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Thema: Organspende

  1. #11
    luxdei Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Hadi Beitrag anzeigen
    Hirntot ist ein Begriff "de Jure". Es schützt den Transplanteur vor der juristischen Verfolgung "Körperverletzung" mit Todesfolge.
    Hirntod ist kein Begriff "de jure". Die medizinische Definition des Todes als Hirntod löste die aufgrund des medizinischen Fortschritt unzureichend gewordene Definition als Herztod ab.
    Die Feststellung des Todes u.a. durch Anzeichen eines Hirntodes ist die gängige Praxis.

    Die angeblich "Toten" werden, wenn sie Glück haben, narkotisiert, vorher jedoch fixiert.
    Das ist gelinde gesagt Unfug. Ein Hirntoter kann nicht narkotisiert werden, weil die Narkosemittel nicht mehr im Gehirn ansetzen können (Folge des einsetzenden Hirnödems). Auch haben hirntote Personen kein Schmerzempfinden mehr.
    Fixiert wird bei Operationen immer dann, wenn ein Verrutschen des Körpers verhindert werden muss.

    Auch das gern benutzte "Leben retten" ist ein falscher Apell.

    Im besten Fall wird das Leben verlängert und nicht gerettet, aber um welchen Preis?
    Da es niemandem schadet, ist der Preis absolut gerechtfertigt. Oder möchtest Du eine Kostendiskussion anfangen?!?

    Auf dem Organspendeausweis beginnt schon die Manipulation.
    Dort steht nichts vom Hirntot, sonder dort wird suggeriert das der Tot von Ärzten festgestellt wird.
    Ein Organspendeausweis kann in der Tat, auch zum Tode führen.
    Die Feststellung des Todes - da medizinisch also der Hirntod! - ist unabdingbare Voraussetzung für eine Organentnahme.
    Ein Organspendeausweis führt also nicht zum Tode, sondern regelt lediglich, wie postmortal mit den Organen verfahren werden kann.

    Warum wohl haben die meisten Mediziner (zumindest die ich kenne) keinen Organspendeausweis?
    Kannst Du bitte die Quelle für diese Behauptung angeben.

    Aber die Transplantationsindustrie informiert nicht aufrichtig, sondern ist auch wirtschaftlich interessiert. Eine Transplantation kostet zwischen 50.000 und 150.000 €.
    Wirtschaftliches Interesse = Unaufrichtigkeit??
    Dann darfst Du auch nicht zu Deinem Hausarzt gehen.

    Ein Transplanteur aus Hannover, Prof., sagte: Wenn wir wirklich informieren würden, hätten wir noch weniger Organe!!
    Bitte Name dieses Professoers und Quellenangabe.

    Aber nur ca. 5% der Organentnahmen geschehen bei einem Menschen mit einem Organspenderausweis. 95 % bestimmt ein anderer Dritter.
    Auch hier fehlt mir die Quellenangabe.

    Gruß
    LD

  2. #12
    luxdei Gast

    Standard

    Wen es interessiert: Hier ein Link zum Ablauf einer Organspende.

    Klick

  3. #13
    Hadi Gast

    Standard

    Zitat Zitat von luxdei Beitrag anzeigen
    Wen es interessiert: Hier ein Link zum Ablauf einer Organspende.

    Klick

    17
    10 Hirntod - keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern Definition

    Vortrag: Dr. Martin Stahnke , Chefarzt UNI Klinik Düsseldorf

    In der heutigen Podiumsdiskussion geht es um Organspende. Wenn wir über Organspende reden, müssen wir auch über die sterbenden Menschen reden, die auf dem OP-Tisch ihre Organe und ihr Leben lassen. Ich habe dies bewusst so formuliert - als Gegensatz zu der Formulierung auf den Organspendeausweisen, die eine Organentnahme nach dem Tod suggeriert.
    Natürlich leben die zur Organspende vorgesehenen Menschen noch. Sie sind allerdings umunkehrbar sterbenskrank und würden ohne Intensivmedizin tatsächlich tot sein: kalt, starr, blassblau. All das sind sogenannte Hirntote nicht.

    Es werden ja lebende Organe gebraucht, nicht tote Organe.

    Oder halten Sie schwangere Patientinnen die Kinder gebären können für tot? Kann das überhaupt jemand ernstlich glauben?
    Vielleicht sollte ich Ihnen aus meiner persönlichen Sicht schildern, wie mir bewusst wurde, dass sogenannte hirntote Menschen nicht tot sind, sondern im Sterben liegen.
    Als ich noch an der Uni-Klinik Düsseldorf als Assistenzarzt arbeitete, habe ich an vielen Organentnahmen mitgewirkt, als Anästhesist. Den üblichen Vorgaben nach, damals und auch noch heute, wurden keine Narkotika bei der Organentnahme verwandt.
    Die Organspender waren ja - sollten ja - tot sein. Ganz wohl war mir dabei nicht gewesen. Auch Anderen nicht, wie ich später durch Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen erfuhr. Jeder, der bei Organentnahmen (Explantationen) dabei war, weiß, dass Patienten sich bei Beginn der Operation noch bewegen können, dass der Blutdruck und die Herzfrequenz ansteigen können als Reaktion auf den Hautschnitt. Freilich sind dies alles, so wird es erklärt, Reaktionen "nur" auf Rückenmarksniveau.

    Nun ja, das Rückenmark scheint noch zu leben. Aber auch ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass diese Reaktionen keine bewussten Reaktionen waren. Nach allem was wir wissen, kann Schmerz ohne Gehirn nicht empfunden werden. Trotzdem, der zu Explantierende reagiert.
    Ein Toter, so wie jeder von uns sich Tod vorstellt, würde das nicht tun.

    Eine etwas mulmige Situation. In dieser Situation kam vor vielen Jahren meine damalige Oberärztin in den OP-Saal und drehte den Narkosemittelverdampfer auf, so dass der Patient, dessen Organe gerade entnommen wurden, eben Narkosemittel bekam.
    Das ist ja doch ein wenig das Eingeständnis, dass der Organspender vielleicht doch noch nicht so ganz tot ist. Oder sollte ich etwa eine Leiche narkotisieren?
    Ich fragte Sie daraufhin auch, was das denn nun sollte, schließlich wäre der Patient doch tot. Da sagte sie nur ganz kurz: "Wissen Sie das so genau, Herr Stahnke?"
    An diese Worte kann ich mich sehr genau erinnern, denn das war der Beginn der mein vorgefasstes und nützliches Bild, dass Organspender Tote seien, ins Wanken brachte und schließlich einstürzen ließ.

    Als ich mich näher mit dem sogenannten Hirntod beschäftigte und auch eine Veranstaltung besuchte, an der Kritiker und Befürworter des Hirntodkriteriums teilnahmen und auch eine Schulklasse im Publikum war, wunderte ich mich, welche Vorstellungen über den Gesundheitszustand von Organspendern kursierten.
    Die Organspender wären an Herz-Lungen-Maschinen angeschlossen, hätten Herzschrittmacher und ähnliches. Der Körper, das Fleisch, die Organe, so die Vorstellung, könne nur mit maximaler Unterstützung der Intensivmedizin, quasi konserviert werden.
    Dies ist mitnichten so. Ein hirntoter Patient ist auf den ersten Blick auf einer Intensivstation gar nicht von anderen schwer geschädigten Patienten zu unterscheiden.
    Er ist warm, produziert Urin so wie alle anderen beatmeten Patienten auch.

    Kein Herz-Schrittmacher, keine Herz-Lungen-Maschine. Und selbst die Atmung kann bei diesen Patienten besser sein als bei so manchen anderen schwerkranken Intensivpatienten. Das muss ja auch so sein, wo sollten sonst die zu transplantierenden Lungen herkommen? Das Atemzentrum funktioniert nicht mehr (das auf und ab des Brustkorbes), der Atmungsprozess als solcher funktioniert aber tadellos.

    All das hatte ich mir bis jetzt nicht klar gemacht, diese Nähe von Lebenden und für Tot- erklärten, wollte es auch nicht erkennen. Natürlich hatte ich die unangenehme Vorstellung verdrängt, dass sterbenden, nicht toten Menschen, die Organe entnommen werden.
    Wie Morgensterns Palmström, der, von einem Kraftfahrzeug überfahren wurde, aber zum Schluss messerscharf schloss, dass er noch lebendig sei, weil: nicht sein kann, was nicht sein darf.
    Bei mir umgekehrt: Der Patient muss tot sein, weil er nicht lebendig sein darf.

    Diese Vorstellung ist schwer zu ertragen. Dass es aber ehrlicher und besser wäre, unter diesen Vorgaben Organentnahmen durchzuführen, dazu komme ich am Ende noch einmal.
    In Diskussionen mit Ärzten werde ich immer wieder gefragt, wie ich nur solch eine "unwissenschaftliche" Haltung gegenüber dem Hirntod als Tod des Menschen einnehmen könnte. Die Antwort ist einfach: Es gibt keine "wissenschaftliche" Haltung, gegen die ich sein könnte.

    Die bekannte Empfehlung des Ad-hoc-Kommitees der Havard Medical School von 1968 hat nichts anderes gemacht als das irreversible Koma als Todeskriterium definiert.
    Es gab und gibt keine zwingende wissenschaftliche Erkenntnis dies zu tun. Aber es galt eine Kontroverse aus dem Weg zu räumen, nämlich die, dass eine "überholte Definition des Todes" bei der Beschaffung von Organen zur Transplantationen hinderlich sein könnte.
    Einige unter Ihnen werden mir das vielleicht nicht glauben. Lesen Sie es nach. Es steht in der Empfehlung dort so wortwörtlich, ganz offen, ja schamlos.
    Das wusste ich damals nicht, und die meisten Menschen wissen das heute auch noch nicht.

    Wie konnte ich noch an Organentnahmen, später auch als verantwortlicher Anästhesist, teilnehmen, wenn ich nun inzwischen der Überzeugung war, dass es sich um sterbende Menschen handelt und nicht um Leichen?

    Nun, zum Einen bin ich nach wie vor der Meinung, dass das, was Organspender manchmal an Reaktionen unter der Operation zeigen, nicht bewusst wahrgenommen wird. Aber wissen, natürlich, tue ich es nicht.

    Ich bin dann dazu übergegangen, den Patienten Narkotika und Schmerzmittel während der Operation zu verabreichen. Aus Respekt gegenüber dem Organspender und weil natürlich dieser winzige Funke der Unsicherheit in einem ist, ob nicht doch irgendetwas wahrgenommen wird.
    Im Übrigen wird heute, aus medizinischen Überlegungen in manchen Arbeiten empfohlen, Schmerzmittel bei Explantationen zu benutzen. Notwendig ist dies aber nicht. Die Empfehlung der Bundesärztekammer, dass während einer Explantation keine Schmerzmittel oder Narkotika gegeben zu werden brauchen, besteht weiterhin.
    Ich habe übrigens während meiner Zeit in der Uniklinik Düsseldorf einige Kollegen befragt, die verantwortlich bei der Begleitung von Orangspendern waren. 4 von 7 gaben zu, so muss man das ja fast bezeichnen, Narkotika oder ähnliches während einer Explantation zu verabreichen.

    Sie können sich vorstellen, dass mich die Erkenntnis, dass es sich bei Organspendern um Sterbende und nicht um Tote handelt, schon verunsichert hat.
    Wie müssen sich aber Angehörige fühlen, die zu dieser Erkenntnis erst lange nach ihrer Zustimmung zu einer Organentnahme bei ihrem Kind kamen. Die erkennen mussten, dass sie die Zustimmung dazu für ihr noch lebendes und mitnichten totes Kind gaben. Wie furchtbar das ist, hat Ihnen Frau Focke berichtet. (Bericht von Mutter und Vater Focke in www.initiative-kao.de)

    Dass so etwas nicht immer wieder passiert, das ist für mich die Haupttriebfeder, mich für die kritische Aufklärung über die Organspende zu engagieren.

    Die Ehrlichkeit im Umgang mit der Organspende ist mir wichtig.

    Ich halte den Weg der Transplantationsmedizin für einen Irrweg.

    Eine Medizin, die darauf angewiesen ist, dass relativ gesunde Menschen sterben, damit anderen Menschen geholfen werden kann, ist für mich nicht weiterverfolgenswert.
    Ich freue mich über jeden Menschen, dem durch eine Transplantation geholfen werden konnte, und wahrscheinlich sind auch einige hier unter uns.

    Aber die Organe wachsen eben nicht auf Bäumen. Sie kommen von Menschen, die sterbend sind. Ich habe Achtung vor Menschen, die im Bewusstsein, dass sie auf dem Operationstisch ihr Leben beenden, ihre Organe hergeben.

    Dazu müssen sie aber aufgeklärt sein. Insbesondere die Angehörigen müssen wissen, dass ihr Einverständnis zur Organentnahme für Sterbende, nicht Tote gilt.

    Ich sagte eingangs, dass ich auch Palliativmediziner bin. Und so meine ich, dass es auch unbedingt akzeptiert werden muss, dass es ein zutiefst menschliches, vielleicht sogar das wichtigste Bedürfnis eines Menschen ist, in Würde und begleitet sterben zu dürfen und auch diese Begleitung gewähren zu dürfen.
    Dieses Bedürfnis darf auf keinen Fall hinter den Notwendigkeiten, leider muss man ja sagen Begehrlichkeiten, der Transplantationsmedizin zurücktreten.

    Wer sich, aufgeklärt darüber, dass er einer Explantation als noch Lebender zustimmt, zu einer Organspende bereit erklärt, der mag dies tun.

    Wir sollten nur davon Abschied nehmen, den Menschen einzureden, dass Sie tot wären, wenn sie explantiert werden.

    Mit dieser Meinung stehe ich, glücklicherweise auch in Fachkreisen, nicht allein.


    Siehe auch: www.Initiative-KAO.de

  4. #14

    Standard

    Danke für diesen Artikel,fand ich sehr informativ.

  5. #15

    Standard

    Hadl, danke,
    du bestätigst damit, was ich bisher dachte.
    Mein Misstrauen gegenüber Organentnahme bei noch Lebenden ist somit begründet. Und wie ich lese, so ganz sicher ist es doch nicht, dass der Betreffende nichts mehr spürt und wahrnimmt.

  6. #16
    luxdei Gast

    Standard

    Hirntod - keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern Definition"
    Es gibt kein wissenschaftliches Kriterium dafür, wann jemand tot ist. Es ist immer eine Definitionssache. Früher war das Entscheidungskriterium der fehlende Herzschlag. Im Zuge besserer intensivmedizinischer Möglichkeiten stellte man fest, dass diese Definition so nicht bleiben konnte; schließlich waren Herztote mitunter wiederbelebbar. Deshalb nahm man den Hirntod als aussagekräftigeres Merkmal, da das Gehirn in diesem Falle irreversibel geschädigt ist. Lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Temperaturregulierung würden nicht mehr funktionieren.
    Natürlich leben die zur Organspende vorgesehenen Menschen noch.
    Nach dem Hirntod (der zwangsläufig auch das Ende der Atmung bedeutet, da das Atemzentrum im Stammhirn sitzt) lebt der Mensch nicht mehr. Lediglich auf Zellebene finden sich noch Funktionen, da im Blut noch Nährstoffe und Sauerstoff gespeichert sind. Aber auch diese "Rest"-funktionen erlöschen sehr bald.
    Ich weiß nicht, wie viel Erfahrung Du mit gerade Gestorbenen hast. Aber wenn Du Erfahrung hast, weißt Du, dass der Körper zwar noch warm ist, die Funktionen aber nicht mehr vorhanden sind. Z.B. der Muskeltonus. Die Muskelatur erschlafft. Nicht nur die Skelettmuskelatur, sondern auch alle andern Muskelsysteme. Infolge verlieren Gestorbene Stuhl und Urin (die Schließmuskeln funktionieren nicht mehr). Ebenso findet auch keine Atmung mehr statt. Eben aus diesem Grunde wird bei Körpern, denen Organe entnommen werden sollen, die Atem- und Kreislauffunktion künstlich aufrecht erhalten. Es ist leichter als erst die Organe zu entnehmen, und diese dann außerhalb eines Körpers am Leben zu halten. Aber wie gesagt, ist es ein Leben auf Zellebene.

    Oder halten Sie schwangere Patientinnen die Kinder gebären können für tot?
    Hirntote Schwangere werden per Kaiserschnitt entbunden.

    ... Nun ja, das Rückenmark scheint noch zu leben....
    Leben auf Zellebene eben. Man kann auch Nerven freipräparieren und in einer Nährflüssigkeit reagieren lassen. Lebt deshalb die Nährflüssigkeit?

    Trotzdem, der zu Explantierende reagiert.
    Ein Toter, so wie jeder von uns sich Tod vorstellt, würde das nicht tun.
    Eben! Wie jeder von uns sich Tod vorstellt. Da gibt es offenkundig viele falsche Vorstellungen.

    Das Atemzentrum funktioniert nicht mehr (das auf und ab des Brustkorbes), der Atmungsprozess als solcher funktioniert aber tadellos.
    Dass bei Hirntoten die Atmung funktioniert, scheint doch sehr unsinnig. Die Atmungf wird über das Stammhirn (genauer Verlängertes Mark) gesteuert.

    Die bekannte Empfehlung des Ad-hoc-Kommitees der Havard Medical School von 1968 hat nichts anderes gemacht als das irreversible Koma als Todeskriterium definiert.
    Es gab und gibt keine zwingende wissenschaftliche Erkenntnis dies zu tun.
    [...]
    Aber es galt eine Kontroverse aus dem Weg zu räumen, nämlich die, dass eine "überholte Definition des Todes" bei der Beschaffung von Organen zur Transplantationen hinderlich sein könnte.
    Hier verdreht er eindeutg die Tatsachen und schafft Verschwörungstheorien. Die "überholte Definition des Todes" (= Herztod) ließe Schindluder viel eher zu. Und wie schon dargestellt gab es sehr gute Gründe die Definition "Tod" zu ändern.

    Überhaupt fällt mir auf, dass dieser Professor viele gängige Überzeugungen in Frage stellt. Sicherlich eine gute Eigenschaft. Jedoch unterläßt er jegliche vernünftige Untermauerung seiner eigenen Thesen.
    Schade auch ...

    Darf ich Dich, Hadi, fragen, ob Du aus dem medizinischen Bereich kommst?

    Gruß
    LD

  7. #17
    Hadi Gast

    Standard

    Prof. Herbert Tröndle, Strafrechtler a.d.Uni Freiburg

    Zitatauszug:

    Zweifellos kam es im Gesetzgebungsverfahren der obsiegenden Mehrheit, die vom Hirntod als Ganzheitstod ausging, in erster Linie auf die Sicherstellung einer optimalen "Organgewinnung" an, während die unterlegene Minderheit den Schutz vor unzulässiger Organentnahme in den Mittelpunkt stellte und den Organtod des Gehirns als Ganzheitstod ablehnte oder zumindest in Frage stellte. Ausdruck fand diese Minderheitsmeinung nach mehreren Sachverständigenanhörungen im Gesundheits- und Rechtsausschuss der Deutschen Bundestages in einem interfraktionellen Gesetzesantrag (Abg. E. v. Klaeden u.a.)
    Danach sollte unter Verzicht auf eine gesetzliche Festlegung des Todeszeitpunktes eine Organentnahme nach irreversiblem Ausfall der gesamten Hirntätigkeit unter der Voraussetzung möglich sein, daß die betreffende Person nach Aufklärung über die Feststellung und Bedeutung des Hirntodes die zur Transplantation erforderlichen Eingriffe ausdrücklich gebilligt hat (enge Zustimmungslösung)

  8. #18
    Hadi Gast

    Standard Gesetzgebung

    12


    6. Die merkwürdige und eilige Gesetzesratifizierung



    Mit großer Mehrheit verabschiedete am 25. Juni 1997 der deutsche Bundestag das Transplantationsgesetz.

    Dieses Gesetz regelt die Entnahme und Verpflanzung von Organen und enthält umfassende Bestimmungen für die Organvermittlung, und führt damit natürlich zu bedeutenden wirtschaftlichen Konsequenzen.

    Die Debatte dauerte über fünf Stunden. Anwesend waren jedoch nur ca. 150 Abgeordnete!!

    Erst als die 2. und 3. Lesung vorbei war, füllte sich der Plenarsaal,
    d.h., an der Mehrheit der Abgeordneten gingen die Argumente der Redner vorbei.

    Die Mehrheit unserer Volksvertreter haben bei einer so ungemein wichtigen Frage ihr Desinteresse bekundet. (Und wir haben Sie gewählt.)
    Aber sie stimmten trotzdem ab, d. h., die Diskussion vorher war eine Farce!

    Der Bundestag hat sich mit der Frage der Transplantation, mit der Frage: „Wann ist ein Mensch wirklich tot?“, eine Kompetenz erteilt, die ihm weder zusteht, noch deren Folgen er für „Tausende“ zu überblicken vermag.

    So wurden z. B. erst kurz vor der Abstimmung die Drucksachen den Abgeordneten zur Einsichtnahme zur Verfügung gestellt. Selbst wenn diese gewollt hätten, hätten sie sich in der Kürze der Zeit mit dem Inhalt nicht vertraut machen können.

    Die Beschlussempfehlung und der Bericht des Ausschusses für Gesundheit vom 23. Juni 1997, standen ihnen zwei „satte Tage“ vor der Abstimmung zur Verfügung.

    Fünf Gruppenanträge vom 24. Juni 1997 gar nur einen Tag. Diese lagen im Foyer des Plenarsaals aus.

    Wie viele Abgeordneten davon erst gar keinen Gebrauch machten, ist nicht überliefert.

    Aber sie wollten wohl auch nicht, denn von einem Protest ist dem Autor nichts bekannt.

    In der dann namentlichen Abstimmung sprachen sich von den 629 Abgeordneten 449 für die sogenannte „Erweiterte Zustimmungslösung“ aus.
    Mit „Nein“ stimmten 151 Abgeordnete, während sich 29 Abgeordnete enthielten.

    Was besagt nun das Gesetz?
    In der Kurzfassung: Liegt keine schriftliche Willenserklärung des „Hirntoten“ vor, so können nahe Angehörige, unter Berücksichtigung „des mutmaßlichen Willens“ des Sterbenden mit dem Arzt vereinbaren, ob eine Organentnahme erlaubt wird.

    (Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer den mutmaßlichen Willen haben kann, bei lebendigem Leibe ausgeschlachtet zu werden, keinen friedvollen und würdigen Tod haben zu wollen)

    Innerhalb einer bestimmten Frist kann der Angehörige dass jedoch widerrufen.

    Nahe Verwandte sind in der Reihenfolge: Ehegatten, volljährige Kinder, volljährige Geschwister, Großeltern.

    13



    Es muss aber ein mindestens zweijähriger, enger Kontakt nachgewiesen werden.

    Es gab aber auch noch eine weitere Abstimmung, die sogenannte „ganzheitliche Alternative“. Diese besagte, dass der „Hirntod“ nicht das Ende des menschlichen Lebens sei. Dafür stimmten jedoch nur 201 Abgeordnete.

    Warum so deutlich? Hier wirkte wohl die massive „Arbeit“ der Transplantationslobby im Vorfeld der Abstimmung.

    Diese Lobby forderte bei drei Anhörungen des Gesundheits- und Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages ultimativ eine gesetzliche Gleichsetzung des „Hirntodes“ mit dem Tod des Menschen.(!)

    Sie drohten ansonsten jegliche Transplantationen in Deutschland zu unterlassen. (Welch eine „Drohung“!)

    1996 lagen von 3.228 Transplantationen nur 34 persönliche Einwilligungen vor.

    Es gab aber noch einen weiteren Gesetzentwurf. Dieser sah vor, dass eine „enge Zustimmungslösung“ vorliegen muss, d. h., es dürfen nur dann Organe entnommen werden, wenn eine ausdrückliche Willensbekundung zur Entnahme vorliegt.

    Der SPD Politiker Rudolf Dressler sagte: „Es sei eine „moralisch, ethische Gratwanderung“ und der Redakteur Emmerich, von der Frankfurter Rundschau kommentierte dazu: „Wobei die Mehrheit der Abgeordneten die Balance verloren und abstürzten.“

    (Ob sie wohl von der Pharma- und Transplantationslobby weich aufgefangen wurden? Warum habe ich so ein merkwürdiges Gefühl im Bauch?)

    Nutznießer sind wohl eindeutig Organisationen wie: Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantationen; Deutsche Stiftung Organtransplantation in Neu-Isenburg (Jahresumsatz über eine Milliarde €)

    Die Bundestagsabgeordnete Beatrice Philipp gestand damals:

    „Wir übernehmen mit dem Antrag zum Transplantationsgesetz den Transplantationskodex, den sich die Transplantationszentren selbst gegeben haben.
    Man scheute davor zurück, für den Tod von Tausenden von Patienten in namentlicher Abstimmung persönlich verantwortlich gemacht zu werden.“
    Wie fühlen Sie sich, werter Leser?

  9. #19
    Hadi Gast

    Standard

    LD, nein ich komme nicht aus dem medizinischen Bereich.

    Ich komme aus dem Bereich des "gesunden Menschenverstandes".

  10. #20
    luxdei Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Hadi Beitrag anzeigen
    LD, nein ich komme nicht aus dem medizinischen Bereich.

    Ich komme aus dem Bereich des "gesunden Menschenverstandes".
    Wohl eher aus dem Land der Verschwörungstheorien, wenn ich mir die Beiträge so anschaue.
    Vielleicht wäre es hilfreich, sich bei solchen Themen ein wenig fachliches Wissen (hier: Psysiologie) anzueignen. Es hilft, Behauptungen einzuordnen, statt zu transportieren, Organspender würden bei lebendigem Leibe auseinandergeschnitten, weil irgendjemand geldgeil sei, oder so.

    Gruß
    LD
    Geändert von luxdei (18.01.2011 um 19:01 Uhr)


 

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