Freiheit kann es nur dort geben, wo es Grenzen gibt, welche diese Freiheit einschränken - begrenzen kann. Wir sprechen also hier über eine Begriffswelt, welche sich in Raum und Zeit befindet.
Gott – als Superlative des Daseins – hat weder Raum noch Zeit – wir Menschen sind jedoch in Raum und Zeit gefangen.
Bei Gott gibt es weder Freiheit noch Grenzen. Es gibt auch kein Gut oder Böse, denn Gott ist DAS DASEIENDE in Allem was da ist. Es gibt auch keinen negativen Gegenpol zu Gott, da Gott Allmächtig – uneingeschränkt über Allem – ist. Gott einen Gegenpol anzudichten bedeutet, dessen Allmacht in Frage zu stellen, ein Faktor, der gerade an der Geschichte Ijob exemplarisch offenbar wird.
Was Gott in seiner Allmacht gewähren kann ist der Zustand von Begrenztheit für seine Geschöpfe. Dieser Zustand kann uns bekannte Begriffe – Zustände wie z.B. Grenzen, Freiheit, Gutes und Böses – nach unserem ethischen Befinden – beinhalten, muß es aber nicht zwangsläufig. Gott könnte uns auch in ganz andere Bewusstheitszustände wie z.B. in der Tierwelt oder Pflanzenwelt versetzen, die ihre ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten haben.
Ein weiterer Fakt ist, dass sich der Mensch in einer dynamischen Entwicklung zu seiner Umwelt und auch ethischen Entwicklung zu sich selbst und auch zu Gott befindet. Die kulturellen-, ethischen-, naturwissenschaftlichen Entwicklungen der Menschheitsgeschichte sind hier ein sehr klarer Beleg dafür. Das Weltbild der Menschheit und auch die Gottesbilder der Menschheit haben sich in den letzten 12000 Jahren ständig erweitert und gewandelt und dieser Prozess ist ein dynamisch fortwährender. Zustände und auch Begriffe wie Freiheit und Grenzen, Ordnungen und Gesetze, Gut und Böse, etc, etc und auch Gottesbilder, sind diesen dynamischen Prozessen unterworfen und werden von Epoche zu Epoche neu gewertet und gewichtet. (Die Bibel ist ein wahrhaft historischer Beleg für diese Wechselwirkungen und Veränderungen – von der frühen – mittleren Bronzezeit bis in die Spätantike.)
Der Mensch wird in seinem begrenzten – dreidimensionalen - Erkennen (Gott ist Dimensionslos) immer das als Freiheit oder Grenze, als Gut oder Böse, etc erfassen oder erkennen, was ihm sein kultureller, ethischer – soziologischer und naturwissenschaftlicher Wissenstand vermittelt. Aus diesem Sachverhalt begründen wir Gut und Böse, Freiheit und Grenzen, ja letztlich ist es die Ebene, wo wir Gottesbilder formen und gestalten und als kulturreligiöses Erbe an nachfolgende Generationen weiter vermitteln. Es ist praktisch die Spielwiese des menschlichen Daseins, welche uns Gott zur „freien“ und „begrenzten“ Nutzung eingeräumt hat. Hier dürfen wir experimentieren, definieren, erkennen, erleben, eben unser Menschsein leben. Mit dem grenzenlosen Dasein Gottes hat dies allerdings letztlich nichts zutun, denn dieses „Wesen“ Gott wird sich auf Grund der Dimensionslosigkeit eben nicht in die Gedankenwelt unserer lächerlichen drei Dimensionen projizieren lassen. Eventuell gab uns ein weiser MENSCH deshalb den Ratschlag, uns eben kein Gottesbildnis zu machen, auch nicht von dem was da oben sei oder da unten, sondern uns den Möglichkeiten zu stellen, welche unserem natürlichen Dasein entsprechen.
Das wir Menschen Definitionen über das unaussprechliche – und unbekannte – und unfassbare (wir nennen es) GOTT brauchen liegt in unserem menschlichen Wesen. Wir müssen definieren, benennen, erklären und erforschen. Es muß uns aber auch klar sein, dass all diese Definitionen dort ihre „Wahrheit“ und ihren „Wert“ verlieren, wenn sie unsere Vorstellungswelten, unseren Raum und unsere Zeit verlassen. Und genau dieser Sachverhalt wird schon an dem Punkt deutlich, dass wir nicht einmal in der Lage sind den Begriff Unendlichkeit schlüssig zu realisieren. Ganz schnell sind wir schon hier an der Grenze unseres Raumvermögens angekommen.
Absalom
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