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Thema: Shoutbox

  1. #891
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  2. #892

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  3. #893
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  4. #894

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    Studie über Kinder bei Homosexuellen Paaren widerlegt:

  5. #895
    iamfreak Gast

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    extra für micha :)


  6. #896
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  7. #897

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  8. #898
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    Das weiße Taschentuch
    Der Mann saß auf dem Gehsteig neben der Bushaltestelle und starrte zu
    Boden. Ein paar Leute musterten ihn im Vorübergehen neugierig und
    fragten sich, was das wohl für einer sein möchte, der Landstreicher mit
    den hängenden Schultern und den durchgelaufenen Schuhen. Er aber
    bemerkte ihre Blicke gar nicht. Er war ganz in Gedanken versunken. Hier,
    in dieser Stadt hatte er seine Kindheit verbracht. Vor mehr als zwanzig
    Jahren war er in einem kleinen roten Ziegelhaus am Ende der nächsten
    Straße aufgewachsen. Ob es überhaupt noch stand? Vielleicht war es ja
    inzwischen abgerissen worden! Hoffentlich hatten sie wenigstens die
    Stiefmütterchen nicht zertrampelt! Komisch, wie gut er sich noch an die
    Stiefmütterchen erinnerte und an die Schaukel, die ihm sein Vater gebaut
    hatte, und an den Gartenweg, auf dem er das Fahrradfahren gelernt
    hatte. Monatelang hatten die Eltern gespart, um ihm das Fahrrad zu
    kaufen. Zehn Jahre später war aus dem Fahrrad ein Motorrad geworden. Er
    selbst ließ sich zu Hause immer seltener blicken. Er verdiente gut und
    hatte eine Menge Freunde. Vater und Mutter erschienen schrecklich
    altmodisch und langweilig. Da war es in den Kneipen und Discos doch
    lustiger!


    Heute erinnerte er sich nicht mehr gern an diese Zeit, vor allem nicht
    daran, wie ihm die Schulden über den Kopf gewachsen waren, und er an
    einem Sonntagnachmittag bei den Eltern aufgetaucht war, um sie um Geld
    zu bitten. Sie hatten sich so über seinen unerwarteten Besuch gefreut,
    dass er es nicht übers Herz brachte, sie um Geld zu bitten. Doch er
    wusste genau, wo sein Vater das Portemonnaie aufbewahrte, und als die
    Eltern dann für einen Augenblick in den Garten gingen, hatte er sich
    einfach “bedient”.

    Seither hatte er sie nicht mehr gesehen. Er traute sich nach dem, was er
    getan hatte, nicht mehr nach Hause; und die Eltern hatten jede Spur von
    ihm verloren. Er war ins Ausland gegangen, und sie erfuhren nichts von
    seinem rastlosen Umherziehen und auch nichts von seinem
    Gefängnisaufenthalt. Doch dort, in seiner Zelle, hatte er viel an sie
    gedacht. Manchmal, wenn er sich schlaflos auf seiner Pritsche umher
    wälzte und der Mond unheimliche Figuren auf die Zellenwand malte,
    wünschte er sich: “Wenn ich erst wieder aus diesem Loch heraus bin,
    möchte ich sie noch einmal sehen – wenn sie überhaupt noch leben – und
    wenn sie mich sehen wollen.”


    Als er seine Strafe abgesessen hatte, fand er in der Großstadt eine
    Arbeitsstelle; aber Ruhe fand er nicht. Irgendetwas zog ihn heim, eine
    Sehnsucht, die sich nicht zum Schweigen bringen ließ. Auf Schritt und
    Tritt wurde er an das kleine rote Backsteinhaus erinnert, an das Beet
    mit den Stiefmütterchen, an ein Kind auf einer Schaukel, an einen
    Jungen, der von der Schule nach Hause rannte…


    Er wollte nicht völlig mittellos daheim ankommen, und so legte er einen
    großen Teil der Reise zu Fuß oder per Anhalter zurück. Er hätte schon
    längst da sein können, aber dreißig Kilometer vor dem Ziel waren ihm
    plötzlich Zweifel gekommen. Was hatte er überhaupt für ein Recht,
    einfach so bei den Eltern hereinzuspazieren? Würden sie in dem
    heruntergekommenen Kerl, der er geworden war, überhaupt den Jungen
    erkennen, den sie geliebt hatten und der sie so schreckliche enttäuscht
    hatte?


    Er kaufte sich etwas zu essen und setzte sich unter einen Baum, wo er
    für den Rest des Tages sitzen blieb. Der Brief, den er am Abend in den
    Briefkasten einwarf, war sehr kurz, aber er hatte sich stundenlang damit
    abgemüht. Er endete mit den Worten: “Ich weiß, es ist verrückt,
    anzunehmen, dass Ihr mich überhaupt noch einmal sehen wollt. Aber
    entscheidet selbst. Ich werde früh am Donnerstagmorgen ans Ende unserer
    Straße kommen. Wenn Ihr mich zu Hause haben wollt, hängt ein weißes
    Taschentuch ins Fenster meines alten Zimmers. Wenn ich es dort sehe,
    werde ich zu Euch kommen; wenn nicht, werde ich dem alten Haus noch
    einmal zuwinken und mich wieder davonmachen.” Und nun war der
    Donnerstagmorgen da. Der Anfang der Straße war gleich um die Ecke.
    Dieses Haus gab es jedenfalls noch!


    Auf einmal hatte der Mann es nicht mehr eilig! Er setzte sich einfach
    auf den Gehsteig und starrte die Steine an. Ewig konnte er den
    Augenblick der Wahrheit natürlich nicht hinauszögern. Vielleicht waren
    die Eltern inzwischen ausgezogen? Wenn kein Taschentuch da war, wollte
    er wenigstens ein paar Erkundigungen in der Stadt einziehen, ehe er sich
    wieder auf den Weg machte. Er wagte gar nicht daran zu denken, was er
    tun sollte, wenn seine Eltern zwar noch dort wohnten, ihn aber nicht
    mehr sehen wollten.


    Mühsam und mit schmerzenden Gliedern erhob er sich. Er war steif vom
    Übernachten im Freien, und die Straße lag noch im Schatten. Mit
    unsicheren Schritten wankte er zu der alten Platane hinüber, von der
    aus, das wusste er, das Backsteinhaus deutlich zu sehen sein würde. Bis
    dahin hielt er den Blick zu Boden gesenkt. Mit fest zusammengekniffenen
    Augen stand er ein paar Augenblicke unter den Ästen des Baumes. Dann
    holte er tief Luft und wagte den Blick zum anderen Ende der Straße
    hinüber.



    Und dann stand er da und starrte und starrte…



    Das kleine Backsteinhaus wurde bereits von der Sonne beschienen – aber
    es war kein kleines rotes Backsteinhaus mehr. Aus allen Fenstern hingen
    Betttücher und Kissenbezüge, Handtücher und Tischdecken, Taschentücher
    und Servietten; und aus dem Dachfenster flatterte eine große weiße
    Gardine quer über das ganze Dach. Rotes Backsteinhaus? Ein Schneehaus,
    das da in der Sonne glänzte!

    Der Mann warf den Kopf zurück und stieß einen Freudenschrei aus. Dann
    rannte er über die Straße und durch die weit geöffnete Haustür direkt in
    sein Elternhaus hinein.







    (Patricia St. John)

  9. #899
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