In den Denkwürdigkeiten, deren Verfasser nach meiner Behauptung die Apostel Jesu und deren
Nachfolger waren, steht geschrieben, daß Schweiß wie Blutstropfen zur Erde rann, als er betete. Auch in
den Denkwürdigkteiten seiner Apostel ist uns geschrieben, daß Jesus der Sohn Gottes sei. Daß er der Eingeborene
des Vaters aller war, daß er auf besondere Weise aus ihm erzeugt wurde als Logos und Kraft, daß
er später durch die Jungfrau Mensch wurde, wissen wir aus den Denkwürdigkeiten.
Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon, CVII,8. CV,1.77
Bei uns werden die Denkwurdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, so lange
wie es immer möglich ist. Justin, Erste Apologie, 67.78
Die Apostel haben es in den von ihnen herstammenden Denkwurdigkeiten, welche Evangelien genannte
werden, überliefert, es sei ihnen so befohlen worden: Jesus habe das brot genommen, habe gedankt und
gesprochen: Dieses tut zu meinem Gedächtnis. Justin, Erste Apologie, 66.79
Und dies sagte der Älteste: „Marcus, der Dolmetscher des Petrus, schrieb aus der Erinnerung
ohne sachliche Ordnung auf, was von Christus gesagt oder getan worden war. Denn er selbst hatte weder
den Herrn gehört, noch war er ihm nachgefolgt, vielmehr, wie gesagt wurde, erst später dem Petrus; dieser
richtete seine Unterweisungen nach den praktischen Bedürfnissen der Gemeinden ein. Denn er dachte nur
an eines, nämlich daran, nichts von dem beiseite zu lassen, was er gehört hatte, oder ja nicht etwas Falsches
zu berichten. Matthäus zeichnete in hebräischer Sprache die Worte des Herrn auf, und jeder übersetzte sie
so gut er es vermochte. Papias zitiert auch den ersten Johannesbrief und ebenso den ersten Petrusbrief. - Es
beginnt die Darstellung nach Johannes. Das Evangelium des Johannes ist den Gemeinden offenbart und
gegeben worden von Johannes, als er noch am Leben war, wie Papias von Hierapolis, ein lieber Schüler des
Johannes, in seiner Exegetica, d.h. in fünf Büchern berichtete.
Bei der Inspiration des Buches der Offenbarung des Johannes brauche ich mich wohl nicht weiter aufzuhalten,
da aus frühester Zeit die seligen Männer Papias, Irenäus, Methodius und Hippolyt seine Glaub würdigkeit
bezeugt haben.“ Papias, Quellen in den Anmerkungen. 80
Drittens nehmen wir das Evangeliumbuch nach Lukas auf. Lukas war Arzt, er hatte sein
Buch nach der Himmelfahrt Christi, nachdem ihn sich Paulus als einen Jünger des Weges zugestellt hatte,
in seinem eigenen Namen nach bestem Wissen geschrieben; den Herrn zwar hat er im Fleisch nicht gesehen.
Er hat daher, soweit er Gewisses erfahren konnte, von der Geburt Johannes (des Täufers) an zu berichten
begonnen.
w w w . p l o u g h b o o k s . c o . u k / g e r m a n
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Der Verfasser des vierten Evangeliums ist Johannes. Als ihn seine Mitapostel und Bischöfe aufforderten,
es zu schreiben, sagte er: „Fastet mit mir von heute ab drei Tage, und was jedem offenbart wird, wollen wir
einander mitteilen.“ In derselben Nacht wurde dem Andreas, einem der Apostel, offenbart, Johannes solle
in seinem Namen alles niederschreiben, und alle anderen sollen es überprüfen.
Mag nun in den einzelnen Evangelienbüchern der Eingang verschieden sein, so weicht doch nichts von
dem Glauben der Gläubigen ab. Denn von dem einen, dem führenden Geiste, ist in allen alles dargestellt:
über die Geburt, über das Leiden und über die Auferstehung Jesu, von seinem Verkehr mit seinen Jüngern
und von seinem zweimaligen Kommen, wie es das erstemal in Niedrigkeit und verachtet bereits geschehen
ist, und wie es das zweite Mal - herrlich in königlicher Macht - noch eintreten wird. Was kann es also verwundern,
wenn Johannes auch in seinen Briefen einzelnes so ohne Wanken vorbringt, wenn er von sich
selbst sagt: „Was wir mit unseren Augen gesehen und mit unseren Ohren gehört, und was unsere Hände
betastet haben, das schreiben wir euch.“ So bekennt er sich nicht nur als Augenzeugen, der alle Wunder des
Herrn selbst gesehen und gehört hat, sondern auch als den, der sie aufgeschrieben hat.
Die Geschichte aller Apostel ist in nur einem Buch zusammengestellt. Lukas faßte sie für den trefflichen
Theophilus zusammen, weil in seiner Gegenwart das einzelne geschehen ist. Nur dies will er berichten, wie
er das durch Auslassen des Martyriums des Petrus und ebenso dadurch beweist, daß er nichts von der Reise
des Paulus aus der Stadt (Rom) nach Spanien berichtet.
Welches der Briefe des Paulus sind, das sagen diese selbst allen denen, welche es wissen wollen, wie sie
auch angeben, von welchem Ort und aus welchem Anlaß sie geschrieben sind. Zu allererst hat er an die
Korinther geschrieben, denen er die Neigung zu Spaltungen untersagt, dann an die Galater, denen er die
Beschneidung verbietet; an die Römer aber hat er ausführlicher geschrieben, hat sie in die Ordnung der
Schriften eingeführt und ihnen gezeigt, daß Christus die entscheidende Hauptsache ist. Über das einzelne
fügen wir hier keine weiteren Erörterungen hinzu, da der selige Apostel Paulus, selbst der Ordnung seines
Vorgängers Johannes folgend, nur an sieben Gemeinden namentlich schreibt, und zwar in dieser Reihenfolge:
zuerst an die Korinther, zweitens an die Epheser, drittens an die Philipper, viertens an die Kolosser,
fünftens an die Galater, sechstens an die Thessalonicher, siebtens an die Römer. Wenn auch an die Korinther
und die Thessalonicher zu ihrer Zurechtweisung ein zweites Mal geschrieben wird, so ergibt doch die Einsicht,
daß es nur eine Gemeinde ist, die über den ganzen Erdkreis verstreut ist. Und wenn auch Johannes in
der Offenbarung nur an sieben Gemeinden schreibt, so spricht er doch immer zu allen. Aber der eine Brief
an Philemon, der eine an Titus und die zwei an Thimotheus sind aus Liebe und Zuneigung geschrieben
und stehen doch in der Gesamtgemeinde in hohen Ehren und werden zur Ordnung der Gemeindezucht
in der Gemeinde heilig gehalten. Es ist auch ein Brief an die Laodicäer und einer an die Alexandriner im
Umlauf, beide für die Abspaltung des Marcion unter dem Namen des Paulus ausgedacht, ebenso manches
andere, was in die Gesamt-gemeinde nicht aufgenommen werden kann; denn Galle mit Honig vermischen
geht nicht an. Allerdings haben in der Gesamtgemeinde auch ein Brief des Judas und zwei mit der Aufschrift
des Johannes, und die Weisheit Salomo, die zu dessen Ehren von seinen Freunden verfaßt ist, Aufnahme
gefunden.
Auch eine Offenbarung des Johannes und eine des Petrus nehmen wir auf; freilich wollen einige der
Unseren letztere in der Gemeinde nicht verlesen wissen. Den Hirten aber hat ganz vor kurzem zu unserer
Zeit Hermas aus Rom geschrieben, als auf dem Stuhl der Gemeinde Roms sein Bruder Pius saß. Und darum
soll er wohl gelesen werden. Aber in der Gemeinde kann er bis zum Ende der Tage dem Volk weder unter
den Propheten, deren Zahl abgeschlossen ist, noch unter den Aposteln vorgelesen werden.
Der Muratorische Kanon (Um 180 in Rom).81