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absalom
Der Hohepriester war römischer Staatsbürger und allein das schon ist eigentlich für fromme und gottesfürchtige Juden ein ziemlicher Skandal gewesen, denn damit war bekannt, dass man den Staatseid auf Rom und seine Götter sprach (Paulus lässt auch hier schön grüßen). Dem gegenüber stand der klare Satz, du sollst keine anderen Götter ehren.
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Erst mit der constitutio Antoniniana (212) wurde die Grundlage dafür geschaffen, daß alle Reichsbewohner, die nun römische Bürger waren, auch die römischen Götter verehren mußten.
http://www.vgd-nds.de/docs/Juden_und_Christen.pdf
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Noch ein Punkt zur Anklage gegenüber Jesus. Ich weiß nicht inwieweit du mit dem römischen Recht der Antike vertraut bist, aber alle Rechtshistoriker (ich habe zumindest noch nichts Gegenteiliges gelesen) sind sich darin einig, dass Jesus nach Befund des N.T. sich mindestens 3-mal gegen die Lex Julia Majestatis vergangen hat. Darauf stand jeweils die Strafe der Kreuzigung. Eine römische Hinrichtungsart – keine jüdische. Es bedurfte wahrlich keiner jüdischen Ankläger, Jesus tat sein eigenen Teil dazu.
[DOC]Proze** gegen Jesus:
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Die Evangelien gehen davon aus, daß die Initiative zum Vorgehen gegen Jesus von jüdischer Seite ergriffen wurde . Fricke stellt dagegen "ein primäres Interesse jüdischer Stellen an der Beseitigung Jesu" in Frage und postuliert eine römische Initiative . Ein mögliches Motiv auf römischer Seite läßt sich sicher denken: Die Römer brauchten nur angenommen zu haben, Jesus verstehe sich als politischer Messias. Unter den weiten Tatbestand des "Majestätsverbrechens" nach der lex Julia maiestatis konnte jede gegen das römische Volk und seine Sicherheit gerichtete Unruhestiftung subsumiert werden . Pontius Pilatus, von dem man aus den Evangelien den Eindruck eines eher ängstlich zögernden und nicht brutal zuschlagenden Vertreters der Staatsgewalt gewinnen mag, war nach dem Urteil antiker Quellen, mit denen auch eine Stelle im Lukasevangelium übereinstimmt , verantwortlich für Massaker und zahlreiche Hinrichtungen - es wird die Zahl von rd. 6000 Kreuzigungen genannt - und wurde schließlich wegen eines Vorfalls dieser Art seines Amtes als Prokurator von Judäa enthoben . Diesem Mann war zuzutrauen, auch gegen Jesus, der zum Hoffnungsträger nicht weniger Juden geworden war, rücksichtslos vorzugehen, um eine Bewegung im Keim zu ersticken, die sich vielleicht einmal gegen die Interessen der Besatzungsmacht wenden würde. Die Möglichkeit eines römischen Motivs besagt aber noch nicht, daß dieses Motiv wirksam geworden ist.
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Und noch ein Gedanke sei hier angeführt. Nachdem Jesus Tod war und von Gott auferweckt wurde, wo waren die Jünger denn geblieben? Sie sind nach Hause gegangen. Selbst sie, die mit ihrem Rabbi lebten hatten keine Erwartungen mehr. Nun darf man doch nicht erwarten, dass ein ganzes Volk so aus „heiteren Himmel“ mehr glaubt und erwartet als einst dessen Jünger.
Nach Pfingsten hat sich die Lage aber geändert. Die Jünger reden offen über die Auferstehung Jesu, mit der sie seine Messianität begründen. Das verschafft ihnen großen Erfolg: erst drei, dann fünftausend Mann u.s.w.
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Und ein zweiter Punkt sei noch angemerkt. Wohl gibt es im Judentum auch eine sog. messianische Erwartung, allerdings hat die noch nie eine große Rolle in der Religion gespielt. Und genau deshalb steht im Tanach auch fast nichts darüber. Das Augenmerk liegt einzig auf Gott und genau das lehrte auch Jesus! Gott ist der absolute Mittelpunkt des Daseins und nicht ein Messias oder Gesalbte. Das lehrt die Tanach eindeutig! Es gibt keinen Gottesersatz oder Stellvertreter Gottes, Gott ist das Ziel der Sehnsucht Israels und nicht Gesalbte oder sonst etwas. Jetzt könnte ich dazu mindestens 100 Bibelstellen aus Tanach und N.T. anführen, aber solches erspare ich allen Lesern.
Gerade die Frage der Messianität Jesu spaltet das jüdische Volk, wie damals so auch heute.
Denn, wenn auch, wie du sagst, Gott der absolute Mittelpunkt des Daseins des jüdischen Volkes ist, dennoch fällt es ihm schwer das Wirken Gottes durch seine Auserwählten (Moses, Josua, die Richter, David, die Propheten) rechtzeitig zu erkennen. Meistens geschieht es im Nachhinein. Und diese Tendenz nimmt mit der Zeit nicht ab, sondern zu.
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Ist der Glaube an einen Messias – wem auch immer - wirklich relevant und hat der historische Jesus sich so verstanden wissen wollen?
"Und es wird geschehen, der Mann, der nicht auf meine Worte hört, die er (Messias) in meinem Namen reden wird, von dem werde ich Rechenschaft fordern." (Deut. 18:19.)
Gehorsam gegenüber dem Messias, durch den Gott spricht, ist relevant.
Man wird ihm aber keinen Gehorsam leisten, wenn man nicht glaubt, daß er der Messias ist.
So hat sich auch Jesus verstanden:
"Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, ...
Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, ..." (Mt. 7:24-27.)
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Ich weiß nicht woran es liegt, dass wir immer wieder alles Mögliche vorschieben, um die direkte Konfrontation mit Gott zu vermeiden. Das wir nicht in den inneren Kreis seiner Gemeinschaft zu uns Menschen eindringen wollen, um Dessen persönliche Gegenwart auf uns wirken zu lassen, Dessen Erkenntnisse für unser ganz persönliches Leben mit IHM /IHR vergegenwärtigen wollen, welche ganz sicher nicht immer gängigen Glaubensansichten entsprechen (siehe Propheten). In die Wolken der Urabsichten Gottes eindringen wollen, wie es einst Jesus tat, um dessen Urabsichten gegenwärtig werden zu lassen (Martin Buber).
Jeder hat seine eigene Vorgeschichte, gegenwärtige Umstände, und Bestimmung. Niemand lebt nur in sich eingeschlossen, nur auf sich selbst angewiesen. Auch in Fragen der Gotterkenntnis.
Es wäre töricht die Erfahrung der vergangenen Generationen in den Wind zu schlagen, und von Null anfangen. Die Menschheit käme nie vorwärts.
Jede Generation muß auf der Erfahrung der vorherigen aufbauen, wenn sie vorwärts kommen will.
Kein Prophet hat die Autorität Mose in Frage gestellt, sonnst wäre er kein, b.z.w. ein falscher Prophet.
Projeziren wir das jetzt auf Jesus. Wer seine Autorität, als den Messias, in Frage stellt, kann nicht vorwärts kommen.
Als Israel in der Wüste von den Schlangen geplagt wurde, und Gott eine Rettung im Blick auf die kupferne Schlange gegeben hat, konnte der Betroffener zu Gott schreien oder sonst was tun so viel er wollte, würfe er keinen Blick auf die kupferne Schlange, müßte er sterben. Gott hätte ihm keine andere, persönliche Rettung gegeben.
Es gibt zwar persönliche Erfahrungen mit Gott, die aber an eine gemeinsame Erfahrung knüpfen, b.z.w. von ihr abhängig sind.
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Brauchen wir Erwachsenen wirklich Gesalbte, Messiasse, Erlöser, Propheten, Verkünder und Vorbilder, welche uns sagen und zeigen müssen, was wichtig ist und was nicht, was wir brauchen und was nicht?
Natürlich! Bis wir nicht gelangen zu Einheit des Glaubens.
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Oder sollten wir nicht selbst diese Gesalbten, Erlöser, Messiasse, Propheten, Vorbilder, etc sein?
Jeder sein eigener?
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er hat uns Grenzen gesetzt
Aber auch ein Ziel. Und wenn wir dieses Ziel nicht vor Augen haben, dann treten wir auf der Stelle und kommen nicht voran.
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Es ist nun einmal so, entweder stellt sich der Mensch ganz persönlich seinem Gott und tut das was er erkennt,
Absoluter Individualismus verbunden mit dem Nihilismus des Vergangenen.
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oder er lässt es und lässt Gottesvorstellungen durch heilige Büchlein, Religionen, Reliquien, Symbole, etc, etc auf sich einrieseln und einwirken.
Überdenkt sie neu, lernt aus der Vergangenheit und geht vorwärts.
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Das Tragische ist allein, das sich Menschen von Menschen für menschliche Religionssysteme Instrumentalisieren lassen und aus dieser Instrumentalisierung heraus zur Unmenschlichkeit mutieren – im Namen Gottes. Das ist wahrlich schlimm und historische Realität aller Religionen und ihrer Anhänger und diese sind schon von daher der Unwahrheit gestraft, nämlich im Sinne Gottes zu agieren oder diesen Gott und dessen Anliegen gar zu repräsentieren.
In einer individualistisch geprägten Welt werden alle Offenbarungen Gottes in Religionssysteme verwandelt, die unter Umständen auch zur Unmenschlichkeit mutieren können.
Tragisch ist, daß die Menschen, anstatt sich vom Individualismus, lieber von den Offenbarungen Gottes trennen, denen sie die Schuld für ihre eigene Verbrechen zuschreiben.
In einer gemeinschaftlich geprägten Welt wäre das nicht passiert.
Dazu müssen alle Individuen auf Kollektivdenken umprogrammiert werden.
Und dazu brauchen wir Jesus. Wie seinen Tod so auch seine Auferstehung.
Die Teilhabe an seinem Tod, um dem Individualismus den Garaus zu machen.
Und die Teilhabe an seiner Auferstehung, um die Welt neu, kollektivistisch, gemeinschaftlich zu gestalten.
Und da, wie du selbst sagst, viele Menschen die Religion noch brauchen, dürfen wir unter keinen Umständen die heiligen Schriften vernachlässigen oder gar verwerfen, sondern sie neu interpretieren. Und mit dieser neuen Interpretation bewaffnet, eine neue Welt aufbauen.
Du kennst doch das Jugendlied aus der DDR "Bau auf, bau auf"? Warum ist das gescheitert?
"Wenn der Herr das Haus nicht baut, arbeiten seine Erbauer vergebens daran." (Ps. 127:1.)
Gott schuff die Welt durch sein Wort. Also muß sein Wort zur Grundlage auch der neuen Welt genommen werden. Es muß unter seiner Autorität stehen, wenn wir Erfolg haben wollen.
Und das wurde im gesammten Ostblock ausser Acht gelassen.
In Summer übrigens 4000 v. Chr. war theokratischer Sozialismus.
Hat nicht der Individualismus das alles zerstört und die Welt in den Zustand versetzt, den wir aus der Geschichte kennen?