Wem schiebe ich die Schuld in die Schuhe, wenn ich dafür keinen "Gott" habe?
Zitat:
Joh 8:31-34 Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger 32 und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. 33 Da antworteten sie ihm: Wir sind Abrahams Samen, sind niemals jemandes Knecht gewesen; wie sprichst du denn: "Ihr sollt frei werden"? 34 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.
Beginnen wir doch mal bitte ganz hinten: "Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht." Diese Aussage steht allerdings im krassen Widerspruch zum Kirchenvater Augustinus, der definierte, dass der Mensch bereits von seiner Geburt an, ja, sogar von seiner Empfängnis an ein Sünder ist. Seit Augustinus wissen wir, dass wir in die Hölle verdammt sind, weil wir gezeugt wurden. Die Empfängnis an sich ist die Sünde - gemäß Augustinus. Und dazu zieht er einen Vers aus den Psalmen heran und deutet ihn um, einen Vers, der eigentlich etwas völlig anderes aussagt:
Zitat:
Psa 51:5 Siehe, ich bin in sündlichem Wesen geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.
Dieses Dogma ist bekannt als das Dogma der Erbsünde. Ich kann von mir sagen, dass ich nie wirklich frei war, so lange ich daran glaubte. In gewissen protestantischen Kreisen glaubt man, dass man der Verdammnis dadurch entkommen kann, dass man Jesus annimmt und/oder sich gemäß "Matthäi am Letzten" auf den Namen des Vaters und so weiter taufen lässt. Andere christliche Kreise verlangen eine Babytaufe zu demselben Zweck und Ziel. Da sind andere Religionen in diesem Punkt unwidersprochen freier. Das Androhen einer ewigen Verdammnis hat mit Freiheit nichts zu tun und mit Wahrheit schon gar nicht. Wer den Vorteil hat, die Wahrheit zu erkennen, der lässt sich nicht mehr von Kirchendogmen knechten und dies selbst dann nicht, wenn die Kirche ihre Dogmen nachträglich ins "NeueTestament" hinein geschrieben hat. Wir können glauben, dass wir die Erbsünde von Augustinus in uns tragen, wir können es auch bleiben lassen. Entweder wir sind unfrei oder wir sind frei.
Zudem steht das "jüdische" Sündenverständnis von Mose bis Jeshua im krassen Widerspruch zum katholischen, orthodoxen, evangelischen oder freikirchlichen Sündenverständnis. Ein Jude, der gegen die Torah handelt, der sündigt; ein Christ aber muss gegen die Torah handeln, um nicht gesetzlich zu sein.
Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht - wie kann ein Baby Sünde tun? Der reiche Jüngling sagte zu Jeshua, dass er die fraglichen Torah-Gebote gehalten habe von seiner Jugend auf - aber niemals vom Babyalter an - dieser Jüngling wusste, dass man erst nach der BarMitzvah für seine Sünden zur Verantwortung gezogen werden kann.
Ein Richter erkennt bei der Wahrheitsfindung Widersprüche. Er nennt sie "Widersprüche", "Schutzbehauptungen" oder bezeichnet Aussagen als "frei erfunden" u. ä. In Wahrheit sind die Aussagen aber erstunken und erlogen, nur sagt er das nicht so. Der Delinquent will nämlich nicht, dass seine Untat heraus kommt und deshalb greift er zum Mittel der Lüge. Wenn ich nun im "NT" Widersprüche erkenne, dann handelt es sich dabei zweifelsohne um Lügen. Man sagt das aber nicht so, sondern man nennt das "Widersprüche". Dass man von Lügen frei würde, lese ich im eingangs erwähnten Bibelvers aber nicht. Lügen versklaven, ob sie im "NT" stehen oder aber von Herrn Nietzsche kommen. Die Wahrheit wird uns frei machen.
Kommen wir zum Abschieben der Verantwortung: Da hat angeblich der Satan die Eva verführt, einen Apfel zu essen und deshalb stehen wir alle unter der Erbsünde. Nur lese ich in der ganzen Geschichte nirgends etwas von einem Apfel, von einem Satan oder von einem Sündenfall - dies ist alles frei erfunden (s. o.). Schuld ist dort also der Satan - eigentlich, aber wir kommen alle in die Hölle, wenn wir der Kirche nicht gefügig sind und wir (die Opfer Satans) werden mit der ewigen Hölle bestraft als wären wir die Täter - angeblich. Und der Satan reibt sich angeblich die Hände; denn ihm kann ja nichts passieren.
In 1Kor 5 lese ich nun von einem Mann, der gegen die Torah verstoßen hat (er hatte eine Frau seines Vaters begattet) und den Paulus, wiewohl abwesend, dem Satan übergibt, damit sein Geist selig wird. Da stimmt doch 'was nicht! Ich erlebe es immer mehr, dass die Verantwortung auf einen fiktiven Feind (Satan, Teufel, Dämonen) abgeschoben wird. Selbstverständlich kann man auch (Beispiel Adam: Das Weib, das du [du!] mir gegeben hast....) die Verantwortung auf einen fiktiven Gott abschieben. Das Abschieben ist unwidersprochen ein bequemer Weg, um die Konsequenzen aus Fehlentscheidungen nicht tragen zu müssen. Irgendwann einmal wird aber jeder von seinen Fehlentscheidungen eingeholt. Es gab sogar einen Augenblick in meinem Leben, dass ich erkennen musste, dass meine "Entscheidung für Jesus" ein Fehlentscheid war und meine Mitgliedschaft in Freikirchen ebenso.
Sekten bauen ihre Autorität auf dem Umstand auf, dass der Sektenführer sagt, wo es lang geht und alle folgen. Man kann dann den Sektenführer für seine Entscheidungen verantwortlich machen. Bei den Sonnentemplern in Kanada und der Schweiz oder zuvor bei Jim Jones in Südamerika ging das aber gründlich in die Hose: Ein Massen-(selbst-)mord war in beiden Fällen die Folge dafür, dass Menschen ihre persönliche Verantwortung auf einen Sektenführer übertragen haben. Das bequeme Leben der Fremdverantwortung war vorzeitig zu Ende. So wird jedes Leben "mit Gott" vorzeitig zu Ende gehen und jedes Leben "ohne Gott" ebenso. Die Frage lautet nämlich, um welchen Gott es sich dabei eigentlich handelt.
Von Hindus kann nämlich nicht behauptet werden, dass sie gottlos seien, dass sie nicht an Gott glauben; dem Vernehmen nach beten die über 900 Mill. Hindus über 300 Mill. Gottheiten an. Und ganz oben steht eine Dreieinigkeit aus Brahma, Vishnu und Shiva. Andere Hindu-Traditionen verehren Krishna oder wen auch immer. Ob ich Hindu bin und an "Gott" glaube oder Christ bin und an "Gott" glaube - wo ist da der Unterschied? Und wenn ich südafrikanischer Zulu bin und an Unkulunkulu glaube, dann glaube ich auch an "Gott" - die Frage ist nur: "An welchen?" Als Europäer würde ich niemals Unkulunkulu irgendeine Verantwortung zuschieben, für Zulus gibt es aber keinen anderen Gott. In der Zulu-Bibel wurde "Gott" durchwegs mit "Unkulunkulu" übersetzt. Folglich hätte in einer indischen Bibel "Gott" mit Krishna oder Brahma übersetzt werden müssen oder in deutschen Bibeln mit "Wotan". Welchen Gott hat Nietzsche eigentlich gemeint, als er von "Gott" sprach? Ob er wohl auch christliche Scheuklappen anhatte und einen fiktiven christlichen "Gott" meinte, den es so sowieso gar nicht geben kann? Wie wollen wir die Wahrheit erkennen, wenn unser Gottesbild sich auf heidnische Erkenntnis stützt und ehrlichkeitshalber als Mix aus griechisch-römischer Mythologie und Philosophie, aus historischen Gottesbildern aus verschiedenen Kulturen und noch etwas Hebraismus bezeichnet werden müsste, als Synkretismus nämlich? Welchen "Gott" meinte Nietzsche überhaupt?
Zitat:
5Mo 6:4: Höre Israel: JAHWEH, unser ELOHIM, JAHWEH [ist] EINER!
Wenn der jüdische Rabbi Jeshua BarJosef über "Gott" sprach, dann meinte er niemals "Gott", "Theos", "Unkulunkulu" oder sonst ein heidnisches Konstrukt, sondern er meinte genau IHN, den Mose auch meinte. Auf dieser Basis können wir neu beginnen, über "Gott" zu sinnieren, ja, und dann sind wir der Wahrheit ein kleines Schrittchen näher gekommen, die uns frei macht.