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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Glauben und Vernunft



Gerhardt
31.10.2006, 21:24
Glauben und Vernunft gelten für viele Menschen als Widerspruch - leider und gerade auch für Christen. Ich vertrete die Meinung, dass Glaube und Vernunft kein Widerspruch sind und bezeichne mich deshalb als Vernunftchrist. Ich meine, dass alle Glaubensaussagen und -inhalte sich auf ihre Vernünftigkeit überprüfen lassen müssen.

Die Abneigung eines Vernuftchristentums kommt meiner Ansicht daher, dass man sich lieber auf sein "Herz" verlassen will. Herz bedeutet aber nichts anderes, als sich auf Gefühle, Stimmungen oder subjektive Ansichten zu verlassen. So etwas halte ich deshalb für problematisch, da der eigene Glaubensgrund auf rein subjektivem Empfinden beruht. Und Empfindungen können sich ändern.

Weiterhin halte ich es auch für bedenklich irgend einen Gottesbeweis zu führen, oder christliche Grundüberzeugungen (Jungfrauengeburt, Auferstehung Jesu etc.) beweisen zu wollen. Hier setzt dann der Glauben ein, wobei ich hier Glauben nicht als „Nicht-Wissen" sondern als Vertrauen auf Gott verstehen möchte. Ich bin der Meinung, dass es in religiösen Fragen keine Sicherheiten gibt. Alles andere halte ich für Selbstbetrug.

Es interessiert mich, wie andere Vernunft und Glauben zusammenbringen. Oder sollte es sich doch um ein unüberbrückbaren Gegensatz handeln?
Gruss Gerd

JC-Freak
31.10.2006, 22:10
Lieber Gerd,

im Grunde stimme ich dir zu!
Gott sagt, wir sollen ihn lieben und zwar u.a. auch mit aller vernunft (aber auch von ganzem Herzen).

Ich finde es absolut vernünftig, an Gott zu glauben, wenn ich sehe, was in meinem Leben so alles passiert. Ich finde es auch vernünftig, der Bibel zu glauben, wenn ich sehe, wie verblüffend gut sie erhalten ist etc. Und darum finde ich es auch sehr vernünftig, Gott alles zuzutrauen und in allem zu vertrauen. Weil er alles kann und mich liebt.

Hier ist "kindlicher" Glaube in meinen Augen das Vernünftigste, was man machen kann!

tanuki
31.10.2006, 22:39
Hi, Gerd,
ja, kann dir auch zustimmen wie unsere liebe JC-Freakchen.
Grüßle und :22 euch allen!
tanuki

Samu
02.11.2006, 13:01
Lieber Gerd, interessante Thesen, die du aufstellst und die schon immer Gegenstand heftiger Diskussionen in Bezug auf Glaubensfragen waren. Schließen sich Vernunft und Glaube aus?

Ich glaube das nicht, denn in dem Moment wo ich meinen Glauben wahrhaft erlebe, er also zur Realität wird, dann kann ich ihn auch erfassen und als Vernunft begabter Mensch annehmen.

Zum anderen stellt sich die Frage, schließt sich der Glauben an Gott von unserer menschlichen Vernunft aus? Ich denke nicht, denn die Mehrheit der Menschheit empfindet es gänzlich anders und sucht nach dem „Unfassbaren“. Selbst Atheisten erschaffen sich eine Ersatzreligion, die des Nichtglaubens, was ja an sich auch ein Glaube ist, der durch naturwissenschaftliche Lehrsätze erfüllt wird. In sich ist dieser „Glaube“ nicht weniger spektakulär als ein religiöser Glaube.

Ich persönlich halte nichts von einem spektakulären Glauben, der sich einzig im „Herz“ abspielt, also auf der Gefühlsebene basiert oder gar rein Verstandesmäßig orientiert. Gott ist erfahrbar und das hat meines Erachtens nichts mit Gefühlen zu tun und auch nichts mit Glauben, sondern etwas mit Realitäten, die dann aber auch persönliche Erfahrungen bleiben.

Die Frage wäre in diesem Zusammenhang, was ist eigentlich der Glaube an Gott? Glaube ich an Gott oder glaube ich an Gottes Barmherzigkeit, Gnade, Liebe, Zuwendung und seine Verheißungen für mein Dasein? Ich glaube persönlich nicht, dass ein Mensch an Gott glauben kann. Das wäre dann doch für mich eher so, wie ein Glaube eines Kindes an den Weihnachtsmann, der sogar eine gewisse Form von Realität hat, denn es gibt ja Weihnachtsmänner, sogar aus Schokolade, doch zu gleich ist diese Personifikation eine Lügengeschichte oder human zu sagen, ein Märchen.

Samu