Lieber Zeuge, ich bin mir nicht darüber bewusst, dass ich jemals behauptet hätte, dass die Bibel inklusive N.T. nicht Inspirationen Gottes in sich tragen würde. Ich bin eigentlich jemand, der diesen Sachverhalt nicht leugnet. Allerdings hege ich ernsthafte Zweifel daran – und dies aus gutem Grund – dass ein jegliches Wort oder gar so manche Textinhalte etwas mit Gottes Inspiration zu tun haben. Und noch immer gilt auch, sind Übersetzungsfehler und andere Irrtümer heilig? Ich hege keine voreiligen Urteile, ganz im Gegenteil, ich mache es mir mit dieser Bibel wahrlich nicht leicht, insbesondere beim Prüfen.
Du bist wirklich einer der Ersten, der mir Freizügigkeit in Bezug mit der Bibel unterstellt. Also in meinen Fachkreisen wird mir immer genau das Gegenteil bescheinigt, da ich mich wohl zu sehr an den Buchstaben klammere. Also es freut mich schon fast, dies zu hören.Deine Auslegung Jes. 53 finde ich gut, bloß verstehe ich eins nicht: warum du, der du doch in anderen Fragen ziemlich freizügig mit der Schrift umgehst, in diesem Fall dich so an das Opferungsritual klammerst anstatt über den Sinn zu reden?
Nun, was den Sinn betrifft, es ist für mich sehr wichtig den Unterschied von Sühne, Opfer und persönlicher Selbsthingabe zu unterscheiden. Hier müssen wir nämlich sehr genau hinschauen, was der Sinn von Opfern ist und vor allem wie sich die Propheten zu diesem Opferkult stellten. Das war eben nicht positiv! Zum anderen ist für mich hier auch sehr relevant, dass fast in allen hellenistischen Kulten ein Sohngottesopfer Bestandteil der Kulte war und genau das macht mich überaus vorsichtig mit Unterscheidungen, den faktisch ist Jesus genau zu diesem gemacht worden. Und es gibt noch einen dritten Punkt, ich weiß, dass Menschen in der Tanach für andere Menschen eine Art von Sühnedienst leisten konnten. Aber Menschenopfer waren strickt verboten und Jesus war für mich ein Mensch und kein Tier. Die Bestimmungen für solch ein Opfer waren sehr klar und präzise und kein Kriterium hat sich dabei in Jesus erfüllt, jedoch alle Kriterien aus hellenistischen Kulten. Hier werde ich natürlich ganz hellhörig!
Nein, dass ist es eben nicht! Es ist ein sich hingeben, selbstlos und ohne Aufhebung von Gottes Rechtsentscheid beim Gericht! Es ist viel mehr ein Märtyrertum, das in Israel sehr verbreitet war. Ein Martyrium auf sich zu nehmen ist etwas ganz anderes als ein Opfer aber steht sicher eng in Verbindung zum Entsühnen.Sühnen ist bezahlen, und opfern ist geben.
Wenn der Knecht Gottes also mit seinem Leben für die Vergehen anderer bezahlt(sühnt), und das noch freiwillig, d.h. sein Leben selbst hingibt(opfert), dann ist das doch ein Sühne - opfer. Oder?
Ein Opfer - im Sinne des Tanach- hat nichts mit Freiwilligkeit zutun. Es ist ein Zwang und eine Pflicht! Kein Opfertier wurde gefragt ob es sterben möchte oder nicht und die Opfernden taten es aus Schuldbewusstsein und aus dem Bewusstsein von Toravorgaben. Natürlich weiß ich, das man im deutschen wohl sagt, man opferte sich auf oder ich brachte dir Opfer dar, etc. Man muß sich einmal vergegenwärtigen, dass in damaligen Zeiten Tiere als höchster Besitz galten und nur wenige sich diesen "Luxus" leisten konnten. Lebensmittel waren ebenso unglaublich wertvoll. Wenn man also Opferte, dann war es oft mit harten Konsequenzen für die Sippe verbunden.
Die Tanach sagt, ein jeder Mensch stirbt für seine eigenen Sünden, selbst ein Opfer kann den Menschen nicht von diesem Fakt befreien. Jesus lehrt, dass Gott allein entscheiden wird, wer in das Königtum der Himmel eingehen wird und zugleich lehrt er auch, dass er für die Menschen vor Gott eintreten wird, die der Botschaft Gottes folgen werden. Ein wahrlich sehr jüdisches Bild, das von vielen Rabbinen ganz gleich lautend bekannt ist. Und wenn Jesus sich für sein Volk hingab - wie der Leidensknecht des Jesaja oder wie vor ihm schon andere Messiasse Israels, dann tat er es für sein Volk und er tat es, weil er genau das selbst lehrte! Wer sein leben gewinnen will, der wird es verlieren...
Diese Einstellung ist ein ganz wesentlicher Bestandteil israelitischen Verständnisses den Menschen im Sinne Gottes zu dienen. Selbstlosigkeit ist hier das entscheidende Wort und dies hat ganz viel damit zutun, dass ein jeder SEIN Kreuz auf sich nimmt und zutragen lernt und dann befähigt ist, dem schwächeren Gegenüber zu helfen, dass er unter seiner Kreuzeslast nicht zerbricht. Und ja sicher, wenn dann meine Selbsthingabe bis zum Tode führt, dann hat sich dieses "Opfer" hoffentlich auch gelohnt.
Eventuell sollten wir uns wirklich genauer die vier Gottesknechtslieder anschauen, um dessen tiefe Bedeutung zu erfassen und eins ist für mich persönlich auch ganz klar, in Jesus und in Israel hat sich dieser Gottesknecht offenbart. Und das kann man sogar historisch beweisen. Ja, man höre und staune, diese Prophetie des Jesaja ist in seiner Wirkungsweise und Erfüllung historisch beweisbar!
Absalom
Lesezeichen