Bei wem das Tun bedeutender ist als das Wissen, bei dem hat das Wissen Bestand; bei wem aber das Wissen bedeutender ist als das Tun, bei dem hat das Wissen keinen Bestand.
Mischnah Abboth 3,9
Druckbare Version
Bei wem das Tun bedeutender ist als das Wissen, bei dem hat das Wissen Bestand; bei wem aber das Wissen bedeutender ist als das Tun, bei dem hat das Wissen keinen Bestand.
Mischnah Abboth 3,9
Alles ist von Gott vorgesehen, aber die freie Wahl ist dem Menschen gegeben. In Güte wird die Welt gerichtet, und auf die Summe der Taten kommt es an.
Mischnah Abboth 3,15
In einem lebensnahen Gleichnis schildert der "Chafez Chajim" die Bedeutung des Gebets:
Ein reicher Mann musste für längere Zeit verreisen. Vor seiner Abreise gab er seinem Hausdiener genaue Anweisungen, welche Arbeiten täglich zu verrichten seien. Um seine Wünsche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, übergab er dem Diener eine Liste der zu erledigenden Aufgaben.
Diese Liste sollte der Haudiener täglich lesen. Als der reiche Mann näch längerer Abwesenheit zurückkehrte, ließ er seinen Diener rufen und fragte ihn, ob er alle Anweisungen ausgeführt habe. "Ja, mein Herr, ich habe jeden Tag die Liste sorgfältig durchgelesen." Der Hausherr verlor seine Beherrschung und rief: "Du Narr! Ich habe dir doch die Liste gegeben, damit sie dich an die Aufgaben erinnert, die du zu verrichten hast und nicht, damit du sie nur liest!"
Ähnlich verhält es sich mit unseren Gebeten:
Auch in unserem Gebetsbuch finden wir eine Liste von notwendigen Handlungen, die wir ausführen sollen. Der Sinn unseres Betens ist nicht das Lippengeflüster, vielmehr soll es uns zu Gottesfurcht, zu Liebestaten und zum mitmenschlichen Handeln anspornen.
Quelle: Aus dem Buch "Rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter"
Bei der Erfüllung einer Mizwa soll ein jeder Begeisterung, innere Erregung und Aufmerksamkeit zeigen, so dass bei ihm der Gedanke an einen himmlischen Lohn nicht aufkommen kann. Er vergleicht die Ausübung guter Taten mit den Empfindungen eines Seiltänzers, der während seines Ganges auf dem Seil hoch über dem Erdboden nicht an seinen Lohn denken darf, sondern sich konzentrieren muss, um nicht abzustürzen.
"Wer mit Weisen umgeht, wird selber weise,wer sich zu Toren gesellt, wird selbst ein Tor" Sprüche Salomos 13,20 gleich dem, der in einen Gewürzladen geht. Obwohl er nichts kauft und nichts verkauft, so wird er doch, wenn er fortgeht, einen Wohlgeruch in seinen Kleidern mitnehmen, der ihn den ganzen Tag nicht verlässt.
und trinke mit Durst ihre Worte
Unsere Weisen vergleichen Israel mit den Fischen des Meeres: Obwohl das Meer der Lebensraum der Fische ist, schwimmen sie bei Regen an die Oberfläche und nehmen die frischen Regentropfen mit Begierde auf, als hätten sie in ihrem Leben nie Wasser zu sich genommen. Ebenso ergeht es dem Volk Israel: Dieses Volk, das sein Leben im "Wasser der Thora" *) verbringt, lechzt nach Neuem und nimmt es begierig in sich auf, als habe es noch nie ein Wort der Thora gehört.
Warum wird die Thora mit Wasser verglichen? Es ist bekannt, dass allzuviel Essen dem Menschen schadet. Deshalb ist uns aufgetragen, mit Maß zu essen. Nicht so ist es mit dem Trinken von Wasser. Je mehr Wasser der Mensch trinkt, umso besser ist es für seine Gesundheit, denn es spült alle Unreinheiten aus dem Körper und reinigt Niere und Därme von allen giftigen Essensresten. So sind die Thoraworte wie das Wasser lebenswichtig für den Menschen und seine Gesundheit. Es reinigt seinen Körper von allen gefährlichen Giften und Stoffen, die er aufnimmt, und von allen unnützen und dummen Dingen, die wegen seiner Umgebung und seiner täglichen Arbeit an ihm haften. Je mehr Thora der Mensch lernt, desto gründlicher spült dieses Wasser alles Verderbliche heraus, das sich in ihm angesammelt hat, und reinigt ihn.
*) Die Thora wird im Talmud mit Wasser gleichgestellt - "en Majim ela Thora"
Quelle: Rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter
Jüdische Ethik
Seite 100/101
Sie fragten die Weisheit: "Was ist des Sünders Strafe?"
Und die Weisheit antwortete (in den Worten von Sprichwörter 13,21): "Unglück verfolgt die Sünder!"
Sie fragten die Prophetie: "Was ist des Sünders Strafe?"
Und die Prophetie antwortete (in den Worten von Ezechiel 18,4): "Nur wer sündigt, soll sterben!"
Sie fragten den Pentateuch: "Was ist des Sünders Strafe?"
Und der Pentateuch (in gut levitischer Terminologie) antwortete: "Er soll ein Schuldopfer bringen, und ihm wird Versöhnung zuteil!"
Dann fragten sie den Heiligen, gelobt sei Er: "Was ist des Sünders Strafe?"
Und der Heilige, gelobt sei Er, antwortete: "Er soll Umkehr (teschubhah, metanoia) tun und dadurch Versöhnung erlangen!"
Darum heißt es auch in Psalm 25,8: "Gut und gerecht ist der Herr, darum weist Er die Irrenden auf den rechten Weg."
Quelle: Das großem Buch der rabbinischen Weisheit
Geschichten der Meister
Jakob J. Petuchowski
Eine existenzielle Frage
Ein Besucher stellte dem Rebbe einmal eine Frage, die viele andere ebenfalls bewegte: Warum hat G–tt eine Welt geschaffen, in der das Böse existiert?
Der Rebbe erklärte ihm, das Böse habe keine echte Existenz — es ist nur ein potenzieller Zustand, der uns real erscheint, damit wir Willensfreiheit haben.
Diesen Gedanken erläuterte der Rebbe am Beispiel eines Messers: “Das Messer an sich ist gewiss nicht böse; aber wir können es für böse Zwecke benutzen. Wenn ein Arzt mit dem Messer operiert, erfüllt es einen guten Zweck. G–tt gibt uns die Wahl, wie wir das Messer benutzen wollen. Wenn du glaubst, das Böse habe eine eigene, reale Existenz, dann behauptest du fälschlicherweise, es gebe nicht nur eine g-ttliche Macht, sondern zwei.”
Chabad.org
Die Alternative
Ein Mann kam zum Rabbi und fragte: "Rabbi, sag mir bitte: Was ist eine Alternative?"
Der Rabbi zögerte etwas, studierte aufmerksam das Gesicht des Fragenden und sprach dann: "Eine Alternative? Nun, das ist nicht so einfach. Ich will dir ein Beispiel geben: Angenommen, nur einmal angenommen, du hast ein Huhn. So ein Huhn kannst du schlachten, und dann hast du eine schöne Hühnersuppe oder einen Hühnerbraten. Du kannst allerdings auch warten, bis dein Huhn ein Ei legt. Dann hast du ein Huhn und ein Ei."
"Aha", sagte der Fragende und ein erkennendes Leuchten zeigte sich auf seinem Gesicht, "das ist also eine Alternative."
"Moment, warte mal ab", sagte der Rabbi, "die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Nehmen wir einmal mal an, du entscheidest dich fürs Eierlegen. Dann hast du irgendwann ein Huhn und ein Ei. So ein frisches Ei, das gibt ein schönes Frühstücksei. Oder du kannst das Huhn natürlich auch brüten lassen. Dann hast du irgendwann zwei Hühner."
Die Augen des Fragenden leuchteten auf: "Aha, das ist also eine Alterna... "
"Moment, Moment", unterbrach ihn der Rabbi. "Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Nehmen wir an, du entscheidest dich fürs Brüten. Dann hast du also zwei Hühner und irgendwann hast du acht Hühner und später dann sogar über 100. Wenn jemand 100 Hühner hat, dann kann er sich überlegen, ob es nicht Zeit ist, eine Hühnerfarm zu errichten. Bei einer Hühnerfarm gibt es nun wieder unterschiedliche Möglichkeiten. Ich kann natürlich so eine Farm neben meinem Wohnhaus bauen. Das hat gewisse Vorteile: Man ist dicht dabei, man überblickt alles und man hat immer die ganz frischen Eier. Allerdings sollte man die Geruchsbelästigung in Betracht ziehen. Die andere Möglichkeit ist, ins nahe gelegene Flusstal zu gehen. Dort haben die Hühner ideale Bedingungen, frisches Wasser und saftiges Gras. Allerdings - man ist natürlich nicht dabei. Vielleicht kommt nachts einmal der Fuchs oder ein Marder, und eines Morgens sind alle Tiere tot."
"Aha, das also ist... "
"Moment, Moment", sagte der Rabbi, "nicht so schnell, denn die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Nehmen wir mal an, du entscheidest dich für das Flusstal. Die Hühner haben ideale Bedingungen und die Farm wächst und gedeiht: 100 Hühner, 200 Hühner, 500 Hühner und schließlich über 1000 Hühner. Das wird die größte und beste Hühnerfarm weit und breit. Dann beginnt es irgendwann zu regnen. Es regnet und regnet und regnet. Das ist sehr ungewöhnlich für diese Region. Aber es regnet und hört nicht mehr auf. Das Wasser des Flusses steigt und steigt und steigt. Und schließlich überflutet das Wasser die Dämme und damit auch deine Hühnerfarm und alle Hühner sind tot."
An dieser Stelle stoppte der Rabbi unvermittelt und schwieg.
Der Mann wartete ein Weilchen und fragte dann ratlos: "Na und? Wo ist jetzt hier die Alternative... ?"
Der Rabbi antwortet: "Die Alternative? Enten, mein Lieber, Enten!"
von: www.wer-ohren-hat-der-hoere.de
Ein kleines Rätsel….
Wir kennen ja sicher alle dieses Symbol der Taube mit dem Olivenblatt im Schnabel.
1. Mo 8,11
Da kam die Taube um die Abendzeit zu ihm zurück, und siehe da: sie hatte ein frisches Ölbaumblatt im Schnabel!
Nun, was hat es wirklich mit dem Olivenblatt auf sich? Ist es schlichtweg einfach ein „Friedenssymbol“?
Alef
Ja Fischi, das kommt ja auch aus dem Kontext hervor.
Weiss aber nicht, wie intakt die Natur so nach einem Jahr unter Wasser war.
Und gibt es noch andere Deutungen?
Alef
Ein Symbol kehrte zu ihm zurück .... Mit Öl salbte man .... Ölbaume sind immergrün .... Symbol für Leben ....
Ist es etwas in dieser Richtung?
Öl hat auch eine heilende Wirkung. Vielleicht als Symbol für innere Heilung?
.Zitat:
Zitat von Wikipedia
Ok…
Die Taube war einen Tag lang unterwegs, sie kehrte ja erst am Abend zurück.
Also sie hat für sich Nahrung gefunden, von der sie zurückbringt. Das Wort Nahrung, Speise kommt auch indirekt im hebräischen Text vor.
Was hat es nun mit dieser Nahrung auf sich? Wie schmeckt es?
Alef
ich las oder hörte ungefähr einmal so, ist aber schon etwas her, deshalb weiß ich es nur noch in groben Zügen.
Die Taube flog hinaus aus dem "sicheren" Geborgenen der Arche. Ähnlich einem Kind, dass langsam "pflügge" wird.
Sie suchte nach Nahrung, erkundete das "Draußen".
Als sie am Abend zurück kam, hatte sie zwar noch keinen Platz gefunden, an dem sie selbstständig Leben beginnen konnte, doch sie hatte diesen Zweig, also Nahrung gefunden.
Es war keine Köstlichkeit, sondern eher bitter. Die Umwelt außerhalb der Arche war rau und so mancher Gegenwind war der Taube entgegen gekommen. Also war sie am Abend in den sicheren Bereich (in Noachs Hände) zurückkehrt.
Der Zweig aber erzählt demnach von ihrem Entschluß, "draußen" zu suchen, lieber das wenige, bittere zu nehmen, als das sie unbekümmert und ohne Eigenständigkeit im altbekannten bliebe.
Öl vermischt sich nicht mit Wasser- Ölzweig also würde dann hier für die Entscheidung zur Selbstverantwortung, Suche nach eigenen Wegen und Antworten stehen.
Solange die Taube zurück kehrte in die Arche, würde "Beschützer Noach" sie auch liebend wieder aufnehmen, bis an den Tag, wo sie draußen einen Platz für ein endgültig eigenständiges Leben und Denken gefunden hätte...
Das hatte sich bis heute bei mir eingeprägt, wenn ich an das Taube und Zweig Bild denke. Ob das nun wirklich korrekt so wiedergegeben ist, kann ich nicht mehr sagen.Und es hat auch keine allgemeingültige Bedeutung für jeden.
Aber es hat mir persönlich bis heute oft geholfen. (für mich selbst und für das Loslassen so mancher junger Erwachsener)
Und ich wähle für mich, den Weg, der mir sicher die eine oder andere bittere Nahrung bringt und Gegenwind , aber mein selbst erfahrenes, erlebtes ist- und ich gehe gern auch hier und da bewußt zu dem, der meine Sicherheit und Geborgenheit ist und weiß, ich darf und soll eigenverantwortlich und voller Hoffnung leben.
Aus dem "Boten" (=erkundende Taube) wird innerlich ,weil bewußt entschieden, das Geschöpf, das Aufgaben und Verantwortung übernehmen will, gestützt durch erfahrene und liebende Sicherheit (in der Arche)-
ich hoffe, mein versuch es in Worten zu formulieren ist nicht völlig gescheitert ;-)
Gruß bonnie
Interessanter Aspekt, Bonnie.
Hier abe rnoch, was die Rabbinen dazu sagten...
V. 8
— bSanh 108b: Da schickte er die Taube von sich. um ZU sehen, ob die Wasser nachgelassen hätten (Gen 8,8).
R. Jirmeja sagte: Hieraus, daß die reinen Vögel bei den Frommen wohnen.
(Denn nur bei der Taube steht (von sich) geschrieben, nicht aber beim Raben (vgl. Gen 8.7). der zu den unreinen Vögeln gehört.)
V. 11
- bSanh 108b (= bErub 18b): (R. Jirmeja ben Eleasar sagte: Es heißt:)
Und siehe, ein Ölblatt war in ihrem Schnabel (Gen 8,11).
R. Eleasar sagte: Die Taube sprach vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt! Es sei meine Nahrung bitter wie ein Oliven(blatt) und empfangen aus deiner Hand, aber es sei (meine Nahrung) nicht süß wie Honig und empfangen aus der Hand eines (Menschen aus) Fleisch und Blut. Hier heißt es nämlich: Nahrung, und dort steht geschrieben: speise mich mit der mir zugeteilten Nahrung (Spr 30,8).
D.h.: Während die Taube das ganze Jahr über, das sie sich in der Arche aufhielt, gefüttert wurde, kam sie nach der Flut mit einem bitteren Olivenblatt als Nahrung zurück, einer Nahrung, von der sie sich sonst nicht ernährt, das ihr, in Freiheit gepflückt, aber immer noch lieber ist, als in Gefangenschaft ernährt zu werden. Folglich symbolisiert das Olivenblatt hier nicht den Frieden, sondern die Freiheit.
Rabbinischer Kommentar Zum Buch Genesis
Alef
Da haben wir es mal wieder wie wichtig Freiheit ist und was die Geschöpfe alles auf sich nehmen um frei zu sein.
Wenn nur allen „Freiheit“ wirklich so wichtig wäre. Manche haben lieber „Brot und Spiele“, das Süsse, als die Eigenständigkeit.
Und, Freiheit hat auch seine Grenzen, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Und leider kennen da bestimmte Ideologien keine Grenzen.
Alef
Nun, als Alternative zum Beitrag über die Alternative:
http://gnadenkinder.de/board/showthr...e-Weisheiten#9
hier etwas anderes, was auch vom Huhn und Ei spricht…
Rabbi Chajim aus Zans erzählt ein weiteres Gleichnis:
Eine arme Bäuerin hatte mehrere Kinder. Die Kinder verlangten Essen, doch die Bäuerin war so arm, daß sie den Hunger ihrer Kinder nicht stillen konnte.
Eines Tages fand die Bäuerin ein Ei. Da rief sie ihre Kinder zusammen und sprach zu ihnen: «Kinder, ab jetzt brauchen wir uns nicht mehr zu sorgen. Ich habe ein Ei gefunden, und da ich eine Frau mit Sinn für das Praktische bin, werden wir das Ei nicht essen, sondern den Nachbarn bitten, es zum Ausbrüten unter eine Henne zu legen, damit ein Küken daraus entschlüpft. Wir werden aber das Küken nicht verspeisen, sondern es zu einer Henne heranwachsen lassen, damit diese weitere Eier legen und ausbrüten kann, so daß zusätzliche Hennen aus diesen Eiern schlüpfen. Die Hennen werden wiederum Eier legen und Küken ausbrüten, so daß wir viele Hennen und Eier haben werden. Und da ich eine geschäftstüchtige Frau bin, werden wir die Hennen und die Eier nicht verzehren, sondern sie verkaufen und uns für den Erlös ein Kalb kaufen. Aber auch das Kalb werden wir nicht verspeisen, sondern es aufziehen, bis es eine Kuh wird, und die Kuh werden wir solange nicht essen, bis sie Kälber wirft. Auch die neugeborenen Kälber werden wir nicht verzehren, sondern warten, bis wir zahlreiche Kühe und Kälber haben. Diese werden wir dann verkaufen und mit dem Erlös ein Feld kaufen. So werden wir Kühe, Kälber und Felder besitzen, und es wird uns an nichts mehr fehlen.»
Und während die Bäuerin sprach und sich an ihren Plänen ergötzte, fiel das Ei zu Boden und zerbrach.
Genauso sind wir, die Menschen. Wenn die heiligen Tage - die hohen Feiertage - herannahen, nimmt jeder Mensch es auf sich, Buße zu tun und hat die Absicht, in Zukunft besser zu handeln. Doch die Tage verstreichen und es bleibt bei den Gedanken und den guten Vor¬sätzen. Die Absichten führen nicht zu Taten, und mehr noch, der Mensch strauchelt und fällt. Daher muß der Mensch vorsichtig sein, daß er nicht strauchle, falle und Sünden begehe.
Aus rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter
Alef
Rabbi Juda Zwi von Stratin sagte, man sollte seine besondere Frömmigkeit versteckt halten, denn sonst macht man sich des Stolzes schuldig.
Das Wort «Ani - ich» das den Stolzen und hochmütigen bezeichnet, und das Wort «Ejn - nichts», das den Sanftmütigen und Bescheidenen bezeichnet, haben dieselben Buchstaben, aber bei dem Wort «Ani - ich» ist der Buchstabe «Jud» außen, während im Wort «Ejn - nichts» der Buchstabe «Jud» innen ist.
aus: Rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter
Alef
Rabbi Uri aus Strelisk erzählte:
Als ich im Cheder bei meinem Lehrer das Lesen des Siddur, des Gebetbuchs, lernte, erklärte mir mein Rabbi, daß die zwei winzigen Buchstaben «Jud» יי , die wie viereckige Pünktchen aussehen, wenn sie nebeneinander stehen, das Monogramm des göttlichen Namens bilden. Wo immer ich diese kleinen viereckigen Pünktchen sähe, sollte ich den göttlichen Namen aussprechen.
Bald darauf bemerkte ich viereckige Doppelpunkte, die nicht nebeneinander, sondern untereinander standen. In meiner Naivität habe ich sie als Gottesnamen ausgesprochen.
«Nein, nein, lieber Uri», lehrte mich mein Rabbi, «diese Punkte sind nicht der Gottesname. Du sollst wissen, wo zwei Pünktchen im Siddur nebeneinander stehen und einer dem anderen gleicht, d.h. Juden als gleich nebeneinander stehen, dort ist der Name Gottes. Wo aber einer unter dem anderen ist und einer sich über den anderen erhebt, dort ist der Name Gottes nicht.»
aus: Rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter
Alef
Als der Ramban einmal einen kranken Schüler besuchte, sah er, daß dessen Tage gezählt waren und daß sein Schüler bald den wahren Lohn für sein Leben erhalten würde.
«Höre, mein Sohn», sagte der Ramban, «du wirst bald von dieser Welt scheiden und in die wahre Welt eintreten. Fürchte dich nicht, denn du hast ein rechtschaffenes Leben auf dieser Erde geführt. Deine Seele wird von hier scheiden und wird versuchen, in die himmlischen Sphären einzudringen, in denen der Geist der Heiligkeit wohnt. Aber Schutzengel werden dir den Eintritt verwehren. Sie werden deinen Weg versperren. Daher werde ich für dich ein Amulett herstellen, das dir alle Türen öffnen wird. Wenn du an die höchste Stelle kommst, möchte ich, daß du viele Fragen stellst, die mich in dieser Welt beunruhigt haben. Fragen darüber, wie Israel behandelt wird, und warum es so leiden muß. Wenn du die Antworten erhältst, möchte ich, daß du im Traum zu mir kommst und mir die Antworten mitteilst. Schwöre mir, daß du meine Bitte erfüllen wirst.»
Der Schüler schwor, und der Ramban schrieb viele Fragen auf, die ihn bedrängten. Ein paar Tage später starb der Schüler.
Eine Woche darauf kam der Schüler im Traum zum Ramban. «Wo bist du jetzt?» fragte der Ramban. «Ich bin jetzt im «Gan Eden - im Paradies», antwortete der Schüler. «Hast du es so gemacht, wie ich es dir gesagt habe?» fragte der Ramban.
«Wisse, mein verehrter Lehrer», antwortete der Schüler, «daß ich alles getan habe, was Ihr mir gesagt habt. Wo immer ich mein Amulett vorzeigte, öffneten sich die Türen vor mir, bis ich zu der 'Schechina -dem Einen Heiligen', gesegnet sei Er, kam. Aber als ich Ihm unsere Fragen stellen wollte, bemerkte ich plötzlich, daß ich keine Fragen zu stellen hatte. Denn dort oben ist alles 'Emet - Wahrheit', und alle Wege Gottes sind wahr und gerecht.
Aller Zweifel fiel von mir ab und ich sah, daß alles uns zum Wohl getan wurde. Ich schwieg beschämt darüber, daß ich je etwas anderes gedacht hatte. Ihr sterblichen Menschen, die ihr in einer Welt voll falscher Vorstellungen lebt, habt viele Zweifel an der Gerechtigkeit Gottes, denn ihr lebt inmitten von Verrat und Lügen, aber wenn ihr in diese Welt der Wahrheit kommt, werdet auch Ihr, mein verehrter Meister, die Weisheit und Gerechtigkeit unseres Schöpfers erkennen.»
Aus: „Rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter“
Rabbi Schimon, Sohn des Elasar sagt:
„Suche deinen Genossen nicht zur Zeit seines Zornes zu besänftigen;
suche ihn nicht zu trösten, solange sein Toter vor ihm liegt;
suche ihn nicht im Augenblicke seines Gelobens zur Lösung seines Gelöbnisses zu veranlassen und
suche nicht, ihn im Augenblicke seiner Verirrung zu sehen.“
Aus: „Rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter“
Spr 24,17 Wenn dein Feind fällt, freue dich nicht, und wenn er stürzt, frohlocke dein Herz nicht, 18 damit nicht der HERR es sieht und es böse ist in seinen Augen und er seinen Zorn von jenem abwendet! 19 Entrüste dich nicht über die Übeltäter! Ereifere dich nicht gegen die Gottlosen!
Samuel der Kleine sagte: „Wenn dein Feind fällt, freie dich nicht, und wenn er strauchelt, so frohlocke dein Herz nicht, Gott würde es sehen, und es würde ihm missfallen, und er würde seinen Zorn von ihm abwenden.
Aus: „Rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter“
Rabbi Elchanan Bunim Wassermann, der Rosch Jeschiwa von Baranowitz, stellte seinem Lehrer, dem «Chafez Chajim» eine «kluge» Frage, die schon die halbe Antwort enthält:
«Was ist besser, am Kopf der Tafel zu sitzen und zu wissen, daß man eigentlich am Fuß zu sitzen hätte, oder am Fuß zu sitzen und daran zu denken, daß man eigentlich am Kopf hätte sitzen sollen?»
Der «Chafez Chajim» erwiderte ihm: «Besser ist es, am Fuß zu sitzen, obwohl das Herz nach anderem trachtet, ….»
Bis dahin ist ja die Handlung und die Deutung ja bekannt, doch er erläutert weiter…
«…. denn unsere Weisen lehrten, daß eine Tat einen Gedanken aufheben kann, doch kein Gedanke eine Tat zunichte machen kann.»
Aus: „Rabbinische Weisheiten zu den Sprüchen der Väter“
Alef
Dreißig Jahre auf der harten Bank
Der Chassid Rabbi Jaakow Mordechai ging sein Leben lang ganz im Dienst an G-tt auf. Er bemühte sich, sein Verhalten und seinen Charakter zu veredeln und durch Meditation und Gebet wahre Liebe und Ehrfurcht für den Allm-chtigen zu erlangen. Jahrzehntelang verzichtete er auf körperliche Bequemlichkeit, um sich zu läutern.
Vor seinem Tod bedauerte er es jedoch, seinen Körper durch diese Kasteiung geschwächt zu haben. Wäre er nicht so hart zu sich selbst gewesen, hätte er vielleicht länger gelebt und noch eine Mizwa erfüllen können. „Dreißig Jahre habe ich auf einer Bank geschlafen“, sagte er. „Aber die Tefillin ein einziges weiteres Mal anzulegen ist viel wertvoller als dreißig Jahre Schlaf auf einer Bank!“
Später sagte ein Chassid: „Das ist wahr. Doch um die Tefillin wie Rabbi Jaakow Mordechai zu schätzen, muss man zuerst dreißig Jahre lang auf einer Bank geschlafen haben!“
Alef
Zehn Dinge gibt es in der Welt, davon ist eines immer stärker als das andere.
Mächtig ist der Berg, aber das Eisen gräbt sich in ihn ein.
Hart ist das Eisen, aber das Feuer schmelzt es.
Glühend heiß ist das Feuer; das Wasser löscht es.
Gewaltig ist das Wasser; die Wolke saugt es auf und trägt es.
Schwer und drohend hängen die Wolken am Himmel; der Wind zerstreut sie.
Groß ist die Kraft des Windes; aber der Mensch bezwingt ihn.
Stark ist der Mensch; aber der Schmerz zerbricht ihn.
Furchtbar ist der Schmerz; der Wein vertreibt ihn.
Berauschend ist der Wein; der Schlaf läßt den Rausch vergehen.
Es gibt aber eines, das stärker ist als alle zehn: das ist der Tod. Allein die Tugend überwindet den Tod.
b. Baba Batra 10a
Alef
Ein gelehrter Mann, der einst Sabbatgast an Rabbi Baruchs Tisch war, sagte zu ihm: " Laßt uns nun Worte der Lehre hören, Rabbi, Ihr redet so schön!"
"Ehe daß ich schön rede", antwotete der Enkel des Baalschem, "möge ich stumm werden!"
Schön reden kommt auch dem lügen sehr nahe.Zitat:
"Ehe daß ich schön rede", antwotete der Enkel des Baalschem, "möge ich stumm werden!"
Mir gefallen diese Weisheiten. Danke Alef.
Wo wohnt G"tt
Zwei Brüder wohnten einst auf dem Berg Morija. Der jüngere war verheiratet und hatte Kinder. Der ältere unverheiratet und allein. Die beiden Brüder arbeiteten zusammen. Sie pflügten ihre Felder zusammen und streuten gemeinsam das Saatgut auf das Land. Zur Zeit der Ernte brachten sie das Getreide ein und teilten die Garben in zwei gleich grosse Stösse, für jeden einen Stoss Garben.
Als es Nacht geworden war, legte sich jeder der beiden Brüder bei seinen Garben zum Schlafen nieder. Der Ältere aber konnte keine Ruhe finden und dachte bei sich: «Mein Bruder hat eine Familie, ich dagegen bin allein und ohne Kinder, und doch habe ich gleich viele Garben genommen wie er. Das ist nicht recht!»
Er stand auf und nahm von seinen Garben und schichtete sie heimlich und leise zu den Garben seines Bruders. Dann legte er sich wieder hin und schlief ein.
In der gleichen Nacht, geraume Zeit später, erwachte der Jüngere. Auch er musste an seinen Bruder denken und sprach in seinem Herzen: «Mein Bruder ist allein und hat keine Kinder. Wer wird in seinen alten Tagen für ihn sorgen?»
Und er stand auf, nahm von seinen Garben und trug sie heimlich und leise hinüber zu dem Stoss des Älteren.
Als es Tag wurde, erhoben sich die beiden Brüder. Und jeder war erstaunt, dass die Garbenstösse die gleichen waren wie am Abend zuvor. Aber keiner sagte darüber zum anderen ein Wort.
In der zweiten Nacht wartete jeder ein Weilchen, bis er den anderen schlafen wähnte. Dann erhoben sich beide und jeder nahm von seinen Garben, um sie zum Stoss des anderen zu tragen. Auf halbem Weg trafen sie aufeinander, und jeder erkannte, wie gut es der andere mit ihm meinte. Da liessen sie ihre Garben fallen und umarmten einander in herzlicher und brüderlicher Liebe.
G"tt im Himmel aber schaute auf sie herab uns sprach: «Heilig ist mir dieser Ort. Hier will ich unter den Menschen wohnen!»
(Nach Nicolai Erdelyi)
Wer gibt, dem wird gegeben
Zur Zeit von König Salomon lebte in Israel eine arme Witwe mit ihren Kindern. Sie hausten in einer armseligen Hütte und fristeten ein kärgliches Dasein. Dennoch blieb die Witwe zuversichtlich. Sie und die Kinder waren zwar arm, aber sie freuten sich über die einfachsten Dinge des Lebens.
Die Frau und ihre Kinder hatten einen kleinen Garten vor dem Häuschen, der etwas Gemüse lieferte. Ihre wichtigste Nahrung war jedoch das Brot, das die Frau jeden Tag buk. Denn sie ging jeden Tag auf die Felder und sammelte die Ähren, die nach jüdischem Brauch für die Armen bestimmt waren. Sie mahlte das Korn, nahm das Mehl mit nach Hause und buk daraus drei Laibe.
Nun könnte man meinen, eine so arme Frau habe ihr hart erarbeitetes Essen eifersüchtig gehütet; aber diese Frau verhielt sich anders. Ihre größte Freude bestand darin, Gäste zu empfangen und täglich zwei ihrer drei Brotlaibe Menschen zu geben, denen es noch schlechter ging als ihr.
Eines Tages holte die Witwe gerade die duftenden Laibe aus dem Ofen, während ihre hungrigen Kinder sie erwartungsvoll umringten. Als das Brot abkühlte, klopfte ein Bettler an die Tür, der im Dorf lebte und die Witwe gut kannte. Er war schon oft Nutznießer ihrer Großzügigkeit gewesen. Auch diesmal verließ er die kleine Hütte mit einem ganzen Brotlaib unter dem Arm. Davon konnte er sich einen ganzen Tag lang satt essen. Kurz danach kam eine Frau, ebenfalls eine häufige Bittstellerin. Sie war nicht so alt, doch ihre trüben Augen und ihre schweren Beine verrieten, dass auch sie zu den Bedürftigen zählte, die von der Güte der Witwe profitierten. Sie bekam ebenfalls einen ganzen Laib Brot und segnete ihre Wohltäterin.
Nun endlich setzten sich die Kinder an den Tisch, und ihre Mutter griff nach dem Messer, um den dritten Laib zu verteilen. Die Erwartung und der Hunger der Kleinen hatten ihren Höhepunkt erreicht. Wie köstlich das Brot duftete! Doch in diesem Augenblick klopfte es erneut an die Tür. Sie öffneten und sahen einen ausgezehrten Jungen auf der Schwelle. Ein „Schützling“ der Witwe hatte ihn geschickt, wohl wissend, dass sie ihm helfen würde. Als die Frau hörte, dass er seit Tagen nichts gegessen hatte, gab sie ihm den letzten Brotlaib. Ihren enttäuschten Kindern versprach sie, mehr Korn zu sammeln und neues Brot zu backen.
Wieder ging sie auf die Felder, hob Ähren auf und machte sich auf den Heimweg. Plötzlich riss ihr ein Windstoß den Sack aus der Hand und wirbelte ihn hoch in die Luft. Das war zu viel für die erschöpfte Frau. Sie setzte sich auf einen Baumstumpf und weinte bitterlich. Sie konnte doch nicht mit leeren Händen zu ihren hungrigen Kindern zurückkehren!
Also ging sie zum Königspalast, der für alle Untertanen offen stand. Salomon, der weiseste aller Menschen, konnte ihr gewiss einen Rat geben. Sie betrat den Palast und stand bald im großen Thronsaal. Nie zuvor hatte sie eine solche Pracht gesehen. In einiger Entfernung von ihr saß der König, und er winkte sie zu sich. Ihr Kummer gab ihr Mut, und sie ging zum König. Als sie vor ihm stand, erzählte sie ihm die ganze Geschichte, ohne etwas auszulassen.
Kaum war sie fertig, traten drei Händler mit einer schweren Kiste ein. Einer von ihnen berichtete: „Wir segelten weit draußen auf dem Meer, als sich plötzlich ein heftiger Sturm erhob. Unser Schiff bekam ein Leck, füllte sich schnell mit Wasser und drohte zu sinken. Wir beteten zu G-tt und flehten um Rettung, und wir schworen, die Hälfte unseres Schatzes zu verschenken, wenn wir gesund an Land kommen würden. G-tt hat uns geholfen, gelobt sei er; und nun sind wir hier, um unser Versprechen einzulösen.“
König Salomon hörte zu, schickte sie zurück zum Schiff und trug ihnen auf, ihm zu bringen, was sie im Leck finden würden. Sie gingen und kehrten bald mit einem nassen Sack zurück. Nun wandte sich der König der Frau zu und sagte: „Siehst du, dein Sack mit Getreide hat das Leck im Schiff zugestopft. Darum gehört diese Kiste mit Gold dir. Weil du immer anderen geholfen hast, hat G-tt dir geholfen. Geh in Frieden nach Hause zu deinen Kindern.“
Als die Witwe zu Hause ankam, warteten ihre hungrigen Kinder schon auf sie. Sie hatten sich große Sorgen gemacht, aber die Angst verwandelte sich in Freude, als die Mutter ihnen von ihrem wundersamen Erlebnis erzählte. Sie trug ihnen ein festliches Mahl auf und gelobte insgeheim, die Mizwa der Gastfreundschaft künftig den veränderten Umständen anzupassen. Und so hatten die Armen und Hungrigen der Umgebung auch fortan Grund genug, sie zu preisen.
Der treue Hirte
Sprüche der Väter 2:1
Als König David noch ein Junge war, hütete er die Schafe seines Vaters. Jeden Tag führte er seine Herde weit in die Wüste hinein, damit sie nicht von den Weiden anderer Leute fraß.
David passte gut auf die Schafe und Ziegen auf. Er sah, dass die großen, starken Tiere die schwächeren beiseite drängten und das beste Gras selbst fraßen. Den Schwächeren blieb nur das zähe Gras und Unkraut, das sie kaum kauen konnten.
“Es ist nicht recht”, dachte David, “dass die Stärkeren das beste Gras bekommen. Sie haben kräftigere Zähne und können auch zähe Stängel fressen und den Schwächeren das zarte Gras überlassen.”
Also beschloss er, etwas zu unternehmen. Er baute drei Gehege, eines für die älteren, schwächeren Tiere, eines für die jungen und ein drittes für die großen und starken.
Jeden Morgen öffnete David zuerst das Gehege für die jungen Lämmer und Zicklein und ließ sie das weiche, saftige Gras fressen. Die Tiere freuten sich und fraßen, bis sie satt waren.
Dann brachte er sie zurück in ihr Gehege und ließ die alten, schwachen Tiere weiden. Das Gras, das noch übrig war, konnten sie mit ihren Zähnen noch kauen, und darum wurden auch sie satt.
Jetzt waren nur noch die zähen Stängel und Wurzeln übrig. Doch die starken Schafe und Ziegen hatten damit keine Mühe und konnten sich ebenfalls satt fressen.
So fand jede Gruppe das Futter, das für sie am besten war, und die ganze Herde war satt und gesund.
Als Haschem das sah, sagte er: “Wer so klug für seine Tiere sorgt, ist auch ein guter Hirte für meine Schafe. Darum soll er Israel hüten!”
http://www.synagoge-karlsruhe.de/lib...reue-Hirte.htm
Geburt und Tod
„Nackt wie er kam aus der Mutter Schoss, geht er wieder hin, und nimmt Nichts mit für all sein Mühen.“ (Kohelet 5,14)
Ein Fuchs fand einen Weinberg und wollte sich recht gütlich tun. Aber der Weinberg war eingezäumt und von allen Seiten stets verschlossen, und er konnte nicht hinein. Endlich fand er irgendwo ein Loch im Zaun; aber das war viel zu eng, als dass er hätte durchschlüpfen können.
Was tat der Fuchs? Er fastete drei Tage lang, bis er so abgezehrt und mager war, dass er sich durchzwängen konnte. Nun ass er nach Herzenslust und schwelgte in der Fülle.
Wie er aber wieder aber zurück wollte und hinaus ins Freie, ging es wieder nicht; denn nun war er voll und feist.
Was war zu tun? Er fastete wieder drei Tage lang, bis er abgezehrt und mager war, und ging hinaus, wie er hineingekommen.
Und wie er draussen war, da kehrte er sich dem Weinberge zu und sprach: „Ach wie schön bist du, wie schön sind deine Früchte; wir köstlich schön, was zu dir gehört? Aber – was nütztest du mir, was habe ich davon? Schwach und matt wie bei meinem Eintritt bin ich nun bei meinem Scheiden.“
Also ist es mit der Welt.
Wie der Mensch ist in die Welt gekommen, nackt und bloss, so geht er aus der Welt. Er geht wie er gekommen. Unter Unruhe und Getümmel kommt er in die Welt, in Unruhe und Getümmel geht er aus der Welt. Bewusstlos und besinnungslos kommt er in die Welt und geht aus der Welt.
In die Welt kommt er mit festgeschlossenen Händen, als wollte er sagen: die ganze Welt ist mein, ich fasse sie und lasse sie nicht. Und aus der Welt geht er, und strecke die Hände weit und offen aus, und zeigt der Welt, dass er nichts darin hat, da er das Seine nennen könnte
Mannheimer, aus: „Blüten rabbinischer Weisheiten“
Die zehn Dinge
Zehn Dinge gibts in der Welt, davon ist eines immer stärker als das andere.
Mächtig ist der Berg, aber das Eisen gräbt sich in ihn ein.
Hart ist das Eisen, aber das Feuer schmelzt es.
Glühend heiß ist das Feuer; das Wasser löscht es.
Gewaltig ist das Wasser; die Wolke saugt es auf und trägt es.
Schwer und drohend hängen die Wolken am Himmel; der Wind zerstreut sie.
Groß ist die Kraft des Windes; aber der Mensch bezwingt ihn.
Stark ist der Mensch; aber der Schmerz zerbricht ihn.
Furchtbar ist der Schmerz; der Wein vertreibt ihn.
Berauschend ist der Wein; der Schlaf läßt den Rausch vergehen.
Es gibt aber eines, das stärker ist als alle zehn: das ist der Tod. Allein die Tugend überwindet den Tod.
b. Baba Batra 10a
Die Welt geht ihren Gang.
Die Philosophen stellten an die Ältesten der Juden zu Rom die folgende Frage: Wenn euer Gott dem Götzendienst so feind ist, warum hebt er ihn nicht auf?
Die Ältesten gaben zur Antwort: Beteten die Heiden zu einem Ding, dessen die Welt nicht bedarf, Gott würde es auf der Stelle vernichten. Aber siehe da, sie beten die Sonne, den Mond, die Sterne und die Planeten an, und sollte Gott um der Narren willen seine Welt zerstören?! Nein, er läßt die Welt so, wie sie eingerichtet ist, und die Toren, die ihren Wandel verderben, werden dereinst Rechenschaft darüber abzulegen haben.
Dazu ein Gleichnis: Ein Mann hat einen Scheffel Weizen gestohlen und das Korn als Saatkorn verwandt - sollte Gott nun diesen Samen nicht aufgehen lassen?! Nein, die Welt geht ihren Gang wie eh und je, über die Schuldigen aber ergeht das Gericht.
Ein anderer Fall: Ein Mann hat seines Nächsten Weib beschlafen - sollte Gott sie nun nicht schwanger werden lassen?! Nein, die Weltordnung bleibt, wie sie gewesen ist, nur die Übeltäter verwirken ihre Strafe.
Das Lied der Harfe
Als David an den Königshof Sauls kam, soll er gebeten haben, auf einer wunderschönen Harfe spielen zu dürfen, die unbenutzt im Thronraum stand. Der König antwortete, die besten Harfenspieler hätten sich daran versucht, doch die Harfe habe nur furchtbare Missklänge von sich gegeben.
Aber David liess nicht locker. Da der König Saul ihn sehr schätzte, gab er ihm schliesslich doch die Erlaubnis, auf der Harfe zu spielen.
Als David sein Spiel beendet hatte, weinten alle Leute des Hofes vor Rührung und Bewegung, weil die Musik so wunderbar und hinreissend klang. Der König fragte David nach seinem Geheimnis.
Und David erklärte ihm: «Alle anderen Spieler versuchten, der Harfe ihre eigenen Lieder aufzuzwingen. Doch da weigerte sie sich. Ich spielte auf der Harfe ihr eigenes Lied. Habt ihr gehört, wie sie lachte, als ich sie an die Zeit als junger Baum erinnerte, ihr von den hellen Sonnenstrahlen erzählte, die durch ihre Zweige glitzerten, von den singenden Vögeln in ihren Ästen und den Liebespaaren in ihrem Schatten? Hörtet ihr sie weinen, als ich sie an jenen Tag erinnerte, als sie gefällt wurde und ihr Leben als Baum endete? Aber habt ihr auch gehört, wie sie jubelte, als ich mit ihr sang von der Auferstehung zu einer wunderbaren Harfe, von der hohen Berufung, zu Gottes Ehren und der Menschen Freude zu erklingen?»
Unser Leben gleicht einer solchen Harfe. Wie oft versuchen uns die Spieler ihre Lieder aufzuzwingen. Andere wollen uns benutzen für ihre Lieder von Geld und Macht, Ruhm und Eitelkeit, Leistung und Fortschritt, aber auch von Sinnlosigkeit und Resignation, von Tod und Vergänglichkeit. Dann geben wir nur Misstöne von uns, und unser Leben klingt so schaurig und verstimmt.
&Chanukka