Jacob beim WWF des Altertums

Diese geschichte hat mich seit der kinderstunde fasziniert, aber irgendwie habe ich es nie richtig verstanden:

Zitat:

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25 Und Jakob blieb allein übrig; und es rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte aufging.
26 Und als er sah, daß er ihn nicht übermochte, da rührte er sein Hüftgelenk an; und das Hüftgelenk Jakobs ward verrenkt, indem er mit ihm rang.
27 Da sprach er: Laß mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen; und er sprach: Ich lasse dich nicht los, du habest mich denn gesegnet.
28 Da sprach er zu ihm: Was ist dein Name? Und er sprach: Jakob.
29 Da sprach er: Nicht Jakob soll hinfort dein Name heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast obsiegt.
30 Und Jakob fragte und sprach: Tue mir doch deinen Namen kund! Da sprach er: Warum doch fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn daselbst.
31 Und Jakob gab dem Orte den Namen Pniel: denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden!

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Fragen:

1) Wieso taucht scheinbar jemand aus dem nichts auf, der bock hat mit Jakob rumzuringen?

2) Wieso konnte der mann jakob nicht überwinden?

3) Was für ein problem hat der mann mit der morgenröte? Da denke ich fast, das war ein vampir &lol

4) Wieso will er wissen, wie Jacob heisst?

5) Wie kann Jacob vor Gottes angesicht bestehen, wenn das tatsächlich Gott ist? Wenn es Gott war, warum musste er den kampf bei sonnenaufgang abbrechen? Und warum will er dann wissen, wie Jakob heisst?

Zum WWF: Das fazit der kinderstunde damals war: Leg dich nicht mit Gott an. Er ist stärker als Hulk Hogan. &lol

Hallo Raga

Ja, der Jakob der hats in sich.

Ich habe ein Band „Die Tora in jüdischer Auslegung“ und darin ist ein interessanter Kommentar. Ich tippe den einfach mal ab.

Der Ringkampf

Seit der Antike hat das Überqueren eines Flusses symbolische Bedeutung und bedeutet, einem Risiko entkommen zu sein, um neuen Erfahrungen entgegengehen zu können (man denke zum Beispiel an Ausdrücke wie „den Rubikon überschritten haben“). In diesem Sinne steht Jaakow an einer Wasser scheide seines Lebens, als er den Jabbok durchquert, um Esaw zu begegnen. Alles, was ihm widerfahren ist, seitdem er das Geburtsrecht und den väterlichen Segen auf zweifelhafte Weise erworben hatte, trug die Spuren seiner Schuld und der Feindschaft seines Bruders. Jaakow wird sich jedoch seiner Vergangenheit nur dann stellen können, wenn er die Versöhnung mit Esaw sucht, und dies ist nur dann möglich, wenn er ein anderer Mensch wird. Die Versöhnung mit seinem Bruder kann geschehen, nachdem Jaakow Jisrael geworden ist.

Man glaubte, dass Flüsse von Dämonen heimgesucht würden. Daher ist anzunehmen, dass Jaakow den “Mann“, der mit ihm rang, zunächst für einen Flussdämon hielt. Die drängende Bitte des Mannes: „Lass mich gehen, denn der Morgen ist aufgegangen“ zeigt, dass Jaakow glaubte, er sei einem dämonischen Wesen begegnet, dass nicht gesehen werden darf und deshalb vor Sonnenaufgang verschwinden muss. Bis zu diesem Moment ist Jaakow nach wie vor unverändert der, der er war, auch wenn der Kampf ein neues moralisches Bewusstsein in ihm keimen lässt. Solange er annehmen kann, sein Gegner sei eine dämonische Macht, ist der alte Jaakow fest in seiner Vergangenheit verwurzelt. Erst mit dem Anbruch des ersten Lichts erkennt er, dass es kein Dämon, sondern Gott war, dem er widerstanden hatte, und nun sieht er seine eigene Vergangenheit und sein gegenwärtiges Ringen in neuem Licht und bittet seinen Gegner um Segen. Der Kampf kann als eine Wiederaufnahme des Eden-Themas betrachtet werden: Gott wünscht, das die Menschen seinem Willen entsprechen, doch Gott wünscht ebenso, dass sie frei sind, sogar frei dazu, sich zu widersetzen und mit ihm zu ringen. Jaakow wird Jisrael erst, nachdem er mit Gott gekämpft hat. Die Tora sagt, dass es sogar körperliche Spuren nach dem Ringkampf gegeben habe. Der zuvor selbstsichere und erfolgreiche Jakkow ist nun in seinem Auftreten eingeschränkt. Er wird nicht mehr länger mit stolzen, zielgerichteten Schritten einhergehen, sondern er wird seinen Bruder hinkend begrüßen.

Es gibt eine Deutung des Textes, nach der Jaakow mit niemand anderem als mit sich selbst gerungen habe und aus diesem Kampf mit gereinigter Seele hervorging. Solche Verinnerlichung des Kampfes trifft jedoch nicht das Ziel des Bibeltextes. Der Text erzählt von Gottes Rolle bei Jaakows Erneuerung. Jaakow wird eng mit dem neuen Namen verbunden, den der Vorfahr nun trägt und den seine Nachkommen tragen werden. Seine Etymologie scheint zu verkünden: „Möge Gott regieren!“ Wie Awram und Sarai, wie ein neu auf den Thron steigender König, erhält Jaakow einen Namen, der bezeugt, dass er zu seiner Erbschaft bereit ist und sein Leben auf dem Versprechen gründet, dass er in Bethel gegeben hat.

Ich hoffe dass es ein wenig Licht bringt zu Jaakow

Lieben Gruß
Fisch

Aber es gibt auch noch eine Psychologische Deutung und die möchte ich auch noch zu Wort kommen lassen.

Jaakows Kampf mit dem Gegner war eine numinose Begegnung mit seinem Schatten oder seiner dunklen, selbstsüchtigen Seite. Als der Gegner Jaakow verlassen wollte, sagte Jaakow: "Nein. Ich lasse dich nicht ziehen, du segnest mich denn." Was meinte Jaakow damit? Er meinte: "Ich will nach dieser Erfahrung nicht weitergehen, ohne dass ich eine Bedeutung für mein Leiden gefunden habe."
Das Leiden selbst heilt nicht. Nur das Leiden, das eine Bedeutung hat und das willentlich angenommen wird, hat die Kraft zu heilen, ein Individuum zu einer ganzheitlichen Persönlichkeit zu verändern, das heißt, zu einer Persönlichkeit, die nicht zerissen ist, die mit sich selbst und sogar mit seinen Feinden im Einklang steht, wie Jaakow es mit Esaw und Lawan war.

Eine Umgestaltung und wirkliche Charakteränderung kann in einer Person nur dann stattfinden, wenn sie durch Leiden hindurch sich auf einen aktiven Kampf mit ihrem Schatten einlässt, der dunklen Seiter ihre selbst.

Quelle: Esther Spitzer "A Jungian Midrash of Jacob`s Dream". Reconsturctionist, October 1976, S. 22-23


Fisch

Das ist eine sehr schöne auslegung!

Ich frage mich, wie ein mensch mit Gott in körperlicher gestalt ringen kann. Und warum muss er bei morgenröte verschwinden?

Und noch eine weitere Psychologische Deutung:

Die geheimnisvolle Gestalt stellt die beiden Elemente eines Konflikts dar - die gefährlichen Kräfte des ES und die Stärke des Über-Ich. Deshalb ist diese Gestalt beides, sowohl Mensch als auch Engel. Selbst in Jaakows eigener Erfahrung findet der Kampf zwischen den unterschiedlichen Aspekten seiner Persönlichkeit statt. So ist die Gestalt, mit der er kämpft, eine spieglebildartige Reflektion des Selbst mit seinen guten und bösen Kräften, die in einem dramatischen innerpsychischen Konflikt stehen. Jaakow kämpfe mit einem ungeschützten Bild seiner selbst.

Eine andere mögliche Deutung des unheimlichen Besuchers Jaakows ist, hier das Symbol des Todes zu sehen. Die entsprechende Situation ruft nach einer Verdichtung. Der Tod und ein Vaterbild waren sicherlich in Jaakows Bewusstsein in jener Nacht eng verbunden. Im Unterbewusstsein ist der Tod die Bestrafung für die Aggression gegen den Vater.

Quelle: Dorothy F. Zeligs "Psychoanalysis and the Bible, New York 1974, S. 52.