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Hallo an alle!

Christinnen und Christen sprechen gerne von einer lebendigen Beziehung zwischen ihnen selbst und Gott. Dieses Vertrauen wird als Glaube bezeichnet (zumindest wurde es mir mal so erklärt).

Damit es zu diesem Vertrauen kommen kann, muss doch davor eine Erfahrung stehen, sonst ist das doch alles blinder Glaube. Mit welchen Mitteln lässt sich eine derartige Erfahrung machen, die das Fundament für dieses Vertrauen bilden kann - ähnlich dem Fels auf dem der kluge Mann sein Haus baut (Lk 6,47-49).

Eine zweite Frage, die eng mit der ersten zusammenhängt: Wie seid ihr zu einem solchen Glauben gekommen?

Liebe Grüße,
Sapientia :-)

Ich denke, wie Menschen zum Glauben kommen, ist sicher sehr unterschiedlich und wie sie dann ihren Glauben praktizieren, ebenso.
Ich kann nur von mir berichten.

Ich wurde christlich (evangelisch) erzogen, erfuhr also schon als Kind viel von Gott, Jesus usw.
Blood Raven schrieb, dass es beim Glauben um keine Entscheidung geht. Bei mir ging es um eine Entscheidung. Im Alter von 18 Jahren stand vor mir die Frage, will ich mein Leben Gott in die Hände legen, mein Leben künftig von ihm leiten und bestimmen lassen? Und ich entschied mich für den Glauben, für einen Weg mit Gott. Dabei bin ich geblieben.

Ich für mich würde schon sagen, dass es eine lebendige Beziehung zu Gott war und ist. Ich hatte auch immer wieder Erlebnisse, die mir bestätigten, dass Gott Wirklichkeit ist, dass er in mein ganz persönliches kleines Leben eingreift.

Du schreibst "Damit es zu diesem Vertrauen kommen kann, muss doch davor eine Erfahrung stehen." Ich würde es umdrehen: Wenn ich Gott vertraue, wenn ich bewusst an ihn glauben will, kann ich ihn auch erleben. Also: Erst Vertrauen, dann Erfahrung. Und die Erfahrungen bestätigen und stärken dann wieder mein Vertrauen.

Wenn auch in den letzten Jahren manche Details an meinem Glauben ins Wanken gerieten, wenn es viele Fragen an biblische Texte gab, wenn ich meine Glaubensinhalte überprüfte, wenn sich auch manche Sichtweisen veränderten - die Beziehung zu Gott blieb.

Ich kann mit Gott über alles reden, er ist mir nahe, obwohl mein Kopf sich auch fragt, wie so ein großer Gott sich um so kleine Menschen kümmern kann, aber ich vertraue ihm, ich glaube an ihn - immer noch.

Der Glaube an Jesus, das ist ein anderes Kapitel. Die Dreieinigkeit war mir schon immer nicht geheuer. Jesus galt für mich immer als Sohn Gottes, als Messias. Fragen zu Jesus sind erst in den letzten Jahren aufgebrochen - ob er wirklich für unsere Sünden gestorben ist, ob er mehr ist als der Messias, mehr als einer mit besonderen Aufgaben usw.
Auch einige Bibeltexte verstehe ich heute anders als früher.
Für mich ist Jesus nicht mit Gott gleichzusetzen. Nicht, wie manche denken Jesus=Gott, sondern Gott ist Gott und Jesus ist von Gott ausgesandt, beauftragt, was auch immer.
Es sind noch viele Fragen zu Jesus offen, aber ich kann es so stehen lassen im Moment. Kann warten, bis ich auf meine Fragen noch Antworten finde - oder auch nicht.