Nun mein Beitrag zu besagter Thematik

Die Bibel nennt vier verschiedene Getreidesorten, aus denen Brot gebacken wurde: Gerste, Weizen, Dinkel und Hirse. Frisch gemahlen, wird es zu Broten gebacken: „ungesäuerte“ Fladenbrote (ohne Sauerteig) und Sauerteigbrote zu Laiben.


Das Gleichnis vom Sauerteig (Lk 13,20f) vergleicht die Gottesherrschaft nicht nur statisch mit dem kleinen Teigklumpen, den die Frau nahm, sondern mit dem ganzen Prozess. Die drei Sea Mehl, in die der Batzen Sauerteig hineingesteckt wurde, gehören auch dazu – das sind 40 Liter Mehl, und was schließlich herauskommt, wenn das Brot gebacken ist, sind etwa 50 Kilogramm Brot, und das hieß damals: Brot für etwa 150 Personen. Doch in einer einzigen Nacht hat der kleine Teigklumpen diese Riesenmenge durchsäuert. Ging es beim Senfkorn nur um den Gegensatz von Klein und Groß, so kommt im Gleichnis vom Sauerteig etwas Neues hinzu: Dieser kleine Anfang hat eine unglaubliche Verwandlungskraft: die Kraft Gottes, Welt zu verwandeln und schmackhaft zu machen.

Auffälligerweise wird im Bild nicht davon gesprochen, dass der Sauerteig
mit dem Mehl (und mit Wasser) verrührt wird. Stattdessen heißt es: Sie
nahm und verbarg den Sauerteig. Daraus ergibt sich eine doppelte Folgerung:
• Es soll nicht die Tätigkeit der Frau betont werden. Nicht ihr Anteil am Vorgang des Brotbackens interessiert, sondern was durch die Zugabe von Sauerteig in Gang gesetzt wird.
• Die Zubereitung eines Brotes ist so geschildert, dass das Wirken des Sauerteigs als verborgenes Wirken in den Blick kommt.
Nach dem Verbergen des Sauerteigs geht der Blick gleich auf das Ende des Vorgangs der Durchsäuerung: »... bis es ganz durchsäuert war.« Damit ist zwar eine Entwicklung beschrieben; aber an dieser Entwicklung interessiert eigentlich nur das Endergebnis.


Nun zum Negativbild.

Die Israeliten kannten ursprünglich keinen Sauerteig. Erst in der Gefangenschaft in Ägypten lernten sie diesen kennen. Noch heute wird bei Nomadenvölkern kaum Sauerteig zum Brotbacken verwendet, da es bei den dortigen klimatischen Verhältnissen einfach zu schnell schlecht wird. Mazzot hat diese Eigenschaft nicht. Es ist als Wanderbrot bestens geeignet.

Sauerteig galt als eine frühe Errungenschaft der Sesshaftwerdung und fortschrittlicher Zivilisation. Da die Israeliten von den Ägyptern abhängig waren, an ihre Fleischtöpfe und Brotleibe gebunden waren, war eine Grundbedingung, sich des Brotes der Sklaverei zu entledigen. Es ging also hier um weit mehr, als sich von schlecht werdendem Brot zu entledigen, sondern es ging um Unabhängigkeit. Unabhängigkeit zu erlangen, von der Grundlage, die Ägypten einst Missbrauchte, nämlich mit der Versorgung von Lebensmitteln. Hier begegnen wir einer Wesensart aller totalitären Regime, nämlich sich Menschen untertan zu machen, indem man sie abhängig macht. Neben den Getreidespeichern, die alle dem Pharao gehörten (der Besitz von Privatgetreide war bis auf einen geringen Eigenanteil streng verboten), war es zugleich auch das Pharaonische Privileg der Brotherstellung, dass nur dem freien Bürger von Ägypten zugestanden wurde. Sklaven durften das nicht tun.

Moses verordnet also die Vernichtung des Sklavenbrotes aus tiefsinnigem Hintergrund. Dennoch war das gesäuerte Brot etwas besonderes, so durfte als Dankopfer nach der Ernte nur gesäuertes Brot verwendet werden (Lev 23,17). Wer lange genug Mazzot gegessen hat weis, warum die Israeliten gesäuertes Brot schätzen!

Jeshua bezieht sich in seinem Gleichnis von Gelehrten und Sauerteig auf zwei Aspekte. Zum einem ist es die Abhängigkeit und zum anderen ist es die Verheißung.

Die Verheißung Gottes an sein Volk, es zu befreien aus der Knechtschaft, verlangte von Israel, diese Verheißung auch anzunehmen und dafür auch bestimmte Bedingungen zu erfüllen. Ein Hintergrund der Mosesanweisungen ist, dass der Mensch selbst auch immer zum Erfüllen von Verheißungen beitragen muss. Auch das Opfer bringen gehört dazu.
Zum anderen ist es die Abhängigkeit, die immer im Widerspruch zur Mündigkeit steht und nichts mit dem Freiheitswillen Gottes für alle Menschen zu tun hat. Jeshua ruft zur Mündigkeit auf, zur Nachfolge Gottes, die Mündigkeit voraussetzt und zugleich es ausschließt sich an Abhängigkeiten festzuhalten. Sei es auch nur Lehrgut von Menschen. Hier kommen wir automatisch zu Jeshuas eindeutigen Bejahung der Tora, die einzig und allein Maßstab und Wegweisung (bis Himmel und Erde vergehen) sind. Keine Menschenlehre darf diese Ablösen oder gar im kleinsten Hinwegnehmen. Hier reicht in der Tat nur ein klein wenig „Sauerteig“ und schon ist die ganze Tora „Säuernis“. Oder eben, wenn man Gottes Liebe zum Gesetzeskodex diffamiert!


Samu