aus Weisheit des Zen von
Pater Hugo M. Enomiya-Lassalle


Man wird heute kaum in Frage stellen, das die Zen-Erleuchtung und
ähnliche Erlebnisse in nichtchristlichen Religionen echte Erfahrungen des
Absoluten sind, wenn auch nicht personale.
Wären sie personal, so würden sie gleichbedeutend mit der Gotteserfahrung
im christlichen Sinne sein. Die Ausformung dieser Erfahrung, vor allem der Versuch,
sie in Begriffe zu spannen,
ist nach der jeweiligen Weltanschauung
verschieden. Eine echte mystische Erfahrung sträubt sich eben gegen jede
Begrifflichkeit. Daher wird jeder, der es versucht, die ihm zur Verfügung
stehenden Kategorien zu Hilfe nehmen, wobei es dann naturgemäß sehr
leicht zu Missverständnissen kommt.
Der Buddhist erfährt in der Erleuchtung sein tiefstes Selbst als eins mit dem absoluten Sein
und wird dadurch in seinem Glauben an die vollkommene Einheit des Seins bestärkt.
Der Christ (oder sons an einen persönlichen Gott
Glaubende) erfährt das Selbst nicht nur in sich, sondern auch in seiner Beziehung zum absoluten Sein.
Er erfährt Gott in seinem Selbst, das Selbst wird also nicht in das Absolute
"eingeschmolzen". Trotzdem sagt Meister Eckhart:
"Da ist Gott mein Grund und mein Grund Gottesgrund."
Damit ist die für die christliche Mystik typische Liebesvereinigung mit
Gott angesprochen. Beide, der Buddhist und der Christ,
ühlen sich jedenfalls in ihrer Erfahrung von Furcht und Zweifel befreit
und erfüllt von tiefem Frieden
und höchster Freude.