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Gedichte und Lyrik
Dies Bewußtsein das gewahr ist
der Nachbarn und der Sonne
wird auch den Tod gewahr
und daß es selbst allein
den Raum zu überschreiten hat
der die Erfahrungen trennt
Der Menschen vorbestimmten
und tiefsten Experiment -
Wie gemäß auch in sich selbst
seine Eigenschaften seien
Er selbst in sich und niemand sonst
muß sich dazu befreien.
Und Abenteuer meist mit sich
die Seele so besteht -
gefolgt von einem Treiber nur
ihre eigene Identität.
emily Dickinson
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Frühlingsglaube
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Ludwig Uhland
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Vom donnernden Leben
Das kann doch nicht alles gewesen sein
Das bisschen Sonntag und Kinderschreien
Das muss doch noch irgendwo hingehen
Die Überstunden das bisschen Kies
Und abends in der Glotze das Paradies
Darin kann ich doch keinen Sinn sehen
Das soll nun alles gewesen sein
Da muss doch noch irgendwas kommen nein
Da muss doch noch Leben ins Leben eben
He Kumpel wo bleibt dein Ernst mein Spass
Nur Schaffen und Raffen und Pusten und Hast
Und dann noch den Löffel abgeben eben
Das soll nun alles gewesen sein
Das bisschen Fußball und Führerschein
Das war nun das donnernde Leben eben
Ich will noch ein bisschen was Blaues sehen
Und will noch ein paar eckige Runden drehen
Und dann erst den Löffel abgeben eben
Wolf Biermann
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Schlängelchen zum Teufel kam,
Ganz still und bescheiden.
Und der Teufel das Schlängelchen nahm
Und es streichelte.
Mochte es gut leiden.
Kam ein Schlängelchen
zu einem Engelchen,
Neigte sich und wollte wieder scheiden.
Engelchen mochte das Schlängelchen
gut leiden,
sagte fromm:
"Komm ! "
J. Ringelnatz
Hallo poetry,
wenige kennen Wolf biermann, grüße Dich
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Ich wohne in der Möglichkeit -
Ein fensterreiches Haus -
Viel heller als die Wirklichkeit
Mit Türen - ein und aus -
Mit Kammern wie die Zedern -
dem Auge unsichtbar -
Und als ein ewigliches Dach
Des Himmels Giebelschar -
Besucher - die allerschönsten -
Meine Berufung - dies -
Die schmalen Hände weit zu breiten
Zu ernten Paradies -
Emily Dickinson
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Geh aus, mein Herz
1)
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
In dieser schönen Sommerzeit
An deines Gottes Gaben!
Schau an der schönen Gärten Zier,
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben!
Die Bäume stehen voller Laub,
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen Kleide;
Narzissus und die Tulipan,
Die ziehen sich viel schöner als
Als Salomonis Seide.
Die Lerche schwingt sich in die Luft,
Das Täublein fliegt aus seiner Kluft
Und macht sich in die Wälder;
Die hochbegabte Nachtigall
Ergötzt und füllt mir ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.
Die Glucke führt ihr Völklein aus,
Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
Das Schwälblein speist die Jungen;
Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
Ist froh und kommt aus seiner Höh'
Ins tiefe Gras gesprungen.
Die Bächlein rauschen in dem Sand
Und malen sich in ihrem Rand
Mit schattenreichen Myrten;
Die Wiesen liegen hart dabei
Und klingen ganz vom Lustgeschrei
Der Schaf' und ihrer Hirten.
Die unverdrossne Bienenschar
Fleucht hin und her, sucht hie und da
Ihr' edle Honigspeise:
Des süßen Weinstocks starker Saft
Bringt täglich neue Stärk' und Kraft
In seinem schwachen Reise.
Der Weizen wächset mit Gewalt,
Darüber jauchzet Jung und Alt
Und rühmt die große Güte
Des, der so überflüssig labt
Und mit so manchem Gut begabt
Das menschliche Gemüte.
Ich selber kann und mag nicht ruhn;
Des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
Ich singe mit, wenn alles singt,
Und lasse, was dem Höchsten klingt,
Aus meinem Herzen rinnen.
Paul Gerhardt
(1607 - 1676)
vertont von Augustin Harder 1813
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Ein modernes Beispiel der Spinne als Weltenweberin
aus dem Gedicht „Quartär" (1948) von Gottfried Benn:
Riesige Hirne biegen
sich über ihr Dann und Wann,
sehen die Fäden fliegen,
die die alte Spinne spann,
mit Rüsseln in jede Ferne,
und an alles, was verfällt,
züchten sich ihre Kerne,
die sich erkennende Welt.
Einer der Träume Gottes
blickte sich selber an.
Blicke des Spiel, des Spottes
vom alten Spinnenmann,
dann pfückt er sich Asphodelen
und wandert den Styxen zu -,
laß sich die Letzten quälen,
laß sie Geschichten erzählen -
Allerseelen -
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GINKGO BILOBA
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt,
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt.
Solche Frage zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin.
Goethe
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Ich denke mal, dass ich mit meinem Gedicht hier in dem richtigen Thread bin.
Zwischendurch schreibe ich selbst welche. Die Erde ist meine letzte Schöpfung.
Zwei Sterne strahlt auf die Erde
Bis einer sagte, dass ist meine Erde
Beide stritten um diese Erde
und weinten lange um diese Erde
Der eine Regen, der andere Hagel
Bis beide sagten
jetzt reicht es uns mit dieser Erde
Jetzt ist es wieder unsere Erde
Könnt ihr den Sinn verstehen? Ich versuche damit etwas ganz bestimmtes auszusagen. Leider hat das bisher noch keiner so richtig verstanden. Versteht ihr das denn wenigstens?
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hmmm - ich habs jetzt zweimal gelesen, aber ich verstehe nicht, was damit ausdrücken möchtest. Erkläre es uns doch, vielleicht schließt es sich dann für uns auf oder wir können dir einen Tipp geben wie es leichter zu verstehen ist.