann und Sohn zu stehen und immer zwischen diesen beiden Kampfhähnen schlichten zu müssen. Sie tat so, als wenn es ihr nicht viel ausmachte. Sie wollte keine Gefühle zu zeigen. Doch ich merkte, wie es in ihr als Mutter aussah.

Dennoch war die Situation für mich als Außenstehenden schwer. Carrie und Barry begannen zu erklären und wir sprachen über die Teenager im Speziellen und im Allgemeinen. Bei solchen Lebensweisheiten fehl-ten mir doch ein paar englische Worte. So beschlossen wir, den Laptop mit dem Übersetzungsprogramm zu starten.

Später ging jeder seinen Aufgaben nach. Barry verschwand wieder und rannte mit Werkzeug um das Haus. Er strich ein Stück Zaun und breitete am Teich Stroh auf dem Boden aus.

Carrie reinigte das Haus und Chase sollte dasselbe in seinem Zimmer tun. Viel lieber spielte er mit seinem neuen Flugzeug, welches er wenige Minuten zuvor von seinem Bruder geerbt hatte. Er machte einen Höllen-lärm. Warum nur lieben das alle Kinder? Warum auch sollte er anders sein?

Ich malte ein Bild für Carries Mutter, denn mir fehlte noch ein kleines Geschenk. An diesem Tag waren wir zum Familientreff eingeladen. Carrie verriet mir, dass ihre Coca-Cola-Phase zu Ende war. Zurzeit liebte sie eine kleine Zeichentrickfigur aus dem Fernsehen. „Baddy Boob“ hieß diese elegante Frau mit einem roten Kleid und hohen Hackenschuhen. Eine Vorlage hatten wir uns aus dem Internet ausgedruckt.

Gegen Mittag fuhren wir gemeinsam los. Carries Schwester Candy hatte sich mit ihrem Freund ein neues Haus gekauft, es war etwa eine Stunde Autofahrt entfernt. Zum Essen brachte jeder etwas mit. Unsere Auf-gabe war das Besorgen von gebratenen Spare Rips. Sie wussten, wo es die besten in dieser Stadt gibt. In diesem Restaurant kauften wir gleich einen großen Eimer mit Fleisch.

Wir parkten direkt vor einem weißen Holzhaus. Es war eins von vielen, die alle gleich aussahen in dieser Straße. Weit und breit war nicht ein Busch oder ein Baum zu sehen. Eine kleine Holztreppe führte zum Ein-gang. An diesem Ort sah es nicht bewohnt aus. Doch hinter der Tür begrüßte uns Candy und bat uns herein. Die doppelte Tür schloss sich hinter uns automatisch. Damit auch ja keine warme Luft hereinkommt und die kühlen Temperaturen der Klimaanlage erhalten blieben.

Wir traten ein in diese perfekte Wohnung. Im Haus war alles mit hellen Farben gestrichen. Die Möbel stan-den hier genau wie im Möbelkatalog. Jedes Stück Dekoration hatte mit Sicherheit seinen genauen Platz. Am liebsten hätte ich es getestet. Wenn ich etwas verrückt hätte, wäre es Candy garantiert sofort aufgefallen. Aber brav wie ich war, fasste ich nichts an.

Der Sonnenschein in diesem Haus war der kleine Bill. Candys Sohn war gerade zwei Monate alt. Er lag an-geschnallt in seiner Liegeschale und roch verdächtig. Da die Mutter noch in der Küche mit den letzten Vor-bereitungen für das Essen beschäftigt war, erhielt Carrie die Erlaubnis, den Kleinen mit einer neuen Windel zu versorgen. Ich folgte ihr ins Kinderzimmer, welches mit Motiven von „Winnie Puh“ geschmückt war.

Carries Mutter und auch der Vater, den ich vorher noch nicht gesehen hatte, trafen pünktlich ein. Die Schwiegermutter von Candy durften wir auch kennenlernen. Auf dem Tisch standen wieder viele leckere Sachen. Wir stellten unsere Rippchen dazu. Gemeinsam begannen wir die vielen Schalen und Töpfe zu leeren.

Candy war als erste fertig und hatte auf ihrem Teller einen großen Berg Knochen gesammelt. Damit ver-schwand sie auf der anderen Seite aus dem Haus. Das sah verdammt nach einem Hund aus. Richtig er-kannt! Auf meine Frage erhielt ich sofort die Antwort. Ich beeilte mich mit dem Essen, denn die Neugier war groß, zu erfahren, welche Rasse es ist. Schnell schluckte ich die letzten Bissen herunter. Wie gut, dass ich auch Knochen auf meinem Teller hatte. Ich ging nach draußen. Eine große Rasenfläche war mit einem Ma-schendrahtzaun begrenzt. Es war kein Tier zu sehen. Ich ging die Treppe hinunter und rief. Langsam kam ein großer schwarzer Labrador unter der Treppe hervor und direkt auf die Tür zu. Ich überlegte kurz: Wer ein kleines Kind in diesem Haus hat, kann keinen bissigen Hund besitzen! Ich öffnete die Tür und ging in sein Gehege. Er kam direkt auf mich zu und wedelte mit dem Schwanz. Nicht gerade mit viel Elan nahm er mir die Knochen ab. Er war nicht hungrig. Auf der Wiese lagen Bälle, Puppen und allerhand Hundespielzeug. Ich nahm einen Ball und warf ihn. Der Hund schaute mich mit großen Augen an. „Was will die Alte denn?“ Er reagierte überhaupt nicht. Ich versuchte es noch einmal – keine Reaktion. Streicheln ließ er sich, doch auch das ging ihm tierisch auf den Geist. Er drehte sich um und verschwand wieder im Schatten. Es war einfach zu warm, um sich zu bewegen in der Sonne.

In der Stube wurden die Lederteppiche und Kissen vom Kunsthaus in Lancaster gezeigt. Mit Begeisterung fanden sie ihre neuen Besitzer. Carrie erhielt ihr Geschenk von ihrer Mutter. Die selbst genähten Patchwork-Decken für die drei Schwestern waren jetzt fertig. Carrie kniete nachdenklich darauf und streichelte über das Muster, über die Stickerei ihres Namens und über das Sarah Key Püppchen, das extra ihre Haarfarbe erhal-ten hatte. Sorgfältig faltete sie ihr Geschenk zusammen und Barry brachte es gleich zum Auto.
Der kleine Bill war munter und lag auf seiner bunten Babydecke. Wild wackelte er mit den Armen und ver-suchte sich bemerkbar zu machen. So lenkte er die Aufmerksamkeit auf sich. Dieses kleine Wesen brachte Carrie und ihre Mutter so nah zusammen. Beide hielten die Hand von „Little Bill“ und leise strömte ein wenig Sympathie durch seinen Körper. Es sah aus, als wenn das Lächeln durch sein Blut von einem Gesicht zum anderen wanderte. Beide lachten und das nicht nur für das Foto.

Candy kam liebevoll dazu und hielt ihren Kleinen im Arm. Nach der Geburt hatte sie nicht nur ein paar Kilos mehr auf der Wage, sie zeigte Verantwortungsbewusstsein und viel Liebe einer Mutter. So nach und nach waren alle in diesem Zimmer versammelt. Ich saß auf dem Sessel und es hörte sich an, als wenn alle auf einmal reden. Meine Augen wurden immer schwerer und so langsam wurden die vielen englischen Worte zu einem gleichmäßigen Geräusch. Carrie sah, dass ich mich quälte, um nicht einzuschlafen. Sie versicherte mir, dass es niemanden stört, wenn ich nach draußen gehe, um zu malen. Diese Chance zu fliehen nutze ich gerne. Ich setzte mich auf den Balkon unter den Sonnenschirm und packte meine Malsachen aus und arbeitete an dem dritten meiner Elefantenbilder. Es dauerte nicht lange, da kamen auch die anderen nach draußen. Meine Freundin setzte sich neben mich und schaute mir über die Schultern. Candy brachte mir ein Foto mit von Bill. Das war mein nächstes Bild. Interessiert schauten alle zu, wie ich dieses Porträt malte. Es gab ein kühles Bier. Na, ja, ein paar mehr waren es schon. Aber dieses Getränk kann man wirklich nicht mit deutschem Bier vergleichen. Ich glaube, Alkohol ist da auch nicht enthalten oder auf alle Fälle sehr wenig. Mein Bild sah dem Foto wirklich sehr ähnlich. Mit großen Buchstaben schrieb ich in deutscher Sprache „Viel Glück“ darunter. An die Seite malte ich noch ein paar Herzchen. Mit meiner Unterschrift beendete ich meine Arbeit. Ich schenkte es Candy für den kleinen Bill. Sie freute sich riesig und wischte sich sogar eine Träne aus dem Auge. Es war Zeit sich von allen zu verabschieden und wieder nach Lancaster zu fahren.

Jungtroll
28.04.2010, 21:58
klasse es geht weiter danke

maiby
01.05.2010, 20:27
Hi,Hi - dieses Jahr bin ich wieder am zu der Zeit in den USA, hab grade Tickets gebucht und freu mich.

15 – Subway an der Kirche

Mein Vorschlag ein schönes deutsches Mittagessen zu zaubern, stieß schnell auf die Zustimmung aller. Ich war froh, wenigstens ein bisschen helfen zu können in diesem Haushalt. Auch zu Hause ist das Kochen eine der besten Aufgaben im Haushalt. Besonders stolz war ich darauf, dass ich so perfekt darauf vorbereitet war.

Jeder weiß, dass man nichts Verbotenes über die Grenze schmuggeln darf. Manche wissen, dass man in die USA keine Lebensmittel einführen darf. Niemand allerdings wusste, dass ich ein großes Stück Kassler in meinem Gepäck versteckt hatte. Das eingeschweißte Schweinefleisch hatte ich allerdings so geschickt ver-packt, dass es selbst einem langjährigen Zollbeamten nicht aufgefallen wäre. Die größte Gefahr war Peter. Wenn er es gewusst hätte, wäre das Fleisch mit einer dicken Moralpredigt aus dem Gepäck geflogen. Er hob die Tasche am Abreisemorgen an und sagte: „Boooohhhh ist das schwer. Was hast du da drinnen?“

Mein Herz hörte auf zu schlagen. Ein Schreck! Spontan antwortete ich: „Was soll da schon drin sein.“ Peter sagte nichts. Damit war das Thema zum Glück erledigt und er brachte das Gepäck zum Auto.

Mit dem eigenen Kartoffelschälmesser waren auch die Kartoffeln nicht mehr viel anders als zu Hause. Eine nach der anderen landete im Wasser. Das Kassler schmorte in der Pfanne langsam vor sich hin. Der Duft verteilte sich im ganzen Haus und so waren alle richtig hungrig. Jeder bekam, wie ich es gelernt hatte, eine kleine Portion auf seinen Teller. „E`ne me`ne Meck“ – dann war alles weg! Allen hat es gut geschmeckt, sie holten sich sogar Nachschlag. So ist es immer mit der Hausarbeit! Da arbeitest du eine Stunde in der Küche und in fünf Minuten ist alles vergessen.

Es klopfte an der Tür und der ewig hungrige Jake kam zu Besuch. An diesem Tag wollte er nichts essen. Er kam gerade vom Mittag bei seiner Großmutter, da war er satt geworden. Ein junger Mann im Haus – die kleine Lady Fiona war sofort begeistert. Endlich hatte sie ein Lächeln im Gesicht. Schnell verschwand sie zum Umziehen in ihrem Zimmer und kam mit einem bunten T-Shirt mit Spagettiträgern heraus.

Über die Weltmeisterschaft in Deutschland hatte ich dort nicht viel gehört. Keiner der Bekannten hatte sich dafür interessiert. Das die deutsche Mannschaft herausgeflogen ist, kam allerdings auch bei mir an. Jake wusste genau, wann das Endspiel: Frankreich – Italien beginnen sollte, er war begeistert, dass wir es mit ihm zusammen anschauen wollten. Er startete den Fernseher. Das Spiel wurde angepfiffen. Das einzige was richtig fehlte, war ein gutes Bier. Dieses WM-Fieber sprang allerdings nicht auf alle über. Carrie war die erste, die aufgab. Sie schlich völlig lautlos die Treppe zum Schlafzimmer hinauf.

Ungefähr zehn Minuten später hatte Chase keine Lust mehr. Er folgte der Mutter und bettelte ein Video sehen zu dürfen. Barry wipp-te einige Male mit seinem Schaukelstuhl. Allerdings nicht lange, dann hörte man das leise Schnarchen. Er erschreckte sich selbst und verschwand nach draußen. Fiona saß auf der Couch und hoffte, dass ihr Hei-matland Frankreich gewinnt. Sie war aufgeregt und knabberte an ihren Fingernägeln. Jake genoss es-. Er lag direkt vor dem Fernseher auf dem Bauch und starrte auf den Bildschirm. Vielleicht aus Sympathie jubelte er für Frankreich. Mir war es eigentlich wirklich Banane, wer da gewinnt. Die Franzosen waren nicht so ver-traut und in unserem Raum wurde ein Fan für die Italiener gebraucht. Vielleicht war es Zufall oder meine Spürnase, sie gewannen wirklich.

Zum Abend war eine Aktion in der Kirche geplant. Carrie sagte, sie machen Subway. Ich wusste nicht, was für eine Aktion sie mit diesem Namen bezeichnet und ich schaute sie fragend an. Sie erklärte: „Essen“. Das hatte ich auch vermutet, denn dieses Fastfood Restaurant Subway haben wir auch in Schwerin. Dort soll es die halben Meterbrote mit jeder Menge Salat geben. Ich war allerdings noch nie da.

Wir fuhren alle gemeinsam los. Barry hielt an der großen Kaufhalle. Carrie rannte hinein. Eine Weile später schleppte sie vier volle weiße Plastiktragetaschen heraus. Sie war wirklich selber schuld, ich hätte ihr gehol-fen. Sie quetschte alles Eingekaufte in den Fußbereich des Beifahrerplatzes und stieg ein.

An der Kirche war es noch leer, nur ein paar Autos standen auf dem Parkplatz. Der kleine Chase war be-geistert, denn auf dem großen Spielplatz waren ein paar Kinder in seinem Alter. Er konnte es gar nicht ab-warten, so schnell wie möglich bei ihnen zu sein. Der Vater willigte ein und folgte ihm, mit einem wachsamen Auge.

Wir Frauen trugen den Einkauf in den Komplex der Kirche. Wir benutzen den „Dienstboten-Eingang“. Hinter einer kleinen Tür war eine große Küche. Dort standen große Abwaschbecken aus Edelstahl, Kochgelegen-heiten und jede Menge Schränke. Eine komplette Werkküche wie im Ferienlager. Carrie holte ein paar Scha-len. In ihren Taschen hatte sie jede Menge frisches Obst, welches wir ordnungsgemäß mit Wasser spülten. Die großen Melonen in verschieden Sorten schnitten wir in mundgerechte Stücke. Bei dieser matschigen Angelegenheit hatten wir viel Spaß. Wir deckten alles mit Folie ab und trugen es nach draußen. Auf der Wiese neben dem Spielplatz war ein großer Komplex mit mehreren Tischen und Stühlen. Auf einem langen Tisch begannen wir alles aufzubauen. Jeder fasste mit an ohne auch nur einen Auftrag zu erhalten. Es gab keinen Chef, aber es funktionierte trotzdem. Diese Harmonie an diesem Ort beeindruckte mich. All diese Leute brachten etwas mit. Eigentlich genauso, wie bei uns zu Hause bei der Grill-Party im Garten. Der Tisch aus Holz war kaum noch zu sehen, so ein großes Menü war entstanden.

Chase kam mit knallrotem Kopf angerannt, er sah aus wie ein Feuerball. Er bewunderte diesen Gabentisch. Die großen Flaschen mit Cola gefielen ihm am besten. Er bettelte um schon etwas zu bekommen. Es nützte nichts, er bekam nicht seinen Willen, der Startschuss war noch nicht gegeben. Auch Carrie und ich hatten Durst, allerdings mehr auf Wasser. So was Gesundes war nicht in diesem Sortiment. Barry hatte uns diesen Wunsch zwar nicht von den Augen abgelesen, aber er verschwand gerne, um uns und auch seinen Sohn damit zu versorgen.

Die Runde wurde immer größer. Einige Gesichter kannte ich schon, andere stellte Carrie mir vor. Es war lustig, sie sagte oft: „Das ist die Mutter von Jana“. Sofort hörte ich ein Raunen „ Ohhhhh, Jana ….“ Unser Kind kannte wirklich jeder, sie hatte wirklich einen ordentlichen Eindruck hinterlassen.
Einer der jungen Pastoren sprach ein paar Worte zur Begrüßung. Es folgte ein kleines Gebet, dessen Kürze mich bei diesem Anlass sehr überraschte. Gemeinsam öffneten wir die Schalen und entfernten die Folien. Das Büfett war eröffnet. Der Tisch war von allen Seiten belagert. Jeder hatte einen Pappteller in der Hand und suchte sich das Passende aus. Zum Essen setzten wir uns an einen der vielen Tische. Gegenüber von mir nahm ein Ehepaar Platz. Er war ein schlanker Dreitonner. Er stellte seinen Teller mit einem Berg Essen auf den Tisch. In Zeitlupe hob er ein Bein nach dem anderen über die Sitzbank. Dann rastete er an diesem Platz ein. Nach dieser Schwerstarbeit liefen dem Mann die Schweißperlen über das Gesicht, seine Haare hatte er glatt über seine kahle Stirn gestrichen. Ehrlich gesagt, war ich froh, dass mich ein sehr breiter Tisch von ihm trennte, näher hätte ich ihm nicht kommen wollen. Unzählige Hühnerkeulen, Toaststullen, jede Menge Chips, Kekse und Kuchen verschwanden in seinem Körper. Neben ihm saß eine blonde attraktive Frau. Mit Sicherheit hatte sie sich gerade erst durch Disziplin und gesunde Ernährung, die gute Figur erar-beitet. Auf ihrem Teller lagen viele Sorten an Obst und die unterschiedlichsten Salate. Liebevoll fragte sie ihren Mann, ob er einmal probieren möchte. Dieser fauchte sofort los. Auf die Art und Weise: „Das wäre ja noch schöner, wenn ich so etwas esse!“ Eigentlich hätte er es nicht erwähnen müssen, denn es wusste je-der. Auf alle Fälle stopfte er die letzten Chips noch schneller in seinem Mund und setzte seinen Fleischkör-per wieder in Bewegung, um noch einmal an das Büfett zu gehen. Die Augen dieser Frau sahen so aus, als wenn sie den Countdown zählt; die Anzahl der Tage, die sie noch mit diesem Mann zusammenlebt.

Jungtroll
05.05.2010, 12:54
danke für die fortsetzung nur krieg ich hunger wen ich das lese

maiby
26.06.2010, 11:20
Hi, mal wiede einschauen bei Euch! Liebe Grüße an alle!
Da gibts gleich mal wieder ein Stück zu lesen. Ich freu mich inzwischen den nächsten Mittwoch geht es wieder in die USA.

&schneeengel
Maiby

16 – Auf zum Camping

Am Montagmorgen wurden die letzten Sachen für die Reise in den Campinganhänger gebracht. Ich hatte keine Chance zu helfen. Meine Reisetasche durfte ich alleine hintragen, mehr war nicht zu tun. Barry über-legte er, ob er an alles gedacht hatte. Damit es uns später an Nichts fehlt. Ich bewunderte seine Gelassen-heit. Es fiel mir schwer, mir Peter in dieser Situation vorzustellen, doch das war auch nicht nötig.
Für den kleinen Chase und für Fiona war es eine lange Nacht. Die Magengrippe war bei ihnen angekommen und sie waren auf der Toilette gefesselt. Beide mussten spucken. Sie hatten eine weiße blasse Hautfarbe. Bewegungslos lagen sie vor dem Fernseher und warteten, was jetzt passiert. Aber für sie sah der Tag nicht rosig aus, egal wo sie waren. Wir starteten trotzdem in den Urlaub. Carrie verabschiedete sich von ihrem kleinen Kranken und auch von ihrem Mann und fuhr zur Arbeit. Ich legte noch ein paar Stücke meines restli-chen Kasslerfleischs zwischen zwei Weizenbrotscheiben. Aus dem großen Kanister Wein füllte ich mir eine kleine Wasserflasche voll. Pünktlich um neun Uhr morgens saßen alle im Truck. Der große Campinganhän-ger war angekoppelt. Ich sagte zu Barry „Gib mir fünf!“ Er schaute mich erstaunt an und dann klatschte er gegen meine Hand. Die große Tour konnte beginnen!
Bei Fiona gingen schon nach ein paar Minuten Fahrzeit die Lichter aus. Chase hatte zu leiden. Ihm war schlecht. Krampfhaft hielt er eine Plastiktüte in der Hand und jeder Schluck, den er aus seiner Wasserfla-sche nahm, kam im hohen Bogen wieder heraus. Er war verzweifelt und wimmerte. Der Vater tröstete ihn so gut er konnte. Vielleicht hätte ich ein deutsches Kind mit meinen weisen Ratschlägen wieder geheilt, aber hier war ich hilflos. Denn ich hatte keine Ahnung, was dem Kleinen gut tut und was nicht. Das, was Barry auf Fälle nicht gebrauchen konnte, war jemanden, der ihm sagt, was er tun sollte. Der perfekte Vater macht das schon alleine. So lehnte ich mich genüsslich in meinem Sitz zurück und genoss diese herrliche Fahrt durch das große Amerika. In South Carolina war das Grün der Bäume besonders kräftig. Der Highway schlängelte sich an der Stadt entlang und man konnte selbst in den Bäumen große Blüten sehen, in den verschiedens-ten Farben und Formen. Zwischen den zwei Fahrbahnseiten gab es große Flächen mit gelben Lilien. Von weitem sahen sie wie unsere Rapsfelder aus.
Einige Male stoppten wir am Rastplatz. Es war praktisch, denn wir konnten immer in unseren Campingan-hänger. Wir holten kühle Getränke aus dem Kühlschrank und nutzten wir die Toilette. Die Kinder hatten kein Interesse an irgendwelchen Nahrungsmitteln. Auch Barry konnte ich nicht mit meinen Sandwichs locken. Ich hatte aber trotzdem Hunger und verzichtete nicht auf meine Mahlzeit. Mit ein bisschen Obst zum Nachtisch, war ich rundherum zufrieden.
Wir rollten wirklich schnell. Einen Staat nach dem anderen durchquerten wir in Richtung Norden. Barry er-zählte mit mir. Wir hörten Country-Musik. Interessiert hörte ich die Texte der Lieder und komischerweise konnte ich eine Menge davon sofort übersetzen. Die Kinder schauten auf einem kleinen tragbaren Fernseher einen Zeichentrickfilm.
Gegen fünfzehn Uhr bog Barry vom Highway ab. Er kannte diese Gegend. Wir erreichten einen tollen Cam-pingplatz. Jede Menge dieser großen Campinganhänger parkten dort, doch zu sehen war kaum ein Mensch.
Barry ging mit seiner Geldbörse in ein kleines Haus, um uns anzumelden. Es war Platz für uns. Wir konnten immer vorwärts fahren. Wir drehten eine Runde und erreichten dann unseren Standplatz. Auf jedem der kleinen Rasenflächen stand ein kleines Holzset mit Tisch und Stühlen. Es war ein Eisenfass im Boden ver-senkt zum Feuer machen. Barry stieg aus dem Auto, hantierte mit Schläuchen und Kabeln. Mit geübten Grif-fen sorgte er für Wasser und Strom. Er wusste genau, was er tun musste. Ein ferngesteuerter Mann. Ich fragte gar nicht erst, ob ich helfen kann. Es war klar, das war sein Job und niemand durfte dort mitmachen.
Ein junges Mädchen begrüße uns freundlich. Sie kannte die Fordfamilie bereits vom letzten Jahr. Unsere Kinder interessierte es nicht. Barry erklärte, dass Andrew nicht mit war. Er war etwa in ihrem Alter. Ich fragte sie sofort, wie es mit dem Baden aussieht. Bereitwillig zeigte sie mir den Fluss Cedar, der sich hinter diesem Berg befand. Sie brachte mich zu einer tiefen Stelle des Flusses. Das Wasser war ruhig. Von der leichten Strömung war kaum etwas zu merken. Die Farbe war grün, aber es war sehr sauber, denn man konnte den Grund erkennen.
Es dauert natürlich nicht lange bis ich meinen Badeanzug, Tauchmaske und Schnorchel in der Hand hatte. Fiona begleitete mich. Der Weg führte auch an einem Pool vorbei. Allerdings war er hinter dem Zaun. Sie fragte mich, ob wir nicht lieber dort baden wollten. Die Antwort war klar. Vielleicht plansche ich noch in einer Beton Badewanne, wenn nebenan ein lebendes Wasser fließt! Wir erreichten den Fluss und Fiona setzte sich auf ihr Handtuch. Neben ihr lagen ein paar weiße Strippen. Es war ein Bikini, den sie wenig später an hatte. Der Einstieg in das Wasser war nicht einfach. Den Absatz zum Flussbett musste ich herunter klettern. Der Boden war voller Steine, so dass ich mich sofort auf dem Bauch legte und schwamm. Ach, war das ein herrliches Gefühl, es war kaltes Wasser, eine schöne Erfrischung. Fiona sah das allerdings anders. Sie steckte kurz ihren Zeh in das Wasser und schon war sie wieder verschwunden. Ich genoss es, alleine zu sein, zu tauchen und mit den Krebsen zu spielen. Sogar einige Fische konnte ich entdecken. Mit Sicherheit war ich eine Stunde im Wasser. Als ich zum Campingwagen zurückkehrte, waren alle Türen geschlossen. Ich holte mir aus dem Truck mein Stullenpaket heraus und machte auf dem Rasen Picknick. Die Flasche mit der Weinschorle leerte ich in einem Zug. In der prallen Sonne tat diese explosive Mischung schnell ihre Wir-kung. Langsam ließ ich mich zur Seite fallen und schlief sofort ein.
Die Sonne schien unheimlich heiß an diesem Tag. Als ich aufwachte, war ich schweißgebadet. Ich taumelte wieder zum Wasser und sprang hinein. Ich hatte nicht nur den Fluss für mich alleine, sondern sogar den ganzen Campingplatz. Alles war wie ausgestorben. Nicht, dass der Campingplatz leer war, aber es war ein-fach niemand draußen. Alle Menschen saßen in ihren Räumen mit Klimaanlage. Warum nur fahren sie dann campen?
Am Ufer beobachtete ich die Libellen und riss ein paar Blätter in kleine Stücke. Wenn sie auf der Wasser-oberfläche landeten, trieben sie langsam flussabwärts. Mich interessierte, wie lange ich ihnen folgen konnte. Ich wanderte am Ufer entlang, durchquerte Gestrüpp und balancierte auf Steinen. Das Wasser wurde immer flacher und die Strömung immer stärker. Überall lag Holz herum. Ich suchte schöne trockene Stücke für ein kleines Feuer am Abend. Schnell war meine Kapazität zum Tragen ausgeschöpft und ich kehrte zurück.
Bei uns waren immer noch alle Türen verschlossen. Es interessierte mich auch nicht, ob sie schliefen oder Fernsehen schauten. Ich startete noch einmal in die entgegensetzte Seite. Auch von dort kam ich mit einem großen Arm voll Holz zurück.
Da waren auch ein paar Stimmen zu hören. Der Nachbar, ein älterer Mann, war draußen mit Barry in ein Gespräch verwickelt. Ich setzte mich zu ihnen und wir erzählten eine Weile.
Barry hatte mir ein paar Himbeeren gepflückt und er schenkte sie mir. Sie sahen so toll aus, ich mochte sie gar nicht essen. Die kleinen roten Perlen waren durchsichtig, wie aus Glas. Sie waren süß wie Zucker und ich ließ sie langsam im Mund zergehen.
Sehr lange hielt ich es allerdings nicht bei den Männern aus. Es gab noch eine dritte Richtung in die ich ein paar Schritte laufen konnte. Unterwegs fand ich große Büsche dieser leckeren Himbeeren. Bei der Menge machte es wirklich Spaß die Früchte zu ernten und sie zu essen. Ich schnitt mir eine hübsche Spitze ab um sie zu malen. Draußen auf dem kleinem
Holztisch machte ich es mir mit meinen Aquarellfarben bequem. Es war eine schwere Arbeit. Genau das reizte mich.
Barry verwöhnte mich mit einem frischen Kaffee. In der Ferne hörte ich Kinder spielen. Doch unsere waren nicht dabei, obwohl sie nicht mehr so krank aussahen. Sie kamen nicht raus und ich ging nicht rein. Als es langsam dunkler wurde, bat Barry die Kinder, sich für das Bett fertig zu machen. Er hatte alles gut im Griff. Für mich gab es nichts zu tun. Ich ging wieder zum Fluss. Einige Glühwürmer schwebten direkt über der Wasseroberfläche, andere leuchteten hoch in den Baumkronen. Auf der anderen Seite des Wassers stan-den die Bäume eng zusammen. Es sah so aus, als wenn dort die Welt zu Ende ist. Direkt über mir raschel-ten die Blätter einer großen Platane. Es waren märchenhafte Stämme. Große Fetzen der Borke waren auf dem Rasen verteilt. Ich sammelte sie, um damit das Feuer zu entfachen.
Die Kinder waren im Bett und Barrys Fernseher lief. Er reichte mir ein Feuerzeug und ich schloss die Tür wieder von draußen. Da saß ich nun alleine unter einem wunderschönen Sternenhimmel und mein Feuer loderte. Verrücktes Amerika! Die Hoffnungen auf Gesellschaft erloschen genauso, wie mein Feuer.