Schadenfreude kommt auf, wenn man bedenkt, dass es jetzt "dem Junggesellen in Rom" gegeben wird. Ja, Zölibat abschaffen sollte man!!!!
Sollte man wirklich? Was würde sich ändern? Alle anderen Christen (Orthodoxe, Protestanten, Freikirchler, Zeugen Jehovas, Mormonen....) können jetzt mit Fingern auf ihre "geistliche Mutter" zeigen, aus der sie geboren wurden. Sie vergessen aber tunlichst, wes Geistes Kinder sie sind. Und was "die da in Rom" sollten, das wissen alle diejenigen am besten, die die einfachste aller Gleichungen zu erkennen meinen: Missbrauch ist gleich Zölibat.
Dabei gibt es auch in Freikirchen Missbrauch. Nun, das ist weniger Missbrauch an Kindern als Missbrauch Erwachsener. Hier sieht das dann so aus, dass man massiv mit einer Hölle droht, die es so gar nicht geben kann und dann ein anderes Evangelium lehrt, dass es so auch nicht geben kann (wer dieses Evangelium predigt, der ist gemäss Paulus verflucht) und wenn die Leute genug Angst vor der Hölle haben, bekehren sie sich zu einem Jesus Christus, den es so auch nie gab. Die Folge ist, dass man sie unter Berufung auf Maleachi 3:10 de facto dazu zwingt, den Zehnten ihres Einkommens bei der eigenen Kirchen-/Gemeindekasse abzuliefern. Die Folge ist aber auch, dass sich der Pastor hauptsächlich um gut betuchte Schäfchen kümmert und die ärmeren mit einer kalten Höflichkeit behandelt, die er "Liebe" nennt. Und weil die leichtgläubigen Gläubigen Angst vor der Hölle oder anderen Konsequenzen haben, spenden sie. Und weil ja noch irgendwann einmal eine grosse Erweckung kommen wird, braucht man sehr, sehr grosse und teure Gemeindehaus-Neubauten, die mit diesen (fiesen) Mitteln finanziert werden müssen - Bitte sehr: dies habe ich nicht irgendwo gelesen, es ist meine eigene Erfahrung.
Bei den Zeugen Jehovas geht der Missbrauch noch einen Schritt weiter, dass die getauften Mitglieder nämlich dazu gezwungen werden, ihre Beziehungen abzubrechen, wenn sich die Angehörigen nicht dem Diktat ihrer Kirche beugen wollen oder können. Aber auch von charismatischen Freikirchen ist der Kontaktabbruch bekannt, wenn sich renitente Mitglieder nicht dem Diktat des Pastors unterordnen wollen - unter Berufung auf die Gemeindezucht, auf "richtet nicht" und auf "tastet die Gesalbten nicht an" usw. Auch von sogenannt charismatischen Gemeinden ist bekannt, dass sie einen Keil zwischen junge, unerfahrene Menschen und ihre Eltern treiben, wenn die Eltern Tacheles reden.
Zurück zur ungeistlichen geistlichen Mutter: "Wenn du nicht katholisch bist, dann kommst du ins Fegefeuer" - kommt uns diese Aussage (z. B. von dem ehemaligen User Benedikt Römer) nicht bekannt vor? Was ist das anders als geistlicher Missbrauch, oder wenigstens ein plumper Versuch dazu? Wird hier nicht versucht, Menschen durch Angstmacherei von der eigenen Auffassung, Kirche, Lehre.... abhängig zu machen? Wir sehen, dass das Übel noch viel tiefer liegt und ein Abschaffen des Zölibats an der tatsächlichen geistlichen Verfassung der Christenheit im Allgemeinen und der katholischen Kirche im Besonderen nicht viel ändern würde. Wie ist die Christenheit überhaupt entstanden? Wer nicht Christ werden wollte, bekam das Schwert zu sprüren und wer nicht Christ bleiben wollte den Scheiterhaufen. Was hat sich seit der Reformation an dieser Grundhaltung geändert? Sogar die Protestanten haben im selben Stil weiter gemacht, wie ihre katholische Mutter, als sie nämlich die Wiedertäufer in den Flüssen ersäuften.
Es steht zwar nicht in der Bibel, aber dieses deutsche Sprichwort hat auch einen tiefen Wahrheitsgehalt: Gottes Mühlen mahlen langsam - aber trefflich fein. Dies ist ein Sprichwort, keine Drohung! Wohl dem, der rechtzeitig geeignete Schritte einleitet.
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