Das Licht in der Gegensätzlichkeit
Im Anfang schuf Gott ....
Wenn wie den Schöpfungsbericht lesen, so fällt auf, dass die Welt in der Gegensätzlichkeit geschaffen wurde: Himmel – Erde, Tag – Nacht, Wasser – Land, Kraut – Bäume, Sonne – Mond, Leben im Wasser und leben in der Luft, kriechende Tiere und wilde Tiere.
In diesen 6 Tagen schuf Gott 2 x 4 Gegensätzliches, wobei immer dann am 3. Tag in diesen 2 Gruppen 2 Paare geschaffen wurden.
Fast könnte man meinen, dass dies alles Dinge unserer sichtbaren Welt sind.
Das Licht
1.Mose 1,3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und werde Licht.
ג: וַיֹּאמֶר אֱלֹהִים יְהִי אוֹר וַיְהִי־אוֹר
Wajo’mer Elohim iehji OR wajehji OR.
Was ist das für ein Licht (or)? Es ist ja nicht die Sonne oder die Sterne und ein anderes Licht haben wir nicht. Und trotzdem wird aufgrund dieses Lichtes ein Zeitabschnitt in Tag und in die Nacht unterteilt, ja die Schöpfungstage werden sogar danach gezählt. Es ist auch interessant, dass der Ewige dieses Licht von der Finsternis schied, trennte.
Für uns heute bestimmen Sonne und Mond den Tag und die Nacht. Aber die waren zu dieser Zeit noch nicht geschaffen, sondern erst am 4. Tag, dem ersten der 2. Gruppe.
Was ist das nun für ein Licht? Was es direkt nach der Schöpfung ein Gemenge mit der Finsternis? Was ist eigentlich Finsternis? Ist es nur das Fehlen von Wellenstrahlen? Dieses Licht ist nicht der Ewige selbst, denn es wurde durch den Ewigen erschaffen.
Licht strahlt aus, und das Gegenüber reflektiert und ohne Gegenüber ist es Finsternis. Dieses Licht bestimmt und beherrscht den Zyklus, es steht irgendwie über diesem Gegensätzlichen, es verbindet diese Gegensätzlichkeit, aus Tag und Nacht wird Tag eins. An diesem Licht wird das Schöpfen gemessen, so zuerst Tag eins, dann Tag 2 bis zum Tag 6. Und dieser Tag wird kaum 24 Stunden nach unserer Zeitrechnung gehabt haben. Das Licht hält diese Welt zusammen, will diese Gegensätzlichkeit verbinden.
Dieses Licht ist für uns in dieser Schöpfung nicht sichtbar, es ist verborgen. Können wir aber doch dieses Licht erkennen? Ein Licht, das in die Welt hineinstrahlt, ohne es physisch zu sehen und zu erkennen? Oder könnte es ein Licht sein, welches nur mit dem Herzen und dem verstand wahrzunehmen ist?
Und dann steht im Gan Eden dann noch der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Wieder diese Gegensätzlichkeit!
Wie ist nun der Mensch? Er lebt in dieser Welt, und „arbeitet“ mit diesen Gegensätzlichkeiten, er analysiert sie, trennt sie, reproduziert sie, und hat die Tendenz, nur die eine Seite als Gut, als Wertvoll zu betrachten und lebt so in der Vielheit und sucht in allem seinen Vorteil, statt wie dieses Licht es aufzeigt, im Verbinden und im Zurückfinden des Eigentlichen und zwischen diesen Dingen die Waage zu halten. Ohne Tag keine Nacht, ohne Himmel keine Erde.
So lebt und durchlebt der Mensch in diesen sechs Tagen in der Vielheit, und vergisst dabei ganz das Ursprüngliche, das was Zusammenbringt, das EINE, von dem alles hervorgeht. Dabei steht, dass die Schöpfung am 7. Tag vollendet wurde und der Ewige danach ruhte. Dieser 7 Tag steht im Gegensatz zu den 6 vorherigen der Entwicklung. Dieser Tag segnete Gott und heiligte ihn, dass er ein Festtag (shabat, als Verb bedeutet es auch feiern) für den Ewigen sein soll.
An diesem 7. Tag scheint es keine Gegensätzlichkeiten zu geben, denn da besinnt man sich auf das Eine, auf den Einen und Ewigen Gott. Dieses Urlicht trennt nicht, sondern verbindet den Menschen mit dem Ewigen. So ist es ein Zusammenführen des Irdischen mit dem Ewigen.
Johannes nimmt ja diesen Gedanken in seinem Prolog auf. Johannes verfasste seinen Prolog nicht spezifisch für das Volk Israel, sondern setzte dies als allgemein in dieser Welt so hin: Das Licht scheint in die Finsternis, und die Finsternis hat es erfasst es nicht. Wer diesem Licht nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben (Joh 8,12). So nimmt Johannes Bezug auf die Schöpfungsgeschichte.
Der Mensch
1.Mose 1,27 Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.
כז: וַיִּבְרָא אֱלֹהִים אֶת־הָאָדָם בְּצַלְמוֹ בְּצֶלֶם אֱלֹהִים בָּרָא אֹתוֹ זָכָר וּנְקֵבָה בָּרָא אֹתָם׃
Das Wort Mensch, hier im hebr. אָדָם Adam ist im Singular! Adamah ist der Ackerboden. So ist der Mensch eigentlich ein „Erdling“.
Diesen Erdling schafft Gott als Ebenbild, als männlich und weiblich. Hier im Satz hat es keine Pluralform. In diesem Erdling ist also diese Gegensätzlichkeit Mann – Frau (rechts-links) in einem zusammen. Das stellt den Mensch in der Schöpfung als speziell hin, da in einem Wesen das Gegensätzliche besteht. Später wurde er dann doch aufgeteilt, zu Mann und Frau.
So vereinigt der Ewige in sich ebenso diese Gegensätzlichkeit, ohne dass nun das eine besser oder schlechter wäre.
Der Mann aber, wenn er in seiner Vielheit lebt, will sich verkörpern, will sich verherrlichen und stellt sich über sein gegenüber, er jagt nach Wild (Esau) er jagt nach den Dingen dieser Welt, er erobert die Frau zum Besitze, er will ihr Haupt (Chef) sein. Ebenso auch die Frau, will ihren Körper betonen, will sich Emanzipieren usw.
Es ist nun nicht schwer zu erkennen, dass dies das Leben in der Finsternis bedeutet, man meidet das Licht, das eigentlich zusammenbringen will, welches zu einer Harmonie führen will. Wer EIN Fleisch sein will, kann nicht mehr nur auf der einen Seite leben. Wer ein Fleisch sein will, will seine Beziehung zur Harmonie, zum Übereinstimmen bringen.
Diese Harmonie kommt nicht einfach so, sondern man muss sie erarbeiten und pflegen. Gott hat uns in der Ehe ein schönes Bild gegeben, wie er mit uns in Harmonie, wie er mit uns Eins sein will. Das gab uns Gott die Gaben des Herzens, der Seele und des Verstandes.
Und in diesem Sinn war auch Jeshua Eins mit seinem Vater. Uns zum Vorbilde, damit er uns auf das Wesentliche und das eigentlich aufmerksam machen kann, damit dieses „Urlicht“ in und durch uns in diese Welt hineinstrahlen soll.
So wird mir die Torah zu einer wahren Lebensquelle.
Shalom
Alef
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