Religionen als geistige Gebilde sind mit kulturellen Bedingungen und Gegebenheiten eng verknüpft. Ich finde nicht, dass Kultur und Religion nichts miteinander zu tun haben, sie sind miteinander verknüpft. Dadurch kann Religion praxisbezogen bleiben, indem sie menschliche Entwicklungen situationsorientiert begleitet.
Im Bereich Sinn und Werte geht es darum, sich in der Fülle von Eindrücken, Erfahrungen, Anforderungen und Begegnungen zurecht zu finden. Dazu bedarf es eines Sinnhorizontes und eines Wertegefüges, um die Lebenswelt strukturieren und dem Handeln nachhaltig Orientierung geben zu können.
Wertehaltungen und Einstellungen entwickeln sich in der Auseinandersetzung mit der Umwelt, auch der kulturellen. Kinder brauchen dazu z.B. unbedingt vertrauensvolle Bezugspersonen, die sie in ihrem Selbstbestimmungsrecht ernstnehmen und mit ihnen den Umgang mit Freiheiten und Grenzen - den Umgang mit diesem Spannungsverhältnis- einüben / leben. Unsere heutigen Kenntnisse über Sozialisation und Erziehung sollten irgendwie selbsttätig in Wechselwirkung mit dem Religionsverständnis stehen. Siehe Prioritäten wie Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit etc. ...
Übrigens: Wandel gab es schon immer und wird es auch zukünftig geben. Heute spricht man eher von Reformen oder Entwicklung, aber letztlich bringen Entwicklungen eben auch Erneuerungen mit sich.
Eine freie und individuelle Gottesbeziehung würde freie und individuelle Persönlichkeiten begünstigen.
Weiß nicht, ob diesbezüglich Vergangenheitsbewältigung notwendig ist. Recherche und Reflektion schaden nie, neue Erkenntnisse bereichern i.d.R., aber vorerst wäre es sinnvoll einfach nur die jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungen im Kontext mit ihren zeitlichen Epochen nicht außer Acht zu lassen und all das nach wie vor Bedeutsame wie die von dir aufgeführten Werte zu fokussieren. Sie waren früher wichtig und sind es heute noch.
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