Liebe Annamaria!

Es geht weniger um "Meinungen", sondern mehr um Fakten und den Unterschied zwischen "Meinungen", politischen Interessen und klaren Fakten!

Die Aussage, daß "Juden sich bedroht fühlen", suggeriert eine persönliche Gefahr für Leib und Leben von Juden in Europa.

Schauen wir mal die Fakten:

(In Deutschland, in anderen Ländern mag es geringfügig anders sein):

Quellen:
Deutsche Kriminalstatistik 2006, Bundesinnemninisterium http://www.bmi.bund.de/ (dort unter "Publikationen" )

sowie vorl. Verfassungsschutzbericht 2006, http://www.verfassungsschutz.de/down...publikationen/

Tragen wir mal Fakten zusammen:

Verfassungsschutzbericht 2006, Seite 26, "Gewalttaten mit extremistisch- antisemitischem Hintergrund, Gesamtdeutschland gesamtes Jahr 2006:"

43 (in Worten dreiundvierzig)

Gewalttaten der rechtsextremen Szene insgesamt: 1.115 (Seite 23 VSB).

Also: nur jede 26. aller registrierten Gewaltstraftaten aus der rechtsextremen Szene hatte antisemitische Hintergründe..
Gesamtstraftaten mit antisemitischem Hintergrund (auch ohne Gewalt): 1.636. (von über 18.124, überwiegend "Propagandastraftaten" nach §§ 86,86a StGB).

Insgesamt registrierte Straftaten in 2006 in Deutschland leut Kriminalstatistik (Seite 5 der Statistik): 6.304.223. Davon waren als 0,00078% Gewaltstraftaten mit antisemitischem Hintergrund.

Von den 6,3 Millionen Straftaten waren Gewaltstraftaten 215.471 zuzüglich 359.901 vorsätzliche Körperverletzung, insgesamt also 575.372 registrierte Fälle von Gewaltstraftaten.

Die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Gewaltstraftat mit nicht antisemitischen Hintergrund zu werden, ist für einen Juden in Deutschland
somit 13.381 mal so groß wie die Gefahr, einer Gewaltstraftat mit antisemitischem Hintergrund zum Opfer zu fallen.

Es geht bei der Aussage von Lauder, genauso, wie bei den Beschlüssen des Europarates nicht um die Besorgnis um das persönliche Wohlergehen einzelner Juden in Europa, sondern um politische Meinungsbildung und Meinungslenkung. Eine ernste "Bedrohung" einzelner, ist da wohl kaum erkennbar.

In der Tat weisen die Massnahmen des Europarates eher auf eine politische Einflußnahme auf Medien und allgemeine Meinungsbildung hin, wie auf besondere Schutzmassnahmen für bedrohte jüdische Bevölkerungsteile.

So hat am 19.4.2007 die deutsche Justizministerin Zypries während der deutschen Ratsvorsitzes einen EU- Rahmenbeschluß durchgesetzt, nachdem nach dem Vorbild der deutschen Strafgesetze generell in allen europäischen Ländern gelten soll:
Im Mittelpunkt steht „das Verbot der öffentlichen Aufstachelung zu Gewalt und Hass gegen Menschen anderer Rasse, Hautfarbe, Religion oder nationaler wie auch ethnischer Abstammung. Dieses Verbot ist gemeinsame Voraussetzung aller Straftatbestände.“ Ebenso wird „die öffentliche Billigung, Leugnung oder grobe Verharmlosung von Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen unter Strafe gestellt, wenn sich das Verbrechen gegen eine Gruppe von Personen wegen ihrer Rasse, Hautfarbe, Religion, Abstammung oder nationalen oder ethnischen Herkunft richtet“. Diese Vergehen sollen einheitlich mit Gefängnisstrafen zwischen einem und drei Jahren geahndet werden. Gleiches gilt für die Verbreitung entsprechender Schriften.

Soweit mir bekannt ist, ist dieser Beschluß noch nicht von allen EU-Staaten ratifiziert.

In den osteuropäischen Gesellschaften besitzt die Judenvernichtung in der kollektiven Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen nicht denselben Stellenwert wie mittlerweile in Westeuropa. Im Zentrum steht dort der Leidensweg der jeweils eigenen Nation unter Hitler und der Sowjetherrschaft. Antisemitische Stereotypen sind in einigen dieser Gesellschaften folgerichtig noch ungebrochener lebendig und weiter verbreitet als in Westeuropa. Dort gibt es für den Europarat noch viel Arbeit.

Und den "modernen Antisemitismus", geprägt und getragen von linken und grünen Kreisen, gilt es zu erkennen und aufklärend und mahnend entgegenzuwirken. Noch vor wenigen Jahrzehnten wäre Judenhass unter den Linken undenkbar gewesen. Zu sehr verehrte man den "Kibbuz- Sozialismus" des jungen Staates.

Aber schon bald erfolgte die Radikalisierung, die identifizierung mit den "verfolgten" Palästinensern. Das linksliberale Milieu, nach dem Scheitern des Kommunismus seiner Utopie beraubt, aber deshalb nicht weniger „antiimperialistisch“ und „antikapitalistisch“, gab sich fortan noch stärker dem „Selbsthass“ auf den Westen hin. Damit untrennbar verbunden ist ein vehementer Antiamerikanismus, der zugleich auf Israel projiziert wird, den Klientelstaat Amerikas.

Und so verwischt zum Teil wirklich berechtigte Kritik an der Politik des Staates Israel und macht Verallgemeinerungen Platz. Die Solidarisierung mit dem vermeindlich Verfolgten, Kleinen, Hilflosen und andererseits die Gleichsetzung von Politik un d Mensch, und plötzlich sind es wieder "die Juden", alle Juden. Genau hier ist der Anfang von Rassismus und Antisemitismus.

Dieses "Aufwachen" in Europa ist auch Teil einer unbedingt erforderlichen europäischen "Selbstfindung". Weg von blindem Multikulturalismus, hin zu einer Rückbesinnung auf christliche und aufklärerische Werte. Ein mutiges, entschiedenes und deutliches Entgegentreten den Islamisierungsbestrebungen und damit der neuen Radikalisierung und Fanatisierung in der europäischen Gesellschaft und dem damit verbundenen Islamoantisemitismus.

Dies nur mal in Eile und Kürze ein kleiner Einblick in das, was mich bei diesem Thema bewegt.

Shalom

Rudi