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Die Chance auf Gnade und Barmherzigkeit

Keimling

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DER KEIMLING

„Paß mal auf. Ich möchte etwas erzählen." Spreche ich in die Runde und werde erwartungsvoll angesehen. ,,Es war einmal ein Keimling.“ Beginne ich die Fabel und blicke dabei in den vom Regenschauer getroffenen, wie brodelnd erscheinenden Teich. ,,Dereinst, vor nunmehr langer Zeit, als das Land noch fruchtbar war und die Wiesen grün, da ging ein Sähmann darüber her und streute seine Saat um sich herum aus. Etliches davon fiel auf fruchtbares Ackerland und der Pflug ging darüber her und deckte die Saat mit einer dicken Schicht braunschwarzer, lehmig schwerer Erde zu.
Darauf erschienen Wolken am blauen Himmel und verdunkelten die Sonne. Ein Wind begann zu wehen, dessen Kraft rasch zunahm, bis er sich, stetig steigernd, zum Sturmwind entwickelte, schwarze, finstere Regenwolken durchs Land treibend. Über den Feldern entluden die Wolken ihre Regenmassen vom Sturm die Ebene entlanggepeitscht und in die Ackerkrume getrieben.
Rauhe Wetter herrschten auf der Erde und jene Pflanzen, die es wagten aus der Erde herauszublicken, wurden vom Sturmwind gebeutelt, vom Regen durchnäßt, von Hagelkörnern zu Boden geschlagen und mußte im klirrender Kälte erstarren. Widrigste Bedingungen herrschten hier und doch gab es Leben auf Erden.
In zäher, mühsamer Kleinarbeit bohrte sich der hellgrüne Keim, welcher aus dem Saatkorn trieb, durch den zähen, schmierigen Boden hindurch zum Licht und streckte ein erstes, zartgrünes Blatt über den Erdboden hinaus und der Sonne, dem lebenspendenden Lichte entgegen.
Ein anderes Saatkorn, in unmittelbarer Nähe auch im Erdboden gelegen trieb ebenfalls aus und wuchs, durch die eigene Kraft getrieben, der Erdoberfläche zu. Jedoch kurz bevor es aus der Ackerkrume emporkam, hervorbrach, da geschah etwas, das dieses verzagte Pflänzchen zu tode erschrecken ließ. Es erlebte mit, wie das inzwischen höhergewachsene Nachbarpflänzchen von Hagelkörnern zu Boden geschlagen wurde und unter jammern und klagen vom Frost mit einem Eispanzer an die Erde gekettet wurde. Keine Regung konnte das Pflänzchen mehr vollführen. Es war wie leblos in der Kälte erstarrt. Da sprach das kleinere Pflänzchen zu sich selbst:
-Dort oben ist es nicht gut. Harte Winde wehen und der Regen weicht die Blätter auf. Stein und Bein gefrierender Frost läßt mich erstarren und Hagelkörner schlagen mich in Fetzen. Hier unten aber ist es wohl sein. Hier sitze ich in der warmen, schützenden, mich bergenden Erde. Ich werde hier bleiben und nicht weiter wachsen, damit mir ein derartiges Unheil nicht widerfährt.-
Gesagt, getan, das Pflänzchen wuchs nicht weiter. Nichts ahnend seiner Entscheidung war es zu spät, als es erkannte, das dieses keine sinnvolle Lösung sein könnte. Stillstand bedeutet Tot. Schon vermoderten die Wurzeln und der hellgrüne, vordem lebensfrische Keim verfärbte sich zu modrigem Braun, verfaulte und vermatschte, wurde wieder zur Erde vom Acker. Nicht erlebte es mehr die goldene Zeit, die Auferstehung der anderen Pflanze, als die bösen Wetter vorüber waren und die Sonne wieder wärmend vom Firmamente herniederstrahlte. Das Eis zerschmolz dahin. Neue Kraft stieg durch den Keimling auf. Er richtete sich empor und streckte die Blätter erneut, wie bittende Hände dem Himmel entgegen. Wie um zu empfangen den Göttlichen Segen fürs ewige Leben. So wuchs er empor wohl bis in des himmels Höhen. Ein kräftiger Stamm, ein großer Baum, mit Ästen und Zweigen, mit grünenden Blättern. Da, plötzlich, welch Wunder, brachen goldrosane Blüten hervor, die den Baum über und über bedecken. Ein wie berauschender, aber selig belebender Dufthauch ging von ihnen aus. Wie Honig so süß und wie Rosen so lieblich. Es grünte und blühte. Das war eine Pracht. Verblühten auch Blüten so brachten sie doch Frucht und der Baum wurde des blühens und Früchte erzeugens nicht müde, fragte er doch was der Wille Gottes sei und befleißigte sich, Seine Gebote zu halten, in Liebe zu wirken und zu erfüllen. Damit wird wahr, was uns GOTT verheißt:
-Etliche werden hundertfältig tragen und wer seine Gebote hält, denen wird er wohltuhen bis in tausend Glied.-
Und so ist es auch Heute noch. Wer den Baum sucht, der uns diese ermutigende Weisheit vorlebt, möge in sein Inneres schauen, ob dort ein Keimling ist, dessen Saatkorn vielleicht von jenem Baume stammt und der aufgekeimt ist, emporzuwachsen, das Licht des Ewigen zu erblicken.

Denn unser ewig gütiger GOTT,
Führt uns in sein Morgenrot.
Damit wir nehmen von seinem Brot,
Und trinken von seinem Wein,
Um für immer bei ihm zu sein."

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